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Die Rochen des Grauens

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11.02.2005
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Die Rochen des Grauens

Ein Mann steht morgens auf in seinem eigenen Wohnhaus, er hat sich vom Schlafen erstaunlicherweise gut erholt. Er ist sehr, sehr stolz auf das Aufstehen. Geradezu entzückt, was erklärt, dass er extrem frohlockt und Frauen mit seinen Locken anlockt.
Das Haus hat er selbst bezahlt, mit seinem Geld, und darüber hinaus tatkräftig beim Anfertigen geholfen. Er half sogar mit beim Anschreien der Bauarbeiter. Damals, als es noch die D-Mark gab. Seitdem hat sich der Wert des Hauses halbiert, sagte ihm ein guter Freund. Doch an Wert hat es nichts verloren. Typisch, immer dieser dumme Euro. Sorgt nur für Verwirrung.
Der Mann hat nun Schulden bei seiner Bank, aber er will sie demnächst neu streichen, um die Schuld zu begleichen, denn der Lack blättert ab. Das hat er seiner Frau hoch und heilig versprochen. Doch sie hört meistens eh nicht zu, denn sie hat keine Ohren. Es würde sich für sie nicht lohnen zuzuhören, denn sie kann ja gar nichts hören. Kein bisschen.
Viele Leute starren die arme Frau an, wenn sie auf der Straße geht. Der fehlenden Ohren wegen.
Der Mann will in die Küche, wo er auch lebenslustig ankommt. Dorthin gelangt er, indem er eine Matratze vor sich auf den Boden wirft und sich mit einem kleinen Getöse fallen lässt. Plumps! Schon landet er weich auf dem Reich der Federn. Seine Backen wackeln dabei wie Götterspeise. Dann steht er wieder völlig unverletzt auf und das Spiel beginnt von vorne. Diesen Vorgang wiederholt er einige Male, weil er sich so fortbewegt mit einer Geschwindigkeit von 31 cm pro Fall. Er ist zu speziell, um zu gehen, wie andere. Er bezeichnet sich selbst als „Individualist ist höchsten Maßen“.
Kommt eine Frau in seine Küche herein und brüllt ihn mit voller Wucht an: „Joghurts, Kurt! Willst du einen?“
„Was hast du denn für welche? Sind das Sicherheitsghurts?“, flüstert er ihr sanft entgegen.
Das bringt die Frau in Rage.
„Nein, ganz normale!“, tobt sie.
„Nein danke, dann nicht. Die sind mir zu fettig.“, entgegnet er ihr freundlich.
„Tja, dann musst du dir wohl ein, zwei oder drei einkaufen, zweikaufen oder dreikaufen.“
Der Mann hat aber großen Hunger. Seine Magensäfte kitzeln ihn schon vor Aufregung. Sie freuen sich schon aufs Mahl, mit dem ihre Arbeit beginnt.
Er schält grimmig Obst ab, um es danach albern zu verspeisen. Ungefähr so wie eine Giraffe oder ein Brontosaurus, dabei macht er zu seinem Vergnügen ihre Laute nach. Besonders mit Brontosauriern hat er jedoch arge Probleme. Sie sind nämlich schon seit Jahren ausgestorben. Wahrscheinlich sind es bereits mehr als hundert. Zu dieser Zeit hatte es noch keine Tonbandgeräte gegeben, nie wurde das Gebrüll eines dieser Tiere aufgezeichnet.
Er betrachtet das Messer, mit dem er durchs Obst geht, um es von seiner Haut zu entfernen, genauestens.
„Hmm, scharf!“, stellt er fest. Ein weißes, wollenes Tier erscheint in der Tür und antwortet: „Ja?“ Der Mann rastet völlig aus.
„Nicht Schaf! SCHARF!“ Er wirft das Messer nach dem Wiederkäuer, doch ehe er sich versieht, hat es Reißaus genommen. Es hastet mit lautem Gepolter die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, wo es sich seiner Herde wieder einreiht. Die Plätze sind fest zugewiesen, bei Nichteinhaltung werden 10 Euro in die Mannschaftskasse zur Strafe bezahlt. Von höheren Strafen sehen sie ab, sie haben ja sonst auch nichts. Man könnte sagen, sie sind arm. Arm, aber besser als bein.
Danach geht der Mann nach draußen. Er ist einfach unberechenbar, schließlich ist er keine Matheaufgabe. Dort sieht er eine riesige Armee von A-Meisen, B-Meisen und fliegenden F-Meisen. Die Nachhut bildet eine stechende Menge von S-Meisen und ganz normale Meisen. Sie hat die Form einer Mütze. Die Insekten wollen ein Schaf reißen. Der Name ihrer Gattung hat jedoch nichts mit ihrer Glaubensrichtung zu tun, sie sind alle Christen.
Die Wölfe Ede und Wachsmann, die das sonst machen, haben sie engagiert. Das Heer klingelt gemeinsam, doch der Mann macht nicht auf, denn er ist ziemlich schlau. Schon längst hat er ihren Plan durchschaut.
Vor Schreck will der Mann duschen. Es geht aber nicht, denn seine Dusche kann nicht gehen. Sie ist ja auch an der Wand festgemacht. Wieder zu Hunger gekommen, isst der Mann ein Eis und ein Zweis, um sich von dem Hunger zu erholen.
Kaum wieder im Haus, zieht es den Mann schon wieder nach draußen in die Natur. Genau in dem Moment, als er eine Brennessel pflückt, um sie aufzuessen, bricht die Scheibe eines Fensters in der zweiten Etage des Hauses. Mit den Scherben im Schlepptau kommt seine Frau mit laut hallendem Geschrei angeflogen. Geschickt weicht der Mann aus, um nicht von ihr getroffen zu werden. Ohne Schramme oder Knochenbrüche steht sie wieder auf, um sich ein Gelächter ihres Mannes anzusehen, das sich gewaschen hat. In seinem Lachkrampf stammelt er, während er sich auf dem Boden umherrollt: „Du siehst ja aus! Du hast ja nicht einmal Ohren! Hahaha… usw..“ Die Frau guckt nur dumm aus der Wäsche, sie hat ja nicht gehört, was ihr Mann sagte.
Dann läuft seine Nase. Sie ist ihm abgefallen und geflohen, hatte den richtigen Moment abgewartet. Schon lange will sie ihn verlassen, weil er sie nie putzt. Ihr Achselschweiß ist schwarz, darum kann er ihr gut folgen. Als er sie fängt, putzt er sie und schimpft tüchtig, bis sie weint. Aber nur von außen. Dennoch ist die Nase wieder glücklich und bleibt bei ihm. Es sind Freudentränen.
Der Mann geht wieder nach Hause. Er war auch schon vorher dort. Er will seine Memoiren schreiben, denn er war einst Schriftsteller gewesen. Aber ihm fällt nichts aus. Schon damals konnte er die Schriften nicht stellen, sie fielen sofort wieder um. Beim Schreiben bemerkt er, dass die Memoiren zu dick werden. Er unterzieht ihnen eine Diät und verklebt die Seiten mit Klumpen. Was hat das denn für einen Zweck? Warum er das tut, weiß kein Mensch. Der Mann ist ja auch total übergeschnappt.
Dem Mann fallen nur Hochwitze für sein neues Witzebuch ein. Flachwitze findet er nicht lustig, weil sie zu klein sind. Er mag es auch nicht, wenn er seine Füße beim Hören von Flachwitzen hochnehmen muss. Er muss davor prompt ein paar Socken anziehen, der kalten Luft in den höheren Gegenden wegen. Wie viele genau möchte er jedoch nicht verraten.
Auf einmal will der Mann zu der Frau. Sie sind verheiratet, ein Paar. Doch auch diese Anzahl bleibt ein Geheimnis. Bei seiner Frau angekommen wird er total aggressiv. Schon wieder steht sie mit den Ghurts in der Küche. Sie kann sich nicht bewegen. Sie hat einen Hexenschuss. Im Bein. Die Hexe ist bereits geflohen, mit der Tatwaffe.
Der Mann brüllt: „Ich heiße gar nicht Kurt! Ich heiße Kasimir.“ Er geht zum Kühlschrank, holt sich Käse. „Das kommt von Käsi mir!“ Er gibt das Stück Käse seiner Frau, sie heißt „Hol Bier“, und zeigt auf den Heißschrank. Diesen Namen hatte sie nicht immer getragen. Doch der Mann hatte ihr einst den Namen gegeben, weil er ihren richtigen, Sybille, vergessen hatte.
Der Mann selbst heißt Kohlenstoffmonoxid und nicht Kurt oder Kasimir. Diesen Namen hatte er sich ebenfalls selbst einst gegeben, weil sein alter Name, Hans, ihm zu gewöhnlich geworden war. Schließlich war er „Individualist in höchsten Maßen“. Sie lauten 90-60-90.
Erneut brüllt er auffordernd in ihre Richtung: „Schmelz Käsi mir!“ Er liebt Schmelzkäse. Wahrscheinlich würde er dafür töten.
Der Mann wird durchs Schreien müde. Seine Frau schmilzt ihm den Käsi eh nicht. „Hexe, verdammt sollst du sein!“, schreit er nochmals. Seine Frau kann sich ja nicht bewegen. Also setzt er sich genau vor seinen Nahseher, um zu verspannen. Mit Erfolg, schnell verkrampfen seine Muskeln. Durch das Nahsehen wurden seine Augen so rundeckig, dass er ein Nahglas braucht. Und das braucht er noch bis heute. Bei seinem Kampf gegen wilde Rochen, die in seinem Garten frei herumlaufen und alle Blumen mit ins Meer nehmen wollen. Dem Tode geweiht.

Und die Moral von der Geschicht`:
Wieso kann die ohrlose Frau das eine Mal hören, das andere Mal nicht?

 

Jej.

Was soll ich zu diesem Konstrukt sagen?

Ist durchaus interessant gewesen, habe auch an einigen Stellen schmunzeln müssen (Stichwort Hexenschuss); aber insgesamt halte ich das Experiment für zu krass, als dass es ernstgenommen werden könnte. Zumindest was mich angeht.

Es ist wirklich schwierig, zu dieser Geschichte eine Kritik zu schreiben, deshalb kann ich nur meinem subjektiven Empfinden Ausdruck verleihen; und das sagt: Seltsam.

Allerdings nicht in negativem Sinne. Auch nicht direkt in positivem... nur neutral seltsam.

Wie gesagt; war interessant zu lesen, aber momentan bin ich überfordert ; )

 

Hallo Peter Pan,

staubtrocken, total daneben und voller urkomischer Ideen ... so was mag ich. Trotzdem trifft es to ergons Formulierung: "überfordert" ...
Ich fühlte mich von dem Ganzen auch etwas überfordert. Da ist das (köstliche) Spiel mit der Sprache, dann die völlig verschrobenen Protagonisten und eine komplett absurde, teils zusammenhanglose Handlung. Dabei lenkt eines vom anderen ab, was schade ist, und man fühlt sich als Leser wie zwischen Schlingpflanzen gefangen.

Ich denke daher, weniger wäre hier mehr: Nur leicht verschrobene Typen in einer schön doofen, aber halbwegs logischen Handlung, erzählt mit diesen größenteils köstlichen Wortspielen ... da könnte ich leichter mitgehen und mich mehr in alles Geschehen reinsteigern.

Amüsiert habe ich mich streckenweise schon so. :)

Er betrachtet das Messer, mit dem er durchs Obst geht, um es von seiner Haut zu entfernen, genauestens.
„Hmm, scharf!“, stellt er fest. Ein weißes, wollenes Tier erscheint in der Tür und antwortet: „Ja?“

Zum Zehennägel-nach-oben-Biegen ... :D

Viele Grüße
Pischa

 

Moin Peter Pan,

Willkommen auf KG.de erstmal.

Flachwitze findet er nicht lustig, weil sie zu klein sind.
Geht mir genauso. Von daher habe ich mit deinem Text auch nicht viel anfangen können.
Ein paar der Ideen waren zwar ganz nett, allerdings überschwemmst du den Leser und den Text mit dermaßen vielen zusammenhanglosen Gags (die zum Teil so flach sind, daß man fast von einer Ebene sprechen könnte), daß mir irgendwann die Lust verging, die netten Ideen zu suchen.
Weniger ist mehr - hat mein Vorkritiker gesagt und dem stimme ich zu. Zu absurd wirkt schnell albern.

 

Danke an alle, die es überhaupt ganz gelesen haben.

Kleine Anekdote zur Geschichte: Einen weitaus kürzeren Vorgänger davon habe ich letztes Jahr für unsere Abizeitung geschrieben. Neben den ganzen Kursberichten usw. war dann also auch dieser Text, jedoch wie gesagt viel kürzer. Sollte eigentlich nur so ein Gag für zwischendurch sein.

Und da die Rückmeldungen von "sau lustig" bis "du hast sie nicht mehr alle" gingen, wollte ich mal wissen, was andere dazu sagen und hab das ganze mal ein bisschen ausgeweitet.

Mir ist jetzt auch aufgefallen, dass das Ding eher in Experimente oder Seltsam gehört. Ist ja irgendwie keine richtige Geschichte...

Gruß

 

gnoebel schrieb:
Zu absurd wirkt schnell albern.
Dem schliesse ich mich an.
Auch ich fand einige Ideen ganz nett, leider nur sehr wenige. Abgesehen davon, mag ich diese Art Erzählstil nicht aber das ist ja Geschmackssache.
Allerdings kann ich nicht sagen, dass die KG schlecht ist aber gut ist sie auch nicht.

Gruß

 

Also, das mit dem Schaf ist ja total abgedroschen (ich sag nur Dönerladen: "Scharf?" -"Nein, mit Rind".) Und das mit den Meisen auch.
Aber die Moral bügelt alles wieder aus: Top.
Ich dachte zuerst, die Frau mit der er redet wäre nicht seine, weil es heißt "kam eine Frau..."

 

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