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Die Frau und Ich

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26.09.2005
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Die Frau und Ich

Guten Tag, mein Name ist Thomas Grafmann, ich bin 34 Jahre alt und nun wirklich nicht das, was man einen Frauenschwarm nennen kann. Meine Geheimratsecken sind schon sehr ausgeprägt, meine Augen stehen ein bisschen zu weit auseinander und meine Nase ist dick.
Ich bin ziemlich klein und leider auch übergewichtig. Nicht unbedingt sehr fett, aber mein BMI geht auf die 32 zu. Mein Arzt rät dringend zu einer sportlichen Betätigung, die ich auch bestimmt bald beginnen werde. Sie sehen, ich bin der Typ dem Frauen eher freundschaftlich zugeneigt sind. Ich arbeite seit sieben Jahren als Kellner in einem kleinen Cafe und mag meinen Beruf auch sehr gerne, allerdings bin ich sehr schüchtern. Sie werden lachen, ein Kellner und schüchtern? Es ist aber tatsächlich so. Vor einiger Zeit ist mir das auch wie ein Schlag ins Gesicht klar geworden.

Mein Tag war begleitet von langweiliger Routine bis diese Frau in mein Leben trat. Sie faszinierte mich vom ersten Moment an. Sie kam jeden Tag um 14.30 und trank einen Kaffee mit Milch und Zucker. Ich bereitete ihn immer sehr gewissenhaft vor und legte ihr immer zwei Kekse auf den Unterteller.
Leider schaffte ich es immer durch Ungeschicktheiten, als durch meine Keksaktion, auf mich aufmerksam zu machen. Mal fiel mir ein Glas, welches ich polierte, aus der Hand oder ich stolperte über eine Kiste. Ich weiss nicht wie sie reagierte, denn ich vermied es sie nach solchen Missgeschicken anzuschauen.

Ich stellte mir vor, ich würde doch einmal meine unglaubliche Schüchternheit überwinden und sie ansprechen.
„Entschuldigen sie“, würde ich dann sagen, „gehen sie vielleicht mit mir was trinken? Ich finde sie äußerst attraktiv und würde sie gerne kennenlernen“ Eine sehr plumpe Methode jemand kennen zu lernen aber vielleicht würde sie dann sagen.
„Natürlich, es würde mich freuen.“ Wir würden gemeinsam etwas trinken gehen, und meine Art würde ihr gefallen. Ich mag nicht der Hübscheste sein, aber ich kann ganz witzig sein wenn ich jemand schon etwas näher kenne. Wir würden uns öfters treffen und vielleicht bald eine Beziehung beginnen. Die Vorstellung allein zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht und ich polierte, in Gedanken versunken, mein Glas weiter. Andererseits wäre es auch möglich, dass sie einfach sagen würde:
„Glauben sie wirklich, dass ich mit so einem Fettsack was trinken gehen würde. Ich bitte sie!“ Und sie würde aufstehen und empört das Lokal verlassen und alle Leute im Cafe saßen, würden sich vor Lachen biegen.

„Entschuldigen Sie, Thomas?“ Eine süsse Stimme brachte mich schlagartig wieder in die Realität zurück. Sie stand vor der Theke und lächelte mich an. „Ich habe ihre Kollegin nach ihrem Namen gefragt, denn sie sind mir schon lange aufgefallen.“ „So?“ sagte ich, und ohrfeigte mich in Gedanken. Die Frau lächelte noch immer.
„Ich hoffe, dass ist ok? Wenn ich das mal so sagen darf, mir ist auch aufgefallen, dass sie mich auch etwas öfters anschauen und da dachte ich, ich frag einfach mal, Thomas.“ Wie sie meinen Namen aussprach, brachte mich innerlich zum Zerfliessen und meine Beine entsprachen der Konsistenz von Griessbrei.
„Ich weiss nicht genau, kann sein.“ sagte ich wieder und konnte nicht fassen was ich da sagte. Nun sah die Frau etwas verwirrt aus.
„Haben sie mich nicht angesehen? Hab ich mir das nur eingeredet?“ Ich schaute an ihr vorbei, denn ich konnte ihr nicht in die Augen schauen.
„Ich weiss nicht.“ Aus Verwirrtheit wurde Enttäuschung, dem fast im selben Moment aber wieder Haltung folgte. Sie lächelte gezwungen und sagte:
„Ach so, dann hab ich mich wohl getäuscht. Es tut mir leid, dass ich gefragt habe. Auf Wiedersehen.“ Die Frau drehte sich um und lief langsam zur Tür. Ich machte einen Schritt und wollte ihr hinterher schreien, doch kein Wort kam über meine Lippen. Ich wollte zu ihr hinrennen und ihr sagen was ich fühlte, doch kein Schritt war mehr möglich. Meine Füsse schienen wie festgenagelt. Sie öffnete die Tür und trat hinaus und blickte noch einmal zurück. Ich schaute rasch weg, denn ich konnte ihr nicht in die Augen sehen, ich war einfach zu schüchtern. Ich sah sie noch am Fenster vorbeilaufen und dann war sie weg. Ich trat wieder vollends hinter die Theke zurück und nahm mir vor, ihr das nächste Mal alles zu sagen, was ich fühlte. Beim nächsten Mal ganz bestimmt.

Sie kam nie wieder in das Cafe.

 

Hallo, das ist meine erste Geschichte. Ich hab keine Erfahrung bei Alltagsgeschichten, ich habe früher gerne Fantasy geschrieben und habe mich mal an einer Alltagskurzgeschichte probiert.

Vielleicht könnten mir hier Leute Tipps geben, vor allem zum Schreibstil, was man besser machen könnte. Dann könnte ich das anhand dieser Kurzgeschichte mal üben, für mehr Geschichten in der realen Welt.

Vielen Dank im Voraus

 

Dein Ausflug in die fantastische Welt des Alltags hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Ziemlich gut. Den letzten Satz würde ich vielleicht streichen, der Leser ahnt das auch so. Ich mag diese tragischen Figuren, die sich selbst im Weg stehen.

Etwas nachlässig fand ich, wie der Protagonist zu Beginn erklärt, er sei schüchtern, und das sei ihm "mit einem Schlag" bewußt geworden. Ich bin ziemlich sicher, daß er das schon zuvor wußte. Vielleicht schreibst Du dort etwas wie: "wie sehr, das wurde mir [...]"

Anzumeckern habe ich nur Kleinigkeiten, hier eine kleine Liste:

  • Leider schaffte ich es immer durch Ungeschicktheiten, als durch meine Keksaktion, auf mich aufmerksam zu machen. - Holpert. Wie wäre: "Leider waren es nicht diese Keks-Aktionen, mit denen ich auf mich aufmerksam machte, sondern vielmehr einige Ungeschicklichkeiten."
  • Ich weiss nicht wie sie reagierte, denn ich vermied es sie nach solchen Missgeschicken anzuschauen. - "nicht, wie sie darauf reagierte, vermied ich es nach solchen Missgeschicken doch immer, sie anzuschauen."
  • Eine sehr plumpe Methode jemand kennen zu lernen aber vielleicht würde sie dann sagen. - Würde ich mit Punkt abtrennen, andernfalls muß hier ein Komma stehen: "lernen, aber". Als Einleitung für die nachfolgende Rede vielleicht besser ein Doppelpunkt am Ende.
  • Und sie würde aufstehen und empört das Lokal verlassen und alle Leute im Cafe saßen, würden sich vor Lachen biegen. - "säßen", oder umformulieren.
  • Ich hoffe, dass ist ok? - "das"

 

Danke für die Anmerkungen und die Kritik, ich werde sie in den Text einarbeiten.

 

Hallo Tangun,

deine Geschichte hat mir recht gut gefallen und zugleich ein herzliches Willkommen auf kg.de.

Am Anfang dachte ich eher an eine Selbst-Charakteristik deines Prot. Aber dann hast du doch noch Handlung hineingebracht.
Die Trotteligkeit des Kellners hat mit sehr gut gefallen. Ja, ja, man nimmt sich immer Dinge vor und ist dabei recht stark. Aber wenn es dann drauf ankommt, dann ist man doch wieder schüchtern und alles geht schief.

Einen Vorschlag hätte ich noch zu machen. Vielleicht kannst du die Beschreibung der Person am Anfang etwas mehr mit Handlung oder Beispielen verbinden, dadurch wirkt es nicht so wie eine Personenbeschreibung. (Das habe ich mal wo gelesen).

Hier noch ein Wiederholungsfehler:

Ich bereitete ihn immer sehr gewissenhaft vor und legte ihr immer zwei Kekse auf den Unterteller.
Leider schaffte ich es immer durch Ungeschicktheiten, als durch meine Keksaktion, auf mich aufmerksam zu machen.

Man kann auch mal "stets" oder "dauernd" u.ä. nehmen.

Viele Grüße
bambu

 

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