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Die Mondprinzessin

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12.08.2005
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Die Mondprinzessin

Wenn die Sonne aufgeht, verblasst der Mond. Er kommt erst wieder, wenn die Sonnenstrahlen der Dunkelheit weichen.

Es lebte einmal eine Prinzessin, die war die Tochter eines mächtigen Herrschers. Sie hatte keine Geschwister und würde eines Tages das prächtige Imperium ihres Vaters erben. Aber sie war ein seltsames Kind. Denn sie schlief tagsüber, wenn die Sonne über die Erde strahlte und wachte erst auf, wenn die Abendröte den Himmel einfärbte.

Ihr Vater versuchte vergeblich mit allen Mitteln, ihr ungewöhnliches Verhalten zu ändern, aber die Prinzessin ließ sich nicht beeinflussen. Sie kleidete sich gern in dunklen, schwebenden Gewändern, die ihre Blässe noch zusätzlich betonten. Immer, wenn das ganze Palast im Schlafe lag, wanderte sie alleine durch die schönen Gärten, während das Mondlicht auf ihr schönes Gesicht schien.

Wer um Mitternacht nicht einschlafen konnte, hörte manchmal ihren zarten, leisen Gesang, der unendlich sanft aber auch traurig zugleich war. Sie musste sich ziemlich einsam und verloren gefühlt haben, da sie für dieses Leben im goldenen Käfig bestimmt wurde. Keiner konnte ihr Gesellschaft leisten außer ihre Dienerinnen, die keine wirklichen Gesprächspartner darstellten.

Die Zeit verging und die Prinzessin erreichte ihr 16. Lebensjahr. Man sollte für sie früh genug einen geeigneten Mann suchen, der auch im Stande war, ihr bei den Regierungsgeschäften zu unterstützen. Aus aller Welt kamen mutige und geldgierige Bewerber, die den großen persönlichen Vorteil, der bei dieser Heirat entstehen würde, sehr zu schätzen wussten. Am Abend wurde ein großer Feier veranstaltet, damit sich die Prinzessin ein Bild von ihren Verehrern machen konnte. Die Prinzessin kam in einem dunkelblauen langen Seidenkleid, das mit weißen Diamanten und silberne Schmuckstücke hervorgehoben wurde. Ihre langen, schwarzen Haare ließ sie fließend über ihrem Rücken fallen. Am Kopf trug sie eine silberne Diamantenkrone. Ihre großen, dunklen Augen verrieten nichts von dem, was sie im Moment vielleicht dachte.

Sie tanzte mit einigen von den vielen Bewerbern, wie die Höflichkeit ihr vorschrieb. Leicht und zerbrechlich wie eine Fee bewegte sie sich im Tanz, schwebte über dem Boden, aber ihr Licht war kalt und unnahbar. Manche Freier spürten das Unheimliche an ihr und verließen von Angst geplagt noch in der selben Nacht das prächtige Palast. Manche anderen, die ihre Seele für Geld verkaufen würden, blieben und machten ihr Komplimente, die bei ihr nichts bewirkten.

Unter der Gemenge befand sich auch ein junger kluger Prinz, der eine hervorragende Ausbildung sowohl bei den verschiedenen Lektüren als auch bei den Schwerttechniken genoss. Er war immer ein unruhiger Geist und glaubte seinen Frieden gefunden zu haben, als er die kühle Prinzessin erblickte. Bereits beim ersten Tanz mit ihr sagte er, wie sehr sie ihm gefiel und bat sie, ihn anzunehmen. Aber die Prinzessin zeigte kaum eine Reaktion und tanzte bald an der Seite eines anderen.

Spät in der Nacht hörte der Prinz jemanden leise singen und fand die geisterhafte Prinzessin alleine im Garten, vom Mondschein umhüllt. Er eilte zu ihr hin und versuchte, sie unter seiner Gewalt zu bringen, aber die Prinzessin entschwand an einer kleinen Seitentür und hinterließ nur einen schwarzen, mit Silberfaden durchwirkten Schleier, der an einem Ast hängen blieb.

Der Prinz nahm den Schleier zu sich und entdeckte darin eine seltsame Duft, der ihn nicht mehr losließ. Er musste die Mondprinzessin bekommen, auch wenn er dafür mit seinem Leben bezahlen würde.

Ein Jahr verstrich und die Prinzessin hatte immer noch nicht den passenden Ehemann. Ihr Vater setzte ihr das letzte Ultimatum: Binnen eines Jahres musste sie das Brautkleid tragen, sonst würde er sie nach seinem Belieben verheiraten. Ihr Vater war immer großzügig ihr gegenüber gewesen, aber dieses Mal meinte er es ernst.

Dann tauchte dieser gebildete Prinz auf, wahrscheinlich die beste Wahl zwischen all den anderen, bat erneut um die Hand der Prinzessin und sie willigte ein. In einem blendend weißen Brautkleid betrat die blasse Prinzessin mit ihrem Verlobten die Kirche und kam mit einem Ehering am Finger, einem Ehemann an der Seite und einem heiligen Eheversprechen, das über ihrem Kopf schwebte, wieder heraus. Der Prinz bekam nun die Prinzessin und freute sich auf sein scheinbares Glück.

Es dauerte nicht lange, dann erkrankte die nachts herumwandernde Prinzessin schwer. Mit tiefen, dunklen Augenringen lag sie in ihrem silbernen Himmelsbett mit dunkelblauem Bettzeug aus feinstem Satin. Der Prinz holte viele bekannten Ärzte aus der ganzen Welt, trotzdem konnte niemand herausfinden, woran die Prinzessin litt. Eines Tages verlangte sie, bei Vollmond in den hell erleuchteten Garten zu gehen. Obwohl sich ihr Mann dagegen stäubte, beharrte sie darauf. Durch die Krankheit wirkte sie noch zerbrechlicher, im Mondschein glaubte man fast durch ihren Körper hindurchblicken zu können. Dann verlangte sie, alleine zu bleiben und bat ihren Begleiter um Verständnis.

Als die Glocke wieder läuterte und die Prinzessin noch nicht wie versprochen zurückkam, bekam der Prinz es mit der Angst zu tun. Er durchsuchte den Garten und fand nichts von der Prinzessin. Die Gartentür stand offen, der Weg führte in den dichten Wald. Schnell rief der Prinz die Wachmänner und gemeinsam schritten sie auf die dunklen Schatten zu.

Sie riefen und suchten lange, bis die Sonne aufging, auch die Tage und Nächte darauf, aber der Wald war groß. Niemand hatte die Prinzessin wieder gesehen. Der Prinz blieb für eine Zeit lang einsam, schloss aber schließlich Frieden mit seinem Leben und heiratete eine Cousine der Prinzessin, die außer der Augen- und Haarfarbe nichts mit der Verschwundene gemeinsam hatte.

Viele Jahrtausende später, als das prächtige Reich längst verfiel und in Vergangenheit geriet, entdeckte eine Forschungstruppe in der unzugänglichen Tiefe des alten Waldes eine Moorleiche. Sie war mit schwarzer Seide bekleidet und trug schönen Silberschmuck. Ihre langen dunklen Haare und tief liegenden, großen Augen ließen trotz der unbarmherzigen Verformung der Zeit auf die einst zarten und stolzen Gesichtszüge schließen.

War es Mord oder Selbstmord? Oder war sie in einer mondlosen Nacht aus Versehen in die verführerischen Fänge des Sumpfes geraten, wo sie für immer ruhen sollte? Die Wissenschaftler zerbrachen sich darüber den Kopf. Ein älterer Mann von ihnen, der sich schon immer für alten mystischen Geschichten interessierte, sagte:

„Vielleicht war sie als Opfer an den Mondgott bestimmt.“

So wurde der mysteriöse Fund im "Wald des Mondes" nie richtig aufgeklärt. Dieser Wald erhielt seinen Namen, weil die alten Mythen besagten, dass die Wesen der Nacht darin hausen sollten.

 
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ganz gut :)

Hallo,

dein Märchen hat mir ganz gut gefallen. Nur "ganz gut" deshalb, weil ich irgendein tieferes Geheimnis im Wesen der Prinzessin, einen Grund warum sie so ist wie sie ist (z.B. Hexenkräfte oder so) vermutet habe und daher am Ende enttäuscht war, dass du dieses Geheimnis nicht gelüftet hast. Aus diesem Grund steht die Geschichte in meinen Augen etwas sinnlos im Raum, wenn du verstehst.
Am Sprachlichen könntest du noch weiter feilen, das hat mich nicht eben vom Hocker gerissen.

Tipp zum Layout: Absätze durch maximal eine Leerzeile trennen. Und selbst das braucht nicht sein, wenn zwei Absätze eng zusammengehören, dann reicht ein einfacher Zeilenumbruch. Dies ist der Fall, wenn du dich explizit auf den vorherigen Absatz beziehst, z.B. hier, gleich am Anfang:

Es lebte einmal eine Prinzessin, die war die(?) Tochter eines mächtigen Herrschers. Sie hatte keine Geschwister und würde eines Tages das prächtige Imperium ihres Vaters erben. Aber sie war ein seltsames Kind. Denn sie schlief tagsüber, wenn die Sonne über die Erde strahlte und wachte erst auf, wenn die Abendröte den Himmel einfärbte.
Ihr Vater versuchte vergeblich mit allen Mitteln, ihr ungewöhnliches Verhalten [...]

FLoH.

 

hallo toonworld, willkommen auf kg.de

Ich habe die Geschichte nur eingeschränkt gut gefunden. Du beschreibst mir zu sehr von außen, teilweise springst du zwischen Innenbeschreibungen und Außenansicht hin und her, hin und wieder beschreibst du aus einer Perspektive, dann bist du wieder bei "man". Du solltest dich da entscheiden.
Generell finde ich die Geschichte zu distanziert. Ich hatte keinen Zugang. Warum ist die Prinzessin so ein besonderes Kind, was ist da genau kaputt, was ist mit dem Prinzen?

Mir war's zu wenig.

gruß
vita
:bounce:

 

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