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Die ominöse Person

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28.11.2001
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Die ominöse Person

Die ominöse Person

„Plötzlich sah ich diese Person, sie kam mir doch ziemlich bekannt vor. Neugierig wie ich bin, ging ich der Person hinterher, um genau herauszufinden, wer es denn nun war. Desto näher ich kam, desto mehr bekam ich das Gefühl, dass diese Person eine Person war, die ich vor vielen Monaten aus den Augen verloren hatte. Mein Verstand widersprach dem jedoch, da es einfach zu absurd gewesen wäre. Immerhin ist er vor 24 Monaten nach Los Angeles gezogen und so weit mir bekannt war, hatte er keinerlei Bekannte mehr hier in Deutschland. Im Gegenteil, er hatte niemanden mehr hier. Und das mit ihm und mir, das war ja auch schon seit langer Zeit vorbei, na ja, eigentlich hatte es nie richtig angefangen, denn es durfte nie wirklich sein.
All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich diese Person, von der ich immer noch nicht wusste, wer sie denn überhaupt ist, weiterhin verfolgte. Während ich mit meinen Gedanken beschäftigt war, muss die Person jedoch irgendwo abgebogen sein, jedenfalls sah ich sie nicht mehr.
In der nachfolgenden Stunde konnte ich mich nicht mehr richtig auf den Unterricht konzentrieren, ich musste immerzu an diese Person denken, von der ich mir nun ziemlich sicher war, dass sie mein Ex- Freund war.
Erstaunt über das plötzliche Wiedersehen, dachte ich auch an unsere vergangene Zeit. Im Prinzip war es eine Zeit gefüllt von Verstecken, Vorsicht und Lügen. Verstecken mussten wir uns vor allen Leuten, die uns kannten oder die zumindest ahnen konnten, wer wir beide sind, auch Vorsicht war gegenüber diesen Leuten geboten. Mit Lügen war unser Leben deshalb gefüllt, weil wir die Leute, die uns am Herzen liegen oder lagen fast ununterbrochen belügen mussten.
Ja, unsere Zeit war nicht immer leicht, aber, wenn wir für einige Zeit oder einige Wochenenden alleine waren, so war unsere Zeit doch schön. Die Wochenenden verbrachten wir meistens dort, wo uns niemand kannte, wir unternahmen viel zusammen, machten lange Spaziergänge und redeten über Gott und die Welt. Allerdings haben wir es nicht ein einziges Mal geschafft, nicht über unser Leben zu reden und wie es weitergehen sollte.
Die Wochenenden waren immer eine große Erholung für uns, aber sobald wir wieder zu Hause waren, ging alles wieder von vorne los: Verstecken, Vorsicht und Lügen. So war es jedes Mal und es war auch keine Besserung in Sicht, wenn uns etwas an unserem bisherigen Leben und an unserer (gemeinsamen) Zukunft lag.
1 ½ Jahre ging das ganze gut, doch dann ließ unsere Vorsicht nach und wir wurden immer unsorgsamer. Auch nahm ich nicht wahr, dass immer mehr Leute in meiner Umgebung neugierig darauf wurden, was ich in meiner Freizeit machte.
An einem unsere Wochenenden entschieden wir uns, nicht wegzufahren, da wir beide noch andere Dinge zu Hause zu erledigen hatten.
Gedankenversunken gingen wir am Samstag spazieren, als wir plötzlich sahen, dass eine Bekannte im selben Park spazieren ging. So schnell wir konnten, verließen wir den Wald. Wir machten uns beide keine Gedanken mehr darüber und gingen am nächsten Tag wieder jeder unseren Weg.
So ganz konnten wir das Thema jedoch nicht verdrängen, da die Bekannte uns wohl gesehen hatte, denn am nächsten Tag kam sie zu meinem damaligen Freund und redete ihm ins Gewissen. Zum Glück hörte er nicht auf sie und sprach mit mir darüber. Nach längerem Überlegen entschieden wir uns, unsere Beziehung nicht länger geheim zu halten und sie nach Silvester bekannt zugeben, doch soweit sollte es nicht kommen, denn die Bekannte hatte offenbar einen großen Drang, ihre Neuigkeiten unter das Volk zu bringen.
Keine zwei Wochen später stand der Schulleiter vor meiner Tür und wollte mit mir sprechen. Zum Schluss dieses Gesprächs teilte er mir mit, dass mein Freund jetzt erst mal versetzt werden würde und wir beide noch eine einzige Chance bekommen würden, d.h. man würde keine rechtlichen Schritte einleiten und die Sache nicht an die große Glocke hängen, wenn wir unsere Affäre (wie er es nannte) jetzt beenden würden.
Zwei Monate später kam dann der Abschied, er reiste nach Amerika ab. Allerdings geschah das alles nicht ohne Vorgespräche: Ganze Nächte haben wir damit verbracht, darüber zu reden, was am besten für uns wäre. Wir wollten beide nicht, dass alles jetzt auf einmal vorbei ist und doch wussten wir beide, dass es so ist. So war dann von heute auf morgen unsere wunderschöne Zeit vorbei und das nur, weil wir so unvorsichtig waren.
Diese ganzen Gedanken gingen mir durch den Kopf während der Mathe- Stunde. Seit unserem Abschied morgen vor zwei Jahren habe ich nichts mehr von ihm gehört und jetzt soll er auf einmal vor mir stehen? Für mich ist das unvorstellbar gewesen. Das erste Jahr hatte ich noch Hoffnung, dass er sich vielleicht meldet, aber nichts. Im zweiten Jahr gab ich es auf und jetzt war mein Traum zum Greifen nah.
In der nächsten Pause ging ich, diesmal absichtlich, den Flur entlang. Natürlich hoffte ich, diese Person zu sehen. Als ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte, sah ich ihn auf einmal von hinten. Ich wollte es jetzt wissen und rief seinen Namen, natürlich starrten mich alle an, denn die Geschichte damals ging herum wie ein Laubfeuer. Die Person drehte sich um und endlich sah ich, wer es war.


Anm. d. A.: Diese Geschichte ist frei erfunden und beruht nicht auf Tatsachen. Vielleicht findet jemand Parallelen zu dem, was er erlebt hat, ich habe diese Geschichte jedoch frei erfunden.“

 

Hmm..., es gibt wahrscheinlich einige, denen diese Geschichte wegen dem sehr hölzernen, ausführlichem Stil nicht gefallen wird. Ob der nun von Dir beabsichtigt war, musst Du selber entscheiden, aber mir hat die Geschichte jedenfalls ziemlich gut gefallen. Die übermässige, fast autistische Beschreibung von Vorgängen, ist irgendwie liebenswert, und erinnert ein bisschen an Helge Schneider. Die ersten zwei Sätze sind schon mal ausgezeichnet:

Plötzlich sah ich diese Person, sie kam mir doch ziemlich bekannt vor. Neugierig wie ich bin, ging ich der Person hinterher, um genau herauszufinden, wer es denn nun war.

Nur mit dem Konjunktiv musst Du ein wenig aufpassen. Hier müste es heissen "...wer es denn un sei".
Was mir auch gefiel, ist wie vieles in der Geschichte verschwiegen wird, und eher aus dem Kontext deutlich wird. Ich schätze der Freund war also ein Lehrer and der Schule der Erzählerin (oder Erzählers?).

 

Ich danke dir für deine Kritik und deine Anregungen, allerdings gab mir etwas doch zu denken. Du hast etwas "von hölzernem Stil" geschrieben, deshalb ist meine Frage jetzt an dich: Wie kann es mir gelingen, dass mein Stil nicht mehr so hölzern ist? Mir liegt daran, weil ich sehr gerne Geschichten schreibe, daher wäre es für meine weiteren sicher gut, wenn ich wüsste, wie ich das ändern kann.
cosmic-blue

 

Hallo,

Ich möchte natürlich keinen Stil aufdrängen, oder Dir sagen, wie man es richtig zu machen hat, denn das muss schliesslich jeder für sich selbst entscheiden, also kann ich Dir nur meine Meinung sagen. Ich nehme an Du würdest gerne etwas flüssiger erzählen können. Das Problem in Deiner Geschichte ist glaube ich, dass Du zuviel erklärst und beschreibst, was eigentlich offensichtlich ist und sich aus dem Zusammenhang ergibt. Z.B. die ersten paar Sätze:

Plötzlich sah ich diese Person, sie kam mir doch ziemlich bekannt vor. Neugierig wie ich bin, ging ich der Person hinterher, um genau herauszufinden, wer es denn nun war.

Der erste Satz besteht eigentlich aus zwei Hauptsätzen, d.h. das, was nach dem Komma kommt, kann auch alleine als Satz stehen. Ein Relativsatz wäre z.B. etwas flüssiger (also ein Satz, in dem das, was nach dem Komma kommt, etwas aus dem anderen Satzteil näher erklärt), also: "Plötzlich sah ich diese Person, die mir ziemlich bekannt vorkam."
Das "doch" habe ich rausgeschmissen, da es eigentlich nicht wichtig für die aussage des Satzes ist. Wenn Du gerne sehr kolloquial (also so wie man normalerweise Spricht) klingen möchtest, dann kannst Du's von mir aus auch drinnenlassen.

Neugierig wie ich bin, ging ich der Person hinterher, um genau herauszufinden, wer es denn nun war.

Den ganzen zweiten Teil des Satzes brauchst Du eigentlich gar nicht. Wenn Du schreibst: "Neugierig wie ich bin, ging ich der Person hinterher." wird der Leser sich automatisch denken, dass sie herausfinden will wer die Person ist.

Desto näher ich kam, desto mehr bekam ich das Gefühl, dass diese Person eine Person war, die ich vor vielen Monaten aus den Augen verloren hatte.

Dieser Satz fängt erstmal grammatikalisch falsch an. Korrekt müsste es "Je näher..., desto" heissen. Auch ist der Satz etwas zu kompliziert. Schreib doch einfach: "Je näher ich kam, desto mehr bekam ich das Gefühl, dass es jene Person war, die ich vor vielen Monaten aus den Augen verloren hatte."

Mein Verstand widersprach dem jedoch, da es einfach zu absurd gewesen wäre.

Dieser Satz ist viel zu lang. Wenn Du schreibst: "Doch dies schien mir absurd." sagst Du damit genau das gleiche. Dass sich absurde Sachen dem Verstand widersprechen weiss schliesslich jeder, das brauchst Du nicht zu erklären.

Nun, wie gesagt denke ich, dass Du oft zuviel erklärst, was eigentlich auf der Hand liegt. Am besten Du liest Dir alles was Du schreibst nochmal durch, und stellst Dir vor, es wäre die Geschichte von jemandem anderen, und überleg Dir wir die Aussage eines jeden Satzes am einfachsten schreiben könntest. Vielleicht hilft es Dir ja auch, zu überlegen, wie Du die Geschichte einem/r Freund/in erzählen würdest, denn oft ist gesprochenes Deutsch einfacher und flüssiger als geschriebenes.

Ich hoffe das hilft Dir ein bisschen. Schreib auf jeden Fall weiter, denn diese Geschichte hat mir auf jeden Fall gefallen, auch wenn der Stil etwas holprig war. :)

[Beitrag editiert von: I3en am 30.11.2001 um 03:52]

 

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