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Die Nebenrolle

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22.12.2004
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Die Nebenrolle

Die Nebenrollen

"Oh Mann! Warum mache ich das hier", fragte er sich und bevor er den neuen gelben Wagen startete, pustete er sich noch mal in die Hände. Der Dampf seines Atems umhüllte ihn. Er fuhr zwölf Meter weiter. Handbremse. Motor aus. Tasche öffnen. Vorgepackte Stapel schnappen. Raus. Er wusste, dass er zu Fuß schneller wäre, doch bezahlten sie ihn schließlich dafür. Es war ihm auch egal, dass der Motor diese Kaltläufe hassen müsste. "Ich könnte auch wichtigere Dinge erledigen. Kein Mensch interessiert sich dafür, was ich hier tue. Es ist kein Traumjob und nur, weil das Geld pünktlich kommt, na ja, ich weiß nicht so recht! Irgendwann schmeiß ich es hin und hau ab. Wollt schon immer mehr Verantwortung." Er warf einen Brief nach dem anderen in die Kästen.

Zwei Etagen über ihm stand eine alte Frau hinter dem Fenster. Bei dem Wetter schmerzten die Gelenke am schlimmsten. Doch mehr Schmerzen hatte sie woanders. Ein dreiviertel Jahr ist es her, dass sie der Frau ihres Sohnes schrieb. Der verdammte Unfall hat alles verändert. Sie wusste, dass das Verhältnis mit Schwiegertöchtern und -müttern nicht einfach ist. Es kostete sie auch viel Kraft, sich nicht einzumischen, doch fehlten ihr nicht nur der Sohn, sondern auch die Enkel. Und auch der Streit mit Schwiegertochter Doris wäre eine Abwechslung. Die Beerdigung des Sohnes war vor neunzehn Monaten.

Nachdem alles eingeworfen war, begann das Spiel von vorn. Tür auf. Hände reiben. Hauchen. Motor an. Diesmal einhundertzehn Meter fahren. Laue Luft kam aus den Schlitzen. Motor aus. Tasche öffnen. Stapel schnappen. Raus. "Wer braucht mich schon hier als Postbote. Werbung…Kataloge…Oh, eine Gewinnbenachrichtigung! Klaus hat es auch geschafft. Der macht jetzt den Macker im Hauptlager. Ist das ´ne Kälte hier!"

Seine Hände gewöhnten sich an die Temperaturen. Motor an. Fahren. Bremsen. Handbremse. Motor aus. Tasche öffnen. Briefe schnappen. "Oh! Ein Packet....mpfhgh... Ich muss mit Frau Spange reden. Es macht mich krank... „Wenn der Postmann zweimal..“ haha.... Ich hab noch nie mehr als einmal geklingelt... Vielleicht ist irgendwo im Blauen-Haus was frei. Immerhin bin ich schon zweiundzwanzig Jahre dabei. Dass sich mal was ändern lässt, hat ja Klaus (unser toller Klausi) bewiesen. Es muss ja nicht gleich als Abteilungsleiter sein (obwohl, es sind 22 Jahre!), aber mal etwas mehr Verantwortung oder dass mal jemand sagt „DU?!“ oder so….
Warum mache ich das hier?"

In hundertzehn Meter Entfernung stand eine alte Frau nicht hinter dem Fenster, sondern am Briefkasten und hatte Tränen in den Augen. Sie hielt den Brief von Doris in den Händen. Zwei, der sieben verschickten, Fotos sind ihr durch die Finger gerutscht und zeigten die Gesichter lachender Kinder. Verschwommen las sie, dass sie am Wochenende kämen. Sie dachte an den Postboten und erinnerte sich, dass sie so ein Gefühl hatte, heute gäbe es etwas anderes als Kataloge, Werbung und (Oh,) Gewinnbenachrichtigungen.

Am Samstag liest sie ihren Enkeln aus dem Buch vor, welches ihr Sohn als Kind geliebt hat. Doris hat das Album mit denvergilbten Fotos auf dem Schoß liegen und schaut verträumt durch das Fenster in die Ferne.

 

Hallo Einfaltspinsel,

herzlich Willkomen auf KG.de!

Leider hat mir die Geschichte nicht sonderlich gefallen.

Zum einen hab ich manchmal gar nicht verstanden, aus welcher Perspektive du erzählst. Du springst da wild hin und her. Einmal ist der Prot. "er", dann springst du in seine Innenansicht und er ist "ich" und dann wieder springst du in die Sicht der zusätzlichen Personen. Sorry, aber das ist ein totales Kuddelmudel und trägt nicht dazu bei, dass man die Geschichte gut verstehst.

Manchmal hatte ich auch das Gefühl, du hättest Tempifehler gemacht, aber ich war mir nicht richtig sicher und deswegen hoffe ich, dass vielleicht jemand anders noch drüber liest und vielleicht sieht, ob es so passt oder nicht.

Den Prot. fand ich unlogisch. Offensichtlich ist er mit seinem Leben bzw. seinem Beruf sehr unzufrieden. Er unternimmt nichts dageben und ich denkt mir dann: "Selber schuld." Du müsstest dann vielleicht erwähnen, warum er nichts anderes macht. Vielleicht schreibt er nen Haufen Bewerbungen und bekommt nur Absagen... Unabhängig davon wollen mir die anderen Personen nicht so richtig ins Geschehen passsen. Klar, sie bekommen Post von deinem Prot - aber das ist auch die einige Verbindung. Die Idee den Postboten mit den Schicksalen der Belieferten zu verbinden finde ich nicht schlecht, aber das ganze müsste dann meiner Meinung nach anders aufgebaut werden, damit es nicht so Zusammenhanglos wirkt.

Er wusste, dass er zu Fuß schneller sei, doch bezahlten sie ihn schließlich dafür.

"Sei" ersetzen durch "wäre"
Insgesamt liest sich der Satz trotzdem holprig. Vorschlag:
Er wusste, dass er zu Fuß schneller wäre, doch sie bezahlten ihn schließlich dafür.

Es war ihm auch egal, dass der Motor diese Kaltläufe hassen müsste.Ich könnte auch wichtigere Dinge erledigen.

Hier springst du in der Erzählperson. Erst ist es "er" dann "ich". Falls du dir das so gedacht hast, dass der Typ sich das denkst, dann solltest du es durch Anführungszeichen kenntlich machen.

Es kostete ihr auch viel Kraft, sich nicht einzumischen, doch fehlten ihr nicht nur der Sohn, sondern auch die Enkel.

sie (nicht ihr)

LG
Bella

 

Hi Bella,
danke für die Tipps. Ich wollte bewusst hin und her springen (Presp.) und dachte das Kursive würde eine klare Trennung zwischen "ICH"- und anderen Erzählerperspektiven bewirken. Dem ist nicht so!
Die Zeit ist belanglos, wollte allerdings, dass am Ende eine klare gegenwärtige Aussage rüberkommt.
Eine direkte Verbindung zu den Empfängern ist nicht beabsichtigt, es sollte nix weiter ausdrücken. Das heißt, sie sind die eigentlichen Nebenrollen.
"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ..."
Ich danke Dir. (War meine erste)

 

Hallo Einfaltspinsel,

oh je... war zum Teil mein Fehler, dass ich die Gedankengänge des Prot. nicht als solche identifiziert habe.
Da ich den ganzen Test in das "Antwortkästchen" kopiert habe, sind die kursiven Stellen nicht mehr als solche kenntlich gewesen. Sorry!

LG
Bella

 
Zuletzt bearbeitet:

Hab die "Nebenrollen" ausgeklammert, finde es jetzt aber voll daneben.
Für seine Gedanken hab ich jetzt Gänsefüßchen genommen.
Mehr Tipps?
Danke im voraus

 

Hi Einfaltspinsel,

ein kleiner Vorschlag, der zwar deine ganze Geschichte umschmeißen würde, den ich aber gut fände.

Du beschreibst am Anfang den Postboten. Das könntest das so lassen. Den Postboten kotzt sein Job voll an etc. - er bringt aber jemanden einem Brief, der dessen Leben auf gute oder schlechte Weise verändert. So könntest du alles sehr gut miteinander verbinden.

LG
Bella

 

Hi Bella,
ich hab sie nicht komplett umgeworfen, sondern nur ein paar kleine Sachen. So musste der Teen dran glauben. Dafür hat "die alte Frau" mehr Platz. Ansonsten denk ich, dass die KG nicht jeden anspricht, doch meine Hintergedanken sind nicht wirklich zu dolle hinter irgendwelchen Metaphern u.ä. versteckt. Ich freue mich schon auf deine kritische Meinung und auch von allen anderen.

EP

 

Hallo Einfaltspinsel,

so, wie ich das sehe, ist die Geschichte mittlerweile schon ein paar Mal umgeschrieben worden. Zur Änderung an sich kann ich also nichts sagen, weil sie mir nicht mehr erkenntlich ist. Die kursive Schrift stört mich ein bisschen, und auch, dass die Gedanken des Postboten immer so blockartig auftreten - ein Mix aus Handlung, kurzem Gedankenstrang, Handlung, kurzem Gedankenstrang wäre sicherlich schöner zu lesen.
Deine Geschichte scheint als Gerüst gut zu funktionieren. Leider lässt du dir jedoch kaum Zeit, die Protagonisten richtig auszudifferenzieren. Der Postbote gibt sicher nicht soviel her, aber die alte Dame verdient doch etwas mehr Aufmerksamkeit. Hier könntest du wesentlich subtiler arbeiten.
Wenn du die Geschichte etwas ausbauen würdest, anstatt die Thematik eher flüchtig anzuschneiden, könnte daraus ein richtig guter Text werden.

Gruß,
Anea.

 

Hallo Anea,

Dank erst einmal für die Hinweise.
Ursprünglich (vor den ganzen Änderungen) gings mir nur um den Boten.
Ich probiere mal das umzusetzen, was du mir rätst.

Danke EP

 

Hallo Einfaltspinsel

Zu der Geschichte muss ich ja schon von Amtes wegen etwas schreiben. :)

Die Idee an sich finde ich sehr gut. Nur wird mir nicht ganz klar, wem du die Nebenrolle zugeschrieben hast. Dem Postboten oder seinen Kunden.

Dann scheint es mir auch, dass sich ein paar unlogische Dinge in die Geschichte eingeschlichen haben:

Er wusste, dass er zu Fuß schneller wäre

Den Postboten möchte ich sehen, der 110 Meter zu Fuss schneller zurücklegt als mit einem Auto.

haha.... Ich hab noch nie mehr als einmal geklingelt...

In der Regel klingelt der Postbote zweimal.

Kein Mensch interessiert sich dafür, was ich hier tue

Na dann versuch mal einen Tag auf die Postzustellung zu verzichten. Die Telefonleitungen zu seinen Chefs würden wohl zusammenbrechen.


Wollt schon immer mehr Verantwortung."

Und was tut dein Prot dafür? Kurse? Weiterbildung? Wohl kaum wird ihm irgendwann was besseres angeboten, nur weil er die Post so behende in die Briefkästen wirft.


Da beschreibst du ja ein ziemlich depressives Exemplar von Postboten.

Entweder müsstest du die Rolle des Postboten, oder dann die Rolle der Postempfänger mehr ausbauen. So wirkt vieles zu abgehackt und man kann sich mit keiner Person so richtig identifizieren. Schade um die gute Idee.


Zitat von Anea:
Der Postbote gibt sicher nicht soviel her,

na…na… :D


Gruss Rolf

 

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