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Die Hand unter dem Bett

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11.10.2001
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Die Hand unter dem Bett

Jedes Kind kennt die Angst, die einen plötzlich überkommt, wenn man gerade im Bett liegt und es dunkel geworden ist.
Das Licht ist aus, im Haus herrscht völlige Ruhe und man möchte sich einfach nur noch ausruhen.
Doch irgend etwas hält einen davon ab. Es ist still, so still, daß man es beinahe hören kann. Es ist nah und wartet nur darauf, daß deine Hand oder dein Fuß ein wenig unter der Decke hervor lugt.
Und du weißt, sobald dies geschieht wird es dich packen.
Es wird nach deinem Fuß greifen, wenn du ihn nicht sorgsam unter der Decke eingewickelt hältst, und dann zieht es dich mit sich, ...unter dein Bett.

Sie meinen, ich hätte mir dies ausgedacht, es vielleicht irgendwo gelesen? Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erzählen soll, und ich weiß nicht, ob Sie mir glauben, aber ich habe es gesehen.
Aber wenn Sie wollen, dann werde ich es Ihnen erzählen.

Es war im letzen Sommer. Ruth und ich hatten uns gerade getrennt, wir kamen einfach nicht mehr miteinander aus. Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl, wenn Ihr Partner Ihnen nur noch auf die Nerven geht und in Ihrer Beziehung nichts mehr so ist, wie es zu Beginn einmal war.
Ständig sieht jeder nur die Dinge beim anderen, die einen furchtbar stören. Eigentlich waren diese Dinge immer schon da, nur sind sie nicht aufgefallen. Aber eines Tages kommt eines nach dem anderen ans Licht, und sie werden immer deutlicher bis sie dich zum Schuß fast anekeln.
Wir beide konnten nichts dafür. Es ist einfach geschehen, wir haben uns auseinandergelebt. Ruth ist dann ausgezogen, sie lebt wieder bei ihrer Mutter in Kalifornien. Ich habe unsere Wohnung in Newark behalten.
Im Nachhinein bin ich dankbar dafür, daß wir keine Kinder bekommen haben. Zwar wollte ich immer gerne ein Vater sein, doch diesen Gedanken habe ich weit, ganz weit von mir geschoben.
Es begann an diesem Abend, nachdem mein Boss mir wieder einmal gesagt hat, daß meine Arbeit nicht dem Standart der Firma entspräche.
Zu der Zeit arbeitete ich in einem Architektenbüro drüben in New Jersey. Mein Boss war ein Schwein, ständig hat er seine Angestellten herunter gemacht, manchmal sogar vor unseren Klienten, aber ich brauchte den Job wegen des Kredits, den wir für die Wohnung aufgenommen hatten, so habe ich mich halt durchgebissen.
Ich verstehe etwas von meinem Beruf, das können Sie mir glauben, vielleicht habe ich mich deswegen so aufgeregt an diesem Abend.
Schon den ganzen Weg nach Hause habe ich in meinem Wagen geschimpft wie ein Rohrspatz, sogar den Radiomoderator habe ich angeschrien, weil er irgendwas dämliches dahin gesabbelt hatte.
Dann habe ich mir noch den Finger verbrannt, als ich die Zigarette im Aschenbecher ausdrücken wollte, zu guter Letzt hat die mir ein Loch in den Wagenteppich gebrannt.
Als ich mein Abendessen, was wie immer aus einer Packung irgendeines matschigen Mikrowellengerichts bestand, vor dem Fernseher einnehmen wollte, hatte sich soviel Wut in mir angestaut, daß ich beschloß meinen Spielfilm ausfallen zu lassen und nach einer warmen Dusche schlafen zu gehen.

Nachdem ich abgetrocknet war und in meinem Schlafzimmer nach meinem Pyjama suchte, hatte ich schon so ein komisches Gefühl. Nur meine Nachttischlampe brannte und aus der offenen Badezimmertür fiel ein dünner Lichtstreifen auf den Teppich.
Irgendwie fühlte ich mich beobachtet, was eigentlich absurd ist, denn meine Wohnung liegt im fünften Stockwerk und eine Feuerleiter gibt es nicht auf dieser Seite des Gebäudes.
Aber kennen Sie das Gefühl, wenn Sie so ein kaltes Kribbeln im Rücken verspüren, daß Ihnen sich die Nackenhaare sträuben läßt? Dieses Gefühl, daß man loswerden kann, wenn man sich kurz schüttelt und die Schultern nach hinten drückt?

Meinen Pyjama hatte ich gefunden, er war in der Schublade mit den Socken. Wahrscheinlich hatte ich ihn in Gedanken dort hinein gestopft. Wissen Sie, es ist nicht so leicht, wenn man es nicht gewohnt ist, solche Dinge selbst zu erledigen, das Kochen und die Wäsche meine ich.
Als ich angezogen war ging ich noch einmal in mein Badezimmer um mir die Zähne zu putzen. Mit dem Schaum im Mund und der Zahnbürste in den Mundwinkel geklemmt wusch ich meine Hände. Dann sah ich kurz auf. Mein Blick fiel in den Spiegel und für einen Bruchteil einer Sekunde hätte ich schwören können, daß im Zimmer hinter mir ein Schatten an der Tür vorbei huschte.
Doch wie gesagt, es war recht dunkel hinter mir in meinem Schlafzimmer und ich war schon ziemlich abgespannt. Vielleicht war es auch nur ein Auto, daß unten auf der Straße vorbeifuhr, und dessen Scheinwerferlicht für einen Augenblick an der Wand reflektiert wurde.
So putze ich also meine Zähne zu Ende, spülte meinen Mund aus, warf noch die nassen Handtücher in die Wäschetruhe, wissen Sie, das habe ich immer getan, nachdem Ruth weg war, immer hatte sie darüber gemeckert, aber nun waren es meine Handtücher, und dann schaltete ich das Licht aus und ging in mein Schlafzimmer hinüber.
Und da war es wieder, als ich vor dem Bett stand, um mein Kissen aufzuschütteln, dieses eigenartige Gefühl. Diesmal aber nicht im Nacken, es ging von meinen Füßen aus.
Ja, es fing in meinen Füßen an und dann zog dieses Kribbeln über meine Fersen bis zu den Knien hoch.
Ich fühlte mich bedroht. Ich hatte das Gefühl, als sei ich eine Beute, die in eine Falle getappt war und sobald ich mich bewegte, würde sie zuschnappen und mir die Beine abhacken.
Wenn ich nur schnell genug wäre, konnte ich ihr entkommen, bevor sie zusammenklappte! Mit einem Satz sprang ich in mein Bett, mitten rein, griff noch im Sprung nach dem Zudeck und ließ mich sofort hinfallen, als suchte ich Deckung vor dem Feind und begrub mich unter dem schützenden Steppbett.
Sie mögen nun vielleicht lachen, aber ich hatte das Gefühl, als müßte ich um mein Leben fürchten.
Ich kann Ihnen nicht genau sagen wie lange ich unter der Decke lag, sicher waren es ein paar Minuten, ich hatte Angst hervor zu kriechen, denn da war etwas, etwas das mich bedrohte und auf der Lauer lag, solange, bis ich wieder auftauchen würde.
Doch nach einiger Zeit siegte mein Verstand und vorsichtig schob ich meinen Kopf unter der Decke hervor.
Meine Augen wanderten durch den Raum, erst vorsichtig, ganz langsam begutachtete ich den Radius, den ich ohne Kopfwenden einsehen konnte, dann schob ich mich im Bett weiter hoch und schaute mich vollends um.
Das sanfte Licht der Nachttischlampe reichte gerade bis in die Ecken.
Es war nichts da. Absolut nichts, was nicht da sein sollte und alles stand an seinem Platz.
“Meine Güte, Jeff,“ dachte ich bei mir, “du bist wohl etwas überreizt!“
Nachdem ich wieder Ordnung in mein Bett gebracht hatte, die Beine ausgestreckt und mein Kissen zurecht gestopft, meinte ich endlich schlafen zu können.
So kuschelte ich mich ein und schaltete die Lampe aus.
Doch als ich die Augen schloß, wurde mir wieder mulmig, so zog ich Hände und Füße fest an den Körper und die Decke bis zum Hals.
Endlich fing ich zu dösen an, dachte noch über dies und das nach und bin dann irgendwann eingeschlafen.

Ich träumte. Es war so ein leichter Traum, bei dem Sie genau wissen, daß Sie träumen und dabei versuchen nicht aufzuwachen, denn dann würden Sie ihn verlieren.
Ruth saß auf mir. Ihre Schenkel dicht an meine gepreßt, fühlte ich ihre rhythmischen Bewegungen. Sie war so warm, so weich und es kribbelte in meinem ganzen Körper.
Sie zog ihr cremefarbenes Hemdchen über den Kopf, beugte sich über mich und küßte meine Brust. Ihre blonden Locken berührten dabei leicht meine verschwitzte Haut.
Als sie sich wieder aufrichtete und ihre Bewegungen fester wurden, griff sie hinter sich und umfaßte meine Knie um sich abzustützen.
Nun konnte ich ihre Brüste sehen. Es machte mich an, wenn ich dabei ihren Busen sah, wie er sich hob und senkte, wenn sie so tief atmete wie jetzt.
Ich wollte ihn berühren, spüren, wie weich und zugleich fest er war. So hob ich meine Hand, doch bevor ich Ruth´s Bauch erreichen konnte, krallten sich ihre Fingernägel in meine Beine.
Ich fiel in mein Kissen zurück. Der Schmerz zog hoch bis zu meinen Lenden. Derartig brutal war Ruth noch nie gewesen, was hatte sie sich dabei gedacht....
Ruth?...
Ich schreckte hoch. Ruth war nicht da, doch der Schmerz in meinem Bein blieb. Ich mußte mich zur Seite drehen um den Schalter fassen zu können.
Als das Licht anging meinte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung am Fußende des Bettes gesehen zu haben. Bei genauerem Hinsehen ließ sich jedoch nichts erkennen. Meine Bettdecke lag auf dem Boden, ich mußte sie herunter gestrampelt haben.
Als mein Griff zu ihr hinunter ging, hörte ich unter dem Bett eine Art schlurfendes Geräusch. Schnell zog ich meine Hand zurück, der Schreck ging mir durch und durch.
Jetzt reichte es mir, ich war wieder hellwach. Mit einem Satz stand ich auf dem Bett, machte einen großen Sprung über die am Boden liegende Decke und war mit ein paar Schritten an der Schlafzimmertür angekommen. Dort schaltete ich das Deckenlicht ein, begab mich dann auf alle Viere und schielte unter mein Bett.
Hatte ich etwa Mäuse im Haus? Oder gar Ratten? Langsam krabbelte ich auf das Steppbett zu, schob es langsam zur Seite und legte den Kopf schief um besser sehen zu können. Ich war auf alles gefaßt.
Gähnende Leere unter dem Bett, es war nichts da. “Also nun ist Schluß!“ rief ich in den Raum, wohl um meine eigene Anspannung zu lösen.
Ich hob die Decke auf, stapfte genervt in die Küche und machte mir einen Kaffee. Dann hockte ich mich auf mein Sofa und schaltete den Fernseher ein.
So saß ich etwa eine halbe Stunde da, die Füße auf dem Tisch, die Tasse in der Hand und eingewickelt in der Decke sah ich mir Nachrichten an.
Die Müdigkeit ergriff wieder Besitz von mir. So stellte ich meine leere Tasse auf dem Tisch ab um mich besser einkuscheln zu können. Doch was war das?
Im Zurücklehnen viel mir an meinem rechten Unterschenkel etwas auf. Ein paar kleine rote Kratzer, die sich mit feinen Linien meines Blutes schon verschlossen hatten.
Es mußte sich also wirklich etwas im Schlafzimmer befunden haben, denn eine andere Erklärung hatte ich nicht, außer ich hätte mich selbst verletzt, und dies schien mir wenig einleuchtend.
Während ich darüber nachdachte, wie ich diesem Vieh den Garaus machen könnte, und überlegte einen Kammerjäger zu rufen, schlief ich ein.

Ein stürmischer Applaus aus dem Fernseher weckte mich auf. Eine Wiederholung dieser blöden Nachmittagstalkshows war dran. Ich hatte Kopfschmerzen. Die Uhr über dem Sideboard verriet mir die Zeit: 7.17. Nun mußte ich mich beeilen, die Präsentation war für halb elf angesetzt und der Berufsverkehr auf meinem Weg war die Hölle.
Zu meinem eigenen Erstaunen schaffe ich es gerade noch rechtzeitig, auch die Präsentation lief gut, trotz des Hämmerns in meinem Schädel überzeugte ich unseren Kunden und wir hatten den Auftrag.
“Na Jeff, da hast du´s dem Alten ganz schön gezeigt!“ Mein Kollege Bill Matthews kam gerade zur Tür herein, als ich dabei war Ordnung in mein kleines Büro zu bringen, bevor es nach Hause gehen sollte.
“Danke Bill. Ja, ich hoffe nur, daß jetzt nicht wieder eine von seinen Belehrungen nachkommt.“ “Wieso? Nur weil du dem Klienten die Bäume im Innenhof gönnst und Big Boss Hendridge nicht? Der soll sich bloß nicht immer so aufblasen, wenn eine andere Idee als seine eigene besser ankommt! Kopf hoch, der weiß schon daß deine Lösung die richtige ist.“
Bill klopfte mir wohlwollend auf die Schulter und ging. Gerade hatte ich den ganzen Kram zusammengepackt, da geschah es auch schon.
Hendridge kam wutschnaubend hereingepoltert, schlug die Tür hinter sich zu und schrie mich an: “Bellings! Wenn Sie meinen, Sie könnten mir hier einen vormachen, dann sind Sie schief gewickelt! Wissen Sie eigentlich, welche Mehrkosten durch Ihre schwachsinnige Idee entstehen? Die ganzen Pläne müssen umgearbeitet werden! Glauben Sie bloß nicht, daß ich Ihnen die Zeit bezahle! Wir hatten alles so gut wie fertig und dann kommen Sie mit Ihrer scheiß grünen Perspektive! Sie machen das von mir aus am Wochenende, die Zeit, die Sie jetzt sparen weil Sie es Ihrer Kleinen nicht mehr besorgen müssen, können Sie ja in Ihren Mist investieren, den Sie ständig verzapfen!“
Ich saß da wie ein Schuljunge, der schuldbewußt seiner Lehrerin gestanden hatte, die Hausaufgaben daheim vergessen zu haben.
Die Wut, die dieser Mann in mir weckte kam erst auf, als ich wieder zu Hause an meinem Schreibtisch hockte und damit begann die Pläne für das Projekt zu ändern.
Wie konnte sich dieser Mensch herausnehmen so mit mir zu reden? Wie konnte ich mir bloß all diese Bosheiten gefallen lassen?
Wütend auf mich selbst, mich nicht gerechtfertigt und verteidigt zu haben rammte ich die Spitze meines Bleistiftes in den großen Papierbogen auf meinem Tisch, die Spitze brach ab und traf mich durch die Wucht knapp unter dem linken Auge.
Ich sah keinen Sinn darin noch weiter zu machen, mit einer solchen Laune würde ich nichts Vernünftiges mehr zustande bringen.
Ohne mich großartig im Bad aufgehalten zu haben ging ich ins Bett. Eigentlich nutzte ich den Freitagabend damit mich mit Freunden in “Joe´s Bar“ auf ein paar Biere zu treffen, aber dazu hatte ich nun wirklich keine Lust mehr.
Verärgert wälzte ich mich stundenlang hin und her. Der Mond schien durch die beiden offenen Fenster herein, von der Straße hörte ich die Reifen der Autos über den nassen Asphalt rollen und weiter entfernt ließen Sirenen ab und an auf einen Einsatz von Polizei und Ambulanzen schließen.
Es war eine von diesen schwülwarmen Nächten in denen man kaum in den Schlaf findet, selbst wenn man keinen Ärger am Hals hatte.
Im Halbschlaf meinte ich noch wieder dieses Geräusch unter meinem Bett gehört zu haben, dachte wieder an den Kammerjäger und schlief dann ein.
Plötzlich ließ mich etwas aufwachen. Ich wollte mich umdrehen, konnte es jedoch nicht. Mein rechtes Bein ließ sich nicht unter die Decke ziehen, als hätte es sich zwischen Rahmen und Matratze fest geklemmt.
Manchmal habe ich das, daß ich mit einem Fuß in der “Besucherritze“ zwischen den beiden Matratzen spiele, wenn ich noch nicht schlafen kann. Aber auf der anderen Seite, da außen am harten Rahmen? Sowas war mir noch nie passiert.
Ich bekam den Fuß nicht frei, und so setzte ich mich auf um besser sehen zu können. Mein Fuß steckte nicht fest, er lag auf dem Bett. Doch etwas Dunkles, was ich nicht identifizieren konnte saß darauf.
Erschrocken wollte ich das Bein zurückziehen, aber es ging ja nicht. Nun schaute ich genau hin. Auf meinem Fuß saß nichts, er wurde festgehalten!
Im Mondlicht konnte ich nicht genau erkennen, um was es sich handelte, doch bald würde es mir zur Bewußtheit werden.
Vorsichtig lugte ich über den Bettrand. Da erkannte ich ihn! Ein mächtiger dunkler Arm, viel breiter und länger als mein eigener reicht von unter dem Bett hinauf bis zu meinem Fuß, die schwarze Pranke an seinem Ende hielt mich fest!
Panik stieg in mir auf. Schlief ich noch? Träumte ich vielleicht? Aber es fing an zu schmerzen, diese Hand begann meinen Fuß fester zu packen und daran zu ziehen. Das war kein Traum!
Ich schlug die Bettdecke zur Seite und versuchte immer verzweifelter diese Hand mit meinem freien Fuß wegzustoßen. Schließlich nahm ich meine Hände zur Hilfe. Als ich dieses Ding berührte, lief es mir eiskalt den Rücken herunter.
Es fühlte sich merkwürdig an. Diese Hand und der Arm waren warm, aber dann doch irgendwie nicht. Es schien, als hätten sie kalte und warme Stellen. Die Haut dieses Etwas war trocken und schmierig zugleich, als grübe man in bröseliger Erde, in die dabei etwas Wasser hinein gegossen wird.
Ekel überkam mich, ich wollte dieses Ding von mir abhaben und schnell flüchten. Doch ich kam nicht frei. Die Hand zog mein Bein bis zum Knie über den Bettrand hinaus und dann nach unten. Ich mußte hinterher wuchten, denn sonst hätte es mir unweigerlich den Fuß gebrochen.
So landete ich mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden. Das Ding ließ mir keine Zeit mich zu koordinieren, auf dem Bauch liegend zog es mich weiter unter das Bett.
Irgendwie schaffte ich es mich auf den Rücken zu drehen und erwischte dann gerade mit den Unterarmen den Rahmen. So verkeilte ich mich und versuchte auf ein Neues freizukommen.
Doch ich hatte keine Chance, denn ich spürte, wie beide Beine gegriffen und immer energischer daran gezogen wurde. Das Bett machte einen kleinen Satz und ich verlor den Halt.
In meinem Fall fing ich an zu schreien.

Den Aufschlag habe ich nicht gemerkt. Benommen stand ich auf, es war völlig dunkel und furchtbar kalt. Zuerst wagte ich nicht mich zu bewegen, doch dann begann ich mit den Füßen herumzutasten. Der Boden war rauh und feucht.
Nach einiger Zeit gewöhnten sich meine Augen an das Dunkel, schemenhaft erkannte ich eine Art Höhle, von irgendwo mußte also Licht einfallen. Ich sah hinauf, konnte aber kein Loch ausmachen, durch das ich gefallen sein mußte. Was war das bloß gewesen? Was war mit mir geschehen?
Unwillkürlich dachte ich an die Geschichten aus meiner Kindheit und die Frage: Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?
Als kleiner Junge auf der Farm meiner Eltern wußte ich, wenn es dunkel wird, dann lauert da etwas in meinem Wandschrank und späht durch die Lamellen hinaus zu mir und wartet, bis das Licht ausgeht.
Meine Mutter hat es jedoch nie soweit kommen lassen, immer ließ sie die Zimmertür einen Spalt breit offen, und das Licht im Flur brennen. Mein Vater war der Meinung, sie würde ihren Sohn verweichlichen, doch sie setzte sich durch. Das hatte ich vergessen, bis jetzt. “Danke Mom.“
War es wirklich so, daß in jeder Geschichte ein Fünkchen Wahrheit steckt?

Hinter mir hörte ich plötzlich ein Geräusch, da war es wieder, dieses Schlurfen! Aufgeschreckt fuhr ich herum.
Und da stand es. Mein Angstschrei blieb mir mit einem Glucksen im Halse stecken.
Dieses Ding war groß, eher riesig, es maß sicherlich zweieinhalb Meter und es war pechschwarz. Es sah aus, als habe jemand es aus Erde geformt, wie eine Burg, die man am Strand bauen kann, wenn der Sand die richtige Konsistenz hat. Im Zwielicht sah ich seine gelblichen Augen aus seinem Gesicht, wenn es überhaupt eines hatte, hervorstechen.
Oh Gott! Und nun geschah es, das Ding bewegte sich auf mich zu! Bis dahin hatte ich gehofft es bliebe stehen und ließe mich endlich in Ruhe.
Ich drehte mich um und stolperte los, die Arme ausgestreckt, um nicht gegen eine Wand zu laufen. Doch ich hatte die schlechteren Karten.
Ich spürte den festen Griff auf meiner Schulter, der mich nach hinten zog und prallte mit dem Rücken gegen es. In Panik versuchte ich mich zu befreien, als ich merkte, wie es mich immer mehr zu umgeben schien.
Es wurde wieder dunkel vor meinem Gesicht, ich bekam kaum noch Luft und muß ausgesehen haben wie ein Fisch, der verzweifelt versucht dem Netz zu entkommen, das ihn gefangen hält und sich dabei immer mehr in seine Maschen verstrickt.
Dann spürte ich, wie mich meine Kräfte verließen und gab den Kampf auf.
Es war dunkel in ihm, warm und still. Ich atmete sanft und ruhig und ließ mich fallen.

Von einem lauten Knall wurde ich aufgeweckt. Ich lag auf meinem Bett und ehe ich begriff was geschehen war, hielt ein Polizeibeamter seine Waffe auf mich gerichtet. “Hier ist er, ich habe ihn! Keine Bewegung, Mister!“
Verstört sah ich ihn an, dann fiel mein Blick auf mein Bett. Es war schmutzig, als habe jemand Erde hineingesteut. Ich sah an mir hinunter, auch meine Hände und Füße waren dreckig, mein Pyjama hatte gelitten, als hatte ich eine Begegnung mit einem Kampfhund.

Wie in Trance ließ ich mir Handschellen anlegen und mir meine Rechte vorlesen. Als sie mich aus meiner Wohnung führten sah ich, daß die Eingangstür aus den Angeln getreten war.

Bald darauf erfuhr ich, was mir vorgeworfen wurde.
Mr. Hendridge, mein Boss, wurde am Samstagmorgen von seiner Frau tot in seinem Bett aufgefunden. Überall um ihn herum lag Dreck, als habe sein Mörder ihn zu einer Schlammschlacht herausgefordert. Ich komme nicht umhin zu sagen, daß er wohl recht angemessen gebettet war, wie heißt es doch so schön: Asche zu Asche.... warum nicht auch Dreck zu Dreck...?
Den ganzen Samstag über wurden seine Freunde, soweit er welche gehabt haben mag, und die Angestellten seiner Firma befragt. Jemand mußte gesagt haben, daß Hendridge mich wieder einmal zusammengefaltet hatte und so kamen die Ordnungshüter auf mich. Es bestand wohl dringender Tatverdacht, der rechtfertigte, daß man meine Wohnung aufbrechen durfte.
So fand man mich in meinem Bett vor, wieso ich den ganzen Tag geschlafen haben mußte, weiß ich nicht und alles paßte für sie zusammen.
Nur wie ich in die Wohnung vom alten Hendridge eingestiegen bin ist noch unklar. Seine Frau, die im Wohnzimmer ein Buch las will nichts gehört haben. Alle Fenster und Türen waren verschlossen.
Aber daran, daß ich es gewesen sein muß besteht kein Zweifel mehr, denn der alte Kauz hatte ein Stück Stoff aus meinem Pyjama gerissen und hielt es noch in seiner klammen steifen Hand.

Nun sitze ich hier in meiner Zelle und warte auf meine Verhandlung. Vor einer Stunde offenbarte mir mein Pflichtverteidiger, daß ich mich für zwei Morde zu verantworten hätte. In der letzen Woche fand man in Mariposa, Kalifornien die Leiche einer jungen Frau in ihrem Bett. Sie soll angeblich etwas schmutzig gewesen sein und unter ihren Fingernägeln fand man Hautreste, deren DNA mit meiner übereinstimmt.

Es wird zur Zeit noch überprüft, mit welchen Flügen ich so schnell dort hin gelangt und wieder zurückgekommen bin, da ich am darauffolgenden Tag pünktlich zur Arbeit erschien.
Mit meinem Zellengenossen habe ich vorhin die Pritsche getauscht. Ich habe ihn gebeten auf der unteren schlafen zu dürfen, weil ich unter Höhenangst leiden würde, der hat´s mir abgekauft.
Bevor ich mich gleich schlafen lege schreibe ich Ihnen noch diese Zeilen, denn Sie werden mich nicht wiedersehen, es sei denn, sie lassen ihre Hand einmal aus dem Bett hängen.


Jeff Bellings

[Beitrag editiert von: JumpinBedBug am 15.11.2001 um 01:13]

 

Anmerkung der schusseligen Autorin:

:redface: Nachdem es wieder mit meinem Editieren funzt, hatte ich ganz vergessen, endlich zu berichtigen. So, besser spät als nie. Damit ist´s geschehen.

Liebe Grüße,
Maja.

[Beitrag editiert von: JumpinBedBug am 15.11.2001 um 01:15]

 

Na, ist doch ganz logisch, was für ein DING das war! Das Alter Ego vom guten alten Jeff Bellings. Hach, verdammter "Fight Club"!...

Ne, sehr schöne Geschichte! Du verstehst es, den Leser (zumindest mich) lange im Dunkeln tappen zu lassen. Also "Die Hand unter dem Bett" hat was! Besonders, als dann endlich mal das Ding genauer erwähnt wird, wie es einfach da am Bettende sitzt und den seine Hand auf dem Fuß von Jeff legt - Sehr gut!

Ich habe es nicht bereut, die Geschichte zu lesen. Aber ich bereue ja eh nix, von daher... Wart mal kurz... es klingelt... oh! Es ist der Schwarze Mann... Du entschuldigst mich? Danke!

Sodele!

Poncher

PS: Habe ich gesagt, daß ich die Geschichte gut fand?

 

:) Sehr gute Geschichte! Das Sprechtempo stimmt, die Handlung vollführt einen radikalen Umschwung, der Ich-Erzähler wird glaubhaft geschildert, der Schluss ist herrlich ironisch.
Am Stil könntest du vielleicht noch ein bisserl feilen, aber das ist nur das übliche Genörgle von mir.

Alles in allem eine der besseren Storys hier, die sicher nicht nur ich mit Vergnügen gelesen habe - weiter so! <img src="graemlins/cool.gif" border="0" alt="[cool]" />

 

Wow!
Super!

Normalerweise kann man ja das Ende schon vorraussehen, aber hier konnt ich es nicht erraten!
Gute Idee mal diese bekannten "Kinderängste" mal als Horrorgeschichte zu schreiben. Trotz dieser "kindischen" Story, ließ sich der Text spannend lesen! Kompliment!!!

 

Hallo Maja,

Du hast es tatsächlich geschafft, mich kurz hintereinander 2x zu schocken.
Als ich, noch völlig gefangen in meinen eigenen Kindheitsgruselerinnerungen, neugierig auf dein Profil klickte, um nachzuschauen, wer es geschafft hat, diese schaurig-schönen Gefühle in mir auszulösen, poppte plötzlich dein Foto auf und dein Gesicht zoomte in Lebensgröße auf mich zu.
Menno, vor Schreck bin ich fast rückwärts mit dem Stuhl umgekippt. :D

Das lag aber nicht an deinem Aussehen, ich finde dich sehr hübsch, sondern nur an dem Schreck, den ich bekommen habe. <img src="graemlins/cwm24.gif" border="0" alt="[cwm24]" />

Toll finde ich an deiner Geschichte, daß man sie in keine Schublade stecken kann.
Es ist ein gesellschaftskritischsatirischer Kindergruselkrimi für alle Altersstufen oder so...
Eine gute, spannende Geschichte mit vielen gelungenen Überraschungen, guter Stil, toll zu lesen am PC durch die übersichtlichen Absätze...

Von mir: *****(von 6 möglichen) <img src="graemlins/thumbs.gif" border="0" alt="[thumbs]" />


Gruß.....Ingrid

 

Oh, ich danke euch allen...
Danke <verbeug> ...ist ja fast zu viel des Guten...

Nein, weiter so, das geht runter wie Öl...<grins>, nach dem Einstellen meines gekürzten und etwas umgeschriebenen "Ihr bleibt was ihr seid" (und dadurch total in den Sand gesetzt hab) baut es wieder auf!

(..und kann itschi hoffentlich weiterschocken :D )

Viele grusel-danke-Grüße,
Jumpin.

 

Hallo Jumpin,

ja, ich kann mich den o.a. Kommentaren nur anschließen, eine klasse Story, gut erzählt, mit wirklich überraschendem Schluss.

Was mich aber immer wieder wundert, so auch bei deinen Storys, ist: Warum wählen die meisten Horrorautoren als Kulisse für ihre Geschichten Orte in Amerika, obwohl es einem doch leichter fallen müsste über Menschen zu schreiben, die in sozialen Verhältnissen leben, wie man sie tagtäglich "vor der eigenen Tür" beobachten kann?

Liegt es daran, weil die großen Vorbilder, Autoren wie Lovecraft, King, Barker u.s.w., Amerikaner sind? Oder klingen amerikanische Namen nur einfach besser?
Wäre deine Story weniger spannend, wenn dein Protagonist statt Jeff Bellings, Uwe Meiners heißen und statt in Newark, in Düsseldorf wohnen würde?

So, ich höre lieber auf dumm zu fragen und freue mich stattdessen schon jetzt auf eine neue Geschichte von dir.

Gruß

Günter

 

Hi GKL!

Lustig, ich habe tatsächlich daran gedacht aus Jeff einen Hamburger <lach> oder Bremer zu machen und seine Frau nach Bayern zu schicken... :D ,
aber es scheint wirklich zum einen daran zu liegen, dass unsere Vorbilder Amerikaner (mh, lecker heute hier, was) sind und man es daher wohl so gewohnt ist.
Zum anderen ist es vielleicht auch besser gruseliges weiter weg zu schieben, man will ja nicht den Teufel an die Wand malen, nicht wahr? :)
Vielleicht kommt noch eine dritte Sache hinzu: es klingt wohl etwas besser (und, wie soll ich sagen...romantischer), denn Uwe, Peter, Klaus und Dieter, sowie Düsseldorf, Mainz und Hagen klingen irgendwie so hart ... finde ich zumindest.
Aber mal sehen, ich schreibe bereits an einer Geschichte, die in Norddeutschland spielen wird... vielleicht wird´s ja was? ;)

Grüße, Maja.

 

Super Geschichte! Dazu ist ja schon alles gesagt worden!

Ich aber verstehe eines nicht: Jeff wurde doch von einem Ungeheuer angegriffen und dann bewußtlos. Im Endeffekt aber war er eben dieses Ungeheuer, was er wohl auch noch selber weiß:

Sie werden mich nicht wiedersehen, es sei denn, sie lassen ihre Hand einmal aus dem Bett hängen.

Also, das verstehe ich nicht! Wie kann Jeff das Monster sein und gleichzeitig von diesem attackiert und unter das Bett gezogen werden?
Das wahre Monster ist pechschwarz und 2,50 m groß und muss sich doch noch irgendwo herumtreiben?

 

Hallo Leif!

Ups, ich wurde mißverstanden!
Es war so gemeint:

Dieses Monster gibt es wirklich. Durch seinen Haß beschwört Jeff es hinauf, dieses Monster wird also durch Haß genährt und verhilft dafür sozusagen seinem "Wirt" zu etwas, wozu dieser allein nie in der Lage wäre.
Würde es dies nicht tun, wäre es ja sein Untergang, denn wenn ein Wirt erstmal begriffen hat, dass es ohne ihn nicht mehr existieren kann, versucht es natürlich alles, damit ihm diese Macht (und seine Existenz) erhalten bleibt. So ließ er seinen Wirt dessen Tat auch vergessen.
(Huh, was ein Satz...ist der auch verständlich?)
Dann, nachdem Jeff diese Macht begriffen hatte (durch die Anklage und Aussage seines Anwaltes), und durch das Zusammenschmelzen mit dem Wesen nun ein Teil von ihm ist, beschließt er (weil er ja im Knast gelandet ist und keinen Ausweg aus dieser Situation sieht -alle Beweise sprechen gegen ihn-) sich noch einmal von dem Wesen holen zu lassen (deshalb die untere Pritsche) um sich mit ihm zusammen zu tun. Dies ist der einzige Weg für Jeff in die "Freiheit".

So, ich hoffe, trotz des Wirrwarrs, dass ihr es verstanden habt :D ?

Grüße,
Maja.

 

Hallöle!
Ich hab angefangen deine Geschichte zu lesen, ich konnte nicht mehr aufhören,denn genau diese Angst hatte ich früher auch immer, dass mich jemand an den Füssen packt, wenn sie nicht zugedeckt sind. Ich presste mich vor Angst manchmal so fest an die Wand, dass ich kaum mehr atmen konnte. Naja zu Gkück wird man älter und diese Angst zumindest verfliegt, aber auch noch heute bringen mich Nachts keine zehn Pferde durch einen Wald! Vielleicht vergeht diese Angst auch noch, denn so alt bin ich auch noch nicht!! Deine Geschichte gefällt mir!!

 

Herzlichen Dank für das Lob, Mos Def!
Vielleicht schreib ich auch mal was über nen Wald! :D
Grüsele,
Maja.

 

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