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Die letzte Fliese

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19.11.2005
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Die letzte Fliese

Die letzte Fliese

Es gibt Berufe, die sind einfach Gold wert. Als Manfred sein Handwerk erlernte, wurde ihm sehr schnell klar, dass das Geld auf der Straße liegt. Ein junger Kerl, der nach acht Stunden den sprichwörtlichen Hammer fallen lässt, hat Hunger auf mehr. Mehr Geld, mehr Leben.
Jeder Auftrag unter der Hand bringt mehr Geld, mehr Leben.
Gerade als junger Mensch muß man diese Möglichkeiten nutzen, um sich seinen persönlichen Lebensstandard aufzubauen. Und genau diese Möglichkeiten packte Manfred am Schopf.
Was war das doch für ein erhabenes Gefühl, als er sich zum Ende seiner Lehrzeit zum Opel-Händler begab und sich den flanschneuen Manta GTE bestellte. That’s life!
Natürlich gibt es auch Neider. Diese muß man auch zwangsläufig unter seinen Freunden ausmachen. So blieb Manfred nichts anderes übrig, seine Freunde neu zu sortieren – oder besser gesagt – sie sortierten sich selbst. Die wahren Freunde bleiben einem dabei immer erhalten. Genau wie die Frau. Die lernte Manfred auf einer Party einer seiner wahren Freunde kennen. Peter war schließlich bekannt für gute Partys. Manuela war in der Tat ein Traum von Frau, die Manfred alles vorher geschehene vergessen ließ. Sie verwöhnte ihn, wo sie nur konnte. Umgekehrt war es ebenso. Niemand anderes außer Manfred hatte so viel Kohle und einen flanschneuen Wagen. Dabei störte es Manuela wenig, dass Manfred aufgrund seiner Nebentätigkeiten kaum Zeit für sie hatte. Schon kurz nach der Hochzeit entschlossen sich die beiden, ihr eigenes Heim zu schaffen. Dank Manfreds Knowhow als Fliesenleger mit den entsprechenden Kontakten zu den Jungs vom Bau und der Extrakohle aus den Nebentätigkeiten ging dieser Wunsch schon bald in Erfüllung. Daß Manfred seinen Freunden
ebenfalls handwerklich nach Feierabend unter die Arme griff, war für ihn mehr als selbstverständlich. Wozu hat man Freunde. Und ganz nebenbei: Das Bier nach getaner Arbeit schmeckt mit den eigenen Kumpels eh am besten.
Der größte Tag jedoch, den Manfred nie vergessen würde, war der, als ihm Manuela ins Ohr hauchte, dass er Vater würde. Solch einen Moment kann man nicht vergessen. Man sollte überdies auch nicht vergessen, dass die Verantwortung, die man trägt, ebenso größer wird.
Das war für Manfred kein Thema. Mit der ihm eigenen Selbstverständlichkeit legte er einen Zahn zu. Daß er nun anstatt zwölf, sechzehn Stunden arbeitete, machte ihm nicht das geringste aus. Schließlich sollte es der kleine Benjamin doch einmal besser haben als er.
Und überhaupt: seiner Familie sollte es an nichts fehlen.
Benjamin war 12 Jahre alt, als Manfred nach getaner Arbeit zuhause einen Brief – es war wohl der erste, den er je erhielt – vofand:

Lieber Manfred,
es fällt mir schwer, diese Zeilen zu schreiben.
Ich weiß, Du wolltest immer nur das Beste für uns.
Dafür bin ich Dir auch sehr dankbar. Aber ich erwarte mehr vom Leben.
Ich fühle mich so leer.
Wir waren schon ewig nicht mehr zusammen aus.
Wir haben uns schon seit langem nicht mehr gestritten.
Wir haben uns schon so lange nichts mehr gesagt.
Ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft!
Deine
Manuela

Manfred sackte in den Sessel. Er versuchte die Gedanken, die wirr durch seinen Kopf schossen, zu fangen. Es gelang ihm nicht. Das Telefon klingelte. Es klingelte lange; lange genug, um dass er den Höhrer nach einem taumelnden Gang abnehmen konnte.
Es war ein Anruf, wie jeden Abend. Wie jeden Abend. Natürlich konnte Manfred den Wunsch
Seines Freundes nicht ausschlagen, bei einem Bekannten das Bad zu fliesen. Fliesen ist Geld, und Geld ist Leben. Am Anfang war es schon hart, doch die Arbeit heilt alle Wunden. Der Trott nahm seinen Lauf und mit ihm fasste Manfred neuen Lebensmut. Auch ein, zwei, oder mehrere Bierchen sind da ganz hilfreich, so während und nach getaner Arbeit. Arbeiten – Geld – Schlafen. Lebensrythmus. Arbeiten – Geld – Schlafen. Lebensrythmus.
Seinen einundvierzigsten Geburtstag feierte Manfred mit seinen besten, wahren und einzigen Freunden. Was für eine Sause. Geld. Leben. Alles hat seinen Lauf.
Als Manfred mit seinem Benz zur Baustelle fuhr, fühlte er sich nicht wohl. Kein Wunder nach
Der Party mit den Jungs. Er machte sich an die Arbeit. Alles fiel heute wesentlich schwerer als sonst. Naja, die Party....
Kniend hockt er im Bad. Den Blick wohlwollend über den Boden schweifend, in der einen Hand den Spachtel, in der anderen die Fliese. Plötzlich ein krampfähnlicher Schmerz in der Brust. Er lässt den Spachtel fallen, greift sich mit der rechten Hand an die linke Brust, die Fliese in der linken Hand......
„War das alles?“
Ja.

 

Hallo Burkator,

ich muss leider sagen, dass mich die Geschichte nicht besonders vom Hocker geworfen hat. Ihr fehlt jegliche Spannung. Es passiert eigentlich überhaupt nichts, bis zum Schluss der Herzinfakt die Geschichte beendet.
Alles plänkert mehr oder weniger vor sich hin. Gut dass sie relativ kurz war, sonst hätte ich zwischendrinnen wahrscheinlich das Handtuch geworfen.
Es ist eine Lebensgeschichte eines Fliesenlegers, in dessen Leben außer Arbeit nichts passiert. Auch dass ihn eines Tages seine Frau verlassen wird, war irgendwie schon absehbar. Es ist nachvollziehbar, dass eine Frau geht, wenn ihr Mann nie zu Hause ist.

Wenn es dir nicht gelingt, hier einige spannende Ereignisse einzubauen, kann ich nur sagen, dass es für mich eine langweilige Geschichte ist.
Sorry.

Viele Grüße
bambu

 

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge musste ich die Geschichte lesen.
Im ersten Moment dachte ich es geht um eine Geschichte, frei dem Motto in unserer heutigen Welt musst du 220% geben sonst kommst du nicht über die Runden. Eine interessante Idee dachte ich. Eine Überspitzung von etwas das sich heute bereits abzeichned.
Aber dann las ich weiter und die wahre Aussage "Leben ist mehr als Arbeit und Party" ,so hab' ich sie jedenfalls verstanden, wird mit dem Vorschlaghammer an den Leser weitergegeben. Womit ich nicht die Spannung der Geschichte meine, die ist ein wenig mau, aber das du den Leser recht abgedroschen auf die Pointe stösst ist doch ein wenig ärgerlich.
Es erinnert mich an die Gespräche im Bekanntenkreis(wir alle haben sie schon mal geführt): "Du de' Manni, de' arbeitet sich noch dot."
Du stellst deine Charaktere ein wenig lieblos zur Schau.
Mani ist arbeitswütig und geht auf party lernt dame seines Herzens kennen. Er mag an ihr, dass sie nicht an ihm rumnörgelt?
Sie mag an ihm was? Sein Geld? Na, ja auch ein Grund!
Ich möchte mehr über Mani seine Frau, sein Kind, seine Freunde erfahren. So wie die Prots jetzt da stehen kann ich nicht mitfühlen. Mani ist mir weder Sympatisch noch sehr unsympatisch, weil ich eigentlich nichts über ihn weiß.
Die Geschichte lässt mich mit einem Gähnen zurück und bleibt nicht haften.
Kleinigkeiten wie das Flaschendrehen auf der Party oder sein launischer Chef in der Ausbildung, die faulen Untergebenen im späteren Arbeitsleben,(Ist er eigentlich selbsständig? Bei dem Ehrgeiz den er an den Tag legt) dass Lachen seines Sohnes, der erste Zahn und die damit verbunden schlaflosen Nächte. All solche Kleinigkeiten gut gestreut geben einer Geschichte Tiefe und lassen den Leser auch bei einem recht abgedroschenen Thema am Ball bleiben.
Mach was draus
und trau dich!
Man liest sich Nice

 

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