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Die geheime Liebe
Die geheime Liebe
„Kerstin, ich kann dich um sieben abholen“, flüsterte Frank in sein Handy, „Hast du es arrangieren können?“
“Ja, ja, ich kann ...“, flüsterte die junge Frau und ihre vibrierende Stimme verriet die Sehnsucht nach ihm.
Sie bereitete zum Abendbrot Hühnerbrust mit Zwiebeln für ihren Mann vor und aß indessen alleine ein beschmiertes Brot. Wie üblich hatte sich Jörg gleich nach seiner Arbeit ins Bastelzimmer zurückgezogen und bekam das fertige Mahl dorthin serviert.
Sein prüfender Blick schweifte über den gedeckten Tisch. „Wo ist das Bier, haste das schon wieder vergessen?“ herrschte er sie an.
„Nein, nein …“, stotterte Kerstin und brachte ihm zwei Flaschen.
„Frank holt mich gegen sieben zur Versammlung ab ...“, sie räusperte kurz, „brauchst du noch etwas?“
„Nö!“ antwortete Jörg mit vollem Mund und wand sich bereits seinem geliebten Hobby zu.
Unschlüssig stand Kerstin im Türrahmen und betrachtete ihren Mann, doch er würdigte ihr keinen Blick, er bemerkte sie nicht einmal mehr. Jetzt existierte für ihn nur noch seine Modellbahn.
„Dann noch viel Spaß!“ sagte sie und schloss die Tür hinter sich.
Für wenige Augenblicke lehnte sie sich an die Wand, murmelte: „Warum nur?“, und sann über die unzähligen Gespräche nach, dachte an die hoffnungslosen Versuche der letzten Jahre, Jörg auf sich aufmerksam zu machen, ihm zu sagen: „Eh, ich lebe noch!“ Und sie fühlte die tränenreichen Nächte tief in sich, fühlte die erdrückende Einsamkeit. Still fragte sie sich, für welchen Preis sie all dies aufrecht erhielt?
Ihr nüchterner Verstand flüsterte: „Ja, ja du weißt doch, die verdammten finanziellen Verstrickungen, die dich in das verwobene Netz so fest eingebunden haben. So fest, dass du nicht entrinnen kann.“
Als die Ausweglosigkeit sie aufzufressen schien, kam Frank. Er kam als neuer Direktor an die Schule. Bei dem Gedanken huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Kerstin sah ihn vor sich, als er zum ersten Mal ins Sekretariat trat und sie mit seinen braunen, tiefsinnigen Augen musterte. Beide verstanden sich von Anfang an gut und ihre Zusammenarbeit lief einfach perfekt. Damals, ja damals wurde alles anders.
Erschrocken schaute die junge Frau auf ihre Armbanduhr und huschte ins Schlafzimmer. Aus dem Kleiderschrank nahm sie einen langen schwarzen Strickrock mit der dazu passenden roten Bluse und eilte ins Bad. Kerstin schlüpfte aus ihren Sachen und stellte sich unter die Dusche. Die windenden kleinen Bäche des Duschwassers streichelten ihre Haut, sie fühlten sich sanft an. So sanft wie Franks Finger. Bei dieser Vorstellung zog ein angenehmer Schauer über ihren Körper und hinterließ eine Gänsehaut. Dieses erregende Kribbeln verstärkte sich, als sie den Körper mit der Orchideenbodymilch eincremte und ihre Sachen über nackte Haut streifte, denn in wenigen Augenblicken würde er sie holen kommen.
Als Kerstin in den Flur trat, empfing sie eine unheimliche Ruhe. Es war alles leer um sie herum. So leer - stelle sie fest und wusste, dass sie mit dieser Leere lebe musste. Aber ab und an schlug sie ihr ein gehöriges Schnäppchen und entwich in eine süße Welt.
Ungeduldig ging Kerstin zum Flurfenster und spähte hinaus. In diesem Moment kam er um die Ecke gefahren und es ertönte die bekannte und geliebte Autohupe.
„Jörg, bis dann, Frank ist da!“ brüllte sie in den Flur und ging, ohne eine Antwort zu erhalten aus dem Haus und lief zum Auto. Frank hatte bereits die Beifahrertür geöffnet. Kerstin stieg unverzüglich ein und setzte sich neben ihn.
Beide konnten anfangs kein Wort sagen und sahen sich sekundenlang an. Frank startete den Wagen und fuhr los.
„Ich bin glücklich, Kerstin!“ hauchte er und legte seine Hand auf ihr Bein
„Frage mich lieber nicht, wie glücklich ich jetzt bin!“ gab sie zurück und umfasste seine Hand, klammerte sich fest an sie.
„Wohin fahren wir heute?“
„Ich habe eine neue Stelle im Wald entdeckt, dort sind wir sicher, glaube mir.“
„Ist sie sehr weit weg?“
„Nein, gleich um die Ecke und verdammt ruhig …“, er lachte bei dem Gedanken auf, „dort stören uns keine Jogger oder Gassigänger!“
„Da bin ich froh“, antwortete Kerstin lächelnd und hielt ihn noch fester.
Durch seine Hand strömte viel Wärme in ihre und sie fühlte sich geborgen. Allmählich pochte ihr Herz ruhiger und gleichmäßiger sein bum - bum - bum und sagte mit jedem Schlag Glück – Glück – Glück. Tief in ihrer Seele löste sich die innere Spannung und machte Platz für eine himmlische Leichtigkeit und Ruhe.
Kerstin spürte einen festeren Druck seiner Finger auf ihrem Bein und er schob zaghaft den Rock nach oben. Ganz sanft berührte seine Hand ihren nackten Oberschenkel und er fuhr mit kreisenden Bewegungen zu ihrem Venushügel hinauf. Sie lehnte sich in den Sitz zurück, nein - sie ließ sich fallen und genoss diese Berührungen. Oh, wie sehnte sie sich nach diesen Zärtlichkeiten und saugte diese inständig auf.
Er bog in einen Seitenweg und fuhr entlang einer Böschung den Berg hinauf. Dort hinten ging es links weiter und sie standen auf einmal mitten im Wald auf einer kleinen Lichtung. Frank schaltete den Motor ab und nahm Kerstin in seine Arme, hielt sie ganz fest in ihnen gefangen und streichelte ihr sinnig über den Kopf. Sie kurbelten die Autoscheiben runter und hörten die Vögel trällern, vernahmen die Stimmen des Windes. Frank sah die junge Frau eindringlich mit seinen braunen Augen an und küsste sie auf ihre Stirn, auf ihre Wangen und auf ihre Nasenspitze. Seine Lippen suchten die ihrigen. Erst zaghaft, spielerisch berührten sie sich und ihre Zungenspitzen spielten miteinander bis sie endlich ein wonnetrunkener Zungenkuss fesselte und ihr beider Verlangen offenbarte. Die Wirklichkeit verblasste, verschwand einfach. Ihre Liebesglut entführte das Paar weit weg und die Blüten ihres Begehrens entfalteten sich. Frank küsste sie hemmungslos und knöpfte mit zitternden Händen ihre Bluse auf, streifte diese zur Seite. Ihre Nacktheit strahlte ihm entgegen und Kerstin spürte seine erste flüchtige Berührung auf ihren Brüsten, spürte, wie er ihre Wölbungen fester in die Hände nahm. Mit einem Mal waren seine streichelnden Finger, sein so sanfter Mund überall an ihrem Körper, verwöhnten sie. Diese Liebkosungen fühlten sich wie unzählige tanzende Federn und umherwirbelnde Blütenblätter an. Frank kannte sie genau, kannte ihre verborgenen Liebesstellen und liebkoste diese begierig mit seinen weichen Lippen. Verzückt stöhnte sie auf und erlebte einen heißen Funkentanz in ihrem Unterleib.
Dürstend nach ihm, nach seinem Liebesnektar richtete sich Kerstin auf und wollte auch ihren Appetit stillen. Er lehnte sich in den Sitz zurück und ihre Hände zogen sanft über seinen Körper und ihr Mund berührte ihn zaghaft. Bis ihre Finger, ihre Lippen, ihre Zunge ihn heiß und gierig ergriffen. Verlangend züngelte das Feuer über seine Haut. Ihn erfasste die glühende Wolke ihrer Begierde und ihre lüstern wehenden Flammen nahmen ihn gefangen, brachten seinen Vulkan zum Sprudeln, zum Explodieren.
Schwer atmend lagen beide eng umschlungen da. Allmählich senkte sich der Schleier und sie nahmen das Konzert des Waldes wieder wahr. Mit geschlossenen Augen spürte Kerstin seinen Herzschlag und sog gierig den Duft der Liebe ein. Franks Hände streichelten sie immerzu, schenkten ihr so viel Kraft und Geborgenheit. Langsam, ganz langsam lösten sie sich aus dieser Umarmung und lagen mit verschlungenen Händen nebeneinander.
Noch benommen, jeder in sich gekehrt, traten sie die Rückfahrt an.
„Du, ich habe Hunger ...“, sagte Frank unerwartet und zwinkerte ihr spitzbübisch entgegen, „Was hältst du davon, wenn wir noch etwas Essen gehen?“
„Das ist eine gute Idee ...“, strahlte sie ihn an.
So wählte er das Restaurant „Zur Goldenen Kugel“. Hier stillten beide den Hunger und plauderten ungezwungen. Natürlich stritten sie wieder wegen ihrer verschiedenen Ansichten bei der Arbeit.
Dabei raste die Zeit dahin und der Abschied nahte. Sie stiegen wieder ins Auto und saßen während der restlichen Fahrt schweigsam nebeneinander. Die junge Frau versuchte mit aller Macht die Schönheit und Geborgenheit dieses Treffens festzuhalten, einzuschließen. Aber mit jedem Kilometer weiter rann dieses Gefühl wie Sand aus ihren Fingern, glitt einfach aus ihren Händen, aus ihrem Körper und sie spürte jedes einzelne Körnchen durch die Spalten ihrer Seele rinnen.
Immer wieder sagte sie sich: „Du steigst, wie immer, hoffnungsvoll aus dem Auto aus - ja, hoffnungsvoll - denn wir sehen uns bald wieder!“
Zu Hause angekommen stieg sie mit einem leichten Schleier vor den Augen aus, streifte noch einmal zart über seine Hand und schaute ihn fest an: „Bis bald Frank!“
„Bis bald meine Kleine!“ raunte er ihr zu und fuhr mit einem wehmütigen Blick schnell weg.
Kerstin ging ins Haus. Alles war dunkel und ruhig. Jörg saß in seinem Zimmer und bastelte noch immer vor sich hin, er verweilte in seiner Welt und sie hatte diese kalte Welt wieder.