- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 5
Die Stadt Unter Wasser
Es regnet.
Es wird immer regnen.
Die Welt wird überflutet.
Ich fahre durch die engen Gassen der Großstadt, während Tropfen
an den Busscheiben herunterlaufen.
Noch eine nicht zu ändernde Tatsache ist, das bei Regen die Busse voll sind.
Voll mit stinkenden, hustenden und schwitzenden Menschen.
Ich spüre feuchte Wärme in meinem Nacken, wenn ein Opa Lungengewebe aushustet.
Ich muss mich an Pfützen vorbeischleichen.
Mein Parka ist durchnässt.
Ich gehe zur Arbeit und komme von der Arbeit,
so wie wir leben und sterben.
Ich sitze vor dem Fernseher.
Irgendwelche Tranquillizer liegen vor mir auf dem Tisch.
Starre auf den Bildschirm.
Weiß nicht wie spät es ist.
In der Nacht reduziert sich alles auf ein angenehmes Minimum.
Auf dem Fernseher flackern die Nachrichten.
Sie reden von Opfern, Tätern und der Suche.
Ich sehe schockierte Zeugen, die während sie noch traumatisieren, interviewt werden.
Meine Schlafzimmertür ist offen.
Ich kann einen nackten Fuß sehen.
Ein Mädchen liegt in meinem Bett.
Wenn ich wüsste, welchen Tag wir heute haben,
dann könnte ich auch bestimmen, ob sie meine Freundin ist.
Das Licht in meiner Wohnung ist aus.
Ich lehne mich zurück, werfe eine Pille ein und nehme mir vor,
das Mädchen in meinem Bett zu ficken.
Es regnet.
Ich stehe vor dem "Saigon", Mittagessen.
Öffne die Tür und trete ein.
An den Wänden blättert die Tapete ab,
und der Fußboden ist fast durchgetreten.
Ich setze mich an meinen Platz und warte auf die Bedienung.
,,Irgendwas von der Mittagskarte, egal.", sage ich.
Die Bedienung nickt, freundlich und dumm.
Sie ist eine Asiatin.
In den meisten Restaurants dieser Stadt, hat die Nationalität des Personals nichts mit
der Landesküche der Gaststätte zu tun.
Das Saigon wird wohl ein Familienbetrieb sein, denke ich.
Nach einem kurzen Moment bringt mir die Bedienung, weiterhin freundlich dumm, ein Bier und irgendeinen Sake. Ich trinke ihn und genieße die Wärme im Magen.
Das "Saigon" hat nicht viele Tische, es ist ein ziemlich kleines Restaurant.
Ich sehe wie die Eingangstür sich öffnet und eine kleine Oma eintritt.
Zuerst denke ich mir nichts dabei, doch dann bemerke ich, eher zufällig, dass sie schmatzend mit ihrem Gebiss im Mund spielt. Die Bedienung verbeugt sich ehrfürchtig vor ihr, hakt sich mit dem Arm bei ihr ein und führt sie direkt an den Tisch mir gegenüber.
Sie hat schneeweiße Haare, dazu noch sehr dünne, so dass die Kopfhaut ein wenig durchschimmert.
Die Oma trägt Lippenstift, er ist grotesk verschmiert aufgetragen. Es erinnert mich an einen hässlichen Clown.
Ich bin erstarrt und fasziniert.
Die Oma trägt einen dicken Mantel, der ihr bis zu den Knien geht.
Während mein Blick, unter dem Tisch, ihre Beine streift, bemerke ich, dass sie verschiedenfarbige Socken trägt.
Ich fange an die Kleinigkeiten zu registrieren.
Sie hat sehr lange Fingernägel, dunkeldreckig. Eine mir sehr bekannte Farbe.
Ich habe schon häufig alte Menschen gesehen, die mit ihren Finger in Scheiße wühlen, wenn man es nicht richtig abwäscht, bekommt man solch einen Haut- und Fingernagelschimmer.
Ich schaue ihr in's Gesicht.
Das linke Auge schielt ein wenig nach aussen.
Sie schmatzt weiterhin mit ihrem Gebiss, aber mit Schrecken stelle ich fest, das dass nur eine Folgeerscheinung ist.
Die Oma brabbelt vor sich hin. Sie ist vollkommen verrückt.
Die Haare auf meinen Armen stellen sich auf.
Dann öffnet sie langsam und umständlich ihren Mantel, und greift anscheinend in eine Innentasche.
Sie zieht ein Brötchen hervor, es ist mit Käse und einem großen Salatblatt belegt.
Mir wird schlecht.
Ich erkenne, dass ich hilflos bin und nicht wegsehen kann. Selbst wenn es mir möglich wäre, die Oma sitzt mir direkt gegenüber.
Sie legt das Brötchen auf den Tisch, wo ist eigentlich die Bedienung?
Ich würge trocken, als die Oma ihr Gebiss aus dem Mund nimmt.
Sie greift die Serviette und putzt die gelb verfärbten Zahnprothesen.
Endlich bekomme ich wieder in den Griff und stürze aus dem Restaurant.
An der nächsten Straßenecke schlucke ich eine Valium.
Mein Puls beruhigt sich und erst als sie verschwinden bemerke ich meine Schmerzen in der Brust.
Es regnet.
Die Stadt liegt unter dem Meer.
Wir können nicht mehr sehen und nicht mehr frei atmen.
Wir sind eingeschlossen, und können nur noch hören.
Die ganze Stadt ist begraben, in einem lauten stillen Grab.
Ich bin in meiner Wohnung
Das Mädchen, wer war sie noch gleich...
Das...wer zur Hölle ist sie.
Sie hat an meinem Penis gelutscht.
Sie scheint meine Freundin zu sein.
Ich setze mich auf mein Sofa und höre Musik.
Ich rauche etwas Dope zur Entspannung.
Muss runterkommen und wieder klar werden.
Vielleicht sollte ich eine drogenfreie Woche einlegen.
Scheiße. Nur um wieder anzufangen.
Das ist das alte Spiel.
Es ist scheiße kein Junkie zu sein, wenn du ein Junkie bist.
Meine Nasenschleimhäute sind gereizt.
Meine Augen brennen, ich benutze Augentropfen.
Die Oma geht mir nicht aus dem Kopf.
Während ich an sie denke, klingelt mein Handy.
Ich gehe nicht ran.
Einsamkeit ist eigentlich relativ.
Ich kenne Menschen, ich muss Menschen kennen, sonst könnte ich meine Miete nicht bezahlen.
Aber dennoch sind sie isoliert von meinem Leben.
Nein, es ist einfach so, das ich mich vom Leben isoliere.
Auf meinem MP3-Player läuft "Strawberry Fields Forever", es ist ein ruhiges Lied.
Und dennoch vermute ich Schreckliches dahinter.
Hinter Schönheit steckt immer etwas Negatives.
Ich laufe durch den Bahnhof. Überall sind Menschen.
An mir laufen Mädchen vorbei, sie sind bunt angezogen,
und doch sind sie uniformiert.
Ich kaufe Zigaretten.
Fühle mich verfolgt.
Ich lese an der Bushaltestelle.
Und fühle mich verfolgt.
Der Bus kommt, ich steige ein.
Es regnet.
Der Bus ist stickig.
Der Regen treibt die Bewohner dieser Stadt in die öffentlichen Verkehrsmittel.
Ich denke an meine Ex-Feundin, an sie kann ich mich erinnern.
Sogar sehr gut. Denn ich würde sie recht gerne umbringen.
Ein großer bulliger Russe hatte mir sogar angeboten es zu tun, wenn ich ihm ein
wenig Kredit verschaffe.
Das ganze beschissene Leben ist auch nicht besser als ein ganz beschissenes Computerspiel.
Sammel soviel Kredit wie du kannst.
Nenn es Credit, Geld oder Respekt. Es kommt auf das gleich hinaus und am Ende stehen
wir sowieso im unteren Mittelfeld des Highscores.
Der Platz neben mir ist frei. Ich bin ein wenig weggetreten gewesen.
Meine Gedanken bringen mich fast zur Ohnmacht.
Und dann sitzt die Oma neben mir.
Sie stinkt nach Scheiße und Urin.
Ich bin mir sicher das sie einen Haufen in ihrer Hose hat.
Ich drehe meinen Kopf in ihre Richtung, mein Gott, unsere Körper berühren sich.
Sie schaut mir direkt in die Augen.
,,Wenn du hier sitzen bleibst, schlitz ich dich auf, Fotze", flüstere ich ihr zu.
,,Willst du mich ficken?", fragt sie und schmatzt dabei mit ihrem Gebiss.
Ich muss fast kotzen.
,,Verpiss dich.", keuche ich.
Sie lacht und grunzt dabei wie ein Schwein.
Ihr Gesicht ist voller Falten, und sie hüpfen und wackeln vor Freude.
Der Atem von der Oma stinkt nach Magensäure.
Ich fasse an meine Tasche.
,,Du willst mich nicht ficken? Nicht meine Fotze schlabbern?", sie scheint ein wenig enttäuscht.
Mir bleibt die Luft weg.
,,Ich schlitz dich auf, Oma.", meine Stimme ist schrill, ich bin panisch, wo sind meine Pillen?
Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche.
Oma schmatzt weiterhin mit ihrem Gebiss.
Ich kann Essensreste zwischen ihren nachgemachten Zähnen erkennen.
Es reicht, denke ich und greift nun in meine Tasche und lass mein Messer aufschnappen.
Ich halte meine linke Hand schützend über die Klinge und schaue nach vorne.
,,Ich bring dich auch hier im Bus um, Oma.", ich habe Angst um mein Leben.
Sie streichelt meinen Arm und steht auf,
an der nächsten Haltestelle steigt sie aus.
In meiner Wohnung kann ich mich erst wieder beruhigen, nachdem ich die Tür überprüft habe.
Ich habe eine Gaspistole, aber eine unzuverlässige.
Irgendein Kerl, an den ich mich nicht mehr erinnere, hat sie gegen Dope getauscht.
Will mich betäuben und wegschießen.
An einen anderen Ort.
Also rauche ich ein wenig Heroin.
Und verschwinde in Rauch und Sinnlosigkeit.
Voller beschissener Ekstase und Langeweile.
Wenn ich in meinem Bett liege, kann ich draussen die Autos hören.
Wie sie sich hupend durch die engen Strassen quetschen.
Der Regen prasselt auf uns alle herab.
Und wir sind in diesem Ameisenhaufen gefangen.
Wenn ich in der Nacht ruhelos bin, gehe ich zum nächsten Kiosk
und sehe mir die Leute an, die sich noch draussen herumtreiben.
Nutten, Dealer, Polizisten und Menschen die sich in die Nacht geflüchtet haben.
Dann frage ich mich, ob es diesen Leuten wie mir geht, oder ob jemand unter ihnen ist, der etwas Bedeutendes besitzt. Etwas Gutes, etwas Unberührtes, ich sehne mich nach Unschuld.
Ich wache in meinem Bett auf.
Weiß nicht wie lange ich geschlafen habe.
Mein Zimmer ist dunkel.
Das Mädchen liegt neben mir.
Ich mache meine Nachttischlampe an, denn es ist dunkel.
Anscheinend ist es mitten in der Nacht.
Ich habe die Fliegen aufgeschreckt.
Sie summen jetzt durch das ganze Zimmer.