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Die Uhr
Ich ging die Straße entlang. Ich war mitten in der Innenstadt und alles war überfüllt mit Menschen. Starre, ernste Gesichter, die an mir vorbeirauschten. Als wären sie auf der Flucht. Vor wem rannten sie davon? Vor der Zeit? Vor ihrem Leben? Nie würde ich so sein wollen! Als ich mich umsah schien es, als ob die gesammte Stadt in Hektik ausbrach. Alle Menschen trieb es in eine Richtung. Nur ein Landstreicher bahnte sich einen Weg durch die Masse. Die Leute beachteten ihn nicht oder sahen ihn wütend an, da er ihnen den Weg versperrte, doch der Mann ging immer weiter. Nun fing es auch noch an zu regnen und schlagartig schwamm man in einem Meer voller Regenschirme. Am Straßenrand floss ein Bächlein der sich gebildet hatte. All das Wasser floss in den Abfluss und verschwand. Ich ging die Straße bergauf und wollte plötzlich nur noch raus aus dieser Menge, hinein in den nahe gelegenen Wald.
Dort angekommen fing ich an, mir über meine morgigen Termine Gedanken zu machen. Mir viel wieder der Streit mit meinem Chef ein. "Wenn sie sich nicht in Ihrem Arbeitsumfeld einfügen können, bin ich gezwungen ihnen die Stelle zu kündigen." Während ich nachdachte merkte ich gar nicht, dass ich angefangen hatte zu laufen. Erst nachdem ich mich umschaute und ein junges Kind an mir vorbeigehen sah, bemerkte ich es.
Außer Atem setzte ich mich auf eine Bank, bis ich sah, dass noch jemand neben mir saß. Es war der Landstreicher den ich zuvor in der Stadt gesehen hatte. Verlegen schaute ich auf meine Uhr.
Sie war ein Geschenk und bedeutete mir sehr viel. Als ich zum Landstreicher schaute, hatte er grade die Augen geschlossen und schien den warmen Sommerwind zu genießen und plötzlich merkte ich wie heiß mir war. Ich wollte meine Jacke ausziehen, doch mir fiel ein, dass noch viele Aufgaben auf mich warteten. Ich schaute erneut auf meine Uhr und stand auf. Ich musste mich beeilen. "Bedeutet sie ihnen so viel?" Die Worte kamen vom Landstreicher der auf meine Uhr zeigte. Ich wusste nicht recht, ob ich ihm antworten sollte, war es doch auch schon so spät. Ich erwiderte: "Meinen Sie meine Uhr?" Er zeigte weiter auf die Uhr. "Bedeutet Sie ihnen so viel?" wiederholte er. Ich war verwirrt.
"Ja sie ist ein Geschenk und sehr kostbar." Der Mann lachte, stand auf und sagte zum Abschied "Da haben sie recht. Doch warum besitzen Sie sie dann nicht?" Damit schlenderte er davon.