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Die Rückkehr der Dodos

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08.06.2003
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Die Rückkehr der Dodos

Für Frau Satan

»Scheiß Stau!«, fluchte Satan. »Ich muss pissen wie ein Elch! Wasn los? Hat da vorne wer ne Taube überfahren?« Sie meckerte schon seit zehn Minuten in einer Art und Weise, dass selbst Darth Vader sich die Ohren zugehalten hätte. Die archaische Sprache, die sie dabei benutze, hätte jedem anderen Wesen die Zunge verknotet. Gott schien sich davon jedoch kaum beeindrucken zu lassen und ließ ihren Blick gelangweilt über die Essener Innenstadt schweifen. Der Regen prasselte munter und lautstark auf den schwarzen BWM, immer wieder neue interessante Muster auf den Scheiben hinterlassend. Gottes Zeigefinger lenkte einige Tropfen und malte mit ihnen Häuser, Blumen, Strichmännchen und schließlich die Weltformel in neun universellen Sprachen. Ihre Langeweile schien grenzenlos.
»Ich hab auch keine Lust auf Stau, glaub mir doch.« Gott seufzte.
»Kann nicht wenigstens die Sonne scheinen?« Während sie auf dem Fahrersitz hin und her rutschte, fixierte Satans Blick Gottes Kunstwerke. Sofort verdampften die Tropfen aus Angst, ihnen könnte Schlimmeres widerfahren.
Gott schüttelte den Kopf. »Du weißt genau, dass Petrus immer noch sauer auf mich ist.«
»Hat der Idiot dir immer noch nicht verziehn, dass ich seinen Bruder habe?«
Gott nickte resigniert.
»Nee is klar!« Satan schnaubte. »Jetzte bin ich es wieder Schuld, oder was?« Sie griff nach ihren Zigaretten und hielt Gott die Packung hin. »Kippe?« Während Gott sich eine ansteckte, formierte Satan die Tropfen auf der Frontscheibe zu einem Atompilz. »Lass uns Schluss machen mit dem Scheiß.«
Gott verschluckte sich am heißen Rauch. „Geht’s nicht etwas subtiler? Du willst doch nur aufs Klo, oder?«
Satan nickte eifrig und die Zigarette in ihrem Mund wippte auf und ab. »Jupp!«
»Okay.« Gott schnippte zweimal mit dem Finger.
Die Ereignisse überschlugen sich.
Der Regen vergaß vor Schreck einen Moment lang zu fallen, als der Boden zu beben begann und die umstehen Hochhäuser bedrohlich schwankten. Ein rhythmisches Brummen bahnte sich seinen Weg aus den Tiefen der Erde und ließ Satan entsetzt die Augen aufreißen. „Oh SHIT!“ Panisch blickte sie auf Gott, die in eine tiefe Ruhe versunken auf das Schauspiel der einstürzenden Häuser starrte. Die Autos vor und hinter ihnen verschwanden mit einem lauten “PLOPP”, als die überraschte Luft in die plötzlich leeren Räume fiel. Zwei Minuten und vier Sekunden später schien die Apokalypse vorbei.
Satan starrte auf die drei Meter Straße, die vor ihnen im Nichts verschwanden. Vor Schreck hätte sie sich fast in die Hose gemacht.
»Wie gedenkt Frau Gott uns von hier wegzuschaffen?« Sie bemühte sich ruhig zu bleiben, scheiterte aber an ihrem höllisch explosiven Temperament. Flammen glühten in ihren Augen und Schwefelgeruch erfüllte das Auto. Gott schaute ratlos auf das absolute Nichts vor ihnen.
»Öh ... irgendwie?« Sie schaute sich unschlüssig um.
Die Fahrertür knallte heftig. Gott beobachtete erschrocken, wie Satan auf etwa fünf Meter anwuchs. Ihre Haut färbte sich dunkelrot. Hörner aus Flammen schossen aus ihrem Schädel. Ihr Klumpfuß krachte auf den Asphalt, hinterließ ein tiefes Loch.
Gott öffnete vorsichtig die Autotür und murmelte: »Dass die Frau aber auch immer gleich so aus der Haut fahren muss.« Sich räuspernd schlich sie um das Auto herum auf Satan zu. »Frau Satan, kommen Sie, wir haben schon Schlimmeres überstanden. Denk nur an Odin und seine Eskapaden.«
Satan stierte wild auf Gott hinunter. »Klar, lenk nur ab. Ich muss pissen, Fraugottnochmal! Ihr Götter macht immer so einen verdammten Scheiß und ich halt meinen Kopf hin. Nie denkt ihr auch nur einmal nach.«
Gott kramte ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer.
»Was solln das jetzt wieder werden?« Misstrauisch beäugte Satan sie.
»Ich ruf bei der Gewerkschaft an und erklär denen, dass die Apokalyptischen Reiter nichts damit zu tun hatten, was denkst du denn?«
Nach kurzer Schleimerei legte Gott wieder auf. »So das hätten wir. Nun öh... hättest du Lust auf nen Kaffee? Ich lad dich auch ein.«
»Nur wenn ich endlich auf ein gottverdammtes Klo komme!«
»Okay Sekündschen.« Gott öffnete die Fahrertür, griff in den Fußraum und zauberte sieben Einkaufstüten voll mit Schuhkartons hervor und hielt einige hoch.
»Hier, du trägst auch was.«
Grummelnd nahm Satan ihr die Tüten ab und schrumpfte langsam wieder auf Normalmaß. »Denk dran ich muss das Auto um sechs wieder zurückgeben, also merk dir die Stelle. Und jetzte mach hinne Mensch!«
Gerade als die Beiden auf göttliche, nicht näher bekannte Weise verschwinden wollten, begann das bisschen Boden unter ihnen erneut zu vibrieren. Satan schaute auf ihre Füße und verdrehte die Augen »Was hast du nun wieder gemacht? Mah... ich platz gleich.«
Gott sah hilflos ins Nichts. »Ich hab nichts gemacht! Ehrlich.« Im leeren Raum vor ihnen begann ein kleines, blaues Licht zu leuchten.
Satan staunte »Scheiße, du erschaffst noch ein Universum? Eins reicht dir wohl nicht. Na hoffentlich hat das da Klos.«
»Ich tu wirklich nichts!« Gottes Stimme überschlug sich fast.
Das Licht vor ihnen breitete sich immer weiter aus, bis es schließlich die schmächtige Gestalt von Petrus annahm - auf seiner Schulter seine Katze Mimi. Satan stöhnte. Sie hasste Katzen! Eine Toilette wäre ihr weitaus lieber gewesen. Aber man bekommt schließlich selten was man will.
Petrus Augen blitzten wütend, als er zu sprechen begann. »Was soll der Scheiß?« Als er merkte, dass seine Stimmbänder noch nicht bei ihm waren und er sich anhörte wie ein Clown auf Helium, räusperte er sich. »Was soll der verdammte Scheiß? Ahh schon besser. Wie konntet ihr es wagen die Welt zu vernichten? Die ganzen Pflanzen, die Tiere ... den Papst!« Er holte rasselnd Luft. »Wer soll denn jetzt die Gläubigen auf den rechten Weg führen?«
Gott zuckte mit den Schultern. »Welche Gläubigen?«
Satan drehte sich grinsend weg und hüstelte dezent. Petrus Blick wanderte von einer zur anderen und wieder zurück. »Ihr verarscht mich wohl?«
»Nee.« Gott schaute ihn erstaunt an. »Sollten wir etwa?«
Satans Druck wurde schlimmer und ihre Gesichtszüge verhärteten sich. »Scheiße Gott! Tu was, bitte.«
Petrus starrte Gott an. »Aber ... aber ... das ist nicht fair.« Er verschluckte sich fast. »Ich hab mir soviel aufgebaut ... mein eigenes Imperium. Was soll ich noch hier, wenn keiner mehr da ist?« PLOPP und er war verschwunden.
Gott lächelte zufrieden. »Die Stelle wollt ich eh wegrationalisieren.«
Satan fing an, von einem Bein aufs andere zu hüpfen. Gott schaute sie mitleidig an und machte sich daran, die Welt neu zu erschaffen. Gedankenversunken erschuf sie einen Kontinent nach dem anderem. Etwas zupfte an ihrer Jacke, als sie gerade Europa formte. »Können wir Holland weglassen?«
Gott hielt inne. »Holland? Wieso Holland? Und man nennt das Niederlande.«
»Ja ... egal, wie man das nennt. Können wir es weglassen?«
Nachdenkliche Falten erschienen auf Gottes Stirn. »Wieso ist dir das plötzlich wichtiger als ein Klo?«
»Die haben meine Dodos ausgerottet.«
»Deine?«
»Ja, meine. Die Pokerrunde 1490, du erinnerst dich? Luzern? Neben dem Scheiterhaufen?«
Gott stöhnte. »Okay ... deine. Aber wieso soll Holland nun verschwinden?«
Satans Unterlippe bebte. »Die Dodos waren niedlich!«
Seufzend ließ Gott die Schultern hängen. »Okay ... schau mal.« Sie tippte auf einen Punkt im Indischen Ozean und erschuf dort eine winzige Insel. »Ich geb dir diese Insel und zwei Dodos, ein Männchen und ein Weibchen. Keine Ahnung, was du an den hässlichen Tauben findest, aber mach was draus!«
Satan hüpfte wieder von einem Bein aufs andere, diesmal jedoch aus Freude. »Aber einen Wunsch hätt ich noch.«
»Was denn?« Gott verlor langsam die Nerven.
»Mach mir ein verdammtes Klo!«


ENDE

 

Hallo Juvena!

Sie meckerte schon seit zehn Minuten in einer Art und Weise, dass selbst Darth Vader sich die Ohren zugehalten hätte.
Darth Vader hat gar keine Ohren! *röchel* :D

Sofort verdampften die Tropfen aus Angst, ihnen könnte Schlimmeres widerfahren.
Als was? Einfrieren? ;)

Ein rythmisches Brummen
rhythmisches

und erklär denen, dass die Aplokalyptischen Reiter
apokalyptischen

Okay, also mal Klartext: Gott und Satan sind Frauen? Nichts für ungut, aber das kommt mir zu oberflächlich rüber. Gerade hier hättest du ausbauen müssen, so fördert es nur blöde Fragen zu Tage (siehe oben). Und: Fraugottnochmal? Da hättest du mal ein wenig in dich gehen können, da gibts noch mehr. Z.B.: Opel Frauta, Regenfrautel, Frauschaft, Efrauzipation, Frautoskript, Frauheim, Nelson Fraudela, Frauager, Fraudeloperation, Frauege, Fraudat, Fraudoline, Marylin Frausin, Frautarochen etc..

Ansonsten hat mich der Dialog zwischen Göttin und Satanin nicht umgehauen. Die Sache mit den Dodos kam viel zu kurz und wirkt wie angeklebt; die Sache mit Holland irgendwie unaufgeklärt.
Hat mir von vorne bis hinten überhaupt nicht gefallen. Sorry.

Gruß

 

:thumbsup: GEIL :thumbsup:
:bounce: :bounce:

bitte genau diese Geschichte lesen, oh ja! Ich freu mich schon.
Außerdem paßt das Publikum gut. Die freuen sich über weibliche Götter und Teufel. Da bist Du richtig richtig.

 

Moin juvena,

Die Grundidee fand ich witzig. Damit meine ich nicht die Tatsache, daß beide Frauen sind, sondern die Apokalypse, weil einer von ihnen pinkeln muß.
Der Weiblichkeitsgag war zwar ganz nett, ist aber auch für meinen Geschmack ziemlich oberflächlich dargeboten. Du sagst, sie wären Frauen, aber ihr Benehmen ist leider recht beliebig, so daß das Geschlecht eigentlich keine Rolle spielt. Abgesehen von eher müden Klischeegags (Schuhe kaufen). Hättest du sicher mehr draus machen können. Satirisch das wahre Wesen der Frauen beleuchten zB. Oder kann man die Frau an sich echt auf Schuhekaufen und Pipimachen reduzieren, wie es Sex and the City uns immer weismachen will? ;)
Der Dialog zwischen den beiden ist ebenfalls... ja, ganz nett. Liest sich locker in eins runter und so. Lachen konnte ich leider nicht drüber und nach der Apokalypse fehlten mir irgendwie frische Ideen. Holland und die Dodos fand ich allerdings ganz witzig, wobei der lahme Schlußgag (lahm, weil er schon die ganze Zeit über im Raum schwebte) da leider "den Drive" nimmt. Geschmackssache vermutlich.

Wie gesagt, las sich ganz nett, war auch recht unterhaltsam, aber hätte mehr Potential gehabt.

dass selbst Darth Vader sich die Ohren zugehalten hätte.
Das paßt aus zwei Gründen nicht: Zum Einen hat der schwarze Mann mit dem fluffigen Helm seine Ohren irgendwann verloren (wo, das erfahren wir im Kino und ja, ich kriege Tantiemen, wenn ich das erwähne :D) und zum Anderen hat der nie geflucht, ist seine Resistenz gegenüber Schimpftiraden also nicht für Vergleiche geeignet. Finde ich.
Ich muss pissen, Fraugottnochmal!
naja...
Was soll ich noch hier, wenn keiner mehr da ist?« PLOPP und er war verschwunden.
Was soll Gott noch hier, wenn keiner mehr da ist? Wenn sich einer aus Mangel an Gläubigen auflöst, warum dann nicht alle?

 

Hallöchen :)

Darth Vader hat echt keine Ohren? *grübelt* okay... pech für ihn muss er sich halt für meine Story welche ankleben :D

Petrus verschwindet nicht weil er keine Gläubigen mehr hat sondern weil Gott die Schnauze voll von ihm hat.

Apokalyptische Reiter ist eine Band, ergo ein Eigenname... ist ein Insider, den man nicht verstehen muss... genauso wie die Weiblichkeit von Gott und Satan ein Insider ist (siehe Widmung)

Und wieso sollte ich tiefer auf die Tatsache eingehen das Gott und Satan weiblich sind? Die Apokalypse ist der Aufhänger nicht das Göttergeschlecht.
Und wer Frau Gott kennt, weiß das sie nen Schuhtick hat :sealed:

Ich sollt mal wider an die Arbeit gehen :susp:

LG

Juvi

 

Apokalyptische Reiter ist eine Band, ergo ein Eigenname... ist ein Insider, den man nicht verstehen muss... genauso wie die Weiblichkeit von Gott und Satan ein Insider ist (siehe Widmung)
Ob Eigenname oder nicht, in deinem Text steht aplokalyptische. Insiderwitze bringen keine Lacher, jedenfalls nicht, wenn niemand weiß, wovon die Rede ist.

Und wieso sollte ich tiefer auf die Tatsache eingehen das Gott und Satan weiblich sind? Die Apokalypse ist der Aufhänger nicht das Göttergeschlecht.
Du musstest damit rechnen, dass auf das Geschlecht eingegangen wird. Vor allem da du es nur beiläufig "erwähnst". Dadurch lässt du den Leser im Unklaren - jedenfalls mich.

Gruß

 

Okay is verbessert :)

Und verzeih mir das ich dich auch weiter im Unklaren lassen werde ;)

Gruß zurück *gg*

Juvili die gerade nen Clown gefuttert hat *gg*

 

Hej Juvi,

ich hab grad ziemlich gelacht. Entweder bin ich humoristisch gerade ausgehungert, oder der Text ist wirklich witzig. Oder beides! ;)

Okay, das mit Holland und den Dodos könnte noch ein paar Sätze mehr vertragen, die Apokalyptischen Reiter kenne ich auch nicht, macht aber nichts, da es ja auch die echten sein könnten (und die würde ich auch groß schreiben, weils für mich ein Eigenname ist) und ansonsten - Dodos sind echt cool! :cool:

Sei cool wie Jack beim Lesen, dann sind Dir einige Lacher gewiss!

 

Nee oder? Ich werde den Meister des trockenen Humors doch nicht mit einer läppischen PN belästigen... tztztz

 

Würd ich an Deiner Stelle schon machen. Jack sieht nur gefährlich aus, er ist aber gar nicht so... *hüstel* *ruf zerstör*

ne, im Ernst: Üb das doch tatsächlich mal mit ihm, so weit wohnt Ihr gar nicht auseinander. Du sollst ja nicht gleich lesen wie Jack. Aber Tipps hat er bestimmt.

Mir hat das für's Sehbuch viel geholfen, dass Markus (Horni) mir Vorschläge für die Betonungen gemacht hat. Dafür braucht man einfach Probehörer, die es drauf haben.

Frauke

 

Hallo juvena!

Ich fand deinen Text amüsant. Es fehlt zwar biserl an Substanz, wenn ich mir dieses Urteil überhaupt erlauben darf ( :D ), aber im großen konnte ich schon hie und da schmunzeln. Die idee Gott und Satan weiblich sein zu lassen find ich etwas verkrampft, vorallem weil (wie andere schon angedeutet haben) es dann genaugenommen Göttin heißen müsste. Aber man kann ja mal n Auge zudrücken.

Nicht aber beim Schlussgag. Wie gnoebl (da hab ich mich verschrieben, ist aber auch ganz lustig, deswegen lass ichs mal stehn.). Also nochmal: Wie gnoebel schon gesagt hat versickert der Schlussgag, weil er keiner ist. Da wird nur der Hauptgag nochmal aufgegriffen. Sowas wie ne Schlusspointe gibts also meines Erachtens gar nicht.

Jetzt noch Textgedöns:

Während Gott sich eine ansteckte,
Ich wusste es: Gott ist ein Raucher...äh...Raucherin

Vor Schreck hätte sie sich fast in die Hose gemacht.
Och nöö.

schmächtige Gestalt von Petrus annahm - auf seiner Schulter seine Katze Mimi. (...) Petrus Augen blitzten wütend, als er zu sprechen begann. »Was soll der Scheiß?« Als er merkte, dass seine Stimmbänder noch nicht bei ihm waren und er sich anhörte wie ein Clown auf Helium, räusperte er sich. »Was soll der verdammte Scheiß? Ahh schon besser.
Die meiner Meinung nach deutlich lustigste Stelle. Mehr Petrus also ;)

PLOPP und er war verschwunden.
Gott lächelte zufrieden. »Die Stelle wollt ich eh wegrationalisieren.«
Ich kann "wegrationalisieren" nicht mehr hörn. Sorry.

Trotz allen Kritikpunkten: Nette Story!

Gruß. Kaktus.

 

Neue Version

Für Frau Satan

»Scheiß Stau!«, fluchte Satan. »Ich muss pissen wie ein Elch! Wasn los? Hat da vorne wer ne Omi überfahren?« Sie meckerte schon seit zehn Minuten in einer Art und Weise, dass selbst Darth Vader sein Hörgerät abgeschaltet hätte. Die archaische Sprache, die sie dabei benutze, hätte jedem anderen Wesen die Zunge verknotet. Gott schien sich davon jedoch kaum beeindrucken zu lassen und ließ ihren Blick gelangweilt über die Essener Innenstadt schweifen. Ihre Langeweile wurde jäh von Satans Quietschen unterbrochen. Eine Taube hatte sich auf der Motorhaube niedergelassen.
Irritiert schaute Gott zu Satan. „Wasn nu los?“
„Schau mal, ein Minidodo!“ Satans Augen leuchteten in einem dunklen Rot, als sie die Taube fröhlich betrachtete. „Die kleinen Viecher fehlen mir echt...“
Gott schnaubte. „Jo sicher...hmpf“
Der Regen prasselte munter und lautstark auf den schwarzen BWM, immer wieder neue interessante Muster auf den Scheiben hinterlassend. Gottes Zeigefinger lenkte einige Tropfen und malte mit ihnen Häuser, Blumen, Strichmännchen und schließlich die Weltformel in neun galaktischen Sprachen. Ihr Langeweilepegel erreichte den roten Bereich.
»Ich hab keine Lust auf Stau, wirklich nicht.« Gott seufzte, Satan schnaubte.
»Kann nicht wenigstens die Sonne scheinen?« Während sie auf dem Fahrersitz hin und her rutschte, fixierte Satans Blick Gottes Kunstwerke. Sofort verdampften die meisten Tropfen aus Angst, ihnen könnte Schlimmeres widerfahren.
Gott schüttelte den Kopf. »Du weißt genau, dass Petrus immer noch sauer auf mich ist.«
»Hat der Idiot dir etwa noch nicht verziehn, dass du was mit seinem Bruder hattest?«
Gott nickte resigniert.
»Nee is klar!« Satan schnaubte. »Und ich hab wieder Schuld weil ich nix dagegen gemacht hab, oder was?« Sie griff nach ihren Zigaretten und hielt Gott die Packung hin. »Kippe?« Während Gott sich eine ansteckte, betätigte Satan den Scheibenwischer und löschte die letzten Reste der Weltformel aus. »Lass uns Schluss machen mit der Menschheit.«
Gott verschluckte sich am heißen Rauch. „Geht’s nicht etwas subtiler? Du willst doch nur aufs Klo, oder?«
Satan nickte eifrig und die Zigarette in ihrem Mund wippte auf und ab. »Jupp!«
»Okay.« Gott schnippte zweimal mit dem Finger.
Die Ereignisse überschlugen sich.
Der Regen vergaß vor Schreck einen Moment lang zu fallen, als der Boden zu beben begann und die umstehen Hochhäuser bedrohlich schwankten. Ein rhythmisches Brummen bahnte sich seinen Weg aus den Tiefen der Erde und ließ Satan entsetzt die Augen aufreißen. „Oh SHIT!“ Panisch blickte sie auf Gott, die in eine stoische Ruhe versunken auf das Schauspiel der einstürzenden Häuser starrte. Die Autos vor und hinter ihnen verschwanden mit einem lauten “PLOPP”, als die überraschte Luft in die plötzlich leeren Räume fiel.
Zwei Minuten und vier Sekunden später schien die Apokalypse vorbei zu sein.
Satan, Gott und die kleine Taube starrte auf die drei Meter Straße, die vor ihnen im Nichts verschwand. Unter Satans verkrampften Fingern brach das Lenkrad.
»Wie gedenkt Frau Gott uns von hier wegzuschaffen?« Sie bemühte sich ruhig zu bleiben, scheiterte aber an ihrem höllisch explosiven Temperament. Flammen glühten in ihren Augen und Schwefelgeruch erfüllte das Auto. Gott schaute ratlos auf das absolute Nichts vor ihnen.
»Öh ... irgendwie?« Sie schaute sich unschlüssig um.
Die Fahrertür knallte heftig. Gott beobachtete erschrocken, wie Satan auf etwa fünf Meter anwuchs. Ihre Haut färbte sich dunkelrot. Hörner aus Flammen schossen aus ihrem Schädel. Ihr Klumpfuß krachte auf den Asphalt, hinterließ ein tiefes Loch.
Gott öffnete vorsichtig die Autotür und murmelte: »Dass die Frau aber auch immer gleich so aus der Haut fahren muss.« Sich räuspernd schlich sie um das Auto herum auf Satan zu. »Frau Satan, kommen Sie, wir haben schon Schlimmeres überstanden. Denk nur an Odin und seine Eskapaden.«
Satan stierte wild auf Gott hinunter. »Klar, lenk nur ab. Ich muss pissen, Fraugottnochmal! Ihr Götter macht immer so einen verdammten Scheiß und ich halt meinen Kopf hin. Nie denkt ihr auch nur einmal nach.«
Gott kramte ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer.
»Was solln das jetzt wieder werden?« Misstrauisch beäugte Satan sie.
»Ich ruf bei der Gewerkschaft an und erklär denen, dass die Apokalyptischen Reiter nichts damit zu tun hatten, was denkst du denn?«
Nach kurzer Schleimerei legte Gott wieder auf. »So das hätten wir. Nun öh... hättest du Lust auf nen Kaffee? Ich lad dich auch ein.«
»Nur wenn ich endlich auf ein gottverdammtes Klo komme!«
»Okay Sekündschen.«
Die Taube flatterte auf und setzte sich auf Satans Schulter. Grummelnd schrumpfte diese wieder auf Normalmaß. »Denk dran ich muss das Auto um sechs wieder zurückgeben. Und jetzte mach hinne Frau Gott!«
Gerade als die Beiden auf göttliche, nicht näher bekannte Weise verschwinden wollten, begann das bisschen Boden unter ihnen erneut zu vibrieren. Satan schaute auf ihre Füße und verdrehte die Augen »Was hast du nun wieder gemacht? Mah... ich platz gleich.«
Gott sah hilflos ins Nichts. »Ich hab nichts gemacht! Ehrlich.« Im leeren Raum vor ihnen begann ein kleines, blaues Licht zu leuchten.
Satan staunte »Scheiße, du erschaffst noch ein Universum? Eins reicht dir wohl nicht. Na hoffentlich hat das da Klos.«
»Ich tu wirklich nichts!« Gottes Stimme überschlug sich fast.
Das Licht vor ihnen breitete sich immer weiter aus, bis es schließlich die schmächtige Gestalt von Petrus annahm - auf seiner Schulter seine Katze Mimi. Satan stöhnte. Sie hasste Katzen! Eine Toilette wäre ihr weitaus lieber gewesen. Aber man bekommt schließlich selten was man will.
Petrus Augen blitzten wütend, als er zu sprechen begann. »Was soll der Scheiß?« Als er merkte, dass seine Stimmbänder noch nicht bei ihm waren und er sich anhörte wie ein Clown auf Helium, räusperte er sich. »Was soll der verdammte Scheiß? Ahh schon besser. Wie konntet ihr es wagen die Welt zu vernichten? Die ganzen Pflanzen, die Tiere ... den Papst!« Er holte rasselnd Luft. »Wer soll denn jetzt die Gläubigen auf den rechten Weg führen?«
Gott zuckte mit den Schultern. »Welche Gläubigen?«
Satan drehte sich grinsend weg und hüstelte dezent. Petrus Blick wanderte von einer zur anderen und wieder zurück. »Ihr verarscht mich wohl?«
»Nee.« Gott schaute ihn erstaunt an. »Sollten wir etwa?«
Satans Druck wurde schlimmer und ihre Gesichtszüge verhärteten sich. »MAH Gott! Tu was, bitte.«
Petrus starrte Gott an. »Aber ... aber ... das ist nicht fair.« Er verschluckte sich fast. »Ich hab mir soviel aufgebaut ... mein eigenes Imperium. Was soll ich noch hier, wenn keiner mehr da ist?« Gott zog eine Augenbraue hoch. PLOPP
Petrus war verschwunden.
Sie lächelte zufrieden. »Die Stelle wollt ich schon länger wegrationalisieren.«
Die Taube flatterte wieder auf, als Satan anfing von einem Bein aufs andere zu hüpfen. Gott schaute sie mitleidig an und schnippte erneut.
PLOPP
Misstrauisch betrachtete Satan das Dixiklo das vor ihnen im Nichts erschien und ging vorsichtig darauf zu.
Kurze Zeit später kam sie mit einem erleichterten Grinsen aus dem Plastikhäuschen. Leise schlich sie sich hinter Gott, die gerade gedankenversunken einen Kontinent nach dem anderem erschuf.
Sie zupfte an Gottes Jacke, als diese gerade Europa formte. »Können wir Holland weglassen?«
Gott hielt inne. »Holland? Wieso Holland? Und man nennt das Niederlande.«
»Ja ... egal, wie man das nennt. Können wir es weglassen?«
Nachdenkliche Falten erschienen auf Gottes Stirn. »Wie kommst du auf so eine Idee?«
»Die haben meine Dodos ausgerottet.«
»Deine?«
»Ja, meine. Die Pokerrunde 1490, du erinnerst dich? Luzern? Neben dem Scheiterhaufen?«
Gott stöhnte. »Okay ... deine. Aber wieso soll Holland nun verschwinden?«
Satans Unterlippe bebte. »Die Dodos waren niedlich!«
Seufzend ließ Gott die Schultern hängen. »Okay ... schau mal.« Sie tippte auf einen Punkt im Indischen Ozean und erschuf dort eine winzige Insel. »Ich geb dir diese Insel und zwei Dodos, ein Männchen und ein Weibchen. Keine Ahnung, was du an den hässlichen Tauben findest, aber mach was draus!« Die Taube zu Gottes Füßen gurrte vorwurfsvoll und wich der vor Freude hüpftenden Satan aus.
»Aber einen Wunsch hätt ich noch.«
»Was denn?« Gott verlor langsam die Nerven.
»Die nächste Welt erschaff ich wieder!«


ENDE

 

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