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Die Trennung
Fünf nach halb vier. Er kommt zu spät! Er kommt wie immer zu spät, denkt Sarah. Dabei hat er doch um ein Gespräch gebeten. Obwohl dies ihr beider Lieblingsplatz ist und das Wetter nicht herrlicher sein könnte, friert sie. Muss wohl an den Gräbern liegen. Zum Glück muss sie nicht länger darüber nachdenken, denn in diesem Moment kommt er um die Ecke. Ohne sie zu begrüßen, ohne sie anzuschauen, setzt er sich neben sie auf die Bank. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, den Blick stur geradeaus gerichtet. Schweigend sitzen sie eine Weile da.
"Du wolltest mit mir reden?",fragt Sarah zaghaft. Ihre Nackenhaare stellen sich auf.
Ist es in den letzten paar Minuten kühler geworden? Wahrscheinlich sind Wolken aufgezogen. Sarah traut sich nicht aufzuschauen. Er verzieht immer noch keine Miene. Unruhe überkommt Sarah. Sie muss etwas tun. Etwas sagen. Sie steht auf.
"Wenn du mir nichts zu sagen hast, gehe ich!" Ihre Stimme hört sich entschlossen an. Das ist gut. Ein Augenblick verstreicht. Nichts. Sarah dreht sich um.
"Ich mache Schluss." Der Kloß in ihrem Hals ist zu groß, als das sie ihn runterschlucken könnte. Sie umklammert ihre Tasche, fest, mit beiden Händen. Als sie sich wieder umdreht ist er weg. Wie lange schon? Sie hat seine Schritte nicht wahrgenommen. Die Wolken müssen weitergezogen sein. Sie spürt Wärme auf ihrer Haut.