Die Katze
DIE KATZE
Er schloss die Tür hinter sich. Sein Blick schweifte über den alten Teppich im Hausflur.
- Typisch muffige Wohnung für die zwei Alten. Wird ja `ne wahnsinnig aufregende Woche, hier auf die Wohnung aufzupassen, dachte sich Mark.
- Blumen gießen?
Er ging kurz in das Wohnzimmer und sah die Pflanzen hinter dem weißen Vorhang auf der Fensterbank. Mark zog die Gardinen zur Seite und nahm die vergoldete Gießkanne mit in die Küche. Das Wasser sprudelte in die Kanne. Er fuhr sich durch sein dichtes, braunes Haar.
- Und nicht vergessen, Mark. Vergiss die Orchidee in der Ecke nicht, mein Junge.
Als er in das Zimmer mit der Orchidee kam, konnte er gerade noch einen schwarzen Schatten durch die Tür huschen sehen.
- Ach, die Katze darf ich nicht vergessen.
Er ließ die Pflanzen ungegossen und ging zurück in die Küche. Die Katze saß auf dem Küchenboden und sah zu ihm hoch. Sie schien brav zu warten. Mark holte das Katzenfutter aus der Vorratskammer und schüttete etwas in ihren braunen Futternapf. Er beugte sich zu ihr hinunter und stellte den Napf vor ihr auf die Fliesen. Ihre Katzenaugen schienen ihn zu durchblicken. Plötzlich sprang sie auf den Tisch und dann auf den Küchenschrank.
„Willst du lieber Wasser?“, schaute er ihr nach. Ihre übergroßen Pupillen stierten ihn von dort oben an.
Sie sprang ihm ins Gesicht. Ihre Krallen bohrten sich tief in sein Gesicht. Schreiend riss er sie von sich weg. Die Katze prallte gegen den Brotkasten und fauchte ihn an. Mark stand vor der Tür und war unfähig zu begreifen, was geschehen war. Seine blutüberströmten Hände vor dem Gesicht starrte er das Tier an. Ihre Krallen hatten seine linke Wange zerschlitzt. Die Katze kam auf den Küchenboden herunter.
Rückwärts stolperte er ins Wohnzimmer. Die Katze folgte ihm sofort. Angsterfüllt taumelte er zwischen den Sesseln umher. Als die Katze näher kam, riss er einen der alten Säbel, die an der Wand hingen, herunter. Seine Faust umklammerte fest den Griff. Sie setzte zum Sprung an. Ihre Tatzen suchten seine Augen. Er schlug zu. Der geteilte Katzenkörper fiel auf den Teppich. Mark sank erschöpft zu Boden. Seine Kräfte hatten ihn verlassen. Er stöhnte vor Schmerz und blieb auf dem Teppich liegen.
Mit einem Mal war die Katze wieder da. Sie fiel über sein Gesicht her und ihre Krallen zerfetzten seine Augen. Bevor er überhaupt reagieren konnte, hatte sie seine Halsschlagader zerbissen. Marks Hände versuchten noch vergeblich die Katze abzuwehren. Doch er war zu schwach, er verlor das Bewusstsein.
Sie schnurrte zufrieden neben ihm auf dem Teppich, während er still verblutete.
Als Mark kurz darauf aufwachte, ging er benommen in die Küche und goss die Blumen. Verwundert hob er im Wohnzimmer den Säbel auf und hängte ihn zurück an die Wand. Später ging er wieder und schloss die Tür hinter sich. Die Katze blickte ihm vom Fensterbrett hinterher.
Noch am gleichen Tag kaufte er sich eine Katze...
[von Jadawin und Gilk]