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Die Geschichte vom Sternenberg

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03.12.2002
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Die Geschichte vom Sternenberg

Der Mann streckte seine Hände mit der hölzernen Kiste dem Himmel entgegen. Das Atmen fiel ihm schwer; zu dünn war die Luft. Es war ein mühsamer Aufstieg gewesen, eine lange Reise voller Entbehrungen. Es dauerte nicht sehr lange, bis das Schauspiel begann. Die Sterne, so nah und klar, blinkten und funkelten, tanzten Reigen und erhellten funkensprühend die Nacht. Der Mann war glücklich. Glücklich es endlich geschafft zu haben. Glücklich seiner Frau noch einmal gezeigt zu haben, wie sehr er sie geliebt hatte. Wie sehr er sie noch immer liebte. Und die Sterne wussten dies. Es war als entsprängen schimmernde Finger aus ihrer hellen Mitte und umfassten den Nachthimmel. Einige von ihnen wanderten hinab und versprühten glitzernden Staub. Wärmend und leicht legte er sich auf die Schultern und den Kopf des Mannes und er ließ ihn leuchten wie die Gestirne über ihm. Die Finger ergriffen die Kiste und nahmen sie mit sich hinauf in die Unendlichkeit. Dort oben, weit über allem was er kannte, vollzog sich das Wunder. Die Kiste brach auseinander und aus der Asche darin erhob sich glühend ein neuer Stern, während leuchtende Splitter sanft auf ihn herabregneten. Und als der Stern am Firmament blinkte und ihm zuzwinkerte, übermannte den Mann unendliche Freude, so strahlend und rein, wie das Licht, das seine Frau nun für immer auf ihn werfen würde.

***

Sam stand am Fenster und sah hinaus in den schwindenden Tag. Die langen Schatten, welche Laternen und Bäume warfen, verschwanden langsam und die Besucher stiegen in ihre Autos und fuhren nach Hause. Manche von ihnen erleichtert. Die meisten jedoch voller Sorge. So war es meistens in Krankenhäusern. Jeder dort, ob nun Patient, Schwester oder Arzt, war angefüllt mit ihr. Es war der unsichere Blick in die Zukunft, der dies mit sich brachte. Niemand wusste, wie es weitergehen, wie Behandlungen verlaufen und das Leben sich ändern würde. So schwer diese Dinge aber auch schienen, so sehr waren sie in einer solchen Umgebung jedoch auch mit Glück behaftet. Denn andere hatten nicht einmal diesen Blick nach vorn. Da war nichts. Keine Unsicherheit, sondern nur absolute Gewissheit.
Sam sah fort, vertrieb die dunklen Gedanken, setzte ein Lächeln auf und drehte sich um. Im Zimmer, an dessen Wänden fröhliche, bunte Bilder hingen, tollten Kinder umher. Manche hatte die Arme in Gips, andere hatten keine Haare mehr. Aber sie lachten trotzdem. Spielten und schrien. In einer der hinteren Ecken saß ein kleiner Junge mit dicker Brille und blätterte in einem Bilderbuch, das fast so groß war wie er selbst. Seine Augen glänzten, als seine Blicke über die Zeichnungen huschten. In der Mitte des Raumes spielten zwei Mädchen mit einer Puppe, deren Kopf genau so kahl war wie ihre eigenen. Aber auch sie freuten sich. Das kindliche Spiel setzte sich oft über alles andere hinweg. Sie schufen Welten, die das repräsentierten, was sie im Alltag sahen und was sie sich dort wünschten. Die Grenze zwischen Realität und Fantasie war fließend. Es war der größte Verlust des Erwachsenwerdens diese Grenze klar und deutlich zu ziehen und sich nur noch auf einer Seite aufzuhalten.

Auf einem gelben Stuhl, direkt neben einem Gummibaum, saß ein kleines Mädchen, das nicht spielte und das nicht lachte.
„Hey du.“ Sam kniete sich hin und lachte sie freundlich an.
Das Mädchen antwortete nicht.
„Hmmm“, brummte er laut. „Hier hat wohl jemand seine Stimme verloren.“ Sam blickte sich suchend um, sah unter den Stuhl, blickte hinter die Pflanze und schielte in alle Ecken des mit Spielzeug vollgestopften Raums.
„Meinst du, ich sollte die anderen Kinder mal fragen, ob sie suchen helfen?“
Das Mädchen antwortete immer noch nicht. Nicht einmal ein blasser Schimmer von Freude huschte über das junge Gesicht. Hätte Sam je an Gott geglaubt, dann wäre dies sein größter Vorwurf an ihn gewesen. Wie kann man einem Kind die Freude nehmen? Ein Kind das nicht lacht, sich nicht mehr an den kleinen Dingen dieser Welt erfreut, ist entweder bereits erwachsen oder es hat nie wirklich gelebt.
Er strich ihr liebevoll über das blonde Haar.
„Entschuldigen Sie bitte?“ Eine Frau kam mit wütendem Gesicht den Flur herauf. Ihre Stimme klang rau. Schlaflos.
Sam wich ein Stück zurück.
„Was machen Sie da bei meiner Tochter? Lassen sie Natalie bitte in Ruhe!“
Bevor er ihr eine Antwort geben konnte, kam eine junge Krankenschwester aus einem der angrenzenden Zimmer und lächelte die Frau freundlich an.
„Das ist in Ordnung. Das ist Sam.“
„Und wer bitte ist Sam?“ Die Frau blieb stehen und presste ihre Hände in die Hüften, aber ihr Gesicht entspannte sich bereits wieder.
„Sam ist öfters hier oben. Er spielt mit den Kindern, wenn keine von den Schwestern Zeit hat, sich um sie zu kümmern. Er hilft hier einfach manchmal aus.“
Die Frau entspannte sich, ging zu ihrer Tochter und umarmte sie. Das Kind wirkte wie eine leblose Puppe in ihren Armen. Völlig kraftlos.
„Es tut mir Leid.“ Sie blickte Sam an. „Manchmal ist es einfach...nun ja, also...“.
„Kein Problem“, unterbrach Sam sie.
Das Gesicht der Frau wirkte müde.
„Ich fahr jetzt heim und schau mal was dein Bruder macht. Wir kommen morgen ganz früh wieder zu dir. Okay?“
Sam zog sich zurück. Zu oft hatte er so etwas hier schon gesehen. Eine Mutter verabschiedete sich von ihrem Kind. Manchmal nur für eine Nacht. Manchmal für immer. Er sah es ihr an, dass sie damit nicht umzugehen wusste und versuchte, ihre Gedanken zu verbergen. Aber er sah auch ihre Angst wiederzukommen.
Doch die schlimmsten Gedanken würden kommen, wenn sie die mit Putzmittelgeruch geschwängerte Krankenhausluft hinter sich ließ und ein frischer Wind sie umwehte.
Ein flüchtiger Kuss und kein Blick zurück. Das war es, womit sich die Mutter schließlich von ihrer Tochter trennte. Sie ging fort, weil sie fort wollte und doch am liebsten geblieben wäre.

„Du hast Angst.“ Es war keine Frage, die er dem Kind stellte. Warum hätte er das fragen sollen? Er wusste es.
Sie nickte, wobei ihr die Haare ins Gesicht fielen. Ihr Blick blieb dabei auf eine leere Stelle am Boden gerichtet.
„Wovor hast du Angst?“
Erst antwortete das Mädchen nicht, schließlich aber hob sie ihren Kopf, sah Sam an und sagte etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte.
„Nicht da“, sagte sie mit leiser, fast unhörbarer Stimme.
Sam hob spielerisch eine Hand ans Ohr. „Wie bitte?“
„Man ist einfach weg.“
Er verstand und schluckte schwer. Er erinnerte sich noch genau daran, wie es bei ihm selbst als Kind gewesen war. Wie er mit einem Mal begriffen hatte, was tot sein bedeutete. Man war einfach nicht mehr da. Er hatte im Bett gelegen und immer wieder darüber nachgedacht, wie es ist, einfach nicht mehr zu sein. Er hatte geweint. Er war zornig gewesen
„Vielleicht ist man ja doch noch irgendwo“, brachte Sam mühsam hervor.
Das Mädchen sah auf.
„Komm mal mit.“ Sam stand auf, nahm die Hand des Kindes und führte es über den Flur in das Treppenhaus. Er nahm sie mit hinauf auf das Dach, wo ein angenehm frischer Wind die beiden umfing.

Der Abend war kühl und klar. Keine Wolke stand am Himmel und unter den Füßen der beiden knirschte der grobe Kies, der auf dem Dach verteilt war.
„Was siehst du, wenn du dort hinaufblickst?“ Sam hielt immer noch die Hand des Mädchens.
„Sterne.“ Sie zitterte.
„Genau. Kennst du Geschichten über die Sterne?“
Das Mädchen schüttelte den Kopf, während Sam nickte.
„Dann erzähl ich dir eine. Es ist die Geschichte vom Sternenberg.“
Das Mädchen blicke ihn an.
„Es geht um einen Mann und seine Frau. Die beiden haben sich unglaublich gerne gehabt und ihr ganzes Leben miteinander verbracht. Er war immer für sie da und sie immer für ihn. Hätte man sie gefragt, wie denn das Leben ohne den jeweils anderen sein würde, hätten sie wahrscheinlich nicht antworten können und wenn, dann hätten sie gesagt, es sei unmöglich.“
Sam sah sie an, um zu schauen, ob sie zuhörte und verstand. Schließlich fuhr er fort.
„Aber irgendwann kam der Tag, da wurde die Frau krank. Er war immer bei ihr, pflegte sie und brachte ihr alles was sie wollte. Aber egal was er tat, es ging ihr von Tag zu Tag schlechter. Und egal, wie sehr er um sie weinte und wie sehr er darum betete, sie möge wieder gesund werden, es half nichts. Sie wurde schwächer und schwächer, bis sie irgendwann die Augen schloss und starb. Sie ließ ihn allein. So fühlte er sich. Allein.“
Das Mädchen zitterte. Irgendwo über ihnen pfiff ein Vogel.
„Er beschloss seiner Frau ein letztes Geschenk zu machen. Sie hatte sich immer gewünscht einmal im Leben den höchsten Berg ihres Landes zu besteigen. Sie hatte von dem Ausblick geträumt. Einmal auf die Wolken hinabblicken. Das hatte sie immer gesagt.
Der Mann nahm die Asche seiner Frau und trug sie bis auf diesen Berg hinauf. Er selbst war nicht mehr der Jüngste und auch seine Knochen waren nicht mehr das, was sie mal waren. Aber er bestieg den Berg. Egal wie steil die Wände waren, egal wie kalt der Wind ihm entgegenblies. Er kletterte einfach weiter, weil er ihr noch einmal etwas schenken wollte. Und als er ganz oben war, dort wo die Luft nicht mehr blau, sondern schwarz zu sein scheint, streckte der Mann seine Hände mit der hölzernen Kiste dem Himmel entgegen.
Dort geschah sein Wunder. Sein Trost.
Und jedes Mal, wenn er sich wieder alleine fühlte oder wenn er Angst hatte, sah er hinauf in den Himmel und dort war ein Stern, der blinkte und ihm zuzwinkerte. Dann fühlte er sich nicht mehr allein. Dann war er wieder bei seiner Frau.“


Sam kniete sich hin und sah in die Augen des Mädchens. Der Kies stach ihm ins Knie.
„Und? Wie findest du die Geschichte?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ist nur ne Geschichte.“ Ihre Stimme klang traurig.
„Ich hab es auch gemacht.“
Sie sah ihn fragend an.
„Meine Frau ist vor fünf Jahren gestorben. Sie wurde auch verbrannt und dann bin ich mit ihr so hoch hinauf, wie ich nur konnte und hab eine ganze Nacht unter den Sternen gesessen. Ich weiß noch, dass ich gefroren habe. Ich hatte Hunger, war müde und konnte kaum ein Auge offen halten. Aber da oben. Da haben mir dann die Sterne entgegengeblinkt und ich fühlte mich wirklich nicht mehr alleine.“
Sie entzog ihm seine Hand.
„Hier gibt es keine so hohen Berge. Hör auf so was zu erzählen“, sagte sie trotzig.
„Darum geht es nicht. Die Geschichte ist wirklich nur eine Geschichte. Aber für einen kurzen Moment, als ich oben auf dem Dach eines hohen Hauses saß, das mein Berg war, fühlte ich mich nicht mehr allein. Ich weiß nicht, welcher Stern da auf mich herabgesehen hat und ob meine Frau wirklich dort oben war, aber was wäre wenn? Und auch wenn dieses Wenn nur ganz klein ist. Ein Stern hat gezwinkert. Ich war dann nicht mehr allein. Ich fühlte mich einfach anders. Vielleicht sogar befreit. Meine Erinnerungen war so deutlich.“
„Und wenn schon.“ Ihre Trotzigkeit war nicht verflogen. „Ich bin es nicht, die raufguckt.“
Jetzt verstand Sam.
„Nein, bist du nicht, aber du bist vielleicht die, die anderen zuzwinkert und ihnen ihre Angst nimmt.“
Jetzt sah das Mädchen zu den Sternen hinauf und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Da seid ihr“, hallte die Stimme einer Krankenschwester zu ihnen herüber.
„Komm schon, Natalie. Zeit fürs Bett.“
„Ja!“, rief sie, rannte an der Schwester vorbei und verschwand in der Tür, welche zum Treppenhaus führte.
Die Frau sah Sam an. „Na, hast du wieder die Geschichte vom Sternenberg erzählt?“
Er nickte.
„Sag mir doch kurz Bescheid, wenn du wieder Kinder hier hinauf entführst. Ich hab dich eigentlich hier in das Krankenhaus gesteckt, damit ich auf dich aufpassen kann, auch wenn ich arbeite.“ Sie strich sich durch die Haare.
„Sag mal?“, fragte Sam.
„Ja?“
„Bringst du mich bald auch auf einen Berg?“
Ein kurzer Windstoß verfing sich in ihren Haaren und brachte sie durcheinander. Sie spitzte die Lippen, gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange und sah ihn mit warmen Augen an.
„Auf den allerhöchsten.“

 

Hi morti,

Aber dies vergaß er genauso wie den mühsamen Aufstieg
wenn er es vergaß, bemerkt er es auch nicht und es muss nicht erwähnt werden. Eher ist es ja so, dass sich das alles für das, was kommt, lohnt, dass er es gern in Kauf genommen hat.
Die Sterne, die auf dem Gipfel des Berges so nah und so klar waren, blinkten und funkelten.
Die Poesie der Szenerie sollte sich in der Sprache wiederfinden. Vorschlag: Die Sterne, so nah und klar, blinkten und funkelten.
Durch die erwähnte dünne Luft ist schon klar, dass er sich auf einem Berg befindet.
Sie tanzten am Himmel, bildeten einen Reigen und erhellten funkensprühend die Nacht.
Auch hier würde ich zu mehr Verdichtung raten: Die Sterne, so nah und klar, blinkten und funkelten, tanzten Reigen und erhellten funkensprühend die Nacht.
Wo sollten sie tanzen, wenn nicht am Himmel? Wenn du für "funkelten/funkensprühend" noch eine Alternative findest, wäre es natürlich noch besser.
Es war als würden schimmernde Finger aus ihrer hellen Mitte entspringen und den Nachthimmel umfassen.
Für die Verdichtung den Konjunktiv ohne Hilfskonstrukt "würde" verwenden: Es war als entsprängen schimmernde Finger aus ihrer hellen Mitte und umfassten den Nachthimmel.
Einige wanderten herab und verloren dabei glitzernden Staub, der sich wärmend und leicht auf die Schultern und den Kopf des Mannes legten und ihn so leuchten ließen wie die Gestirne über ihm.
wanderten hinab; "verloren" ist für das Folgende das falsche Verb. Vielleicht versprühten?; Auch dieser Satz spiegelt nicht die Poesie des Beschriebenen: Vorschlag: Einge von ihnen (den Fingern?) stiegen/glitten hinab und versprühten dabei glitzernden Staub, der sich wärmend und leicht auf die Schultern und Kopf des Mannes legte und diesen erstrahlen ließ wie das Gestirn über ihm.
Die Finger ergriffen die Kiste und nahmen sie mit sich wieder hinauf in die Unendlichkeit.
Warum "wieder"?
übermannte den Mann unendliches Glück
Da oben schon "glücklich" steht, würde ich an dieser Stelle eher von "unendlicher Freude" sprechen, zumal die glaube ich auch tiefer reicht.


Du siehst, obwohl ich keine nennenswerten Fehler aufgelistet habe, gibt es allein für den ersten Absatz eine Menge Vorschläge.
Die sind der Tatsache geschuldet, dass ich die verwendete Sprache dem Inhalt und vor allem der angestrebten Atmospähre nicht dienlich finde. Da darfst du für mein Gefühl gern tiefer in die Pathoskiste greifen und mehr verdichten.

Die meisten jedoch voll von Sorge.
voller Sorge
so sehr waren sie in einer solchen Umgebung jedoch auch mit Glück behaftet. Denn andere hatten nicht einmal diesen Blick nach vorn. Da war nichts. Keine Unsicherheit, sondern nur absolute Gewissheit.
"in einer solchen Umgebung" wirkt zynisch, denn in Krankenhäusern gibt es beides: Die Diagnose, es gibt keine Zukunft genauso wie die Diagnose, es gibt Hoffnung. Hoffnung empfände ich anstelle von Glück auch als das bessere Wort.
Spielten und schrieen
lt. Duden neue RS: schrien
Seine Augen glänzten, als sie über die Zeichnungen huschten.
Die Blicke huschten über die Zeichnungen, die Augen nicht.
„Hey du.“ Sam kniete sich hin und lachte ihr freundlich von unten herauf ins Gesicht.
wenn von unten hinaus, aber ich würde auf die Richtungsangabe ganz verzichten.
Doch die schlimmsten Gedanken würden kommen, wenn sie das Gebäude verließ, wenn sie bemerkt, wie erleichtert sie sich fühlt, wenn ein frischer Wind sie umweht und sie die mit Putzmittelgeruch geschwängerte Krankenhausluft hinter sich lässt.
Hier ist die Kojunktivkrücke "würde" richtig, der folgende Satz im Tempus aber inkonsequent und im Timing ungeschickt. Vorschlag: Doch die schlimmsten Gedanken würden kommen, wenn sie das Gebäude verließ, wenn sie bemerkte, wie erleichtert sie sich fühlte, wenn sie die mit Putzmittelgeruch geschwängerte Krankenhausluft hinter sich ließ und ein frischer Wind sie umwehte.
Sie möchte dieses Gefühl verdrängen, weil es sich so falsch anfühlt
Sie nickte, wobei ihr ihre Haare ins Gesicht fielen
ihr die Haare (ist doch klar, dass es nicht die Haare eines anderen sind)
Sie hatte sich immer gewünscht einmal im Leben den höchsten Berg in ihrem Land zu besteigen.
ihres Landes
Einmal auf die Wolken herabblicken
hinab
Das Atmen fiel ihm schwer; zu dünn war die Luft. Aber dies vergaß er genauso wie den mühsamen Aufstieg
Wenn schon in einer so kurzen Geschichte die Wiederholung eines ganzen Absatzes, dann bitte auch als Absatz setzen.
und konnte kaum ein Augen offen halten

Grundsätzlich gefällt mir die Geschichte, trotz der vielen sprachlichen Anmerkungen. Im Krankenhaus wird der Ton für mein Gefühl auch angemessener, durch die vielen nachgeschobenen Erklärungen nimmst du dem Sternenberg allerdings leider zum Ende hin immer mehr den Zauber.

Lieben Gruß
sim

 

Hallo sim :)

hui, ich hab Kritik an dieser kg erwartet. In der Art allerdings nicht. Ein Jahr lang hatte ich nichts mehr geschrieben, dann zwei Geschichten auf einmal. Diese hier und noch ne Sci Fi. Bei beiden war ich mir total unsicher, aber ich hab sie trotzdem oder gerade deswegen, online gestellt, um mal wieder ne Rückmeldung zu bekommen. Das die Sprache das Problem sei, hätte ich nicht gedacht. Aber nun, da ich deine Vorschläge eingearbeitet habe, erkenn ich genau dieses Problem auch. Vorher erschien sie mir rund, jetzt nicht mehr. Danke also dafür! Hat mir wirklich geholfen!

Freut mich aber auch, dass dir die Geschichte gefallen hat. Die Entzauberung war sogar gewollt. Zu Beginn war die Idee eine reine Fantasyidee, es sollte keine "Kindergeschichte" sein, was mir schließlich aber ziemlich kitschig erschien, deshalb die Aufklärung. Vielleicht wäre es anders doch besser gewesen?!?!

Wie immer einen besonders dankbaren Gruß an dich!...
morti

 

Schöne Geschichte, werde ich versuchen, mir zu merken...

... die Episode vom Sternenberg! Wer weiß -irgendwann kann frau das im Leben bestimmt gebrauchen - frau überlebt ja evtl. doch noch einige Menschen...

Ich finde die Geschichte auch poetisch und verdichtet und stimme sim nicht in allen Punkten zu.

Nur eine Metapher war mir zu plump:

"er schüttelte die Erinnerung ab wie ein Hund das Wasser". In dem Bild Erinnerung abschütteln steckt schon die Konnotation an den Hund. Man könnte ja sonst auch sagen "ablegen", "hörte auf, zu.." oder ähnliches.

Das mit den Sternen, die eine bestimmte Verbindung zwischen zwei Menschen bedeuten, habe ich in anderer Form auch schon erlebt. Es ist sehr verzaubert.

LG venusBonn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Göttliche *g*,
danke für deinen Kommentar! :) Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat und das du sie auch sprachlich soweit für gelungen hälst. Trotzdem bin ich selbst immer noch sehr kritisch mit dieser kg und werde wahrscheinlich auch noch was dran rumschrauben. Vielleicht nun aber nicht mehr ganz soviel. Immer interessant, wie unterschiedlich Meinungen ausfallen können.

...und ich meinte den Venusberg...ein "Hügelchen" im schönen Bonn :)

Wünsche noch einen schönen Sonntag :) Viele Grüße...
morti

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Geschichte hat mich inspiriert!

 

Hallo Flashko,

na, das hört man doch gern! :)

VG...
morti

 

Lieber morti,

ich beginne einfach gleich mit dem Textkram, weil du auf diese Weise am besten erkennen kannst, was ich von der Geschichte halte. Ich bin der Meinung, dass sich ein Überarbeiten auf jeden Fall lohnt.


Textkram:

Wärmend und leicht legte er sich auf die Schultern und den Kopf des Mannes und ihn so leuchten ließen wie die Gestirne über ihm.
irgendwas stimmt mit dem Satz nicht. Meinst du vielleicht: Wärmend und leicht legt er sich auf die Schultern und den Kopf des Mannes und sie ließen ihn leuchten wie die Sterne über ihm. ???

übermannte den Mann unendliches Freude
unendliche

blätterte in einem riesigen Bilderbuch, das fast so groß war wie er selbst.
ich würde "riesigen" streichen, du erklärst ja die Größe schon genauer.

Er sah es ihr an, dass sie nicht wusste damit umzugehen, dass sie versuchte ihre Gedanken zu verbergen.
Er sah es ihr an, dass sie damit nicht umzugehen wusste und versuchte, ihre Gedanken zu verbergen.

Aber er sah auch, wie es wirklich war. Sie hatte Angst wiederzukommen.
Aber er sah auch ihre Angst wiederzukommen.

Angst vor dem nächsten Tag, der jedoch kommen würde, mit aller Kälte und Grausamkeit, die er für die Familie bereithielt.
diesen Satz würde ich komplett weglassen, er führt in der Geschichte zu nix, was der Leser nicht schon weiß.


Doch die schlimmsten Gedanken würden kommen, wenn sie das Gebäude verließ, wenn sie bemerkte, wie erleichtert sie sich fühlte, wenn sie die mit Putzmittelgeruch geschwängerte Krankenhausluft hinter sich ließ und ein frischer Wind sie umwehte.

Doch die schlimmsten Gedanken würden kommen, wenn sie die mit Putzmittelgeruch geschwängerte Krankenhausluft hinter sich ließ und ein frischer Wind sie umwehte.

Sie möchte dieses Gefühl verdrängen, aber sie kann es nicht. Sie will einfach nicht an diesem Ort sein. Sie will nicht in der Nähe ihres Kindes sein, das soviel Schmerz in sich trägt und soviel Schmerz für andere bereithält. Dann kommen die Tränen, die Verzweiflung. Durch Liebe erfährt man in den verschiedensten Facetten Leid. Und damit bricht der Glaube an sich selbst, der Glaube an die Hoffung, der Glaube daran eine gute Mutter zu sein.
Ein flüchtiger Kuss und kein Blick zurück. Das war es, womit sich die Mutter schließlich von ihrer Tochter trennte. Sie ging fort, weil sie fort wollte und doch am liebsten geblieben wäre.
Ich glaube die Geschichte würde nicht entstellt sein, wenn du diesen ganzen Absatz weglässt.

Ein Kind versteht entweder noch nicht, was es bedeutete zu sterben oder es hat noch keine Mittel und Wege, wie es damit umzugehen hat. Doch hier lagen die Dinge nochmals anders. Bei ihm war es nichts weiter als eine Überlegung gewesen, nichts weiter als ein kleines, wenn auch erschreckendes Gedankenspiel, welches das kindliche Gedächtnis für den Augenblick schnell wieder vergessen hatte. Dieses Mädchen aber hatte einen Grund, warum es hier war. Es war die Aussicht zu sterben, die es gezwungen hatte, sich mit Dingen wie diesen auseinander zusetzen.
Probiers auch mal ohne diesen ganzen Absatz. Nur Mut! Der Text wirkt meiner Meinung nach kräftiger, wenn er weniger enthält. Grad an diesem Absatz und dem, den ich davor schon zum Weglassen vorgeschlagen hatte, kommt mir der Gedanke, dass du bei dieser Geschichte das Gefühl hast, nicht genug dargestellt zu haben. Du bekräftigst immer wieder, dabei steht schon alles da. Durch das Wiederholen erzeugst du eher einen Verwässerungseffekt.

und schüttelte die alten Erinnerungen wie ein Hund das Wasser von sich ab.
Oh je, ich schlage dir laufend Kürzungen vor. Also ich würde diesen Satzteil einfach weglassen.

Natalie blicke ihn an.
Wir wissen von der Mutter, dass sie Natalie heißt. Du verwendest aber nach dieser Info diesen Namen erst an dieser Stelle wieder. Ich würde ihn entweder schon früher mal benutzen oder jetzt auch nur von dem Mädchen sprechen.
So wirkt es so unvermittelt.

streckte der Mann seine Hände mit einer hölzernen Kiste darin, in der er die Asche seiner Frau mit sich trug, dem Himmel entgegen.
streich diesen Passus und nimm den nachfolgenden dazu, dann lautet der Satz komplett:

Und als er ganz oben war, dort wo die Luft nicht mehr blau, sondern schwarz zu sein scheint, streckte der Mann seine Hände mit der hölzernen Kiste dem Himmel entgegen

Das Atmen fiel ihm schwer; zu dünn war die Luft. Es war ein mühsamer Aufstieg gewesen, eine lange Reise voller Entbehrungen.

Diesen Satz würde ich hier streichen und weiter oben anschließen an den Satz, der mit den Worten "...etwas schenken wollte."


und konnte kaum ein Augen offen halten
die Augen oder ein Auge


Ich weiß, an dieser Stelle gehört es hin, nicht so genau, ob es nicht Sinn macht, auch die 1. Passage wegzulassen. Du wiederholst ja die Sternenberggeschichte im Grunde genommen und der Text steht quasi als Einleitung und dann später nochmals (übrigens mit denselben verbesserungswürdigen Stellen wie oben schon beschrieben).
Probiers doch mal aus, wie die Geschichte wirkt, wenn du diese Erzählung nur ein einziges Mal dort stehen lässt.

Das Ende würde ich auch kürzen, das hier würde ich streichen:

„Und die von deiner Mutter.“
Sie stellte sich neben ihn und legte ihm einen Arm um die Hüfte.

Liebevolle kleine Geschichte ist dir da gelungen. Was mir gut gefallen hat, ist, dass Sam dem Mädchen keine falschen Hoffnungen macht, sie ernst nimmt in ihrem Kummer und nichts beschwichtigt. Ich frage mich oftmals, welche Art der Herangehensweise diejenige ist, die mehr den Menschen achtet. Aufrichtigkeit oder Verschleierung als dickes Watteschutzschild?

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo lakita,

hab jetzt erst deinen Kommentar entdeckt, dachte die kg wäre schon auf den "Folgeseiten" verschwunden :)
Natürlich ersteinmal ein großes Danke für das Lob. Ein zweites großes Danke für die Vorschläge. Hier ist es also mal wieder. Mut zur Streichung! Und ja. Ich werde streichen :)
Ich nehme mir die Geschichte am Sonntag nochmals in aller Ruhe vor. Dann kommt der dicke Rotstift. In der Tat ist manchmal weniger mehr. Bin selbst mal gespannt, wie die kg dann wirkt.

Danke :) (x2) und einen ganz lieben Gruß...
morti

 

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