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Die Jahreszeiten

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12.07.2008
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Die Jahreszeiten

Der Tag heute war lang.
Sehr lang.
Ich ging wie nach jedem anstrengenden Tag zur Fensterbank und ließ mich dort nieder.
Die Straße war menschenleer. Wie jeden Tag.
Man sah von diesem Platz aus alles. Selbst die Jahreszeiten waren in einer unverblümten Schönheit sichtbar.
Im Herbst zum Beispiel schmiss der große Baum sein goldbraunes Blätterkleid ab und verdeckte die komplette Straße damit.
Im Frühling zwitscherten die ersten Boten dieser Jahreszeit vom Dach und an den Ästen des großen Baumes zeigten die ersten Blüten ihre rosa duftenden Köpfe.
Im Winter trommelten die sternförmigen Schneeflocken an das Fenster und legten sich sanft glitzernd auf den silbernen Fenstersims.
Heute war ein lauer Sommertag. Die Sonnenstrahlen tanzten auf meiner Haut.
Ich spürte sie so intensiv, als würden sie Samba tanzen. Ja, Samba.
Die Musik erklang in meinem Ohr. Die vielen unterschiedlichen Trommeln pochten in meinem Ohr einen unverwechselbaren Rhythmus.
Ich war so fasziniert, so in Extasse, das ich den Knall gar nicht richtig wahrnahm.
Auch nicht als mein Kopf mit voller Wucht auf dem Lenkrad zerschellte oder mein Oberschenkel von einem unerträglichen Schmerz durchzuckt wurde.
Ich sah auch nicht die vielen blauen Sirenen um mich herum. Auch die Stimme des Mannes nahm ich kaum war, der über mich gebeugt versuchte meinen Namen zu erfahren, während er mit der rechten Hand versuchte meine blutenden Wunden im Gesicht zu stillen.
Es klopfe.
Ruckartig würde ich aus meinen Gedanken gerissen.
Jemand trat hinein und legte seine Hände auf meine Schultern. Die Hände waren warm und weich. Sie fühlten sich gut an und ich genoss diesen Moment, diese Sekunden der Zuwendung.
Das Zimmer war kahl. Die Wände waren kalt und trostlos.
So jedenfalls stellte ich es mir vor, denn seitdem ich hier war, ist die Welt um mich herum dunkel geworden.

 

Hallo Lena,

ein schönes Bild. Jemand sitzt gemütlich auf seiner Fensterbank und läst die Jahreszeiten an sich vorbei rauschen. Sieht das Herbstlaub fallen, die Schneeflocken im Winter tanzen, die Vögel im Frühling von den Dächern zwitschern. Ein paar sinnliche Eindrücke hast du da eingefangen.

Allein die Reihenfolge der Jahreszeiten bei dir hat mich ein wenig irritiert; war immer der Ansicht, dass bei den meisten Menschen nach dem Herbst der Winter kommt. (Gut, hier in Hamburg geht der Herbst tatsächlich oft nahtlos in den Frühling über, um im April noch mal kurzen Frost nachzuschieben. Aber das meintest du wahrscheinlich gar nicht.)

Plötzlich jedoch scheint deine Protagonistin nicht mehr auf der Fensterbank zu sitzen, sondern ans Steuer eines Wagens gebeamt zu sein. Oder sie saß die ganze Zeit am Steuer und träumte sich nur auf die Fensterbank? Oder so. Denn gegen das Lenkrad des Wagens kann eigentlich bei einem Unfall nur geschleudert werden, wer auch hinter dem Lenkrad sitzt. Fensterbänke sind hingegen meist in irgendwelchen Häusern vor dem Fenster montiert, so dass es schon eines Lastwagens bedarf, um einen für einen auf der Fensterbank sitzenden Menschen gefährlich zu werden. Dieser Sprung in der Story ist für mich schwer nachvollziehbar.

Eine Kleinigkeit: auch wenn die Word-Korrektur wunderbar mit dem Wort Extasse (im Sinne von Ex-Tasse ?) zurecht kommt - du meinst wahrscheinlich Extase.

Lustig fand ich den Abschnitt, in dem du erzählst, was sie alles kaum mitbekommt. Da scheinst du deiner eigenen Geschichte nicht mehr zu trauen. Wäre doch viel schöner zu lesen (und zu beschreiben), was sie denn tatsächlich fühlt und erlebt, in ihrer ganz subjektiv wahrnehmenden Weise. (So fand ich das Bild mit den Händen auf ihrer Schulter, das wunderbar zur Erzählperspektive passt, sehr schön. - Nur das Komma hinter "Moment" würde ich weg lassen.)

So viel erst einmal. Dir ein herzliches Willkommen in diesem Forum,
Ennka

 

Hallo Lena,

danke für Deine Geschichte! Ich habe sie gern gelesen. Wie meinem Vorredner auch ist mir die merkwürdige Reihenfolge der Jahreszeiten wie auch der merkwürdige Unfallhergang aufgefallen. Ich dachte zuerst, sie sitzt auf einem Fahrrad, damit lag ich (nach nochmaligem Lesen erkannt) komplett falsch. Nun denn.
Wie auch immer, viel Spaß, hier kann man viel lernen!

lg, catlucy

 

Hallo Lena,

ich kann mich meinen Vorrednern nur bedingt anschliessen. Fuer einen so kurzen Text gibt es einige problematische Stellen.

m Herbst zum Beispiel schmiss der große Baum sein goldbraunes Blätterkleid ab und verdeckte die komplette Straße damit.
Hier zum Beispiel stoert das "schmeissen" etwas die ruhige Stimmung. "Werfen" wuerde hier m. E. besser passen.

Im Frühling zwitscherten die ersten Boten dieser Jahreszeit vom Dach und an den Ästen des großen Baumes zeigten die ersten Blüten ihre rosa duftenden Köpfe.
Haben Blueten Koepfe? Ich finde eher, dass Blueten selbst Koepfe sind, quasi nur aus Kopf bestehen. Ok, das war jetzt krittelig.

Im Winter trommelten die sternförmigen Schneeflocken an das Fenster und legten sich sanft glitzernd auf den silbernen Fenstersims.
Hier passen mir "trommeln" und Sanftheit nicht zusammen. Es sind ja keine Hagelkoerner sondern zarte Flocken.

Heute war ein lauer Sommertag. Die Sonnenstrahlen tanzten auf meiner Haut.
Ich spürte sie so intensiv, als würden sie Samba tanzen. Ja, Samba.
Hier ist mir etwas zu viel "tanzen". Das erste tanzen koenntest Du vielleicht durch "prickeln" ersetzen, dann hat der Samba nachher mehr Kraft.

Am Schluss gibt es ein echtes Problem mit der Erzaehlperspektive. Es ist nicht so geschickt, wenn der Ich-Erzaehler erzaehlt, was er nicht mitkriegt. Woher kommt denn die Information?

Auch nicht als mein Kopf mit voller Wucht auf dem Lenkrad zerschellte oder mein Oberschenkel von einem unerträglichen Schmerz durchzuckt wurde.
Wer fuehlt da unertraeglichen Schmerz, wenn nicht der Ich-Erzaehler, der es aber angeblich nicht mitkriegt?

Ehrlich gesagt verstehe ich den Wechsel von der Fensterbank ins Auto auch nicht, aber die Beschreibung der Jahreswechsel ist ganz apart.

lg
fiz

 

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