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Die reine Wahrheit, so wahr mir Gott helfe...
Die reine Wahrheit, so wahr mir Gott helfe...
»Das war der Anfang von allem: Gott machte den Himmel und die Erde.« (1. Buch Mose/Genesis)
Gott war so unsagbar langweilig.
Ihm war langweilig.
Es war außerordentlich ereignislos. Das alles.
»Mann ist mir langweilig! Neues Wort: Öde!«
War ja auch kein Wunder, es gab ja nix. Gar nüscht. Gott dümpelte in der Unendlichkeit des Seins vor sich hin.
Also überlegte er sich, wie er dieser Trübsal ein Ende bereiten konnte.
Und jenes Ende war wiederum der Anfang – der Anfang von allem. Zeit, Raum, Fruchtfliegen und der Menschheit. Die zündende Idee kam Gott beim popeln, der einzigen Beschäftigung, die etwas Erhellung in sein düsteres Dasein brachte.
»LICHT!«, entfuhr es ihm – ein göttlicher Geistesblitz. Und das beim popeln, Beispielhaft!
Also wurde es helle.
Nach ungefähr zwölf Stunden wurde ihm das mit dem Licht zu blöd und er machte es wieder aus. Der Wechsel zwischen Hell und Dunkel übte eine so große Faszination auf den Schöpfer aus, dass er es rhythmisierte – Tag und Nacht waren geboren.
Da diese Schöpfungssache unheimlich anstrengend war, haute sich Gott erstmal aufs Ohr, denn nun war ja demnächst auch noch ein Tag und endlich konnte er Dinge auf morgen verschieben.
Die Idee mit dem Himmel kam ihm am Tag darauf und er schaffte es sogar Wasser zu schöpfen, was einen prima Horizont zur Folge hatte.
Gott entschied für immer und ewig im Himmel hocken zu bleiben, da die Aussicht einfach göttlich war. Außerdem konnte er sich im Wasser spiegeln, das fand er ganz prächtig. Ein hübscher Bengel, geradewegs engelgleich.
Am dritten Tag hatte er wahnsinnig Lust auf Land. Also schuf er Land, verdammt viel Land, Bergeweise. Des Weiteren kreierte er Sonne, Mond und Sterne, wobei ihm eine tolle Idee für ein Kinderlied kam. Er wusste zwar noch nicht genau was Kinder geschweige denn ein Lied ist, aber das wollte er ein andermal klären.
Er war so stolz auf sich und obgleich er von der ganzen Schufterei sehr geschafft war, stand er am nächsten morgen ganz früh auf, um der Leblosigkeit in seiner Schöpfung ein Ende zu bereiten. So entstanden schlussendlich die Tiere im Wasser und in der Luft.
Auf die Benennung dieser Geschöpfe verzichtete er vorläufig; solche Dinge müssen mit dem gewissen Fingerspitzengefühl angegangen werden. Alles erschafft sich schließlich nicht im Vorbeigehen. Dessen ungeachtet entschied er der Gesamtheit der Schöpfung einen Namen zu verpassen – Welt. Ja, ich hatte auch etwas mehr erwartet, aber immerhin.
Der sechste Tag brachte dann endlich die Landtiere, ein weiterer Geniestreich, den ihm erstmal jemand nachmachen muss.
Sechs Tage hatte er nun schon gerackert, sich sein göttliches Hirn zermartert, die Kontinentalplatten in ihre endgültigen Positionen hin und her geschoben, versucht das Wetter in den Griff zu kriegen – vergeblich, das mit den Dinosauriern am Ende doch lieber sein lassen und sah, dass es eigentlich gut war.
Nur irgendwie fehlte der ganzen Sache das gewisse Etwas.
»Hier fehlt der Drive, Baby!«.
So entschloss er sich am siebenten Tag die Beine hoch zu packen; einfach mal die Seele baumeln lassen, so richtig entspannen und über die Angelegenheit nachdenken.
»Hm, eigentlich hab ich doch alles. Land, Meer, Wetter, Fruchtfliegen. Es ist perfekt.
Ja genau, es ist perfekt, perfekt und langweilig! Ich brauch Action. Ich mach mir einen Menschen!«
Wer konnte ahnen, dass es insgesamt drei Monate dauern würde um den Menschen zu erschaffen. Drei Monate, die mit Vorsicht zu genießen sind, da Gott die Zeit noch nicht linear verlaufen ließ. Demzufolge ist die biblische Überlieferung nicht durchweg falsch, leider aber auch nicht ganz richtig.
Gott machte sich ans Werk. Alles andere hatte er einfach so erschaffen; der Mensch, die Krone der Schöpfung sollte aus etwas Besonderem gemacht werden – purem Dreck.
Er griff nach unten, nahm sich ein wenig Erde und befeuchtete sie mit Wasser. Dann fing er an zu formen, zu drücken und zu ziehen, bis…
»So ne Scheiße!« …das Fluchen geboren war und der erste Menschenversuch im Müll landete. Doch Gott probierte es ein weiteres Mal und siehe da, der Mensch gelang und war fast fertig. Schnell pustete er ihm noch den Odem des Lebens in die Nase und die Sache war geritzt. Fürs erste.
Flink bereitete er dem Neuling einen tollen Garten welcher keine Wünsche offen ließ und setzte ihn hinein. Gott war so ergriffen, er hatte sich sogar eine kleine Rede vorbereitet um den allerersten Menschen willkommen zu heißen. Es klang leicht schwülstig, aber bühnenreif.
»So bist du nun der erste Mensch auf dieser Welt. Und ich nenne dich Paul, Paul der…«
»Och nee, nich Paul…«, mäkelte es gen Himmel. So jung und schon so frech.
»Benjamin?«
»Also bitte!«
»Wie wär´s mit Knut?«
»Adam!«
»Adam? Okay. So bist du nun der erste Mensch auf dieser Welt. Und ich nenne dich…«
»Ich hab mich benannt.«
»Oh…, alles klar. Und somit sei dein Name Adam.«
Nachdem die Formalitäten geklärt waren, musste Adam auch schon sein frisches Gehirn benutzen. Gott schickte sämtliche Tiere in den Garten und Adam durfte jedem einen Namen verpassen.
Nach einer kurzen Diskussion einigten sich beide übrigens auf Elefant und nicht wie von Adam vorgeschlagen, Wowwasfüreinfettesteil.
Es dauerte nicht sehr lange und Adam war gelangweilt, genau wie Gott vor der Sache mit der Schöpfung. Adam wusste nichts mehr mit sich anzufangen, das Paradies war toll und so und die Freuden des Onan waren ganz nett, aber jedes Mal selbst Hand anlegen, na ja war eben nicht sein Ding. Außerdem plagten ihn zunehmend grundlegende Fragen: ‚Warum wächst mir ein Bart? Wozu hab ich Fingernägel? Muss pinkeln wirklich sein? Haben die Dinger auf meiner Brust irgendeine Funktion?’ und so weiter und so fort.
So kam es eines Tages, dass…
»…ich einfach wissen will, was ich hier soll? Wozu bin ich da?«
»Nun Adam, du sollst in diesem Garten dein Dasein fristen und mir Freude bereiten.«
»Ganz alleine? Es ist überhaupt nichts los hier. Alles was man sich wünscht ist schon da und immer wenn ich das Verlangen habe, zu… äh, zu…«
»Sündigen?«
»Wasn das?«
»Och, noch gar nix.«
»Ich meine, wenn ich das Bedürfnis habe zu…«
»Reden.«
»Ja, genau. Immer wenn ich reden möchte muss ich es mit dir tun.«
»Was soll das denn heißen?«
»Mir ist langweilig! Lass mich doch auch mal mit einem, äh… Schwein reden, oder so.«
»Schwein?!«
»Ja, oder ein Krokodil.«
»Krokodil, wie absonderlich. Schweine und Krokodile können nicht reden. Du bist die Krönung meiner Schöpfung und ich liebe dich.«
»Ach das ist doch totale Scheiße, darauf kann ich verzichten!«
»Nicht frech werden, Freundchen! Du kannst sehen, hören, riechen, schmecken und so weiter – mach was draus. Bist doch nicht blöde.«
»Aber was nützen mir denn… äh, eins, zwei, drei…«
»Fünf.«
»…fünf Sinne, wenn ich sie mit niemandem teilen kann?«
»Du teilst sie mit mir.«
»Ach, drauf geschissen! Drauf geschissen auf die Sinne und das Leben! Das Leben stinkt sag ich dir!«
»Ja. Und das kann es nur, weil ich dir die Möglichkeit gegeben habe zu riechen.
Aber wenn du den Sinn, deinen Sinn im Leben suchst, hätte ich einen Vorschlag.«
»Einen Deal! Du willst mit mir einen Deal klar machen, stimmt´s?«
»Bingo!«
»Bingo?«
»Erklär ich dir später.«
»Okay. Aber jetzt zum Geschäft. Was schlägst du mir vor?«
»Das wirst du bald erfahren. Ich muss noch einige Vorkehrungen treffen, lass mir etwas Zeit.«
»Dir gehört die Ewigkeit, Kumpel.«
»Gott.«
»’tschuldigung.«
Gott hatte einen Plan, einen teuflischen Plan… War nur ein Scherz, reingelegt!
In Wirklichkeit hatte Gott nicht die geringste Ahnung wie er Adam den Sinn des Lebens erklären konnte. Er konnte ihm schließlich nicht sagen ‚Hey, mir war so langweilig, das glaubst du nicht. Tja, da hab’ ich mir eine Welt erschaffen. Dein Leben hat eigentlich gar keinen weiteren Sinn’.
Einige schlaflose Nächte später, kam ihm aber die zündende Idee um Adam von seinen Sorgen abzulenken. »Ich hab´s! Ja, genau das ist es, juchhu!«
Die Lösung war so einfach wie genial, ein Gegenstück für Adam - eine Menschin.
Also nahm Gott ein weiteres Mal Dreck vom Boden und vermischte es mit Wasser.
Als er aber mit Formen, Drücken, Ziehen und so weiter fertig war, gab es ein kleineres Problem… »Oh oh, das sieht ja total scheiße aus!«
Die Menschin, noch ohne Leben, sah aus wie eine Mischung aus… na ja, Dreck und Wasser. Er probierte noch viele Tage und Nächte herum, eine riesige Insel im Atlantik hatte er verbraucht aber jedes Mal entstand ein wirklich hässliches Resultat. Er wollte schon aufgeben bis ihm klar wurde, dass er ja Gott war und die Basis einfach nicht stimmte. Er benötigte besseres Ausgangsmaterial, guten Stoff sozusagen. Und eines Nachts, als Adam einem sehr tiefen Schlaf verfallen war, da er von zu viel Wein total betrunken daniederlag - Maßlosigkeit war ja noch keine Sünde - trennte Gott eine Rippe aus ihm heraus.
Die Rippe war gut aber reichte noch nicht aus, also nahm er sich auch noch ein wenig Fleisch. Im Grunde war Gott der Vorreiter der modernen Gen-Technologie, sollte mal drüber nachgedacht werden.
Adam hatte einen ziemlichen Kater und wachte mit getrocknetem Sabber im Gesicht und mächtigen Blähungen auf. Als er sich den Schlaf aus den Augen rieb und sich im Schritt und am Bauch kratzte erblickte er es. Ein Es, dass aussah wie er, nur mit weniger untenrum, dafür aber mehr obenrum. Adam rieb sich ein weiteres Mal die Augen und fing wieder an zu Sabbern. Er kratzte sich abermals im Schritt, im Begriff etwas sagen zu wollen, da schoss die göttliche Hand aus dem Himmel hernieder und schnappte jenes wunderbare Geschöpf hinfort.
»Ey, was solln das jetzt?«
»Das Adam, war Eva, Tochter Gottes…«, leise murmelte er noch, »…und ein bisschen Adam.«
»Wow, die war hübsch. Kann ich sie noch mal sehen?«
»Nö.«
»Ey.«
»War bloß ein Witz. Verstehst wohl keinen Spaß, was? Tja, man kann nicht alles haben.«
»Ja was is jetz? Eva, Tochter Gottes blah blah blah.«
»Drängel’ doch nicht so.«
»Doch!«
»Irgendetwas muss ich bei dir falsch gemacht haben. Vielleicht stimmte das Dreck-Wasser-Verhältnis nicht…«
»Sieh zu!«
»Ssschhht! Unterbrich mich nicht jedes Mal wenn ich was zu dir sage oder wenn ich laut nachdenke!«
»Laut? Das ist ohrenbetäubend.«
»Da, schon wieder. Von wem hast du das bloß? Das ist ja fürchterlich. Also, du wirst sie lieben und hier im Paradies mit ihr abhängen. Ich werde euch die Welt schenken und ihr könnt euch das alles Untertan machen.«
»Cool!«
»Genau. Und futtert nicht von den Früchten des Baumes der Erkenntnis.«
»Niemals. Warum sollten wir? Kein Grund zur Sorge Papi.«
Der Rest sollte bekannt sein. Wenn nicht, in fast jedem Ort gibt’s so Gebäude mit Glocken, da hat’s die Bücher in denen die Geschichte steht.