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Thema des Monats Die Pyramide

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03.08.2003
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Die Pyramide

Was mochte in der Großen Ameise vorgehen, fragte sich David. Je näher die Konditionierung rückte, desto dringlicher erschien es ihm, darüber Klarheit zu gewinnen.
David lebte nun schon über zwei Monate in der Pyramide. Er genoss es zwar immer noch, durch die Labore zu schlendern, sich ins Getümmel der Einkaufspassagen zu stürzen oder mit dem Lift einen Abstecher zu den hydroponischen Gärten von Utopolis zu unternehmen. Er suchte auch noch hin und wieder die mathematische Fakultät auf, und unterhielt sich mit seinen zukünftigen Kollegen. Er traf sich mit Johanna, in die er sich verliebt hatte.
In letzter Zeit zog er es jedoch vor, allein zu sein.
Er saß in der kleinen Cafeteria des Parks, der die oberen drei Etagen des Bauwerkes einnahm, und schaute auf den Stillen Ozean, der sich rings um die Pyramide bis zum Horizont erstreckte. Von hier oben konnte man die Wellen nur ahnen, die etwa zweitausend Meter weiter unten den Meeresspiegel zerknitterten. Es kamen nur selten andere Besucher und er war ungestört.
„Sie erlauben doch?“, fragte Professor Northon.
David wusste nicht, ob er geschmeichelt oder erstaunt sein sollte. Northon, die lebende Legende auf dem Gebiet der Zahlentheorie, von dem manche meinten, er wäre die Reinkarnation Ramanujans, nahm Notiz von ihm. Hatte Northon sogar nach ihm gesucht?
„Sie waren schon lange nicht mehr im Institut. Hier verbringen Sie jetzt also ihre Zeit“, sagte der Professor.
„Ja, ich ... also ich musste nachdenken. Über die Einbürgerung.“
„Und? Wie haben Sie sich entschieden?, fragte Northon und winkte einem Servobot. Er ließ sich eine Tasse Tee geben und sah David an.
David zuckte die Schultern und lächelte. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher“, sagte er.
Northon zog die buschigen Augenbrauen nach oben. „Junger Mann. Ich hatte den Eindruck gewonnen, Sie erkennen eine Chance, wenn sie sich bietet. Nirgendwo anders haben Sie solche Möglichkeiten. Was ist los?“
„Die Konditionierung, Mr. Northon. Ich bin mir nicht sicher, ob ich einverstanden bin. Werde ich damit nicht zur Marionette?“
„Ach das ist es. Hätte ich mir denken können.“ David beobachtete, wie sich auf dem Tee kleine Wellen bildeten. Die Hand Northons zitterte ja. Aber seine Stimme klang ganz ruhig. „Hatten Sie denn in New York einen freien Willen? Denken Sie mal darüber nach. Die Injektion der Biochips dient einzig der Kommunikation mit der Zentraleinheit. Sie wissen sicher, dass wir sie ‚Die Große Ameise‘ nennen.
„Ja, ich weiß. Ich bewundere den Humor der Utopoliden, Mr. Northon.“ David stellte erstaunt fest, dass er sich gegenüber dem großen Gelehrten einen sarkastischen Ton herausnahm, doch der schien es nicht zu bemerken.
„Ja, und der Vergleich enthält mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Stellen Sie sich einen Ameisenhaufen vor. Jede einzelne Ameise ist recht primitiv. Doch der von zahllosen dieser Ameisen durch Selbstorganisation gebildete Staat ist etwas ungeheuer Komplexes, nebenbei gesagt, eine der erfolgreichsten Erfindungen der Evolution.“
„Und die große Ameise ist so etwas wie ein künstlicher Ameisenhaufen?“
Northon nickte. „So ungefähr, ja. Nur auf einer weit höheren Stufe. Immerhin sind die Ameisen, die im Gehirn der Zentraleinheit herumkrabbeln, Modelle der in Utopolis lebenden Menschen. Außerdem steht die Zentraleinheit in ständiger Wechselwirkung mit dem echten Ameisenhaufen Utopolis. Und damit das Ganze funktionieren kann, brauchen wir die Chips.“
Er rührte seinen Tee um, schwieg einen Moment und fuhr fort.
„Die Dinger schwimmen nach der Injektion über den Blutkreislauf in Ihr Gehirn und lagern sich an den Corpus Callosum an, die Verbindung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte. Fast alle Ihre Gedanken gehen da durch. Auf die Art kann der Rechner ein Modell ihrer geistigen Tätigkeit erstellen und für seine eigenen Denkprozesse nutzen.“
„Aber der Rechner macht noch mehr, nicht wahr?“, sagte David. „Er beeinflusst mich.“
Norhton sagte mit veränderter Stimme: „Gehen Sie ...“ Ein plötzlicher Hustenanfall unterbrach ihn. Dann fuhr er fort: „Gehen Sie davon aus, dass die Große Ameise ständig darüber wacht, ob gefährliche Widersprüche zu anderen Modellen entstehen.“
David beugte sich vor. „Und wenn das der Fall ist ...?“
„ ... greift sie mit Hilfe der Mikrochips korrigierend ein“, ergänzte Northon. Nur so kann jederzeit das harmonische Zusammenspiel aller Modelle und damit auch aller realen Personen gewährleistet werden.“
In den folgenden Tagen musste David immer wieder an das Gespräch mit dem alten Northon denken. Der Professor hatte davon geschwärmt, welche Möglichkeiten die Verschmelzung von drei Millionen Persönlichkeiten im Zentralcomputer der Großen Ameise bot, ja sich sogar dazu hinreißen lassen, von einer geistigen Symphonie zu reden, die schon Erstaunliches bewirkt habe. Kein guter Gedanke gehe verloren. Polizei und Gerichte seien überflüssig.
Wenn er die zufriedenen Gesichter der Menschen um sich herum sah, hatte David durchaus den Eindruck, dass hier eine Symphonie gespielt wurde, die kein Orchester der Welt bewältigen könnte. Und doch – waren alle diese Menschen nicht eigentlich nur Ameisen, die in ihrem Bau herumkrabbelten, gesteuert von einem seltsamen Kunstwesen? Außerdem war irgendetwas an dem Gespräch mit Northon nicht richtig gewesen. Aber was? Er zermarterte sich das Hirn, doch das Gespräch kam ihm wie eine Gleichung vor, die sich nicht lösen ließ.

Nun ermöglichte Prof. Northon ihm trotz seines Kandidatenstatus eine Begegnung mit der Großen Ameise.
Northon schaltete den Holoprojektor ein, und die blauen Augen eines lallenden Babys blickten David an. Northon zuckte mit den Achseln.
„Die Ameise wählt oft diese Gestalt, wenn sie in ihrer eigenen Welt versunken ist und nicht mit Besuchern kommunizieren will“, meinte er. „Vielleicht entwickelt sie gerade ein Gleichungssystem zur Beschreibung von N-Clustern im Jakov-Raum oder sie komponiert ein Violinkonzert, oder denkt über die Raum-Zeit-Struktur in Schwarzen Löchern nach oder macht alles gleichzeitig. Niemand weiß das, doch die Bröckchen, welche die Große Ameise von Zeit zu Zeit ausspuckt, sind einfach phänomenal. Erst vor kurzem hat sie die Physiker in helle Aufregung versetzt, als sie Hinweise darauf lieferte, wie geschlossene zeitartige Kurven praktisch zu realisieren seien.“
Doch David hörte nur mit halbem Ohr zu. Er hatte das Gefühl, als sähen diese blauen Babyaugen ihn abschätzend an und unter diesem Blick war ihm so, als würde jemand mit einem Skalpell in sein Gehirn eindringen.

Am Abend stand David in Johannas Wohnung am Fenster und beobachtete die sinkende Sonne.
„Woran denkst du?“, fragte sie.
Er drehte sich um, betrachtete ihr schmales Gesicht mit den großen Augen. Woran sollte er schon denken? Daran, wieder abzureisen. Aber konnte er Johanna das so einfach sagen? Ihr Gesicht würde erstarren, ihre Finger fahrig über den Tisch streichen. Sie würde den Blick abwenden.
„Ich denke an New York“, sagte er.
Johanna senkte den Blick auf den Tisch, wo ihre Hände nun wie zwei kleine Tiere hin und her wuselten.
„Ich wusste es, du willst weg“, sagte sie.
David griff nach ihren Händen, hielt sie fest. „Das habe ich nicht gesagt. Es ist nur ...“
Johanna sah zu ihm auf und in ihren Augen glitzerten Tränen. Eine weinende Ameise, dachte David.
Nachts träumte er davon, wie Prof. Northon etwas zu ihm sagen wollte, aber von einem Hustenkrampf geschüttelt wurde. Konnten Ameisen husten? Wenn sie weinen konnten, konnten sie alles. Der Kopf des Professors stak auf dem Leib einer riesigen schwarzen Ameise, die näher kam und ihre Mandibeln schwang.
„Gehen Sie“, krächzte der Professor, „ich kann sie nicht aufhalten.“
David konnte sich nicht rühren. Er spürte, wie Beißzangen sich in seinen Arm bohrten und von dem brennenden Schmerz erwachte er. Im schwachen Mondlicht erkannte David Johanna, die sich über ihn gebeugt hatte.
„Du hast schlecht geträumt“, sagte sie mit sanfter Stimme und David hörte, wie sie etwas auf den Nachttisch legte. Sie wollte ihm über das Gesicht streichen. Er stieß ihre Hand zurück und knipste das Licht an. Auf dem Nachttisch lag ein zylinderförmiges Ding mit einer glänzenden Kanüle.
Bevor David einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte er bereits Johannas Hände gepackt. Sie war überraschend stark. Das Gesicht Johannas, sonst so ruhig und beherrscht, verzog sich zu einer Fratze. Sie stieß einen Schrei aus, wie David noch nie einen gehört hatte. Das war nicht Johannas Stimme. Das war überhaupt keine menschliche Stimme, oder vielmehr kam es David so vor, als würden Millionen von Stimmen sich zu diesem Schrei überlagern, der tief und dröhnend aus Johannas Kehle kam und ihn zu lähmen drohte.
Ich muss hier weg, hämmerte es in Davids Kopf, während er Johannas Arme nach hinten drückte. Sie schrie immer weiter, bis der Knebel ihr den Mund verschloss.
Johanna lag mit einem Handtuch im Mund und mit Streifen des Bettlakens an Händen und Füßen gefesselt am Boden. Wieviel Zeit blieb ihm noch, fragte sich David, während er die Wunde am Oberarm aussaugte, die er sich selber mit einem Küchenmesser beigebracht hatte. Er spuckte das Blut aus und saugte weiter. Vielleicht schaffte er es, den größten Teil der Chips zu entfernen. Seine Gedanken rasten. Der Airport. Er musste es schaffen, unbemerkt zum Airport zu gelangen. Aber sicherlich hatte die Zentraleinheit die Bewohner längst alarmiert. Er, David, konnte sich ab jetzt als Freiwild betrachten, dessen Konterfei sich in Millionen von Hirnen eingebrannt hatte. Die Große Ameise würde ihn nicht ziehen lassen. Wieviele Einwohner waren bereits auf diese Art und Weise eingebürgert worden? Denk nach, ermahnte er sich. Es musste einen Ausweg geben. Sein Hirn gegen drei Millionen anderer. Zuallererst musste er hier weg.
Er öffnete die Tür. Der Gang lag verlassen im schwachen Licht der Deckenbeleuchtung. Nur ein Wartungsrobot surrte vorbei, schien sich aber nicht für ihn zu interessieren. David lief mit weit ausholenden Schritten den Flur entlang in Richtung des Zentralschachtes. Im inneren Ring begegneten ihm einige Passanten, die ihm freundlich zunickten. Sie sahen harmlos aus. So friedlich. Keine Gefahr... was tat er hier eigentlich. David blieb stehen und rieb sich die Augen. Seit wann nachtwandelte er denn? Er drehte sich um, tappte zurück und lächelte.
Wie eine rote Sonne aus dem Morgennebel stieg ein tiefes und warmes Glücksgefühl in David auf.

 

Hi Sturek!

Da ich immer gern der erste Kritiker bin, mache ich das jetzt mal *g*:

Sprachlich ist die Geschichte auf jeden Fall okay, Fehler sind mir keine aufgefallen. Vom Stil her ist sie auch in Ordnung, der Lesefluss wird an keinem Punkt wirklich gestört.

Den Inhalt zu beurteilen ist da schon schwieriger.
Einerseits habe ich die Geschichte so ernst genommen, dass ich regelrecht so etwas wie "bestätigtes Entsetzen" fühlte, als ich las, wie Johanna die Assilimierung Davids vorbereitet.

Andererseits gelingt es dir vorher nicht wirklich, einen Spannungsbogen aufzubauen. Du schilderst nur eine Was-wäre-wenn-Situation, in der die Menschen wie ein Ameisenstaat zusammenleben. Sie verschmelzen alle ihre geistigen Fähigkeiten, und die Ergebnisse sind phänomenal. Sie schaffen es, in vollkommener Harmonie zu leben, Polizei und Gerichte sind überflüssig.
Aber beides haben sie nur zum Preis der individuellen Entscheidungsfreiheit, denn diese würde die fruchtbare Harmonie nun einmal stören.
Welcher SF-Fan hat sich darüber nicht schon einmal seine Gedanken gemacht? ;)

Es ließen sich unzählige Romane über die moralischen Konsequenzen einer solchen Entwicklung schreiben, endlos könnten wir uns darüber auseinandersetzen, was besser wäre: Entscheidungsfreiheit und Leidenschaft zum Preis des menschlichen Leidens oder geistige Genialität und Harmonie zum Preis der Entscheidungsfreiheit?

Viele Möglichkeiten also, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Aber tut das deine Geschichte? Nein. Nach einer relativ sehr umfassenden Situationsbeschreibung, die du mit Pseudodialogen, inneren Monologen und Rückblenden zu meistern versuchst, kommt auch schon die Pointe, die dem Leser klar machen soll: "Siehste, der Prot hatte Recht mit seinen Zweifeln. Er hätte gar nicht in Erwägung ziehen sollen, sich dort anzusiedeln."
Aber dazwischen hätte die eigentliche Handlung, die Geschichte stattfinden können.
Die Handlung könnte auch danach noch stattfinden: Du lässt David aufwachen, Johanna überwältigen und den Kampf gegen die Große Ameise aufnehmen. Er muss beweisen, dass sein kleines, unvollkommenes, individuelles Gehirn es schaffen kann, die Intelligenz von zwei Millionen zu überlisten.
Das Ziel der Ameise: Davids Assilimierung. Davids Ziel: So lange überleben, bis das nächste Schiff/Flugzeug kommt, damit er der Welt berichten kann, was in Utopolis vorgeht. Dazu muss er den Zentralrechner lahmlegen.
Ein bisschen viel Arbeit, zugegeben. Aber für so einen kurzen Text ist das Thema nun mal zu groß. ;)

Ciao, Megabjörnie

 

Hm. Bis zum Beginn des Dialogs zuviel "tell", zu wenig "show". Auf diese Weise kriegst Du den Leser nicht. Eingestreute pseudomoderne Begriffe ("Utopolis", "Servobot", "Holoprojektor") verbreiten nicht genug Zukunftsatmosphäre, wenn das Gespräch so klingt, als könne es auch im Café nebenan stattfinden. Das Gespräch ist ein typisches fiktives Zwiegespräch, eine Krücke: Es dient dazu, dem Leser Deine Idee zu vermitteln. Deshalb enthält es keine Dramatik. Dann kommt ein Abschnitt im Plusquamperfekt, sowas klingt immer klobig und wenig nach Handlung.
Erst am Schluss beginnt sowas wie dramatisches Geschehen. Aber dann kommt schon die Pointe, die unplausibel ist: Wieso hat Johanna Zugang zu der Spritze? Das ist zu einfach.

Fazit: sprachlich okay, inhaltlich interessante Idee, aber die Umsetzung funktioniert so nicht.

Uwe
:cool:

 

Hallo Sturek!

An deiner Geschichte gefällt mir vor allem deine Detailgenauigkeit. Zum Beispiel, dass du daran denkst die Servoboten so zu benennen, wie es wahrscheinlich auch die Menschen auf Utopolis tun würden oder, dass du dir Gedanken darüber gemacht hast, was die große Ameise so alles tut. Dein Stil ist nicht auffalend gut, aber auch nicht schlecht. Sprachliche Besonderheiten oder eine intensive Beschreibung der Atmosphäre fehlen mir. Ich stimme Megabjörnie in sofern zu, dass die Geschichte einfach zu wenig Handlung an sich hat. Es wird zwar viel geredet und nachgedacht, aber es passiert zu wenig. Die Weltbeschreibunghat mir allerdings gefallen, den Ort kann man sich als Leser sehr gut vorstellen. Die Pointe fand ich auch gut. Kam unerwartet, verfehlte aber irgendwie ihr Ziel, da ich im Laufe der Geschichte nicht die Gelegenheit hatte, mich mit dem prot. zu identifizieren. Eine Handlung oder eine fundierte Rechtfertigung für seine Entscheidung, seine Freiheit nicht einzuschränken, könnten evtl. helfen.

Zwei Tippfehler (fehlende Anführungszeichen):

„Und? Wie haben Sie sich entschieden?, fragte Northon und winkte einem Servobot.

„ ... greift er mit Hilfe der Mikrochips korrigierend ein“, ergänzte Northon. Nur so kann jederzeit das harmonische Zusammenspiel aller Modelle und damit auch aller realen Personen gewährleistet werden.“

Liebe Grüße von Fee

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anna-Fee, Uwe und Megabjörnie,

vielen Dank, dass ihr euch so intensiv mit meiner kleinen Story auseinandergesetzt habt und für eure Hinweise.

Ihr bestätigt im Wesentlichen meine Befürchtungen. Die Geschichte enthält zuviele beschreibende Elemente und zuwenig Handlung. Megabjörnie hat es gesagt. Möglicherweise ist es in einer Kurzgeschichte doch (für mich) zu schwer, eine gesellschaftliche Utopie darzustellen, ohne im Beschreibenden steckenzubleiben. Immerhin müssen dem Leser ja die wesentlichen Züge dieser Utopie vorgestellt werden. Dazu habe ich mich der "Krücke" des Dialogs bedient.
Mal sehen, ob mir noch was einfällt, um das Geschehen dramatischer zu gestalten.

@ Megabjörnie: Deinen Vorschlag zur Verlängerung der Story finde ich richtig gut. Das ist sicher schon Stoff für eine längere Erzählung. Aber das reizt mich schon.
@ Uwe Post: Das mit der Spritze ist m.M. nach nicht zu weit hergeholt. Wenn die Große Ameise scharf auf David ist, dann lässt sie Johanna auch die Spritze besorgen. Die Ärzte stehen ja auch unter ihrem Kommando.
Und den Plusquamperfekt mag ich irgendwie. Ich finde es immer schade, wenn in einer Rückblende schnell fälschlich zum Imperfekt gegriffen wird.
@ Anna-Fee: Freut mich, dass du meinen Stil wenigstens nicht schlecht findest ;) Ich erzähle ja aus der Sicht Davids, eines nüchternen Wissenschaftlers. Da sind Verzierungen nicht angebracht. Die Fehler habe ich beseitigt

Grüße
Sturek

Edit:
So, habe jetzt die Story überarbeitet, etwas "tell" heraus- und dafür "show" hereingenommen. Außerdem hat die "Krücke" Dialog jetzt eine echte Funktion für den Plot.

 

Hallo Sturek,

schicke Geschichte.
Die Kombination aus wissenschaftlicher Reinraumatmosphäre und unterschwelliger Bedrohung finde ich gelungen.

Außer ein paar Einzelheiten würde ich nichts ändern.
Deshalb gleich dazu.

„Meeresspiegel zerkratzten“
Zerkratzen finde ich etwas spröde, wie wäre es mit zerknittern?

„Reinkarnation Ramanujans“
Nett, aber vielleicht ein bisschen speziell.

Die Darstellung des Zittern des Professors durch Wellen auf seinem Tee ist gut.

„Gehen Sie ...“ und Hustenanfall
Geschickt gemacht. :)

„... greift er mit Hilfe“
Sollte das nicht „greift sie mit Hilfe“ heißen?

Das Bild von einer geistigen Symphonie, die Resultate hervorbringt - hm hmm.
Eine Symphonie ist doch ein fertiges Kunstwerk, das man anhört.
Andererseits bringt das schon etwas hervor, nämlich Gefühle.
Finde ich an der Grenze.
Wie wäre es mit einem geistigen Orchester, das erstaunliche Symphonien hervorbringt?
Hmm, hinkt irgendwo auch, weil doch der Komponist die Symphonien hervorbringt.

Das Wiederaufgreifen des Bildes von der Symphonie ist gut.

„gesteuert von einem seltsamen Kunstwesen.“
Sollte das nicht mit Fragezeichen aufhören?

„nicht richtig gewesen, aber was?“
Das würde ich aufteilen zu
nicht richtig gewesen. Aber was?

Der Vergleich des Gesprächs mit einer Gleichung ist gut.

„Es kam ihm so vor“
Hier würde ich das so kürzen, vor allem weil das später bei dem war ihm so nochmal vorkommt.

Beim Gespräch mit Johanna wird durch ihre Hände gut dargestellt, dass David weiß was in ihr vorgeht.

„bis der Knebel“
„die Wunde am Oberarm aussaugte“
Überrumpelungen des Lesers.
Einerseits nicht schlecht.
Andererseits stocke ich beim Lesen doch und muss die Reihenfolge umsortieren.

Die Selbstverletzung mit dem Aussaugen des Blutes ist gut.

Den Schluss mit dem Wirksamwerden der Chips finde ich auch gelungen.

„wie eine rote Sonne aus dem Morgennebel“
Auch schönes Bild.
Ist das eigentlich Absicht, dass hier am Ende der Geschichte die Nacht langsam aufhört und David am Anfang der Szene bei Johanna die sinkende Abendsonne betrachtet?

Insgesamt finde ich die Geschichte mit den Gesprächen und Bildern und Vergleichen gut aufgebaut.
Da stecken alle möglichen Tricks drin.

viele Grüße
jflipp

 

Hallo Jflipp,

leider komme ich erst jetzt zum Antworten, da ich momentan etwas im Stress stehe.
Vielen Dank für die ausführliche Kritik und die vielen wertvollen Tipps. Das meiste davon habe ich jetzt berücksichtigt.
Schön, dass du diese Atmosphäre der unterschwelligen Bedrohung auch so empfunden hast.
Der Vergleich mit der geistigen Symphonie hinkte tatsächlich etwas. Das habe ich versucht, besser zu formulieren.
Der Vergleich mit der Morgensonne korrespondiert übrigens rein zufällig mit dem Blick auf die sinkende Abendsonne. So geht es mir häufig mit meinen Geschichten.
Mit dem Schluss bin ich zwar immer noch nicht so recht zufrieden, aber ich denke, es ist jetzt schon besser als in der ersten Fassung.

Grüße
Sturek

 

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