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Die letzte Gefangenschaft

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13.03.2005
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Die letzte Gefangenschaft

Gleißende Sonnenstrahlen fielen in den Rosengarten. Der Tag brach heran. Bald würden die ersten Rosen ihre Blüten öffnen. Sie verschloss krampfartig die Augen, damit das Licht sie nicht blendete. Jeden Morgen ging das nun schon so. Wann sollte es ein Ende nehmen? Alles Zerren und Strecken half ihr nichts. Das Licht der rotglühenden Sonne blendete direkt in ihr Gesicht. Wenn sie doch nur einen Zentimeter ... Aber nichts bewegte sich. Sie senkte mit fest geschlossenen Augen den Kopf und ließ dem Schicksal seinen Lauf. Die Haare fielen ihr ins Gesicht und kitzelten sie an der Nase. Das war nicht fair! Sie versuchte sie wegzuschütteln, aber sie kamen immer wieder, durch das Sonnenlicht leicht elektrisiert. Gerade wog sie ab, welches Übel schlimmer war, das Sonnenlicht oder die Haare, als sich ein Schatten über ihren Körper legte. Sie blickte von ihrem Stuhl auf. Aber die Person war nicht erkennbar. Die hinter ihm aufsteigende Sonne zeichnete nur seine Umrisse nach.
»Einen wunderschönen guten Morgen.«, dröhnte ein tiefer Bass, als die Person vor ihr zu sprechen begann. »Hmph.«, erwiderte sie gequält. »Wie ich sehe, geht es uns heute morgen nicht anders als an den anderen Tagen. Das ist bedauerlich.« Die Stimme hallte in ihrem Kopf nach. Sie unternahm einen kläglichen Versuche, eine bequeme Sitzposition zu finden. Skeptisch wurde sie dabei beobachtet. »Geben Sie sich keine Mühe.«, hörte sie die Person lächeln. Doch, sie wollte sich Mühe geben. Sie wollte hier weg. Aber ihre Kräfte waren am Ende.
»Nun, ich verstehe Sie nicht.«, erzählte die Person und trat zur Seite. Wieder blendete sie das grelle Sonnenlicht. »Ich verwöhne Sie hier mit einem der besten Rosengärten der Welt und Sie wissen das nicht zu schätzen.«, fuhr er unbeirrt fort, obwohl sie sich auf ihrem Stuhl heftigst wand. »Und selbst wenn Sie mich in den schlimmsten Morast steckten, es würde Ihnen nichts nutzen. Sie Dreckskerl!«, spie sie aus. Die Person vor ihr wandte sich ruckartig zu ihr. »Das ist neu. Eine Beleidigung. Ich sehe das als einen Fortschritt an. Ich bekomme noch, was ich will.« Auf einen Wink von ihm erschien einen zweite Person und brachte ein Tablett mit. »Nicht das sie mir vom Fleisch fallen. Ich brauche Sie lebend.« Damit war er auch schon wieder verschwunden. Zurückblieb der Diener, der ihr täglich das Essen einflößte. Er hatte einen echt beschissenen Job. Wie konnte man nur für einen solchen Widerling arbeiten? Es war ihr unbegreiflich.
Da sie an diesen verdammten Stuhl gefesselt war, musste sie sich von dem Diener auch noch füttern lassen. Zuerst hatte sie sich dagegen gewehrt. Dann hatte sie aber eingesehen, dass es für sie wichtig war, bei Kräften zu bleiben. Sie konnte jede Kraft gebrauchen. Gierig schlang sie die Essensportionen hinunter, die der Diener ihr darreichte. Gleichzeitig versuchte sie jedes Mal ihre Fesseln zu sprengen, was ihr aber nicht gelang. Der Diener hatte seine morgendliche Aufgabe erfüllt. Er verließ sie wieder. Sie war allein.
Allein in diesem Rosengarten, der prächtiger nicht hätte sein können. Warum wollte man sie quälen? Was hatte sie nur getan? Die Sonne war weiter gewandert und blendete nicht mehr so stark. Doch überall, wo sie hinblickte, erkannte sie nur den Rosengarten. Wo endete er? Wo begann die Freiheit? Die Freiheit, die sie so sehr vermisste. Sie wollte zu ihrer Familie. Sie wollte sogar ihren Beruf zurück, obwohl er ihr eigentlich nicht gefiel. Warum suchte sie keiner? Wo waren sie alle?
Fragen! Fragen über Fragen quälten sie und das schon seit sie sich an diesem komischen Ort befand. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihre kleine Tochter, ihr Ein und Alles. Wie ging es ihr?
Sie warf den Kopf auf die andere Seite und stöhnte. Das Gefühl in ihren Armen war schon lange nicht mehr vorhanden und auch ihre Füße waren unbrauchbar verschnürt.
»Es ist bald soweit. Sie werden mir geben, was ich will.« Die Person von vorhin war wieder da. Sie wehrte sich noch mehr, um ihren ungebrochenen Kampfeswillen zu beweisen. »Es hilft Ihnen nichts. Je mehr Sie sich wehren, um so eher wird es passieren.« Jetzt konnte sie das boshafte Lächeln erkennen, das in seinem Gesicht lag.
»Ich werde gar nichts.«, schrie sie noch einmal unter Aufbietung ihrer ganzen Kraft. Dann hörte sie nur noch sein Lachen, sein hämisches Lachen.

Die Monitore piepsten. Es war vorbei. Ihr Todeskampf war vorüber. Die Ärzte gaben auf. Mit Tränen in den Augen beobachtete er, wie man seiner Frau die Geräte abnahm und sie zudeckte. Sie hatte bis zum letzten Augenblick gekämpft, das wusste er. Er wusste auch, dass seine kleine Tochter mit ihrer Tante, der Schwester seiner gerade verstorbenen Frau, im Wartesaal saß und darauf wartete, dass er gute Nachrichten von Mami brachte. Aber es gab keine guten Nachrichten. Die Ärzte verließen den Raum. Einer klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, sagte aber nichts. Er fühlte sich nicht besser dadurch. Seine Frau war tot. Was sagte er seiner Tochter?

 

Hallo ihr Leser!

Ich sage es gleich vorweg. Ja, die geschichte scheint noch nicht ganz ausformuliert zu sein. Aber ich dachte, ich poste sie schon einmal, um Anregungen zu bekommen. Ich habe nämlich das Problem, nicht immer zu wissen, was ich noch ändern kann.
Und hier seid ihr gefragt. Postet mir einfach, was euch gefallen oder nicht gefallen hat. Ich würde mich freuen.

Salvete Creusa

 

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