Die Sommerferien
Die Sommerferien
„Wann sind wir denn endlich da?“, quengelt die kleine Laura erneut. Laura ist zusammen mit ihrer Mutter auf den Weg zu Harry, Lauras Onkel. Susana und ihr neuer Freund sind heil froh, dass sie einmal zwei Wochen Ruhe vor ihrer Tochter haben, denn nach der Scheidung war Laura natürlich traurig. Ihre Mutter hat zwar Verständnis dafür, dass eine 9-Jährige eine Scheidung nur schwer verkraften kann, trotzdem möchte sie ein paar ruhige Tage mit ihrem Freund verbringen. Susana fand es richtig, ihre Tochter zu Onkel Harry zu bringen, denn mit ihm hat Laura sich schon immer gut verstanden und daher hoffte sie, dass der Aufenthalt bei Harry Laura ablenken wird.
Das Auto hält und Laura sieht schon von weitem ihren Onkel Harry. Harrys Haus liegt gute 20 km Außerhalb und nur der alte Tom wohnt mit seiner Frau in unmittelbarer Nähe. Die Landschaft ist herrlich und Harrys Haus liegt unmittelbar an einen kleinen See.
„So Laura, in 2 Wochen hole ich dich wieder ab und mach deinem Onkel keinen Ärger!“
„Ist gut Mama.“
„Tschüß mein Schatz“ und mit einem dicken Kuss auf die Wange von Laura verabschiedet sich ihre Mutter von ihr. Das Auto setzt sich in Gang und Susana betrachtet ihre Tochter noch einmal im Rückspiegel. Susana ahnte nicht, dass sie heute ihre Tochter zum letzten Mal lebend sieht.
„Komm ins Haus. Es wird bald dunkel.“
„Ist gut Onkel Harry, ich komme.“
Die erste Woche bei Onkel Harry verlief ohne Probleme und Laura hatte sehr viel Spaß mit ihrem Onkel. Es war die Nacht zum 25 Juli und Harry schaute nervös zum Fenster hinaus. In seinem Blick konnte Laura auch etwas Angst erkennen, zumindest glaubte sie dies.
„Wieso schaust du zum Fenster?“
„Ach, das ist eine alte Geschichte. Tue mir bitte nur einen Gefallen, lass dein Fenster heute Nacht geschlossen, auch wenn es dir noch so heiß ist.“
„Okay, aber dafür möchte ich die Geschichte hören, sonst gehe ich nicht ins Bett.“
„Ich sehe schon, ich komme nicht drum rum, dir die Geschichte zu erzählen, den Dickschädel hast du von deiner Mutter geerbt, aber mache mich bitte nicht dafür verantwortlich, wenn du heut Abend Albträume bekommst!“
„Ist gut, aber bitte fang jetzt an.“ Ganz nervös und aufgeregt rutscht Laura auf den Sitzpolstern hin und her. Lachend fängt Harry dann an zu erzählen.
„Vor 20 Jahren gab es hier draußen mal einen Schrecklichen Mord, der niemals aufgeklärt wurde. Übernatürliche Kräfte schienen am Werk zu sein. Heute Nacht ist der 20 Jahrestag von diesem Verbrechen und daher habe ich dich auch gebeten alles verschlossen zu halten. Ich weiß, dass du ein mutiges Mädchen bist, aber höre auf mich. Damals lebte noch deine Tante Charie mit mir zusammen hier oben. Wir hatten auch eine Tochter, die genauso alt wie du war. Diese Nacht war die heißeste Nacht, die ich je erlebt habe. Um 22 Uhr war es noch gute 35 ° C und die Luft war sehr stickig. Charie ließ bei unsere Tochter, sie hieß übrigens auch Laura, das Fenster auf und auch wir schliefen mit offenen Fenster in dieser Nacht. Mitten in der Nacht wurde ich von einem lauten Geräusch geweckt. Ich kann bis heute dieses Geräusch nicht richtig einordnen, aber es hörte sich wie ein Boot an, dessen Motor gerade ausgegangen ist, sicher bin ich mir da aber nicht. Ich drehte mich um und bemerkte, dass meine Frau verschwunden war. Daher stand ich auf und ging nach unten. Ich vermutete, dass Charie unten mit unserer Tochter saß, doch unten war niemand. Ich durchsuchte das ganze Haus und musste feststellen, dass meine Tochter auch verschwunden war. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Haustür einen winzigen Spalt offen stand und ich ging nach Draußen. Dort sah ich eine dunkle Gestalt über den Strand laufen. Ich dachte, dass sie mich nicht gesehen hat und schlich mich näher heran. Plötzlich hörte ich einen kleinen Stock hinter mir knacken und ich drehte mich blitz schnell herum und sah diese dunkle Gestalt. Ich kann dir nicht sagen, wie sie hinter mich gekommen ist und wie sie mich überhaupt sehen konnte, aber die Tatsache, dass mein Gehör sehr gut war, rettete mein Leben. Als ich mich umdrehte schien die Gestalt überrascht und ich schlug nach ihr, doch auf einmal war sie wieder verschwunden und ich kann dir nicht sagen, wo sie hin ist. Ich rief nach meiner Frau und meiner Tochter, doch ich bekam keine Antwort. Ich ging also hinunter zum See und wollte dort nachsehen. Als ich gerade die Stufen hinunter ging, hörte ich erneut ein Geräusch. Es war wie ein leises Flüstern, als ob der Wind mir irgendetwas sagen wollte. So etwas wie: „Geh nicht weiter Harry, bring dich in Sicherheit. Du kannst ihn nicht aufhalten.“ Ich ging natürlich weiter, denn ich dachte ich würde mir das alles nur einbilden. Als ich dann endlich unten angekommen war traute ich meinen Augen nicht. Überall am Sandstrand war Blut und ich konnte zwei Gestalten erkennen, die beide am Boden lagen. Ich betete zu Gott, dass dies nicht Charrie und Laura sind, doch ich kam nicht bis zu den zwei Gestalten. Auf halben Weg drehte ich mich um und konnte oben auf der Treppe die Gestalt wieder erkennen. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Ich drehte mich um und plötzlich stand der Typ wieder vor mir und diesmal zückte er eine Art Samurai Schwert. Er traf mich mit seiner Waffe genau am Gesicht und der Schmerz verzehrte mein Gesicht. Ich glaubte, dass die Klinge irgendwie vergiftet sein muss, denn irgendwie sah ich alles verschwommen. Dann stach der Kerl mir in den Bauch und ich sollte später erfahren, dass er nur einen Zentimeter an meinem Herzen vorbei stach. Ich sank jedenfalls leblos zu Boden, war aber noch für kurze Zeit bei Bewusstsein. Ich hörte wie die Gestalt etwas wegschleifte und einen Augenblick später fuhr bereits das Boot weg, wenn es überhaupt ein Boot war. Dann wurde ich bewusstlos und ich wachte erst am nächsten morgen auf. Ich schleppte mich gerade noch so ins Haus und da sah ich sie sitzen. Charrie und Laura. Später erfuhr ich, dass sie etwas gehört haben und eine Gestalt gesehen haben. Daher hatten sie sich im Auto versteckt, dort fühlten sie sich irgendwie sicherer. 3 Wochen musste ich insgesamt im Krankenhaus verbringen. Im Krankenhaus erfuhr ich, dass dem alten Tom seine Frau und sein Sohn verschwunden seien und ich dachte mir, dass dies wohl die zwei Personen am Strand sein müssten. Gefunden wurden sie jedenfalls nicht. Ich war noch keine 2 Stunden daheim, da klingelte das Telefon. Ich ging ran und hörte eine raue, tiefe Stimme. „Deine Tochter und deine Frau sind tot, ich werde heute Nacht kommen und sie mir holen, denn sie haben mich gestört und mein drittes Opfer ist entkommen! In der Nacht holte ich mein Gewehr heraus und wir alle saßen im Wohnzimmer. Etwa um 2 Uhr wurde ich aus einem leichten Schlaf gerissen, denn jemand trat die Tür auf. Ich stand auf und meine Waffe war schussbereit, doch bevor ich abdrücken konnte, kam diese Gestalt hinein und schlug mir auf den Kopf, sodass ich bewusstlos zu Boden sank. Als ich wieder aufwachte, war meine Familie verschwunden und nur ein Zettel lag auf dem Tisch. Auf ihm stand folgendes: Ich komme in 20 Jahren wieder, bis dahin ist mir der Weg zu dir versperrt, doch ich werde dich dann töten.
Meine Frau und meine Tochter wurden niemals gefunden, es gab keine Spuren. Keine Fußabdrücke, die Tür war wieder ganz, so als ob sie nie kaputt wäre. Was noch merkwürdiger war, war die Tatsache, dass sogar am Strand nichts gefunden wurde. Obwohl ich das Blut eindeutig sah, war alles wie von Geisterhand weggewischt. Es wurden einfach keinerlei Spuren hinterlassen. Dies geschah vor 20 Jahren und ich hoffe, dass du jetzt verstehst, wieso du die Fenster zu lassen sollst. Er wird zurückkommen, da bin ich mir sicher, doch ich will nicht, dass ich dich auch noch verliere.“
„Was für eine traurige Geschichte. Woher weißt du, dass er wieder kommt und warum hast du dann zugelassen, dass ich zu dir komme.“
„Ich habe die Geschichte verdrängt. Gestern allerdings hab ich wieder einen Zettel gefunden und seit dem bin ich mir sicher, dass er heute Nacht kommt. Die Polizei kann mir nicht helfen, dass habe ich schon versucht. Ich muss alleine mit ihm fertig werden. Jetzt gehe aber bitte ins Bett, wenn etwas sein sollte, ich bleibe die ganze Nacht hier unten. Gute Nacht Laura.“
„Gute Nacht Harry.“
Natürlich konnte Laura in dieser Nacht nicht schlafen. Zum einen war es draußen wieder unheimlich heiß und sie machte nicht das Fenster auf, zum anderen musste sie an die Geschichte und an Onkel Harry denken. Nach einigen Stunden überwältigte Laura dann doch die Müdigkeit und sie schläft ein. Um 3 Uhr morgens wird Laura von einem lauten Knall geweckt. Sie weiß sofort, dass es sich bei diesem Geräusch um Onkel Harrys Gewehr handelt. Laura macht die Tür auf und läuft vorsichtig nach unten, doch unten ist niemand. Daher macht sich Laura auf den Weg nach Draußen. Sie weiß selbst nicht, wieso sie keine Angst spürt. Laura läuft die Treppen herunter zum Strand. Am Strand sieht sie dann die dunkle Gestalt und Laura möchte wieder hoch rennen, doch da bohrt sich auch schon das Schwert in Lauras Rücken. Mit einem lauten Schrei sinkt sie zu Boden und die Tränen kommen nur so aus ihren Augen geschossen. Der nächste Stich trifft Lauras Herz und das Boot fährt mit zwei weiteren Personen weg. Laura und ihr Onkel verschwinden zusammen mit der dunklen Gestalt im Nebel und niemand hat sie jemals gefunden. Das einzige was die dunkle Gestalt zurückließ, war einen weiteren Zettel mit den Worten: In 20 Jahren komme ich wieder, bis dann! Der Mörder konnte bis heute nicht gefasst werden und wird wohl auch niemals gefasst werden. Einige sind fest davon überzeugt, dass die dunkle Gestalt kein menschliches Wesen war, andere glauben wiederum, dass Harry zunächst Toms Familie ermordet hat, dann seine Nichte und schließlich ist er mit ihnen weggefahren. Beide Theorien gelten aber als nicht sehr wahrscheinlich, aber vielleicht erfährt man in 20 Jahren mehr.
P.S.: Nach einigen Anmerkungen werde ich wohl noch einmal eine Verbesserung der Geschichte vornehmen. Je nachdem wie gut der Inhalt ankommt, gibt es eventuell noch eine Fortsetzung.