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Die Illusion Vol. 2
Für Leon, der weiterlebt
(Luftschlösser auf Morast oder)
Die Illusion Vol. 2
„Was ist passiert?“
„Ach, na ja.. wenn ich dir das erzähle, erklärst du mich garantiert für verrückt.“ Er lächelt verlegen, schaut sich um. Nur wenige Leute sitzen im Cafe.
„Erzähl schon.“
Er hört ihr Lachen, fühlt es.
Ohne sie je gerochen zu haben, will er sie haben, halten, bewundern dürfen.
Er kauft für sie im Blumenladen. Nicht eine Rose, nein, nichts platt Symbolisches, Welkendes, Eingebildetes. Einen Ficus, im Topf, leise raschelnd, wenn der Wind durch seine Blätter rauscht.
Schon zwei Mal hat er ihn eingepackt, sorgfältig, damit ihm auf der Fahrt nichts passieren würde. Und zwei Mal wieder ausgepackt, ohne dass er ihn vom Fleck bewegt hätte. Jedes Mal hat er sich ein kleines Stück mehr zurückgezogen. Und jedes Mal hat sie ihn wieder hervorlocken können, wissend, dass er süchtig war. Ist? Hervorlocken, um ihm wieder in den Magen zu treten, dass ihm die Luft ausgeht und er röchelnd am Boden liegt. Links antäuschen –liebevolle Hoffnung- rechts antäuschen –mitleiderregende Krankheit- und dann k.o. schlagen, ohne sich die Finger zu beschmutzen.
„Ich bin wieder darauf reingefallen. Ich hab ihr geglaubt – mit so was scherzt man doch nicht?“ Eine rhetorische Frage. In seinen Augen tränendurchtränkter Schmerz mit einem Schuss Wut auf sich selbst.
Wozu, kleine Frau, wozu.
Sie suhlt sich in seinem Schmerz, wühlt darin und gräbt sich durch seine Eingeweide, bis er sich aufgibt. Sich eliminiert, löscht, alle Spuren seines Daseins wegwischt. Und weint.
„Kannst du dir vorstellen, dass man jemanden vermisst, den man noch nie getroffen hat?“ Ich kann und kann sie nicht verstehen.
Weine, kleiner Mann, weine ruhig. Vom Schmerz zur Wut zur Gleichgültigkeit. Und Befreiung.