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Die Koenigin

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28.12.2004
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Die Koenigin

Die Königin

Es war einmal eine Königin, die lebte in einem fernen Reich. Sie war wunderschön und sehr klug. Sie lebte in einem prächtigen grossen Palast mit ihren Dienern und Leibgardisten. Die Königin war allein und einsam, denn ihre Eltern lebten nicht mehr und trotz ihrer Schönheit war sie nicht vermählt. Ob dieses harten Schicksals versuchten ihre Diener ihr das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Sie versorgten sie mit den wohlschmeckendsten Speisen, die aus aller Herren Länder importiert wurden. Zu ihrer Unterhaltung spielte die Hofkapelle harmonische Melodien, welche die Königin von düsteren Gedanken ablenkte. Der Hofnarr turnte und scherzte vor ihr, um die Königin zum Lachen zu bringen. Wenn dies gelang, dann hallte der ganze Palast von ihrem Gelächter und die Dienerschaft war erleichtert, weil sie wussten wie schwer es die Königin hatte.

Aber trotz aller Unterhaltung und Ablenkung war die Königin oft betrübt, denn sie lebte abgeschottet von der Welt. Oft stand sie oben im Turm am Fenster und beobachtete das Treiben des Volkes. Sie hörte das Lachen der spielenden Kinder, das wütende Feilschen der Markthändler, das Raufen der betrunkenen Männer. Sie sah die flannierenden Liebespaare am Fluss, den armen Bettler am Strassenrand, die Arbeit der Bauern auf den Feldern. Sie sah all das Glück dieser einfachen Menschen. Dabei war ihr Leben nicht einfach. Sie hatten keinen Narr, der sie unterhielt oder eine Hofkapelle, die für sie spielte. Sie lebten einfach und bescheiden, aber glücklich. Ja, selbst der schwitzende Bauer und der arme Bettler schienen eine unfassbare Zufriedenheit auszustrahlen. Die schöne und kluge Königin konnte sich nicht helfen: So sehr sie auch ihrem Volke dieses Glück wünschte, so verachtete und beneidete sie es auch darum.

So war unsere Königin auch sehr streng mit ihrem Volke. Dieses musste schwer arbeiten, um alle Abgaben zu bezahlen, die die Königin verlangte. Ausnahmslos jeder hatte diese zu verrichten, selbst wenn er arm und schwach, krank und ausgezehrt war. Wer eine kranke Mutter hatte, der musste doppelt so viel arbeiten, um für sich selbst und seine Mutter das Entgelt zu entrichten. Wer Kinder hatte, wurde für jedes Kind mit einer neuen Last belegt. Es schien fast, als ob die Königin den Menschen ihr Glück nicht gönnte. Wer es wagte, eine Petition einzulegen, da er wegen der kranken Mutter nicht so viel arbeiten konnte, wurde nicht nur abgewiesen, sondern auch mit einer harten Strafe belegt.

So wurde die Königin zwar respektiert, aber nicht geliebt. Das Volk fürchtete ihre Herrscherin und versuchten mit allen Mitteln, nicht ihren Unwillen zu provozieren, damit sie nicht neue oder höhere Abgaben verlangte. Unsere Königin war zwar zufrieden, weil ihr Volk ihr gehorchte. Sie konnte sich auch an ihren schönen Gewändern und prachtvollen Schmuck erfreuen. Doch ihr Herz blieb leer. Es gab Zeiten, da beneidete sie selbst den heruntergekommnen Bettler, der obwohl arm, doch genügsam schien. Um aber nicht von dem Gefühl der Einsamkeit überwältigt zu werden, dachte sie sich: “Er mag zufrieden sein, aber er stinkt.”
Wenn sie die fröhlichen Kinder betrachtete, formte sich der Gedanke: “Diese Kinder sind laut und ungezogen.” Sah sie das küssende Paar unterm Baum, so dachte sie: “Wie ekelhaft!”

So wurde die Königin noch strenger und obwohl alle sie respektierten, wurde es immer schwieriger, sie zu unterhalten. Um sie zu beschwichtigen, schmiedeten ihre Untertanen einen Plan: Sie wollten der Königin einen Ehemann suchen, der ihr Herz mit Liebe füllen sollte, damit es sanftmütiger und grosszügiger wurde. So wurden die Boten in ferne Länder geschickt, um die schönsten, klügsten und stärksten Prinzen zu suchen, um in den Palast zu kommen. Man pries die Königin in höchsten Toenen, so dass die Prinzen nicht zögerten ihr den Hof zu machen.

Der erste Prinz kam aus einer Stadt, die berühmt war wegen der dortigen Braukunst. So umschwebte den Prinzen ein Hauch von Hopfen, der in seiner Heimat ein Zeichen des Reichtums ist. Die Königen aber, nicht bewandert in den Gerüchen der Welt, da sie ja nie ihren Palast verliess, wandte sich angewiedert ab. Der für sich unerträgliche Gestank erinnerte sie an den hausierenden Bettler auf der Strasse.
Der zweite Prinz war ein bekannter Lehrer. In seiner Stadt unterhielt er eine Schule, wessen Kinder in aller Welt berühmt waren wegen ihrer Bildung und Erziehung. Als die Königin erfuhr, womit sich dieser Prinz beschäftigte, musste sie sofort an die lauten und wilden Kinder vor ihrem Palast denken, und dachte sich: “Wie soll dieser Prinz mich glücklich machen, wenn er solche ungehobelten Kinder aufzieht?” Ach, unsere Königin wusste natürlich nicht, dass spielende Kinder immer laut und wild sind. So musste sie zu dem Schluss kommen, dass der Prinz ein schlechter Lehrer war.
Der dritte Prinz war ein romantischer Liebhaber. Es gelang ihm, der Königin mit schönen Worten und wertvollen Geschenken, das strenge Gemüt zu betäuben. Die Königin fühlte sich leicht und lachte, so dass im Palast die Erwartung herrschte, dass sie nun endlich lockerer würde. Es herrschte eine freudige Feststimmung und es wurden schon Pläne für eine Hochzeit geschmiedet. Doch plötzlich wurde ein lautes “Igitt!” aus den Gemächern der Königin vernommen. Der Prinz, durch die heitere Stimmung ermutigt, hatte es gewagt, der Königin einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu geben. Als diese das feuchte Nass spürte, musste sie sofort an das Paar unterm Baum denken und wie es ihr bei der Beobachtung ekelte. So wurde auch dieser Prinz entlassen und konnte froh sein, dass er seinen Kopf behalten durfte, war die Königin ob ihrer strengen Bestrafung bekannt.

Oh, wie herrschte da eine Trauer im Palast, als alle diese Versuche, der Königin das Herz zu bereichern, scheiterten. Es breitete sich Resignation aus im Reich. Als ob dies noch nicht genug des Unglücks war, befiel das Reich eine langandauernde Dürreperiode, so dass Ernten ausfielen und Armut und Hunger sich über das Land ausbreiteten. Das Volk konnte nun nicht mehr die hohen Abgaben leisten und unsere Königin musste sich selbst auch mit weniger prachtvollen Kleidern und genussvollen Malhlzeiten zufrieden geben. Dazu kam dann auch eine Pestepidemie, welche die Menschen dahin raffte und Not und Elend über das Land sich ausbreitete. Es herrschte Mangel an den alltäglichsten Dingen. Der Palast wurde zu einem Hospital umfunktioniert und es herrschte nun ein reges Kommen und Gehen im Palast.

Da die Menschen solche Sorgen hatten, vergassen sie langsam das Leid der Königin, das angesichts der schweren Not, unendlich klein erschien. Die Königin bemerkte, dass sie nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses stand. Ihren ganzen Mut zusammennehmend wagte sie sich in den grossen Saal, der bis auf den letzten Platz mit leidenden Menschen gefüllt war. Zunaechst war sie angewiedert angesichts all dieser fremden und kranken Menschen. Sie wollte schon wieder diesen seltsamen Ort verlassen, als sie plötzlich eine Stimme neben sich vernahm. Es war der alte Bettler, der sie für eine Pflegerin hielt und sie mit schwacher Stimme um einen Schluck Wasser bat. Die Königin wandte sich schon ab, sah aber dabei in die Augen des Alten und spürte eine ganz wohlige und bis dahin unbekannte Wärme in ihrer Brust. Sie konnte den Blick nicht von diesen Augen abwenden. Unvermittelt fühlte sie sich zu diesem Manne hingezogen und nahm dabei nicht mehr den unangenehmen Geruch wahr, vor dem sie eben noch die Nase rümpfte. Ja, sie bemerkte wie ihr Kopf leer wurde, während ihr Herz mit einem überwältigendem Gefühl anschwoll. Sie gab dem Mann einen Schluck Wasser und schwindelte fast, als dieser aus Dankbarkeit sie anstrahlte.

Ganz verwirrt stolperte die Königin zurück in die Menschenmenge und geriet dabei in eine Gruppe spielender Kinder. Diese amüsierten sich auf kleinster Fläche mit einem Ball und lachten herzhaft, als dieser die Königin am Kopf traf. Ärger stieg auf aus ihrem Herzen, denn sie empfand es als unschicklich angesichts des Elends überall, sich der Frölichkeit zu ergeben. Schon wollte sie ihre strenge Stimme erheben, als sie sah, wie sich die kranken Menschen an dem Spiel der Kinder erfreuten. Wieder sah sie in die Augen eines der Notleidensten und erschrak ob des leuchtenden Blickes dieses armen Menschen, der offensichtlich grosse Schmerzen litt, aber trotzdem lachte. All ihr Ärger verflog und sie fühlte sich unendlich erleichtert. Wie musste sie selbst plötzlich lachen, als der Ball sich in ihrem Rock verfing und die Kinder eines nach dem anderen um ihre Beine tanzten und sie bei den Händen nahmen. Zusammen führten sie einen lustigen Tanz auf und der ganze Saal füllte sich mit Gesang.

Angesichts dieser ungewohnten Anstrengung war die Königin bald ausser Atem und zog sich überwältigt von diesen neuen Gefühlen in eine Ecke zurück. Langsam beruhigte sich ihr Atem und gleichzeitig entspannte sich ihr ganzes Wesen. Sie wusste nicht wie ihr geschah. Es schien, als ob etwas Neues in ihr geboren war, was sie mit Ruhe und Zufriedenheit erfüllte. Ihr Herz hatte sich mit Wärme gefüllt und sie sah die Welt um sich herum mit anderen Augen. Als diese nun über die Menschenmenge glitt, erblickte sie nun auch auf einem Bett das Paar, das sie so oft beobachtet hatte. Es war das Liebespaar, welches sich in besseren Zeiten unter dem Baum traf oder am Fluss entlang spazierte. Sie waren beide von der schweren Krankheit befallen und ihre Körper waren entstellt von Beulen und Ausschlägen. Mit ihrer neugeborenen Wahrnehmung war sie nun nicht mehr überrascht zu sehen, wie diese so leidenden Menschen sich trotzdem an den Händen hielten und mit geschlossenen Augen sich aneinander schmiegten. Trauer erfüllte nun das Herz der Königin. Es war nicht nur die Trauer über dieses leidende Paar, aber auch die Trauer über das Glück, welches sie hier wahrnahm. Es war solch eine Trauer, dass ihre Augen sich mit Tränen füllten. Aber es waren keine bittere Tränen wie jene, die sie vergoss, als sie das Paar von ihrem Palast aus beobachtet hatte und Tränen der Eifersucht waren. Es waren Tränen der Sehnsucht. Und obwohl sie weinte, war sie auch noch mit der Freude erfüllt, welche sie in den vergangenen Stunden erlebt hatte.

Von diesem Augenblick an änderte sich das Leben der Königin. Erfüllt von Wärme und Liebe begann sie die kranken Menschen zu pflegen und erlebte tagtäglich das Glück wieder, welches sie am jenen Tage erfuhr. Natürlich war es nicht einfach und es gab viele schwere Herausforderungen zu bewältigen. Aber die Königin war klug und konnte mit geschickter Hand ihre Fähigkeiten anwenden. Sie besann sich immer wieder des alten Mannes, der ihr sozusagen die Augen geöffnet hatte. Wenn sie sich nun über einen Menschen ärgerte und diesen schelten wollte, so schaute sie diesem zuerst in die Augen und suchte sich von dort einen Weg in das Herz des Menschen. So traf sie auch jenen Menschen, der ihr Ehegatte werden sollte. Hätte sie ihn vorher, als ihre Augen noch verschlossen waren, getroffen, so hätte sie ihn dann von sich gewiesen. Nun aber spürte sie ein gemeinsames Gefuehl, eine Beziehung, die sich zwischen ihnen entwickelte und nur zwischen den Herzen sich entfalten kann.

Mit Hilfe der Königin und ihres Gatten konnte die Pestepidemie besiegt werden und nach vielen Jahren war auch die Dürre beendet. Das Land erhohlte sich schnell von der Not und der Palast war erfüllt von dem Gelächter der Koenigsfamilie.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

 

Hi Dirk,

willkommen auf kg.de. ;)
Für deinen Einstand ist die Geschichte ganz nett. Du hast sie im Märchenstil gehalten.
Es war damit zu rechnen, das die Königin doch noch ihr Herz findet, aber das dafür gleich eine Dürre und eine Seuche das Land heimsuchen muss...
Das ist vielleicht etwas dick aufgetragen, aber es gibt bestimmt andere, die das anders sehen.

Gruß
Shinji

 

Hey Dirk,

ich muss mich Shinji-Chibi da anschließen. Du hast, obwohl die Geschichte handwerklich schön ist, sehr dick aufgetragen - da könntest du vielleicht ein bisschen kürzen. Ein paar Rechtschreibfehler sind noch drin, ein paar Kommafehler auch, aber um die rauszusuchen bin ich zu faul - Memo: Ich bin nicht SCHON auf, sondern NOCH... :D

Aber als Einstand ist die Geschichte wirklich gut. Du kannst noch ein bisschen etwas herausholen, wenn du ein bisschen runterbutterst, aber auch so ist das ein gelungener erster Text hier.

gruß
vita
:bounce:

 

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