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Die Geliebte

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07.02.2007
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Die Geliebte

In Gedanken versunken saß ich da. Um mich herum Menschen. Gut gelaunte Menschen. Ich versuchte auch gut gelaunt zu sein, doch immer wenn sich mein Blick ans andere Ende des Tisches verirrte, verging mir jegliche Freude. Das Lächeln gefror mir auf dem Gesicht ein. Es bemerkte niemand, zumindest hoffte ich es. Und auch den schmerzvollen Blick bemerkte hoffentlich niemand. Außer vielleicht die Person, weswegen ich dies empfand - Viktor. Andererseits wollte ich nicht, dass er etwas davon mitbekam. Schließlich konnte er an dieser Situation nichts ändern. Er versuchte nie in meine Richtung zu schauen. Ich wusste, dass es ihn anstrengte und ein paar Mal hatte ich seinen verstohlenen Blick schon aufgefangen.

„Was hältst du davon, Laura?“ wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich sah fragend lächelnd auf und blickte in das Gesicht gegenüber. Momentan waren wir in eine Arbeitsgruppe eingeteilt und es wurde von uns erwartet ein Konzept zu erstellen. Ich meinte entschuldigend, mit meinen Gedanken woanders gewesen zu sein und hörte mir die Vorschläge der anderen an. Ich gab meine Meinung dazu ab und sobald das Interesse an mir wieder erlosch, huschte mein Blick wieder wie zufällig nach links. Dorthin wo er saß. Er scherzte gerade. Ein schmerzvolles Zucken ging durch mein Herz. Er scherzte nämlich gerade mit seiner Frau. Schnell sah ich wieder weg. Es hatte nichts zu bedeuten, er war ein humorvoller Mensch und hatte bald einen Witz oder irgendeinen Blödsinn auf Lager. Trotzdem war mir zum Weinen zumute. Ich wandte mich demonstrativ nach rechts und versuchte der Diskussion in meiner Arbeitsgruppe zu folgen. Meine Cousine, die schräg gegenüber saß, warf mir einen fragenden Blick zu. Normalerweise war es nicht meine Art, still daneben zu sitzen und nichts zur Diskussion beizubringen, aber sie wusste auch nicht, dass ich den Mann den ich liebte in meiner Nähe hatte und damit zurechtkommen musste, dass dieser mit seiner Frau da war. Ich hatte niemanden von der Affäre erzählt. Schließlich kannten sich alle und es würde unweigerlich ein anderes Verhalten gegenüber Viktor oder seiner Frau hervorrufen. Und seine Frau ist nicht dumm, sie würde das sofort merken. Sie hatte sowieso schon einen Verdacht, den Ausdruck in ihren Augen zu schließen, mit dem sie mich maß. Sie hatte Viktor auch schon mehrmals damit konfrontiert, ob er eine Affäre hat, doch er stritt es immer ab. Natürlich tat mir das weh, aber ich wusste, er würde seine Ehe nicht für mich aufgeben. Er sagte es immer wieder. Müsste er sich entscheiden, er würde sie nehmen. Nun ich wusste das natürlich von Anfang an, er hat damit nie hinter dem Berg gehalten. Trotzdem verdrängt man solche Sachen. Nur manchmal – wie gerade eben – wird es einem wieder mit Nachdruck in Erinnerung gerufen.

Ich merkte, wie mir die Tränen kamen. Schnell stand ich auf, murmelte „Ich muss mal wohin“ und verließ den Saal. Ich konnte seinen Blick in meinem Rücken spüren, aber ich wusste, er würde mir nicht folgen – zu auffällig. Auf der Toilette atmete ich tief durch und betrachtete mein Spiegelbild. Ich ermahnte mich, mich zusammenzureißen. Ich war doch sonst immer ein Meister des Verdrängens, also müsste es doch ein leichtes für mich sein, einfach zu ignorieren, dass er sich im selben Raum wie ich befand. Nun – leichter gesagt als getan. Am liebsten wollte ich nicht mehr rauf gehen, aber abgesehen davon, dass ich meine Sachen noch im Saal hatte, würde es auch auffallen. Also atmete ich noch ein paar Mal tief durch und wusch mir die Hände. Langsam betrat ich wieder den Saal und ließ meinen Blick über die Menge wandern. Natürlich wanderten meine Augen unweigerlich zu ihm. Er schenkte mir ein kleines Lächeln und wandte sich wieder seinen Aufgaben zu. Ich schritt zu meiner Gruppe und setzte mich auf meinen Sessel.
Die anderen schoben mir das Ergebnis unserer Aufgabe zu und ich tat so, als würde mich interessieren, was ich da las. Meine Begeisterung war nur gespielt und ich wusste meine Cousine merkte das. Ungeduldig wartete ich darauf, dass auch die anderen Gruppen fertig wurden. Ich konnte es kaum erwarten, nach Hause oder zumindest in mein Auto zu kommen um endlich allein zu sein. Ich spielte mich mit einem Kugelschreiber und starrte Löcher in die Tischdecke. Nur nicht nach links schauen, ermahnte ich mich. Ich hörte sein Lachen und gleich danach ihres. Ich presste meine Augen fest zu und wünschte mich weit fort. Meine Cousine beugte sich über den Tisch und fragte mich leise, ob es mir gut ginge. Ich lächelte sie tapfer an und nickte. Natürlich wusste sie, dass das nicht stimmte, aber sie würde dem erst später auf den Grund gehen. Ich musste ihr dann wieder etwas vorlügen. Genauso wie ich es die letzten 2 ½ Jahre getan habe, wenn ich mich nicht mit ihr treffen konnte, weil ich bei Viktor war. Dadurch habe ich den Kontakt ziemlich geschmälert. Es tat mir auch leid, doch ich musste die Zeit einfach nutzen, die ich bei ihm sein konnte. In seinen Armen und den Rest der Welt einfach ausschalten. Ich wartete immer darauf, dass die Gefühle für ihn endlich nachlassen würden. Doch genau das Gegenteil geschah. Und sollte ich es ihm glauben, erging es ihm ebenso.

Mit einem „So bitte alle die Arbeiten abgeben!“ riss mich die Sitzungsleiterin wiederum aus meinen Gedanken. Ich hoffte dass es schnell gehen würde und ich endlich nach Hause gehen konnte. Vergessen dass ich ihn gesehen hatte, vergessen, dass ich seine Frau gesehen hatte, vergessen dass ich beide zusammen gesehen hatte. Natürlich wird das nicht so leicht gehen. Wahrscheinlich werde ich mit verweinten Augen im Bett liegen und mir wünschen endlich einschlafen zu können.

Die Sitzungsleiterin las alle Ergebnisse vor und wir applaudierten höflich. Endlich kamen die abschließenden Worte. Ich war eine der Ersten die danach aufstanden, die Jacke anzogen und sich verabschiedeten. Meine Cousine fragte mich, warum ich so schnell ging und ich meinte, weil ich morgen früh aufstehen müsste. Ich lächelte freundlich in die Runde und wandte mich zum gehen. Ich konnte noch die durchdringenden Blicke von Viktors Frau spüren. Mit der rechten Hand meine Schläfe massierend ging ich aus dem Saal. Ein unkontrollierter Schluchzer entkam meinen Lippen, aber es dürfte niemand gehört haben. Im Auto kamen mir die ersten Tränen und sie versiegten erst wieder als ich irgendwann einschlief.

 

Danke Zerbrösel-Pistole! :shy:

Ich werde mir deine Kritik zu Herzen nehmen und versuchen es besser zu machen. Ich weiß die Story ist schon etwas ausgelutscht, aber es war mir ein persönliches Bedürfnis darüber zu schreiben ;)

War ja erst mein Anfang und entmutigen lasse ich mich bestimmt nicht :)

 

hallo morticia +

willkommen hier!

Kann man einen Blick 'merken'? Man bemerkt ihn wohl eher...
Du erzählst die Empfindungen in ziemlicher Breite, bietest dafür aber nichts, was sich nicht jeder Leser ohnedies für eine solche Situation vorstellt. Es passiert nichts - der elende Langweiler folgt ihr noch nicht einmal auf's Klo. ;-)

' Müsste er sich entscheiden, zwischen uns beiden, er würde sie nehmen.' - zwischen wem wohl sonst? ;-)

'Ich merkte, wie mir die Tränen kamen. Schnell stand ich auf, murmelte „Ich muss mal wohin“ und verließ den Saal. Ich konnte seinen Blick in meinem Rücken spüren, aber ich wusste, er würde mir nicht folgen – zu auffällig. Auf der Toilette atmete ich tief durch und betrachtete mein Spiegelbild. Ich ermahnte mich, mich zusammenzureißen. Ich war...' - ich, ich, mich, mich?

Viele Grüsse vom gox

 

Danke gox!

Habe deine Anmerkungen geändert :)

Wie ich die ganzen Ich's ändern soll, weiß ich allerdings nicht. Schließlich schreibe ich diese Geschichte ja in Ich-Form.

 

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