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Die Schicksalshelden [WV]

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16.09.2004
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Die Schicksalshelden [WV]

Schicksalshelden

Drei Helden speit die blutrote Scheibe am Horizont in das tote Vakuum
Einer kämpft für den Zweck des Lebens
Einer kämpft für den Schutz des Lebens
Einer kämpft ums Überleben
Sterben werden sie alle
(Ard Lamur, Schicksalshelden, 2143)​

Am Anfang war Gott, am Ende herrschten der Mensch. Seine Feinde zerbarsten in einem Inferno aus Plasma und Neutronen. Wurden dahingerafft und in ihre Atome zersetzt. Er war der Superlativ des Sensenmannes und sein Eintreffen war ebenso unausweichlich. Einer Naturgewalt gleich. Ein perverser Fehler des allmächtigen Schöpfers. Ein hungerndes Virus nach Macht, Ruhm und Zerstörung – ohne Gefühle und Verstand. Die verwitternden Statuen der antiken Völker auf den Ruhmesplätzen unten auf der Erde wispern noch von Geschichten einst tugendhafter Krieger für das Licht der Freiheit. Zu spät ist es für einen Wechsel. Denn alles hat seine Zeit. Licht und Schatten. Bleiben oder Umkehren. Tod oder Verderben.

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Der Mensch wurde dazu erschaffen, große Taten zu vollbringen! Die freie Handelsföderation ist seit 175 Jahren sein Werkzeug dafür. Noch in tausend Jahren wird man unserer Generationen gedenken. Als Kämpfer für die höchsten menschlichen Werte: Freiheit und Frieden. Das ist euer Werk! Allein EUER WERK!“
Die letzten Worte schrie der Mann auf dem Podium der Menschenmenge entgegen. Sie kreischte, klatschte und pfiff ihm zu. Sein Gesicht war rötlich angelaufen. Feurige Musik heizte die Stimmung weiter an. Flammende Vulkane schossen plötzlich von den Rändern an die Decke.
Ihr Mund wurde zu einem dünnen Strich. Wie einfach die Masse doch zu manipulieren war. Freie Handelsföderation. Das war schon eine Negation in sich selbst. Diktatorisches Handelsimperium würde das Gebilde treffender beschreiben. Aber solang der Pöbel mit Arbeit und Vergnügen eingelullt werden konnte, stellte der keine Fragen und verkroch sich hinter seinen Illusionen. Ängstlich vor dem, was die Antworten erzählen würden.
Es gab drei Sorten von Menschen. Diejenigen die etwas bewirkten, diejenigen die zuschauten und diejenigen die sich zu spät wunderten, was passiert war. Der Mob bestand zu hundert Prozent aus den Letzten beiden. Sie bestand zu hundert Prozent aus der Ersten.
Prüfend sah sie hinab auf die Menschenmenge. Ob ihre fanatischen Eltern wohl auch zu ihrem Präsidentenidol hinaufschrieen? Es war ihnen zuzutrauen. Für diesen grausamen Präsidenten hatten sie schon immer Zeit gehabt, für ihre Tochter nie.
Behutsam legte sie an. Die X3 Silent war zwar nicht aus der neusten Generation, aber im Laufe der Zeit war sie zu ihrem zweiten Ich geworden. Diese Waffe würde sie zum Ziel führen.
Leise seufzte sie. Warum gab es keinen anderen Ausweg? Sie verabscheute es, Leben zu beenden. Aber was war schon das Leben eines Diktators gegen die Freiheit von Milliarden? Wenn er erst einmal beseitigt war, konnten die Menschen aus ihrer Unmündigkeit geführt werden! Einen Versuch war es Wert. Liberale Werte jedoch setzten eine gewisses Umfeld voraus – wie zum Beispiel freie Medien. Das war unter diesem Diktator nicht möglich!
Ruhig sah sie auf ihre Uhr. Alles lief nach Plan. Sie hatte noch vier Minuten um das Werk zu vollenden. Dann musste sie verschwinden. Denn der nächste Sicherheitscheck der Systeme war genau in 6 Minuten. In 5 einhalb würde ihr jemand die Schleuse aus dem System öffnen, durch die sie entschlüpfen würde. Schmal lächelte sie der digitalen Zielvorrichtung entgegen. In wenigen Minuten würde das vollendet werden, von dem nicht nur sie schon seit so langer Zeit träumte.
Doch bitter verzog sich ihr Mund, als sie den Präsidenten beobachtete. Wie er dort den Sieger der Freiheit poste. Ekelhaft. Warum gab es keine andere Möglichkeit ihm seine Maske zu entreißen und die dickgefressenen Maden zu enthüllen, die hervorquellen würden? Warum mussten sie mit seinen Waffen kämpfen?
Eher erheitern konnten sie die Sicherheitsleute, die ihn umringten. Nach dem Vorbild der glorreichen römischen Garde, den Prätorianern, waren sie etabliert worden. Entschieden mehr als es dem Präsidenten lieb sein würde. Ihr Tribun selbst war heute gekommen um sicherzugehen, dass das Attentat reibungslos ablief. Sie beobachtete den Anführer für einen Moment durch die Zielvorrichtung. Seine dunklen Augen scannten wie eine Maschine ununterbrochen die Menge. Alles andere an ihm strahlte Gelassenheit und Macht aus. Die mageren Gesichtszüge waren vollkommen entspannt. So, wie seine kurzen schwarzen Haare ihm auf die Stirn fielen, hatte seine unnahbare Art etwas Anziehendes. Zum Glück musste sie ihn nicht auch ausschalten.
Ihr Finger glitt ganz langsam zum Abzug. Sie wollte soviel wie möglich von dem letzten Moment in sich aufsaugen - sich danach an alle Details erinnern können. An die stickige, nach Feuerwerkskörpern riechende Luft. An die Schreie der Fanatiker. An das süffisante Lächeln des Präsidenten. An alles.
Ihr Opfer trat vom Podium der Menschenmenge entgegen. Der Lauf der Waffe folgte ihm. Er beugte sich zu einem Sicherheitsmann und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser ging darauf zur Absperrung, die den Präsidenten und die Menge trennte, suchte eine altes Ehepaar und einen jungen Mann aus, öffnete die Absperrung einen Spalt und ließ die drei Menschen zu dem Präsidenten auf die Bühne. Eines musste man diesem Teufel lassen, er war ein Meister der Massen.
Alle drei Auserwählten wussten nicht wie ihnen geschah. Selbst der alte Mann flippte aus wie ein kleines Kind. Tränen rannen seiner Frau über die Wangen.
Plötzlich krachte es. Eine Menschentraube durchbrach die Absperrung, als der Sicherheitsbeamte sie wieder schließen wollte und rannten auf den Präsidenten zu. Vier Sicherheitsmänner traten ihnen entschlossen entgegen. Der Rest umringte schützend den obersten Föderationslenker. Sie fluchte. So hatte sie kein freies Schussfeld mehr. Angespannt sah sie auf den Timer. Noch ein einhalb Minuten. Die Meute ließ sich nicht von den vier Männern aufhalten. Die Sicherheitsbeamten zogen ihre Ultraschallpistolen. Doch der Präsident winkte lächelnd ab und trat der Menschentraube ohne Berührungsängste mit ausgestreckte Armen entgegen. Die Menge schrie noch lauter. Die Halle erbebte unter ihrem Jubel. Die Prätorianer verbargen wieder ihre Waffen, aber folgten ihm augenblicklich.
Jäh schreckte sie ein Vibrieren hoch. Sie sah auf den Timer. Noch eine Minute. Entweder, die Prätorianer brachten die Lage augenblicklich unter Kontrolle, oder... . Oder was? Oder sie musste Leben gefährden. Es gab keine andere Möglichkeit. Zwei gegen Milliarden war immer noch erträglich. Aber wo war die Grenze? Bei zwei jedenfalls noch nicht.
45 Sekunden. Sie visierte sein Genick an. Prätorianer und Fanatiker wuselten durch ihr Schussfeld. Sie musste genau treffen.
35 Sekunden. Dort unten waren zu viele Menschen. Sie schrie innerlich auf.
25 Sekunden. Da entstand eine kleine Lücke. Sie zog den Abzug durch. Kein Geräusch ertönte, doch der Präsident sackte in sich zusammen ohne einen Laut von sich zu geben. Für einen Moment noch brach das Geklatsche nicht ab. Dann auf einmal Totenstille, die sich wie ein Lauffeuer ausbreitete und Sekunden später stoben die Menschen schreiend auseinander. Der Präsident war tot! Niemand hatte die Frau hinter ihm bemerkt, die ebenfalls zu Boden gegangen war.
Fluchend zog sie sich zurück, um sofort einen leisen Freudenschrei aus sich herauszulassen. Das Ziel war erreicht. Heute Abend würde sie feiern!
Blitzschnell klappte sie die X3 Silent zusammen und verschwand leise wie eine Raubkatze von ihrem Platz. Bei 5 Minuten und 13 Sekunden erreichte sie die Schleuse. Kurz darauf schwang eine Tür lautlos auf und sie schlüpfte hindurch. Auftrag erfüllt. Die Scanner hatten sie nicht entdeckt.
Im selben Moment blieb sie wie gefroren stehen. Ihre Gedanken rasten. Panik schoss in ihr empor. Mehrere Sicherheitsbeamte hatten ihre Waffen auf sie gerichtet. Warum? Wieso? Die Prätorianer hatten doch eingewilligt. Ihr Blick fiel auf deren Kleidung. Das waren überhaupt nicht die Prätorianer. Sie trugen die geheimen Abzeichen der Opposition! Waren sie nur zu ihrem Schutz gekommen? Etwas traf sie in den Hals und verursachte einen beißenden Schmerz. Kurz darauf verlor sie das Gleichgewicht, wollte schreien, doch stürzte in eine bodenlose Schwärze.

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Die Zeiger der Thekenuhr verhießen vier Uhr nachmittags. Es war immer noch unerträglich heiß, was auch nicht der Jahrhunderte alte quietschende Deckenventilator mindern konnte. Wie jeden Tag vergewisserte er sich durch dem Rum in seinen Cocktails, dass die Zeit auch ordentlich totgeschlagen wurde in dieser kleinen Bar aus Bambusholz. Sie lag direkt hinter den Dünen aus weißem Sand, die in eine türkisblaue Brandung übergingen, was nur von vereinzelten Palmen unterbrochen wurde. Strohhalme für den Cocktail hatte er schon seit längerer Zeit aufgeben, die Schirmchen, das wusste der Barkeeper wollte er auch nicht, genauso wenig wie diese kleinen Obststückchen als Verzierung. Er spülte sie einfach so herunter. Sie und ihre Eiswürfel waren schließlich das einzige, was gegen die teuflische Glut helfen und seine Gehirnzellen etwas betäuben konnte.
Er nippte vorsichtig an dem Glas, was ihm der einheimische Barkeeper wortlos auf die schmierige Theke gestellt hatte. Ein Hauch von Limette und Rohrzucker verwöhnte seinen Gaumen. Wenn er sich anstrengte, dann konnte er sich sogar den Maracujasaft einbilden. Gegen die hölzerne Theke lehnend, sah er über den verstaubten Fußboden, an den abgewetzten Tischbeinen hinaus auf die Dünen.
Gedankenverloren trank er weiter. Auf den zweiten Schluck schmeckte es etwas pelzig, süßlich verfault. Auf den zweiten Blick wirkte die Umgebung wie eine billige Kulisse aus einem rosaroten Streifen des vorletzten Jahrhunderts und schon beim ersten Eindruck wurde manchem schmerzlich bewusst, dass die Hitze eiskalt war.
Manche vergötterten diesen Ort, der sie das Blut und die Schreie vergessen ließ, welche ihnen früher Herzrasen, Alpträume und auswegslose Depressionen beschert hatten. Andere, wie er, dachten an dieses ekelhafte Geschwür, welches sie in der Realität zerstört hatten. Welches in der Hülle des Freidenkers wieder auferstanden war und ihnen dieses verfaulte Gefängnis geschenkt hatte.
In der Tür, ein Tor aus gleißender Sonne, erschien plötzlich ein Schatten, wie ein Dämon aus der Hölle. Was sich daraus entwickelte, war allerdings das positive Negativum. Ein etwa ein Meter paar und siebzig großer, sonnengebräunter Engel im Urlaubsdress.
„Ey Andrew, noch mal so einen für Claire!“
Das von winzigen Sommersprossen um die Nase bedecke Gesicht entblößte ein unwiderstehliches Lächeln. Ihre Augen, der Farbe des türkisen Wassers gleich, streiften die seinen und versetzten ihn in die zweite Klasse, als ihn dieses unglaubliche Mädchen aus der vierten unverhofft angesprochen hatte. Er war natürlich abgeklärter und stammelte mir keinen mehr zurecht, sondern lächelte selbstbewusst zurück.
Anstatt sich jedoch zu ihm an die Theke zu setzen, entledigte sie sich ihres weißen, knappen Sommerkleidchens, rückte ihre Bikiniträger zurecht, wühlte in ihrer Tasche, holte eine Taucherbrille und Schnorchel zum Vorschein. „Sorry, Ragnar, geh ein bisschen mit den Jungs am Strand tauchen.“ Sie wirbelte herum und verschwand mit ansehnlichem Hüftschwung wieder in dem gleißenden Licht. Der Barkeeper stellte ihm den bestellten Cocktail auf die Theke. Seufzend riss der, der Ragnar gerufen wurde, den Strohhalm heraus und setze an.
„Na, das war ja wohl nichts. Aber was soll’s? Was die eine nicht will, holt man sich von der anderen“, lachte Vigor, der auch im Schatten Zuflucht gesucht hatte. Er holte aus einer Kiste unablässig Dartpfeile und zielte damit auf eine Scheibe
Eine, wie die andere, dachte Ragnar sich. Nicht einmal das gestrige Lustspiel mit der einen war authentisch gewesen und das ging nun schon so seit vier unerträglichen Jahren so. Für manche ein Paradies, für ihn die Hölle, wenn er an die Realität dachte. Wären sie nach dem Attentat doch nur nicht so gutgläubig gewesen.
„Zieh nicht so ein Gesicht. Das wird ja immer schlimmer, je länger wir hier sind. Spiel lieber ne Runde Dart mit mir!“ Vigor, war ein Riese aus Muskeln und Knochen. Seine Gesichtszüge waren kantig, sein braunes Haar kurz. Frauen fanden ihn anziehend, wahrscheinlich weil er nicht nur die Beschützerrolle perfekt ausfüllte. Ich versuchte ein erfreutes Grinsen aufzulegen, was mir sowieso nicht gelingen konnte und bewegte mich von meinem Barhocker.
Das schlimmste an dieser Welt war, dass man sie nicht einmal beenden konnte. Ein paar der Jungs von Ragnar hatten schon versucht, sich zu ertränken, aufzuhängen oder zu erschlagen. Nichts funktionierte. War es da ein Wunder, dass es schlimmer wurde?
Ragnar schnappe sich einen Dartpfeil und zielte.

Grelles Licht blitzte auf, Ragnars Nervenenden spuckten Feuer, er rollte von einer kalten metallischen Halterung und spürte heißen Schmerz, als er wenige Sekunden später mit den Ellenbogen voran auf Kunststoffboden prallte. Sofort versuchte er sich aufzurappeln und seine Lider zu öffnen. Rote, verwaschene Lichter kreisten vor seinen Augen. Er zitterte am gesamten Körper und merkte nebenbei, dass er vollkommen nackt und seine Haut klebrig, feucht war. Ekelerregend. Panisch fasste er an seinen Mittelfinger und fühlte den Ring seines verstorbenen Glückes. Vier Jahre lang hatte er ihn missen müssen. Wir waren tatsächlich zurück, dachte er perplex. Oh mein Gott, was hatte das zu bedeuten? Allmählich ergaben die Geräusche in seinen Ohren auch wieder einen Sinn. Er vernahm ein vertrautes Wort „Tribun! Tribun!“
Diesen Namen war er nicht mehr gewöhnt. Seit sie in dieser billigen Filmkulisse eingesperrt worden waren, hatte er die Männer angewiesen, ihn bei seinem Vorname, Ragnar, zu rufen. Doch die Zeit verlangte etwas anderes. Ein automatischer Mechanismus setzte sich in seinem Gehirn in Bewegung.
„Soldaten! AUFSTELLEN!“, seine Stimme war noch etwas zittrig, die Stimmbänder waren zu lange nicht benutzt worden.
„Tribun!“, rief jemand. „In den Schränken hier befindet sich Kleidung. Ich schlage vor...“

Was der Soldat stolz als Kleidung betitelt hatte, war ein kratzender, grauer Kittel. Aber er war immerhin warm.
„Soldaten!“, rief der Tribun mit heiserer Stimme, „Durchzählen!“
„Eins“
„Zwei“
...
„Fünfhundert“
Sie waren zumindest vollzählig. Ragnars Seele schrie bei dem Anblick seiner Männer auf. Die stolzen Prätorianer der Handelswelten, das Abbild der einst glorreichen antiken römischen Leibwache, sahen aus wie eine Seniorenfahrt zu den Einäscherungsfabriken von Unlur. Zumindest hatten die Wächter ihnen irgendetwas gespritzt, dass unsere Muskeln nicht vollständig hatte degenerieren lassen. Aufrecht stehen konnte noch jeder nach vier Jahren.
„Männer!“ rief Ragnar ein zweites Mal. „Es gilt herauszufinden, was passiert...“
Das letzte Wort raubte ihm eine Explosion, welche die Tür am Ende der Halle aufsprengte und bizarr aussehende Gestalten in den Raum spie, die sie sofort mit Feuer und Tod beschenkten. Eines der Geschosse streifte Ragnar, hinterließ höllische Schmerzen und bohrte sich in die metallische Halterung hinter ihm. Hoffentlich traf es wenigstens die, welche sowieso ein Ende finden wollten, dachte er, während er hinter das Gestell hechtete. Er tauchte vorsichtig aus seiner Deckung wieder auf und musste mit Schreck feststellen, dass eines der Wesen mit erhobener Waffe direkt in seine Richtung steuerte.
Die Kreaturen waren etwas kleiner als ein Mensch. Schwarze Augen starrten aus einem länglichen gepanzerten Schädel. Eine gespaltene lederne Zunge leckte monoton über ein lippenloses Maul. Ragnar zählte bis zehn, dann stürzte er sich hinter dem Gestell hervor auf die Kreatur, welche ihn jedoch mit einer lässigen Bewegung seiner Waffe gegen den Kopf zu Boden beförderte und seinen schwarzen Stiefel auf ihn stellte. Das Wesen ließ einen zischenden Laut ertönen, so als wolle es Ragnar verhöhnen und hob seine Waffe. Genau im selben Moment rissen zwei Soldaten das Wesen zu Boden. Doch hatten sie nicht mit der immensen Kraft der Kreatur gerechnet. Mit der freien Klaue griff es am Boden liegend nach dem Bein eines der beiden Soldaten, riss ihn zu sich heran und brach ihm in weniger als einem Augenblick das Genick. Der zweite Soldat jedoch schnellte vor, entriss der Kreatur seine Waffe, sprang zurück und erschoss gleichzeitig den Feind.
„Danke, Soldat“, sagte Ragnar mit so fester Stimme wie möglich und rappelte sich auf.
„Tribun, gehöre ich zu deinen Jungs?“, fragte eine weibliche Stimme belustigt, beinahe spöttisch. Einen Moment war er verwirrt. Als er in das Gesicht blickte, blieb ihm beinahe das Herz stehen. Es hatte weniger Sommersprossen, war blass wie eine Leiche und ihre Wangenknochen, die davor das Salz in der Suppe gewesen waren, erinnerten nun eher an einen grinsenden Totenkopf. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde rasten Bilder durch seinen Kopf, deren brisanter Inhalt auf der Annahme basierten, dass sie ein Computerprogramm gewesen sei.

Ihre Weiblichkeit hielt sie jedoch nicht davon ab, geübt die erbeutete Waffe gegen die Eindringlinge zu verwenden. Gegen die Prätorianer hatten die etwa fünfzig Angreifer keine Chance.
„Feinde am Boden, Eingang gesichert!“, meldete Vigor, sein Centurio, triumphierend.
„SOLDATEN!“, rief Ragnar.
„Ja, Tribun!“
„Dies ist unsere Chance den Simulatoren zu entkommen und uns an unserem Feind zu rächen! Auf zum Schiffshangar. Das Ziel ist es, alle Schiffe dort einzunehmen! Soldaten mit den Waffen voran!“
„Was ist mit dem Angriff der Kreaturen?“, rief einer von ihnen.
Sein Centurio lachte kehlig auf. „Was interessiert die Gefangenen ein Angriff auf das Gefängnis?“

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Der Geruch von verbranntem Tabak lag in der Luft. Glitzernde Lichter erinnerten an strahlende Diamanten und blendeten, jedoch nicht auf Grund ihrer Schönheit. Sektkorken knallten, Besteck klapperte. Fröhliches Gelächter hallte in den Ohren wieder. Die Klänge einer mulakischen Combo tanzten verspielt durch den Saal und umringten einige Paare, die sich steif zum Rhythmus der Musik bewegen. Kellner jagten beflissen umher und lasen den Gästen jegliche Wünsche von den Lippen ab.
Siegessicher betrat Ragnar den Raum. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, auch wenn pechschwarze Schatten die Ereignisse trübten. Aber es war geschafft. Die Föderation war befreit. Heute musste er feiern. Das war er ihr schuldig. Außerhalb dieser privaten Gemächer wurde getrauert, zumindest dem Schein nach. Doch hier wurde das Anbrechen eines neuen Zeitalters gefeiert. Die Werte, die bisher nur hohle Phrasen gewesen waren, würden nun Realität werden.
Einige seiner Prätorianer prosteten ihm lächelnd zu, salutierten, als er durch die Tischreihen ging. Sie hatten sich für den heutigen Anlass extra in Schale geschmissen. Ragnar steuerte auf einen kleinen, hageren Mann mit polierter Glatze zu. Er war der Vizepräsident unter dem alten Regime gewesen. So weit es dort so etwas überhaupt gegeben hatte. Ein äußert gebildeter und freidenkerischer Mann. Der Richtige um die Föderation in das neue Zeitalter zu führen. Das Attentat war nach seinem Plan entstanden. Er bewegte seinen Kopf zu Ragnar und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Tribun“, sagte er und reichte mir freundlich seine Hand. „Endlich sind Sie auch eingetroffen. Wir haben alle schon sehnsüchtig auf sie gewartet. Nun sind die Prätorianer vollständig!“
Im selben Moment blitze etwas Grelles auf und raubte Ragnar die Sicht. Jemand stieß ihn zu Boden und hielt ihm den kalten Lauf einer Waffe an den Kopf.
Als er wieder sehen konnte, stand der kleine, hagere Mann über ihm, schmiss ihm einen Sichtschutz zu und zündete sich genüsslich eine Zigarre an. Er atmete den Rauche ein und hauchte gutgelaunt einige Ringe in die Luft. Dann blickte er den Tribun belustigt an.
„Keine Angst, sie werden nicht sterben. Wir werden Sie und ihre Männer für ihre selbstlose Tat fürstliche entlohnen!“

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Mehrere Geschosse rasten auf Ragnar zu und bohrten sich in die ungeschützten Körper der beiden Schützen vor ihm. Ohne über ihren Tod nachzudenken, sprang er zu einer der Waffen, die sie fallen gelassen hatten und rollte wieder in seine Deckung. Sie hatten sich an einer Kreuzung zwischen herumstehenden Tischen und Fässern verschanzt. Die Notbeleuchtung der kleinen Station flackerte ununterbrochen, es roch nach Öl und Unrat. Es war schwieriger, als Ragnar angenommen hatte, den Hangar ausfindig zu machen. Nun waren sie zum Warten auf die Spähtrupps verdammt, die er ausgeschickt hatte.
Ein Schatten sprang zu ihm in die Deckung. Keuchend lehnte er sich gegen die Rückwand.
„Es sind so verdammt viele“, keuchte er, beziehungsweise sie. Es war Claire. Schweiß stand ihr auf der Stirn. Eine kleine Wunde zog sich über ihren linken Unterarm.
„Ich zähle bis drei und dann kommen wir aus der Deckung hervor“, schlug sie vor.
„Ein, ...zwei, drei.“ Das war wohl eher doch kein Vorschlag gewesen.
Ihr hinterher, sprang Ragnar hinter dem eisernen Gestell hervor, zielte auf eine Kreatur und drückte ab. Sie ging zu Boden, doch er hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Eine weitere bedrängte ihn schießend, aber traf zum Glück nicht. Plötzlich zischten mehre Geschosse an ihm vorbei und erledigten die Wesen auf der anderen Seite des Ganges.
Sein Centurio kam herbeigelaufen und rief leise: „Wir haben den Hangar gefunden. Es liegen dort aber nur drei kleinere Schiffe der Klasse B1 und B3, ansonsten noch etwa 45 Schiffe vom Feind.“ Ragnar seufzte. Damit konnten die Schiffe gerade mal 130 von seinen noch über 400 Soldaten aufnehmen.
„Das heißt, wir müssen die Fremden auch kapern“, erwiderte er säuerlich.
Vigor nickte stumm.
„Wir sind den anderen Spähtrupps schon begegnet und haben sie schon mal zu den Koordinaten geschickt.“
„Andere Überlebende?“, fragte der Tribun müde.
Vigors Mund wurde zu einem dünnen Strich. Er schüttelte den Kopf.
Sie waren davor auf der Suche nach dem Hangar durch eine Kantine gekommen. Etwa dreißig Menschen waren dort bestialisch hingerichtet worden. Selbst wenn es ihre Peiniger gewesen waren, so hatte sie so einen Tod nicht verdient. „SOLDATEN!“, rief Ragnar plötzlich.
Hinter den Barrikaden in den Gängen um die Kreuzung tauchten einige Duzend Männer auf und das war nur ein Teil derer, die sich dort versteckt hatten.
„Abmarsch! Dem Centurio hinterher!“

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Seine Hände zitterten. Seine Finger umkrallten die erbeutete Waffe, damit es niemand bemerkte. Eben noch hatte er Ragnar dazu überredet mit ihm eine Runde Dart zu spielen und nun war er zurück in dieser verrotteten Realität. Damals hatte er für solche Momente wenigstens Pillen dabei gehabt, nun musste er allein auf sich gestellt die Situation meistern.
Warum konnte er nicht auch so wie der Tribun sein? So idealistisch, so furchtlos, so optimistisch. Die Simulatoren mochten nicht dem wirklichen Leben entsprochen haben, die makellosen Körper der Frauen ebenso unecht wie der weiße Sand unter seinen Füßen gewesen sein, doch es war das Leben, von dem er immer geträumt hatte. Nun musste er wieder als Centurio Tot und Grauen verbreiten und empfangen. Würden sie aus diesem Gefängnis fliehen können, würden sie unter dem Tribun wieder versuchen, das Regime zu wechseln. Ein weiteres Mal. Mit etwas Glück würden sie dieses Mal vielleicht sogar Erfolg haben. Vielleicht würden sie aber auch den Tod finden! Und für wen? Für Menschen, die sich nicht dafür interessierten, wer sie führte, solange das Leben genügend Vergnügen bereitete! Wut keimte in ihm empor. Er griff noch fester um seine Waffe.
Als erster war er mittlerweile am Ende des Ganges angekommen. Noch etwa zweihundert Meter, dann waren sie an dem Schleusentor, das sie vom Hangar trennte. Davor sollten an die zweihundert Prätorianer warten, angenommen, sie hatten es alle bis dorthin geschafft. Er hob den Arm, damit die Prätorianer hinter ihm stoppten. Plötzlich erscholl eine Explosion. Er zuckte zusammen. Langsam lugte er um die Ecke. Sein Puls schnellte in die Höhe. Seine Hand zitterte noch stärker. Die Spähtrupps warteten dort. Aber nicht alleine. Sie waren von mehreren Hundert Kreaturen eingekreist, mit denen sie sich ein Feuergefecht lieferten. Sofort schnellte er wieder zurück in die Deckung. Diese Station würde ihr Grab werden. Dessen war er sich sicher.

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„Unsere Soldaten stehen vor dem Schleusentor einer Übermacht der verdammten Kreaturen gegenüber“, zischte sein Centurio, nachdem er wieder zurück in die Deckung geschnellt war.
Ragnar zog scharf die Luft ein. „Gibt es noch einen anderen schnellen Weg zum Hangar damit wir sie in die Zange nehmen können?“
Vigor schüttelte missmutig den Kopf.
Ob er seine Männer lebend aus dieser verfluchten Station führen würde? „Scharfschützen!“ rief Ragnar leise. „In Deckung bleiben und dem Rest Feuerschutz geben! Die anderen nutzen bis zum Ziel jede Deckung aus. Wir müssen sie überraschen!“
Sodann setzte sich der Großteil seiner Männer leise wie Raubkatzen in Bewegung. Wenige dafür ausgebildete Schützen blieben zurück. Sie würden dafür sorgen, dass alle unbeschadet am Ziel ankommen würden.
Immer schneller sprintete seine Truppe den Kreaturen entgegen – geduckt in den Schatten des schlecht beleuchteten Ganges. Es lag genügend Schrott an den Seiten, um sich zu verstecken. Die Station sah aus wie eine einzige Müllhalde. Noch trennten sie um die 100 Meter. Ragnars Atem ging gleichmäßig. Wenn sie hier sterben mussten, dann war es ihr Schicksal. Es war besser, so dachte er, als jeden Tag in diesen verfaulten Simulatoren eingesperrt zu sein. Noch 50 Meter. Das Gefecht war nun direkt vor ihm. Noch waren sie nicht entdeckt worden. Die wartenden Truppen verteidigten sich tapfer, aber gegen die Übermacht hatten sie keine Chance. Nicht in dieser Unterbewaffnung. Was würde er nur für drei seiner Plasmasprengeinheiten geben!
Plötzlich drehte sich eines der Wesen zu ihnen um. Es sah sie direkt an! Von hinten schoss etwas heran und fegte das Wesen von den Füßen. Doch es war zu spät. Andere hatten die anschleichenden Prätorianer auch bemerkt. Seine Männer eröffneten, immer noch auf den Feind zusprintend, das Feuer. Er fand sich selbst dabei, wie er mechanisch seine Waffe hob und auf eine der Kreaturen schoss. Er verfehlte sie, zu lange hatte ich nicht trainiert. Etwas bohrte sich wenige Zentimeter von seinem Kopf entfernt in die Stahlwand. Automatisch ließ er sich zu Boden fallen und drückte noch einmal ab. Dieses Mal saß der Schuss.
Claire kam von hinten herangesprintet, kniete sich neben ihn und zischte besorgt: „Alles okay?“
Ragnar nickte und richtete sich auf seine Knie auf. Sie klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und war blitzschnell wieder im Kampfgeschehen verschwunden. Einen Moment noch hallte das Gesicht ihres Bildes in seinem Kopf nach. Ihre blauen Augen jagten ihm selbst in dieser Situation einen Schauer den Rücken hinunter. Sein Blick folgte genüsslich jeder ihrer Bewegungen – selbst in diesem Kittel. Sein Blick fiel auf den Ring an seinem Finger. Zum tausendsten mal fragte er sich „Warum?“. Hätte der Schütze bei dem Attentat damals doch nur besser gezielt, dann würde sie jetzt noch leben. Wer immer es auch gewesen war, er konnte sich glücklich schätzen, dass er ihn nie getroffen hatte. Ragnar seufzte und hob seine Waffe wieder.
Einen Gegner suchend scannte er den Kampf. Der Überraschungsangriff hatte seine Wirkung gezeigt. Sie hatten die Wesen beinahe schon geschlagen. Es war nur eine Frage der Zeit. Ein stolzes Lächeln umspielte seine Lippen. Die Prätorianer ließen sich nicht schlagen!
Plötzlich ertönte ein knarrendes Geräusch, sein Kopf ruckte in die Richtung des Ursprungs und erschreckt musste er feststellen, dass sich die Schleusentür zum Hangar öffnete. Dahinter warteten noch einmal mehrere Duzend der Kreaturen. Ein Teil von ihnen wurde jedoch sofort in dem Geschosshagel der Schützen zu Boden gefegt. Doch da erblickte er Claire in der Nähe der Schleuse. Sie wurde von drei Kreaturen bedrängt. Er hob seine Waffe. Zeit seine Schulden zurückzuzahlen. Sein Finger glitt zum Abzug, doch nichts geschah. Die Energie war aufgebraucht. Er hätte vor Wut aufschreien können. Sein Herz machte einen Sprung. Kalter Schweiß brach augenblicklich auf seiner Stirn aus. Er sah ihren toten Körper schon am Boden liegen. Claire erwischte einen der Feinde, doch ein anderer schoss ihr die Waffe auf die Hand. Sie rollte sich ab und konnte zwei Salven entkommen. Ragnar ließ seine nutzlose Waffe fallen und sprintete auf sie zu. Das durfte nicht passieren. Im selben Moment wurden beide Kreaturen von zwei Prätorianern niedergestreckt. Einer von ihnen half Claire auf die Beine. Der Tribun atmete auf, verlangsamte seinen Schritt und schrie über das Schlachtfeld: „PRÄTORIANER! Zu den SCHIFFEN!“

Nun ohne Waffe hielt Ragnar sich an Claire, seinen Urlaubsengel. Sie machte mit ihrer Waffe eine gute Figur. Ein Kopfschuss nach dem anderen. Diese Trefferquote hätte er nicht gehabt, vor allem nicht nach vier Jahren Pause. Zusammen mit etwa fünfzig Mann stürmten sie das Eingangstor. Claires Ziel war eines der fremden Schiffe. Immer wieder verfehlten ihn nur um haaresbreite irgendwelche Geschosse. Er sah tote Eindringlinge, aber auch die seinen traf es oft nicht besser. Plötzlich erhob sich der Jäger, den sie stürmen wollten, vor ihnen in die Luft und noch während Claire versuchte, in Deckung zu gehen, wurde sie von einem Geschoss zu Boden geschmettert. Ragnar hechte neben sie, schulterte ihren regungslosen Körper, griff mit der freien Hand nach der Waffe und wäre beim Aufstehen beinahe wieder zusammengebrochen. So schnell ihn seine kraftlosen Füße trugen, rannte er nun zu dem letzten, sich noch am Boden befindenden B1 Bomber. Die anderen beiden B3 Bomber lieferten sich mittlerweile ein Gefecht mit den noch bemannten Jägern und lenkten diese wenigstens so von ihm ab. Auch das B1 Schiff war schon gestartet, hatte jedoch noch seine Ladeklappe offen gelassen. Mit letzter Kraft sprang Ragnar in den Innenraum und ließ Claire vorsichtig zu Boden gleiten. Ein Ruck ging durch das Schiff und schon befanden wir uns in der Luft.
Vigor hatte es auch bis auf den Bomber geschafft. „Da draußen ist die Apokalypse ausgebrochen“, erklärte er tonlos. „Ich habe soeben die Interkommeldungen überprüft.“ Er wollte weitersprechen, doch seine Stimme versagte. Er schüttelte einfach nur den Kopf und warf Ragnar eine flache Scheibe zu.
Was er dort sah ließ sein Blut gefrieren. Eine riesige Flotte der Handelsföderation lieferte sich ein Gefecht mit einer feindlichen Armada.
„Wo ist das?“, fragte Ragnar mit gepresster Stimme.
Vigor tippte auf den Bildschirm der Scheibe und ein Koordinatensystem tauchte auf.
„Oh mein Gott, das ist gleich neben uns vor dem Merkuriusnebel“, entfuhr es dem Tribun.
„Aber wie ist das möglich?“, murmelte Vigor. „Die Handelsföderation hat schon vor über 50 Jahren das letzte Volk vernichtet!“
Ragnar seufzte. „Wohl nicht ganz. Die sehen mir sowohl lebendig als auch äußerst schlagkräftig aus!“
„Das ist noch nicht das schlimmste“, erklärte Vigor verzweifelt und tippte noch einmal auf den Bildschirm.
„D-d-drei Planten“, flüsterte Ragnar Sekunden später.
„Ach, die haben es auch nicht anders verdient. Meinetwegen können die alle krepieren!“, brummte einer seiner Soldaten missmutig von hinten.
„Bei der Führung magst du recht haben, aber nicht die fünfundsiebzig Milliarden Menschen, die dieses Gebiet bewohnen,“ wies Ragnar ihn zornig zurecht.
„Sind das noch Menschen?“, fragte Vigor auf einmal nachdenklich. „Das sind Tiere, die nichts interessiert, solange sie Fressen und Ficken können! Wir haben für sie und ihre Freiheit den Kopf hingehalten und wie haben sie uns gedankt? Mit Desinteresse! Mit Hohn!“
„Aber würdest du anders reagieren, wenn du an ihrer Stelle wärest?“, röchelte unter mir Claires Stimme. „Für was haben wir sonst all die Jahre gekämpft?“
„Wer bist du, dass du WIR sagen kannst?“, fragte Vigor gefährlich leise.
„Ich war damals der Schütze und wurde wie ihr in den Urlaub geschickt!“ Ihre Stimme erbebte vor Zorn.
Ragnars Gedanken erstarrten jäh vor Kälte. Nervös berührte er seinen Ring. Mörder, schoss es ihm durch den Kopf. Mörder! Warum, verdammt noch mal, hatte dieses Biest nicht besser gezielt? Sein Blick zuckte zu der Waffe des Soldaten neben ihm. Wie leicht könnte er...
„Auf in die Schlacht“, ordnete der Tribun tonlos an.

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Schreiend stoben Menschen auseinander. Die Prätorianergarde schütze den Ort des Geschehnis sofort ab. Mehre Duzend Sicherheitsmänner waren zum Schein losgeschickt worden, um den Attentäter zu verfolgen.
Eine dunkelrote Blutlache hatte mittlerweile den hellen Boden entjungfert. Regungslos stand der Tribun da und konnte die bizarre Situation nicht erfassen. Neben dem Präsidenten lag eine weitere Frau. Niemand hatte ihre Leiche bemerkt. Außer ihm. Und er wollte es nicht bemerken, nicht begreifen. Es war unmöglich. Er atmete tief durch und befahl seinen Füßen sich ihrer leeren Hülle zu nähern. Unmöglich. Vielleicht war sie noch am Leben. Hoffnung keimte in ihm empor. Er stürzte auf sie zu. Es war ihm egal, dass er dabei durch eine Blutlache lief.
Neben ihr ging er in die Hocke und fühlte zitternd ihren Puls. Nichts. Ihr kleines Herz hatte aufgehört zu schlagen. Ragnar atmete tief durch um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Dieser Moment war zu entgültig, zu unbegreiflich. Er würde sie nie wieder sehen. Nie wieder ihre Lachen vernehmen. Nie wieder in diese fröhlichen Augen blicken. Nie wieder. Was sollte er nur machen? Er blickte auf ihre Augen. Sie starrten aufgerissen ins Nichts. Ganz behutsam schloss er sie. Eine Träne kullerte ihm über die Wange und fiel auf ihr Stirn. Das konnte einfach nicht wahr sein. Das durfte nicht war sein!
Wenn er den Schützen je treffen würde!

--​

„Alphaformation! B1 und B3 Bomber in den Tarnmodus. Haben die Alienjäger einen ähnlichen Modus?“
„Negativ Tribun.“
„Auch gut. Angriffskoordinaten sind IZ247. Die Jäger fliegen voraus. Mit etwas Glück merkt der Feind nicht, dass sie gekapert wurden. Ist das Schiff hinter den Koordinaten zerstört, sind unsere Zerstörer relativ sicher. Niemand feuert bis die B1 und B3 Bomber für die Antimateriegeschütze nahe genug ran sind!“
„Hoffentlich haben wir mehr Glück als die zerstörten Zerstörer dort vorne“, brummte Vigor und zeigte auf die glühenden Überreste mehrere der mächtigsten Schiffe der Föderation.
Drei Minuten, dann würden sie auf das gegnerischen Schiff treffen. Es war der Größe nach ihr Mutterschiff. Ragnar betete, dass seine Schiffe diesem überhaupt Schaden zufügen konnte. Aber es gab nur Aussicht auf eine erfolgreiche Schlacht, wenn dieses Monstrum zerstört war. Es war ein paar mal so groß wie die größten Zerstörer der Föderation. Auf seinem Gewissen lasteten die entvölkerten Planteten. Seine gezackte Außenhülle erinnerte an einen Teufelsschwanz.
2000 Kilometer Abstand. 1900 Kilometer. Die Prätorianer übertraten die imaginäre Schlachtlinie. Bisher hatte sie niemand bemerkt. 1600 Kilometer.
„Jäger 25 an B1 Bomber, Tribun.“
„Was gibt es Jäger 25?“, fragte Ragnar angespannt. Hoffentlich waren sie nicht aufgeflogen.
„Da nähern sich 51 Schiffe der X3 Föderationsgeneration. Die denken, wir sind ihr Feind! Was sollen wir machen? Könnt ihr sie rufen? Unsere Rufe blocken sie ab. Denken wohl, wir würden ein Virus einschleusen.“
„Das wäre unglücklich. Wir würden unsere Tarnung dadurch verlieren“, warf Vigor ein.
„Noch 1200 Kilometer. Schafft ihr sie hinzuhalten? Sie werden euch sicherlich nicht bis zum Mutterschiff verfolgen.“
„Negativ. Bei jetziger Geschwindigkeit haben sie uns bei Kilometer 600 eingeholt.“
„Wir sollten sie rufen“, erklärte Vigor entschlossen.
„Nein, dann ist unsere Tarnung weg und wir kommen nicht mehr nah genug an das Mutterschiff ran“, warf Claire hitzig ein. Sie hatte sich anscheinend wieder relativ gut von dem Treffer erholt. Ein dicker Verband lugte jedoch unter dem Brandloch hervor, welches das Geschoss in den grauen Kittel gefressen hatte.
„Tribun, was sollen wir tun?“, meldete sich der Jäger nervös.
„Sie haben uns gleich. Sollen wir sie beschießen? Die Bewaffnung dieser Jäger hier dürfte stärker sein!“
„Auch eine Möglichkeit!“, brummte Vigor. „Den schulden wir sowieso nichts. Ich weiß sowieso nicht...“
„Nein, auf keinen Fall!“, ereiferte sich Claire.
Der Tribun zog Luft scharf ein. Nicht schon wieder diese Debatte.
In dem Moment krachte etwas in den B1 Bomber, brachte ihn zu erzittern und warf ihn aus der Bahn.
„Schadensbericht!“, hörte Ragnar sich brüllen.
„Ein Geschoss hat uns getroffen. Keine Systeme beschädigt. Schild auf 83 Prozent. Herkunft unbekannt!“, schrie der Gefechtsadmin.
„Sind wir nicht im Tarnmodus?“, warf Claire ein.
„Doch, aber der scheint nicht wirklich zu funktionieren!“, erwiderte Vigor gereizt.
„Zwei weitere Geschosse sind im Anflug. Einschlag in minus 20 Sekunden.“
„Blender gegen senden und verdammt noch mal, schickt jetzt eine Nachricht an die X3s“, befahl Ragnar.
„Schon passiert.“
Einen Moment später brummte Vigor triumphierend. „Sie greifen mit uns das Mutterschiff an.“
Ein Lächeln trat auf die Lippen des Tribuns. „Dann wollen wir mal spielen gehen. Antimaterie bereit. Geschütze feuern bei 200 Kilometer. Die X3s verteidigen uns derweil gegen mögliche Feindhandlungen, während die Jäger auf 2 km versuchen ranzukommen und dann aus allen Rohen feuern. In der Entfernung werden die Waffen des Monstrums sie hoffentlich nicht treffen können!“
Ein weiteres Zittern jagte durch den B1 Bomber. „Schilde bei 69 Prozent. Frontschilde nur noch bei 53 Prozent.“
„Haben sie schon gemerkt, dass die Jäger nicht mehr die ihren sind?“
„Nein.“
Ragnar nickte zufrieden.
Kilometer 230. Mehrere gegnerische Jäger lösten sich vom Mutterschiff und schossen dem B1 Bomber entgegen. Kilometer 200. Der Bomber begann zu vibrieren und kurz darauf verzerrte sich der Raum um das gegnerische Mutterschiff. Es flimmerte für einen Moment, dann war alles wieder ruhig. Doch deren Schilde würden Probleme bekommen haben. Ein Johlen erscholl aus allen Mündern der Kampfzentrale.
Ragnars Alienjäger jagten weiter auf das Mutterschiff zu.
Wieder schlug ein Geschoss auf dem Bomber auf. Wie Thors Schmiedehammer. Ragnar strauchelte, aber versuchte ruhig zu bleiben. Es würde kritisch werden.
„Schilde bei 44 Prozent. Frontschilde bei 31 Prozent“, kam die Meldung kurz darauf.
Lange würde das Schiff nicht mehr durchhalten. Die X3s schirmten sie derzeit zumindest noch gegen die Jäger ab. Ein weiteres Vibrieren schüttelte das Schiff. Die Antimateriewaffe traf kurz darauf den Gegner, gefolgt von zwei weiteren gleichen Angriffen von den B3 Bombern.
„Wie sieht’s mit den Jägern aus?“, fragte Vigor nervös in die gespannte Stille, die sich ausgebreitet hatte.
„Sind noch nicht enttarnt worden. Eintreffen in minus 15 Sekunden.“
Ragnars Herz pochte immer schneller. Würden sie es schaffen? Die wenigen Sekunden dehnten sich schmerzhaft in die Länge. Jäh erleuchteten mehrere kleine Explosionen den Bildschirm. Die Jäger hatten ihre Beute gefunden!
„Drei weitere Geschosse nähern sich uns. Wir haben keine Blender mehr. Aufschlag in minus 20 Sekunden. Die wollen uns auf jeden Fall vernichten. Ich schlage vor, jeder legt sich auf den Boden oder hält sich irgendwo fest!“
Der Tribun atmete tief durch und umklammerte eine stählerne Stange vor ihm. Würde es das Ende sein? Möglich war es. Claire tat ihm mit einer Hand gleich. Mit der anderen umklammerte sie Ragnar. Er schrie innerlich auf. Ein Gefühl zwischen Himmel und Hölle breitete sich in ihm aus.
„Einschlag in Minus 5 Sekunden.“
Claire blickte Ragnar an und lächelte. Ungewollt musste zurück zurücklächeln. Trotz der grenzwertigen Situation ließ sie ihn an völlig abstruse Sachen denken. In zweierlei Hinsicht, als wäre er schizophren.
Der Bomber begann wieder zu vibrieren. Dann schlugen sie ein. Drei Mal hintereinander. Obwohl Ragnar sich festgehalten hatte, stürzte er beinahe quer durch den Raum.
„Schilde auf 3 Pro..“
Im selben Moment brüllten alle los. Das Mutterschiff barst unter der letzten Antimateriebombe unterstütz von den Angriffen der Jäger auseinander.
Claire warf sich Ragnar schreiend um den Hals. Er konnte nicht anders als ebenso zu reagieren. Sie hatten es tatsächlich geschafft! Tatsächlich geschafft!
Geschrei ertönte über alle Kanäle des Interkoms. Erleichtert lehnte der Tribun sich gegen die Schiffswand. Claire grinste ihn triumphierend an.
„Nun ist es nur noch eine Frage der Zeit bis die anderen Schiffe von den Zerstörern vernichtet werden!“, erklärte sie.

„Wir werden gerufen!“, meldete einer der Piloten.
„Auf den Schirm“, befahl Ragnar gutgelaunt.
Es erschien ein bleiches Männchen in einer grauen Uniform. Es fehlte ihm nur noch ein kleiner Schnäuzer und man hätte ihn direkt in die erste Hälfte des zwanzigste Jahrhundert zurückschicken können.
„Tribun der Prätorianer“, sprach er feierlich. „Wir verneigen uns ehrfürchtig vor dieser Heldentat, welche die Schlacht zu unseren Gunsten entschieden hat. Die Bevölkerungen der Handelsplaneten danken euch zutiefst.“
Ragnar neigte lächelnd seinen Kopf.
„Wir erwarten keine Wiederstand, wenn wir sie in wenigen Minuten entern werden, ansonsten sehen wir uns gezwungen, ihre Schiffe zu zerstören. Dieses Mal werden Sie in eine Raumstation teleportiert, die am Rande des Universums liegt und von der sie sicherlich NICHT zurückkommen werden. Sie hat nämlich weder Ein- noch Ausgang!“
Ragnar glaubte, sein Herz bliebe stehen. Mit einem Schlag hatte dieser 3. Reich Verschnitt seine gute Laune und den Glauben an diese Teufelskarikatur vernichtet.
„Versuchen Sie es und grüßen sie dann später unseren wirklichen Feind, sobald er diese Welten zerstört hat!“, erklärte Ragnar jedoch kalt. „Ich habe noch über 40 Schiffe unter meinem Kommando. Es würde sehr verlustreich für sie ausgehen. Sie haben soeben das Werk meiner Prätorianer gesehen. Überschätzen sie lieber nicht ihre Kreuzer!“
„Nein. Wir ergeben uns!“, erklang hinter Ragnar die Stimme seines Centurios und jemand drückte Ragnar den harten Schaft einer Waffe gegen den Kopf.
„Wie ich sehe, haben sie sich geeinigt. Schalten sie die Schutzschirme ab, damit wir ihre Schiffe betreten können“, erklärte der Kommandant belustigt.
„Abschalten, sonst stirbt der Tribun“, bellte Vigor gehetzt.
„Warum?“, zischte Ragnar wütend und drehte sich langsam zu ihm um.
„Weil ich diese Schlachten so was von über habe! Was war an den Simulatoren so schlimm? Wir hatten alles was wir wollten und vor allem keinen Tod! Seit wir zurück sind, habe ich wieder Panikattacken, meine rechte Hand zittert unablässig. Und für was? Für primitive Tiere! Schau sie dir doch an, wie sie deiner Heldentat danken!“
Der Tribun blickte in die Augen des Riesen. Sie flackerten. Er schwitze, obwohl es kalt war. Auf einmal blickte Ragnar durch seinen Held in das psychische Wrack, das er eigentlich war.
Jäh sackte Vigor mit einem Schrei zusammen. Hinter ihm erschien Claire und zischte eiskalt: „Nicht mit mir. Nicht mit mir!“
Sie hob blitzschnell die Waffe auf und sagte: „Hat noch jemand Probleme damit, dass wir uns unseren Weg aus dieser Hölle freischießen?“
Ragnar musste ein Grinsen unterdrücken. Sie war tatsächlich eine Teufelsbraut.
„Ja, ich“, erwiderte ein Soldat und hob ebenfalls seine Waffe, gefolgt von einem zweiten, der anmerkte: „Du kannst nur einen von uns erschießen. Wir wollen nur Leben und diesen Krieg wieder vergessen!“
Claire lief rot an, aber ließ die Waffe fallen.

Keine zehn Minuten später befanden die Prätorianer sich irgendwo im Nirgendwo am Ende des Universums. Irgendein Verrückter hatte dort das perfekte Gefängnis erbaut. Man kam nur durch Teleporter rein und überhaupt nicht mehr raus. Vigor und einige andere hatten sich sofort wieder an einen Simulator angeschlossen.
Keine Stunde später saß Ragnar mit Claire zusammen in einem der unzähligen verlassenen Räume, tranken einen Kaffee und schaute Universum TV. Wie der Name sagte, konnte man es überall empfangen.
Keinen Tag später hatten sie sich auch an den Simulator angeschlossen, nur so für ein, vielleicht zwei Stunden. Universum TV sendete nicht mehr. Die Eindringlinge hatten in den Morgenstunden wie Heuschrecken die Welten überrannt. Leben - Fehlanzeige. Victors Tiere waren zur Schlachtbank geführt worden. Zum Glück war die Station zu weit ab vom Schuss - noch. Ragnar überlegte immer noch, ob er seine tote Frau nicht doch rächen sollte. Bevor er gestern Abend allerdings Claire besucht und seine prekären Bilder aus dem Simulator in die Realität geholt hatte, hatte er seinen Ring abgenommen. Er hatte nicht vor ihn je wieder aufzusetzen.

 

Tja, da ich nicht so viel zum Schreiben komme, bastle ich immer noch an dieser Story rum. Würd mich freuen, wenn sich irgendwie die antun würd :) . Allerdings habe ich etwas angst davor, wenn ich mir die realtitätsnahen Forderungen von euch in den letzten Stories anschaue;).

Grüße

Thomas

 
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Hi Tommy

nachdem du dir ja mit meinem "Langtext" soviel Mühe gegeben hast, war ich ja wohl gezwungen, dir einen Gegenbesuch abzustatten. (Nein, hier wird niemand gezwungen!!! Ich hab's gern gemacht :D ) Nun gut...


Es handelt sich hier um eine neuere, ausgepfeiltere Version einer älteren Geschichte von dir. Kann mich deutlich daran erinnern, der damals einige abrupte Handlungssprünge vorgeworfen zu haben.
Das ist hier deutlich besser geworden. Die unterschiedlichen Zeitebenen wirken geschlossener und man kommt auch nicht durcheinander.

Generell find ich die Idee ganz interessant, die Menschen als bösartige Überrasse im Universum auftreten zu lassen, die allem und jedem überlegen ist. Dass da am Ende doch noch einer besser ist, nun ja, kann man so machen, müsste man aber nicht ;)

ZU allerst ein paar konkrete Stellenkommentare:

Ihr Mund wurde zu einem dünnen Strich.
Hier und bis zur Mitte des zweiten Abschnitts stört mich ganz entschieden die Namenlosigkeit deiner Prots. Das willst du wohl noch nicht verraten, aus Angst dir irgendeine Pointe am Ende zu versauen, aber keine Angst, so gut war die Pointe nicht (sehr vorhersehbar ab ca. der Mitte), als dass du sie damit versaut hättest :D
Vorschlag zu Güte: Siedle die Szene weiter hinten an.

Es gab drei Sorten von Menschen. Diejenigen die etwas bewirkten, diejenigen die zuschauten und diejenigen die sich zu spät wunderten, was passiert war.
Die drei Mengen sind aber nicht unbedingt disjunkt!

Der Mob bestand zu hundert Prozent aus den Letzten beiden. Sie bestand zu hundert Prozent aus der Ersten.
Klingt wegen der Wortwdh sehr holprig. Drücks doch etwas einfacher aus.

Sie verabscheute es, Leben zu beenden.
Wie viele Prsäidenten hat sie denn schon erschossen?

Aber was war schon das Leben eines Diktators gegen die Freiheit von Milliarden? Wenn er erst einmal beseitigt war, konnten die Menschen aus ihrer Unmündigkeit geführt werden! Einen Versuch war es Wert. Liberale Werte jedoch setzten eine gewisses Umfeld voraus – wie zum Beispiel freie Medien. Das war unter diesem Diktator nicht möglich!
Boah, Klischeealarm. Würde ich rausnehmen.

In wenigen Minuten würde das vollendet werden,
Das mit den Minuten hatten wir zwei Sätze weiter oben schon. Mach doch da einfach ein "Gleich" draus.

was auch nicht der Jahrhunderte alte quietschende Deckenventilator mindern konnte.
Entweder soll das eine Hyperbel sein, dann ist sie aber ein wenig schwach (Besser: "Der Deckenventilator schien noch aus der Zeit der Dampfmaschinen zu stammen..."). Oder es ist eine Versinnbildlichung des Alters, dann ist es aber Quatsch, technisch gesehen.(Besser: "Ein antiker Deckenventilator..." Da verstrickst du dich nicht in unnötige Diskusionen über die Machbarkeit jahrhundertealter Deckenventilatoren :) )

Er war natürlich abgeklärter und stammelte mir keinen mehr zurecht, sondern lächelte selbstbewusst zurück.

Ich versuchte ein erfreutes Grinsen aufzulegen, was mir sowieso nicht gelingen konnte und bewegte mich von meinem Barhocker.

Zumindest hatten die Wächter ihnen irgendetwas gespritzt, dass unsere Muskeln nicht vollständig hatte degenerieren lassen.

Hier bist du in der Personenreflexion verruscht!

Wir waren tatsächlich zurück, dachte er perplex. Oh mein Gott, was hatte das zu bedeuten?
Empfehle ich wörtlich Rede mit Anführungszeichen drauszumachen. Aber auf jedenfall: "Wir sind... Oh mein Gott, was hat das..."
„Danke, Soldat“, sagte Ragnar mit so fester Stimme wie möglich und rappelte sich auf.
„Tribun, gehöre ich zu deinen Jungs?“, fragte eine weibliche Stimme belustigt, beinahe spöttisch. Einen Moment war er verwirrt. Als er in das Gesicht blickte, blieb ihm beinahe das Herz stehen. Es hatte weniger Sommersprossen, war blass wie eine Leiche und ihre Wangenknochen, die davor das Salz in der Suppe gewesen waren, erinnerten nun eher an einen grinsenden Totenkopf. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde rasten Bilder durch seinen Kopf, deren brisanter Inhalt auf der Annahme basierten, dass sie ein Computerprogramm gewesen sei.
An der Stelle musste ich mich fragen: Haben die keine anderen Sorgen im Moment? Bspw die vielen Außerirdischen um sie herum, die sie mit Laserwaffen beschießen? :D

Ein äußert gebildeter und freidenkerischer Mann.
"Freidenkerisch" klingt seltsam. Wie Wäre es mit "freidenkender" oder "Ein äußert gebildeter Mann - ein Freidenker, wie er im Buche steht."

keuchte er, beziehungsweise sie.
Beziehungsweise klingt immer doof in Kgs. Ersetze es doch durch "keucht die Gestalt", dann hast die schon mal den Geschlechterwandel drin.
Ein Ruck ging durch das Schiff und schon befanden wir uns in der Luft.

„Das sind Tiere, die nichts interessiert, solange sie Fressen und Ficken können! Wir haben für sie und ihre Freiheit den Kopf hingehalten und wie haben sie uns gedankt? Mit Desinteresse! Mit Hohn!“
Reichlich harte Gedanken, wenn man bedenkt, dass er von zweien dieser Tiere geboren wurde.

Eine dunkelrote Blutlache hatte mittlerweile den hellen Boden entjungfert.
"Entjungfert" Grrr. Da hast du das Bild deutlich überstrapaziert für meinen Geschmack.

Claire blickte Ragnar an und lächelte. Ungewollt musste zurück zurücklächeln.
Den Fehler findest du selbst.

Dieses Mal werden Sie in eine Raumstation teleportiert, die am Rande des Universums liegt und von der sie sicherlich NICHT zurückkommen werden. Sie hat nämlich weder Ein- noch Ausgang!“
Das hätte ich dem Tribun nicht gleich so auf die Nase gebunden. Diplomatie Sechs! Setzen! :D

Keine zehn Minuten später befanden die Prätorianer sich irgendwo im Nirgendwo am Ende des Universums.
Teleportieren hin oder her. Ein bisschen mehr Einstein hätte mir aber hier doch gefallen.


Allgemeine Tipps:
Zeitsprünge und Szenenwechsel sind ein gutes Mittel, um ansonsten eher fad dahintümpelnde Stories noch ein wenig Würze mitzugeben. Dieser Geschichte geben sie auch den richtigen Pepp. Daher: Gut gemacht. Besser ginge es vielleicht nur noch im Detail.
Du kannst die Szenenwechsel interessanter gestalten, wenn du Cliffhanger (Abruch an der aufregensten Stelle) und Pseudo-Übergänge (Der Anfangsatz des nä Abschnitts greift den Endsatz des letzten in anderem Zusammenhang auf) einbaust. Siehe dazu nochmal mein Der Killer in dir... an, wo ich versucht hab, das umzusetzen.

Des weiteren ist mir persönlich der erste Abschnitt zu lang, dafür das da eigentlich nur der Präsident erschossen werden soll. Deine Killerin erhält von dir sehr viel Aufmerksamkeit in der Beschreibung, ist aber im Rest der Story eher Nebenfigur.

Anders sieht es bei Ragnar aus (dessen Namen du definitiv viel früher in seinem Abschnitt preisgeben musst). Der bekommt zwar einen ganz passablen Einstieg von dir verpasst, nähert sich aber am Ende doch eher wieder dem Klischee eines Gladiator-Russel-Crows an (nicht zu letzt wegen seines Titels). Der dürfte noch mehr Innenleben (Selbstzweifel,Zerrissenheit) von sich preisgeben.

Vigors Zweifel kommen mir nach wie vor zu abrupt. Der könnte noch etwas sanfter an seine Menschlichkeit herangeführt werden, wenn du verstehst was ich meine.

Während du bei mir die fehlende Action am Ende bemängelt hast, siehts hier definitiv anders aus. Action gibt es bei dir genug. Keine Frage.
Ich für meinen Teil bin aber der Ansicht, dass Action und Handlung zwei unterschiedliche paar Schuhe sind. Du inszenierst eine ganz passable Raumschlacht, die auch durchaus zu unterhalten weiß, aber auf mich keinen weiteren Eindruck hinterlässt.
Das ist mir eindeutig zuviel des Guten, auch wenn man von den Logiklöchern einmal absieht. Weniger wäre hier mehr gewesen.


Insgesamt hinterlässt die Story einen durchwachsenen Eindruck bei mir. Ganz gut geschrieben, aber leider nichts besonderes. Obwohl die sie zu anfang viel Potential aufweist (Präsidentenermordung, virtuelles Gefängnis, Menschen als Überrasse) hängen diese guten Grundideen irgendwie in der Luft und gehen im finalen Weltraumgeballere zusammen mit dem "Mutterschiff" (SciFi Klischee hoch drei) unter.

Sorry
Hagen


[Nachtrag]

Das kleine Gedicht am Anfang finde ich übrigens sehr gut. Vielleicht fast schon eine Spur zu ironisch...

 
Zuletzt bearbeitet:

Ey, super cool, dass du dir dieses lange Ding angetan hast und dann noch sone lange Kritik dazu geschrieben hast :thumbsup: . Deinen Kritikpunkten stimme ich dir vollkommen zu, es ist wohl eine Klischeestory. :D Deswegen ist die Attentäterin am Anfang auch namenslos, obwohl der Leser alle Schritte, die passieren, sich auch schon im vorhinein denken kann :) .
... bei Vigor kann ich auch nix hinzufügen. Da hast du recht, der Charakter stimmt immer noch nicht ganz. Ich hasse ihn :Pfeif: .

Wie auch immer, hab mich jedenfalls echt gefreut, dass du die Story durchgelesen hast. So habe ich jetzt eine gute Einschätzung der Lage.

Nachtrag:

Nein, hier wird niemand gezwungen!!! Ich hab's gern gemacht

Glaubst du mein Lieber. Ich hätte genau noch zwei Tage gewartet und dann hätten zwei dunkle Typen mit Totschlägern und Elektroschockern bei dir vorbeigeschaut. Bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!!! :D


Nochn Nachtrag:). Warum Sorry? Ich hab das verzapft und nich du :cool:

 

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