Die schweigsame Schildkröte
Ich muss euch eine Geschichte erzählen, eine wahre Geschichte:
Alles begann damit, dass Angila mit ihren Eltern und ihrem kleine Bruder Niko in ein düsteres Land auf ein finsteres Schloss namens Schloss Moorenstein zog. Angila war 9 Jahre und Niko 5 Jahre alt.
Von dem Tag an, an dem sie das Schloss zum ersten mal gesehen hatte, hasste sie es. Und jetzt stand sie mitten im Turmzimmer und packte ihre Sachen aus. Um ihren Hals hing ein Amulett. Sie dachte: „Hätte ich doch bloß Freunde.“
Nach ihrem Wunsch legte sie den Talisman ab.
Plötzlich kam ihr kleiner Bruder herein, schnappte nach der kostbaren Kette und schmiss sich auf ’s Bett.
„Was ist das, Angila? Sag schon, was ist das?“
„Ein Amulett! Sieht man das nicht? Gib’ s wieder her!“
„Nein! Dafür musst du mir meinen Kuschelbär wieder geben.“
Angila tat es nicht gerne, weil sie ihren Bruder so gut damit erpressen konnte, doch sie musste ihr Amulett um jeden Preis wieder haben. Der Tausch erfolgte schweigend, und als Niko wieder in seinem Zimmer war knallte sie ihr Kissen an die Wand und atmete erst mal tief durch. „Puh, das war knapp!“, dachte sie. Das Amulett hatte nämlich Zauberkräfte. Man konnte mit ihm alles mögliche herbei zaubern. Angila hatte das ungute Gefühl, dass sie beobachtet wurde. Damit hatte sie recht! Unmittelbar vor ihr schwebte ein unsichtbares Gespenst. Plötzlich zog etwas an ihrem Amulett. Sie hatte es sich sofort um den Hals gebunden als es die Hände ihres Bruders verließ. Blitzschnell schleifte etwas Unsichtbares sie und ihre kostbare Kette die lange und schmale Wendeltreppe hinauf. Angila schrie: “Halt!“ Sie polterte gegen jede Stufe. „Aua!“, stöhnte sie. Als das Gespenst oben ankam, schloss es sich und Angila erst mal in der Rumpelkammer ein. Es zündete zwei Kerzen an und machte sich wieder sichtbar. Es fragte das Mädchen: „Darf ich das Amulett mal benutzen? Ich möchte mir meinen Freund herzaubern.“
„Erst erzählst du mir, was du von mir willst.“
„Das hab ich doch schon gesagt.“
„Aber warum hast du mich nicht unten gefragt?“
„Ich wollte nicht, dass uns jemand sieht.“
„O.k.. Du darfst es aber nur einmal kurz benutzen.“
„Danke! Wollen wir Freunde werden? Ich hab nämlich nur die Schildkröte, die ich herzaubern möchte. Leider redet sie nicht sehr viel.“
„Ja gerne! Ich habe auch noch keine Freunde, ich glaube hier ist es doch nicht so schlimm.“
Die beiden wurden die besten Freunde. Übrigens: Die Schildkröte war wirklich nicht sehr gesprächig.