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Die Frau nebenan
Die Frau von nebenan
Die Frau von nebenan
Es war bereits spät, als sie an diesem Abend vom Bus nach Hause ging. Wie immer sah Marie die alte- auf ihrem Schaukelstuhl sitzende Frau, im Haus gegenüber, die ihr von ihrem Balkon aus zuwinkte, wie sie es jeden Abend zu pflegen tut, wenn Marie nach Hause kommt. Marie winkte mit einem Lächeln auf den Lippen zurück.
Sie kannte die Frau nicht, was wahrscheinlich daran lag, dass sie erst vor kurzem in diesen Teil der Stadt gezogen war. Sie machte sich aber nichts weiter daraus, sondern fand die Frau einfach nett. Sie freute sich sogar schon immer im Bus darauf, dass jemand auf sie wartet, wenn sie nach Hause kommt.
Doch an diesem Abend war etwas anders als sonst. Die Frau winkte zwar, aber bei genauerem hinsehen konnte man erkennen, dass die Frau wild mit den Armen gestikulierte und ihr, Marie, bedeutete näher zu kommen. Marie tat es. „ Stimmt etwas nicht?“, fragte Marie die Frau. Diese erwiderte mit müdem Blick: „ Mädchen, wenn du weißt was gut für dich ist, dann gehe heute nicht in deine Wohnung!“ Marie starrte die Frau mit einem sichtlich irritierten Gesichtsausdruck an und fragte sie, ob es einen Grund dafür gebe. Darauf wiederholte die Frau nur ihre Worte, diesmal nur noch eindringlicher. Marie, der nicht ganz wohl bei den Worten der Frau war, beschloss die Nacht bei ihrer Freundin zu verbringen und machte sich auf den Weg zu ihr.
*
Am nächsten Morgen bekam sie sehr früh einen Anruf. Nachdem sie fünf Minuten telefoniert hatte, machte sie sich sofort auf den Weg zu ihrer Wohnung, die Polizei war bereits eingetroffen. Außer der Polizei befanden sich auch noch ein paar neugierig gewordene Nachbarn und ihr Hausmeister vor ihrem Wohnungsblock. Der Polizist erzählte ihr, dass gestern Abend oder gestern Nacht, bei ihr eingebrochen wurde, wie der Hausmeister heute Morgen an ihrer aufgerochenen Wohnungstür erkannte und darauf die Polizei gerufen hatte.
Marie zog sich der Magen zusammen. Sie dachte an die alte Frau und an ihre Worte von gestern Abend. Sie erzählte der Polizei davon und äußerte ihre Vermutung, dass die Frau wahrscheinlich den Einbruch beobachtet hatte, aber aus irgendeinem Grund sich nicht getraut hatte, die Polizei zu rufen. Das dachte Marie einfach, denn die alte Frau sah gestern Abend so gebrechlich und ängstlich aus. Der Polizist notierte sich eifrig ihre Aussagen. Da schaltete sich der Hausmeister ein, der mitbekommen hatte was sie sagte. Doch was er sagte ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. „Sie meinen doch nicht etwa Frau Müller von nebenan, die ist schon seit Jahren blind“, sagte er. Bloß woher wusste die Frau das sie sich an diesem Abend in Gefahr begeben würde- und was noch mysteriöser war, wenn die Frau doch blind ist wie bemerkte sie Marie dann jeden Abend und winkte ihr sogar...