Die Verabredung
Paul würde schon da sein. Diesmal kam ich zu spät. Sollte er auch mal erfahren, wie das so ist, ständig auf jemanden warten zu müssen. Das letzte Mal hatte ich bereits meinen Kaffee bezahlt und wollte gerade gehen, als er kam - fast eine Stunde zu spät. Mir war eigentlich schon der Appetit vergangen, aber dann hatte ich mich doch noch von seinen idiotischen Ausreden einwickeln lassen und mich wieder hingesetzt. Es war ein lahmer Abend daraus geworden - war auch nicht anders zu erwarten.
Ich kann mich nicht erinnern, dass er mich je hätte weniger als eine halbe Stunde warten lassen, und genau deshalb habe ich meine Verspätung auf 45 Minuten geplant. Gar nicht so einfach für jemanden wie mich, ich bin sonst immer pünktlich und ich hasse es, irgendwo zu spät zu erscheinen.
Ich verspürte eine innere Unruhe und schaute jede Minute auf die Uhr. Oh Gott, das war ja noch schlimmer, als auf ihn zu warten. Die Minuten zogen sich wie Kaugummi. Ich schaute noch in einige Schaufenster, um die Zeit auszufüllen, ohne wahrzunehmen, was die Auslagen zeigten.
Was für ein Elend, im Schneckentempo bewegte ich mich auf das Restaurant zu, es waren jetzt 40 Minuten vergangen. Ich konnte es nicht mehr aushalten und betrat den Gastraum. Langsam ließ ich meinen Blick über die Tische schweifen.
Er war nicht da! Er war nicht DA! ER WAR NICHT DA!
Kalte Wut kroch in mir hoch und bildete einen dicken Knoten in meinem Magen. Dieses Schwein - dieser Fatzke - dieses Chauvinistenschwein, der soll mich kennen lernen. Langsam drehte ich mich um, um das Lokal wieder zu verlassen. In diesem Moment öffnete sich die Tür und da stand er - mit dem umwerfendsten Lächeln der Welt:
„Hallo Schatz, du wirst doch nicht schon wieder gehen wollen?! Komm, lass uns einen schönen Wein trinken und ich erzähle dir, was mir schon wieder passiert ist.“
Er nahm mir den Mantel ab und schob mich an einen Tisch in einer ruhigen Ecke des Restaurants.
Beim nächsten Mal werde ICH zu spät kommen