Was ist neu

Die Rezeptionistin

Mitglied
Beitritt
30.08.2006
Beiträge
283
Zuletzt bearbeitet:

Die Rezeptionistin

Am Ecktisch rechts saß eine schwedische Familie, vorne links ein holländisches Pärchen, daneben zwei Japaner und gegenüber von ihnen ein allein reisender, junger Mann. Das war es für diesen Morgen, Nebensaison eben. Sie warf einen kurzen Kontrollblick in den Raum. Der junge Mann hatte seine Fototasche mit an den Frühstücktisch gebracht und während er sich am Buffet bediente, glitten seine besorgten Blicke von Zeit zu Zeit zurück zum Tisch, dorthin wo die Tasche stand. Sie hatte ihn beobachtet und mit einem verblassten Bild der Vergangenheit verglichen. Auch nach längerer Prüfung hätte sie nicht beschwören können, ob die beiden jungen Männer sich ähnlich sahen, aber die Parallelität der Umstände war zu auffallend, um sie einfach zu ignorieren.

Eine halbe Stunde später hatte sich der Frühstücksraum geleert, alle waren verschwunden bis auf den jungen Mann mit der Fototasche. Er hatte sich noch eine Tasse Tee aus dem Automaten geholt und wieder an seinen Tisch gesetzt, um in einer Zeitschrift zu blättern. Der normale Verlauf des Geschehens wäre gewesen, dass sie wortkarg die Bezahlung für die Übernachtung sowie den Zimmerschlüssel entgegengenommen und vielleicht seine Frage beantwortet hätte, um welche Uhrzeit der Zug nach Narvik fahre. Doch sie konnte sich mit diesem Verlauf des Geschehens nicht abfinden, es wäre zu sehr gewesen wie damals. Das wollte sie nicht.

Sie verließ den Verschlag, der als Bar, Büro und Empfang gleichzeitig diente und ging hinüber zu seinem Tisch.
"Sie wollen den Zug nach Narvik nehmen?" Sein Blick verriet leichtes Erstaunen, von ihr angesprochen zu werden.
"Ja, um 11 Uhr Vierzig. Ist das richtig?"
"Wenn er pünktlich ist, ja. Aber wir schließen um Zehn. Im Bahnhof drüben gibt es einen Warteraum. Geheizt."
"Danke." Er begann wieder in seiner Zeitschrift zu lesen, ein Fotomagazin offenbar, ihr Blick fiel auf eine seitenfüllende, schwarzweiße Aktaufnahme.
"Darf ich fragen, woher Sie kommen?" Wieder ein erstauntes Aufblicken seinerseits. Sie hätte seine Mutter sein können. Er ließ die Aktaufnahme verschwinden und legte die Zeitschrift beiseite.
"Aus Österreich. Ich bin hierhergekommen, um zu fotografieren. Der Herbst, die Farben, verstehen Sie?" Sie nickte, er machte keine Anstalten weiterzulesen. Normalerweise sprach sie nicht mit den Gästen. Neugierde oder Interesse zeigte man nicht offen, hier 200 Kilometer nördlich des Polarkreises. Und die Tatsache, dass Kiruna nicht etwa ein Dorf sondern das lokale Zentrum war, Kristallisationspunkt der Zivilisation mit eigenem Flughafen, änderte nichts daran. Man ließ fremde Menschen in Ruhe und stellte ihnen keine Fragen. Punkt.
"Österreich. Das ist ja nett. Viele Schweden fliegen dorthin, im Winter meistens, zum Schilaufen." Das Eis war gebrochen, er lächelte sie an, wenn auch ungläubig:
"Zum Schilaufen? Hier gibt es doch bestimmt viel mehr Schnee!"
"Ein dreiviertel Jahr Winter haben wir schon, aber die falsche Sorte Schnee und keine richtigen Schigebiete. Also setzen sich diejenigen, die es sich leisten können, vier Stunden ins Flugzeug und fliegen zu Euch."
Er zögerte einem Moment, als wollte er erklären, dass das alles nicht so einfach sei, dass sein Heimatland ja auch aus flachen Gegenden bestehe und er aus einer solchen käme, unterließ es aber dann. Er sah nicht aus wie der erfahrene Nordskandinavienreisende, der das außergewöhnliche Maß an Freundlichkeit und Interesse hätte schätzen können oder verdächtig finden.
"Dafür gibt es hier Mitternachtssonne, Polarlichter und Elche."
In ihren Gedanken antwortete sie: "Ein Bergwerk, das Leute ausstellt, Vandalen, die mit der Brechstange sämtliche Schaufenster im Zentrum zertrümmert haben, ein Alkoholproblem, nicht nur bei der männlichen Bevölkerung."
Ihr Pessimismus war keine private Angelegenheit, denn die letzten Jahre hatten sichbare Veränderungen für die Stadt gebracht. Vordergründig waren es die Aktivitäten der Vandalen, das Thema Arbeits- und Zukunftslosigkeit und in der Tiefe unterhöhlte ein Netz der Stollen die Umgegend, so dass Stabilität ein ernstzunehmendes Thema geworden war und man über eine Verlagerung der Stadt nachzudenken begann. Und während die Visionäre ihre Ideen präsentierten, welche blühende Zukunft Kiruna haben könnte, beschäftigte jenes Bergwerk, das dem Ort seine Daseinsberechtigung verschaffte, immer weniger Menschen. Sie war keine nachdenkliche Frau, aber die Entwicklung der Dinge, vor allem die Ungewissheit der Zukunft machten ihr Angst. Ihre Gedanken kehrten aus den Sorgen ihres Alltages zurück zu dem jungen Mann, vor dessen Tisch sie stand.

Es war vor einem Jahr gewesen, die Zeit des raschen Wechsels vom Sommer zum Winter. Die Sommersaison war am Ausklingen, aus dem Ausland kamen nur noch hartgesottene Touristen und solche, die den Lauf der Jahrszeiten verkannten, oder ihn martialisch ignorierten. Ein junger Mann war angereist, hatte sich ein Zimmer für eine Nacht genommen und war ihr am Frühstücksbuffet aufgefallen, weil er wieder und wieder nachgefasst hatte. Es fiel ihr schwer, sich an sein genaues Aussehen zu erinnern, er war wohl eher der athletische Typ gewesen, auf dem Weg in die Berge. Vor einem längeren Wanderurlaub nahm er offenbar seine Henkersmahlzeit zu sich. Er kam aus Deutschland, reiste alleine, jener Typus Outdoorurlauber, welcher mit einem unvorstellbar schweren Rucksack gekommen war, um nach einer zwangsweisen Übernachtung schnellstmöglich in eine unberührte Wildnis zu entfliehen, die es in seiner Heimat nicht zu geben schien. Das war nichts Ungewöhnliches und noch in keinem Fall hatte sie das Bedürfnis gehabt, sich näher mit diesem Menschenschlag auseinanderzusetzen. So auch nicht, als der junge Mann damals ihr vor seiner Abreise noch eine Tüte in die Hand gedrückt hatte, mit der Bitte diese aufzubewahren, denn er käme in drei Wochen wieder. Nachdem er nochmals die entsprechende Zimmerreservierung bestätigt hatte, entschwand er.

"Sie sind spät dran. Es gibt hier eigentlich keinen richtigen Herbst, nur ein paar Tage in denen sich das Laub färbt. Und dann kommt der Winter", meinte sie zum ihm und bemerkte, dass sein Blick etwas Bedauerliches, ja einen enttäuschten Ausdruck angenommen hatte.
"Wirklich? Ich bin wegen der Farben hier. Die Farben des Herbstes. Ich war noch nie so weit im Norden, woher soll man da wissen, was die richtige Zeit ist? 'Winter?' Was meinen Sie damit?" Er begann, ihr Leid zu tun, andererseits musste sie ihm die Wahrheit sagen, auch wenn es schmerzen würde.
"Winter: Das ist wenn die Blätter von den Bäumen fallen und der Frost kommt. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit und dann schneit es."
Die Enttäuschung war ihm anzusehen. Fallende Blätter, kahle Baumgestalten an Stelle farbenprächtiger Landschaften.
"Schnee? Wieviel Schnee?"
Sie hob die Schultern mit einem Ausdruck des Bedauerns.
"Wieviel? Das ist unterschiedlich. Manchmal bleibt der erste Schnee bis zum nächsten Sommer. Das ist Lappland, das ist meine Heimat. Herzlich willkommen." Sie musste sich über sich selbst wundern. Was hatte sie da eben gesagt? Herzlich willkommen? Und auch das mit der Heimat war eigentlich auch nur die halbe Wahrheit. Sie war als kleines Mädchen mit ihren Eltern von Südschweden hierher gezogen, aus einer kleinen Stadt auf Gotland in welcher alle ihre Verwandten lebten. Manchmal hatte sie schon mit dem Gedanken gespielt, an diesen Ort zurückzukehren, nach Hause in die Fremde zurückzukehren.
"Bei uns ist das ganz anders. Es gibt den Herbst, der Winter beginnt manchmal erst nach Weihnachten so richtig. Wir haben jetzt gerade erst Ende September. Wie kann das zu spät sein?" Aus seinen Worten klang ein Hauch von Verzweiflung und in den Tiefen ihrer Erinnerung klang etwas an, das sie ein ungutes Gefühl haben ließ.

Die drei Wochen waren vorübergegangen und der Wanderer war nicht zurückgekehrt. Natürlich kam es immer wieder vor, dass Reisende ihre Pläne änderten und nicht erschienen, ohne abgesagt zu haben, was ärgerlich war. In diesem Fall jedoch kam hinzu, dass er Dinge zurückgelassen hatte, jene Plastiktüte in welche sie einen flüchtigen Blick geworfen hatte, nachdem eine volle Woche verstrichen war. Sie hatte Unterwäsche, ein Paar Socken, einen Schreibblock, einen Stift und ein Taschenbuch vorgefunden. Da alles nicht wirklich wertvoll erschien, war die Tüte wieder ins Regal gewandert. Allerdings rief sie noch am selben Tag bei der Polizei an. Sie wisse nicht, ob dies von Bedeutung sei, aber ein Wanderer habe Dinge im Hotel zurückgelassen offenbar in der festen Absicht, wiederzukommen. Er habe diese nicht wieder abgeholt und sei mittlerweile eine Woche überfällig. Der Polizist am anderen Ende der Leitung war nicht wirklich überrascht, nannte den Namen des Vermissten und meinte es sei schon seit mehreren Tagen eine Suchaktion am Laufen. Seine Freundin habe nach Kiruna telefoniert, das Ganze sei eine üble Sauerei, die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen, ein Gebiet von 25000 Quadratkilometer käme in Frage und es habe massive Schneefälle gegeben in den letzten Tagen.

"Vielleicht ist es zu spät, vielleicht auch nicht. Bei überraschenden Wintereinbrüchen passieren regelmäßig Unfälle." Sie hatte in mütterlich besorgtem Tonfall gesprochen und blickte leicht vorwurfsvoll zu ihm herunter. Er antwortetet mit einem traurigen Blick und deutete dann auf die Fototasche. Natürlich verstand er nicht, konnte nicht verstehen, konnte nicht wissen dass er der Wiedergänger von jemandem war, der vor einem Jahr am selben Tisch gesessen hatte.

"Es ist mein erstes Mal am Polarkreis. Ich kenne bisher nur die Bilder, diese weiten Landschaften, die Seen. Es muss so wunderschön sein, hier zu leben. Sie haben so ein Glück."
Sie lächelte ihn an, teils weil sie es nett fand, was er da gesagt hatte, zum anderen Teil weil er so wunderbar naiv war. Die Berge, ja sie waren schön,
aber mehr als zwei Stunden Autofahrt entfernt. Sie selbst aber lebte, verbrachte die meiste Zeit hier, in einer Stadt, die sich in langsamem, aber stetem Niedergang befand. Es war ein Sterben auf Raten. Sterben? Wieder musste sie an damals denken.

Sie hatte beschlossen, die Hinterlassenschaften des Vermissten zur Polizei zu bringen. Würden sich dadurch die Chancen erhöhen, ihn lebendig zu finden? Sie hatte den Schreibblock herausgezogen und eine männliche Handschrift vorgefunden. Ein Entwurf offensichtlich voller Streichungen und Korrekturen. Gut leserlich, allerdings in Deutsch, einer Sprache die sie nicht verstand. Ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass sie alles das nicht einfach weggeben dürfe. Noch am selben Abend hatte sie eine Freundin besucht, die Deutsch verstand. Diese hatte schließlich gemeint, es sei seltsam, weil es sich offenbar um verschiedene Ausführungen eines Briefes handle. Es ginge immer um das gleiche Thema, nur mit anderen Worten und wenn sie es richtig verstanden habe, gäbe es da eine Frau, die der Autor des Briefes wohl verlassen wolle.

"Und wohin wollen Sie von hieraus fahren? Nach Abisko?" Zur Antwort nickte er. "Alleine?", hakte sie nach. "Haben sie denn keine Freundin, keinen Freund der mitkommen wollte?"
"Eine Freundin? Doch, schon. Aber die fotografiert nicht. Das ist vielleicht schwer zu erklären, aber es ist gar nicht so einfach, mit einem Fotografen Urlaub zu machen."
Nein, sie verstand nicht. Aber sie wurde auch nicht dafür bezahlt, die Eigentümlichkeiten aller ihrer Gäste nachvollziehen zu können. Es beschlich sie das Gefühl, dass sie den Lauf der Dinge nicht ändern konnte.
"Passen sie auf sich auf und kommen sie wieder."

Sie hatte den Schreibblock wieder mit ins Hotel genommen und die Tüte mit den restlichen Hinterlassenschaften zur Polizei gebracht, wo man sie entgegen nahm und behauptete, dass es nach der verstrichenen Zeit reichlich unrealistisch sei, den Vermissten lebend zu finden. Die Überprüfung der in Frage kommenden Hütten habe ergeben, dass er dort nicht gewesen sei, sich jedenfalls nicht in die Bücher eingetragen hatte und wohl auf eigene Faust mit dem Zelt unterwegs gewesen war. Das schlechte Wetter mache eine genauere Suche unmöglich. Das was von ihm übrig sei, werde aber schon irgendwann einmal auftauchen und sei es bei der nächsten Schneeschmelze. Was er zurückgelassen hatte, werde man kurz sichten und dann an seine Freundin schicken, die Adresse kenne man mittlerweile.

"Natürlich komme ich wieder!" Die Art und Weise, wie er diese Worte sagte, strahlte die vitale Selbstsicherheit der Jugend aus, und machte ihn auf seltsame Art und Weise sympathisch. Fast war sie versucht, ihn zu berühren, eine Hand auf seine Schulter zu legen. Ein frivoler und unerhörter Gedanke, welchen sie sofort verwarf, um in ihren Büro-Verschlag zurückzukehren. Er machte sich wenig später auf den Weg, ging hinüber in den von den Vandalen demolierten Warteraum, nicht ohne sich vorher in aufrichtiger Herzlichkeit von ihr zu verabschieden.

Er war der letzte Gast an diesem Morgen, der gegangen war. Bevor sie absperrte, fiel - zufällig oder auch nicht - ihr Blick in das Regal, in welchem immer noch der Schreibblock lag. Den Schlüssel in der Hand haltend, begann sie zu lächeln. Für einen kurzen Moment dachte sie nach, nur so lange bis sie erfüllt war von einer starken inneren Gewissheit. Endlich wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie würde den Block mit nach Hause nehmen und im Ofen verbrennen.

 

Hallo Nicole,

ich mochte Deine Geschichte auch. Sehr schönes Stimmungsbild, melancholisch und ruhig. Winter in Lappland eben. Ich habe ein paar Textkorrekturen für Dich. Obwohl Du sehr flüssig schreibst, wäre es manchmal hilfreich für den Leser, Deine langen Sätze in mehrere Sätze zu zerlegen.

Am Ecktisch rechts saß eine schwedische Familie, vorne links ein holländisches Pärchen, daneben zwei Japaner und gegenüber von ihnen ein allein reisender, (Komma) junger Mann.

Sie hatte ihn beobachtet und mit einem verblassten Bild der Vergangenheit verglichen. (Doch) Auch nach längerer Prüfung hätte sie nicht beschwören können, ob die beiden jungen Männer sich ähnlich sahen, aber die Parallelität der Umstände war zu auffallend, um sie einfach zu ignorieren.

Wenn der Nebensatz mit 'aber' weitergeht, wäre mir das 'doch' zu viel.

Eine halbe Stunde später hatte sich der Frühstücksraum geleert. Alle waren verschwunden, (Komma) bis auf den jungen Mann mit der Fototasche. Er hatte sich noch eine Tasse Tee aus dem Automaten geholt, sich wieder an seinen Tisch gesetzt und blätterte in einer Zeitschrift. (Hier würde ich mehrere Sätze bilden.) Der normale Verlauf des Geschehens wäre gewesen, dass sie wortkarg die Bezahlung für die Übernachtung sowie den Zimmerschlüssel entgegengenommen (hätte) und vielleicht seine Frage beantwortet hätte, um welche Uhrzeit der Zug nach Narvik fahre.

"Ja, um 11 Uhr Vierzig. Ist das richtig?"
"Wenn er pünktlich ist, ja. Aber wir schließen um Zehn. Im Bahnhof drüben gibt es einen Warteraum. Geheizt."

Hier rutscht Dir Schriftdeutsch in die wörtliche Rede.

"Aus Österreich. Ich bin hierhergekommen, um zu fotografieren. Der Herbst, die Farben, verstehen Sie?"

Ich weiß nicht, ob es Absicht war, aber Du schreibst durchgehend die Anrede klein. Daher erwähne ich es hier nur einmal, kommt aber öfter vor.

Und die Tatsache, dass Kiruna nicht etwa ein Dorf sondern das lokale Zentrum war, Kristallisationspunkt der Zivilisation mit eigenem Flughafen, änderte nichts daran.

Hmm, Kristallisationspunkt scheint mir ein übertriebens Bild. Kiruna ist ja nicht New York. ;)

Die Sommersaison war am Ausklingen, aus dem Ausland kamen nur noch hartgesottene Touristen und solche, die den Lauf der Jahrszeiten verkannten, oder ihn martialisch ignorierten.

Vor einem längeren Wanderurlaub nahm er offenbar seine Henkersmahlzeit zu sich.

Martialisch und Henkersmahlzeit passen hier m.M. nach nicht zur Stimmung. Hmm, kriegerische Touristen mag es geben, aber da Du es hier nicht begründest, würde ich eher so etwas wie 'unerschrocken' vorschlagen. Und Henkersmahlzeit? Er geht doch wandern und weiß noch nichts von seinem bevorstehenden Tod.

So auch nicht, als der junge Mann ihr damalsvor seiner Abreise noch eine Tüte in die Hand gedrückt hatte, mit der Bitte, (Komma) diese aufzubewahren, er käme in drei Wochen wieder. Nachdem er nochmals die entsprechende Zimmerreservierung bestätigt hatte, war er entschwunden.

Hier kommst Du unten ein wenig mit den Tempi durcheinander. Mein Änderungsvorschlag ist jetzt nur ein Schnellschuss. Ich würde die Zimmerreservierung vielleicht weglassen.

Die drei Wochen waren vorübergegangen und der Wanderer war nicht zurückgekehrt.

Hier stört mich das 'vergangen gewesen' (klingt ein wenig nach Lateinschulaufgabe :D

Der Polizist am anderen Ende der Leitung war nicht wirklich überrascht, nannte den Namen des Vermissten und meinte es sei schon seit mehreren Tagen eine Suchaktion am Laufen. Seine Freundin habe nach Kiruna telefoniert, das Ganze sei eine üble Sauerei, die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Ein Gebiet von 25000 Quadratkilometern käme in Frage und es habe massive Schneefälle gegeben in den letzten Tagen.

"Es ist mein erstes Mal am Polarkreis.

Ein Entwurf, offensichtlich voller Streichungen und Korrekturen. Gut leserlich, allerdings in Deutsch, einer Sprache die sie nicht verstand.

Es ginge immer um das gleiche Thema, (Komma) nur mit anderen Worten und wenn sie es richtig verstanden habe, gäbe es da eine Frau, die der Autor des Briefes wohl verlassen wolle.

Sie hatte den Schreibblock wieder mit ins Hotel genommen

Das schlechte Wetter mache eine genauere Suche unmöglich. Das, was von ihm übrig sei, werde aber schon irgendwann einmal auftauchen und sei es bei der nächsten Schneeschmelze.

Fast war sie versucht, ihn zu berühren, eine Hand auf seine Schulter zu legen. Ein frivoler und unerhörter Gedanke, welchen sie sofort verwarf, um in ihren Büro-Verschlag zurückzukehren.

Hier habe ich ein kleines Bezugsproblem. Vielleicht: Sofort verwarf sie den frivolen und unerhörten Gedanken und kehrte in ihren Büroverschlag zurück.

Sie würde den Block mit nach Hause nehmen und im Ofen verbrennen.

Wenn schon, denn schon? ;)

Liebe Grüße
melisane

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo morphin, hallo melisane,

danke für eure wohlmeinenenden Antworten, dann kann ich ja an dieser Stelle verraten, dass es sich um Teil eins einer Trilogie mit dem Thema der A. der Welt ähem, Lappland handelt ...

Teil 3 steht hier. und Teil 2 hier.

@morphin: Tja die Gegend fasziniert mich, trotz des beschaulichen Lebens und obwohl es nicht New York ist ...

@melisane: Danke für das fleißige Durchlesen. Habe die meisten Deiner Verbesserungsvorschläge eingearbeitet. Selbst ist man leider so betriebsblind, dass man irgendwann gar keine Unstimmigkeiten mehr findet.

LG,

N


P.S.: Dank an weltenläufer für die Ermutigung

 

Hallo Nicole,

bin jetzt nur kurz drübergeflogen, aber da ist jetzt noch ein 'mit' zu viel.

Sie würde den Block mit nach Hause mitnehmen und im Ofen verbrennen.

Liebe Grüße
melisane

 

So, Nicole,

nun komme ich auch mal dazu, was unter deine Geshcichte zu schreiben. Schön, dass du dich dazu durchgerungen hast, sie zu veröffentlichen.
Mehr Anregungen, als wir sie bereits via mail ausgetauscht haben, kann ich allerdings gar nicht anbringen. Meiner Meinung nach hast du alle notwendigen Reparaturen vorgenommen. Jetzt scheint mir alles stimmig. Vorallem durch den kleinen Einschub am Ende. Was ein Satz am Ende so alles ausrichten kann...

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Nicole,

eine einfache, aber trotzdem stimmungsvolle Geschichte. Die Situation der Rezeptionistin wird gut geschildert, sie ist täglich mit Menschen zusammen, die für sie nur auf einer Durchgangsstation sind, doch dann ergibt sich diese besondere Situation und es schließt sich ein gedanklicher (und dramaturgischer) Kreis.

Dass sich ein Fotograf auf eine reise macht, dann die Jahreszeit falsch einschätzt, ist unwahrscheinlich. Vielleicht kannst du da noch etwas `drehen´?

„So auch nicht, als der junge Mann damals ihr vor seiner Abreise noch eine Tüte in die Hand gedrückt hatte, mit der Bitte diese aufzubewahren. Er komme in drei Wochen wieder, bestätigte nochmals die entsprechende Zimmerreservierung und entschwand.“

- Ich denke, hier holpert´s ein wenig, Vorschlag: So auch nicht, als ihr der junge Mann damals vor seiner Abreise noch eine Tüte in die Hand gedrückt hatte, mit der Bitte diese aufzubewahren. Er komme in drei Wochen wieder (das muss vielleicht in ‚ ’),
sagte er, bestätigte nochmals die entsprechende Zimmerreservierung und entschwand.

L G,

tschüß Woltochinon

 

Hallo melisane,

das nenn ich Gründlichkeit ... danke nochmals.

@weltenläufer: Danke nochmals für Ermutigung und Coaching.

@woltochinon:

Dass sich ein Fotograf auf eine reise macht, dann die Jahreszeit falsch einschätzt, ist unwahrscheinlich. Vielleicht kannst du da noch etwas `drehen´?

Hmm, berechtigt klingender Einwand ... wobei das mit den Jahreszeiten eine fiese Sache ist dort oben, bin selbst schon einmal in genau diese Falle getappt und im Schnee stecken geblieben ... insofern vielleicht doch realistisch?

Tja und ein weiterer Grund es so zu lassen ist, dass es eine Fortsetzung gibt, die auf diesem Umstand aufbaut ...

Danke an alle fürs Lesen,

N

 

Liebe Nicole,

ich bin durcheinandergeraten mit den beiden jungen Männern. Nie konnte ich wissen, ist es nun Gegenwart oder Vergangenheit, und gleich zu Anfang habe ich mich gefragt: Warum gibt sie der Rezeptionistin nicht einen Namen? Warum immer nur "sie"? Was ich mich auch gefragt habe: Ein Fotograf, und der kennt nicht die Wetterlage an einem Ort, den er fotografieren will?
Ich glaube auch, dass der Begriff des Wiedergängers nicht richtig gebraucht wird in der Geschichte. Wiedergänger wird erklärt im Lexikon als unruhiger Geist eines Toten.
Eine äußere Ähnlichkeit der Umstände würden doch höchstens ein dèja-vu hervorrufen. Wiedergänger, das würde bedeuten, dass derselbe Mann, aber diesmal als Toter, noch einmal wiederkommt. Da sehe ich keinen Zusammenhang mit deiner Geschichte.

Ansonsten finde ich die Geschichte flüssig geschrieben. Die Ausflüge in die Landschaft finde ich allerdings insofern überflüssig, als sie keinerlei Einfluss auf den Gang der Geschichte nehmen. Die Lokalität ist doch hier eher das Innere eines Hotels. Auf seine Beschreibung kommt es meiner Ansicht nach an. Gut, auch mal ein Blick nach draußen ist nicht schlecht, aber die Geschichte selbst spielt sich im Hotel ab.

Auch bei dieser Geschichte Stolpersteine in Gestalt fehlender Interpunktion. Es ist störend, wenn ich einen Satz noch einmal lesen muss, weil nicht richtig interpunktiert wurde.

Viele liebe Grüße
Estrel

 

Hallo Estrel,

danke fürs Ausgraben. Tja mit der eigentlichen Bedeutung von Wiedergänger hast du mich ertappt. Erst dachte ich an Doppelgänger, aber worauf ich eigentlich hinaus wollte war tatsächlich die Wiederkehr, allerdings in anderer Person. Ist wahrscheinlich irgendwie zu kompliziert die Idee und es gibt kein einzelnes passendes deutsches Wort.

Die Interpunktion verspreche ich, mir nochmals vorzunehmen.

Bleibt noch der Punkt mit der namenlosen Rezeptionistin. Seltsam, das ist wohl unbewusst aber voller Absicht passiert. Die Geschichte ist der Einstieg diese Welt des Nordens, die mich so intensiv in der letzten Zeit beschäftigt hat.

Als Mitteleuropäer das erste Mal dort, ist wohl einer der wesentlichen Eindrücke die für uns unglaubliche Distanziertheit der Menschen. Die Namenslosigkeit symbolisiert das. Bei näherem Nachdenken und aus der zeitlichen Distanz heraus könnte sie aber auch einen Namen bekommen, mal sehen.

Danke fürs Lesen,

LG,

N

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom