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Die Frucht meines Leibes

Seniors
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30.08.2001
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Die Frucht meines Leibes

Wenn ich an die Zeit vor der Empfängnis zurückdenke, so scheint es mir, als wäre mein Leben in jenen Tagen ohne jegliche Bedeutung gewesen. Ich wachte und schlief, ich aß und trank, ich liebte und zürnte, und wenn ich auch viel gearbeitet hatte, so waren die Ergebnisse meiner Tätigkeiten doch stets immer nur etwas Ersetzbares gewesen, dessen Werthaltigkeit von der rasenden Zeit dahingerafft wurde. Wie beneidete ich die Frauen, die Kinder gebaren. In jenen Monaten, in denen sie schwanger gingen, glichen sie gottähnlichen Wesen. Leben wuchs in ihnen heran, und mit der Geburt erschufen sie eine neue, einzigartige Welt. Mir blieb dieses Glück über so viele Jahre versagt; allein der Gedanke daran wäre töricht gewesen.
Nun aber reift auch in mir ein neues Leben. So unmöglich es auch erscheinen mag, so wenig erkennbar es für andere auch ist, ich fühle es in mir. Es gedeiht überraschend schnell. Die Niederkunft wird schon bald sein, vielleicht schon in der kommenden Nacht. Längst habe ich die Existenz dieser undenkbaren Realität akzeptiert. Dennoch wage ich es nicht, Gott dafür zu danken; zu blasphemisch erscheint mir dieses Ansinnen.
Ich bemühe mich um die größte Sorge für die Frucht meines Leibes. Seit meiner Erkenntnis rauche ich nicht mehr. Ich esse viel Obst und Gemüse. Abends vermeide ich die geselligen Treffen bei einem Glas Rotwein. Es genügt mir vollauf, in meinem Bett zu liegen und die Wärme der nachmittäglichen Frühlingssonne auf meinem Gesicht zu spüren. Wenn ich die Augen schließe und meine faltigen Hände die beiderseitigen Schutzgitter umfassen, empfinde ich die wundervolle Symbiose bis in die letzte Faser meines Körpers. Mir ist dann beinahe, als könne ich das Leben in mir kraftvoll umarmen, es wärmen und liebkosen.
Meine Pfleger zeigen kein Verständnis für meine Situation. Unwissend, wie sie sind, kann ich es ihnen nicht einmal verdenken. Sie sind auf eine rührende Weise um mich besorgt, wenn ich auch den Ekel, den sie beim Anblick meiner zunehmenden äußerlichen Absonderlichkeiten empfinden, nicht hinwegleugnen kann.
Es begann vor drei Monaten. Nach meinem fruchtbringenden Traum litt ich an hohem Fieber, und wie die behandelnden Ärzte glaubte auch ich zunächst an eine Erkältung. Sie injizierten mir eine gelbliche Flüssigkeit, verschrieben mir mehr Tabletten als sonst üblich. In meinem Alter konnte eine solch fiebrige Erkrankung ernste Folgen haben. Als die Hitze in meinem Körper nach Tagen wieder auf Normaltemperatur sank, waren die Ärzte zufrieden.
Schon bald darauf begannen die erniedrigenden Anfälle von Übelkeit, die ich nicht zu kontrollieren vermochte. Einmal erbrach ich mich bei einem der täglichen Spaziergänge durch den heimeigenen Park. Dem begleitenden Pfleger gelang es, meinen nach vorn gebeugten Körper zu stabilisieren und mich vor einem Sturz zu bewahren. So besudelte ich meine Schuhe und den Kiesweg mit dem Halbverdauten, indessen andere Bewohner diese beschämende Szene aus angemessener Entfernung betrachteten. Ein anderes Mal übergab ich mich während des gemeinsamen Mittagessens im Speisesaal. Der Anblick des von Fettsträngen durchzogenen Bratens in seiner dunklen, sämigen Soße mit den kleinen weißen Bohnen darin erzeugte in mir einen tiefen Widerwillen. Als ich mich dann aber doch hungergetrieben überwand und etwas von der scheußlich anzusehenden Kost in den Mund führte, konnte ich nicht mehr an mich halten. Mir war, als kaute ich auf einem verdorbenen Stück Fleisch, in dem sich ein weißes Volk aus Maden und Larven zitternd wand. Ich erbrach mich auf meinen Teller. Die angespeichelte Masse klatschte zusammen mit dem bitteren Inhalt meines Magens zurück in die dampfende Abscheulichkeit vor mir, und es spritzte nach allen Seiten davon, auf mein Hemd, auf die Tischdecke, auf die Teller mir gegenüber und zu meinen Seiten. Einige meiner Tischnachbarn pressten die Hände vor den Mund und würgten. Zwei Pfleger rissen mich von meinem Stuhl und zerrten mich fluchend zum Krankenzimmer, während mir ein galliges Sekret aus der Nase tropfte und mein Magen wie zerrissen schmerzte.
Die Ärzte bemühten sich, so sehr sie konnten. Schließlich suchten sie gar nach bösartigen Wucherungen in mir, aber sie fanden nichts. Sie sagten, ich sei ihnen ein Rätsel. Also taten sie, was sie immer taten: sie verschrieben mir mehr Medikamente.
Tatsächlich ging es mir bald schon besser. Die eitlen Mediziner schrieben es ihrem Behandlungsgeschick zu. Ich aber spürte, daß es keinesfalls an den pharmazeutischen Verabreichungen lag. Es war nichts weiter als der Übergang von einem Stadium in ein anderes innerhalb eines überwältigenden Entwicklungsprozesses.
Wie hätte ich diesen vermessenen Studierten auch begreiflich machen können, was mir allmählich zur Gewißheit geworden war. Ich hatte empfangen. Die rationale Unmöglichkeit dieses Umstandes kümmerte mich nicht. In mir wuchs ein Leben heran, das sich zunehmend zu erkennen gab. Mein Ungeborenes und ich tanzten einen symbiotischen Walzer, der uns immer enger zusammenführte.
Zunächst machte es sich nur auf einer geistigen Ebene bemerkbar. Es ergriff Besitz von meinen Gedanken; erst nur verborgen in einer kleinen Nische, doch bald schon in einer periodisch wiederkehrenden gänzlichen Umarmung. In dem Maße, in dem es in mir heranreifte, reiften auch meine Gedanken. Ich erkannte die Sinnlosigkeit der Bestrebungen meines langen Lebens. Stets hatten mich Schuld und Sünde und der Wunsch nach Vergebung durch das Labyrinth meiner Jahre getrieben, und doch war ich nur an Mauern gestoßen. Jetzt endlich gewann ich die verzweifelt herbeigesehnte Wahrheit; der überlegene Geist meiner Frucht wies mir den Weg hinaus. Es gab keine Schuld, es gab auch keine Sünde. Sie erzeugten nur Angst und führten zu angepaßten und in Formen gepreßten Individuen, die sich schließlich halberstickt durch die Gossen einer verkommenen Gesellschaft schleppten, weil ihnen die Mächtigen durch ihre selbstgefällige Gesetzgebung und Anordnung von standeswahrenden Sanktionsmechanismen jede Luft zum Atmen raubten. Anarchie war der Weg, und so deutlich ich dies nun sah, so unverständlich war es mir, daß ich es in all den Jahren nie erkannt hatte. Ich trug keine Schuld, und noch viel weniger konnte man mich der Sünde bezichtigen. Meine traurige Senilität schwand dahin, und ich fühlte mich zum ersten Male in meinem Leben gänzlich frei.
Das Leben in mir gab mir zu verstehen, daß es eins werden wolle mit mir, und ich gierte von Tag zu Tag mehr nach diesem heiligen Augenblick, der die rostzerfressenen Eisenstäbe meines Käfigs endgültig dahinschmelzen würde.
So ertrug ich auch die aufgrund der zunehmenden physischen Präsenz meiner Frucht eintretenden Veränderungen und Schmerzen mit Demut. An manchen Tagen bildeten sich kleine Erhebungen auf meinem Körper und wanderten scheinbar ziellos umher, als bewegten sich blinde Käfer unter meiner Haut. Die wenigen mir noch verbliebenen Haare fielen aus. Gleichermaßen als Ersatz wuchsen mir an Armen und Körper borstendicke schwarze Haare. Es brannte wie Feuer, wenn sich meine Poren bis auf das Äußerste dehnten und sie in meiner betagten Phantasie schreienden Mündern glichen, aus denen winzige schwarze Zungen krochen. Meine Augen quollen aus ihren Höhlen hervor; ein steter Rinnsal aus klebrigen Tränen näßt seitdem meine Wangen. Die von der Gicht verunstalteten Hände streckten und krümmten sich ohne mein Zutun, ganz so, als sollte ihre jugendliche Geschmeidigkeit durch diese peinigende Prozedur zurückgebracht werden. Die Nägel meiner Finger färbten sich allmählich braun, bis sie schließlich faulig verformt abfielen und das rohe Fleisch darunter zum Vorschein kam. Nachdem ich mir wiederholt beim Einsetzen meines Gebisses die oberen Zähne in das nunmehr ungeschützte Gewebe meiner Finger gebohrt hatte, wurde ich vorsichtiger denn je im Umgang mit meinen leidgeprüften Händen, bis schließlich die Pfleger zur Vermeidung weiterer eitriger Entzündungen meine Fingerkuppen mit kleinen Gazepolstern und Pflastern abklebten.
Es erfüllt mich immer noch mit ehrfürchtigem Staunen, daß dies alles vor erst drei Monaten begonnen hat. Damals hatte ich den Traum; jedenfalls empfand ich ihn als solchen. Wie es auch geschehen sein mag, es ist geschehen. Ich werde gebären. Das ist die Wahrheit. Die einzige Wahrheit.
Ich träumte von einer Frau. Inmitten einer öden Landschaft, deren staubiger Boden sich nach allen Seiten hin endlos bis zu seiner Vereinigung mit dem Horizont erstreckte, trat sie auf mich zu. Sie war jung und so wunderschön, wie es nur ein Traum erlaubt. Ihre Haare hingen wie Samt auf ihren Rücken hinab. Ohne Scheu ließ sie ihren togaähnlichen Umhang zu Boden gleiten. Dann knöpfte sie mein Hemd auf und warf es achtlos fort. Sie preßte ihren makellosen Körper an mich und küßte mit ihren sinnlichen Lippen meinen Mund. Ich spürte ihre vollen Brüste und schloß die Augen. Mein Glied erigierte, was so viele Jahre nicht mehr geschehen war. Ihre Hände streichelten sanft über meinen Rücken, während sich etwas anderes zu ihnen gesellte, etwas Rauhes, Schuppiges, das entlang der Wirbelsäule auf meinen Nacken zukroch. Ich warf einen Blick unter den Augenlidern hervor und bemerkte einen armdicken schlingernden Schatten zu meiner Rechten. Aber ehe ich es noch genau erkennen konnte, schloß ich die Augen erneut und gab mich ganz dem mir so lange versagten ekstatischen Gefühl hin. Als die Frau ihre Lippen von den meinen löste, legte sie ihre Hände auf meine Wangen und gebot mir, die Augen geschlossen zu halten. Die Vorahnung von etwas Großem, das nun unausweichlich geschehen würde, ließ mich schwindeln. Die Frau hauchte mir ihren süßen Atem ins Gesicht. Mir wurde kalt. Einem widerhakenbewehrten Tentakel gleich bohrte sich etwas in meinen Nacken. Damals wußte ich noch nicht, was ich heute weiß: sie hatte mir ihren Samen eingeflößt. Bevor mein träumendes Bewußtsein von einer dunklen Ohnmacht umfangen wurde, hörte ich sie noch mit einer bebenden Stimme sagen, daß es nun endlich vollbracht sei.
Nun, es ist noch nicht gänzlich vollbracht. Erst in der Nacht wird das vollendet sein, was vor drei Monaten begann. Ich werde einen König zur Welt bringen. Ein Irrtum ist nicht möglich; unverkennbar fühle ich seine majestätische Kraft in mir.
Kaum kann ich ruhig liegen, da ich an die Niederkunft denke. Es erfüllt mich mit Stolz und unendlich viel Liebe, auch wenn ich weiß, daß die Frucht meines Leibes diese Liebe nicht erwidert. Der König ist der Liebe nicht fähig. Wieviel greifbarer spüre ich dagegen seinen grenzenlosen Haß, einen Haß, der so rein ist, daß ich vor Ehrfurcht auf die Knie sinken möchte.
Ich werde den morgigen Tag nicht mehr erblicken. Die Ankunft des Königs steht unzweifelhaft bevor. Ich muß weichen, damit er herrschen kann. In den letzten Monaten habe ich alles getan, ihm ein guter Vater zu sein. Jetzt kommt seine Zeit. Ich kann es kaum erwarten.

 

Hi Somebody!

Sprachlich gefällt mir Deine Geschichte ausgezeichnet, wirklich. Du hast einen sehr schönen Erzählstil verwendet, irgendwie "fein". ;)
Die Idee, die hinter der Geschichte steht, hab ich aber ehrlich gesagt noch nicht wirklich durchschaut. Bildet sich der Prot, der ja offensichtlich Patient einer Psychatrie ist, seine Schwangerschaft und deren Folgen nur ein oder hatte sein Traum tatsächlich diese Konsequenz?

Vom Ende bin ich etwas enttäuscht, mir fehlt irgendwie eine "Pointe". Recht früh merkt man als Leser, dass es keine normale Schwangerschaft ist und wohl auch kein normales Kind. Von daher birgt der Schluss keine Überraschung.
Das Ganze hat halt etwas von "Rosemarys Baby", nur ohne die langsam einschleichende Erkenntnis. Dafür drückst Du dem Leser das Unheimliche etwas zu sehr aufs Auge.

Außerdem hätte ich es schön gefunden, wenn Du uns mehr über den Mann erzählt hättest. Warum z.B. wurde er eingewiesen?
Übrigens war mir von Anfang an klar, dass es sich bei dem Patienten um einen Mann handelt, wenn das also als Überraschungseffekt geplant war, ist das leider schief gelaufen. Dafür waren die Andeutungen einfach zu offentsichtlich, also die ständigen Hinweise, dass die Schwangerschaft ja unmöglich sei.

Im Endeffekt weiß ich gerade nicht so genau, was ich von der Geschichte halten soll. Sprachlich und stilistisch gefällt sie mir, wie schon gesagt, sehr gut. Aber der Inhalt ist mir etwas zu dünn, da fehlt mir noch etwas.

Noch ein paar Anmerkungen:

Also taten sie, was sie immer taten: sie verschrieben mir mehr Medikamente.
Wenn nach dem Doppelpunkt ein vollständiger Satz kommt, wird dieser großgeschrieben.
Mein Ungeborenes und ich tanzten einen symbiotischen Walzer
Sehr schön!
Die Nägel meiner Finger färbten sich allmählich braun, bis sie schließlich faulig verformt abfielen und das rohe Fleisch darunter zum Vorschein kam. Nachdem ich mir wiederholt beim Einsetzen meines Gebisses die oberen Zähne in das nunmehr ungeschützte Gewebe meiner Finger gebohrt hatte
Hihi, genau der Ekel, den ich mag. Echt gut!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Bib,

danke für dein ausführliches Feedback zu meiner Geschichte.

Alsooo... der Mann ist Bewohner eines Altenheimes (so im Sinne von "Schöner Sterben"). Liest es sich wirklich so, als sei er in der Psychatrie? Dann muß ich da noch mal ran.

Die Schwangerschaft ist nicht eingebildet, sondern real. Daher auch (insbesondere) die physischen Veränderungen.

Übrigens war mir von Anfang an klar, dass es sich bei dem Patienten um einen Mann handelt, wenn das also als Überraschungseffekt geplant war, ist das leider schief gelaufen.

Ja, ich gestehe alles. Hatte mir wirklich eingebildet, daß es ein Überraschungseffekt in der Geschichte wäre. Dafür hab ich also den Tanz in den Mai ausfallen lassen... :sad:

Was die Sache mit den Fingernägeln angeht, sprech ich aus Erfahrung. Habe mir als Jugendlicher mal einen rostigen Stahlnagel durch einen Fingernagel gejagt. In Nullkommanix war der Nagel (der am Finger) ab, und seither weiß ich, daß Fingernägel nicht nur für´s gelegentliche Kratzen am Hinterkopf geeignet sind. Damals hab ich gemerkt, wie oft man doch mit den Fingernägeln gegen irgendwelche Gegenstände (ob stumpf oder spitz, das macht den Braten dann auch nicht mehr fett) stößt, und wenn dann kein Nagel mehr da ist... Hölle, sag ich dir! :heul:

Was mich auf jeden Fall sehr gefreut hat, ist, daß dir meine Geschichte sprachlich gefallen hat. Ist jetzt meine siebte Story gewesen, insofern experimentiere ich noch mit verschiedenen Erzählformen und Sprachstilen.

Und an den Pointen (für die ich immer was auf die Mütze krieg :drool: ) werde ich in Zukunft arbeiten.

Liebe Grüße,
Somebody

 
Zuletzt bearbeitet:

Als von den faltigen Händen am Schutzgitter die Rede war, dachte ich schon ans Altersheim. In manchen Altersheimem geht es ähnlich zu wie in der Psychartirie, was daran liegt, das viele Alte tüttelig sind, um es harmlos auszudrücken. Aber es gibt auch Fälle, wo das Personal überfordert ist, und die Alten mit Medikamenten 'ruhigstellt'.
Zurück zur Geschichte: Mir ist nicht so ganz klar, ob die 'Schwangerschaft' eingebildet ist, oder tatsächlich. Doch ich glaube, gerade das macht den Reitz der Geschichte aus. Auch wenn du sagst, das die 'Schwangerschaft' real ist.
Die Idee, das ein alter Mann möglicherweise einen Dämonen 'austrägt' gefällt mir.

 

Hi Somebody!

Ja, ich dachte tatsächlich, dass es sich um eine Psychatrie handelt, u.a. wegen Sätzen wie:

und meine faltigen Hände die beiderseitigen Schutzgitter umfassen [...] Meine Pfleger zeigen kein Verständnis [...] und wie die behandelnden Ärzte
In Nachhinein, logisch, passt auch wunderbar zu einem Altenheim. Keine Ahnung, warum ich von einer Psychatrie ausging. Mir war schon bewusst, dass der Patient älter ist, trotzdem hab ich seine Senilität wohl nicht nur dem Alter zugeschrieben. ;)
Ein kleiner Hinweis (z.B. "Altenpfleger" statt nur "Pfleger") könnte aber weiteren Mißverständnissen vorbeugen.

Und wart erst mal ab, vielleicht hatte ich nur eine plötzliche Erleuchtung, was das Geschlecht des Prots angeht. Von daher war das Ausfallen des Maitanzes evt. doch nicht umsonst. ;)
Das mit dem Nagel: :sick: Ist ja echt e-kel-haft!

Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie Du in Zukunft Deine Pointen gestaltest. :D

 

Hi Somebody,

auch diese Geschichte von dir gefällt mir recht gut. Falls man tatsächlich von einer fehlenden Pointe sprechen kann (mir war auch von Anfang an klar, dass es sich um einen Mann handelt, sorry :sad: ) ist das mE nach nicht so tragisch, da du es mit deinem geschliffenen und fesselndem Schreibstil ausgleichst. Ich lese Geschichten nicht nur wegen ihres Endes.
Also weiter so :)

Sie erzeugten nur Angst und führten zu angepaßten und in Formen gepreßten Individueen, die sich schließlich halberstickt durch die Gossen einer verkommenen Gesellschaft schleppten...
Individuen

Viele Grüße, Murphy.

 

Yo, das ist eine der besten Stories, die ich bislang in dieser Sektion gelesen habe. Inhaltlich und sprachlich auf höchstem Niveau. Hat das jemand schon in die Empfehlungen aufgenommen?

Eine Winzigkeit gibt es allerdings, die mir nicht einleuchten mag: jemand, der dermaßen mutiert, müßte doch eigentlich Gegenstand intensiverer medizinisch-wissenschaftlicher Untersuchungen werden, oder?

r

 

Hallo,

vielen Dank für´s Lesen sowie Lob und Tadel.

@ Bibliothekar
Ich werde in der Geschichte noch deutlicher machen, daß es ein Altenheim und keine Psychatrie ist. Mir gefällt dein Vorschlag mit dem "Altenpfleger" (kurz und aussagekräftig), aber ich schlaf noch mal eine Nacht drüber.

@ Xenomurphy
Auch dir war das Geschlecht meines Protagonisten sofort klar? Dann war ich mit meiner Geheimniskrämerei ja fast so erfolgreich wie beim Verstecken von Ostereiern.
Danke für den Schreibfehler... da liest man alles kreuz und quer, und immer wieder bleibt ein schöner Rest an Fehlern.

@ Relysium
Der Protagonist wurde ja untersucht. Ich hab´s bewußt nicht weiter ausgedehnt, weil ich die Geschichte kurz halten wollte und für mich die "Schwangerschaft" im Vordergrund stand. Trotzdem danke für den Hinweis.

Liebe Grüße,
Somebody

 

Hm, du wolltest das Geschlecht als Pointe zum Schluß aufheben? Kann nicht sein, warum hast du denn dann das hier geschrieben:

Wie beneidete ich die Frauen, die Kinder gebaren. In jenen Monaten, in denen sie schwanger gingen, glichen sie gottähnlichen Wesen. Leben wuchs in ihnen heran, und mit der Geburt erschufen sie eine neue, einzigartige Welt. Mir blieb dieses Glück über so viele Jahre versagt; allein der Gedanke daran wäre töricht gewesen.
...
Nun aber reift auch in mir ein neues Leben. So unmöglich es auch erscheinen mag, so wenig erkennbar es für andere auch ist, ich fühle es in mir.
...
Längst habe ich die Existenz dieser undenkbaren Realität akzeptiert. Dennoch wage ich es nicht, Gott dafür zu danken; zu blasphemisch erscheint mir dieses Ansinnen.

Welcher Leser soll da noch an eine Frau denken?

r

 

Hallo,
wollte auch nochmal kurz meinen Senf dazugeben, ich bin wohl wie die meisten anderen hier ziemlich von deinem Stil beeindruckt, der mich stellenweise sehr an Lovecraft erinnert. Durch diese stark ausgeschmückten und mit abgehobenen Wörtern versehenen Sätze, versuchte auch er meist erfolgreich eine unheilschwangere Atmosphäre aufzubauen.
Das es sich um einen Mann handelt war mir im Gegensatz zu den meisten anderen hier nicht klar, ich dachte eher an eine Frau die nicht gebähren könne.
Auf jedenfall ne nette Story

Gruß

Cerberus

 

hallo!
ich muss ceberus81 recht geben: auch ich merkte nicht sofort, dass es um einen mann geht, und ich glaube auch nicht, dass dies aus den oben zitierten stellen klar wird! ich dachte auch eher ein eine unfruchtbare, oder eine, die keinen abbekommt...
ich finde aber den letzten satz überflüssig, wenn hätte ich eher geschrieben: "ER kann es kaum erwarten" da ja dein protagonist es nicht erleben wird!
deinen schreibstil finde ich aber auch erste sahne! das mit den fingernägeln kann ich mir zwar nicht wirklich vorstellen, ist aber wohl auch besser so (ich hoffe deiner ist wieder nach gewachsen)!
mfg onida

 

Hallo...

@ Relysium
Unabhängig davon, was ich lese, ich denke immer an eine Frau. :smokin:
Aber du hast natürlich nicht unrecht: die Zeilen sind schon ein wenig offensichtlich, wobei ich allerdings gehofft habe, daß...

@ Cerberus
... Leser wie Cerberus zunächst einmal davon ausgehen, daß es sich um eine Frau handelt, die aus vorerst nicht erkennbaren Gründen keine Kinder bekommen kann.
Danke für deinen Senf! :)

@ Onida
Auch dir ein Dankeschön. Logi, Fingernagel ist wieder da, sonst hätte ich wohl tatsächlich Probleme mit meinem Gebiß... ;)

Liebe Grüße,
Somebody

 

Hallo Somebody,

ich glaube, wenn alle Geschíchten hier auf Horror so ausfallen, dann les ich hier öfter mal was.
Deine Geschichte hat mir ausnehmend gut gefallen, sie hatte für meine Begriffe fast Einstiege ins Philosophische.
Ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

Dein Schreibstil hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.
Du setzt sehr gekonnt die Worte ein und hast sprachlich das Altsein des Protagonisten gut begleitet.
Ich meine damit, dass seine Sprache etwas schwergängiger ist, das paßt sehr gut und macht ihn authentischer.

Aber nun zu meinem sonstigen Eindruck:
ich hab erstens sofort gewußt, dass es ein Mann ist,
zweitens war er für mich als erstes ein psychisch Kranker und dann erst an dritter Stelle ein alter Mann.

Wenn du diese Irrtümer beseitigen möchtest, müßtest du noch etwas an dem Text schleifen.

Dann hab ich mich wie ein Vorkritiker schon erwähnt hat, gefragt, wieso die Ärzte nichts gefunden haben und wenn, wieso sie so cool reagieren.

Das halte ich für nicht gut dargestellt, weil sich Fragen ergeben, auf die der Text keine Antwort weiß.

Und dann ist mir laufend durch den Kopf gegangen, wieso sich dein Protagonist nicht fragt, wie diese Geburt ablaufen soll. Ich meine ganz praktisch gefragt, wo soll denn das Wesen rauskommen?
Da hätte ich entweder eine Lösung angeboten oder eben seinen Irrsinn noch etwas perfekter dargestellt.
Ich lese jedoch, dass du ja gar keinen Wahnsinnigen darstellen wolltest.#

Und wieso ist ihm schlecht? Klar du meinst, weil es einigen Frauen so ergeht, denen anfänglich bei der Schwangerschaft schlecht ist. Aber macht das von der Logik her wirklich Sinn in deinem Text?

Wenn er denn sich auf sein Wesen freut, weil es in ihm und durch ihn weiterlebt, wieso bringst du dann diese Übelkeit mit ins Spiel. Wäre es da nicht sinnvoller, zu beschreiben, wie sich das Wesen bei ihm im (Bauch? oder wo?) Unterleib bewegt und ihm ein paar Knüffe gibt und er dieses als Glückgefühl empfängt?

Dann frag ich mich die ganze Zeit, wieso er alles so gottgegeben hinnimmt. Wir würdest du denn reagieren, wenn du plötzlich merktest, du wärest schwanger? :D
Würdest du nicht viel mehr in Bewegung setzen, um dies abzuwenden`? Es erklärbar zu machen.
Dein Protagonist nimmt mir viel zu viel einfach so hin.
Das kannst du nicht alles mit dem Alter, in dem man einiges gelassener sieht, erklären.
Und wieso ist er so ohne Gram und Festhaltenwollen bereit zu sterben?


Ich finde deinen Plot hochinteressant, aber ich glaube man hätte da etwas Runderes draus machen können und obendrein vielleicht noch mehr Tiefgang.

Z.B. wäre es im ersten Teil deiner Geschichte vielleicht sinnvoll, dass dein Protagonist sich zunächst mit Händen und Füssen gegen diese Schwangerschaft sträubt. Ihm ist kotzübel und er will nicht.
Dann geht dieses Wesen langsam in sein Fleisch und Blut über und er sperrt sich nicht mehr, die Übelkeit hört auf und er will so nach und nach das Wesen auch gebären, er will es mit Haut und Haaren.

Ich hoffe, ich habe dir jetzt nicht deine ganze Geschichte damit zersäbelt, denn gelesen hab ich sie nämlich gern.

Lieben Gruß
elvira

 

Hallo Lakita,

willkommen in meinem G´schichterl :)

Dann hab ich mich wie ein Vorkritiker schon erwähnt hat, gefragt, wieso die Ärzte nichts gefunden haben und wenn, wieso sie so cool reagieren.

Zugegeben, Professor Brinkmann hätte anders reagiert. Da werde ich auf jeden Fall noch mal ran, um es plausibler zu machen.

Und dann ist mir laufend durch den Kopf gegangen, wieso sich dein Protagonist nicht fragt, wie diese Geburt ablaufen soll. Ich meine ganz praktisch gefragt, wo soll denn das Wesen rauskommen?

Öhm, das Wesen kommt nicht auf dem „klassischen Weg“ zur Welt. Ich denke, das wird aus dem Text durch seine körperliche Veränderungen auch deutlich. Dieses Wesen übernimmt Körper und Geist meines Prots.

Wenn er denn sich auf sein Wesen freut, weil es in ihm und durch ihn weiterlebt, wieso bringst du dann diese Übelkeit mit ins Spiel. Wäre es da nicht sinnvoller, zu beschreiben, wie sich das Wesen bei ihm im (Bauch? oder wo?) Unterleib bewegt und ihm ein paar Knüffe gibt und er dieses als Glückgefühl empfängt?

Hm, Frauen, die während einer Schwangerschaft Übelkeitsattacken erleiden, freuen sich doch auch auf ihr Baby. Insofern sehe ich da jetzt gerade keinen Widerspruch.

Dann frag ich mich die ganze Zeit, wieso er alles so gottgegeben hinnimmt... Das kannst du nicht alles mit dem Alter, in dem man einiges gelassener sieht, erklären.

Ich erkläre es doch auch gar nicht mit seinem Alter. Das Wesen übernimmt seinen Geist, verdrängt die Persönlichkeit des Mannes zunehmend; es würde doch schon beinahe an Suizid grenzen, wenn dieses Ding trotz seiner offensichtlichen Macht zulassen würde, daß sich der Alte dagegen wehrt.
Natürlich hätte man in diesem Punkt den Plot auch ändern können, und zwar so, wie du es vorgeschlagen hast. Der Alte wehrt sich, verliert aber letztlich doch. Damit müßte ich aber größere Veränderungen vornehmen, den Plot doch um einiges umstricken, was ich eigentlich nicht wollte – zumindest nicht in Bezug auf einen die Schwangerschaft betreffenden (inneren) Konflikt des Prot.

Jedenfalls vielen Dank, daß du dich so intensiv mit dem Text auseinandergesetzt hast. In dem einen Punkt stimme ich dir zu, bei anderen sehe ich keine Notwendigkeit, Änderungen vorzunehmen. Was mir im Moment noch fehlt, ist der nötige Abstand zu der Story. Deswegen wird es wohl noch ein Weilchen dauern, bis ich mich relativ neutral darüber hermachen kann. Gut Ding will Weile haben :)

Ach, und Danke auch für´s Lob :D

Grüßkes,
Somebody

 

Hi Somebody,

die Geschichte hat mir ganz gut gefallen. Im Vergleich zu deinen anderen bisher gelesenen Storys, empfand ich diese hier aber deutlich schwächer. Dein beneidenswert (schleim) guter Stil haut aber auch hierbei wieder einiges raus. Ich lese dich eigentlich immer in einem Rutsch. Offensichtliche Fehler und holprige Stellen fallen mir irgendwie nie auf. An mir ist scheinbar kein guter Kritiker verloren gegangen :(

Was die Idee angeht. So muss ich erst einmal sagen, dass deine "Pointe" bei mir gewirkt hat. Ich habe bis zur Aufklärung an eine Frau gedacht. Wobei mir das bei Autoren, deren Geschlecht ich kenne und die zudem noch aus der Ego-Perspektive schreiben normalerweise nicht passiert :D
Die Idee mit dem "König" finde ich sehr gut. Ich liebe generell Geschichten über Gottheiten jeglicher Art.
Das diese sich ausgerechnet den Körper eines alten Mannes als Wirt ausguckt, finde ich gleichsam originell wie "unrealistisch".

Wenn der alte Kauz sich wirklich so krass verändert, warum greifen die Ärzte nicht ein? Das dieser Dämon wie du sagst nur den Körper des Mannes in Besitz nimmt, kommt meiner Meinung nach auch nicht so gut heraus. Also ich hab schon an eine "normale" Geburt gedacht. Vielleicht so ALIENS mäßig :)

Ansonsten empfinde ich es subjektiv noch als Nachteil, dass der Leser von der Macht des "Königs" nichts zu spüren bekommt. Man weiss weder wo er herkommt, noch was seine Absichten sind. Oder wer diese Frau war, die außgerechnet dem alten Knacker ihren Tentakel reinschiebt.

Vielleicht hattest du ja bei dieser Story dein Hauptaugenmerk wirklich auf die Pointe gelegt. Obwohl sie bei mir funktioniert hat, war mir doch wesentlich wichtiger, was aus dem Mann wird (und das ist jetzt Doppeldeutig zu verstehen *g*)

Aber wie gesagt, als großer Fan deiner Schreibe hab ich auch diese Geschichte gerne gelesen :)
So und jetzt Druck ich mir erstmal dein neustes Werk aus :D

schönen gruß
*Der Römer*

 

Hi Anima

An mir ist scheinbar kein guter Kritiker verloren gegangen

Im Gegenteil, du bist einer meiner liebsten Kritiker. Wenn du nicht freiwillig soviel Lob streuen würdest, hätte ich längst nach deiner Kontoverbindung gefragt :D

Ernsthaft: Einerseits freut es mich natürlich ungemein, wenn dir mein Geschreibsel gefällt, andererseits bin ich fast erleichtert, daß du auch mal meckerst.

So muss ich erst einmal sagen, dass deine "Pointe" bei mir gewirkt hat. Ich habe bis zur Aufklärung an eine Frau gedacht.

Na endlich mal wieder einer :)

Wenn der alte Kauz sich wirklich so krass verändert, warum greifen die Ärzte nicht ein?

Öhm, ich glaube, das ist wirklich der größte Bockmist in der Story. Asche auf mein Haupt. Ich werde beizeiten noch einmal eine Überarbeitung vornehmen.

Also ich hab schon an eine "normale" Geburt gedacht. Vielleicht so ALIENS mäßig

ALIENS :huldig:
Ich wollte nicht abkupfern; irgendwie hatte ich das Gefühl, wenn ich eine solche Geburtsszene inszeniere, werden alle mit dem Finger auf mich zeigen und laut PLAGIAT rufen! :D

Vielleicht hattest du ja bei dieser Story dein Hauptaugenmerk wirklich auf die Pointe gelegt.

Mein Hauptaugenmerk war darauf gerichtet, eine Story in einer etwas eleganteren/gehobeneren Sprache zu verfassen. Für mich war es eine Art Test, ob ich überhaupt in der Lage bin, sowas zu schreiben. Die etwas unausgegorene Handlung habe ich wohl zu sehr vernachlässigt.

Danke jedenfalls für´s Lesen, natürlich auch für´s Lob und aber auch für die Kritik (insbesondere!). :)

Gruß dahin, wo römische Gebeine bleichen
Somebody

 

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