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Die neue Solidarität

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06.02.2021
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Die neue Solidarität

Ich küsse ihn auf die Wangen und trete in den Hausflur. Das Adrenalin steigt. Im Treppenaufgang fühlt sich heute jede Stufe hart an. Das Hinuntersteigen fällt mir schwer. Ich zögere, denn die Ausgangssperre hat schon eingesetzt.
Soll ich es wirklich wagen? Kann ich es machen?
Ich ziehe die Tür auf. Mit einem Stöhnen fällt sie hinter mir ins Schloß und ich stehe auf der verlassenen Straße. Der Wind fegt und die schmalen Stadtbäume ächzen. Die Lampen schaukeln überm Kopf, lassen ihr unstetes Licht auf den schummrige Asphalt fallen.
Ich gehe hinüber, hole mir an einer Station ein Fahrrad und radele los. Erst langsam und dann immer schneller. Die Straßen bleiben leer und düster. Die Augen gewöhnen sich an die Lichtverhältnisse und ich gewöhne mich an die bedrückende Stimmung. Bald fühle ich mich mit jeder weiteren Bewegung freier.
Da taucht ein Wagen auf. Ich erkenne in ihm die Polizei. Geistesgegenwärtig biege ich ab, komme über einen kleinen Weg zwischen den Häusern hindurch und fahre in einen kleinen Park zwischen die Wohnblöcke hinein. Nun geht es geschützt zwischen den Gebäuden weiter. Bald bin ich zu Hause.
Es braucht einige Zeit bis ich mich beruhigt habe. Ich hänge den Mantel hin und schlüpfe in die Hausschuhe. Es ist angenehm warm als ich das Wohnzimmer betrete. Die Gedanken laufen unruhig weiter, lassen sich auch von der schweren Luft nicht bändigen.
„Morgen muss ich zu meinem kranken Vater und dieser lebt hinter der Grenze. So ein Mist! Vor einem Jahr war ein Besuch noch einfach, doch jetzt mit dem Virus...“
Aufgeregt überlege ich mir, wie wohl die Einreisebestimmungen sind. „ Warum ändert sich nur immer alles so schnell?“, schimpfe ich und greife zum Laptop.
„Oder soll ich mich nicht darum kümmern? Mir einfach einen kleinen Grenzübergang suchen? Ja, bis an die Grenze mit einem Zug fahren und von dort mit einem Pendlerbus weiter die letzten Dörfer durchqueren. Oder zu Fuß? Wie im Krieg?“ Doch ich kenne keinen Krieg, kenne nur die Friedenszeit und die Entwicklung zur Grenzöffnung.
„Zu Fuß, wie damals, wie zu Zeiten meines Großvaters, das scheint mir dann doch übertrieben. Das wird der Situation nicht gerecht.“ Da befällt mich ein Juckreiz, verzweifelt versuche ich ihn durch Kratzen zu stillen.
Ich suche nach der Einreisebestimmung. Beim Grenzübertritt muss man sich im Voraus per Internet anmelden. Da fällt mir ein unscheinbarer Link auf. „Ersatzmitteilung“ steht dort. Ich klicke darauf. Ein Fenster öffnet sich. In diesem wird erklärt: „Falls sie mit der Anmeldung im Internet nicht zurecht kommen, müssen sie bei der Einreise die Ersatzmitteilung mitführen und diese nach Ankunft am Zielort an das zuständige Gesundheitsamt weiterleiten."
Ich drucke mir eine solche Mitteilung aus. „Doch was nun?“ Soll ich trotzdem den Pendlerverkehr benutzen, um ungesehen und ohne namentliche Registrierung einzureisen? Oder soll ich es wagen, Spuren zu hinterlassen?
„Scheiße", rufe ich in die Stille der Wohnung. Das Wort verhallt.
Ich gehe ins Schlafzimmer hinüber. Es ist unaufgeräumt. Ich halte mich nicht lange bei der Unordnung auf, stelle mich auf die Zehenspitzen und hole den Koffer vom Schrank.
„Was soll ich einpacken?“ FFP-2Masken fallen mir sofort ein. In der Region der Eltern sind diese seit zwei Tagen Pflicht. Die selbstgenähten geben nicht mehr ausreichend Schutz. Ich lege den Masken im Reisegepäck noch Kleidung bei.
„Wie lange werde ich dort bleiben müssen? Bin ich nicht ein Gesundheitsrisiko für den alten, kranken Herren?“
Wieder zögere ich.
Das Telefon klingelt. Ich gehe hinüber, nehme den Hörer ab. „Hi Süßer, kommst du herüber?“
„Ach du bist es Kerstin.“
„Hey, ich will dich vögeln, Kleiner. Was hältst du davon?“, lallt sie.
„Lass mal. Meine Mutter ist gestürzt. Sie musste ins Krankenhaus. Mein dementer Vater ist nun alleine zu Hause. Ja, und das auch noch über der Grenze, in seinem kleinen Dorf.“
„Du wirst doch nicht zu ihm fahren und ihm den Virus bringen? Wir sind hier in einer roten Zone“, sagt sie provozierend und lacht bitter. „Komm doch lieber zu mir herauf. Ich möchte dich in mir spüren. Dich einsaugen und verschlingen. Und wenn du nur mit mir Kontakt hast, dann ist das vollkommen ungefährlich. Dann erhöhst du nicht einmal das Risiko. Selbst wenn du danach zu deinem Alten fährst. Und ich sage dir es ehrlich, ich habe Lust auf Dich. Verdammte Lust! Heute. Ja, hier und jetzt.“ Sie lässt einen undefinierbaren Laut hören.
Da steigen mir Bilder von unser letzten Begegnung in den Kopf. Ich glaube ihren dehnbaren Körper zwischen meinen Beinen zu spüren und bekommen einen Steifen.
„Lass mal. Das kann ich doch nicht. Soll ich ihn etwa alleine lassen?“
„Natürlich nicht. Doch komm erst mal herauf. Morgen lasse ich dich schon wieder los. Ja, mit dir eingesperrt sein, dass will ich nicht!“, ruft sie lachend, ihre raue Stimme überschlägt sich. „Nein. Nur noch Dich treffen. Du bist ja verrückt. Was für ein Lustkiller wäre das denn? Und was für eine Freiheitsaufgabe? Erst fänden wir das sicher schön, so neu und ungewohnt, aufregend, doch wir wissen beide nur allzu gut, wo das hinführt.“
„Dann haben wir jetzt genug geplaudert, ich komme vorbei. Bis gleich.“ Ich springe auf und laufe zur Tür.
Als ich mit dem Aufzug hinauf zu Kerstin fahre wandern die Gedanken immer wieder zu meinem verlassenen Vater.
Ich schrecke aus dem Schlaf auf, spüre mein steifes Glied. „Verdammt, was war das denn?“
Ich taste neben mich. Meine Hände fassen in den offenen Koffer. Ich musste auf dem Bett neben den hergerichteten Sachen eingeschlafen sein.
„Spontaner Sex macht müde! Wie waren wir doch hungrig danach.“ Ich muss lachen. Noch ganz schummrig nehme ich den Hörer.
Kerstin meldet sich.
„Was ist mit Dir los? Was willst du? Warum rufst du an? Du bist ja völlig verrückt! Ich habe schon geschlafen.“
„Lass es uns noch mal machen!“, rufe ich. „Bitte, schnell…es war so wunderschön. Erleichternd. Entschuldigung ich habe es nötig.“
„Du verwirrst mich. Von was sprichst du? Was, wie bitte? Was willst du? Es stimmt zwar, das letzte Mal war wunderbar. Doch lass das. Ich will jetzt nicht. Auch muss ich wirklich weiter schlafen. Morgen wartet ein harter Tag auf mich.“
„Bitte, bitte, lass uns durchbrennen. Verstehst du, was ich meine?“
„Nein? Was? Ich habe jetzt keinen Nerv für dein Gefasel!“, zetert sie.
Ich lasse mich nicht abhalten und spreche weiter: „ Ich weiß jetzt, was ich will. Ich will Dich. Nur Dich. Für Heute. Für immer. Was für Vorwürfe würde ich mir machen, wenn ich meinem Papa den Virus ins Haus bringen würde und er dann daran stirbt. Dort, bei Vater ist es zwar auch, wie bei uns in der Stadt, eine rote Zone. Und die Ansteckungsgefahr ist überall, das ist auch mir klar. Doch ich will nicht sein Mörder sein. Und übrigens habe ich es satt ständig im Illegalen zu leben, auch wenn es nur um kleine Übertritte geht. Sie machen mich nervös, regen mich auf und machen mürbe. Und dann muss ich auch noch auf den Bahnhöfen herumstehen. Mit Maske, im Kalten, ohne Möglichkeiten, sich unterzustellen und aufzuwärmen. Auf Anschlusszüge wartend, immer nach Atem ringend. Wie auf der Flucht, so kommt man sich schon vor. Immer glaubt man, unerlaubt mit Menschen in Kontakt zu treten. Einmal zu nahe, dann wieder in unzulässiger Anzahl. Busgelder die einem aufgebrummt werden könnten, hängen einem wie ein Damoklesschwert ständig über dem Haupt, füllen das Gehirn mit sinnlosen Gedanken. Das nervt! Du bist meine Nachbarin. Da ist es einfach. Nicht einmal während der Ausgangssperre sind uns Barrieren gesetzt. Wir sind frei. Und in dieser Zeit wie für einander geschaffen. Nicht? Denn Corona ist für unsere Liebeschaft nicht relevant. Wie wunderbar. Ich werde nicht für einen Virus, sondern für dich die Freiheit aufgeben. Ja, ich weiß, wir können der Lust auch keinen Haken schlagen, das stimmt. Auch wenn wir noch so tollkühn sein werden, sind wir noch keine Götter. Doch Egal. Lass es uns probieren!“
„Du bist ja ganz verrückt!“, brüllt sie. „Leg dich wieder hin! Du hast ja Fieber. Vielleicht hat dich die Seuche erwischt. Doch eins scheint mir sicher, du bist krank und brauchst dringend Hilfe!"
Es klickt. Das Tuten übernimmt.
„Was soll das?“, schreie ich „Wie kannst du nur auflegen? Aber Kerstin?“
Wütend schleudere ich den Hörer weg.
Langsam beruhige ich mich, überlege mir wen ich jetzt anrufen kann, denn so alleine zieht es mich irgendwie zu meinem Vater.
„Warum nicht Bettina?“, stoße ich erleichtert hervor. „Vielleicht wird sie sich mit mir einsperren lassen und die neue Solidarität verstehen, die uns helfen wird, die Welt und die Politik, auszusperren. Ich benötige jemanden, der mich unterstützt, nein, zu Vater kann ich wirklich nicht, ohne ein Sicherheitsrisiko zu sein. Ich werde ihn von Zeit zu Zeit anrufen, ja, dass muss reichen. Ja und seine Demenz? Na, an der ist noch keiner gestorben, so sagt man. Oder täusche ich mich da etwa?"

 

Hej @G. Husch , du hast es mir versprochen, du hast gesagt, du würdest zukünftig besser auf Orthographie in deinen Texten achten ;). Nein, du hast natürlich nichts versprochen. Aber nun denke ich dieser Text ist in unserem Korrektur-Center gut aufgehoben. Dort hast du nämlich die Zeit und auch die Hilfsmittel, die du dir offensichtlich nicht genommen hast, bevor du erneut eine Geschichte hier eingestellt hast.

Wenn du nach Bearbeitung der Meinung bist, dass du ihn zum Kommentieren freigeben möchtest, kontaktierst du einfach den zuständigen Moderator des KC’s und der schiebt sie dann in die Kurzgeschichten-Kategorie zurück.
Danach kann es losgehen und der geneigte Leser stolpert nicht in jeder zweiten über Fehler und kann sich auf den Inhalt einlassen.

Bis dahin und ein schönes Wochenende. Kanji

 

Hi @Kanji

grüße Dich aus der Bahn und dem Korrektur-Center. Ich werde mich mit meiner Kurzgeschichte noch einmal befassen und es Euch dann wissen lassen. Ich habe volles Verständnis für eure Ansprüche. Ja, auch wollte ich mehr acht geben bevor ich etwas veröffentliche, doch manchmal mache ich einfach mal drauf los. Deshalb finde ich auch, dass der Text hier seinen Platz hat, denn Stolpersteine wollte ich niemanden in den Weg legen. Und Ihr habt eben diesen Platz eingerichtet damit dort die Zeilen noch einmal in ruhe überarbeitet werden können, so sehe ich es als eine Möglichkeit weiter zu kommen.
Ich fühle mich wohl bei Euch und wünsche Dir/Euch noch viele schöne Tage.

G.

 

Ein Hallo an alle Wortkrieger,

da ich durch die Korrekturwerkstatt musste, habe ich zu dieser Geschichte keine Kommentare erhalten (persönliche Interpretation), deshalb wollte ich sie noch einmal mit einem eigenen Kommentar ausgraben und nach vorne schieben. Ich hoffe dass ich damit nicht zu aufdringlich bin. Doch ich brauche Kritik. Habt ihr eine in der Tasche für mich, ich würde mich sehr darüber freuen, ja auch wenn sie vernichtend ist.

Mit lieben und sonntäglichen Grüßen aus dem Hinterland.

G.

 

Liebe @G. Husch,
ja also, die Idee Deiner Geschichte finde ich auf jeden Fall interessant. Das unter Corona eingesperrte Leben, noch dazu in einem Hotspot, ist für Deinen Single so belastend, dass er davon träumt, sich mit einer fast beliebigen Frau zu einem Notpaar zusammenzuschließen, um durch das gemeinsame Leben abgelenkt und vor seiner Einsamkeit und den Sorgen um seinen Vater, zu dem er müsste, aber nicht darf, gerettet zu werden.
Was mir nicht gefällt, ist, dass mich einmal das (echte) Telefongespräch mit Kerstin nicht überzeugt. Es klingt alles nicht echt, nicht nach einer echten Unterhaltung. Es wird klar, dass Du in dem Gespräch Deine Idee der Geschichte erklären willst, aber es muss ja auch wie ein echtes Gespräch klingen.
Dann wird mir auch nach mehrmaligem Lesen nicht deutlich, wo der Traum Deines Protagonisten anfängt. Eigentlich müsste er ja nach: "Wieder zögere ich." beginnen. Dann würde ich aber einen Satz einbauen, der dies auch wahrscheinlicher macht, von einer plötzlichen Müdigkeit, Mattigkeit, Zerschlagenheit o.ä. sprechen.
Mit dem erträumten Gespräch zwischen Deinem Protagonisten und seiner Nachbarin habe ich auch Probleme. Ich mag persönlich solche deutlichen sexuellen schriftstellerischen Ergüsse gar nicht, finde sie abstoßend, aber das sehen andere vielleicht anders. Mir sind Beschreibungen sexueller Gefühle und Bedürfnisse dezenter lieber. Für mich klingt die Unterhaltung aber auch sehr unecht irgendwie. Ich würde versuchen, sie natürlicher klingen zu lassen.
Am besten, muss ich sagen, gefällt mir der Anfang Deiner Geschichte. Der überzeugt mich im Großen und Ganzen, deshalb mache ich für diesen hier auch noch ein bisschen Textarbeit. Für den Rest lasse ich es mit diesen allgemeinen Sätzen dazu einmal bewenden.
Also ich finde, mit ein bisschen Arbeit könnte es schon eine gute Geschichte werden, aber es ist noch ein Weg...
Ich hoffe, meine Einschätzung entmutigt Dich nicht und Du kannst ein bisschen was mit ihr anfangen.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende noch!
Palawan

Jede Stufe fühlt sich heute hart an. Das Hinuntersteigen fällt mir schwer.
In Verbindung mit dem vorangegangenen Satz mit dem steigenden Adrenalin verwirren die beiden folgenden Sätze, denn sie passen nicht zusammen. Das steigende Adrenalin soll ja darauf vorbereiten, dass er gleich in der Ausgangssperre auf die Straße treten wird, die beiden folgenden beziehen sich aber noch auf den Abschied von seinem Vater. Das ist mir erst nach kurzem Nachdenken klar geworden. Also würde ich das Adrenalin entweder weglassen oder ganz zum Schluss des Absatzes irgendwie einfügen Nach: "Kann ich das machen?" vielleicht "Mein Adrenalinpegel steigt." In dieser Reihenfolge würde man es besser verstehen.
Ich komme durch den Gang und stehe auf der Straße.
Man fragt sich: durch welchen Gang? Am Anfang schreibst Du: "... und trete hinaus". Da denkt man, er steht schon auf der Straße, dann geht er noch durch einen Gang. Irgendwie müsstest Du das deutlicher schreiben. "... und trete aus der Wohnungstür." Dann einen Satz zum Treppenhaus vielleicht. Man soll sich ja vorstellen können, wo er gerade ist.

Sie ist leer. Nur der Wind fegt in ihr und die schmalen Stadtbäume ächzen. Die Lampen schaukeln überm Kopf. Das Licht ist unstet und fällt in die schummrige Gasse.
Dieser Absatz gefällt mir sehr, weil er die Stimmung sehr schön beschreibt. Einzig "in ihr" nach "fegt" würde ich weglassen, das klänge besser, finde ich. In diesem Absatz erzählst Du auch schön, ohne zu viele Adjektive zu verwenden. Das fällt mir in Deinem gesamten Text auf, dass Du sehr viele Adjektive verwendest. Natürlich beschreiben diese, wie etwas ist, aber viel lieber liest man einen Text, in dessen Handlung man eintauchen kann und selbst spürt, wie etwas ist, einfach durch die Beschreibung dessen, was passiert. Verstehst Du, was ich meine?

Es ist angenehm warm als ich das Wohnzimmer betrete. Die Gedanken laufen unruhig weiter, lassen sich auch von der schweren Luft nicht bändigen.
Hier habe ich ein Beispiel herausgesucht. Also ich persönlich finde, dass auch gelegentliche Adjektive schön sein können, aber wenn sie zu häufig erscheinen, tut das der Fantasie Abbruch und zieht einen nicht so in den Bann, weil man selbst mit seinem Gefühl ja nichts ergänzen muss beim Lesen. Alles ist schon fertig bestimmt, durch die Adjektive.


fange zu radeln an.
Das klingt ein bisschen unbeholfen. "radele los", fände ich besser.
Die Augen gewöhnen sich an die Lichtverhältnisse und ich gewöhne mich an die bedrückende Stimmung.
Vielleicht besser: "Meine Augen...", weil im Satz vorher auch mit "Die" beginnt. Ich überlege, ob man auch die beiden Hauptsätze noch anders zusammenfassen könnte... "Langsam kann ich auch in dieser Dunkelheit und Leere wieder frei atmen. Alles ist eine Sache der Gewöhnung."
„Morgen muss ich zu meinen Kranken Vater. Und dieser lebt hinter der Grenze. So ein Mist! Vor einem Jahr war ein Besuch noch einfach. Doch jetzt mit dem Virus...“

meinem kranken
Ich verstehe nicht, warum Du hier Anführungsstriche verwendest, denn er spricht ja nicht, denkt nur. Dies gilt für viele Stellen. Es reicht, wenn Du die Sätze, die er laut vor sich hersagt, in Anführungsstriche setzt. Außerdem würde ich nicht so viele einzelne Sätze schreiben. Es klingt so abgehackt. Auch beginnt man ja mit "und" keinen Satz und der letzte ist gar nicht vollständig. Besser fände ich:
"Morgen muss ich zu meinem kranken Vater und dieser lebt hinter der Grenze. So ein Mist! Vor einem Jahr war ein Besuch noch einfach, doch jetzt mit dem Virus..."
Ein Juckreiz befällt mich. Ich reibe mir das Gesicht.
"Mein Gesicht juckt plötzlich überall." fände ich besser, um die Nervosität deutlich zu machen.
Oder soll ich es wagen Spuren zu hinterlassen?
"Oder soll ich es wagen, Spuren zu hinterlassen." Komma vor den erweiterten Infinitiv mit zu.
Ich lege den Masken im Reisegepäck noch Kleidung bei.
Das klingt komisch. Besser vielleicht: "Ich lege noch Kleidung zu den Masken."
Bin ich nicht ein Gesundheitsrisiko für den alten, kranken Herren?“
Diese Formulierung klingt in meinen Ohren nicht so echt. Der "Herr" klingt jedenfalls sehr distanziert, was dann wieder in Kontrast mit seiner Besorgtheit um seinen Vater steht.
Ich gehe hinüber, nehme den Hörer ab.
Dieser Satz ist überflüssig.

 

Mein Kommentar wird vielleicht nicht ganz so ausführlich sein, wie die meiner Vorredner, aber hoffentlich für dich auch von ein wenig Gehalt.

Ganz ehrlich: ich bin neu hier im Forum und ich habe gelesen, dass die Mitglieder hier mit Texten üblicherweise scharf ins Gericht gehen (können). Aber dieser Umstand verführt mich nicht dazu, krampfhaft nach Fehlern und Unstimmigkeiten zu suchen. (Wobei ich nachdrücklich niemandem hier unterstelle, das zu tun).

Ich muss gestehen, dass mich deine Geschichte unglaublich fesselt. Ja, sicher - hier ist eine Formulierung etwas unrund und dort habe ich auch (immer noch) kleinere Rechtschreib- und Grammatikfehler entdeckt.

Was für mich aber ungleich mehr zählt: Deine Geschichte unterhält mich. Und das, obwohl ich ihr zuerst gar keine Chance geben wollte. Warum?
Als ich mitbekommen habe, dass du dich - zumindest - sehr an die augenblickliche COVID-Situation anlehnst, dachte ich mir: Oje, jetzt schwingt er/sie gleich den erhobenen moralischen Zeigefinger und ich werde wieder mit dem Holzhammer auf irgendetwas hingewiesen, was ich ohnehin schon weiß. Mit Nichten!

Im Gegenteil unterhältst du mich mit einer subtil-witzigen Posse aus dem verzweifelten Leben eines eingesperrten Notständlers, der mit der Situation langsam aber sicher nicht mehr zurecht kommt. Das hat mich vom Anfang bis zum Ende bei der Stange gehalten.
Und ja: Ich mag es sehr, wenn man Dinge beim Namen nennt. Also mich schreckst du mit Worten wie "Steifer" oder "ficken" nicht ab. Ganz im Gegenteil.

Was in den anderen Kommentaren geschrieben wurde, ist - davon abgesehen - natürlich richtig und sollte in zukünftigen Texten durchaus beherzigt werden. Allerdings finde ich den Text inhaltlich gelungen und auch handwerklich sauber gelöst.

 

Hi @Palawan

Auch wenn schon viel Wasser über den Jordan geflossen ist seitdem Du mir deinen Kommentar geschrieben hast, bedanke ich mich hiermit noch einmal für deine ehrliche Kritik und für die Mühe die Du dir gemacht hast. Ich habe Korrekturen vorgenommen und deine Hinweise auf Fehler beachtet. Sonst kann ich persönlich mit eindeutigen Hinweisen umgehen und will sie hier nicht aus diesem Text heraus streichen, denn ich finde er lebt davon, auch wenn ich sonst nicht unbedingt diese Beschreibungen in einer Geschichte brauche. Sie können sehr gut auch ohne diesen auskommen, das ist sicher, doch sie müssen es meiner Meinung nach nicht.

Ich wünsche Dir noch eine schöne Woche

G.

Hi @Manfred_Riegler

Auch eine kurze Ansage ist eine Ansage. Ich entschuldige mich für mein sehr verspätetes reagieren.Denn deine Ansage hat mich sehr gefreut, berührt und für Stunden glücklich gemacht, sowie den Tag versüßt.

Ich muss gestehen, dass mich deine Geschichte unglaublich fesselt. Ja, sicher - hier ist eine Formulierung etwas unrund und dort habe ich auch (immer noch) kleinere Rechtschreib- und Grammatikfehler entdeckt.
Ja, ich weiß um meine Schwächen in Rundung und Rechtschreibung, doch es gefiel mir das du sie im Großen und Ganzen gelungen fandest, denn ich bin mir nicht immer sicher ob ich das so gut schaffe. Oft zweifele ich viel an meinen Möglichkeiten und da ist eine solche Kritik natürlich beflügelnd.
Als ich mitbekommen habe, dass du dich - zumindest - sehr an die augenblickliche COVID-Situation anlehnst, dachte ich mir: Oje, jetzt schwingt er/sie gleich den erhobenen moralischen Zeigefinger und ich werde wieder mit dem Holzhammer auf irgendetwas hingewiesen, was ich ohnehin schon weiß. Mit Nichten!
Und diese Anmerkung von Dir hat mich am meisten gefreut. Denn ich möchte auf Dinge hinweisen, doch den Leser selbst denken lassen. Ich möchte nicht mit meiner Ansicht missionieren gehen, das ist mir so wichtig. Auch wollte ich bei dieser Geschichte eine gewisse Allgemeingültigkeit erreichen, Möglichkeiten offen lassen.

Ich grüße Dich noch einmal herzlich und hoffe bald mehr Zeit zu haben. Doch das Leben spült uns noch so manches mal weg.

G.

 

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