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Die Klavierstunde

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27.02.2007
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Die Klavierstunde

Die Klavierstunde (überarbeitet)

Die Klavierstunde


Der Freitag war, obschon ein Freitag und somit eigentlich ein guter Tag, für den Klavierlehrer Roland Villiger ein schlechter Tag, zum Einen, weil für ihn das Unterrichten bereits vormittags um 10.15 Uhr begann, er also ausnahms-
weise den Wecker stellen musste, zum Andern, weil ihm die zwei ersten Schüler derart verhasst waren, dass er nur unter Aufbietung größter Willensanstrengung diese beiden Lektionen durchstehen konnte und der Tag für ihn dann meist gelaufen war.
Überhaupt war das Unterrichten für ihn schon seit längerer Zeit nur noch zu einem je nach Schüler mehr oder weniger qualvollen Erdulden geworden, das er nach außen hin so gut es ging zu verbergen suchte.


Die beiden ersten Freitagsschüler kamen direkt von der Schule und waren immer schon früher in der Musikschule, warteten also auf ihn, den Lehrer. Meist war es ja umgekehrt, Villiger hatte auf die Schüler zu warten, die oft mit Verspätung zum Unterricht erschienen, was ihm eigentlich nur recht war. Am liebsten hatte er ohnehin die Schüler, die krank, verhindert, auf einem Schulausflug, in einem Schullager usw. waren und daher dem Unterricht fernblieben.


Die beiden Schüler, zwei Klassenkameraden, Gspänli, wie man hier so sagt, die ihn oben auf der Treppe im Schulhaus erwarteten, die sogar jedes Mal hören konnten, wenn ihr Klavierlehrer kam, denn er war der erste, der freitags so früh begann, der unten die Türe öffnete, schweren Schrittes die Treppe nahm, die dadurch vermutlich in ihrer angeregten Unterhaltung unterbrochen wurden, vielleicht auch wie er, halt aus anderen Gründen, wieder einmal mehr der Hoffnung beraubt, dass die Stunde diesmal ausfallen würde, die beiden Schüler also begrüßten ihren ankommenden Lehrer nicht mehr wie früher, freudig auf ihn zukommend, ihre vorige Tätigkeit unterbrechend, ihm die Hand entgegenstreckend, guten Tag Herr Villiger sagend, nein, sie blieben an ihrem kleinen Tisch sitzen, darauf irgendwelche Hefte, Bücher, Schulaufgaben ausgebreitet, hoben nicht einmal mehr den Kopf, wenn er in ca. drei Meter Entfernung an ihnen vorbeiging, um das Zimmer zu öffnen.
Villiger, dem die Bedeutung dieser Situation natürlich bewusst war, ging absichtlich schweigend, die Kinder keines Blickes würdigend, an ihnen vorbei.

Früher hätte er vielleicht noch die Kraft besessen, einen Schritt auf die beiden hin zu machen, sie an ihrem Tisch zu begrüßen, kurz Fragen zu stellen, was lest ihr denn da? oder, was habt ihr für Aufgaben? Oder, habt ihrs streng in der Schule, oder dergleichen, um ein entspanntes, freundliches Klima zu schaffen.
Mittlerweile kamen solche Annäherungsversuche für ihn jedoch nicht mehr in Frage. Die Faulheit, Gleichgültigkeit der Kinder hatte ihn eines Besseren belehrt.

Der erste Schüler betrat also den Unterrichtsraum.
Villiger, am Fenster stehend, mit dem Rücken zum eintretenden Schüler, wartete noch einen Moment, bis der Schüler seine Schultasche abgestellt, seine Jacke ausgezogen und über einen freien Stuhl gelegt hatte, nutzte die kurze Zeit, um sich zu sammeln, sich innerlich gut zuzureden: „lass dich nicht mehr so gehen wie letztes mal, nimm es diesmal cool, es ist ungesund, du wirst sonst noch ein Magengeschwür bekommen“, es hatte Phasen in seinem Leben gegeben, wo er sich für Meditation, Persönlichkeitsentfaltung, Glück und ähnliche Dummheiten interessiert hatte, Bücher zu diesen Themen gelesen, gar einmal einen Kurs besucht hatte, bis ihm irgendwann klar wurde, dass dies alles nichts nutzte, im Gegenteil, dass er damit lediglich andere reicher und sich selber ärmer machte, mittlerweile ging er solchen unnötigen, kräfteraubenden Anstrengungen aus dem Weg, drehte sich dann um und ging auf den Schüler zu, der ihm seine schlaffe Hand reichte und guten Tag, Herr Villiger sagte.

Schon die Art und Weise der Begrüßung war in ihrer Aussagekraft derart bedeutungsvoll, dass Villiger mit den Jahren eine regelrechte Schülerbegrüßungsphobie entwickelt hatte. Ein Instrumentallehrer besitzt mit der Zeit ein Gespür für den Schülerhändedruck. Gleich einem Arthritiskranken, der wetterfühlig ist und jeden Wetterumschwung in seinen Gelenken spürt, weiß der Instrumentallehrer, der seine Schüler über einen längeren Zeitraum, oft zehn und mehr Jahre Woche für Woche einmal sieht, schon bei der Begrüßung, wie es um den Schüler steht.

„Guten Tag Philip. Und, wie geht’s?“
„Ja.“

Auch Philip war einer dieser Schüler, die auf die stereotypeFrage, wie geht es dir? nur ja sagten. Aber noch schlimmer waren jene, die einfach stumm blieben. Das waren meist auch die, die den Lehrer nicht richtig begrüßten, ihm die Hand nicht gaben von sich aus. Es kam auch vor, dass Villiger einem Schüler die Hand gab, ihm in die Augen schaute und auf irgendein menschliches Zeichen wie guten Tag, Hallo oder Grüezi wartete, doch der Schüler blieb stumm, auch dann, wenn Villiger ihn mit Namen begrüßte, oder er nuschelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin.
Es erstaunte Villiger, dass ein gewisser Anstand, den die Kinder früher von ihren Eltern gelernt hatten, dazu gehörte unter anderem, wie man erwachsene Leute begrüßte, bei vielen Kindern heutzutage nicht mehr vorhanden zu sein schien.

Philip setzte sich ans Klavier, ein schwarzes Yamaha, Leader in der Branche, Villiger rechts neben ihn, leicht zurück versetzt, somit nicht im Gesichtsfeld des Schülers, was er für sich als ein Vorteil ansah.

„In der Schule, alles okay Philip“?
„Ja“
„Habt ihrs streng, viele Tests?“
„Ja, immer vor den Ferien halt, da drücken die Lehrer viele Tests rein“.
„Bist du trotzdem ein wenig zum üben gekommen diese Woche?“
„Fast nie.“

Villiger spürte schon, was nun auf ihn zukam, was er während der nächsten halben Stunde auszuhalten hatte.
Seit über einem Monat laborierte Philip an diesem einfachen Stück „Angel“ von Robbie Williams herum. Villiger hatte ihm jede Note angeschrieben, die besten Fingersätze notiert, mit ihm die Akkorde der linken Hand, es kamen weiß Gott nicht viele darin vor, in der Stunde geübt, mehr konnte er auch nicht tun.

„Na, dann versuch mal, fang an Philip.“
„Wie, mit beiden Händen zusammen, oder einzeln?“
„Was für eine Frage, die erste Seite haben wir letzte Woche hier in der Stunde mit beiden Händen erarbeitet. Also zusammen natürlich.“

Und es passierte, was Villiger befürchtet hatte, was er immer wieder erleben musste, was ihm diesen Job mit der Zeit so unerträglich gemacht hatte, Philip spielte das Stück schlechter als die Woche zuvor, all die Rhythmusfehler, die falschen Noten, die Villiger in der letzten Stunde korrigiert hatte, musste er sich wieder anhören, sich gefallen lassen, und das alles, weil der Schüler zu faul und bequem war, zu hause ein wenig zu üben.

„Stopp, Philip, das reicht. Was du mir hier anbietest, ist eine Katastrophe. Ich will mir das nicht mehr länger anhören. So geht das nicht weiter.“

Villiger stand auf, was er immer machte in solchen Momenten, ging ein paar Schritte Richtung Fenster, blickte dabei zur Wanduhr, die ihm schmerzlich zeigte, wie viel Minuten die Lektion, und somit seine Qualen, noch dauern würde, schaute zum Fenster raus, es gab nicht viel zu sehen, nur ein Fahrradweg, keine normale Strasse mit Autoverkehr führte unten vorbei, was ihm in solchen desolaten Momenten immerhin etwas Abwechslung und Ablenkung geboten hätte, vis a vis in ca. zwanzig Meter Entfernung ein Wohnhaus, das auch nichts Spektakuläres bot, höchstens vielleicht, wenn es dunkel wurde draußen, und er in die erleuchteten Zimmer gegenüber blicken konnte, es gelang ihm manchmal sogar herauszufinden, welches Fernsehprogramm geschaut wurde, drehte sich wieder um, betrachtete seinen Schüler, dachte bei sich, was ist das doch für ein verwöhnter, verweichlichter dreizehnjähriger Saugohf, überlegte sich, was er nun machen sollte, welche Option er wählen sollte, welche ihm am wenigsten Unlust bereiten würde, (die lustvollste, dem Schüler richtig eine runterhauen musste er sich leider verkneifen) dem Schüler wieder (hatte er vor zwei Wochen getan – erfolglos) eine Predigt halten, oder sich selber ans Klavier setzen, das Stück von vorne bis hinten durchspielen, mehr für sich selbst als für den Schüler, Wiederholungen, kleine Improvisationen anbringend, damit die Zeit verging, oder sich wieder neben den Schüler setzen, sich in christlicher Nächstenliebe üben und das Stück von neuem durcharbeiten, oder die ganze Übung abblasen und mit einem völlig neuen Stück beginnen, was den Vorteil hatte, dass er über einen längeren Zeitraum, er spielte immer mehrere Stücke zur Auswahl vor, am Klavier sitzen bleiben konnte, und so der Minutenzeiger der Wanduhr sich weiterbewegte, ihn damit der, wenn auch nur zeitlichen Erlösung ein Stück näherbringen und er dem grässlichen, fehlerhaften Geklimper des Schülers nicht länger ausgesetzt sein würde.
Villiger entschied sich diesmal für eine Mischvariante.

„Philip, du übst jetzt diese Stelle nochmals, während ich schnell aus dem Zimmer gehe um ein Telefonat zu machen, ich komme gleich zurück.“

Sichtlich erleichtert befand sich Villiger nun außerhalb des Folterraums, stand in diesem langen schmalen Gang, auf dessen linker Seite sich all die Unterrichtszimmer befanden, links und rechts neben ihm wurde Cello und Geige unterrichtet, weiter hinten Querflöte, Klarinette, Fagott, Posaune etc. zur Rechten ging es zum Lehrerzimmer mit Mikrowelle, Kühlschrank und einer Kaffeemaschine, ferner ein Telefon, ferner Kopiermaschine und Computer mit Internet in einem Nebenraum, und am Ende des Ganges die zwei Toiletten, zuerst das für Damen, dahinter das für Männer, und überlegte, was er nun tun sollte. Viel Auswahl hatte er nicht. Auf die Toilette gehen, pinkeln musste er nicht, sich die Hände waschen, das wäre möglich, dann das Lehrerzimmer, Händewaschen auch dort möglich, lag zwar oft schmutziges, nicht abgewaschenes Geschirr im Becken drin, Gläser, Kaffeetassen, Löffel und dergleichen, war das der Fall, sah Villiger aus hygienischen Gründen davon ab, doch heute war das Spülbecken leer, alles sauber abgewaschen und versorgt, wie Villiger befriedigt feststellen konnte, nachdem er das Lehrerzimmer betreten hatte. Er wusch sich also die Hände mit Spülmittel, er kannte die orangene Plastikflasche, Fox aus dem Coop, das billigste von allen, er kaufte für sich dasselbe, sah außer dem Preis keine nennenswerten Qualitätsunterschiede zu den andern Spülmitteln, trocknete sich danach gründlich die Hände, öffnete den Kühlschrank, nahm ein Yoghurt heraus, setzte sich an den großen, weißen runden Lehrertisch, aß in aller Ruhe sein Aprikosenjoghurt und überlegte sich danach, ob er das andere mit Erdbeeraroma auch noch essen sollte, verzichtete jedoch darauf, da er aus Erfahrung wusste, dass er dies später bereuen würde.

Die Wanduhr im Lehrerzimmer zeigte ihm, dass die Lektion mit Philip noch genau 18 Minuten dauern würde, das sieht schon besser aus, dachte er bei sich, spazierte in aller Ruhe, Zeit gewinnend, im Lehrerzimmer noch ein wenig auf und ab, betrachtete flüchtig all die unnützen Formulare, Prospekte, Informationen, die von der Schulleitung aufgehängt und ausgelegt wurden, der Zeiger war unterdessen nochmals drei Minuten weitergerückt, gab sich schließlich einen Ruck und kehrte zurück zu seinem Schüler, der in schlaffer Haltung mit nach vorne gebeugtem Oberkörper am Klavier sass, die ganze Zeit über, wo er allein war, seinerseits ständig den Minutenzeiger im Visier, statt zu üben, nur dumpf vor sich hingebrütet hatte, und durch das Erscheinen Villigers nun leider aus diesem nicht unangenehmen Zustand des vor sich hin Vegetierens herausgerissen wurde.

„So, da wäre ich wieder. Ich hab mir folgendes überlegt, Philip, statt dich und mich mit diesem Angel-Stück weiter zu quälen, ist es, denke ich sinnvoller, wir fangen mit etwas ganz Neuem an. Bist du damit einverstanden?“
„Ja.“
„Okay, dann lass mich bitte ans Klavier. Ich werde dir nun ein paar neue Stücke vorspielen und dann wählen wir eines aus.“

Villiger, sichtlich erleichtert, laut Uhrzeiger nur noch zwölf Minuten, es lief fast schon wie geschmiert, dachte er für sich, machte sich daran, in seinem Wust von Notenmaterial, das überall im Zimmer herumlag, er, der bei sich zuhause geradezu ein Ordnungsfanatiker war, hier jedoch ein völliges Chaos hatte, was ihm jedoch immer wieder zugute kam, wie jetzt, wo er dadurch erneut kostbare Zeit gewinnen konnte, ein paar Notenbeispiele zu finden, die er Philip vorspielen konnte. Er schaute einen Notenstapel hier durch, einen andern dort, nach außen hin den Anschein gebend, er würde konzentriert nach etwas Bestimmtem suchen, in Wahrheit tat er nur so als ob, wollte lediglich Zeit gewinnen, gab hin und da Sätze von sich wie, `Ah, wo ist das schon wieder, gestern hatte ichs grad noch in den Händen oder ja, das ist leider noch etwas zu schwer für dich` und ähnliches, immer wieder mit Blick auf die Uhr. Noch acht Minuten.

„So Philip, dann schauen wir mal. Ich hab hier drei Stücke, zwei von den Beatles, Yesterday und Let It Be, und dann noch ein kleines Stück von diesem Hellbach, hast du ja auch schon mal was gespielt von ihm, oder? Hast du übrigens deinen Klavierordner dabei?“
Philip sucht in seiner Schultasche, die vollgepackt ist mit Büchern und Heften, nach dem Ordner und reicht ihn seinem Lehrer, der ihn von hinten nach vorne langsam durchblättert, auch hier wieder Zeit gewinnend.

„Ah, hier haben wir es. Mein Gott, Philip, du hast dieses Stück ja schon einmal gespielt. Wie kann man so etwas nur vergessen? Vor gut einem halben Jahr, hier oben steht das Datum, siehst du, hast du es geübt, jetzt kann ich mich gut daran erinnern. Dass ich bei meinem Pensum von über vierzig Schülern nicht jedes Stück, das ein Schüler spielt, im Kopf haben kann, ist ja klar, aber dass du dich nicht daran erinnern kannst, das ist mir schon ein Rätsel.“ Blick auf die Uhr: noch vier Minuten.
„Also in dem Fall spiele ich dir nur die zwei Beatles Stücke vor.“

Villiger setzte sich, zufrieden mit sich und seinem souveränen, man möchte fast schon sagen, virtuosen Timing ans Klavier, spielte zum hundertsten mal diese zwei Stücke, Blick zur Uhr: noch anderthalb Minuten, fragte anschließend den Schüler, welches er möchte, nahm die Noten, ging zum Kopierer, machte eine Fotokopie vom Stück, eswarLet It Be, legte es dem Schüler in den Ordner, blickte ein letztes mal zur Kontrolle auf die Uhr, er hatte sogar zwanzig Sekunden überzogen, öffnete eilig das Fenster, um zu lüften, reichte dem Schüler schlaff die Hand und verliess, während der Schüler noch seine Jacke anzog, die Noten in seiner Tasche verstaute, den Raum.

 

Hallo laros,

ein neues "Gesicht" auf KG.de, wie schön und auch von mir ein herzliches Willkommen.

Die Idee deiner Geschichte hat mir sehr gefallen. Vor mir entstand ein Bild eines Musiklehrers, der, möglicherweise weil er das Zeug zu einem richtig guten Musiker nicht hatte, aus der Not heraus ein Lehrer wurde und ein schlechter obendrein. Anstatt sich um seine jugendlichen Schüler zu kümmern, bemäkelt er ihr Verhalten, haut aber während der Stunde einfach ab. Ja, er war mir so richtig schön unsympatisch!

Allerdings fand ich die langen Schachtelsätze sehr mühsam zu lesen. Auch waren mir manche Absätze zu lang und das verleitet den Leser zum "aufgeben", wäre schade drum gewesen.
Zweimal hast du einen Zeitfehler gemacht. In dem Absatz der mit

Villiger steht auf, was er immer macht in solchen Momenten, geht ein paar Schritte Richtung Fenster
beginnt und im letzten Absatz, da wechselst du plötzlich in die Gegenwart.
Ein paar Rechtschreibfehler waren auch noch drin, les noch mal drüber.

Ansonsten freue ich mich auf deine Nächste.

LG
Katinka

 
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danke heiko fürs aufmerksame lesen!
"saugohf" wird in schweizer mundart gebraucht. gohf :bezeichnung für kind (meist negative bedeutung), wohl ähnlich wie balg im deutschen. saugohf eine verstärkung davon.

liebe katinka, danke auch dir fürs genaue lesen!
kleine bemerkung zu den schachtelsätzen.:bin mir im klaren darüber, dass das für viele mühsam ist zu lesen, aber mir gefällt das halt. warum: vermutlich aus dem gleichen Grund, weshalb mir polyphone (mehrstimmige) musik so gut gefällt, z.bsp. bach-fugen, da werden ja gleichzeitig verschieden Stimmen miteinander geführt, ineinander verschachtelt sozusagen.
aber danke für die kritik und liebe grüsse

 

Hej laros,

da gibt es Vieles, was mir auf Anhieb gut gefällt. Wie man es erträgt, tagaus tagein mehr oder weniger unbegabte Musikschüler zu unterrichten, habe ich mich schon oft gefragt. Deine Geschichte gibt eine hinreichende Antwort.

Was mir außerdem gefällt, ist die Tatsache, dass ich die Qual des Lehrers nachvollziehen, ihn also nicht einfach als schlechten Lehrer abtun kann, obwohl er das sicher ist.

Das unpersönliche Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler, die beinahe gegensätzlichen Interessen und damit das Absurde an der ganzen Situation stellst Du mMn besonders gut in dem kleinen Dialog dar.

„In der Schule, alles okay Philip“?
„Ja“
„Habt ihrs streng, viele Tests?“
„Ja, immer vor den Ferien halt, da drücken die Lehrer viele Tests rein“.
„Bist du trotzdem ein wenig zum üben gekommen diese Woche?“
„Fast nie.“

Erinnert mich an eigene Musikschulerfahrungen, Lehrer, Ungeübtes.
Sehr authentisch.

Was ich so an Fehlern gefunden habe:

zum Andern ihm die zwei ersten Schüler derart verhasst waren

zum Anderen, weil

- aussen --> außen

Am liebsten hatte er ohnehin die Schüler, die krank waren, verhindert waren, auf einem Schulausflug waren, in einem Schullager usw. waren und daher dem Unterricht fernblieben.

ein paar "waren" weniger tuns auch

Begrüssung --> Begrüßung

denn er war der erste, der freitags so früh begann

der Erste, der Freitags

So, den Rest muss jemand anderes raussuchen.

Viele Grüße
Ane

 

liebe ane
vielen dank dir auch fürs sorgfältige lesen, dein positives feedback und die korrekturen! bei uns in der schweiz kennt und braucht man dies doppel-s nicht, man schreibt halt zwei s nacheinander. wo finde ich dies s übrigens auf der tastatur?
freitags tatsächlich gross? bist du 100% sicher?
viele grüsse

 

Hej laros,

man lernt doch nie aus! Dass ihr kein Doppel-S habt wusste ich nicht. Gibt es natürlich nicht auf der Tastatur. Muss man alles selber machen.
Und peinlicherweise bin ich mir nicht sicher, sondern glaube "freitags" ist ganz und gar richtig geschrieben. Ich war etwas im Stress . . . *schäm*

ahoi
Ane

 

Hallo laros,

erstmal Grüssli in die Schweiz. Dann von Neuling zu Neuling der Versuch einer Kritik:

Was mir gefällt ist, dass man der Geschichte Arbeit ansieht. Die gewählten Satzkonstruktionen sind in dieser Form ein Stilmittel, das zur Unerträglichkeit der Unendlichkeit passt. Du hast diese Stilform konsequent eingesetzt. Was aber den Einführungsabschnitt betrifft, so finde ich dein Vorgehen etwas unpassend bzw. abschreckend. Danach hatte ich erst einmal vor dem Weiterlesen nach unten gescrollt und ein paar Kritiken gelesen.

Tja und nun zu dem schwierigen Thema, es passiert nichts. Irgendwie kommen bei mir selbst die Zeiten wieder ins Gedächtnis, als ich kleinen Kindern vesuchte Mathematik beizubringen, mit ähnlichem Erfolg. Meine Erfahrung ist es jedoch, dass in der Regel mehr dahinter steckt, als reine Sattheit oder Übersättigung. Da sind vielfach menschliche Dramen verborgen.

Daran geschnuppert zu haben, fehlt mir etwas am Ende der Geschichte. Du baust eine Spannung auf und dann verhallt das Stück mit einer Dissonanz, die nicht aufgelöst wird.

In diesem Sinne einen Schönen SOnntag noch,

AE

Noch etwas Textarbeit:

Die beiden ersten Freitagsschüler kamen direkt von der Schule und waren immer schon früher in der Musikschule, warteten also auf ihn, den Lehrer. Meist war es ja umgekehrt, Villiger hatte auf die Schüler zu warten, die oft mit Verspätung zum Unterricht erschienen, was ihm eigentlich nur recht war. Am liebsten hatte er ohnehin die Schüler, die krank waren, verhindert waren, auf einem Schulausflug waren, in einem Schullager usw. waren und daher dem Unterricht fernblieben.

Spätestens an dieser Stelle finde ich den gewählten Satzbau mit seinen Wiederholungen etwas anstrengend. Im kokreten Fall ist es das mehrfache "waren", das mich stört.

Die beiden Schüler, zwei Klassenkameraden, Gspänli, wie man hier so sagt, die ihn oben auf der Treppe im Schulhaus erwarteten, die sogar jedes Mal hören konnten, wenn ihr Klavierlehrer kam, denn er war der Erste, der freitags so früh begann, der unten die Türe öffnete, schweren Schrittes die Treppe nahm, die dadurch vermutlich in ihrer angeregten Unterhaltung unterbrochen wurden, vielleicht auch wie er, halt aus anderen Gründen, wieder einmal mehr der Hoffnung beraubt, dass die Stunde diesmal ausfallen würde, die beiden Schüler also begrüssten ihren ankommenden Lehrer nicht mehr wie früher, freudig auf ihn zukommend, ihre vorige Tätigkeit unterbrechend, ihm die Hand entgegenstreckend, guten Tag Herr Villiger sagend, nein, sie blieben an ihrem kleinen Tisch sitzen, darauf irgendwelche Hefte, Bücher, Schulaufgaben ausgebreitet, hoben nicht einmal mehr den Kopf, wenn er in ca. drei Meter Entfernung an ihnen vorbeiging, um das Zimmer zu öffnen.
Villiger, dem die Bedeutung dieser Situation natürlich bewusst war, ging absichtlich schweigend, die Kinder keines Blickes würdigend, an ihnen vorbei.

Der Satz ist ein Intelligenztest!

Villiger steht auf, was er immer macht in solchen Momenten, geht ein paar Schritte Richtung Fenster, blickt dabei zur Wanduhr, die ihm schmerzlich zeigt, wieviel Minuten die Lektion, und somit seine Qualen, noch dauern wird, schaut zum Fenster raus, es gibt nicht viel zu sehen, ein Fahrradweg, keine normale Strasse mit Autoverkehr führte unten vorbei, was ihm in solchen desolaten Momenten immerhin etwas Abwechsung und Ablenkung geboten hätte, vis a vis in ca. zwanzig Meter Entfernung ein Wohnhaus, das auch nichts Spektakuläres bot, höchstens vielleicht, wenn es dunkel wurde draussen, und er in die erleuchteten Zimmer gegenüber blicken konnte, es gelang ihm manchmal sogar herauszufinden, welches Fernsehprogramm geschaut wurde,

Hier stimmt etwas nicht mit den Zeiten. Du wechselst ins Präsens, o.k. Dann Schlägt aber doch wieder die Vergangenheit durch.

 

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