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Die Kühle eines bewohnten Hauses, panierter Fisch und andere Probleme
Auf den Weg zu meinem Zimmer komme ich am Schlafzimmer meiner Eltern vorbei. Die Tür ist offen, man könnte sogar von einladend sprechen. Wäre da nicht diese trostlose Ödnis, welche Mama als Schlafzimmer bezeichnet. Es sieht aus wie in einem Hotel, so, wie alles an seinem Platz steht, das Bett perfekt gemacht. Trotz des Hundekorbes in der Ecke wirkt das Zimmer nicht wohnlich, zwar perfekt, aber überhaupt nicht persönlich. Kühle Distanz.
Leider will Mama genau solche Zimmer haben- überall im Haus. Jeden Tag in der Woche. Zum Glück wiedersetzen wir uns, mein Bruder und ich.
Mein Zimmer hingegen ist heimelich. So wie es jetzt gerade im Moment ist, ein wenig unordentlich, auf dem Schreibtisch zu viele Blätter, auf dem Boden Anziehsachen, die Hausaufgabe, eben alles, was man da zu liegen hat.
Ich finde, Unordnung, beziehungsweise ein unordentliches Schlafzimmer total persönlich. Damit hat man vollen Einblick in die Person, der das Zimmer gehört. Ohne dass man alles weiß. Nur Vorlieben. Wenn da zum Beispiel Schminke rumliegt kann man schon sagen, dass sie sich schminkt, ein Fußball würde auf Sportlichkeit verweisen.
Und man fühlt sich irgendwie zuhause. Wenn man aber in ein Zimmer kommt, wo alles am Platz ist, kann es genauso gut sein, dass hier vor drei Wochen der letzte Mensch war. Man weiß natürlich, dass es nicht so ist, aber das Gefühl bleibt trotzdem.
Aber so ist Mama und ich muss mich ihr beugen. Jeden Sonntag bis 18 Uhr Zimmer aufräumen, aber jeden anderen Tag in der Woche muss es auch aufgeräumt sein. Diese Logik werde ich nie verstehen.
Genauso wenig wie ich verstehen kann, dass sie manchmal Sachen vergisst. Nein, kein Autoschlüssel oder so, es sind konkrete Sachen die einen Ausmachen, zum Beispiel der Charakter oder die Angewohnheiten. Ich mag zum Beispiel keinen Fisch, nur Fischstäbchen. Einmal hab ich panierten Fisch probiert während Mama mir verischerte, es sei dasselbe wie Fischstäbchen, was es natürlich nicht war. Und Irgendwie hat sie sich eingeprägt, dass ich panierten Fisch liebe und kommt dann immer strahlend an und wenn ich ihr sage, ich mag kein Fisch, auch nicht paniert, rastet sie aus, weil ich doch schon immer panierten Fisch liebte!!!
Ich probiere und stelle fest, es schmeckt immer noch nicht. Und warte bis es das nächste Mal panierten Fisch gibt.
Es gibt aber noch andere, um genau zu sein Millionen Sachen die ich bei ihr nicht verstehe: Wenn sie abends so um fünf nach Hause kommt hat sie ein schlechtes Gewissen, weil sie mich den ganzen Tag allein lässt. Ich selbst komme aber erst halb vier nach Hause und die anderthalbstunden schaff ich irgendwie auch. Und dann hat sie das Bedürfnis zu reden, was darin besteht, dass sie mich bis aufs kleinste Detail über meinen Schulalltag ausfragt und wenn ich mich in etwas vertiefe und darüber mehr erzähle, weil ich es gern jemandem mitteilen will, wird sie plötzlich ganz passiv und scheint nicht zu zuhören. Was sehr deprimierend ist.
Aber ich glaube was das frustriert sein betrifft sind da beide Seiten nicht ganz unschuldig.