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Die Rettung eines Katers und der Sieg über seinen Entführer

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09.06.2003
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Die Rettung eines Katers und der Sieg über seinen Entführer

Als Jimmy verschwand, schauten sie zunächst an seinen Lieblingsplätzen nach ihm: Dem Blumenbeet mit den Goldglöckchen, dem Stück Wiese unter der Kastanie und unter dem Familienwagen. Sie schauten auch unter den anderen Fahrzeugen in der Umgebung, aber Jimmy blieb verschwunden.
Zwei Tage später konnte man sie dabei beobachten, wie sie Din-A-4 Zettel in der Nachbarschaft verteilten, schwarzweiß bedruckt mit einem Bild des Katers und einer detaillierten Beschreibung.
Sie warteten einige Tage vor dem Telefon und beschlossen schließlich, Robert müsse auch ohne Kater irgendwie weiter leben. Am Montag, sechs Tage, nachdem der Kater verschwunden war, brachte Roberts Vater seinen Sohn wieder zur Schule.
Simon beruhigte sich auf einen Schlag. Hatte er mich am Freitag aus Verzweifelung schon wieder geschlagen, war er jetzt wieder so freundlich, wie in dem Moment, als ich ihm Jimmy gebracht hatte.
Robert sah schrecklich aus. Er war bleich und saß recht regungslos auf seinem Stuhl, die Arme im Dreieck auf den Tisch gestützt und mit den Händen das zerzauste Haar still vor sich hinraufend.
Ich war darüber erschrocken, wie sehr ich ihm geschadet hatte. Keiner wusste, warum er so an dem Kater hing. Selbst ich nicht und ich war Roberts bester Freund. In der großen Pause blieb Robert sitzen. Das tat er sonst nie, das tat keiner. Es dauerte auch nur einige Momente, bis alle anderen Kinder aus dem Klassenzimmer gestürmt waren, um draußen herumzutoben.
In der Pause blieb nie jemand drinnen.
Ich schämte und zierte mich vor Robert, doch überwand mich schließlich.
„Sie haben Jimmy gefangen genommen!“, sagte ich leise vor mich her.
Robert drehte sich zögerlich und steif um.
„Wo ist er?“, wollte Robert wissen.
„Das darf ich dir nicht sagen.“, antwortete ich.
„Geht es ihm gut?“, fragte er in meine Antwort herein.
„Ich denke schon.“, gab ich zurück. „Hör zu, sie lassen ihn sofort frei, wenn du tust, was sie wollen!“
Robert heulte auf: „Nun sag schon was, es ist mir egal. Ich will Jimmy wiederhaben!“
Ich schluckte. „Sie wollen sich deine Schwester ausleihen!“, sagte ich.
„Sie wollen sich meine Schwester ausleihen?“, fragte Robert, seine Augen waren plötzlich weit aufgerissen.

„Ja, sie sagen, sie lassen Jimmy sofort frei, wenn du ihnen Anne für ein paar Stunden ausleihst.
„Wozu?“, wollte Robert wissen.
„Ich weiß nicht.“, log ich.
„Willst du es machen?“
„Robert nickte. Dabei fielen einige Tränentropfen von seinen Wangen auf seine Jeans. Er gab ein ziemlich erbärmliches Bild für einen Elfjährigen ab.

Jimmy schnurrte, als ich ihn über sein weiches Fell streichelte. Am Anfang hatte er sich unwohl gefühlt, hatte sich in einem Anflug von plötzlicher Verzweifelung aus meinem Arm befreien wollen. Aber er war zu wichtig, um ihn aufzugeben. Ich hatte mich mit aller Kraft an ihm festgehalten und er hatte gefaucht, bis ihm die Luft wegblieb und er sich beruhigte.
Jetzt schien es ihm auf meinem Arm zu gefallen. Wir saßen auf einer Bank beim Spielplatz und warteten auf Robert und seine vier Jahre jüngere Schwester. Sie war neu auf unserer Schule.
Ich war oft bei Robert zu Besuch gewesen und hatte all die Vorbereitungen für Annes Einschulung miterlebt. Sie hatten ihr eine große Schultüte gekauft und fast bis oben hin mit Karamellbonbons gefüllt denn die aß sie am liebsten. Es waren so viele Karamellbonbons, das sie nicht alle essen konnte und uns welche abgab. Sie ist ein kleiner Engel - habe ich Simon erzählt.
Von weitem sah ich Anne kommen. Sie lief einige Schritte voraus, Robert ging hinterher. Sie war auch als erstes bei mir.
„Och, da ist Jimmy ja!“, rief sie, kam heran und streichelte den Kater mit ihren unbeholfenen, kleinen Fingern: „Wo hast du den denn her?“
Ich überlegte einige Sekunden, wo man einen entlaufenen Kater her haben könnte. „Gefunden“, antwortete ich. „Wo war er denn? Wir haben ihn doch überall gesucht!“.
Einen Moment später kam Robert angerannt, nahm mir den Kater aus den Händen und hob ihn über den Kopf, dass die Katerbeine herunterhingen: „Ei, wen haben wir denn da? Ist das nicht mein großer, armer, starker, verträumter Kater. Ja, Jimmy, bist du das?“ Es schien mir nicht so, als genieße der Kater diese Begrüßung. Jimmy schaute Robert unbeteiligt bis entsetzt aus seinen Kateraugen an.
„Danke, dass du mir meinen fetten, kleinen Jimmy wiedergebracht hast!“, sagte Robert zu mir gewandt.
„Pass gut auf meine Schwester auf, sie muss zum Abendessen wieder zu Hause sein, sonst bekommt sie Ärger. Sie darf nicht länger als bis sieben Uhr bei Freundinnen bleiben!“
„Wo ist sie eigentlich?“, wollte ich wissen. Anne war verschwunden.
Robert wandte seine Aufmerksamkeit kurz von Jimmy ab, hielt dessen Kopf wie bei einem Baby, das ein Bäuerchen gemacht hat, über der Schulter und den Körper an der Brust. Seine Augen wanderten eine Sekunde über den Spielplatz, dann deutete er mit Gesicht und Nase zu Anne, die durch die Luft flog.
„Dort schaukelt sie!“, sagte er. „Also ich bringe jetzt meinen großen nach Hause - neh, wir beide gehen jetzt nach Hause mein kleiner! Denk daran, dass sie um sieben Uhr wieder zu Hause sein muss!“
„In Ordnung, wahrscheinlich bringe ich sie auch schon früher wieder zurück.“, beschwichtigte ich ihn.
„Um so besser. Bis dann!“
„Bis dann!“
Ich schaute Anne eine Weile beim Schaukeln zu. Sie rief und bat mich sie anzuschubsen. Ich war früher gerne geschaukelt. Wenn man schaukelt, vergisst man alles um sich herum. Manchmal ist das nötig. Es gibt nur noch einen selbst und die Schwerkraft, die man überwinden will.
Als sie genug vom Schaukeln hatte, bat ich sie mit mir zu kommen. Sie wollte aber noch auf dem Spielplatz bleiben. Ich handelte mit ihr aus, dass ich ein bisschen mit ihr Wippe und wir dann losgehen.
Ich war viel zu schwer für sie. Ich kam nicht von der Erde los, musste mich selbst mit meinen Beinen stemmen. So sehr ich mich auch abmühte, Anne etwas durch die Luft zu wirbeln, ließ sich keine Schwerelosigkeit beschwören, wie ich sie vom Schaukeln kannte.
Ich sah mich von außen, meine Glieder wurden mächtig und ich wurde zu einem zotteligen Gorilla.

Ich sah die Welt über mich lachen, wie ich die Wippe auf und nieder stelzte. Schließlich stemmte ich nach oben und bat Anne abzusteigen.

Einige Kinder spielten Räuber und Gendarm. Zwei kleine Jungen hatten sich dabei so in den Kampf um einen Stock verbissen, dass sie schließlich heulend zu zwei Frauen liefen, die sich auf der Bank unterhielten. Wir ließen sie zurück.

Anne und ich gingen in den nahe gelegenen Wald. Es war später Nachmittag und die Sonne spielte mit den Wolken, so dass es abwechselnd dumpf und sonnig wurde. Sie lief immerzu voraus und kam bald wieder zurück, um mich nach einem Merkmal – ob Blatt oder Frucht – einer Pflanze zu befragen. Dabei fühlte ich mich, als sei sie die kleine Schwester, die ich mir immer gewünscht hatte und ich ihr großer Bruder. So war ich stolz, dass sie mich mit ihren Fragen löcherte, obwohl ich mich mit Pflanzen kaum auskannte und nur wenige ihrer Fragen beantworten konnte.

An der Lichtung mit dem kleinen Holzhäuschen warteten sie schon. Ich konnte von weitem ihre Silhouette sehen, wie sie den Rauch ihrer Zigaretten in die Luft bliesen und den Müll traten und kickten, der im Häuschen und drum herum verstreut lag.

Simon rügte mich, eine viertel Stunde nach der vereinbarten Zeit gekommen zu sein und seine beiden Kumpels, Andi und Sebastian, grunzten zustimmend. Ich entschuldigte mich vielmals und Simon sagte, er verzichte darauf mich zu verprügeln, wenn ab jetzt alles glatt laufe. Dann zog er betont langsam an seiner Marlboro und blies eine riesige Rauchwolke in meine Richtung. Anne nutzte diesen Augenblick, zog mich am Ärmel und flüsterte in mein gesenktes Ohr: „Lass uns weitergehen, die sind doch doof!“.
Ich schüttelte nur mit dem Kopf, war ihr ein schlechter großer Bruder. „Lass die kleine hier, geh in die Müllhütte und warte, bis wir dich holen!“, befahl Simon.

Welcher Geruch in der Holzhütte, die ursprünglich wohl einmal als Regenschutz für Wanderer gebaut worden war, vorherrschte, kann ich nicht beschreiben. Alle Gerüche mischten sich zu einem beißenden, beigen, der süßlich durch mein vorgehaltenes T-Shirt stach.

Ich musste daran denken, was sie wohl mit Anne machten. In dem Häuschen standen leere und zerschlagene Flaschen, die ihres Nutzens entleerten Plastikkleider der verschiedensten Kunstprodukte, fauliges Obst und noch tausend anderer Dinge, in einer bunten Collage vermischt, die weder Auge noch Nase begreifen konnte. Und Anne – mir wurde schlecht.
Ich fragte mich, wie Menschen so egoistisch und zerstörerisch sein konnten.
Das war mein Gedanke, als es vor allem bitter, zugleich aber süß und sauer in mir aufstieg.
Ich versuchte den Reiz zu unterdrücken, doch da quoll es schon aus mir heraus, in eine Ecke der Holzhütte. Und noch einige Male überkam es mich, bis ich mich ganz ausgekotzt hatte.

Sobald ich meinen Mund von dem ekelhaften Zeug befreit hatte, lief ich einige Schritte aus der Hütte, in der ich es nicht mehr aushielt.

Es war still um mich herum, nur einige Vögel zwitscherten ihr Lied. Meine Augen suchten nach Anne, aber die Bäume drohten mir von allen Seiten. Ich spuckte den letzten Rest Kotze aus und legte mich weit genug von der Hütte, um den überdrüssigen Gestank nicht mehr riechen zu müssen, ins feuchte Laub. Schließlich war mir verdammt schlecht.

Die Bäume schüttelten ihre Wipfel im Wind. Zwei schwarze Schatten von Vögeln zankten sich dort oben.
Von weit her, wehte das Geschrei eines Mädchens an meine Ohren.
Ich machte die Augen zu und zwang mich dazu etwas zu denken, um mich davon abzulenken, dass mir so unglaublich schlecht war. Ich dachte daran, wie es mit Simon angefangen hatte.
Irgendwann schob sich eine Hundeschnauze zwischen die sorglosen Tage meiner vor–Simon-Zeit. Die Dogge hörte auf den Namen Emma und gehörte Simon. Er machte sich einen Spaß daraus sie nicht zurückzurufen, sondern mich auf etwas Geld zu erpressen, dass ich zufällig bei mir trug, als er bemerkte, welch panische Angst ich vor ihr hatte.

Simon peinigte mich fortan fast täglich. Nach einiger Zeit brauchte er den Hund nicht mehr, die bloße Erinnerung an ihn, machte mich zu Simons willenlosem Sklaven.

Dann wurde ihm das bloße Abkassieren langweilig und verblasste zu einer Nebenbeschäftigung. Er entdeckte seinen Spaß daran mich zu erniedrigen, zu schlagen, zu bespucken, auf immer neue Arten zu quälen und „den Hund mit mir spielen zu lassen“, wie er es höhnisch nannte.

Bei dem Gedanken an all das, stieg Wut in mir auf. Ich stand auf und suchte den Waldboden ab. Schließlich erspähte ich auf dem Blätterboden, zwischen zwei Stöcken einen Handgroßen Stein, der mir geeignet schien, ihn Simon über den Kopf zu ziehen. Ich wog ihn in der Hand ab und war mir bald euphorisch Simon mit meiner Waffe niederzustrecken. Ich versteckte mich hinter einem Blätterhaufen, zwischen einigen Bäumen, zwei dutzend Schritte vom Waldweg entfernt.

Dort verschnaufte ich eine lange Zeit und wunderte mich, dass Simon und seine Freunde noch immer nicht fertig waren.
Mit der Zeit verflog mein Unwohlsein, so dass ich bald einen Konkreten Plan fasste, wie ich Simon überraschen wollte.
Dazu ging ich zurück in die Holzhütte und stellte mich seitlich neben den Eingang auf die Bank, die linke Hand auf eine Art Türrahmen gestützt und mit der rechten bereit Simon den Kopf einzuschlagen.

Wenn der Junge mich suchte, schien es mir unausweichlich, dass er auf seine lässige Art seinen Kopf in die Holzhütte stecken würde, um sich von meiner Abwesenheit zu vergewissern. Dann würde ich ihn niederschlagen und ihn in dem ganzen Dreck liegenlassen, mich nach Hause machen und hoffen, dass es mit ihm ein für alle Mal aus war.

Doch bald zitterte meine Hand unter dem Gewicht des Steins und ich verlor meinen Mut. Ich setzte mich meiner Kotze gegenüber hin, die immer noch von der Wand auf die Bank tropfte und von der Bank auf den Boden.

Dort saß ich still, bis Sebastian seinen Kopf in die Hütte steckte. „Ich bringe dir das Mädchen zurück.“, sagte er in seiner undeutlichen, hervorgewürgten Stimme.
„Danke.“, sagte ich mit einer ungewollten Ironie, die er aber wohl sowieso nicht verstand.

Sein Kopf verschwand und er führte mir Annes Händchen in die Hütte, das ich schnell ergriff. Anne aber befreite sich geschickt aus meinem Griff und rannte davon.
Ich war kaum aus der Hütte gestürzt, da zerrte sie Sebastian schon wieder zu mir zurück. „Ich muss jetzt gehen, du musst schon auf sie aufpassen!“, sagte er und versuchte sein dummes Gesicht mit einem belehrenden Grinsen zu belegen.

Anne war ganz rot und weiß und hatte ein verzerrtes, nasses, verweintes Gesicht mit tränenschimmernden Augen. Ihre Kleider waren dreckig und sandig. Ihre Haare waren zerzaust und mit Blättern und Sand vermischt. Ich nahm sie fest an der Hand, so dass sie nicht mehr ausreißen konnte. Bevor wir aus dem Wald kamen, tupfte ich ihr die Augen mit einem Taschentuch ab und als sie nicht aufhörte zu schluchzen, zwang ich sie, sich mit mir hinzusetzen, damit sie sich beruhigte.
So saßen wir eine lange Zeit und als sie sich nicht beruhigen wollte, fing ich an, ihr über ihre blonden Haare zu streicheln. Bald gab sie ihren anfänglichen Trotz auf und weinte sich an meiner Schulter aus.
Ich hatte noch nie in meinem Leben jemanden ernsthaft getröstet. Hatte immer nur daneben gestanden, einige hilflose Worte des Mitleids gestammelt und den anderen beim Trösten zugeguckt.
Ich lernte schnell, tröstete immer sicherer, war mein Streicheln am Anfang noch so zaghaft, dass ich ihre Haare kaum berührte und mich dazu zwingen musste, meine Hand nicht im nächsten Moment wegzuziehen, umarmte und streichelte ich bald berechnend.
So hatte ich dem kleinen Mädchen schließlich die letzte Träne getrocknet und das letzte Blatt aus ihrem Haar gestreichelt.
Hand in Hand gingen wir durch die Stadt, bis wir zu ihrem Haus kamen.
Ich drückte die Klingel und mein Herz raste, wie wild. Zu meiner Erleichterung öffnete mir Robert die Tür, der mir freudestrahlend berichtete, dass Jimmy schon wieder eine halbe Dose gefressen habe und er sich mit ihm einen Schmusemarathon von eineinhalb Stunden geleistet habe.
Ich antwortete ihm, seine Schwester habe sich dreckig gemacht. Er sagte darum könne er sich jetzt nicht kümmern, weil er mit Jimmy schon genug zu tun habe, aber seine Eltern würden so etwas gar nicht gerne sehen.
Ich fragte ihn, ob seine Eltern da seien. Er schüttelte den Kopf und sagte, sein Vater würde wohl bald von der Arbeit kommen und die Mutter sei damit beschäftigt Jimmys Steckbriefe wieder abzuhängen.
Ich versprach ihm, mich um Anne zu kümmern und er bedankte sich bei mir. Ich ging mit ihr nach oben ins Bad, fragte sie, wo ihre Sachen lägen. Wir holten ihren Schlafanzug aus dem Schrank und ich nahm noch ein frisches Handtuch mit.

Als ich sie im Bad auszog, wurde mir erst klar, was ich ihr angetan hatte. Besonders die Beine und Arme, bis hoch zu den Schultern, waren mit blauen Flecken und einigen Schürfwunden übersät.

Ich tat mein bestes sie sauber zu waschen und Annes dreckige Kleidung mischte ich so unter die andere im Wäschepuff.
Nur Annes blutige Unterhose schmiss ich weg – spülte sie, da mir die Alternativen zu unsicher erschienen, die Toilette herunter.

Anne schrie vor Schmerz, als ich ihre verdreckten Schürfwunden sauber wusch. Doch alles Waschen konnte sie nicht von den Schürfwunden selbst und ihren blauen Flecken befreien.
Schließlich trocknete ich sie vorsichtig ab und zog ihr den Schlafanzug über. Dann setzte ich mich auf die Kante der Badewanne und betrachtete sie beim Zähneputzen und ihrer Toilette.

Als ich ihr die Bettdecke aufschüttelte, das barfüßige Püppchen zudeckte und ihr zum Abschied über das Haar strich, während ich: „Schlaf gut.“, flüsterte, fühlte ich mich ganz wie ihr großer Bruder.
Ich machte das Licht aus und die Tür zu, nahm die Treppe nach unten. Dort verabschiedete ich mich von Robert, der Jimmy streichelte und dabei „Die Simpsons“ guckte.
Robert bedankte sich noch einmal dafür, dass ich ihm seinen Kater wiedergebracht hatte und verabschiedete sich gleich mit mehreren der üblichen Phrasen von mir.
Das verschlug mir die Sprache und ich schlüpfte schnell aus der Tür, als er Anstalten machte, mich doch noch in ein Gespräch zu verwickeln.
Zwischen Haus und Straße kam mir Roberts Mutter entgegen. Sie strahlte mich an und bedankte sich vielmals, dass ich Roberts Familie so tatkräftig beim Verteilen der schwarzweißen Din-A4 Steckbriefe geholfen hatte, die sie jetzt unter dem Arm trug.
„Wo hast du Jimmy eigentlich gefunden?“, wollte sie noch wissen. „Ich habe ihn gar nicht gefunden, der ist Schulfreunden von mir zugelaufen!“, sagte ich fast trotzig.
„Vielen Dank, noch mal.“, sagte sie. „Komm doch morgen mal vorbei, dann gehen wir zusammen Eisessen und feiern Jimmys Wiederkehr! Es ist wirklich grandios, dass du ihn gefunden hast! Du weißt ja, wie viel Robert der alte Kater bedeutet!“, sagte sie.
„Ja.“, antwortete ich und verschwand durch das hölzerne Gartentürchen.
„Ach.“, sagte Roberts Mutter. „Und richte deiner Mutter einen schönen Gruß aus und sag ihr, dass sie einen tollen Sohn hat, der sich aufopferungsvoll für seinen besten Freund eingesetzt hat!“
Da war sie wieder, diese Übelkeit, doch diesmal brachte ich es fertig, den Kotzreiz zu unterdrücken. Ich richtete meiner Mutter nichts aus und ließ mir, sobald ich zu Hause war, ein heißes Bad ein. Ich lehnte mich zurück und feierte meinen Sieg über Simon, der mich jetzt nie mehr verprügeln würde, wenn er Wort hielt.

 

Hallo popla,

eine brutal harte Geschichte, recht eigentümlich im Stil, obgleich ich gar nicht genau sagen kann, warum ich das so empfinde.
Ein ungefähres Alter von Robert und dem Ich-Erzähler, sowei von Simon und seinen Freunden hätte ich hilfreich gefunden, um das Geschehen besser nachvollziehen zu können. Die Beschreibung Annes Verletzungen hingegen empfinde ich als zu detailiert. Dadurch wird das Gewicht zu sehr darauf gelegt.
Die Fantasie reicht mE völlig aus, um sich vorzustellen, was mit Anne passiert ist. Blutige Unterhosen und eingerissene Scheide, geben der Geschichte sonst einen zu voyeuristischen Charakter.

Interessant wären natürlich die nächsten Tage gewesen, an denen dein Prot Robert und seine Familie erneut besucht. Was hat Anne zu Hause erzählt?

Noch einige Details:

dem Stück Wiese unter der Kastanie und unter dem Familienwaagen
Familienwagen (das hast du noch häufiger falsch. Ist ja keine Waage)
Alle Gerüche mischten sich zu einem beißenden, bäschen, den ich süßlich durch mein vorgehaltenes T-Shirt roch.
bäschen ?
Er machte sich einen Spaß daraus sie nicht zurückzurufen,
Simon machte sich fortan einen Spaß daraus
Das kommt recht zeitnah nacheinander. Kurz darauf folgen noch zwei Sätze, die beide mit "Bald" anfangen. Bei einem davon,
Bald wurde ihm das bloße abkassieren langweilig
, muss Abkassieren groß geschrieben werden.
Annes dreckige Kleidung mischte ich so, unter die andere Im Wäschepuff
im (klein)
Nur ihre Annes blutiger Unterhose schmiss ich weg
entweder Annes oder ihre weg


Lieben Gruß, sim

 

hi popla!

Eine wirklich gut geschriebene Geschichte. Die Spannungen in dem ich-Erzähler kommen bei mir an. Gefühle als Großer Bruder - ansatzweises Erkennen, was er getan hat - Hoffen darauf, dass Simon Wort hält. Du hast eine Geschichte geschichte geschrieben, die berührt. Das Alter würde ich bei Anne auf 6 schätzen, beim Bruder und ich-Erzähler auf 10 (schreibst du irgendwo auch, 4 Jahre älter), und Simon und co? Nochmal älter, denk ich, allerdings fehlt hier bisschen was. Auch die Beschreibung von Robert ist Dir gelungen. Er als eigentlicher großer Bruder ist viel zu sehr in Freude über die Rückkehr der Katze, als sich andere Gedanken zu machen. Außerdem ist er wohl auch zu naiv und in der Freude zu unachtsam, was "ausleihen" bedeutet - mit 10 ist das vollkommen okey, denk ich. Wie sim schon bemerkt hat, manche Details sind nicht nötig.
Eine Stelle ist mir aufgestoßen:

So hatte ich meiner kleinen Puppe schließlich die letzte Träne getrocknet und das letzte Blatt aus ihrem Haar gestreichelt.
sie als Puppe zu beschreiben. Das ist mit Sicherheit auch persönlicher Geschmack, aber einen Menschen (besonders gern wird das ja mit Frauen oder Kindern gemacht) als Puppe zu degradieren, als Spielzueg - nein. Vergeleiche - sie ist wie eine Puppe sind schon schlimm genug. Aber das mögen andere anders empfinden.
Insgesamt finde ich Deine Geschichte wirklich gelungen!

schöne Grüße
Anne

 

Hi Sim, Hi Maus!
Vielen Dank euch beiden, für Eure Kritiken, ihr beiden KG Veteranen! ;)


Zunächst nehme ich mal zu Sims Kritik Stellung. Du hast recht, der Stil wird eigentümlich wirken, das mag an meinem noch nicht gefestigten, eigenen Stil liegen. Außerdem habe ich die Geschichte recht zerstückelt Geschrieben, so dass sie stilistisch nicht sehr ausgereift sein dürfte.

Des weiteren muss die Geschichte so provokant und grausam sein. Diese Brutalität soll nämlich Konfliktstoff für eine andere Geschichte sein, die auf dieser fußt. Deshalb sind die Verletzungen auch so hervorgehoben.
Diese erste Geschichte soll locken und fesseln, damit weiter gelesen wird. Weil ich das versucht habe, ist dabei vielleicht auch der eigenartige Stil rausgekommen. Wenn ihr eine Idee habt, wie ich die Geschichte dahingehend verbessern könnte, wäre das toll!
Aus der anderen Geschichte soll dann im Endeffekt (sie wird wohl einige Monate dauern), noch ein bisschen was zur Zeit nach dem Ereignis hervorgehen.
Danke Sim, vor allem mal wieder für das Korrigieren meiner fehler! Vielleicht lerne ich die deutsche Sprache ja irgendwann :P
zur Zeit ist mein Computer kaputt und ich belasse ihn glaube ich auch in diesem Zustand, bis ich mein schriftliches Abi hinter mir hab, wenn mir nicht noch was einfällt, deshalb bin ich zur Zeit nicht in ICQ. :(

Hi, Maus, wir haben ja lange nichts mehr voneinander gehört ;)
Das Alter hast du sehr präzise geschätzt, genau diese Zahlen haben mir auch vorgeschwebt! Wie ich anständige Altersangaben einbaue, muss ich mir noch überlegen.
Die Sache mit den Details ist mir nicht ganz klar. Könntest du Beispiele dafür geben, welche überflüssig sind? Wichig ist nur, dass die Brutalität gut Rauskommt, um Mitleid gegen das Mädchen und Wut auf Simon zu erzeugen. Und eben darzustellen, dass der Ich Erzähler zwar aus Zwang handelt, ihm sein Veralten, so leid es ihm auch tut, in dieser Situation glaubwürdig abnehmbar bleibt.

Herzlichen Dank für die Kritik jedenfalls!
Und ich hoffe auch wir kommunizieren in einigen Monaten wieder häufiger. ;)
gruß,
dario

 

Hi Dario,

auf Grund der Glaubwürdigkeit deines Ich-Erzählers habe ich die detailierte Beschreibung der Verletzungen angemerkt.

Bei mir entstand dadurch der Eindruck, dass in deinem Prot eine zusätzlichen Ambivalenz zum Tragen kam. Er schämte sich für den Verrat, den er an seinem Freund und an dessen Schwester begangen hat, er freute sich darüber, dass Simon ihn nicht mehr ärgern würde, aber gleichzeitig war fast eine Lust seinerseits an Annes Körper spürbar. Der Trost, den er spendete bekam für mich nicht nur dadurch einen seltsamen Beigeschmack, dass der Prot ja Begünstiger des Leid gewesen ist, sondern auch dadurch, dass das Mädchen in deiner Schilderung für ihn begehrenswert erscheint. Diesen Effekt schiebe ich zum Beispiel auf die detailierte Beschreibungen der Verletzungen.
Ich hoffe, ich konnte mein Gefühl dau einigermaßen deutlich machen. :)

Was das Alter betrifft, reichen deine Hinweise. Die Angaben von Maus basieren ja nicht auf Schätzungen. Das Anne gerade eingeschult wurde hast du expliziet geschrieben, die vier Jahre Altersunterschied habe ich überlesen. sonst wäre die Frage nicht aufgetaucht. :)

Lieben Gruß, sim

 
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Hi Sim, du KG Süchtling! ;)
Also ich weiß schon, was du meinst, aber würde ich das ändern, wäre das Meiner Meinung etwas platt. Es soll zwar ein relativ klares Gut/Böse verhältnis skizziert werden, aber ich möchte ja eine Kurzgeschichte Abliefern und keinen durschnittlichen, amerikanischen Film.
Ich möchte den Leser nicht in Sicherheit wiegen, dass sich der Erzähler völlig in Unschuld wäscht, sondern es soll neben der betonten Distanzierung auch Anzeichen dafür geben, dass auch der Erzähler grausam und egoistisch handelt und die ganze Sache auch auf seinem Mist gewachsen sein könnte.

So sind da zum einen die Motive, dass er sich sehr fest an seinen Hoffnungsträgern, zuerst an Jimmy, später an Anne, als er sie wieder nach Hause bringt, festkrallt, was auch nicht die feine Art ist.
Und auch auf sexueller Ebene muss er der ganzen Situation unterbewusst nicht abgeneigt sein. Dafür gibt es das Anzeichen, dass er Simon überhaupt von Roberts "Engel" Schwester erzählt und eben zum zweiten die von dir beschriebene detailgenauigkeit der Duschszene, bis hin zur Beobachtung ihrer Toilette.
Sein Über-Ich schiebt all das auf seine Bruder-Schwesterbeziehung, die er hier ausleben will und die Sitaution insgesamt auf seine Drucksituation, aber alles in allem bleibt die Unsicherheit, inwiefern er zu alle dem beigetragen hat und es auf irgend eine Weise auch genießt.
Zumindest ist es so gedacht... ;)
Gruß,
dario

p.s. ich habe jetzt die Information zwischengeschoben, dass Robert elf ist.

 
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Hi groper!

Nein, solch eine Reaktion wollte ich nicht hervorrufen, das tut mir leid. Ich will mit der Geschichte zwar etwas schokieren, weil sie als Eingangsgeschichte zu einer anderen, längeren Geschichte, den Leser binden soll, aber nicht in dem Maße, dass die Geschichte auf Ablehnung stößt, sondern eher das Interesse und zum Interpretieren anregt.
Ich wollte in keinerlei hinsicht eine pornographische Geschichte oder etwas in der Richtung schreiben, sie sollte vielmehr naturalistisch rüberkommen.
Aber ich finde es wiederum interessant, dass sie auf solch starke Ablehnung stößt.
Da ich auf dem Gebiet nicht sehr sensibel zu sein scheine, denn ich wollte eine bestimmte Grenze nicht überschreiten und mich aber trotzdem auf einer provokanten Ebene bewegen, würde mich mal interessieren, wo du diese Grenze überschritten siehst.
Ich könnte versuchen die Geschichte etwas zu entschärfen, wenn sie dadurch nicht zu platt wird und die Vorarbeit für die andere Geschichte nicht zerstört.
Oder aber, wenn noch mehr Leute deiner Ansicht sind, sollte ich sowohl hier, als auch in Bezug auf meine längeren, auf diese (Vor)geschichte verzichten soll.

Danke jedenfalls für deine offenen Worte!
gruß,
Dario

 
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Hi Morphin!
Okey, vielen Dank für deine richtungsweisende Kritik!
Ich habe die Situation jetzt etwas diskreter beschrieben und die ganz anstößigen Sachen hoffentlich rausgenommen. Es ging mir hauptsächlich darum eine realistische Geschichte zu schreiben, die (trotzdem) Konfliktstoff bietet und nicht langweilig ist. Dass ähnliche Gegebenheiten auch wirklich häufiger, als man glaubt passieren, ist mir durchaus bewusst, aber, dass Du in so etwas verwickelt warst, ist, denke ich, schon ein Zufall. Sowas ist nicht schön. :(

Vielen Dank fürs Lesen und Kritisieren!

Wenn noch jemand Verbesserungsvorschläge hat, bitte her damit ;)

Liebe Grüße,
Dario

 

Hej Dario,

eine Gänsehautgeschichte, die sehr gut geschrieben ist. Ja, das Grauen kommt herüber, und ich finde sie in keiner Weise voyeuristisch. In mir hat sie eher Wut auf die Menschen ausgelöst, die zu solchen Handlungen fähig sind - und da meine ich vor allem simon, aber auch den Protagonisten, der weiß, was geschehen wird und es zulässt, um seine Haut zu retten. Ich weiß, dass es für ein Kind fast unmöglich ist, aus einer erpresserischen Situation herauszukommen, aber ich wünsche mir, dass es manchen gelingt, bevor sie das Leben eines anderen (in diesem Fall Annes) zerstören.

Mir ist aufgefallen, dass noch einige Anführungszeichen falsch sitzen (manchmal mitten im gesprochenen Satz, vermutlich, weil Du ihn nachträglich erweitert hast) und hin und wieder die Zeichensetzung bei abschließenden Anführungszeichen (Korrekt: "Bla bla", sagte er.) hakt. Dazu sind noch ein paar verworrene Sätze gekommen, die vermutlich auch durch die Korrektur verschlimmbessert wurden:

Als ich den Reiz für den Bruchteil einer Sekunde unterdrückte und es dann atemberaubend in eine Ecke der Holzhütte strömte, einige Male glaubte ich, es würde vorbeigehen, aber es ging weiter, bis ich mich vollkommen ausgekotzt hatte.
Der Satz ist irgendwie durcheinander geschüttelt.
Ich dachte daran, wie es mit Simon angefangen hatte.
Irgendwann schob sich eine Hundeschnauze zwischen die sorglosen Tage meiner vor – Simon - Zeit.
Nimm die Leerzeichen vor und hinter den Bindestrichen heraus, da es sonst Gedankenstriche sind und der Satz seinen Sinn verliert.
Dann setzte ich mich auf die Kante der Badewanne und betrachtete sie, wie sie beim Zähneputzen und ihrer Toilette.
auch dieser Satz ist unvollständig.
Robert bedankte sich noch einmal dafür, dass ich ihm seinen Kater wiedergebracht hatte und verabschiedete sich gleich in mit mehreren der üblichen Phrasen von mir.

Insgesamt eine aufrüttelnde Geschichte, die definitiv eine Berechtigung hat, hier zu stehen - Literatur ist nicht immer nur glatt und schön, sondern soll den Leser bewegen, zum Nachdenken anregen und auf Missstände aufmerksam machen. Das ist Dir definitiv gelungen!

Oder, wie der Kunstlehrer bei Six Feet Under gestern so schön sagte, als er das Bild einer Schülerin hochhielt, auf der ein liebliches Frauengesicht abgebildet war: "Wird Ihnen hiervon schlecht? Nein? Dann ist es auch keine Kunst."

Liebe Grüße
chaosqueen

 

Hey Chaosqueen!
Vielen herzlichen Dank für deine Krtik!
Mich freut vor allem, dass die Geschichte bei dir so ziemlich genau die Wirkung erzielt hat, die ich erreichen wollte! :)
Und besonders dankbar bin ich dafür, dass du diese fürchterlichen Wurschtelsätze gefunden hast und die jetz raus sind! :)
Hinzu kommt noch, dass auch du Moderatorin bist, sich also viele alte, prominente, mir gut bekannte Namen der Kritik meiner Geschichte gewidmet habe. Also alles in allem möchte ich sagen, dass deine liebe Kritik meinen Tag aufgehellt hat. ;)

vielen Dank!

gruß,
dario

 
Zuletzt bearbeitet:

Das Thema Kindesmißbrauch ist hier mittlerweile verhältnismäßig so oft behandelt worden, dass es nur noch ein gleichgültiges Schulterzucken entlockt.
Hier dringt aber zweifelsfrei der Gedanke durch, dass Besagtes nur sekundär von Bedeutung ist. Obwohl die Überschrift die möglichen Gedanken soweit wie möglich einzugrenzen vermag, weil sie an das "Wie?" denken lässt, tritt primär der innere Konflikt bzw. das Gewissen des Erzählers in den Vordergrund, der seinen besten Freund verrät und dessen Schwester, die er selbst wie seine eigene betrachtet, verkauft, um jetzt und künftig seine eigene Haut retten zu können:

Ich fragte mich, wie Menschen so egoistisch und zerstörerisch sein konnten [und warum die Welt so ungerecht war].
Als ich den Text gelesen habe, gab´s diesen Zusatz in der eckigen Klammer nicht. Und der Satz wirkte genauso gut ohne diesen.
Trotz sprachlicher Schwächen, einigen holprigen Formulierungen, die chaosqueen schon angemerkt hat; und teilweise grauenhafter Zeichensetzung - begleitet von einigen Rechtschreibfehlern - habe ich mich durchaus in das Geschriebene einfügen und der Schilderung problemlos bildhaft folgen können.
Die Stelle mit den detaillierten Beschreibungen von Annes Verletzungen fand ich nicht besonders störend, der Text dürfte aber durchaus ohne sie gut auskommen.

Einige Formalien:

unter dem Familienwagen. Sie schauten auch unter den anderen Wagen in der Umgebung
Zweimal "Wagen". Der zweite "Wagen" dürfte sich doch problemlos durch "Autos" ersetzen lassen.
So sehr ich mich auch abmühte, meine Beine schneller zu quälen, war es kein durch die Luft fliegen, wie es meine Erinnerung umweht.
Der Satz klingt irgendwie mißglückt.
Aber nur außen, innen war ich klein und schämte ich mich dafür, noch nicht mal richtig wippen zu können.
Alle Gerüche mischten sich zu einem beißenden, beigen, den ich süßlich durch mein vorgehaltenes T-Shirt roch.
Der Satz klingt immer noch etwas unbeholfen.
Als ich den Reiz für den Bruchteil einer Sekunde unterdrückte und es dann atemberaubend in eine Ecke der Holzhütte strömte. Einige Male glaubte ich, ich könnte den Reiz unterdrücken, doch dann überkam er mich immer wieder, bis ich mich vollkommen ausgekotzt hatte.
Dieser hier ist auch so eine Holperstelle.
Sein Kopf verschwand und er führte mir Annes Händchen in die Hütte, dass ich schnell ergriff. Sie aber wand es herum, dass ich es verlor und rannte weg.
"...Annes Händchen in die Hütte, das ich schnell ergriff."
Der zweite Satz klingt auch unbeholfen, es liest sich so, als würden er, oder noch skurriler, das Händchen fortlaufen, dabei meinst du doch sicherlich Anne.
Als ich ihr die Bettdecke aufschüttelte, wie es meine Mutter bei mir machte und das barfüßige Püppchen zudeckte und ihr zum Abschied über das Haar strich, während ich: „Schlaf gut.“, flüsterte, fühlte ich mich ganz wie ihr großer Bruder.
Der Anfang ist nicht gerade leserfreundlich. Irgendwann weiß man gar nicht mehr, wer wen zudeckt. Überhaupt sind hier zuviele "und" verstreut. Setze hier und da ruhig einige Kommas ein und spare an dem Bindewörtchen.
Ich machte das Licht aus und die Tür zu und nahm die Treppe nach unten.
Gleiches Problem wie oben.
„Ja.“, antwortete ich und verschwand durch Gartentürchen.
...durch das Gartentürchen...

(Nicht berücksichtigt bei dieser Aufzählung wurden die Fehler in der Zeichensetzung und Rechtschreibung, die dringender und zwingender Korrekturen bedürfen.)

 

Guten Abend Hendek!

Vielen Dank für Deine umfassende Kritik und die Mühe, die Du dir damit gemacht hast. Auch ein "Verzeihung", für meine Rechtschreibung und vor allem Zeichensetzung. Besonders freut mich, dass du geschrieben hast, Du habest dich in das geschriebene "einfügen" können. Wenn Du damit meinst, was ich vermute, nämlich sich auf den Rythmus des Textes einstellen und sich in diesem zurechtfinde und geborgen fühlen können, freut es mich ungemein. Diese Aussage würde nämlich bedeuten, dass Du einen Zugang zum Text bekommen, und ihn nicht nur überflogen hast, was das höchste Ziel beim Schreiben im Allgemeinen sein muss.

Deine Kritikpunkte haben mir alle eingeleuchtet und ich habe in allen Fällen versucht die stellen zu verbessern. Ich weiß nicht, ob mir das in jedem einzelnen Fall gelungen ist, bin mir jedoch sicher, dass Deine Kritik mir insgesamt sehr weitergeholfen hat, für die ich mich herzlich bedanken möchte.

Zeichensätzung und Rechtschreibung sind leider nicht so meine Steckenpferde. Ich werde versuchen mir morgen nochmal alles durchzulesen, aber das wird schwierig für mich.

Vielen Dank jedenfalls nochmal für die nette und lehrreiche Kritik, die mich ein gutes Stück nach vorne gebracht hat!

Herzlichen Dank!
gruß,
Dario

 

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