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Die Strauch-Dynastie

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14.10.2003
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Die Strauch-Dynastie

„Seht nur, ist er nicht wundervoll?“, flüsterte Jörg Strauch. In seiner Mimik mischten sich Stolz, Liebe und gespannte Erwartung zu einer grotesken Fratze. Zustimmendes Gemurmel erhob sich, doch sofort legte Strauch den Zeigefinger an die Lippen und das Gemurmel starb augenblicklich ab.
„Schscht, er ist ganz konzentriert, seht Ihr? Heute wird etwas Großes passieren, da bin ich mir ganz sicher“, hauchte Strauch so leise, dass nur die unmittelbar neben ihm Sitzenden es hören konnten.
Martin Schwarz rutschte unbehaglich in seinem Sessel hin und her. Die fünfzig Kilo Übergewicht schnürten ihm die Luft ab. Langes Sitzen war am schlimmsten. Seufzend zog er ein Taschentuch aus der Anzughose und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Neben ihm betrachtete Adam Günzich seine Fingernägel. Rita Makkaroni war die einzige außer Strauch, die ihre ganze Aufmerksamkeit dem kleinen Jungen auf dem Teppich schenkte. Der legte gelangweilt den Teddy beiseite und griff sich ein neues Spielzeug. Ruckartig setzte Strauch sich auf.
„Da, er hat den Panzer genommen“, stieß er atemlos hervor. Sofort richteten sich weitere achtzehn Augenpaare auf den Jungen, der nun völlig in sein Spiel vertieft war. Er ließ seinen Panzer über die Weltkarte fahren, die in den Teppich eingewebt war, quer über den Mittelkontinent bis hin in das östliche Vorland.
„Akir, er ist in Akir eingedrungen!“ Strauch sprang von seinem Sessel auf, lief zu seinem Sohn und nahm ihn in die Arme. „Gut gemacht, mein Junge. Dafür schenke ich dir ein Pony und einen neuen Cowboyhut. Na, wie findest du das?“
Der kleine Junge strahlte über das ganze Gesicht. Präsident Strauch gab ihm einen liebevollen Klaps und wandte sich wieder den anderen Anwesenden zu.
„Ihr habt es gesehen. Also los, macht die Truppen startklar und setzt sie in Bewegung. In drei Tagen will ich eine unbesiegbare Streitmacht in Akir haben!“
„Aber, Herr Präsident …“, meldete sich Günzich schüchtern zu Wort.
„Was? Was willst du?“, stieß Strauch hervor. Seine Augen funkelten. Jeder im Raum wusste, dass er Widerworte nicht mochte.
„Wie wollen Sie dieses Vorgehen dem Weltsicherheitsrat erklären?“
Rita Makkaroni runzelte die Stirn. Dieser Bastard wagte es doch tatsächlich, die Anordnung des Präsidenten anzuzweifeln!
„Ähm, na ja, hat die Regierung von Akir nicht kürzlich gegen die des Nachbarstaats gepöbelt? Schwarz, wie heißt dieses Niemandsland noch einmal?“
„Kutawi, Herr Präsident.“
„Genau, wir werden also Kutawi zu Hilfe kommen. Sonst noch was?“
Günzich beschloss, den drohenden Unterton zu ignorieren und sein eigentliches Anliegen vorzutragen.
„Solch ein Krieg kostet Geld. Viel Geld. Das gibt mein, ich meine, das gibt der Staatshaushalt nicht her.“
„Sie sind hier das Finanzgenie. Sie werden das schon irgendwie hinbekommen. Außerdem bringt ein Krieg die Wirtschaft in Schwung. Sie werden sich bald vor Einnahmen nicht mehr retten können.“ Der Präsident ließ seinen Blick über die Runde schweifen. „Damit wäre das auch geklärt. Jetzt aber los, die Zeit läuft. Drei Tage, habe ich gesagt!“

Dreißig Jahre später

„Sitzt meine Krawatte auch richtig? Und passen die Schuhe zum Hemd?“
„Du siehst großartig aus, mein Schatz.“ Bettina stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Peter einen Kuss. „Das muss ja ein überaus wichtiges Geschäftsessen sein. So eitel kenne ich dich ja gar nicht.“
„Ja, es ist wirklich sehr wichtig“, murmelte Peter. Den Grund dafür behielt er lieber für sich. Seit vier Jahren arbeitete er für die Sicherheitsabteilung im Präsidentenpalast. Durch sein Engagement und seine kühle, überlegte Art hatte er sich schnell hochgearbeitet. Und heute war der große Tag. Er würde dem Präsidenten Jörg Strauch Junior das erste Mal persönlich begegnen. Es sollte einen kleinen Empfang geben, und er war für die Koordination der Sicherheitskräfte verantwortlich. Da ihm jedoch strikte Geheimhaltung auferlegt worden war, sagte er lieber gar nichts darüber – selbst zu Bettina nicht.
„Okay, ich muss los. Bis später. Ich liebe dich!“
„Und ich liebe dich!“

„Ah, Peter, da sind Sie ja. Der Präsident ruht sich noch ein wenig aus. Kommen Sie, ich stelle Sie ihm vor. Danach können Sie sich dann um Ihre Leute kümmern.“
Peter folgte dem Verteidigungsminister Willi Braun ins Amtszimmer des Präsidenten. Und da saß er. Peter stockte der Atem. Aber er wollte sich nichts anmerken lassen. Der Präsident kauerte auf dem Boden, inmitten von Spielzeug und ließ ein Flugzeug über den Boden kreisen.
„Herr Präsident, hier ist Peter Bender. Er ist heute für die Sicherheit verantwortlich“, sagte Braun.
Der Präsident legte das Flugzeug beiseite und nahm stattdessen einen Zinnsoldaten.
„Peng, pengpeng.“
„Der Präsident muss sich konzentrieren. Möchten Sie einen Kaffee?“ Braun geleitete Peter zu einem langen Tisch am Fenster, auf dem Kaffee, Tee, Kekse und Obst aufgebaut waren. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Carola Makkaroni betrat das Zimmer.
„Herr Präsident? Sie müssen sich jetzt umziehen.“ Sie hielt ihm einen dunkelgrauen Anzug hin.
„Nein, nein, ich will keinen Anzug tragen! Ich hasse Anzüge! Ich will meinen Cowboyhut!“, plärrte der Präsident.
„Das geht aber nicht. Kommen Sie, ziehen Sie den Anzug an. Es ist ja nur für eine Stunde“, bettelte Carola.
„Sie ist seine strategische Beraterin“, flüsterte Braun Peter zu. „Ihre Mutter war die Kinderfrau des Präsidenten.“
Carola seufzte. „Okay, wie wäre es dann mit der Fliegerjacke? Die mögen Sie doch so gerne. Ja?“
Der Präsident klatschte in die Hände.
„Sehr schön, dann wäre das also geklärt.“ Carola verschwand mit dem Anzug.
‚Oh Gott, der Präsident ist schwachsinnig’, schoss es Peter durch den Kopf.
„Minister Braun, wie wollen Sie den Empfang bestreiten? Ich meine, der Präsident erscheint mir etwas … abwesend.“ Peter blickte mit gerunzelter Stirn auf das Bild, das sich ihm am Boden bot. Strauch Junior hatte sich inzwischen einen Spielzeugpanzer gegriffen.
„Brumm, brummbrumm“, murmelte er.
„Machen Sie sich keine Sorgen. Wenn es drauf ankommt, ist der Präsident voll da“, erwiderte Braun.
Carola kam mit der Fliegerjacke zurück und blieb wie angewurzelt mitten im Zimmer stehen.
„Sehen Sie, sehen Sie nur“, flüsterte sie.
„Oh nein, nicht schon wieder“, stöhnte Braun. „Das letzte Mal war ein absolutes Fiasko!“
„Sie haben den Befehl des Präsidenten gesehen. Wir geben in einer Stunde eine Pressekonferenz. Herr Bender, sorgen Sie für das Nötige!“
„Was ist denn nur los?“, flüsterte Peter Braun zu.
„Der Präsident will in Akir einmarschieren“, raunte der ebenso leise zurück.
„In Akir? Aber warum denn?“
„Keine Ahnung, aber wir sollten es lieber tun, sonst brüllt und tobt er wieder, bis wir seinem Befehl letztendlich doch Folge leisten.“
„Ich will einen Cowboyhut, ich will sofort einen neuen Cowboyhut!“, schrie der Präsident.
Carola ging zu ihm und strich ihm besänftigend über den Kopf. „Natürlich, Sie bekommen Ihren neuen Cowboyhut. Aber erst nach der Pressekonferenz.“
„Frau Makkaroni, zurzeit besteht keine Veranlassung, in Akir einzumarschieren“, versuchte Peter es noch einmal.
„Wir werden schon etwas finden. Sagen Sie den Geheimdiensten Bescheid, sie sollen sich was einfallen lassen. Dafür werden sie schließlich bezahlt. Und besorgen Sie mir die Tonbandaufnahmen von der Pressekonferenz des Vaters des Präsidenten. Wir werden sie brauchen.“
„Wofür?“, fragte Peter verwundert.
„Der Präsident kann sich verbal nicht so gut ausdrücken. Aber das Thema ist schließlich dasselbe. Wir lassen das Tonband ablaufen, und der Präsident steht am Rednerpult. Das merkt kein Mensch“, erwiderte Carola gelassen.
„Und Sie machen da mit?“ Zornig blickte Peter auf Braun.
„Allerdings. Und Sie auch. Vergessen Sie nicht: Sie wissen jetzt zuviel. Unsere Geheimdienste sind vielfältig einsetzbar. Und Sie möchten doch nicht, dass Bettina etwas zustößt, oder? Sie heißt doch Bettina, nicht wahr?“
Peter wurde blass. Wortlos drehte er sich um und schlug voller Wut mit der Faust so kräftig gegen die Wand, dass Blut von seinen Knöcheln tropfte.
„Nun machen Sie schon, sichern Sie den Konferenzraum und instruieren Sie Ihre Leute. Ich hole inzwischen das Tonband.“ Braun zog Peter mit sich und verließ mit ihm das Zimmer.
Als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, tätschelte Carola liebevoll den Rücken des Präsidenten.
„Brav, das hast du fein gemacht. Endlich hat sich das Üben gelohnt. Nun endlich bekommt meine Mutter Gerechtigkeit für das, was die Akiri ihr angetan haben. Der Mann ermordet, das Haus niedergebrannt, musste sie – eine Fürstin! – in dieses Land fliehen und hier unter falschem Namen Kinderfrau spielen. Aber nun bekommt sie ihre Rache. Und ich, die ich Prinzessin gewesen wäre, auch. Auf Befehl des Präsidenten von Westland!“
Und dann lachte sie und lachte, bis ihr Tränen die Wangen hinunterliefen. Der Präsident sah mit leuchtenden Augen zu ihr auf und klatschte in seine Hände.

 

Ähnlichkeiten mit realen Personen sind natürlich rein zufällig. :D

 

Ja, wer wildert denn da in fremden Gefilden? :D

Also, es geht wohl darum, dass Frau Reis Herrn Gebüsch dazu mißbraucht, sich zu rächen, dass ihr in Backdat mal die Handtasche geklaut wurde.. oder so ähnlich? :schiel:

Hehe - ist recht amüsant zu lesen, wenngleich an manchen Stellen vielleicht etwas zu vordergründig. Ich persönlich bevorzuge es bei solchen Sujets etwas subtiler. Zumindest aber flott geschrieben. Der Plot wäre noch etwas polierbar und man könnte sich fragen, warum mitten in der Geschichte plötzlich noch mal ein neuer Prot eingeführt werden muss. Ansonsten aber war ich recht amused. ;)

Ach, ja Kleinkram:

Einmal hast Du "Strauß" statt "Strauch" geschrieben - das nenn ich mal einen politisch brisanten Vertippsler! :D

"...braunhaarigen Achtjährigen" - Das ist Fernsehwochen-Journalisten-Stil - putz das mal wech...

"..selbst nicht zu Bettina..." - besser. "...selbst zu Bettina nicht... " Klingt sonst etwas verbaut.

Fazit: Auf jeden Fall eine echte Satire mit ein wenig Ausbaupotential im Detail - aber insgesamt spaßig zu lesen!

 

Hi Horni,

Mann, geht das schnell bei euch mit den Kritiken. :)

Immerhin hast du die Idee zu der Geschichte verstanden, da bin ich ja schon mal beruhigt. Vordergründigkeit: Ja, ich habe immer Angst, dass der Leser sonst nicht durchsteigt, deshalb serviere ich in der Regel alles auf dem Silbertablett. Muss ich mir mal abgewöhnen.

Den neuen Prot habe ich eingeführt, damit man den Rest aus der Sicht eines Außenstehenden mitverfolgen kann.

Einmal hast Du "Strauß" statt "Strauch" geschrieben
Genau vor diesem Vertippsler hatte ich die ganze Zeit Angst - weil ich tatsächlich häufig den Namen im Kopf hatte. :D Dass mir das trotz aller Konzentration einmal passiert ist - tststs. Verbessere ich sofort.

Das ist Fernsehwochen-Journalisten-Stil
Shit, mein Job färbt ab, auch wenn ich nicht fürs Fernsehen arbeite. Wird rausgeputzt.

Den Bettina-Satz ändere ich auch, hast Recht.

Für Hinweise bzgl. Ausbaupotential wäre ich dankbar. Hab' da im Moment echt keine Idee. Vielleicht kommen da ja noch Hinweise von anderen Kritikern, falls sich noch jemand erbarmt, die Geschichte zu lesen.

Danke für deine Kritik und lieben Gruß
Kerstin

 

Hallo katzano,


endlich erwische ich Dich auf recht frischer Tat, so will ich die Gelegenheit nutzen:

Du schreibst alles sehr flüssig, alles scheint sich zwanglos zu ergeben. Das ist angenehm zu lesen, aber auch ein für die Geschichte passendes Stilmittel, denn aus den dort geschilderten kindlichen Anfängen ergibt sich zwangsläufig der Schluss der Geschichte.

Dieser zu wenig gedüngte Herr Strauch und sein Umfeld könnte durchaus noch drastischer, überspitzter geschildert werden, gemessen an den wahren Konsequenzen seines Handelns gehst Du doch recht behutsam mit dieser Gesellschaft um.

Hab´s gern gelesen, leider zu wahr, Herr Strauch soll ja wirklich einen Komplex gegenüber seinem Vater haben, die Kindheit schlägt zu...

LG,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,

danke schön für deinen Kommentar - und natürlich auch für das darin enthaltene Lob.

Wenn ich dich und Horni richtig verstehe, sollte aus eurer Sicht der Text noch bissiger und gemeiner sein, richtig? Das wäre sicher auch ein Weg, allerdings würde die Geschichte um einiges länger, wenn ich die Konsequenzen miteinbeziehe. Mir ging es eher darum, ein Bild des Herrn Strauch zu zeichnen: die Komplexe, die du ansprachst, der fehlende Durchblick, die Machtbesessenheit ohne die Fähigkeit zu eigener Entscheidung (ein interessanter Widerspruch, der mich vor allem zu dieser Geschichte reizte), usw. Um die Konsequenzen ging es mir hier nicht so sehr. Das wäre eine neue Geschichte, denke ich.

Liebe Grüße und nochmals danke fürs Lesen und Kommentieren
Kerstin

 

Hoi Kerstin

Ich bin froh, dass du diese Satire etwas vordergründig geschrieben hast. So hatte auch ich die Möglichkeit, alles zu verstehen ! :)

Ich hab deine Geschichte sehr gerne gelesen und musste einige Male schmunzeln. Für mich persönlich braucht es nicht unbedingt drastischer und überspitzter dargestellt zu werden. Allerdings besteht so natürlich die Gefahr, dass, nach einigen späteren Biografien von jetzigen „Strauch“-Beratern, die Geschichte von „Satire“ nach „Historik“ verschoben werden muss :D

Liebe Grüsse Rolf

 

Hi Kerstin

Auch von mir ein Lob... Mir hat deine Geschichte gut gefallen und die vielen netten Anspielungen auf gewisse Ereignisse waren sehr gekonnt in den Text eingebracht. Besonders gut hat mir die Spielerei "Akir" gefallen :-) ebenso wie die Sache mit den beiden Strauchs.... (wobei ich den Zusammenhang erst nach dem Lesen kapiert habe. Welche der zufällig realen Personen gemeint war, kam aber sofort rüber :-)

Danke für die Story
Christoph

 

Hallo Rolf,

lieben Dank für dein großes Lob. Das geht ja runter wie Öl. Hat mich wirklich gefreut.

Allerdings besteht so natürlich die Gefahr, dass, nach einigen späteren Biografien von jetzigen „Strauch“-Beratern, die Geschichte von „Satire“ nach „Historik“ verschoben werden muss
Genau, und ich werde als die Erste, die das wahre Treiben hinter verschlossenen Türen aufgedeckt hat, gefeiert. :D


Hallo Klyx,

auch dir besten Dank fürs Lesen und für dein Lob.
Welcher Zusammenhang ist dir erst später aufgefallen? Dass der Präsident im zweiten Teil der Sohn aus dem ersten Teil ist? Falls das so sein sollte, gucke ich mir das noch einmal an. Wenn der Leser drüber stolpert, muss ich da wohl noch was verdeutlichen. Vielleicht gibst du mir noch einen kurzen Hinweis, was dir unklar war? Würde mich freuen.

Lieben Gruß euch beiden
Kerstin

 

Hallo katzano,

habe deine kleine Story gerne gelesen und freue mich sehr, dass es erstens eine Story ist und obendrein noch mit satirischem Inhalt. Da ich hier in dieser Abteilung keineswegs mit dieser Verpaarung verwöhnt bin, ist es schon ein Extralob wert, wenn denn endlich mal wieder eine "satirische Geschichte" auftaucht.

Mein weiteres Lob gilt der guten Lesbarkeit, die Story wird nie langweilig.

Nicht so vom Hocker hat mich der von dir gewählte Plot gehauen, der war mir etwas zu plakativ gewählt, ich wünschte mir im Bereich Satire mehr Hintersinniges. (ok, ich weiß, ich bin in meinen Wünschen bezüglich einer vollendeten Satire wie die Raupe Nimmersatt :D ).
In der letzten Zeit wurde oftmals im Zusammenhang mit Satire Kurt Tucholsky zitiert mit seinem Satz: "Die Satire darf alles." Damit hat er sicherlich nicht nur gemeint, dass man jede Form der Gestaltung (ob Geschichte, Essay, Kolumne, Reportage, Roman oder Theaterstück ) wählen darf, wobei ich nochmals betonen möchte, dass dennoch hier auf KG nur die Gestaltung als Geschichte ! akzeptiert wird, sondern erst recht verstehe ich seine Aussage so, dass man innerhalb der Satire auch vom Plot her viel freier in der Wahl ist.
Dein Plot hält sich also für meine Begriffe zu stark an der Realität auf, du hättest freier agieren können in deinen Ideen.
Statt der zweifachen Okkupation eines Landes, hätte die Strauchdynastie etwas anderes annektieren können, von mir aus schon Teile des Weltalls, man hätte sich dann mit ein paar Aliens angelegt oder man hätte weltweit diejenigen Firmen, die für die USA förderlich sind, aber nicht in US-Besitz sind, eingenommen. Was auch immer, es ging ja darum nur, die Grundstrukturen des Denkens und die Amoralität darzustellen.
Da wärst du in jeder Hinsicht im Sachverhalt frei gewesen.

Mich hat zudem etwas gestört, dass die Geschichte in der Mitte einen Bruch hat. Das verbindende Element sind zwar die zwei Strauchs, aber innerhalb der Geschichte stehen beide Protagonisten etwas arg hintereinander, es gibt keinen fließenden Übergang oder eine Überleitung was die Sache hätte runder wirken lassen.
Oder anders ausgedrückt: es mangelt ein wenig an einem durchgehenden Spannungsbogen.

So, ich glaube, ich habe jetzt genug gemeckert und verbleibe

mit liebem Gruß
lakita

 

Hi lakita,

danke fürs Lesen! Ich dachte schon, die Geschichte landet jetzt komplett in der Versenkung. Anhand deiner Beispiele habe auch ich jetzt endlich gerafft, was Horni und Woltochinon mit der Ausbaufähigkeit des Plots meinten. :bonk: *Brett vom Kopf reiß und wegwerf*

Ja, da ist sicher noch Ausbaufähigkeit, gebe ich gerne zu. Habe ich vorher echt nicht gesehen. Zum einen habe ich tatsächlich nicht so weit gedacht, eine völlig andere Ebene zu benutzen, zum anderen hätte ich - wenn ich denn dran gedacht hätte - wahrscheinlich Angst gehabt, dass niemand erkennt, was ich eigentlich sagen will und den Dreh zu dem kriegt, was ich zeigen wollte. Wieder diese Sache mit dem Silbertablett, die ich mir abgewöhnen sollte.

Aber sowas:

Dein Plot hält sich also für meine Begriffe zu stark an der Realität auf
ist ja schon fast gemein und deckt sich nahezu mit Rolfs Kommentar (dass die Gefahr besteht, dass der Text irgendwann eher in Historik als in Satire gehört). Lass' das bloß nicht Herrn Strauch hören! :D

Nein, nein, keine Angst, ich habe schon (endlich) verstanden, was du meinst / ihr meint. Mal sehen, was mir dazu noch einfällt.

Danke auf jeden Fall auch für das Lob am Anfang. War psychologisch sehr geschickt, so kam der Hammer nicht ganz so hart. ;)

Liebe Grüße
Kerstin

 

Soo, nach einigen Tagen des Nachdenkens bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich die Handlung doch nicht auf ein metaphorisches Level abseits der Realität stellen möchte. So kommt die Geschichte zwar vielleicht sehr direkt rüber, aber das ist mir lieber, als dass mindestens die Hälfte der Leser nicht versteht um wen bzw. worum es geht. Und die Gefahr ist immer gegeben, wenn man alles auf eine abgehobene Ebene legt. (Was man auch an vielen Kommentaren und Kritiken auf kg.de zu solchen Geschichten nachlesen kann.)
Anscheinend kann ich doch nicht von meinem Silbertablett lassen. Trotzdem noch einmal ganz lieben Dank an alle Kritiker!

 

Hallo Katzano,

ich lese deine Satire gerade erst jetzt und im Großen und Ganzen hat sie mir gefallen.
Gut gefallen hat mir die Idee im ersten Teil deiner Geschichte. Hat sehr viel Spaß gemacht das zu lesen, vor allem vor dem durchaus reellen Hintergrund, dass Menschen ganz natürlich dazu neigen, das Falsche zu tun, wenn sie als Kind dafür belohnt werden anstatt bestraft.

Etwas platt finde ich die Namensgebung deiner Charaktere: Die Namen diverserer Länder einfach durchschütteln, einen englischen Namen wortwörtlich ins Deutsche übersetzen. Das hätte nicht sein müssen. Wer die Außenpolitik der vergangenen Jahre einigermaßen verfolgt hat, hätte die Verbindung zu der US-amerikanischen Regierung auch so hergestellt.

Was den zweiten Teil deiner Geschichte angeht, muss ich mich lakita anschließen. Der lehnt sich meiner Meinung nach zu offensichtlich an die Rolle an, die man nur allzugern scherzhaft dem momentan mächtigsten Mann der Welt zuschreibt: Dass er ein Narr und Dummkopf ist. Da hättest du vielleicht mehr mit den tiefgründigen Klischees dieser Person spielen sollen, eben seinem Vaterkomplex oder seinem burschikosen Auftreten.

Da du Strauch junior derart offensichtlich veralberst, rutscht die zweite Hälfte der Geschichte in meinen Augen zu sehr ins kalauerhafte ab. Das ist bei der wirklich originellen Absicht, die du mit der Geschichte hattest, eigentlich schade.

 

Hallo JayWalker,

erstmal danke schön für das Lob. Wenn dir die Geschichte immerhin im Großen und Ganzen gefallen hat, freut mich das natürlich. Deinen Kritikpunkt bzgl. der Namensgebung kann ich nachvollziehen. Das ist sicherlich schon der Wink mit dem ganzen Lattenzaun. Ebenso wie die von anderen Kritikern schon angesprochene zu starke Anlehnung an die Realität des Plots. Ich nehme mir das zumindest für künftige Satiren zu Herzen, falls ich in meinem Leben noch einmal eine schreiben sollte. Das hier war der erste Versuch meinerseits in diesem Genre. Ob ich diese Geschichte dahingehend noch überarbeite, weiß ich nicht. Das heißt, eigentlich hatte ich mich schon dagegen entschieden. Dann müsste ich die Geschichte annähernd noch einmal neu schreiben. Und ich weiß auch nicht, irgendwie mag ich sie so, wie sie ist.

Deine Kritikpunkte "Narr", "Dummkopf" und "offensichtlich veralbern": Sooo lustig finde ich das gar nicht. Im Grunde finde ich das eher gefährlich und Angst einflößend. Mit dieser Geschichte wollte ich das Verhalten kritisieren, indem ich es - wie für eine Satire üblich - stark überzeichne. Ich hoffe, dass mir das einigermaßen unterhaltsam gelungen ist. Dennoch ist der Kern der Geschichte natürlich die Kritik.

Auf jeden Fall nochmal vielen Dank für deine sehr konstruktive Kritik!


Hallo gbwolf,

wenn jemand so wie du über die Geschichte lachen kann und trotzdem die eigentlich Botschaft versteht, ist das das größte Kompliment für mich. Und ja: Man kann schon manchmal den Eindruck bekommen, dass der Präsident von Westland nicht derjenige ist, der das Heft in der Hand hält. Aber du hast Recht: Lassen wir ihn besser in dem Glauben. :D

Zu der schwerfälligen und langatmigen Umsetzung: Kannst du mir da konkrete Stelen nennen? Bisher war der Tenor eigentlich eher "flott erzählt" und "an keiner Stelle langweilig". Die Kritikpunkte lagen eher an anderer Stelle (zu offensichtlicher, realitätsnaher Plot). Für Hinweise wäre ich also wirklich dankbar. Aber auch so schon einen ganz lieben Dank an dich fürs Lesen, Kritisieren und natürlich für das Lob!

 

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