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Die Stimme

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17.08.2005
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Die Stimme

Die Stimme

Darren nahm das Kissen seiner Großmutter, die sich unter großer Anstrengung vorbeugte, und schüttelte es auf. „Du bist alles, was ich noch habe, Junge“, sagte sie. „Es ist ja doch bald alles aus. Dass du dich so um mich kümmerst...“
„Ach Oma, das ist doch selbstverständlich. Willst du jetzt noch etwas fernsehen?“, fragte er. Seine Großmutter war seit einem halben Jahr bettlägerig. Sie würde es wahrscheinlich nicht mehr lange machen. Krebs, aber sie wusste es nicht. Sie hatte es tief im Unterbewusstsein vergraben, so tief, dass es niemals auch nur den Hauch einer Chance haben würde, wieder hervorzukommen.
Darren schaltete den Fernseher ein. Er ging in die Küche und kehrte nach einer Minute mit einer Tasse Tee zurück.
„Ich stell dir deinen Tee hier auf den Nachttisch, hörst du? Ich muss jetzt wieder los, Oma. Wenn irgendwas ist, musst du nur auf den Piepser drücken, aber das kennst du ja.“ Er küsste sie vorsichtig auf die Stirn und verließ ihr Schlafzimmer. „Ich hab dich lieb, Omi!“, sagte er wie jedes Mal, wenn er ging. Sie bekam es gar nicht richtig mit. Sie war bereits in die Fernsehsendung vertieft. Sie wurde langsam immer verwirrter und die klaren Momente waren beinahe selten geworden. Es tat ihm furchtbar weh, wenn er sie so sah. Als er noch jünger war, hatte er viel schöne Zeit mit seiner Großmutter verbracht. Sie war immer für ihn da gewesen. Mit ihr hatte er über seine erste Freundin gesprochen. Sie war da gewesen, als sie nach zwei Jahren mit ihm Schluss gemacht hatte und sie hatte bei ihm Trost gefunden, als sie vor zwei Jahren ihren Mann verloren hatte.
Aber nun, seitdem der Arzt bei ihr diesen bereits streuenden Tumor entdeckt hatte, war alles anders geworden. Er kam jeden Tag vorbei, um nach ihr zu sehen. Morgens und abends waren Ärzte und Pfleger bei ihr und brachten ihr Medizin und Mahlzeiten und am Mittag kam er dann. Er kochte für sie, fütterte sie, kochte ihr danach jedes Mal eine Tasse Tee und schaltete den Fernseher ein. Tag für Tag. Schon seit einem halben Jahr. Und es tat jeden Tag mehr weh, sie so hilflos und schwach zu sehen, gerade wo sie damals so stark und voller Energie gewesen war.

Es war schon spät am Abend, aber er war schon lange nicht mehr mit Bunny draußen gewesen. Bunny war sein Hund. Ein großer, treuherziger Hund. Ein Mischling aus dem Tierheim. Er hatte ihn vor sechs Jahren als Trost für die Trennung von seiner zweiten Freundin Carry gekauft. Er ging mit ihm durch den Stadtpark. Der Stadtpark war ein guter Ort zum Spazierengehen und vor allem zum Nachdenken. Darren dachte in letzter Zeit viel nach: über sich, sein Leben und ob alles so lief, wie er es sich vorgestellt hatte. Und genau das tat es im Moment ganz und gar nicht. Seine Großmutter hatte Krebs, seine Eltern waren bereits beide bei einem schweren Autounfall ums Leben gekommen, als er gerade zwanzig war, und heute Nachmittag hatte der Chef ihm die letzte Verwarnung gegeben. Sollte er auch nur noch ein einziges Mal nach Punkt 13.30 Uhr – dem Ende seiner Mittagspause – im Büro der Insekten-Vernichtungsmittel-Firma InsectEx erscheinen, bräuchte er sich gar nicht mehr die Mühe zu machen, sich an seinen Arbeitsplatz zu begeben. Er könnte mit dem Aufzug gleich bis ganz nach oben fahren, um sich seine Kündigungspapiere abzuholen.
Alles schien aus dem Ruder zu laufen. Wenn sein Leben ein Zug war, war es einer, der pausenlos Waggons verlor, an Weichen ständig in die falsche Richtung abbog und in jeder Minute zu entgleisen drohte. Alles war so verfahren. Er konnte einfach nicht um halb zwei im Büro sein. Es ging nicht, weil er für seine Großmutter sorgen musste. Sie aß schon immer um Punkt 13.00 Uhr zu Mittag und im Alter von 83 Jahren lässt eine Frau wie sie sich nicht mehr davon überzeugen, das Essen schon eine oder zumindest eine halbe Stunde früher zu sich zu nehmen. Und da sich ja sonst niemand um sie kümmerte, hatte er keine Wahl. Nur sein Chef sah das eben anders.
Er würde seinen Job verlieren und er würde seine geliebte Großmutter verlieren. Immer mehr Waggons, die sich verabschiedeten, langsamer wurden und schließlich auf den verrosteten Schienen seines Lebens irgendwo im Nirgendwo stehen blieben. Es war alles eine Frage der Zeit.
Wenn er logisch und rational denken würde, wäre der Fall klar. Er musste die Pflege seiner Oma aufgeben und würde sich so dem Beruf wieder voll und ganz widmen können, aber wenn es um sie ging, konnte er nicht rational denken. Er würde bis zum Schluss bei ihr sein und wenn es sein Todesurteil wäre, welches er damit unterschriebe.
Er kam am Ende des Parks an einem kleinen Kiosk vorbei. Es sah etwas heruntergekommen aus, aber es hatte trotz der späten Stunde noch geöffnet und er war auf einmal sehr durstig.
„Was darf es sein?“, fragte der Verkäufer. Er war genau so herunterkommen wie sein Geschäft, aber darauf achtete Darren gar nicht. Er hatte weiß Gott andere Sorgen. „Ich weiß nicht, können Sie irgendetwas empfehlen?“
„Da wäre schon etwas. Probieren Sie das hier. Ganz neu. Es wird Sie umhauen.“ Er stellte ihm eine Dose hin. Darren las nicht einmal, was darauf stand. Er griff in seine Hosentasche und legte eine Zehn-Dollar-Note auf den Tresen. Er nahm sich die Dose und ging ohne noch ein Wort mit dem Verkäufer zu wechseln. Mit einem leisen Zisch öffnete er die Dose und trank sie fast in einem Schluck leer.

Wie sollte es anders sein: Er konnte nicht einschlafen. Er war fast abhängig von diesen Schlaftabletten und er hatte das Gefühl, dass er jeden Abend eine höhere Dosis brauchen würde, damit sie ihre Wirkung taten. Er starrte an die kalte, weiße Decke. Fahles Mondlicht fiel durch das Fenster herein. Er stand auf und ging hinaus in den Flur. Er musste sich – er war doch etwas schläfrig von den Tabletten geworden – am Treppengeländer festhalten und lief hinunter in die Küche. Das grelle Licht blendete ihn, als er die Kühlschranktür öffnete. Er zog ein Paket Milch heraus, schlug die Tür wieder zu und setzte sich an den Tisch. Er nahm einen kräftigen, langen Schluck direkt aus der Tüte.
Hey!
„Wer ist da?“ Darren schreckte auf. Er war wieder wach. Sein Blick schweifte blitzschnell durch die ganze Küche, aber er erkannte nichts, weil es zu dunkel war. Er hatte das Licht nicht angemacht, um nicht noch wacher zu werden, als er es eh schon war. Er sprang auf und griff zur Seite an die Kühlschranktür. Mit einem Ruck riss er sie auf, damit wenigstens etwas Licht in den Raum fiel. Er sah niemanden.
Da kannst du lange suchen... Ich bin hier oben!
„Was? Wer ist da? Ich rufe die Polizei!“ Bunny wachte in seinem Korb auf. Er hielt den Kopf schief und sah Darren ratlos an. Darren sah nach oben an die Decke. Er wusste nicht, wie da wohl jemand sein konnte, aber er sah nach oben. „Wo immer Sie sich verstecken. Kommen Sie raus! Na los!“
Das dürfte schwierig werden, Kleiner! Ich bin in deinem Kopf. Hier oben! Da staunst du, was?
Darren wusste nicht, was er sagen sollte. Er glaubte zu träumen, zu halluzinieren oder sonst was zu tun, aber er glaubte auf keinen Fall das, was er mit seinen eigenen Ohren hörte.
Du kannst mich ja suchen gehen. Hier in deinem Drecksloch wirst du mich doch nicht finden. Glaub mir, ich sitze direkt in deinem Gehirn... also verscherze es dir nicht mit mir! Die Stimme lachte laut auf. Darren wusste nicht, was er sagen – geschweige denn tun sollte. War er vielleicht doch eingeschlafen? Träumte er das nur?
Pass auf, ich sag dir jetzt, wie es ist. Du wirst ab sofort nur noch das tun, was ich will, verstanden? Ich werde dir einen Befehl geben und du wirst ihn befolgen. Wenn du es nicht tust, passiert etwas in dieser Art.
Der Stuhl flog zurück. Darren krümmte sich auf dem Boden und aus seinem Mund kam ein heiseres Krächzen. Er war nicht in der Lage zu schreien, der Schmerz war zu groß. Er fühlte sich, als würden jeden Moment sämtliche Adern und Sehnen in seinem Körper zerreißen. Bunny kam angelaufen und bellte ihn an.
Das Schmerzzentrum. Es liegt hier oben in deinem Gehirn bei mir in guten Händen. Ist das nicht schön? Ich muss es nur einmal berühren und schon...
Wieder zuckte es durch seinen ganzen Körper. Diesmal schienen Arme und Beine ruckartig vor ihm fliehen zu wollen und er lag auf den Fliesen wie auf einer Streckbank.
Jetzt stell dich nicht so an. Das ist doch noch gar nichts. Wenn ich hier mal richtig zuschlage... Soll ich es dir mal demonstrieren?
„Nein,...nein!“ war wohl das, was er zu sagen versuchte. Man verstand ihn kaum, er hatte seine Sprache noch nicht wiedererlangt. Es klang so, als seien seine Stimmbänder porös geworden.
Gut, nicht jetzt, aber wir werden ja dann vielleicht noch später Gelegenheit dazu haben, wenn dir etwas nicht passt, was ich von dir will. Und ich fürchte... ja, ich fürchte, da wird es das eine oder andere geben. Aber nun geh erst mal ins Bett und schlaf dich aus... Morgen wird ein schöner Tag.

Es war ein neuer Morgen. Es war ein neuer Tag.
Noch im Schlafanzug saß er am Frühstückstisch, auf dem sich die Zeitung, zwei Scheiben Schwarzbrot, Käse, Marmelade, ein Ei, der Salzstreuer und eine dampfende Tasse Kaffee befanden. Strahlende Morgensonne durchflutete die Küche mit warmem, freundlichem Licht. Bunny lag wie so oft in seinem Korb und blickte ihn an. Er wusste, dass er nichts von dem abbekam, was da so verführerisch auf dem Tisch duftete. Er bekam davon nie etwas ab und offenbar hatte er sich damit abgefunden.
Er war gerade acht Uhr geworden.
„Die Nachrichten. Es ist acht Uhr. Letzte Nacht wurde im Stadtpark der Stadt Liberty
eine circa 30-jährige Frau tot aufgefunden. Ihre Leiche war am ganzen Körper mit
Schnittwunden und Einstichen – vor allem in der Herzgegend – übersät. Ein Raubmord wird ausgeschlossen. Vom Täter fehlt jedoch noch jede Spur. Sollten Sie gestern zwischen 22 und 24 Uhr etwas Besonderes oder Auffälliges gesehen haben, melden Sie sich bitte umgehend bei der örtlichen Polizei.
Die Arbeitslosenzahlen sind nach Angaben des Ministeriums für...“
Ein Mord? In dieser Kleinstadt? Er war gestern doch selbst im Stadtpark gewesen. Sogar zwischen 22 und 24 Uhr, aber er hatte nichts bemerkt. Keine Schreie und keine Hilferufe. Er biss in sein Brot und spülte den Brocken mit einem Schluck heißen Kaffee herunter. Das beunruhigte ihn. Das Verbrechen kam immer näher. Nirgendwo konnte man sich mehr sicher fühlen. Er sah sich um. Doch. Hier in seinem Haus war er ziemlich sicher, glaubte er.
Guten Morgen, Darren! Lass es dir ruhig schmecken. Du musst kräftig sein für deine heutigen Aufgaben.
Zuerst wusste er nicht, wer da mit ihm sprach und dann kam die Erinnerung langsam und schleichend wieder in seinen Kopf zurück. Er hatte nach dem Aufwachen kurz an dieses Ding gedacht, aber es wieder als einen Alptraum abgetan, was ihn bei seiner momentanen Situation auch wenig überraschte. Man musste ja schlecht träumen, wenn das Leben auf eine zerstörte Brücke zusteuerte.
„Wer zum Teufel bist du und wo kommst du her?“, fragte er laut und deutlich.
Alles zu seiner Zeit. Wenn du mit dem Frühstück fertig bist, wirst du deinen Hund umbringen.

Ein Bissen blieb ihm im Hals stecken und er hustete ihm wieder zurück auf den Teller. „Was?“, fragte er. Seine Stimme überschlug sich und er bekam sonst nichts mehr heraus.
Er ist nicht gut für dich. Er kostet dich wertvolle Zeit deines Lebens. Du wirst Bunny töten müssen.
„Das werde ich nicht tun!“, sagte er und war von der plötzlichen Bestimmtheit, die in seiner Stimme mitschwang selbst überrascht.
Das wirst du. Vertrau mir. Oder soll ich dich noch mal an dein Schmerzzentrum erinnern und was es mit dir anstellen kann? Ich würde das wirklich gern tun...
Mit einem Schlag erinnerte er sich an die Schmerzen der letzten Nacht; wie er zuckend und krächzend auf dem Boden gelegen hatte. „Nein, ich...“
Du...?
„Aber ich kann Bunny nicht umbringen. Ich liebe ihn!“ Als Bunny seinen Namen hörte sprang er auf und kam schwanzwedelnd angelaufen. Er hoffte auf ein Stück Brot oder Käse oder was auch immer dort oben sonst noch lag.
Sieh ihn dir doch an. Er kostet dich nur unnötig Geld. Weißt du nicht mehr, im letzten Jahr? Du musstest 1000 Dollar für eine nutzlose Operation an seinem Herzen hinlegen.
„Sie war nicht nutzlos. Sie hat ihm das Leben gerettet.“
Ja, um dich noch mehr Geld kosten zu können. Das ist doch vollkommen sinnlos.
„Wer bist du? Und woher weißt du das?“, fragte er.
Ich bin in deinem Gehirn, da erfährt man so einiges, würde ich mal sagen. So, und nun iss auf, wir haben keine Zeit zu verlieren.

„Ja, liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Was Sie nun zu sehen bekommen ist das neueste Produkt der InsectEx - Forschung.“ Ein Assistent hob mit einer feierlichen Geste das schwarze Samttuch hoch und mitten auf dem Versammlungstisch stand nun die neueste Insektenwaffe und wurde von ringsherum mit „Ahh’s...“ und „Ohh’s...“ und natürlich einem kräftigen Applaus bestaunt. Am vorderen Ende des großen ovalen Tisches stand Larry Walters, Chef und Besitzer der größten Firma in Liberty: InsectEx.
„Es hat lange auf sich warten lassen, aber was lange währt, wird endlich gut, sage ich immer. Dieses Produkt wird unsere Palette um ein brillantes Ergebnis eindringlicher und tief greifender Forschung erweitern und damit dem Standart unserer Qualität nur allzu gerecht. Das ist nicht zuletzt Ihnen zu verdanken, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihr Arbeitseifer, Ihre Ausdauer und Ihre konsequenten Nachbesserungsvorschläge machen dieses neue und äußerst wirksame Insektenvernichtungsmittel schon jetzt zu einem sicheren Verkaufserfolg.
Dieses Spray ist, wie Sie alle wissen, äußerst wirksam in Bezug auf Insekten bis zu einer Größe von zwei Metern. Jedenfalls theoretisch, denn im Alltag werden Sie wahrscheinlich Probleme haben, diese Art von Insekten überhaupt erst zu finden...“ Im Konferenzraum erklang ein höfliches Gelächter, um den Chef nicht zu blamieren.
„Nun, wie dem auch sei, dieses Mittelchen bewirkt wahre Wunder. Man sollte lediglich aufpassen, dass es in die richtigen Hände gerät, denn je nach Dosis kann es auch dem Menschen einen beträchtlichen Schaden zufügen. Mit anderen Worten: Es ist so wirksam, dass es bei einer Überdosis sogar Menschen töten könnte. Ein derartig starkes und intensives Vernichtungsmittel für Ungeziefer ist auf dem ganzen Weltmarkt noch nicht erhältlich und endlich können wir den Wunsch nach einer wirklich wirksamen Waffe gegen Insekten erfüllen und werden dem Namen unserer Firma einmal mehr gerecht...“
Larry Walters redete und redete noch eine Ewigkeit weiter und die ganze Belegschaft war anwesend. Alle bis auf Darren. Das hieß, er war so gut wie draußen. Er hätte heute Morgen um punkt 9.00 Uhr anwesend sein müssen, aber er war aufgehalten worden.

Die Tür flog auf und donnerte mit einem lauten, dumpfen Krachen an die Wand. Larry Walters verstummte auf der Stelle und die ganze Belegschaft drehte sich um und schaute auf Darren, der mit einem finsteren, vielleicht sogar leicht wahnsinnigen Gesichtsausdruck für einen Moment unter dem Türrahmen stehen blieb.
„Sieh mal einer an“, begann sein Chef, als er seine Überraschung überwunden und seine Sprache wieder gefunden hatte. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie sich heute noch hier blicken lassen würden. Es ist bereits viertel vor zehn und ich glaube mich an eine Vereinbarung zwischen uns beiden erinnern zu können, die besagte...“
Mach ihn fertig, Kleiner.
Darren zog die Waffe aus der hinteren Hosentasche, zielte auf Larry Walters und drückte ab. Er hatte ihm den Oberschenkel zerfetzt und sein sonst so souveräner und selbstsicherer Chef sank unter Schmerzensschreien auf dem Boden zusammen.
Für einen Moment blieben alle totenstill sitzen, als wären sie gut modellierte Schaufensterpuppen, aber als die erste Schocksekunde vorüber war, herrschte plötzlich ein Chaos von panischen Schreien und alle sprangen auf, um den Raum so schnell wie möglich zu verlassen.
Darren richtete die Waffe auf Cindy Richards, die PR-Managerin, und traf sie direkt in die Brust.
Mensch, dafür, dass du noch nie geschossen hast, machst du das gar nicht schlecht. Weiter so.
David Green traf er mitten ins Gesicht und das war wirklich kein schöner Anblick. Man versuchte, ihn von hinten zu überwältigen, aber niemand schaffte es und schließlich wurden die panischen Angstschreie und die flehenden Rufe, er solle einen doch verschonen und man habe doch Kinder, die einen bräuchten, immer leiser, bis er schließlich sein ganzes Team von Mitarbeitern erschossen hatte.
Sein Blick richtete sich erneut auf seinen Chef. Er war nicht tot, sondern wand sich – diesmal der Sprache vor Schmerzen nicht mehr mächtig – auf dem Boden.
„Sie sind nicht gut für mich“, sagte Darren. „Sie setzen mich unter Druck und versauen mir mein Leben. Es hat lange gedauert, aber ich habe es endlich begriffen. Das ist jetzt alles vorbei. Ich werde mein Leben von Grund auf ändern und alles Faule und Vergammelte rausreißen, damit ich wieder atmen kann, bevor ich an den giftigen Pilzen, die mein Leben befallen haben, ersticke.“
Er sah neben dem Blut und einigen verunstalteten Körpern auf dem Konferenztisch noch die neueste Innovation auf dem Gebiet der Insektenvernichtung stehen. Das aggressivste Mittel, das es jemals gegen Ungeziefer gegeben hatte. Er legte die Pistole auf den Tisch und griff sich dafür die große Sprühdose.
„Achtung“, las er vor, „vor Kindern sicher aufbewahren. Bei Gebrauch weit vom Körper entfernt halten. Bei Haut-/Augenkontakt sofort gründlich ausspülen und einen Arzt aufsuchen. Nicht einatmen, es besteht Lebensgefahr.“
Er lächelte, als er auf seinen Chef zuging. Vorsichtshalber zog er sich seinen Pullover über Mund und Nase, damit er nicht versehentlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Larry hatte die Augen vor Angst weit aufgerissen und versuchte davon zu robben und etwas zu sagen, doch bevor er ein Wort hervorbrachte, sprühte Darren ihm das Mittel gegen Ungeziefer direkt ins Gesicht. Larry versuchte sich abzuwenden, doch es gelang ihm nicht. Darren war immer schneller und hielt den Druckknopf der Sprühdose die ganze Zeit fest gedrückt. Die Augen seines Chefs wurden feuerrot, als das hochgiftige Mittel sie benetzte und er gab schließlich nur noch ein paar gurgelnde und krächzende Laute von sich, ehe er starb.
Das hast du gut gemacht, Kleiner. Jetzt geht es dir doch sicher besser, oder?!
„Es scheint, als sei der Kammerjäger erfolgreich gewesen. Mein Leben ist endlich frei von allem Ungeziefer dank InsectEx, der Nummer 1, wenn es um Schädlingsbekämpfung geht...“
Er stellte die Dose zurück auf den Tisch und verließ sein letztes Meeting bei InsectEx.

Darren hockte fassungslos auf dem Boden neben dem toten Körper. Er wiegte sich langsam vor und zurück und bemerkte gar nicht, dass neben den Tränen aus seinen Augen auch Flüssigkeit aus seinem vor Schrecken offen stehenden Mund auf den Boden tropfte. Er war vollkommen von Bunnys reglosem Körper eingenommen und die Welt um ihn herum verschwand. Für einen Augenblick gab es nichts mehr außer sich selbst und seinen toten Hund. Wer hatte so etwas Grausames nur tun können? Immer wieder sagte er Bunnys Namen vor sich hin und schwankte wie in Trance leicht hin und her.
Als er endlich zu begreifen schien, dass sein bester Freund tot, skrupellos ermordet worden war, beugte er sich nach vorn und legte sich neben den Hund auf den blutbeschmierten Küchenboden, griff mit seinen Armen nach ihm und zog ihn zu sich heran.
Es tat so weh, ihn hier liegen zu sehen. Tot; wie konnte er nur tot sein? Er öffnete seinen Mund und heraus kam ein heiserer Schrei der Verzweiflung und Fassungslosigkeit.
Halt die Klappe. Wegen einem nutzlosen und zudem toten Tier noch so einen Aufstand zu veranstalten. Werd’ erwachsen, Kleiner!
„Was? Wer... du warst das, hab ich Recht? Du hast meinen Hund getötet!“
Ich glaube, du irrst dich. Das hast du getan. Heute Morgen. Vor genau elf Stunden und 15 Minuten. Um genau zu sein, hast du dir den Stab, mit dem du sonst die Klappe zum Dachboden öffnest, gegriffen – du weißt schon, die mit dem spitzen Haken vorne – und hast auf den Köter eingedroschen, bis du sämtliches Leben aus ihm herausgeprügelt hattest. Und es hat dir geholfen, dein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Erinnerst du dich nicht?
„DU LÜGST!“, schrie er in den leeren Raum und schlug sich mit beiden Fäusten gegen den Kopf. „Raus! Verschwinde aus meinem Kopf! Du hast meinen Hund getötet. Du ganz allein! Du hast mir meinen besten Freund gestohlen!“
Entweder du hältst jetzt freiwillig deinen Mund, oder ich muss dich dazu zwingen. Dieses kindliche Rumgeheule erträgt ja kein Mensch. Ich hab noch andere Sachen mit dir vor. Wie soll das erst laufen, wenn du schon bei einem Hund so ein Theater machst...
„Verschwinde aus mir! Du Monster, ich krieg dich schon aus mir raus. Auch wenn ich mir den Kopf blutig schlagen muss. Ich werde dir...“ Er riss die Aungen und den Mund weit auf, trat reflexartig mit den Füßen aus und traf den leichenstarren Hund, der daraufhin einige Meter über den Boden rutschte und kurz vor der Wand, die Küche und Flur trennte, wieder regungslos liegen blieb. Ein unbeschreiblicher Schmerz war ihm in alle Glieder gefahren und er war Minuten lang zu keiner Bewegung fähig.
Ich hab dir die Wahl gelassen. Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Und nenn mich nie wieder Monster. Vertrau mir, du bereust es. Ach, und in Zukunft rate ich dir zu tun, was ich sage. Du siehst ja, was sonst passiert. Und jetzt wird es Zeit, die Schweinerei hier wegzuwischen. Du hast hier heute Morgen ja einen wahren Saustall hinterlassen.
Als der Schmerz langsam aus seinem Körper kroch, versuchte er, den Tag vor seinem inneren Auge abzuspielen. Hatte diese Stimme in seinem Kopf denn Recht? Hatte er selbst seinen Hund getötet? So sehr er es auch versuchte, er konnte sich beim besten Willen nicht mehr an den Ablauf dieses Tages erinnern. War er denn überhaupt bei der Arbeit gewesen? Und war er... Er erstarrte.
„Großmutter!“, sagte er laut. Er stand auf, erschrocken und in Panik versetzt. Er war nicht bei ihr gewesen. Sie hatte nichts gegessen und machte sich wahrscheinlich die größten Sorgen, wenn sie bei klarem Verstand war.
Du warst da. Du hast ihr eine Rindfleischsuppe gekocht, wenn du es genau wissen willst. Du hast sie gefüttert und dann hast du ihr wie immer den Tee hingestellt. Du hast sie auf die Stirn geküsst und „Ich hab dich lieb, Omi“ gesagt. Vertrau mir, es geht ihr gut. Und in dieser Sache kannst du mir wirklich vertrauen.

Als Darren am nächsten Morgen am Frühstückstisch saß, dröhnte ihm der Kopf und jeder Knochen, jedes Organ und jede Faser seines Körpers fühlten sich taub und kraftlos an. Hatte er denn nicht gut geschlafen? Er nahm die ganze Welt nur noch durch einen nebligen Vorhang war, und so wunderte er sich zwar, dass Bunny nicht in seinem Korb lag, stand aber nicht auf, um ihn zu suchen. Er würde schon wieder auftauchen.
Unter einiger Anstrengung schlug er die Zeitung auf. Haushaltsloch, Neuwahlen, Massaker bei InsectEx, er konnte sich nicht einfach nicht darauf konzentrieren. Er las zwar, aber er verstand nicht. Seine Gedanken waren wie betäubt, bis er die Seite mit den Todesanzeigen aufschlug. Der Name, den er in der Mitte der Seite unter dem schwarzen Kreuz las, verjagte jeden Nebel und jede Taubheit aus seinem Körper. Der Name lautete Carry Stuart.
Sie war tot? Seine Exfreundin war tot? Er schlug beide Hände vor den Mund und starrte auf die Anzeige.
Sie war nicht gut für dich.
Darren zuckte zusammen, als die gespenstische Stille im Haus durch diese laute und energische Stimme durchbrochen wurde.
„Wer ist da?“, frage er und sah sich um. „Wer hat das gesagt?“
Er hatte diese Stimme in seinem Kopf über Nacht vollkommen vergessen. So wie er alles nach kurzer Zeit wieder zu vergessen schien. Er wusste nicht mehr, dass er es gewesen war, der seine Exfreundin im Stadtpark erstochen hatte. Er wusste nicht mehr, dass er seinen Hund zu Tode geprügelt hatte und er wusste auch nicht mehr, dass er für das Massaker bei InsectEx verantwortlich war.
Von woher kam also diese Stimme? Es dauerte eine Weile, bis sie ihm die Geschichte, die er schon am vorherigen Morgen gehört hatte, ein zweites Mal erzählt hatte, und irgendwie dämmerte es langsam und er spürte nur noch Angst.

Darren fand sich in der Küche seiner Großmutter wieder. Es war wohl etwa Mittag und er wollte ihr gerade etwas zu essen kochen. War er denn überhaupt bei der Arbeit gewesen?
Hey, Kleiner.
„Halt den Mund“, sagte Darren leise, aber bestimmt. Er wollte nicht, dass seine Großmutter sich über seine Selbstgespräche wunderte.
Er ging zum Kühlschrank und holte zwei Hähnchenbrustfilets und das Olivenöl heraus. Dann kramte er im Topfschrank nach der Pfanne. Er versuchte, die Stimme zu verdrängen. Er wollte nur seinem gewohnten Tagesablauf nachgehen und sich keine Sorgen um seine geistige Gesundheit machen müssen. Er war vollkommen am Ende. Er war müde, fühlte sich innerlich kalt und sein Leben ging weiter den Bach runter.
Ihm spritzte heißes Öl auf die Hand, als er die Hähnchenfilets in die Pfanne legte. Er spürte es kaum, aber trotzdem zog er instinktiv seine Hand zurück.
Nachdem er seinen eigenen Teller leer gegessen und das andere Filet in kleine Stücke geschnitten hatte; nachdem das weich gekochte Buttergemüse fertig war und er zuletzt auch noch den Kartoffelbrei auf den Teller gelöffelt hatte, ging er damit in das Schlafzimmer seiner Großmutter. Sie war wach und schaute ihn mit ihren tiefen und müden Augen an.
„Ich hoffe, du hast Hunger. Ich habe hier nämlich die Spezialität des Hauses. Einen Gaumenschmaus, den man so schnell nicht vergisst.“ Sie lächelte ein wenig und das erfüllte ihn mit einer neuen, lange nicht mehr gespürten Wärme und ließ auch ihn wieder lächeln. Er stellte das Kopfteil ihres Bettes vorsichtig hoch und setzte sich auf die Bettkante, um sie zu füttern.
Sonst erzählte er ihr dann immer von seinem Tag, aber heute würde er die letzten Tage selbst gern erzählt bekommen. Es war alles weg. Die letzten 48 Stunden waren in einem dicken Safe irgendwo in seinem Kopf eingeschlossen und so sehr er auch suchte, er fand den Schlüssel nicht.
Also sah er sie nur an. Sie war heute bei vollem Bewusstsein. Er hatte sie schon lange nicht mehr so lebendig gesehen.
„Mein Junge“, sagte sie, „ich weiß, dass der Krebs mich bald töten wird.“
Darren ließ die Gabel auf den Teller fallen. Was hatte sie da eben gesagt? Er hatte immer gedacht, dass sie nicht von ihrer Krankheit wusste.
„Du sollst dann aber nicht traurig sein, Darren. Es ist für uns beide eine Erlösung und ich bete jeden Tag, dass unser Vater mich endlich zu sich nach oben holt.“ Sie zeigte mit der rechten Hand aus dem Schlafzimmerfenster zum Himmel.
„So darfst du nicht reden“, sagte Darren und er spürte eine Träne seine Wange herunterlaufen.
Sie nahm seine Hand. „Mein Leben ist nicht mehr lebenswert. Ich habe eine lange und glückliche Zeit gehabt. Doch diese Zeit ist nun bald abgelaufen und das ist nur natürlich. Wir alle müssen einmal sterben, mein Junge. Ich möchte, dass du eines weißt: Egal was passiert oder passiert ist, ich habe es immer nur gut mit dir gemeint. Ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt und möchte, dass es dir gut geht. Also nimm es mir nicht übel.“
Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er saß auf der Bettkante und sah seine alte Großmutter an. Und sie sah ihn an. Heute erinnerte sie ihn wieder an die starke Frau, die sie einmal gewesen war. Weise und klug; sie sprach heute mit kräftiger Stimme und Darren wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er nahm sie in den Arm und spürte, wie dünn sie in den letzten Monaten geworden war. So blieben sie eine lange Zeit lang sitzen, bis sie sich langsam aus seinen Armen löste.
„Würdest du mir jetzt einen Tee kochen, mein Junge?“
„Natürlich“, sagte er und stand auf. Er nahm den Teller vom Nachttisch – heute hatte sie ihn seit langem wieder mal leer gegessen – und ging in die Küche.
Als das Wasser kochte, meldete sich wieder die altbekannte Stimme zu Wort.
Hey, Kleiner. Sieh mal in deine rechte Hosentasche.
„Verschwinde“, sagte er leise. „Lass mich endlich in Ruhe.“ Er legte einen Teebeutel in die Tasse und goss das Teewasser dazu.
Jetzt sieh schon endlich nach.
Er griff in seine rechte Hosentasche und zog ein kleines Fläschchen mit einer merkwürdigen Flüssigkeit heraus. Darauf klebte ein gelbes Etikett.
-BLAUSÄURE-
Darunter stand in kleinen Buchstaben „Atem- und Blutgift. Tödliche Dosis 0,05g“
In der letzten Zeile standen einige Erste Hilfe – Maßnahmen (Sauerstoff, künstliche Beatmung, sofortige ärztliche Behandlung), die bei Körperkontakt sofort durchgeführt werden sollten.
„NEIN!“, rief er laut. „Das werde ich nicht tun! Niemals!“ Er vergaß völlig, dass seine Großmutter ihn eventuell hören könnte. „Wo kommt das Zeug her?“
Wen interessiert das noch? Jetzt mach schon. Gib ihr was davon in den Tee und wir haben unsere Ruhe.
„Ich werde sie nicht vergiften. Eher würde ich mich selbst...“ Seine Beine gaben unter ihm nach und er stürzte auf den Boden, wobei er zwei Küchenstühle mit umriss. Wieder durchfuhr ein blitzartiger Schmerz seinen ganzen Körper.
Du tust jetzt, was ich sage, oder ich werde dir solche Schmerzen bereiten, dass du nicht mehr weißt, wo oben und unten ist.
„Mach doch, was du willst. Ich werde es nicht tun, auch wenn du mich umbringst.“ Seine Beine streckten sich und zogen sich sofort darauf wieder krampfartig zusammen. Er schrie heiser und verzog das Gesicht zu einer hass – und schmerzerfüllten Fratze.
TU ES!
Darren wand sich auf den kalten Fliesen hin und her. Er hatte tatsächlich jede Orientierung verloren.
Bitte, Darren. Tu es für mich.
Die Stimme klang plötzlich ganz anders. Vertraut und liebevoll. Es war die Stimme seiner Großmutter. „Hör auf damit!“, schrie er und fasste sich verzweifelt mit beiden Händen an die Schläfen. „Lass mich doch endlich in Ruhe!“
Verstehst du denn nicht? Ich will nicht mehr leben. Ich kann nicht mehr leben. Ich liege seit Monaten in diesem Bett und kann mich kaum bewegen. Jeder einzelne Tag ist eine Qual für mich. Erlöse mich und hilf mir zu sterben, mein Junge. Ich will dir keine Schmerzen mehr zufügen. Nie wieder, aber ich musste es tun, damit du dein Glück findest. Verstehst du, ich musste es tun. Für dich. Und jetzt musst du mir helfen, mein Glück zu finden.
Er blieb reglos auf dem Boden liegen. Minutenlang starrte er an die Decke und dachte an alles und gar nichts. Irgendwann stand sein Körper auf. Es war auf einmal ganz einfach. Jeder Schmerz war aus ihm verschwunden und er fühlte sich, als würde er schweben. Er griff nach dem kleinen Fläschchen und tat, was ihm gesagt wurde. Er rührte den Tee um und ging ins Schlafzimmer seiner Großmutter zurück.

Darren saß in seinem Wagen und fuhr seit Stunden einfach nur herum. Regen prasselte unaufhörlich auf die Windschutzscheibe und er hatte Mühe, überhaupt etwas zu erkennen. Es war gerade 23.00 Uhr geworden und im Radio hörte er von dem rätselhaften Massenmord bei InsectEx. Er wusste nun, wer das getan hatte. Er wusste auch, wer Carry und Bunny getötet hatte.
Er wusste auch, dass sie es immer nur gut mit ihm gemeint hatte.
Und sie hatte schließlich gesagt, dass er es ihr nicht übel nehmen sollte. Das tat er nicht. Alle Probleme waren nun aus seinem Leben verschwunden. Er sollte glücklich sein, aber war es das nun? War er nun glücklich? Er spürte, dass er weinte.
Gleich würde er an der großen Eiche vorbeikommen, an der er als Kind immer gespielt hatte.
Er beschleunigte.

 

Hi Underground.

Ja, ich schon wieder.


Erstmal Krimskrams:

Darren nahm das Kissen seiner Großmutter, die sich unter großer Anstrengung vorbeugte und schüttelte es auf.
... vorbeugte, und ...

„Du bist alles, was ich noch habe, Junge.“ sagte sie
Hier haben wir es wieder: der Punkt am Ende der wörtlichen Rede ;)
"Du bist alles, was ich noch habe, Junge", sagte sie.

Willst du jetzt noch etwas fernsehen?“ fragte er
Ebenso hier: "Willst du jetzt noch etwas fernsehen?", fragte er.

Guckst du hier: http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=9566

Sie hatte es zwar tief im Unterbewusstsein vergraben, aber so tief, dass es niemals auch nur den Hauch einer Chance haben würde, wieder hervorzukommen.
Die hier sitzt nicht, die Metapher.
Vor allem das "zwar" stört gewaltig. Würdest du es streichen, wärs um einiges besser

Er kam jeden Tag vorbei, um nach ihr zu sehen. Morgens und abends kamen Ärzte und Pfleger mit Mahlzeiten und Medizin vorbei und am Mittag kam er dann.

Er hatte ihn vor sechs Jahren, als Trost für die Trennung von seiner zweiten Freundin Carry gekauft.
1. kein Komma, bzw. wenn dann nach Carry ebenfalls eins
2. Kauft man Hunde dem Tierheim ab? Ich dachte immer, das geschähe eher kostenfrei... bin mir jetzt allerdings auch nicht sicher

als er gerade 20 war,
Ich würde die Zahl ausschreiben - liest sich schöner

Er würde seinen Job verlieren und er würde seine geliebte Großmutter verlieren. Immer mehr Waggons, die sich verabschiedeten, langsamer wurden und schließlich auf den verrosteten Schienen seines Lebens irgendwo im Nirgendwo stehenblieben, bis nur noch die Lok ganz vorn übrig bleiben würde, die plan- und ziellos auf eine nicht fertiggestellte Brücke zusteuerte und schließlich in die Schlucht zwischen Vergangenheit und Zukunft fallen und am Boden zerschellen würde.
Eigentlich recht schön - nur viel, viel zu lang! Glaub mir, denselben Fehler mache ich auch andauernd. ;)
Nach verabschiedeten würde es sich lohnen, aufzuhören

Fahles Mondlicht fiel durch das Fenster hinein
herein

Er hatte das Licht nicht angemacht, um nicht noch wacher zu werden, als er eh schon war.
es eh oder nur es

Das Schmerzzentrum. Es liegt hier oben in deinem Gehirn bei mir in guten Händen. Ist das nicht schön? Ich muss es nur einmal berühren und schon...
Den ersten Teil finde ich wirklich großartig! Hat etwas schön verrücktes...

Diesmal schienen sämtliche Gliedmaßen auseinander zu fliegen und er lag auf den Fliesen wie auf einer Streckbank, mit Armen und Beinen von sich gestreckt.
Das ist nicht besonders schön formuliert. "Auseinander zu fliegen" klingt so umgangssprachlich und beschreibt nicht unbedingt das, was du möchtest

Es klang so, als seien seine Stimmbänder porös geworden. Nicht wirklich heiser, aber auch meilenweit von menschlichen Lauten entfernt.
Du beschreibst zuviel. Wenn du früher aufhörst, erzielst du eine viel bessere Wirkung.

Darren richtete die Waffe auf Cindy Richards, die PR-Managerin und traf sie direkt in die Brust.
> Komma

Bei Gebrauch immer weit vom Körper entfernt halten. Bei Hautkontakt sofort gründlich waschen und einen Arzt aufsuchen. Bei höherer Dosis besteht Lebensgefahr.
immer streichen, ausspülen, Dosis? Nicht lieber etwas wie: Nicht einatmen, etc.

Er stellte die Dose zurück auf den Tisch und verließ sein letztes Meeting bei InsectEx.
Darren hockte fassungslos auf dem Boden neben dem toten Körper.
hier gehört doch sicher ein Absatz rein, oder?


So: Mit deinem Stil scheinst du dich teilweise etwas zu verhaspeln - einerseits gut (zum Beispiel die Stimme in seinem Kopf hat mir sehr gut gefallen - da gabs einige Stellen, die wirklich toll waren), anderseits wirkt es ein wenig unüberlegt. Siehe oben. Du schwankst zwischen wirklich guten Formulierungen und, nun ja, zuviel Umgangssprache.
Außerdem gibt es einige Stellen, die dazu beitragen... nun ja, den Leser zu langweilen. z. B. die Zugmetapher, die ich zitiert habe. Weniger ist mehr - ich weiß, verdammt schwer, aber wirkungsvoll.
Du kannst natürlich nur übernehmen was du willst, möchte dir ja nichts aufdrängen.

Die Story: Gefällt mir eigentlich recht gut, vor allem die Schlusspointe, die ich zwar erwartete, saß recht gut. Du arbeitest schön darauf hin, die Tatsache, dass sein Leben nur von Menschen, bzw. Lebewesen beherrscht wird, die ihn "missbrauchen", und eigentlich rächt er sich ja nicht. Sie rächt ihn. Zumindest mit der einen Möglichkeit, mit der sie es tun kann.

Alles in allem hats mich gut unterhalten, obwohl du einiges mehr rausholen könntest. ;)


Liebe Grüße,
Tama

 

Hi Tamira!

Ja, du schon wieder... aber hey, das ist was gutes!

Schließlich hab ich mich riesig gefreut, wieder von einem so erfahrenen Schreiberling kritisiert zu werden... und dieses mal komme ich sogar was besser weg!

Ich habe die meisten deiner Tipps umgesetzt und die Story dementsprechend geändert.

Hier haben wir es wieder: der Punkt am Ende der wörtlichen Rede

räusper... ja, ich war böse! Aber dieser fiese Wiederholungsfehler ist darauf zurückzuführen, dass ich diese Geschichte noch VOR der "Es ist Zeit"-Geschichte geschrieben habe, und völlig- aber völlig vergaß, diese hier auf den alten Fehler hin zu filzen... Um so mehr hats mich gewundert, dass im zweiten Teil meistens richtig wörtlich geredet wurde... die Wege des Herrn...


Ansonsten habe ich mir auch viele deiner Anregungen, die du mir nicht aufzwingen wolltest, aufzwingen lassen, weil ich fand, dass du da schon Recht hattest. Einzig von der Metapher konnte ich mich schwer trennen.
Ich hab nen Kompromiss für dich. Was sagst du?

Immer mehr Waggons, die sich verabschiedeten, langsamer wurden und schließlich auf den verrosteten Schienen seines Lebens irgendwo im Nirgendwo stehen blieben.

Okay? Ist immerhin schon mindestens um die Hälfte gekürzt... Ich drück die Daumen...

Also, nochmals nen Riesendank für deine ausführliche Kritik und ich hoffe, ich hab jetzt das ein oder andere verbessert. Müsste vielleicht noch mal ganz genau drüber gehen, aber das ist ne lästige Sache...

Liebe Grüße zurück,
Underground

 

Danke für die Kritik, Golio.

Ich hab deine Nachricht gekriegt und fühl mich nich "gehatet"... Kein Problem.
Blöd ist nur, dass alle, die die Antworten lesen, bevor sie sich der Geschichte zuwenden, schon wissen, wer (die Oma nämlich) da seine Finger im Spiel hat. Aber was solls.
Das ich zu viel schreibe, da werd ich mal drüber nachdenken, vielleicht lässt sich das und das Problem mit dem in deinen Augen unfreiwilligen Humor ja irgendwie beseitigen... oder wenn nicht, unauffällig kaschieren.

Danke fürs Lesen
Underground

 

Spazierengehen
Spazieren gehen
Stadt Liberty
eine circa 30-jährige Frau tot aufgefunden. Ihre Leiche war am ganzen Körper mit
Schnittwunden und Einstichen - vor allem in der Herzgegend - übersät.
Absätze weg
und damit dem Standart unserer Qualität nur allzu gerecht
Standard
Er riss die Aungen und den Mund weit auf
Augen
Vertrau mir, du bereust es
nicht?
Er hatte immer gedacht, dass sie nicht von ihrer Krankheit wusste.
nichts
Hi Underground,
geile Geschichte. Voll cool erzählt.
Ich hätte mir zwar noch ne Auflösung für die Stimme gewünscht, aber na ja :)
:heilig:

 

Hey, Bruder!

Du scheinst ja ne menge von mir gelesen zu haben!
Ich freue mich riesig, vor allem, da dir offenbar sogar gefällt, was du liest!

Deshalb (und weil mich dieser Beitrag wieder ganz nach oben ins Forum bringt :) ) muss ich deine Antwort einer selbigen meinerseits würdigen.

Ich hätte mir zwar noch ne Auflösung für die Stimme gewünscht, aber na ja

Ähm...? Die gibt es doch, wenn ich die Story richtig im Kopf hab.
Die Stimme ist und war die ganze Zeit Großmutters.
Mal sehen, ob ich da eine Schlüsselstelle find auf die Schnelle
Aha:

TU ES!
Darren wand sich auf den kalten Fliesen hin und her. Er hatte tatsächlich jede Orientierung verloren.
Bitte, Darren. Tu es für mich.
Die Stimme klang plötzlich ganz anders. Vertraut und liebevoll. Es war die Stimme seiner Großmutter. „Hör auf damit!“, schrie er und fasste sich verzweifelt mit beiden Händen an die Schläfen. „Lass mich doch endlich in Ruhe!“
Verstehst du denn nicht? Ich will nicht mehr leben.

So, da stehts nun schwarz auf weiß. Wobei im Originaltext (in Word) die Stimme immer kursiv gedruckt ist... Schade, dass das nicht übernommen wird!

Nun denn, einen schönen Tag noch,
Underground

 

Wobei im Originaltext (in Word) die Stimme immer kursiv gedruckt ist... Schade, dass das nicht übernommen wird!
hier ein ganz einfacher Trick (im folgenden die runden Klammern durch eckige ersetzen):
(i)so wirds kursiv(/i). siehst du:
so wirds kursiv
Die Stimme ist und war die ganze Zeit Großmutters.
Mal sehen, ob ich da eine Schlüsselstelle find auf die Schnelle
hm, da hab ich wohl zu viel hineininterpretiert, finde aber nach dieser erklärung meine version immer noch besser:
Ich dachte, die Stimme verstellt sich, sodass sie wie die Großmutter klingt, um ihn lecihter zu überreden.
AUßerdem: Wieso sollte die Großmutter ihn dazu bringen, die ganzen Leute zu töten? Um ihn daran zu "gewöhnen", damit er sie tötet? Hm ...
Du scheinst ja ne menge von mir gelesen zu haben!
nach der unschalgbaren Tamira Samir bist du mein Lieblingshorrorautor hier. Schreib mal wieder was (hab ja alles von dir durch, bis auf die Philogeschichte). Zehn nach 10 ist übrigens Platz 1 in meinen kg.de top ten, auch, wenn sie gelöscht wurde (Buh! :thdown: )
:heilig: Bruder Tserk

 

Meine Herren, was für eine Ehre, gleich nach der großen Tamira Samir genannt zu werden... Echt, wow, danke!

Das mit dem kursiv schreiben hatte ich schon raus, aber ich find das sehr umständlich... schließlich schreib ich die Stories ja in Word... und dann alles extra einklammern, was kursiv sein soll, das ist wirklich nervig....
bei ein bis zwei anderen Geschichten hab ichs aber durchgezogen... tschakaaa!

Noch mal kurz zur Killer-Oma:

Er wusste nun, wer das getan hatte. Er wusste auch, wer Carry und Bunny getötet hatte.
Er wusste auch, dass sie es immer nur gut mit ihm gemeint hatte.

Da wirds nochmal erwähnt. Aber ich gebe zu, man könnte es auch so wie du interpretieren. Darren als Opfer eines Täuschungsmanövers. Das mag vielleicht sogar logischer (oder weniger skurril) sein.
Gedacht wars aber zugegebenermaßen anders.
Die Oma will ihn von allem, was ihn (aus ihrer sicht) am glücklich sein hindert, befreien... das ist ihr übersinnlich weg dabei. Nun, wie mans nimmt.

Schreib mal wieder was

Mach ich, aber ich hab im Moment nich so doll Zeit, weil das fiese Studium seine Krallen um mich gelegt hat und mich gegen meinen Willen an die Bücher fesselt. Ich geb mir aber Mühe, ich find glaub ich noch ein, zwei Geschichten in meinem Archiv. Die müssen dann erstmal herhalten.

Zehn nach 10 ist übrigens Platz 1 in meinen kg.de top ten, auch, wenn sie gelöscht wurde

Wow, Platz 1? Ich fühle mich mehr als geehrt. Danke, Bruder! Wirklich, wo soll ich mit dem ganzen Lob nur hin? :)

Also stay tuned vor some neuigkeiten by mir!
Gruß

Underground

 

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