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Die Spendenquittung

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04.07.2006
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Die Spendenquittung

von Vernon Berridge


Ben Hitchcock war nicht gerade mit großen Geistesgaben gesegnet, doch konnte man ebensowenig behaupten, daß er völlig talentlos das Licht der Welt erblickt hätte. Den Beweis hatte er mit einer überaus erfolgreichen Karriere als Bankräuber erbracht. Er konnte auf sechs lukrative Banküberfälle allein in den letzten zwei Jahren zurückblicken, die ihm alles in allem an die 1,2 Millionen Dollar eingebracht hatten.

Daß er insbesondere mit der Grammatik seiner Muttersprache so seine Probleme hatte, nahm er schließlich hin als den Fehler eines Menschen unter Menschen, die mindestens ebenso große Macken hatten wie er, nur daß diese nicht immer so offensichtlich zutage traten wie bei ihm. Auch die Tatsache, daß manch einer die Gelegenheit wahrnahm, sich über ihn lustig zu machen, nahm Ben nicht mehr wichtig und er konnte großzügig darüber hinwegsehen. Wenn es notwendig war, verließ er eben schweigend die Gesellschaft, stieg in seinen nagelneuen Porsche Cheyenne und brauste von dannen.

Warum sollte er sich aufregen? Man konnte seinem gönnerischen Lächeln am Steuer seines Luxussportwagens deutlich seine innere Beherrschung und Ausgeglichenheit entnehmen. Schließlich hatte er es zu etwas gebracht. Er hatte Geld, ein Auto, von dem die meisten nur träumen konnten und ein ebensolches Appartement. Und was besonders wichtig war: er hatte sich alles selbst geschaffen. Er hätte nie daran gedacht, seine Tätigkeit als etwas anderes als einen normalen, ehrbaren Beruf zu betrachten. Er arbeitete hart und hing mit Liebe an seiner Profession, Banken um ihre Bargeldbestände zu erleichtern. Was konnten ihm schon neidische, spießige Kleinbürger anhaben? Er konnte nur über sie lachen.

*

Ben hatte seinen linken Arm um den Hals des Filialleiters Mr. Stephen Myers gelegt, während er ihm seine Automatic ins Kreuz drückte. Stephen Myers war ein relativ großer, korpulenter Mann und deshalb fiel es dem kleingewachsenen Ben Hitchcock schwer, überhaupt mit seinem Arm bis zur Kehle des anderen Mannes hinaufzugelangen. Er mußte sich dazu schon auf die Zehenspitzen stellen. Aber die Anstrengung trieb ihm den Schweiß aus den Poren und er litt unter der Strumpfmaske, die er sich übergezogen hatte, wahre Höllenqualen, während er sich tänzelnd mit seiner Geisel auf die elektrische Schiebetür zubewegte, die einen wenig frequentierten Nebeneingang der Bank bildete. Von seiner linken Schulter baumelte ein heller Jutesack an einem Trageriemen herunter.

"Macht bloß keinen Scheiß, Leute!" herrschte er die am Boden kauernden Angestellten und Kunden an, die mit mehr oder weniger ängstlichen Mienen zu ihm aufsahen. "Ich mach' jetzt mit unsern Herrn Direktor eine schöne Spritztour ins Grüne. Wehe, es kommt mich einer nach. Dann verpass' ich unsern lieben Herrn Direktor ein schönes Ding aus dem Pusterohr hier."

Wenig später hatte Ben den Filialleiter in den gestohlenen Wagen verfrachtet, den er am Eingang zur Tiefgarage geparkt hatte. Nach knapp dreißigminütiger Fahrt befand er sich mit seiner Geisel tatsächlich mitten im Grünen. Er bog in einen Feldweg ein, fuhr eine Weile gerade aus und bald gewährte ihm die verschwiegene Dunkelheit eines Waldstücks Schutz vor neugierigen Blicken. Ben stoppte den Wagen.

"Na, Direktor, wie hat Ihnen denn nun unsere kleine Fahrt gefallen getan?" sagte Ben und musterte den Bänker durch das engmaschige Netz seiner Damenstrumpfhose. Myers hockte mit schweißglitzerndem Gesicht lautlos neben ihm und wagte nicht, in seine Richtung zu blicken.

"Ach, Direktorchen. Sie haben doch nicht etwa Angst gekriegt, was?" sagte Ben mit gespieltem Bedauern und genoß für eine Moment die Macht, die ihm der Augenblick über einen so intelligenten Mann bescherte. Er tupfte seiner Geisel mit dem aufgesetzten Schalldämpfer seiner Waffe an die Nase.

"Jetzt müssen Sie aber gehen, Herr Direktor. Ich will nämlich ab hier alleine weiterfahren und außerdem würde ich auch gern endlich diese blöde Strumpfhose loswerden. Das verstehen Sie doch sicher, nicht wahr? Sie sind doch ein so klugen Mensch."

Ben beugte sich mit seinem Oberkörper vor, langte mit dem linken Arm über den Beifahrersitz und öffnete die Tür, während er Myers mit dem Revolver weiterhin in Schach hielt.

"Jetzt aber mal flott", sagte Ben, als er die Tür von innen aufstieß. "Sie sitzen ja da wie ein nepalesischer Buddha, wie ein Ölgötze oder wie das heißt. Wollen Sie hier auf Neujahr warten? Raus jetzt, aber schnell! Ich könnte es mich ja noch mal anders überlegen."

Stephen Myers schwang sich urplötzlich mit einem Satz aus dem Wagen, strauchelte kurz, kam wieder auf die Beine und lief dann, langsam erst, jedoch immer schneller werdend aus dem Wald in Richtung Feldweg davon, wobei er immer wieder mit schreckgeweiteten Augen zu dem Wagen seines Peinigers zurückblickte. Als er außer Sichtweite war, zog sich Ben Hitchcock die Strumpfmaske vom Gesicht und wischte sich mit einem erleichterten Aufstöhnen den Schweiß ab. Er trank gierig Wasser aus einem Plastikkanister, den er auf der Rückbank deponiert hatte und rülpste herzhaft. Dann lehnte er sich in seinem Sitz zurück, spreizte die Finger über dem Lenkrad, bog den Kopf nach hinten gegen die Nackenlehne und begann in einer Art und Weise zu lachen, als hätte er den Verstand verloren. Hinter ihm, auf dem Rücksitz, lag unschuldig der weiße Jutebeutel, angefüllt mit hübschen, nicht gekennzeichneten Dollarnoten.

*

Der Vorsitzende des Männergesangsvereins "Goldene Kehle" eröffnete die Festversammlung zum fünfjährigen Bestehen des Verbandes mit einer Rede, die komisch und pointiert sein sollte, aber scheinbar unendlich lang und enervierend geriet.

Stephen Myers hatte sich von dem leichten Schock, den er bei dem Überfall erlitten hatte, leidlich gut erholt. So glaubte er, nicht entscheiden zu können, was ihm größere seelische Qualen verursacht hatte, die halbe Stunde in den Händen eines Kidnappers oder die furchterregenden vierzig Minuten in der Gewalt dieses falschzahnigen, Speichel versprühenden und seinen Vortrag herunterleiernden angeblichen Sangesfreundes.

"Mach' nicht ein so griesgrämiges Gesicht", zischte ihm seine Frau Emma zu, die in ihrem grünen Tüllkleid mit dem züchtigen Ausschnitt neben ihm saß und ihm mit ihrem spitzen Ellenbogen in die Seite knuffte.

"Du hast gut reden", flüsterte Mr. Myers zurück. "Weshalb sitze ich denn überhaupt hier?"

"Weil der Mann meiner besten Freundin Elsbeth Mitglied im Gesangsverein "Goldene Kehle" ist und uns die Eintrittskarten geschenkt hat", fiel Emma ihm ins Wort. "Eine für dich, und eine für mich. Basta!"

Als der spärliche Beifall für die Rede des Ersten Vorsitzenden verebbt war, und dieser sich wie ein Opernstar nach allen Seiten verbeugt hatte, ergriff er neuerlich das Mikrofon.

"Oh nein!" entfuhr es Stephen Myers, was ihm einen weiteren schmerzhaften Ellbogencheck seiner Frau sowie verschiedene mißbilligende Blicke eintrug.

"Meine hochverehrten Damen und Herren, liebe Sangesfreunde", nölte der Vorsitzende. "Nicht versäumen möchte ich es, einigen Mitgliedern unserer Gemeinschaft ganz herzlich zu danken für ihre besonderen Verdienste um das Wohlergehen unseres geliebten Vereins. Zunächst möchte ich Mr. Ben Hitchcock zu mir auf die Bühne bitten und ihm Gelegenheit geben, selbst einige Worte an sie alle zu richten. Vorausschicken möchte ich aber, daß Mr. Hitchcock unserer Bruderschaft erst kürzlich 5.000 Dollar als Spende hat angedeihen lassen, wofür er heute verdientermaßen unsere höchste Ehrenauszeichnung erhalten soll. Den goldenene Notenschlüssel!"

Beifall brandete auf unter den Festgästen, als Ben Hitchcock im eleganten Smoking zögernd die Bühne betrat. Herbert Donelly, der Vorsitzende, steckte ihm den Goldenen Notenschlüssel ans Revers und gratulierte ihm mit einem lang andauernden Händedruck. Dann reichte er das Mikrofon zu Ben Hitchcock hinüber, und der Applaus verstummte. Erwartungsvolle Stille erfaßte die Sangesbrüder und ihre Gäste.

Ben Hitchcock räusperte sich und zupfte sich nervös mit der Rechten am linken Ohrläppchen.

"Äh,...nun ja. Ich wollte eigentlich gar nicht...ich meine, daß kommt alles ein bißchen überraschend für mich. Und das Reden liegt mich auch nicht gerade im Blut."

 

Was ist das?

Eine Geschichte, die vielleicht sogar spannend sein könnte, jedoch brichst du ja mitten in dre Erzählung ab.

Diese Geschichte ist nicht fertig und ich verstehe nicht, wieso du das hier gepostet hast.

Dass du nicht weiterschreiben wolltest, weil du es dem Leser selbst überlässt, draufzukommen, dass der Fillialleiter nun ihn erkennt und Anzeige erstattet usw., finde ich als Erklärung nicht ausreichend.

Die ganze Geschichte ist einfach zu dünn geschreiben, sorry.

Yeahboyyy!

 

Tach, Tserk,

warum sollte ich die Geschichte mit der umständlichen Schilderung der Festnahme des Bankräubers enden lassen? Wäre das spannend?:confused:
Du hast doch die Pointe erkannt, daß nämlich Ben sich durch seine mangelhafte Grammatik mit dem Mikro in der Hand selbst verrät. Dann noch weiterzuschreiben, halte ich für unsinnig.

Trotzdem danke für's Lesen

 

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