Die Jahreszeiten
Der Tag heute war lang.
Sehr lang.
Ich ging wie nach jedem anstrengenden Tag zur Fensterbank und ließ mich dort nieder.
Die Straße war menschenleer. Wie jeden Tag.
Man sah von diesem Platz aus alles. Selbst die Jahreszeiten waren in einer unverblümten Schönheit sichtbar.
Im Herbst zum Beispiel schmiss der große Baum sein goldbraunes Blätterkleid ab und verdeckte die komplette Straße damit.
Im Frühling zwitscherten die ersten Boten dieser Jahreszeit vom Dach und an den Ästen des großen Baumes zeigten die ersten Blüten ihre rosa duftenden Köpfe.
Im Winter trommelten die sternförmigen Schneeflocken an das Fenster und legten sich sanft glitzernd auf den silbernen Fenstersims.
Heute war ein lauer Sommertag. Die Sonnenstrahlen tanzten auf meiner Haut.
Ich spürte sie so intensiv, als würden sie Samba tanzen. Ja, Samba.
Die Musik erklang in meinem Ohr. Die vielen unterschiedlichen Trommeln pochten in meinem Ohr einen unverwechselbaren Rhythmus.
Ich war so fasziniert, so in Extasse, das ich den Knall gar nicht richtig wahrnahm.
Auch nicht als mein Kopf mit voller Wucht auf dem Lenkrad zerschellte oder mein Oberschenkel von einem unerträglichen Schmerz durchzuckt wurde.
Ich sah auch nicht die vielen blauen Sirenen um mich herum. Auch die Stimme des Mannes nahm ich kaum war, der über mich gebeugt versuchte meinen Namen zu erfahren, während er mit der rechten Hand versuchte meine blutenden Wunden im Gesicht zu stillen.
Es klopfe.
Ruckartig würde ich aus meinen Gedanken gerissen.
Jemand trat hinein und legte seine Hände auf meine Schultern. Die Hände waren warm und weich. Sie fühlten sich gut an und ich genoss diesen Moment, diese Sekunden der Zuwendung.
Das Zimmer war kahl. Die Wände waren kalt und trostlos.
So jedenfalls stellte ich es mir vor, denn seitdem ich hier war, ist die Welt um mich herum dunkel geworden.