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Die Geschichte seines Lebens

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04.05.2005
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Die Geschichte seines Lebens

Nick betrachtete den Mann, der am anderen Ende des Raumes am Fenster stand und versonnen auf das Treiben der Stadt starrte. Vielleicht doch keiner dieser Verrückten, dachte er. Vor zwei Tagen hatte er seinen Anruf erhalten. „Mein Name ist Barnaby Kruger“, hatte der Anrufer gesagt und ihm die Geschichte seines Lebens versprochen.
Nick war Telefonate wie dieses gewohnt. Es verging kein Tag, an dem nicht mindestens ein gutes Dutzend Anrufer den fünf unterbezahlten Reportern von Astonishing News die Geschichte ihres Lebens versprachen und stets unerkannt bleiben wollten. Es handelte sich dabei stets um die üblichen Sensationen. UFO-Sichtungen; Neugeborene mit zusätzlichen Extremitäten; die Zahl dreiundzwanzig als Ergebnis eines abstrusen Rechenspiels; übersinnlich begabte Hausfrauen, die in regem Kontakt standen mit den Gottheiten der Inka, Maya oder auch der Azteken (die Grenzen zwischen diesen Kulturen waren mittlerweile fließend). In letzter Zeit hatten sich dann die Meldungen über die wahre Identität des so genannten U-Bahn-Killers gemehrt. Was wäre eine Großstadt ohne einen Serienmörder? Und was wäre ein Serienmörder ohne seine Nachbarn, die argwöhnisch jede seiner Bewegungen verfolgen, um ihn dann an die Polizei oder die Regenbogenpresse zu verpfeifen?
Aber etwas war anders gewesen, als Nick vor zwei Tagen diesen späten Anruf entgegengenommen hatte. „Mein Name ist Barnaby Kruger“, hatte der Anrufer gesagt, und dann hatte er ihm die Geschichte seines Lebens versprochen. Und irgendetwas in der Stimme des Anrufers hatte Nick davon überzeugt, dass er die Wahrheit sagte.

„Mr. Kruger?“ Nick drückte seine heruntergebrannte Zigarette aus. Er saß an einem schäbigen, mit Papieren übersäten Holztisch, der, zusammen mit zwei knarrenden Stühlen, das komplette Mobiliar seines kargen Büros darstellte. „Können wir dann anfangen?“ Er legte einen klapprigen Kassettenrekorder auf den Tisch.
Kruger rührte sich nicht. Er stand seit einer guten Viertelstunde am Fenster und schaute hinaus in die Dämmerung, die sich langsam über der Stadt ausbreitete. Die Hände hielt er hinter dem Rücken verschränkt, den Kopf hatte er leicht in den Nacken gelegt. Er schien jeden Atemzug bewusst bis in die entlegensten Winkel seines Körpers zu leiten.
„Mr. Kruger“, sagte Nick etwas lauter, als er sich eine neue Zigarette in Brand steckte, „meinetwegen können wir anfangen.“
Kruger drehte sich langsam vom Fenster weg. Der Stoff seines Anzugs raschelte sacht. Nick konnte nun zum ersten Mal in Ruhe sein Gegenüber betrachten. Der Mann hatte das Gesicht eines reifen, gestandenen Mannes – hohe Wangenknochen, ein markantes Kinn, aus dem ein Dreitagebart trieb, graumeliertes Haar. Nick fand, dass er Ähnlichkeit mit den Modellen hatte, die in den Katalogen der Herrenausstatter mit teils verwegenen, teils smarten Blicken die neueste Anzugsmode zur Schau trugen; dieser Typ Mann, dem man im wirklichen Leben noch nie begegnet war. Was diesen Sonderling allerdings von den Katalog-Models abhob, war sein Blick. Da war ein Funkeln in seinen Augen, das Nick an den naiven Eifer eines kleinen Jungen erinnerte. So voller kindlich ungestümem Tatendrang schien der Blick des Mannes, dass der Reporter ein Lächeln nicht unterdrücken konnte. Nein, der Mann war keiner dieser Durchgeknallten. Ein wenig wunderlich – womöglich. Wer weiß? Vielleicht hatte er ja doch die Wahrheit gesagt, als er ihm die Geschichte seines Lebens versprochen hatte.
Nick wies auf den noch immer freien Stuhl, rückte demonstrativ den Kassettenrekorder in die Mitte des Tisches und betätigte die Aufnahmetaste. „Nun?“, fragte er und lehnte sich abwartend zurück.
Der Mann zog den Stuhl zu sich und ließ sich nieder. Dabei führte er jede seiner Bewegungen mit großem Bedacht aus, wie einen anmutigen Tanz mit Nicks erwartenden Blicken. Er beugte sich vor, legte die Hände gefaltet auf die Tischplatte und sah den Reporter eine Zeit lang an. Dann öffnete er seine Hände und sagte: „Mein Name ist Barnaby Kruger, und ich werde heute Nacht sterben.“

***

Diese Variante also. Auch damit war Nick vertraut. Kerl ruft an, verspricht Sensation; Kerl kommt zu Interview, sagt er müsse noch an diesem Tage sterben; Reporter zeigt sich skeptisch … Nun, an diesem Punkt konnte die Geschichte mehrere, oft hässliche, Wendungen nehmen. Nick verkrampfte sich. Er musste seine Worte sorgfältig wählen. Er musste versuchen, die Oberhand über dieses Gespräch zu wahren. Er will etwas von dir, redete er sich ein. Er will, dass du ihm seine Geschichte abnimmst. Du bestimmst die Spielregeln.
Während der Blick des Mannes auf ihm lastete, wägte Nick noch einen Moment lang seine Reaktion ab. „Werden Sie sich“, begann er zögerlich und drehte dabei die nächste Zigarette zwischen seinen Fingern. Er räusperte sich, hob den Blick und bemühte sich, Kruger in die Augen zu sehen. „Werden Sie sich in meinem Büro das Leben nehmen?“
Kruger machte ein ehrlich verwundertes Gesicht. „Kommt so etwas tatsächlich vor?“
„Gelegentlich.“ Nicks Augen waren schon wieder auf die Zigarette in seinen Händen gerichtet. Bleib standhaft, Mann! Er sah den Mann wieder an. „In dieser Redaktion. Erst im vorigen Jahr.“
Kruger stieß einen überraschten Laut aus. „Verrückte Welt, was?“, meinte er nach einer Weile.
Nick zuckte mit den Schultern. „Dann werden Sie sich also nicht das Leben nehmen.“
„Nein.“ Kruger schüttelte den Kopf.
„Wird außer Ihnen noch jemand sterben?“
Ein verschmitztes Lächeln huschte über das Gesicht des Mannes. „Sie müssen nicht um Ihr eigenes Leben fürchten, falls es das ist, was Sie meinen.“
Nick konnte seine Erleichterung nicht verbergen. Natürlich war es das, was er gemeint hatte. Er lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück und zündete sich seine nächste Zigarette an. Ja, es war vorgekommen, dass sich ein Wahnsinniger in dieser Redaktion das Leben genommen hatte. Zuvor hatte er jedoch dem Menschen, dem er gerade eben noch die Geschichte seines Lebens aufgetischt hatte, eine Kugel in den Kopf gejagt. Verrückte Welt. Du wirst leben
Nick stieß eine gewaltige Rauchwolke aus. „Sie werden also sterben?“ Er hatte die Kontrolle wiedererlangt – über seine Gedanken und über das Gespräch. Du wirst leben
„Wie ich es sagte.“
„Es wird keinen Weltuntergang geben, keine außerirdische Invasion?“
Kruger schmunzelte und hob ergeben die Hände. „Nicht, dass ich wüsste.“
„Ich muss also nicht meine Freunde und Verwandten anrufen und sie auffordern, die Stadt zu verlassen?“
„Sie sind alle in Sicherheit.“
„Mr. Kruger“, Nick lehnte sich über den Tisch, „wieso, zur Hölle, sind Sie derart gelassen, wo Sie doch in …“, er blickte auf seine Uhr, „wo Sie doch in spätestens vier Stunden tot sein werden?“
Jetzt lehnte sich auch Kruger vor. Die Gesichter der beiden Männer waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, und Nick stieg der wohlige Geruch eines teuren Aftershaves in die Nase. „Die Geschichte – Ihres – Lebens!“

***

„Ich hatte einen Freund“, begann Kruger zu erzählen und setzte ein wenig abwesend hinzu: „Er war Ihnen gar nicht so unähnlich.“
„Ach?“ Nick machte ein geschmeicheltes Gesicht. „Was ist aus ihm geworden?“
„Er ist tot.“
„Oh …“ Nick schalt sich für seine Frage. „Das tut mir leid.“
Kruger zuckte versonnen mit den Achseln. „Er war Schriftsteller, wissen Sie, immer auf der Jagd nach der perfekten Geschichte.“
„Und immer unbefriedigt …“
„… weil es die perfekte Geschichte nicht gibt.“
Nick grinste in sich hinein. Die perfekte Geschichte, die vollkommene Story, die absolute Sensation, die Geschichte deines Lebens. Nein, die gab es wirklich nicht.
Kruger erhob sich von seinem Stuhl und ging langsam durch den Raum. „Jeder Autor weiß, dass es so etwas wie die perfekte Geschichte nicht gibt, und trotzdem jagt er ihr sein Leben lang unerbittlich hinterher, bis ihn die Jagd schließlich aufzehrt. Robert – mein Freund – war da keine Ausnahme. Er hat seine Erzählungen stets zurückgehalten, an ihnen herumgefeilt, ihnen immer wieder ein neues Gesicht zu verleihen versucht, bis er schließlich ganz den Glauben an sie verlor.“
„Dann hätte er besser Photograph werden sollen“, warf Nick ein. Als er Krugers fragenden Blick bemerkte, erklärte er: „Ein Photograph schießt ein Photo, eine Momentaufnahme, ein Abbild der Wirklichkeit. Ein Schriftsteller hingegen muss seine eigene Wirklichkeit schaffen – so wie ein Maler – und kaum hat er sein Werk vollendet ist es auch schon der Interpretation ausgesetzt. Seiner eigenen; der des Betrachters … Und niemals wird die Wirklichkeit gesehen werden, die er vor Augen hatte, die Wirklichkeit, die er darstellen wollte, als er noch an seinem Werk arbeitete, sondern eine ganz andere.“ Nick drückte seine Zigarette aus. „Kein Werk ist eindeutig. Somit ist es auch nicht perfekt.“
„Sie denken zu viel“, meinte Kruger. „Und Sie rauchen zu viel.“
Nick zeigte ein wölfisches Grinsen.
„Aber ich sehe, dass ich bei Ihnen an der richtigen Adresse bin.“ Kruger schaute den Reporter versonnen mit zur Seite geneigtem Haupt an. „Auch Sie sind dabei, verzehrt zu werden.“
„Bin ich das?“ Nick wusste nicht, was er von diesem Kerl halten sollte. Er versprach ihm die Geschichte seines Lebens, und jetzt philosophierten sie darüber, dass diese gar nicht existierte. „Hören Sie“, meinte er und räusperte sich, „ich produziere keine Geschichten. Ich bin nicht kreativ. Ich recherchiere und schreibe Fakten nieder. Mehr nicht.“
„Fakten?“
Nick hob ergeben die Hände.
„So, wie Ihre Geschichte – Verzeihung – Faktensammlung über die UFOs am Südpol?“
Nick spürte, wie er innerlich aufwallte. „Wenn Sie nicht daran glauben, dann …“ Er atmete tief durch. Ruhig bleiben! Der Kerl hatte sich also seine Stories durchgelesen. Na schön. Und er maß ihnen keinen Wahrheitsgehalt zu. Auch schön. Außerdem würde er, wenn er denn die Wahrheit gesagt hätte, den Abend sowieso nicht überleben. Ein Kritiker weniger. „Wenn Sie nicht daran glauben, Mr. Kruger, dann kann ich daran nichts ändern. Ich sammle die Fakten, ich präsentiere sie, das ist mein Beruf.“
„Nick“, auf einmal war etwas Gütiges in der Stimme Krugers, „was ich denke, ist doch von keinerlei Bedeutung.“ Er setzte sich wieder an den Tisch, und beugte sich zu dem aufgewühlten Reporter. „Glauben Sie tatsächlich an das, was Sie da schreiben, oder verzieren Sie nicht doch hier und da einmal ein paar dieser Fakten, um es Ihnen selbst ein wenig glaubhafter zu gestalten?“
Nick hielt den Blick ausweichend auf den laufenden Kassettenrekorder gerichtet.
„Schreiben Sie nicht vielleicht doch … Geschichten?“ Kruger lehnte sich wieder zurück.
„Was wollen Sie?“ Nick hatte wieder aufgesehen. „Was, in Dreiteufelsnamen, wollen Sie?“
Kruger fuhr mit der Rechten behutsam in seine Jackentasche und holte etwas hervor. Es war ein kleines Stoffbündel, das er mit fließenden Bewegungen entfaltete und seinen Inhalt schließlich auf den Tisch vor sich legte.
„Was ist das?“, fragte Nick.
„Ihre Geschichte.“

***

Nick starrte das Ding an, das vor ihm lag. Es schien eine Art Amulett zu sein, hatte jedoch keine Kette. Es war aus dunklem Holz gefertigt und mit groben Schnitzereien verziert. Es war in keinem ästhetischen Sinne schön, oder auch nur ansehnlich, dennoch konnte Nick seinen Blick nicht von der derben Pracht abwenden, die von dem Schmuckstück ausging. Es anzusehen beruhigte ihn.
„Dieses Stück“, erklärte Kruger, „hat einst meinem Freund gehört.“
„Robert.“
„Genau diesem. Wie gesagt, Robert war lange auf der Jagd gewesen nach – Sie wissen schon – der perfekten Geschichte. Und die Jagd zehrte an ihm. Man sah es ihm an. Der Mensch, der Robert einst gewesen war, schwand dahin, und was blieb, war ein bleiches, bebendes Bündel Nerven.“ Kruger zuckte mit den Achseln. „Ich hatte ihn schon aufgegeben, da rief er mich eines Tages aus heiterem Himmel an. Wir hatten seit Monaten nicht mehr miteinander gesprochen. Er klang so anders. Er fragte mich, ob ich in der Stimmung sei, etwas zu unternehmen, so wie früher. Natürlich sagte ich zu. Ich war neugierig, was diese Änderung in seinem Verhalten verursacht haben könnte. Also trafen wir uns am nächsten Abend, tranken Wein, redeten von alten Zeiten, von erreichten Zielen und unerfüllten Träumen. Wir taten das von nun an fast jeden Abend.“ Kruger hielt einen Moment inne. „Dann, an einem dieser Abende fragte ich ihn nach seinen Geschichten. Ich wusste, dass sie es waren, die ihn zerstört hatten, und es fiel mir nicht leicht, das Thema anzusprechen. Irgendwie befürchtete ich, den neuen … alten Robert wieder zu verlieren.“
Nick rutschte unruhig auf seinem Stuhl umher. „Und? Hat er sie gefunden?“
„Die perfekte Geschichte?“ Kruger lächelte. „Oh ja. Und nicht nur eine.“
„Was meinen Sie?“
„Er lud mich am nächsten Tag in seine Wohnung ein. Und dort sah ich dann die Früchte seiner Arbeit. Erzählungen, Novellen, Geschichten … Er hatte sie geschrieben, er hatte sie vollendet, er war zufrieden. Für ihn waren sie … perfekt.“
Nick griff nach einer weiteren Zigarette und deutete auf das Amulett, das immer noch zwischen ihnen lag. „Lassen Sie mich raten: es hing mit diesem Ding da zusammen.“
Kruger strich mit den Fingern über das merkwürdige Stück. Seine Augen trübten sich. „Er zeigte es mir an diesem Tag, sagte mir, es sei ein Geschenk gewesen, und dass er es schon bald selbst weiterverschenken würde.“ Kruger schwieg für einen Moment. Dann seufzte er. „Alles, was er in dieser Zeit erreicht hatte, hing mit diesem Amulett zusammen. Es verhalf ihm zu seinem Erfolg.“
„Was glauben Sie, was ist es?“ wollte Nick wissen. „So etwas wie ein guter Talisman? Ein Glücksbringer?“
Kruger starrte ihm in die Augen. „Nein. Kein Glücksbringer.“ Er schob das Ding von sich, schüttelte den Kopf. „Kein Glück.“
Nick war ein wenig verwirrt. Er wollte mehr wissen. Was hatte es mit diesem Ding auf sich? Wie ging es mit dieser Geschichte weiter? Und was sollte das alles mit dem bevorstehenden Tod Krugers zu tun haben? „Also hat Robert Ihnen das Amulett geschenkt?“, fragte er.
Kruger zeigte keine Reaktion. Er erhob sich wieder von seinem Stuhl, schritt gemächlich zum Fenster und starrte wortlos hinaus.
„Hat er?“, insistierte Nick.
Kruger drehte sich nach einer Weile vom Fenster weg. Er hielt den Kopf schwer auf die Brust gesenkt. „Er sagte eines Tages, er hätte erreicht, was er erreichen wollte. Und dann, ja …“ Krugers Stimme begann zu zittern. „Dann hat er es mir geschenkt.“
„Also?“
Kruger sah ihn fragend an.
„Was ist es?“
„Was ist es?“, wiederholte Kruger die Frage. Dann schüttelte er sich, als versuchte er, sich aus einer Art Lethargie zu befreien. „Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen: Was ist es, das Sie daran hindert, die perfekte Geschichte zu schreiben?“
Nick stöhnte auf. „Nicht schon wieder dieses Thema.“
„Aber genau darum geht es“, meinte Kruger. Plötzlich war wieder dieser Glanz in seinen Augen. „Bitte, beantworten Sie meine Frage.“
„Das hatten wir doch schon. Kein Schreiberling hält sein Werk für vollkommen, weil es nicht eindeutig ist, weil es auslegbar ist.“
Kruger nickte eifrig. „Aber was ist in dem Moment, in dem er es schreibt? In diesem einen Moment? Ist es zu diesem einen Zeitpunkt nicht eindeutig?“
Nick stutzte. „Nun …“
„Zeigt es nicht in diesem kurzen Moment die einzig gültige Wahrheit?“
„Ich denke schon.“ Nick wusste nicht, worauf der Mann hinauswollte.
„Und genau da kommt dieses Amulett ins Spiel.“ Kruger war wieder zum Tisch geschritten, hatte das Schmuckstück genommen und hielt es nun triumphierend hoch. Nick betrachtete es beinahe bangend. Die ganze Zeit über war ein Verlangen in ihm gewesen, nach dem Anhänger zu greifen, ihn begreifen zu können. Irgendetwas ging von diesem Ding aus. Irgendetwas Beruhigendes – Unwiderstehliches.
Kruger sah den Ausdruck in Nicks Augen. „Dieses unscheinbare kleine Stück Holz hier – der Teufel weiß, wo Robert es herhatte – gibt seinem Besitzer etwas zurück, das er schon vor langer Zeit verloren hat. Etwas, was selbst seine Vorfahren schon vor langer Zeit verloren hatten.“ Er legte das Amulett wieder auf den Tisch.
Nick betrachtete es begierig. „Was?“, fragte er Kruger. „Was gibt es mir zurück?“
Kruger lächelte. „Die Einheit mit der Zeit.“
„Die Einheit mit …“ Nick verstand nichts mehr. Er hätte mit allem gerechnet, aber das … Er ließ die Schultern hängen. Die Einheit mit der Zeit. Das war keine Sensation.
„Das ist es, was der Mensch verloren hat“, erklärte Kruger und setzte sich wieder an den Tisch. „Die Einheit mit der Zeit. Der Mensch lebt endlich. Er hat diese Einheit eingebüßt.“
„Dann macht dieses Amulett seinen Besitzer also unsterblich?“, fragte Nick ungläubig.
Kruger stieß ein glucksendes Lachen hervor. „Nein, nein.“ Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Der Mensch lebt endlich … Damit meine ich, dass er sich seiner Endlichkeit bewusst ist. Er ist sich seines bevorstehenden Todes bewusst – sein Leben lang.“
„Und dieses Amulett …“
„… nimmt ihm dieses Bewusstsein. Es macht ihn eins mit der Zeit. Kein Anfang, kein Ende, kein Gestern, kein Morgen, nur der Moment.“
„Nur der Moment …“
„Der Moment, in dem Ihre Geschichte perfekt ist. Dieser Moment. Jeder Moment. In jedem Augenblick gehen Sie ganz auf. Sie leben nicht mehr endlich.“
„Ich lebe unendlich.“
„Sie leben im Einklang mit der Zeit.“
„Die perfekte Geschichte …“
„Die Geschichte Ihres Lebens.“

***

Nick sah Kruger eindringlich an. „Werden Sie mir dieses Amulett schenken?“
„Nein.“ Krugers Blick verriet keine Regung. Spielte er etwa mit ihm?
„Sie sagten, Sie werden sterben, noch heute Nacht. Wem haben Sie vor, dieses Amulett zu geben?“
„Niemandem.“ In dem Mann regte sich noch immer nichts. „Sie werden es sich nehmen. Nachdem ich gestorben bin.“
Nick hatte eine Ahnung, was dieser Kerl vorhatte.
Er war nicht verrückt. Er war berechnend. Er hatte einen Plan.
„Warum wollen Sie es loswerden?“
„Das Amulett?“ Kruger machte ein überraschtes Gesicht. „Mir kann es nicht helfen. Robert hatte ein Ziel. Sie haben eins. Ich hingegen habe keines. Das unterscheidet uns. Ich lebe vor mich hin. Ich jage nichts mehr hinterher. Ich habe schon vor langer Zeit meine bescheidenen Ziele erreicht.“ Er lächelte. „Als ich Robert das Amulett abnahm, dachte ich, es handele sich um einen Glücksbringer, genau wie Sie zu Anfang. Ich wusste es nicht besser …“
„Moment mal“, unterbrach ihn Nick. „Sie haben es ihm abgenommen?“
„Er wollte es einem Schriftstellerfreund geben, stellen Sie sich das vor.“ Er lachte.
„Was haben Sie getan?“ Ein mulmiges Gefühl keimte in Nick auf.
Kruger kramte wieder in seiner Jackentasche. Doch diesmal zog er kein magisches Amulett hervor. Es war etwas ganz und gar Unmagisches, was er jetzt in der Hand hielt. Nicks Herz hörte für einen kurzen Augenblick auf zu schlagen.
„Kruger, Sie sagten, Sie wollten sich nicht das Leben nehmen. Und Sie sagten, dass ich …“
„Beruhigen Sie sich!“ Kruger legte den Revolver auf den Tisch. Dann fuhr er mit ruhiger Stimme fort: „Roberts Tod war unnötig. Das weiß ich jetzt. Und einem Mann wie mir kann dieses Amulett nicht helfen. Auch das weiß ich. Aber es ist zu spät.“ Er starrte Nick an. „Aber Ihnen kann es große Dienste erweisen. Ihnen wird es große Dienste erweisen.“
Dieser Kerl hatte alles genau geplant.
Mein Name ist Barnaby Kruger, und ich werde heute Nacht sterben. Das hatte er gesagt. Und er würde nicht durch die eigene Hand sterben. Auch das hatte er prophezeit. Nick betrachtete den Revolver. Dann fiel sein Blick wieder auf das Amulett. Oh ja, es könnte ihm große Dienste erweisen. Die Geschichte deines Lebens. Er musste das Amulett besitzen. Er musste es ganz einfach. Dann blickte er wieder auf den Revolver.

***

Nick erhob sich von seinem Stuhl. „Ich werde Sie nicht töten!“
Kruger sah ihm ruhig in die Augen. Da war immer noch dieser Glanz, dieser jungenhafte Übermut. Kruger lebte unendlich. Und er konnte es nicht ertragen. Er war verzweifelt. Der kleine Junge in seinen Augen war verzweifelt.
„Ich werde sie nicht töten.“ Nick wies auf das Amulett. „Und schon gar nicht dafür.“ Er war ein lausiger Lügner. Er musste es besitzen. Egal wie.
„Das habe ich gewusst.“ Kruger sprach die Worte ruhig und gelassen.
Er lebt unendlich. Er ist sich seiner Endlichkeit nicht bewusst. Trotzdem will er seinen Tod. Nicks Gedanken rasten in seinem Schädel umher. Warum verschenkte er das verfluchte Ding nicht einfach? Warum suchte er den Tod?
Als hätte er Nicks Gedanken erraten, begann Kruger: „Wenn ich dieses Amulett erst weitergereicht habe, kann ich nicht mehr bestehen. Wer einmal dieses Gefühl von Unendlichkeit erfahren hat, kann nicht mehr zurück. Ich kann es nicht.“ Er langte nach dem Revolver. „Ich kann es nicht.“
Nick stockte der Atem. Kruger hatte sich erhoben, die Waffe in der Rechten. Er spannte den Hahn. Was hatte der Kerl vor? Er hatte versprochen …
Ein Schuss zerfetzte die Luft.
Nick taumelte ein paar Schritte zurück. Seine Ohren dröhnten, und er hatte das Gefühl, die Besinnung zu verlieren.
Aber da waren keine Schmerzen.
Kruger hatte nicht auf ihn geschossen.
Er hatte … er hatte auf den Kassettenrekorder gezielt.
„Aber“, stammelte Nick.
„Das, was auf diesem Band war, war nicht die Geschichte, die ich Ihnen versprochen hatte.“ Er deutete mit dem Lauf seiner Waffe auf das Amulett. „Das ist sie. Und gleich gehört sie ganz Ihnen.“
Nicks Ohren hatten sich wieder etwas beruhigt. Das Dröhnen und Pfeifen war gewichen. Jetzt hörte er etwas anderes. Ein Krachen. Dann splitterndes Glas. Es kam aus dem Hausflur.
„Die Herren, die gleich hier erscheinen werden, werden Sie später fragen, wer ich war, und was ich von Ihnen wollte.“ Kruger war die Ruhe selbst. Er würde sterben. Wie er gesagt hatte. „Sagen Sie ihnen, dass Sie mir auf die Schliche gekommen sind, und ich Sie deswegen aus dem Weg räumen wollte.“
„Ihnen auf die Schliche gekommen? Wer zur Hölle sind Sie?“
Kruger sah gelassen auf seinen Revolver. Polternde Schritte auf der Treppe. „Sind Sie in der letzten Zeit mit der U-Bahn gefahren? Verdammt leer geworden, nicht wahr?“
Nick konnte es nicht glauben. Er stand mit weit aufgerissenen Augen da, während Kruger seinen Revolver auf ihn richtete. Du wirst leben.
Es gehörte zu seinem Plan.
Kruger wollte sterben.
Und er hatte jemandem einen Grund geliefert, ihn zu töten.
Du wirst leben.
In diesem Moment flog die Tür zum Büro krachend auf. Drei Polizisten stürmten in den engen Raum.
„Kruger!“, bellte einer von ihnen. „Runter mit der Waffe!“
Kruger richtete seinen Revolver auf Nicks Brust.
Du wirst leben.
„Runter damit!“
Die Geschichte deines Lebens.
Wieder fiel ein Schuss.
Nick zuckte zusammen. Er sah Kruger. Er hatte die Waffe fallengelassen und taumelte ein paar Schritte zurück. Ein roter Fleck breitete sich auf seiner Brust aus. Das Funkeln wich aus seinen Augen.
Dann brach er zusammen.
„Sind Sie in Ordnung?“
Nick hörte die Frage wie durch einen Vorhang. Er nickte.

***

Am nächsten Tag saß Nick in einem kleinen Büro. Ihm gegenüber, hinter einem schweren Schreibtisch sitzend, ging ein Polizist seinen Bericht durch.
„Da haben Sie ganz schön Glück gehabt.“ Der Polizist sah von dem Papier auf. „Der Kerl war wahnsinnig.“
Nick zuckte mit den Schultern.
„Er rief uns an, eine Stunde bevor wir bei Ihnen eintrafen. Erzählte wirres Zeug von U-Bahnen und Morden, und dass er alles gestehen wolle. Er nannte uns eine Adresse, doch da fanden wir nur ein leeres Apartment und das hier.“ Er deutete auf einen Brief, in dem Kruger die Morde gestanden hatte, die er in den U-Bahnhöfen begangen hatte. Dann hatte er geschrieben, dass es nur noch einen Toten geben müsse. Dahinter hatte er die Adresse von Nicks Redaktion notiert.
Nick wusste jetzt, dass er nie in Gefahr geschwebt hatte. Kruger hatte alles inszeniert und ihm ein Geschenk gemacht. Die Morde waren nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Er wollte sterben, und er hatte der Polizei den Grund geliefert, ihn zu töten.
Er war verrückt gewesen.
„Sind Sie auch wirklich in Ordnung?“ Die Stimme des Polizisten riss ihn aus seinen Gedanken.
„Oh ja“, sagte Nick mit ruhiger Stimme. In seinen Augen lag ein seltsames Funkeln. „Ich bin in Ordnung.“
„Nun“, meinte der Polizist, „von meiner Seite wäre es das. Am besten, Sie gehen nach Hause, und ruhen sich etwas aus.“
„Ausruhen?“ Nick erhob sich und schob die Hände in die Jackentaschen. „Auf keinen Fall.“
„Gehen Sie wieder in Ihr Büro?“
Nick strich mit den Fingern über das Amulett in seiner Tasche und lächelte. „Ins Büro, ja. Da wartet eine Menge Arbeit.“
„Woran arbeiten Sie denn gerade? Etwas Bestimmtes?“
„An der Geschichte meines Lebens“, antwortete Nick ruhig und verließ das Zimmer.

 

Wow, Fischstaebchen.

Alle Achtung.
Anfangs recht zäh, schaffst du es doch gegen Ende eine durchaus erschreckende Wendung hinzukriegen.

Besonders gefallen haben mir deine Dialoge. Wirklich sehr realitätsnah.
Einziges Manko: Zwischendurch dachte ich immer, meine Güte, wann kommt er endlich zu Potte???
Es fehlte mir ein wenig der Spannungsaufbau. Vielleicht könnte man an einigen Stellen etwas kürzen, ohne dass die Atmosphäre auf der Strecke bleibt.

Vielleicht liest du selbst noch mal drüber. Ich mein, es wiederholt sich ziemlich viel.

War aber auf jeden Fall interessant. Dein Stil hat mir sehr gut gefallen.

Gruß! Salem

 

Hey Salem!

Ich wurde ja schon richtig ungeduldig, ob da überhaupt jemand antwortet. Puh...
Tausend Dank für die Antwort. Millionen Dank für das "Wow". Das macht Mut (gerade, wenn man es von jemandem hört, dem man auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen KG zumutet).

Was die Geschichte - und ihre Längen - angeht, so muß ich zugeben, daß es noch eine dieser Schreiben-Um-Des-Schreibens-Willen-Geschichten ist. Ich habe ja gerade erst angefangen, dieses neue Hobby für mich zu entdecken, und lote noch aus, was so alles geht. Gerade dieser Text hat sich größtenteils selbst geschrieben. Die erste "Szene", man merkt es vielleicht, war 1A der Eröffnung des Films "Interview mit einem Vampir" nachempfunden. Danach sollte eine Art Persiflage auf das Vampir-Genre folgen. Was dann aber tatsächlich kam, war... etwas anderes. Auf jeden Fall wollte ich ein wenig den Aufbau von Atmosphäre und Spannung üben - und das mit beschränkten Mitteln. Ich habe die Geschichte nach dem Korrekturlesen erst mal ruhen lassen, aber irgendwie hatte ich immer ein ungutes Gefühl. Da scheine ich wohl richtig gelegen zu haben.

Also, Danke für das Lob und die Kritik. Ich werde noch einmal rübberorgeln und ein paar Passagen etwas straffen.


Hepp!

 

Hi Fischstaebchen! (Irgendwie ein äußerst interessanter Nick... :D )

Erstmal Krimskrams:

Es handelte sich dabei stets um die üblichen Verdächtigen. UFO-Sichtungen; Neugeborene mit zusätzlichen Extremitäten; die Zahl dreiundzwanzig als Ergebnis eines abstrusen Rechenspieles
Ich finde "die üblichen Verdächtigen" weckt eine falsche Assoziation - in wiefern sind Ufo-Sichtungen oder dreiarmige Kinder Verdächtige? Wie verdächtig?

Mein Name ist Barnaby Kruger, hatte der Anrufer gesagt, und dann hatte er ihm die Geschichte seines Lebens versprochen.
Ich finde diese Wiederholung irgendwie unpassend. Ich fände es besser, wenn du den Teil mit der Geschichte seines Lebens hier beim zweiten Mal weglassen würdest. Geschmacksache...

Nick konnte nun zum ersten Mal in Ruhe das Gesicht seines merkwürdigen Gegenübers betrachten. Es war das markige Gesicht eines reifen, gestandenen Mannes
WW > das erste Gesicht kannste getrost streichen

ein markantes Kinn, aus dem ein kühner Dreitagebart trieb,
und das kühner gleich mit ;)

Dann ließ er seine Hände wie ein Buch auffallen.
Auffallen passt überhaupt nicht - oder versuchen die Hände etwa die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen?
Dann öffnete er seine Hände (aber eigentlich finde ich das auch nicht sonderlich gut)

Er räusperte sich, hob den Blick und bemühte sich, Kruger standhaft in die Augen zu sehen.
Auch das hier ist streichenswert - dem Leser ist klar, dass er ihm nicht "feige" in die Augen zu sehen versucht

Natürlich war es das, was er meinte.
gemeint hatte

Er zündete sich seine nächste Zigarette an und genoß einigermaßen befreit das beruhigende Gefühl des in seine Lungen strömenden Nikotins.
Das ist ein harter Satz - so viele Adjektive!
Außerdem ist einigermaßen befreit und beruhigend auf irgendeine Art ja ähnlich

die absolute Sensation, die Geschichte ihres Lebens. Nein, die gab es wirklich nicht.
entweder deines oder Ihres groß.

Es schien eine Art Amulett zu sein, ohne eine Kette jedoch, mit der man es sich hätte umhängen können.
Ja, das sagst du bereits mit "ohne eine Kette jedoch"

„Dieses Stück“, erklärte Kruger, „hat einst meinem Freund gehört.“
„Robert.“
„Genau dieser.
Eigentlich "Genau diesem." Aber ich möchte nicht pingelig sein, ist ein Dialog, da darf mans. ;)

Robert war lange auf der Jagd gewesen nach – sie wissen schon
Sie

Man sah es ihm an. Man merkte es ihm an.
Irgendwie denke ich, dass diese beiden Sätze genau dasselbe aussagen.

Dann, an einem besonderen dieser Abende fragte ich ihn nach seinen Geschichten
In wiefern besonders?

Erzählte wirres Zeug von U-Bahnen und Morden, und das er alles gestehen wolle.
dass

Die Morde waren nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Er wollte sterben, und er hatte der Polizei den Grund geliefert, ihn zu töten.
Er war verrückt gewesen.
Warum denkt Nick jetzt doch plötzlich, dass Kruger verrückt war?


Ich muss zugeben, die Geschichte hat mir wirklich sehr gut gefallen. Dein Stil ist routiniert, auch wenn es manchmal zuviel des guten ist (hin und wieder zu lange Beschreibungen, die eigentlich unwichtig für die Geschichte und für den Leser sind, siehe teilweise oben).
Du erzeugst die komplette Geschichte über Spannung und, ich gebs zu, du hast mich eiskalt erwischt. Die nebenbei Erwähnung des U-Bahn-Mörders, die ich während des Lesens jedoch wieder völlig vergaß, hat zum Schluss die richtige Wirkung erzeugt.
Du ziehst gekonnt einen roten Faden, Kompliment.
Die Dialoge sind gut, teilweise aber zu gut. Man hat das Gefühl, die beiden Protagonisten würden sich erst überlegen, was sie sagen sollen, was besonders gut klingt. Vielleicht aber auch nur Haarspalterei.

Also, obwohl ich anfangs dachte, den Plot zu erahnen, war ich doch positiv überrascht.


Liebe Grüße und vielleicht konnte ich dir ein bisschen helfen,
Tama

 

Hi Tamira!

Wow, danke für die ausführliche Kritik.

Was meinen Nick angeht... Ganz vom guten Danniboy Brown inspiriert hab´ ich mal geschaut, was für Anagramme man aus meinem Namen machen kann. Natürlich hatte ich was anderes erwartet als DasFischstaebchen, aber Herrje. So kann´s gehen.

Nu aber zu Deinen Korrektur- und Verbesserungsvorschlägen: Alle akzeptiert. Na ja, bis auf den kühnen Dreitagebart - die mag ich do so gern. Aber es stimmt schon, oft unterliege ich der Versuchung, einen Satz mit zu vielen teilweise abgegriffenen Adjektiven zuzukleistern.
Also, um´s kurz zu machen, Deine Vorschläge haben mich sehr gut auf Fehler hingewiesen, die ich im Auge behalten muß, wenn ich wieder mit was Neuem loslege. Das Dilemma ist, daß ich das schon längst gemacht habe, und kaum motiviert bin, an dieser Geschichte rumzufummeln. Ich werd´s aber tun, und alles beherzigen was Du und Salem gesagt habt. Seid nur nicht beleidigt, wenn´s nicht gleich heute ist. :Pfeif:

Jau, also Danke nochmal, hast mir sehr gut weitergeholfen.

Bis denne

 

Ich nochmal ganz kurz:

Da muss ich Tama Recht geben. Die kurz eingeworfene Erwähnung des U-Bahn-Mörders sagte mir sofort: Wetten er ist es?!
Doch du schaffst es geschickt, davon abzulenken. Und so entsteht eine herrliche Überraschung.
Auch die Interview mit einem Vampir fiel mir auf, da ich diesen Film liebe. Und ich fürchtete anfangs tatsächlich, dass es sich so weiter entwickeln würde, doch weit gefehlt.
Zu den Dialogen noch mal: Ich fand sie äußerst realistisch; und ich muss gestehen, ich lege sehr viel Wert auf Realismus in Dialogen. Nochmal ein nachträgliches Kompliment.

 

Hi Fischstäbchen,

schade, dass diese tolle Geschichte bisher so wenig gelesen wurde.
Dein Stil ist hervorragend, so, als würdest du nichts anderes tun als schreiben.
Du gehst gekonnt ins Detail, was allerdings für eine KG mitunter zu ausführlich ist. Aber für einen Roman genau richtig.
Die Dialoge sind Klasse.
Tami meint, manchmal zu überlegt. Das empfinde ich nicht. Ich sehe zwei intelligente Menschen vor mir, gebildet und Wortgewandt.

Was soll ich noch sagen? Kann mich nur salems und Tamis Lob anschliessen.

Wann dürfen wir mehr von dir lesen?
Es wäre mir ein Vergnügen.:)

lieben Gruß, coleratio

 

Tach Coleratio!

Ach Herrje. Das ist jetzt aber peinlich. Ich muß gerade sehen, daß ich die ganzen Verbesserungsvorschläge, die seinerzeit gemacht wurden, zwar gelesen, aber nicht beherzigt habe. Und das bei solch fundierten Kritiken. Ich werd´s nachher nachholen.

Aber danke für das Lob. Hat mich wirklich sehr gefreut. Ich bin zwar nicht mehr ganz zufrieden mit der Geschichte, aber ein solches Lob tut immer gut - gerade, wenn man wieder einmal in der Krise steckt.
Da habe ich endlich mal ein Hobby gefunden, das mir Spaß macht und anscheinend auch liegt, und was passiert? Es hapert an der Kreativität. Es wäre mir auch ein Vergnügen, mal wieder etwas in diesem Forum zu präsentieren - ich hab´s extrem liebgewonnen - dafür müßte ich nur einmal eine meiner zehn angefangenen Texte neu anpacken.
Ich lese mir einfach noch ein paar Male Deine und die Kritik Deiner Vorredner durch. Das sollte Motivation genug sein.

Also, Danke und bis denne!

 

So, nu hab ich die Geschichte endlich überarbeitet. Der Wiederholungen und Füllwörter sind´s nun ein paar weniger, und so ganz unzufrieden bin doch nicht mit dem Ergebnis.

Also, danke nochmal für die Kritiken, und ein ehrliches "Huch, Entschuldigung!" dafür, daß ich die Korrekturvorschläge so lange hab liegen lassen. :Pfeif:

Danke und bis denne!

 

Da habe ich endlich mal ein Hobby gefunden, das mir Spaß macht und anscheinend auch liegt, und was passiert? Es hapert an der Kreativität.
Genau so geht es mir zur Zeit auch.
Ist das nicht schrecklich!!!:sad:

 

So, Fischstaebchen!
Endlich hab ich mal Zeit gefunden, ein paar Stories zu lesen. Ab gehts:

Super Story! Dein Stil ist hervorragend und deine Ausführungen lesen sich leicht und locker. Dazu so gut wie keine Rechtschreib,- TIpp und Grammatikfehler! Spitze.

Der Plot selbst...naja, der Anfang ging mir viel zu langsam, danach wirds itneressanter. Das Gespräch und die Gedanken Nicks sind äußerst authentisch. Mit einer Ausnahme:

Nick betrachtete den Revolver. Dann fiel sein Blick wieder auf das Amulett. Oh ja, es könnte ihm große Dienste erweisen. Die Geschichte Deines Lebens. Er mußte das Amulett besitzen. Er mußte es ganz einfach. Dann blickte er wieder auf den Revolver.

Das ist mir zu unglaubwürdig. Dass sich Nick nur durch die reine Erzählung über das Amulett tatsächlich dazu entschließen könnte (es auch nur in Erwägung zieht), einen Mord zu begehen...das glaub ich einfach nicht.

Genausowenig verstehe ich übrigens das Motiv des Mörders: er bringt Leute um, damit die Polizei ihn umbringt? Ich glaube, da hätte er sich auch gleich selsbt die Kugel geben können - aber dann wär's ja keine STory geworden, und schon gar nicht die TSory deines Lebens, was? *g*

Fazit: vor allem wegen deines routinierten Stils werd ich weitere Stories von dir lesen!

 

Tach forsakingmax!

Nochmal Danke für die Krititk. Ich hatte es ja an anderer Stelle schon gesagt: Lob (den Stil betreffend) vom Autor miener Kurzgeschichten.de-Lieblingsgeschichte ... datt is watt.

Zur Kritik, die Handlung und die Motivation der Charaktere betreffend, kann ich nur sagen: Jo. Haste Recht. Die Geschichte ist zu 90% während des Schreibens entstanden und wußte im ersten Absatz nicht ansatzweise, wo sie denn mal hinwill. Ich denke, das merkt man an verschiedenen Stellen. Hauptaugenmerk hatte ich seinerzeit auf die Dialoge gerichtet, da ich sowas noch nie geschrieben hatte. Ich seh den Text daher auch eher als Schreibübung an. Bin zwar immer noch ein wenig stolz drauf – zumindest in den Momenten, in denen ich ihn nicht abgrundtief hasse – aber ich werde richtig froh sein, wenn ich dieses Kapitel mit neuen Geschichten hinter mir gelassen haben werde. So diese denn auch mal fertigwerden ...

Also, tausend Dank für die Rückmeldung. Wär doch nich nötich gewesen ... ;)

Bis denne!

 

Ahoi Fischstaebchen!

Auch ich kann nur ein Kompliment aussprechen. KOmmt die Geschichte eher langsam in Fahrt, gefällt mir doch dein Stil und die, Salem hats angesprochen, Dialoge sehr, sehr gut.

„Ich hatte einen Freund“, begann Kruger zu erzählen und setzte ein wenig abwesend hinzu: „Er war Ihnen gar nicht so unähnlich.“
„Ach?“ Nick machte ein geschmeicheltes Gesicht. „Was ist aus ihm geworden.“
„Er ist tot.“
:D

Gern gelesen.

Grüße,
One

 

Tach one weak!

Nu kann ich gerade nichts konstruktiveres sagen als: Danke! Aber das kommt von Herzen. Himmel, was rede ich hier ... :)

Bis denne!

 

Hallo Fischstaebchen,

auch diese Geschichte von dir hat mir gefallen.
Der Stil ist sehr flüssig und die Dialoge sind - wie schon angemerkt - sehr realitätsnah.

Nachvollziehen lässt sich für mich schwer, warum dieser Kruger eine derartig komplizierte Methode wählt, um sich umzubringen?
Da könnte man noch einbauen, dass man das Amulett - wenn es einmal im Besitz eines Menschen ist - nicht mehr freiwillig hergeben kann, nicht mehr verschenken kann.
Das klingt ja schon an, man könnte es aber noch deutlicher herausarbeiten.
Somit müsste man ja eine relativ komplizierte Taktik entwerfen, um es loszuwerden.

Gerne gelesen.

Details:

„Dann hätte er besser Photograph werden sollen“, warf Nick ein. Als er Krugers fragenden Blick bemerkte, erklärte er: „Ein Photograph schießt ein Photo, eine Momentaufnahme, ein Abbild der Wirklichkeit. Ein Schriftsteller hingegen muß seine eigene Wirklichkeit schaffen – so wie ein Maler – und kaum hat er sein Werk vollendet ist es auch schon der Interpretation ausgesetzt. Seiner Eigenen; der des Betrachters … Und niemals wird die Wirklichkeit gesehen werden, die er vor Augen hatte, die Wirklichkeit, die er darstellen wollte, als er noch an seinem Werk arbeitete, sondern eine ganz andere.“ Nick drückte seine Zigarette aus. „Kein Werk ist eindeutig. Somit ist es auch nicht ‚perfekt’.“
Ich weiß nicht, ob ein Fotograph das so sehen würde - ich jedenfalls tue es nicht. Denn für ein Foto (und die Entstehung eines Fotos) gelten mMn ähnliche Kriterien, wie du sie de Malerei und der Schriftstellerei zugedenkst.

Und die Jagd zehrte an ihm.
Man kan mMn nicht an etwas zehren.
Die Jagd zehrte ihn auf - könnte es heißen.
Oder - ganz anders: Die Jagd zerrte an ihm. Aber das ist nicht so schön und bedeutet etwas anderes.

In diesem Sinne
c

 

Tach Chazar!

Daß Dir der Stil und die Dialoge gefallen haben, freut mich. Denn – ich hab´s vorher schon gesagt – für mich ist die Geschichte mehr eine Schreibübung mit Blick auf Dialoge. Die Handlung ist erst während des Schreibens entstanden. Somit ist der Plan Krugers (was für´n dämlicher Name ist das überhaupt?) auch etwas … will mal sagen: eigentümlich. Genauso wie die Stimmungsschwankungen Nicks, die mir ebenfalls etwas unkoordiniert erscheinen. Wie gesagt: Der Stil war mir hier am wichtigsten.

Die Sache mit den Photographien ist in der Tat äußerst interessant. Inhaltlich ist das die Einzige Sache, die ich an der Geschichte noch akzeptabel finde, und ich würde sie auch später gerne wieder aufgreifen. Deshalb lohnt es, darüber etwas zu sinnieren. Ich hab gerade noch einmal nachgeschlagen und gemerkt, daß es der gute Herr Dürrenmatt war, der mich zu dieser Sicht der Dinge bewegt hat. Bei genauerem Betrachten könnte er mich sogar des Plagiats bezichtigen, denn in einem Interview heißt es von seiner Seite:

„Jedes Bild, jedes Werk, steht schon von seiner Entstehung an grundsätzlich im Spiegel seiner Mehrdeutigkeit, ist also von vornherein nicht mehr eindeutig festlegbar. Vielleicht sind es gerade diese Schwierigkeiten, die Unmöglichkeit der eindeutigen Darstellbarkeit, was mich beim Arbeiten am meisten fasziniert, der Wettlauf mit dem Scheitern, Versagen. Mich interessiert nicht das genaue Abbilden der Wirklichkeit, ich bin nicht Photograph.“

Huch … Was sich da so alles ins Unterbewußtsein schleicht – unfaßbar. :Pfeif:

Na gut. Danke vielmals für Kritik, Lob und Anregung!

Bis denne!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fischstaebchen,

Theoretisch hätte man die Geschichte auch in "Philosophisches" unterbringen können, der Plot ist auf jeden Fall interessant. Bei der Umsetzung könnte man noch ein paar Kleinigkeiten verbessern. Zum Beispiel beim Streit wegen Nicks Beruf ("Sie schreiben doch eigentlich nur Geschichten") ist Nick übertrieben schnell aufgebracht. Als Journalist hat man sicher ein dickes Fell. Und

„… nimmt ihm dieses Bewußtsein. Es macht ihn eins mit der Zeit. Kein Anfang, kein Ende, kein Gestern, kein Morgen, nur der Moment.“
obwohl interessant, erfährt man praktisch nicht viel mehr über das Amulett und dessen Wirkung. Ein paar vertiefende Erklärungen wären gar nicht schlecht, damit man als Leser versteht, warum das Amulett so großartig ist.
Wie schon vorher gesagt, könnte man den Anfang noch mehr kürzen, sogar dramatisch gekürzt würde das der Geschichte kaum Abbruch tun.
Mein Name ist Barnaby Kruger
wörtlich Rede, schreibt man mit Anführungszeichen
sogenannten U-Bahn-Killers
"sogenannten" kündigt Eigennamen an, wird dann oft in Anführungszeichen geschrieben
„Was ist aus ihm geworden.“
Fragezeichen
„Das tut mir leid."
Leid muss groß geschrieben werden (ist eine Ausnahme)
Es war in keinem ästhetischen Sinne schön, oder auch nur ansehnlich
das Komma vor oder ist zuviel
Robert war lange auf der Jagd gewesen nach – Sie wissen schon – die perfekte Geschichte
nach der perfekten Geschichte
Irgendwie befürchtete ich, ich könnte den neuen, alten Robert wieder verlieren.
Der Satz ist irgendwie murksch, sowohl durch "ich, ich", als auch durch "neuen, alten".
„Hat er?“ insistierte Nick.
Insistieren (=auf etwas bestehen) passt hier nicht. Bei wörtlicher Rede muss ein "Sprechwort" folgen.
„Was ist es?“ wiederholte Kruger die Frage.
Wäre interessant zu wissen, wie Kruger die Frage wiederholt.

Insgesamt eine gute Geschichte. Man will wissen, wie sie ausgeht und liest sie schon deswegen bis zum Ende.:thumbsup:

 

In letzter Zeit hatten sich die Meldungen über die wahre Identität des sogenannten U-Bahn-Killers gemehrt.
so genannten
Und irgend etwas in der Stimme des Anrufers hatte Nick davon überzeugt, daß er die Wahrheit sagte.
irgendetwas; dass
Er schien jeden Atemzug bewußt bis in die entlegensten Winkel seines Körpers leiten.
bewusst
sagte Nick etwas lauter, als er sich eine neue Zigarette in Brand steckte
als er sich eine neue Z. ansteckte ODER als er eine neue Z. in Brand steckte
"Nun?" fragte er und lehnte sich abwartend zurück.
"Nun?"KOMMA
und sah den Reporter eine Zeitlang an.
Zeit lang
oft häßliche, Wendungen nehmen
hässliche
Er mußte seine Worte sorgfältig wählen
musste
"Verrückte Welt, was?" meinte er nach einer Weile.
Komma
"Das tut mir leid."
Leid groß
Nein, die gab es wirklich nicht.
Da hat jemand wohl noch nie "Das perfekte Buch" gelesen? ;)
"Was ist das?" fragte Nick.
Komma
Robert war lange auf der Jagd gewesen nach - Sie wissen schon - die perfekte Geschichte.
der statt die
"So etwas wie guter Talisman?
wie ein
Nick stutze.
stutzte
"Ich werde sie nicht töten." Nick wies auf das Amulett.
Sie groß
Hi Fischstaebchen,
erinnert mich irgendwie an Saw. Hm, schwer zu erklären, warum.
Aber genau wie Saw ist deine Geschichte von der ersten Sekunde an klar.
Ähm, na gut, deine Geschichte wurde mir erst klat, als du den U-Bahnmörder erwähntest, aber ich glaube - und das soll jetzt echt keine Ausrede sein - früher kann man es gar nicht erkennen (bitte halte mich net für dumm, wenns eigentlich schon früher klar wird).
Vom Schreibstil her ziemlich perfekt.
Deine Geschichte scheint jedoch komplett in alter RS geschrieben zu sein :)
Auch sind noch viele Wdhfehler drin.
Bruder Tserk

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fischstaebchen!

Eine wirklich sehr spannende Geschichte, die ich gern gelesen hab! :) Das ist aber auch mein erster Kritikpunkt: Warum steht sie hier in Horror? (Hattest Du Angst, in Spannung keine Leser zu finden? ;-))

Außer, daß sie mir sehr gut gefallen hat und ich bis zur Auflösung meinen Blick nicht von den Zeilen nehmen konnte, kann ich nicht viel dazu sagen. Sie läßt sich flüssig lesen und die Charaktere hast Du gut rübergebracht. An einigen Stellen mußte ich schmunzeln, beispielsweise hier:

Nick fand, dass er Ähnlichkeit mit den Modellen hatte, die in den Katalogen der Herrenausstatter mit teils verwegenen, teils smarten Blicken die neueste Anzugsmode zur Schau trugen; dieser Typ Mann, dem man im wirklichen Leben noch nie begegnet war.
Außerdem würde er, wenn er denn die Wahrheit gesagt hätte, den Abend sowieso nicht überleben. Ein Kritiker weniger.
Au, wie böse! :lol:

Ansonsten nur ein bisschen Kleinkram:

»Vor zwei Tagen hatte er seinen Anruf erhalten. „Mein Name ist Barnaby Kruger“, hatte der Anrufer gesagt. Dann hatte er ihm die Geschichte seines Lebens versprochen.«
– dreimal »hatte« – vielleicht gehts auch mit weniger?

»Es verging kein Tag, an dem nicht mindestens ein gutes Dutzend Anrufe bei den Astonishing News eingingen, bei denen den fünf unterbezahlten Reportern von Übergeschnappten, die wie immer unerkannt bleiben wollten, die Geschichte ihres Lebens versprochen wurde.«
– »bei den« und »bei denen den«, das geht schöner, vielleicht so: »an dem nicht mindestens ein gutes Dutzend übergeschnappter Anrufer den fünf unterbezahlten Reportern von Astonishing News die Geschichte ihres Lebens versprachen und stets unerkannt bleiben wollten.«

»die Zahl dreiundzwanzig als Ergebnis eines abstrusen Rechenspieles«
– wenn Du schon auf neue RS umgestiegen bist, kannst Du das e auch noch rausschmeißen: Rechenspiels

»die in regem Kontakt standen mit den Gottheiten der Inkas, Maya oder auch der Azteken (die Grenzen zwischen diesen Kulturen waren mittlerweile fließend).«
– öhm, wenn Du Inkas schreibst, müßtest Du eigentlich auch Mayas schreiben, wobei man es, soweit ich es auswendig weiß (der Duden Nr. 9 ist grad nicht in Sichtweite …), bei Eigennamen auch weglassen kann. Ich würde das Problem umgehen und schreiben »der Inka-, Maya- oder auch der Azteken-Kulturen (die Grenzen waren mittlerweile fließend).« (Ist sogar kürzer. ;))

»Er stand, wie seit einer guten Viertelstunde, am Fenster und schaute hinaus in die Dämmerung,«
– das »wie« und die beiden Beistriche könntest Du eigentlich streichen: Er stand seit einer guten Viertelstunde am Fenster

»Die Hände hielt er hinter dem Rücken verschränkt, den Kopf hatte er leicht in den Nacken gelegt.«
– wenn Du gern kürzen willst, könntest Du »hielt er« und »hatte er« streichen

»Was diesen Sonderling hier allerdings von den Katalogmodels abhob,«
– »hier« könntest Du streichen
– zusammengesetzte Hauptwörter aus deutschen aus nichtdeutschen Wörtern mit Bindestrich: Katalog-Models – Oder die deutsche Variante: Katalogmodelle

»„Nun?“ fragte er und lehnte sich abwartend zurück.«
– „Nun?“, fragte

»und sah den Reporter eine Zeitlang an.«
– eine Zeit lang

***

»Nick verkrampfte«
– … sich.

»Er musste versuchen, die Oberhand über dieses Gespräch zu wahren.«
– »die Oberhand … zu wahren« klingt seltsam, »die Oberhand zu behalten/erlangen« würde ich vorschlagen

»Erst im vorigen Jahr.“«
– wirkt irgendwie künstlich auf mich, aber das kann regional bedingt sein. Ich fände natürlicher »Erst voriges Jahr« oder »Erst vor einem Jahr« natürlicher

»Ja, es war vorgekommen, dass sich ein Wahnsinniger in dieser Reaktion das Leben genommen hatte.«
– Redaktion

***

»Die perfekte Geschichte, die vollkommene Story, die absolute Sensation, die Geschichte Deines Lebens
deines

»Seiner Eigenen; der des Betrachters …«
eigenen

»Und niemals wird die Wirklichkeit gesehen werden, die er vor Augen hatte, die Wirklichkeit, die er darstellen wollte, als er noch an seinem Werk arbeitete,«
– müßte es nicht heißen »gearbeitet hat«?

»„Kein Werk ist eindeutig. Somit ist es auch nicht ‚perfekt’.“«
– eigentlich brauchst Du die Anführungsstriche um »perfekt« nicht

»„Aber ich sehe, dass ich bei Ihnen an der richtigen Adresse bin. “«
– Leertaste zuviel zwischen Punkt und Anführungszeichen

»Nick machte eine wehrlose Geste.«
– wie sah die aus?

»Na schön. Und er maß ihnen keinen Wahrheitsgehalt zu.«
– hm, der Duden kennt tatsächlich »zumessen«, ich hätte gesagt »maß … bei«, klingt schöner, finde ich

»Nick hielt den Blick ausweichend auf den laufenden Kassettenrekorder gerichtet.«
– Nick richtete den Blick ausweichend auf den (laufenden) Kassettenrekorder.

»„Was wollen Sie?“ Nick hatte wieder aufgesehen.«
– hat er nur kurz aufgesehen oder meinst Du »Nick sah wieder auf«?

»Es war ein kleines Stoffbündel, das er mit seinen fließenden Bewegungen entfaltete«
– »seinen« würde ich streichen

***

»Nick starrte das Ding an, das Kruger vor sich auf den Tisch gelegt hatte.«
– Am Ende des letzten Absatzes stand gerade »und seinen Inhalt schließlich auf den Tisch vor sich legte« – Vorschlag: »seinen Inhalt schließlich auf den Tisch legte«, dann »Nick starrte auf das Ding, das vor ihm lag«, so kennt man sich glaub ich auch aus, ohne daß Du beides wiederholst. ;)

»Also trafen wir uns am nächsten Abend, wir tranken Wein, wir redeten von alten Zeiten, von erreichten Zielen und unerfüllten Träumen. Wir taten das von nun an fast jeden Abend.“«
– »wir« Nummer 2 und 3 könntest Du streichen, 1 und 4 tun’s auch. ;-)

»Irgendwie befürchtete ich, ich könnte den neuen … alten Robert wieder verlieren.“«
– »ich, ich« macht sich nicht so schön, läßt sich z. B. mit »Irgendwie hatte ich Angst,« umgehen, aber Du könntest auch einfach »ich könnte« streichen und ein »zu« vor »verlieren« einfügen.

»„Alles was er in dieser Zeit erreicht hatte, hing mit diesem Amulett zusammen.«
– Alles, was

»„Was glauben Sie, was ist es?“«
– »was es ist?« fände ich schöner zu lesen

»„Also hat Robert Ihnen das Amulett geschenkt?“ fragte er.«
– geschenkt?“, fragte

»„Was ist es?“ wiederholte Kruger die Frage.«
– es?“, wiederholte

»Dann schüttelte er sich, als versuche er,«
– meiner Meinung nach »als versuchte er«

»„Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen: Was ist es, das Sie daran hindert, die perfekte Geschichte zu schreiben?“«
– »Ihnen« kannst Du streichen, warum aber sagt er das, wenn er ohnehin keine Antwort abwartet? Wäre es nicht sinnvoller, wenn er sagt »Beantworten Sie mir eine Frage« oder (sehe grad, daß sich das dann wiederholt) vielleicht einfach »Erzählen Sie doch mal:«?

»Nick stutze. „Nun …“«
– stutzte

»„Zeigt es nicht in diesem kurzen Moment die einzige gültige Wahrheit?“«
– die einzig gültige Wahrheit

»hatte das Schmuckstück gegriffen«
– »genommen« fände ich schöner; bei »gegriffen« kenn ich mich nicht so aus, das sagt man bei uns nicht, aber rein gefühlsmäßig müßte doch da ein »sich« in den Satz, oder?

»Die ganze Zeit über war ein Verlangen in ihm gewesen, nach dem Anhänger zu greifen, ihn begreifen zu können.«
– da es sich hier wiederholt, würde ich oben auf alle Fälle auf »genommen« ändern

»„Was?“ fragte er Kruger. „Was gibt es mir zurück?“«
– „Was?“, fragte

»Er hätte mit Allem gerechnet, aber das …«
– mit allem

»„Dann macht dieses Amulett seinen Besitzer also unsterblich?“ fragte Nick ungläubig.«
– unsterblich?“, fragte

»Er fuhr sich mit der Hand über Stirn.«
– über die Stirn

***

»In dem Mann regte sich noch immer nichts.«
– findest Du nicht, daß sich »immer noch nichts« besser liest?

»„Als ich Robert das Amulett abnahm, dachte ich, es handele sich um einen Glücksbringer,«
– würde das e rausnehmen: handle

»Nicks Herz hörte für einen kurzen Augenblick auf zu schlagen.«
– würde ich auch umdrehen: hörte für einen kurzen Augenblick zu schlagen auf.

»Das weiß ich jetzt. Und einem Mann wie mir kann dieses Amulett nicht helfen. Auch das weiß ich jetzt. Aber jetzt ist es zu spät.“«
– dreimal »jetzt«; eins der ersten beiden könntest Du durch »inzwischen« oder »mittlerweile« ersetzen, der letzte Satz geht auch ohne: Aber es ist zu spät.

»Die Geschichte Deines Lebens
– deines

***

»In diesem Moment flog die Tür zum Büro krachend auf.«
– »zum Büro« ist überflüssig

»„Kruger!“ bellte einer von ihnen. „Runter mit der Waffe.“«
– „Kruger!“, bellte – nach »Waffe« würde ich ebenfalls ein Rufzeichen machen.

***

»Nick wusste jetzt, dass er nie in Gefahr geschwebt hatte.«
– meiner Meinung nach »war« statt »hatte« (aber genau in dem Punkt gibt es auch regionale Unterschiede, und das Umdenken fällt mir da ziemlich schwer)

»Kruger hatte alles inszeniert. Er hatte ihm ein Geschenk gemacht.«
– wenn Du einen Satz draus machst, wirst Du das zweite »hatte« los


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Häferl!

Danke für's Ausgraben, Lesen und ... ich glaub's nicht: Gutfinden! Freut mich! Wie Du siehst, hab ich vor ein paar Tagen erst auf die neue RS umgeschaltet - mit mäßigem Erfolg. Tausend Dank für die Anmerkungen. Ich werd das am Wochenende umsetzen und auch mal sehen, ob ich ich es schaffe, die ein oder andere Passage zu straffen. Bis jetzt war ich beim Überarbeiten meiner Geschichten nie sehr mutig. Vielleicht klappt's ja hier.
Warum das Ganze in Horror/Grusel zu finden ist? - Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich damals eine leichte Abneigung gegenüber Spannung/Krimi verspürte - warum auch immer - und dieses Amulett als phantastisches Element einbaute, um hier in H/G posten zu können. Heute würd ich's anders machen - ein Fehler war's aber sicher nicht, es haben ja ein paar nette Leute nette Worte gefunden ... ;)
Also, Dank nochmal für's Lesen und die zahlreichen Anmerkungen. Dass es Dir gefallen hat, freut mich wirklich. Man kann den alten Hut also noch auftragen!
Und was auch toll ist: Da Du die Geschichte vorgekramt hast, hab ich jetzt endlich die Gelegenheit, dem Tserk zu antworten!

Also: auf in den DeLorian, den Flux-Kompensator angeschmissen, und auf geht's in die Vergangenheit ... *wusch*

Hallo Tserk!

Danke für's Lesen meiner Geschichte. Daß Du den Stil als "ziemlich perfekt" beschreibst, macht mich fast schon verlegen. Immerhin ist das erst meine zweite Geschichte überhaupt, und ich bin noch auf der Suche, was das richtige Handwerkszeug angeht. Der Vergleich mit SAW hat mich amüsiert. Nachvollziehen konnte ich ihn zwar nicht, aber Du hast mich da auf eine Idee gebracht: Ich glaube, ich werde demnächst eine Art SAW-Parodie schreiben.
Um Deine Verbesserungsvorschläge werde ich mich schnellstmöglich kümmern. Auf die neue RS werde ich aber vermutlich nicht vor dem 23.06.07 umschalten. Sowas dauert bei mir immer seine Zeit.
Wie dem auch sei, Danke für's Lesen und Kommentieren. Deine Vorschläge werden eingearbeitet. Ansonsten ... Tja, Du bist ja auch noch recht neu hier. Ich wünsch Dir auf jeden Fall viel Spaß und Erfolg hier im Forum. Vielleicht sehen wir uns ja nochmal. Und wenn, dann hoffe ich, daß ich nicht irgend etwas Dummes sage - denn das würde mir leid tun ... werden.

Man liest sich,
Fischstaebchen

 

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