Hallo Malgus oder Niklas,
herzlich Willkommen hier bei uns.
Ich fand das sehr angenehm, dass du deine Geschichte nicht nur hier eingestellt hast und dir Kommentare erwartest, sondern auch selbst kommentierst.
Da will ich mich gleich mal revanchieren.
Ich hatte deine Geschichte schon mal überflogen, als du sie eingestellt hattest, und sie dann doch nicht kommentiert aus Zeitgründen und auch, weil ich persönlich mit solcherart Geschichten nicht so viel anfangen kann.
Meine Geschichten haben mit Romantik/Erotik meistens so viel zu tun wie Sauerkraut mit Mangosouflee. Und: Ich bin außerdem bei Geschichten, die auf einem kurzen Moment zu tanzen scheinen, sicherlich nicht die beste Kommentatorin. Ich mag es einfach lieber, wenn eine Entwicklung entsteht und man innerhalb dieser Entwicklung sich mit einer handelnden Person identifizieren und ihre Gedanken nachvollziehen kann. Von daher, das ist ja klar, hat es eine Geschichte, wie du sie geschrieben hast, bei mir einfach nicht leicht.
Aber von Anfang an:
Ich find, du hast einen schönen Stil, eine schöne Sprache. Du schreibst sehr sicher, da kratzt und holpert für meine Augen und Ohren wenig (oder gar nichts). Du vermeidest Wortwiederholungen usw. Es gibt ein paar Formulierungen, wo ich es gut fände, du hättest etwas mehr Mut zu neuen sprachlich ungewöhnlicheren Bildern. Aber insgesamt: Ich glaub, da braucht man nicht groß Worte zu verlieren. Du schreibst gut und du schreibst stilistisch so, dass ich mich auf weitere Geschichten von dir freue.
Der Punkt ist für mich die Geschichte selbst. Also - nicht falsch verstehen, sie ist in Ordnung. Es ist die Geschichte eines Versuchs, endlich die Angebetete zu kriegen, der zunächst zu klappen scheint und es dann doch nicht tut.
Der Punkt ist nur, was unterscheidet denn deine Geschichte von dem Gefühl, das jeder kennt, der schon mal verliebt und voller Hoffnung war?
Nur wenig, eine Ausnahme ist für mich eigentlich nur deine ungewöhnliche Art, die Hoffnung und Ängstlichkeit des Protagonisten in das Bild dieser gehaltenen Hand zu kleiden und sie mit dem Zeitablauf zu kombinieren, also den Moment der Hoffnung und der Hoffnungslosigkeit zu thematisieren. Das hat mir schon gut gefallen. Aber: diese Momente (also Liebe in der Zeit), die sind für mich zu wenig betont. Da hättest du für meinen Geschmack mehr drausmachen können.
Bis auf diesen kleinen Clou aber handelt deine Momentaufnahme von Gefühlen in einer sehr abstrakten und reinen Form, wie sie jeder kennt. Und da wird es für mich schwierig.
Ich finde immer, die allererste Triebfeder für das Lesen ist Neugierde. Man will wissen, wie andere Menschen (die Protagonisten) in einer Situation reagieren, wie sie handeln, was sie antreibt, wie sie sich zu den anderen Personen verhalten, in welcher Phase ihres Lebens sie stecken und wie sie den Konflikt, in dem sie stehen, angehen. Ich will jemanden kennen lernen und mich vielleicht wundern und sagen: Jetzt schau mal, so sieht der das. Aber dafür muss man den Protagonisten ein bisschen kennen lernen können.
Und das gelingt in einer Momentaufnahme eher selten.
Also, so meine ich, muss eine Momentaufnahme dann auf andere Weise mehr zu bieten haben. Eine völlig ungewöhnliche Sicht auf die Dinge, merkwürdige Wendungen. Eine ganz ungewöhnliche Sprache. Und das ist hier alles nicht der Fall (zum Glück muss ich an manchen Stellen sagen, denn diese künstlerischen Sprachen können einem auf die Dauer auch ganz schön auf den Senkel gehen, ok, meine Meinung).
Also mein Fazit:
Schöner Stil. Nur: häufig verwendete Formulierungen mal durchschauen. Manche sind doch ein wenig stereotyp. Und das fällt in so kurzen Gesch. dann umso mehr ins Gewicht.
Für eine Momentaufnahme, die bei mir echt im Gedächtnis bleiben würde, fehlt das Besondere, der ungewöhnliche Blick (trotz deiner kleinen lyrischen Eskapade am Ende). Aber ich mag halt auch lieber echte Geschichtenkerle mit Fleisch und Blut. 
Das hier hab ich noch gefunden, sind jetzt eher stilistisch/inhaltliche Sachen:
Es gibt diesen einen Moment, wer kennt ihn nicht.
So einen Anfangssatz find ich nicht gut. Ich weiß, du willst an einem Gefühl des Lesers andocken mit dieser Bemerkung. Bei mir löst das aber nur Langeweile aus. Klingt böse, ist aber nicht böse gemeint, sondern nur ehrlich. Aber wenn du mal überlegst, alle versuchen ja mit dem ersten Satz so eine Werbung für die Geschichte zu machen. Du konkurrierst mit ca zwanzig anderen neuen Geschichten innerhalb einer Woche, die alle gelesen werden wollen, Da musst du was bieten, dass der Leser nach dem ersten Satz unbedingt weiterlesen will.
Du hast begonnen, dich zu verlieben - in ein Mädchen, so zauberhaft - das neue Zentrum deiner Welt. Jetzt sitzt sie neben dir, es gibt nichts schöneres.
nichts Schöneres
Ich befürchte, das steht in Schreibratgebern, dass man den Leser mit ins Boot holen soll, indem man ihn mit "DU" anredet. Bei mir persönlich hat das genau den gegenteiligen Effekt. Bin ja aber vielleicht nur ich. Ich denke mir sofort, aha, ein Trick, mich einzubeziehen. Ich will es aber gar nicht mitkriegen, wie das eigentlich kommt, dass ich da auf einmal mitten in der Geschichte sitze und hoffe, dass Claudio oder Miriam endlich ihre Geliebten kriegen. Und das geht nicht nur Geschichten schreibenden Leuten so, sondern auch ganz normalen Lesern.
Und: Menno, da fand ich, dass es so schade ist, wenn du für das Mädchen nur "zauberhaft" sagst und "Zentrum deiner Welt". Das sind schon sehr gebräuchliche Wendungen. Da würde ich mir was anderes überlegen.
Eigentlich sind das ja wirklich "zauberhafte" Momente, die du da am Wickel hast, in einer normalen Geschichte würde ich sicherlich nicht so an den Formulierungen rumkritteln. Aber hier (in so einer kurzen Geschichte) steht dann jede einzelne Formulierung noch stärker im Mittelpunkt.
Das Ende gefiel mir recht gut. Gerade diese Gegenüberstellung der wiederholten Formulierungen. Mit der Änderung, die er erst gar nicht wahrnehmen will.
Allerdings: Tanzt du Tango? Wenn ja, wärst du der erste jauchzende Tangotänzer. Also das Bild fand ich von der Idee her schön, dass die Gefühle einen bestimmten Tanz tanzen, aber dann ausgerechnet diesen ernsten schweren Tango? Tangotänzer sehen immer aus, als müssten sie gerade die Medikamente für eine Darmspiegelung einnehmen. Da jauchzt gar nichts.
So viel mal.
Meine Hinweise klingen sehr kritisch. Nimm es trotzdem als konstruktive Anmerkungen und nicht als Totalverriss deiner Geschichte. Denn ich erwarte mir irgendwie noch einiges von dir. Und freu mich ganz ehrlich auf deine nächste Geschichte.
Viele Grüße von Novak