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Copywrite Die Zeit der Brüche

Team-Bossy a.D.
Seniors
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23.02.2005
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Die Zeit der Brüche

Es wäre unfair, wenn sie an allem herumnörgeln würde.
Das Lichtsignal schaltete auf Rot und Udo bremste für Iris' Gemütslage viel zu abrupt. Vielleicht mangelte es ihm durch die unzähligen Kreisverkehre, die sie die letzten fünf Tage in Frankreich durchfahren hatten, an Aufmerksamkeit. Sie fröstelte. Der Tank leerte sich und Udo machte nicht den Eindruck, als halte er nach einer Tankstelle Ausschau. Seine langen Finger umschlossen das Lenkrad angespannt. Diese schwielenlosen Hände mochte sie sehr. Wenn er ihre Brüste umfasste, fühlte es sich gut an. Gevögelt jedoch hatte er sie nicht. Nicht ein einziges Mal.
Wie eine Siebzehnjährige war sie in ihrer Vorfreude im Turmzimmer ihrer Wohnung gesessen und hatte Tagträume, dass sie in ihren gemeinsamen Urlaubstagen einen Rausch erleben würden.
Sie kramte sich eine Strickjacke vom Rücksitz.
„Ist dir zu kalt?“ Udo sah sie besorgt an.
„Schon gut, ich zieh was drüber. Ist doch anstrengend für dich, wenn es beim Fahren zu warm wird.“ Iris lächelte und bemerkte, dass ihre Mimik etwas zeigte, das sie nicht fühlte.
Die Laune war ihr verloren gegangen. Wieso wird dieses Silvester auch immer so zelebriert? Sollte sich außer dem Jahr auch punktgenau ihre Beziehung wenden? Nichts war Besonders, obwohl Udo mit ihr zusammen war. Sie hatte einfach zu viel erwartet. Nach dem verhaltenen Feuerwerk, das sie auf der Terrasse der Ferienwohnung beobachtet hatten, hatte Udo ausgiebig gegähnt. „Ich geh' ins Bett, Iris.“
„ Du willst jetzt schon schlafen gehen?“, hatte sie kurz nach halb eins gefragt.
„Ich muss morgen heimfahren, da will ich fit sein.“

Die Boulangerie auf ihrer Straßenseite sah nicht einladend aus. Keine frische Auslage, kein warmes Licht im Verkaufsraum. Wieso sollte es am ersten Tag im Jahr auch anders sein? Wie schön wäre es, in eine Bäckerei einzutreten: Ein süßlicher Duft nach Hefe und Marzipan, frisch und heimelig, ließe für Momente kindliche Geborgenheit aufsteigen.

Es war ihr erster gemeinsamer Urlaub nach gut einem halben Jahr enger Freundschaft. Konnte sie sagen: Ich lebe in einer Beziehung? Iris war sich nicht sicher. Sie beobachtete Udo, wie er sich eine Strähne aus der Stirn nach hinten strich. Überraschend gut stand ihm sein neuer Haarschnitt, zu dem ihn sein Friseur überredet hat. Sein Profil hatte eine schöne Linie. Viele schätzten ihn auch auf Ende Dreißig, obwohl er im März fünfundvierzig wird.
Schräg gegenüber entdeckte sie das rotweiße Verkehrsschild, die Sackgasse.
„Voie sans issue“, las sie laut vor. „Findest du nicht auch, dass das zu uns passt?“
Udo zuckte mit den Schultern.
Manchmal vergaß sie, dass Udo nicht alles verstehen konnte.
„Verstehst du es nicht oder kapierst du es nicht?“
„Ich muss mich auf den Verkehr konzentrieren, Iris.“
„Wieso, du stehst doch? Dann versuche ich es auf Deutsch. Kannst du mir sagen, wie die letzten Tage für dich waren?“
„Schön“, gab Udo zur Antwort.
„Bist du zufrieden mit uns als Paar?“
„Ja.“
Iris drehte sich zu Udo, der gerade wieder anfuhr.
Ein zu langes Nasenhaar fiel ihr zum ersten Mal an ihm auf. Sie klemmte die Augen zu einem dünnen Spalt zusammen; alles verschwamm leicht. Das Haar wurde dicker und wulstiger, wie die Würmer, die sie ihm aus der Nase ziehen musste.

Zwei, drei Dörfer ließ Iris an sich vorbeiziehen. Sie lagen flach in der Rheinebene, boten ein paar bunte Häuser mit Treppen vor den Eingängen und einem Dorfplatz, der immer aufgeräumt und luftig aussah. Menschen sah sie kaum. Im Hintergrund zogen die Vogesen mit.
„Ich bin es nicht.“ Mit kräftiger, langsamer Stimme betonte sie jedes Wort.
„Was, Liebes?“
„Herrgottnochmal“, donnerte Iris los,“ich bin nicht zufrieden!“


Udo sah kurz zu ihr hinüber. „Ich kann mir das gut vorstellen, dass es für dich keine schöne Vorstellung ist, dass ich noch im Trennungsjahr bin. Dann noch die Mädchen. Mir gefällt die Situation genauso wenig.“
Iris sagte nichts mehr und starrte auf die Straße.
Je näher sie zur deutschen Grenze kamen, desto weißer wurde die Landschaft. Es musste schon richtig geschneit haben. Frische Flocken kamen vom Himmel und stürzten kalt wie ihre Gedanken frontal auf sie ein.
Sie freute sich auf das Turmzimmer, die wunderschöne Aussicht, die kuschelige Wohnung - aufs Alleinsein. Ihr Reich, das sie nach der Scheidung gekauft hatte. Was sind schon fünf Treppen hoch ohne Aufzug, wenn man dann mit diesem Wohlgefühl belohnt wird?
Da war es fast egal, dass die nächsten Tage mit Abiturkorrekturen verplant waren. Mit einem leckeren Tee und der Sicht auf den weißgepuderten Schwarzwald ging sie gerne an die Aufsätze.
Sie hatte fast ein schlechtes Gewissen, wie undankbar sie sich Udo gegenüber zeigte. Er fühlte sich in sie ein, benahm sich zuvorkommend, half, wo es nötig war, und ließ seine Intelligenz spüren, ohne damit zu prahlen. Sein tägliches Joggen half ihm, seine Figur trotz Büroarbeit ansehnlich zu halten. Iris zeigte sich gerne mit ihm.
Wahrscheinlich überforderte sie ihn in seiner jetzigen Situation. Aber sollte man nicht zwischendurch die Schwermut beiseite legen, albern und verrückt und gierig nach Sex sein?

Unterm Strich musste herauskommen, dass sie jemanden hatte, auf den sie sich verlassen konnte. Lachen bis die Tränen kamen, miteinander blödeln. Was bedeutete dagegen der kurze Moment eines Orgasmus?

Malte zog mit spitzen Fingern an dem Stummel der Selbstgedrehten und sah über den Marktplatz zum Münsterturm hinauf. „Sieht nach Schnee aus. Shit.“
„Du hast Probleme, ey.“ Tim drückte sich die Kappe des Hoody über den Kopf. Den letzten Schluck vom Tannenzäpfle in der Flasche schüttelte er, bevor er sie leertrank.
„Kann ja nix dafür, dass du dabei bist, dein Abi zu versieben, Bro.“ Malte klopfte ihm auf die Schultern und zog ihn ganz kurz an sich.
Tim lamentierte vor sich hin. „Wär' doch alles gut gelaufen bei 'nem anderen Thema für die Scheiß-Erörterung. Wer rechnet denn mit so was?“
„Hätteste mal den Frisch gelesen, dann hätteste auf die Erörterung scheißen können.“ Malte nahm den allerletzten Zug und und verzog trotz Rauch in den Augen keine Miene.

Die zwei Jungs klebten an der Steinmauer. Die Kälte, die sich durch die Jeans nach innen fraß, war ihnen egal. Das Kleingeld in den Taschen reichte nicht mehr für einen Kaffee im Warmen und sie hatten keine Lust, in Kaufläden herumzulungern.

„Am liebsten würde ich der Rimmele unser Deutsch-Abi klauen.“ Malte stutzte.
„Im Ernst, Tim?“
„Stell' dir vor, wenn die weg wären ...“ Ein kleines Lächeln hatte kurz in Tims Gesicht Halt gefunden.
„Ja und dann?“
„Wir müssten die nochmal schreiben. Mit anderem Thema. Zweimal so Fuckscheiße kann ein Thema gar nicht sein. Die Rimmele hat uns doch erzählt, dass sie nach Frankreich fährt.“

In Tim kam Bewegung. „Die ist doch geschieden. Ich weiß sogar, wo sie wohnt.“ Er redete leiser.“Sie lebt sicher alleine.“
„Das fällt überhaupt nicht auf, wenn ein paar fehlen“, konterte Malte und zeigte Tim dabei einen Vogel.
„Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Das muss wie ein Einbruch aussehen. Wir nehmen ein paar Sachen mit, so wegen Ablenkung und die Aufsätze … nee, Mist, wieso sollte ein Einbrecher Schulkram klauen?“
Malte grinste. “Eben. Ich mag die Rimmele eigentlich, das wäre doch fies. Also ich mach' da nicht mit, Tim.“
„Du bist so ein Waschlappen.“ Tim verdrehte die Augen.
„Komm, lass uns nachher an die Silvesterfete von Jonas gehen, damit du was anderes in den Schädel kriegst,“ versuchte Malte einzulenken.


Udos Handy klingelte über die Freisprechanlage im Auto. Sie waren kurz vor Freiburg angelangt und es dämmerte bereits. Eine seiner Töchter bat ihn, sobald als möglich bei ihr vorbeizukommen.
Gegenüber von ihrer Wohnung fand Udo eine Parklücke.
„Es ist doch okay, wenn ich gleich gehe? Ich kann dir ja noch den Koffer hoch tragen.“
Iris strich Udo über das Haar. „Klar ist das in Ordnung. Wenn sie dich bittet, hat es sicher einen Grund.“
Er umschloss mit seinen Händen ihr Gesicht. „Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst, Iris. Du weißt schon, dass ich froh bin, dass wir uns gefunden haben?“
Sie lächelte ihn kurz an, schnappte ihren Koffer und lief zum Hauseingang, ohne sich umzudrehen. Jede Stufe der alten Treppe war wie eine Bekannte. Wenn sie Zeit hatte, machte sie es sich zum Spiel, herauszufinden, wo sie knarrten.
Erstmal würde sie sich nun einen Kaffee aufsetzen, sich auf ihren Sessel lümmeln und den weißen Schwarzwald begrüßen. Vielleicht würde sie noch ihre Freundin Evi anrufen und vom Urlaub erzählen. Die Post könnte sie ansehen oder auch nicht.

Als sie vor ihrer Wohnungstür stand, entwich ihr ein Laut, der an einen Schluckauf erinnerte. Da waren Spuren von Gewalt zu sehen. Die Kante der Türe war zersplittert und ein Siegel der Polizei klebte vom Türrahmen über einem Teil des demolierten Holzes.
Ein Zettel war mit Tesa an die Eingangsklinke geklebt. Melden Sie sich bei Ihrer Nachbar- WG im unteren Stock!
Sie rannte die Treppe hinunter und ein verschlafener Student öffnete die Tür.
„Ah, Frau Rimmele, das ist echt der Hammer mit Ihrer Wohnung. Wir wussten ja nicht, wo Sie sind.“
„Kannst du mir mal sagen, was los ist?“ Iris' Stimme überschlug sich.
„Bei Ihnen ist eingebrochen worden. Wir haben es leider nicht mitbekommen, muss diese Nacht passiert sein. Wir waren am Feiern. Die Polizei hat Ihnen eine Nachricht in der Wohnung hinterlassen. Hier war wohl schon länger so eine Kinderbande unterwegs. Die machen auch immer richtig Sauerei, muss denen wohl Spaß machen. Sie dürfen das Siegel aufmachen, hat die Polizei gesagt.“

Iris hetzte die Stufen in ihren Stock. In ihr wurde alles ganz schwer und sie hatte den Drang, sich zu übergeben.
Mit dem Schlüssel durchtrennte sie das Polizeisiegel. Ihr Herz pochte bis zum Hals. Was ist alles zerstört in ihrer geliebten Wohnung? Was haben die geklaut? Sie drückte die Tür auf und musste nach Luft schnappen.
Wie im Film kam ihr das alles vor. Hoffentlich wache ich gleich auf, dachte Iris. Vor keiner Schublade, vor keinem Regal haben die Einbrecher Halt gemacht. Bücher lagen kreuz und quer auf dem Boden, Lehr- und Lernmaterialien dazwischen.
Es roch sehr säuerlich, was war das nur?

Arbeitshefte und auch die Abituraufsätze hatten sie auseinandergenommen und wie Konfettiregen im Wohnzimmer verteilt. Die ganzen Fotoalben und einzelne Fotokisten kippten die Einbrecher auf den Boden. Der große Ficus Benjamin lag in der Horizontalen, die Äste von Büchern und Zeitschriften teilweise vergraben.
Ihr wurde furchtbar heiß, so dass sie sich ihre Winterjacke und den Pulli ausziehen musste.
Zu allem Übel hatten sie die Idee gehabt, alle in der Küche auffindbaren Flüssigkeiten über die verteilten Sachen zu kippen. Essig und Öl, Sojasoße, eine Flasche Rotwein und den Campari, der üblicherweise als Aperitif zum Einsatz kam.
Iris setzte sich auf einen Stuhl und rief Udo an. Nur die Mailbox gab ihr Antwort. Sie bat um Rückruf, ohne mehr zu erzählen.
„Immer bist du für mich da, ja?“, murmelte Iris vor sich hin und wischte mit dem Handrücken ein paar Tränen aus dem Gesicht.

Dann stapfte sie durch das Chaos Richtung Schlafzimmer. Während sie tief Luft holte, starrte sie irritiert in den Raum. Die Augen brannten. Wenigstens hier war alles an seinem Platz. Sie war in ihrer Wut kurioserweise dankbar. Wieso war hier nichts passiert? In ihrem Aufruhr konnte und wollte sie nicht darüber nachdenken.
Sie zog sich die Schuhe aus, löschte das Licht im Wohnzimmer und legte sich auf das aufgeschüttelte Bett. Langsam verschwand die Übelkeit. Sie entspannte sich und überlegte die nächsten Schritte. Inmitten der Gedanken schlief sie ein, dabei wollte sie sich nur kurz ausruhen, ohne das Durcheinander im Wohnzimmer ansehen zu müssen.

Früh am nächsten Morgen erwachte Iris. Sie wollte die Situation souverän angehen. Als erstes duschte sie, dann schrieb sie Udo kurz über WhatsApp, dass sie ihn brauche. Kurz darauf kam ein lächelndes rundes Gesicht zurück. Dazu: „Bei uns ist grade alles Drunter und Drüber. Hanna hat Liebeskummer und heult sich die Augen aus. Ich muss bei ihr bleiben, das verstehst du doch?“
Iris schlängelte sich über Bücher, Papiere, Kissen und stakste über die verteilten Flüssigkeiten vom halben Gewürzschrank in die hinterste Ecke vom Wohnzimmer. Sie machte ein Foto von dem gesamten Chaos, das sie Udo mit dem Text schrieb: „Ja, das kann ich nur zu gut nachvollziehen mit dem Drunter und Drüber. Leider bist du grade nicht für mich da, du kannst dich nicht teilen. Deswegen möchte ich, dass du auch erstmal nicht mehr kommst.“ Sie kam sich vor, als hätte jemand anderes anstatt ihrer diese klaren Worte geschrieben.

Noch hatte sie fünf Tage bis zum Schulanfang. Zwei Tage aufräumen, drei Tage Abikorrekturen, so ihr Plan. Das war zu schaffen.
Als Iris abends nach dem Polizeibesuch und erstem Aufräumen Überblick über das Geschehen hatte, war klar, dass ihr Schmuck und die Stereoanlage fehlte. Zudem wurde aus dem Vorratsschrank einiges entwendet. Für Iris war das alles verkraftbar. Sorgen machte sie sich um die teilweise sehr durch Basamico-Essig, Öl und Sojasoße versauten Abitursarbeiten.
Ihr war klar, dass sie ungefähr ein Drittel auf keinen Fall komplett lesen konnte, zudem benutzten einige Tintenroller, so dass sich die Schrift durch die Flüssigkeit verflüchtigt hatte.
Sie musste das unverzüglich der Schulleitung melden.
Udo schrieb mehrfach auf Whatsapp, dass er in dem Fall natürlich sofort kommen würde.
Iris antwortete auf keine Nachricht.

Malte und Tim zockten zusammen, als die Email der Schulleitung ankam. Beide griffen fast gleichzeitig zum Handy. Der komplette Deutschkurs sollte morgen dringend zur Direktion kommen.
Malte starrte auf Tim. „Sag bitte, dass du nichts damit zu tun hast.“
Tim war genauso verblüfft. „Nein, natürlich nicht. Wir waren ja zusammen auf der Party. Wann hätte ich denn zur Rimmele gehen sollen?“
Malte packte Tim an den Schultern. „Ich bin mit Hanna früh weg, vielleicht um ein Uhr. Endlich habe ich ihr gesagt, dass mich ihr Rumgezicke nervt. Danach bin ich heim, Tim. Die Nacht war noch lang.“
Tim starrte Malte an. „Du glaubst mir nicht? Ich war nicht bei der Rimmele, ich schwör's. Das war doch alles nur ein Witz.“

Dr. Schindler, der Schulrektor, stand mit Iris vor ihrem Deutsch-Leistungskurs.
Iris erzählte von ihrem Erlebnis und ein Raunen ging durch die Reihen der Schüler.
Sie machte dem Kurs klar, dass sie von keinem der Schüler komplette korrigierbare Unterlagen mehr hätte. Ein Schüler schrie: „ Was ist jetzt mit unserem Abi?“
„Ich habe mich mit dem Zweit- und Drittkorrektor in Verbindung gesetzt und auch mit dem Kultusministerium. Ihr könnt ja nichts dafür, dass dieser Einbruch stattgefunden hat.“
Während dieser Worte blickte Malte auf Tim. Tim zuckte mit den Schultern.
„Wir haben uns darauf geeinigt, dass ihr ausnahmsweise mit der Einreichungsnote bewertet werdet, die setzt sich aus vielen Komponenten zusammen und ist somit gerechter als jede andere Lösung. Ich hoffe, dass alle damit leben können. Gibt es nur einen, der dagegen ist, müssen alle noch einmal schreiben.“
Keiner meldete sich.

Ein paar Schüler vom Kurs trafen sich im Schulhof zum Rauchen. Malte und Tim schlenderten dazu. Einer rief in die Runde: „Egal, wer das war, mir hilft's. Ich gebe einen aus!“
Malte zog Tim nahe zu sich hin. „Auch wenn du sagst, Bro, dass du das nicht warst, kommt mir das doch sehr komisch vor.“
Tim sah Malte mit kleinen Augen an. „Sind wir Freunde oder nicht?“
Malte antwortete: „In dem Fall bin ich mir nicht sicher.“
Tim sah ihm wortlos in die Augen, drehte sich auf dem Absatz um und lief nach ein paar Metern Iris in die Arme.

„Frau Rimmele, mir tut das so leid um ihre Wohnung. Wenn Sie irgendwie Hilfe brauchen, sagen sie Bescheid. Sie wohnen doch so weit oben, vierter oder fünfter wars?“
„Ah Tim, das ist sehr lieb. Vielleicht komme ich tatsächlich auf dein Angebot zurück. Ein paar Sachen muss ich entsorgen. Übrigens – deine Erörterung war eine der wenigen, die noch komplett zu lesen waren. Aber so wie ich dich kenne, bist du jetzt nicht böse, oder?“
Iris grinste Tim an. „Das bleibt auch unter uns.“
„Wenn Sie wüssten, was dieser Einbruch alles ausgelöst hat.“
„Ja“, sagte Iris nach einigen Sekunden, „es wird sich einiges ändern.“

 
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Vorlage zu dieser Geschichte war
Im Elfenbeinturm
von wieselmaus

Jetzt kann ich endlich auch mal eure Copywrites kommentieren, das habe ich mir selbst verboten, bevor ich nicht meine Hausaufgaben gemacht habe :)

 

Hallo bernadette,

hm, das ist jetzt also die 'extended version' von wieselmaus' Geschichte.

Robert Lemke hat früher immer gesagt "Machen Sie eine typische Handbewegung" und so habe ich hier auf Udos Geste beim Autofahren gewartet, über die wir zwei diskutiert haben - und dann kam sie nicht! Willste die nicht noch einbauen?! Oder hab ich dich etwa doch überzeugt, dass die total veraltet ist? :D

Gevögelt jedoch hatte er sie nicht. Nicht ein einziges Mal. Wie eine Dreizehnjährige war sie in ihrer Vorfreude im Turmzimmer ihrer Wohnung gesessen und hatte Tagträume, dass sie in ihren gemeinsamen Urlaubstagen einen Rausch erleben würden.

Dreizehnjährige träumen vom Vögeln? Echt?

Ein zu langes Nasenhaar fiel ihr zum ersten Mal an ihm auf. Sie klemmte die Augen zu einem dünnen Spalt zusammen; alles verschwamm leicht. Das Haar wurde dicker und wulstiger und bewegte sich, bis sie ihm den Wurm aus der Nase zog.

Igitt. So ganz kapier ich das auch nicht. Sie zieht ihm den Wurm aus der Nase?

Durch seine sportliche Figur und seine ansprechenden Gesichtszüge war Udo eine attraktive Erscheinung; Iris zeigte sich gerne mit ihm.

Ansprechende Gesichtszüge ist mir persönlich etwas zu nichtssagend. Ich würd es wohl weglassen, in der attraktiven Erscheinung wäre das für mich bereits enthalten.

Mir wird Iris hier nicht unbedingt sympathisch (muss sie ja auch nicht sein). Da denke ich immer an Kontaktanzeigen, in denen 'vorzeigbar' steht. Wem es darauf beim Partner ankommt, na ja ...

Jede Stufe der alten Treppe war wie eine Bekannte. Wenn sie Zeit hatte, machte sie es sich zum Spiel, herauszufinden, wo sie knarrten.

Schönes Detail! :thumbsup:

Sie kam sich vor, als hätte jemand anderes anstatt ihrer diese Worte klaren geschrieben.

Der Satz hatte einen Unfall, schau mal: 'klaren geschrieben'?
Und per Whatsapp Schluss machen ist echt armselig, oder?

„Wenn Sie wüssten, was dieser Einbruch alles ausgelöst hat.“
„Ja“, sagte Iris nach einigen Sekunden, „es wird sich einiges ändern.“

Ich fänds cool, wenn Iris einfach nur Ja sagen würde. Fertig. Denn der Titel deiner Geschichte sagt ja auch schon etwas aus.

Also, Iris ist Tim im Grunde dankbar, weil er ihr die nötige Klarheit verschafft hat, die sie brauchte, um sich von Udo zu trennen. Ich find das krass, weil so ein Einbruch schon eine hässliche Angelegenheit ist.
Und der Udo tut mir in deiner Geschichte ein wenig leid. Ich erfahr nicht so viel über ihn, aber wie Iris ihn bei der Autofahrt anquatscht, ich weiß nicht. Er sagt, er muss sich auf den Verkehr konzentrieren, und sie fragt: „Bist du zufrieden mit uns als Paar?“ Ich glaub, ich hätte an seiner Stelle keinen Bock das in der Situation zu diskutieren.

Was mir noch aufgefallen ist, sind die Zeiten. Du rutschst mal ins Präsens, wo du doch eigentlich im Präteritum schreibst. Und dann verwendest du Perfekt an Stellen, wo Plusquamperfekt stehen müsste, weil das noch früher passiert ist, z. B. hier:

Vielleicht war er durch die unzähligen Kreisverkehre, die sie die letzten fünf Tage in Frankreich durchfahren haben, nicht mehr so aufmerksam, was Ampeln betraf.

Hier würde ich erwarten 'durchfahren hatten'.

Ich hab die Geschichte gerne gelesen. Udo ist einfach noch nicht so weit, der muss erst einmal mit seiner Ehe abschließen. Iris ist eine interessante Figur, auch wenn sie mir letzten Endes nicht wirklich sympathisch ist.

LG, Anne

 

Liebe Anne,

die von dir angesprochenen gröbsten Klöpse habe ich mal geändert, alles andere warte ich mal ab, was sonst noch an Kritik kommt, dann mache ich das in einem Rutsch (Zeiten z.b.). Deswegen werde ich mich zu deinen einzelnen Punkten nicht gleich äußern, aber das kommt noch. Erst einmal vielen Dank für deine Rückmeldung.

Vielleicht nur noch zu einem:

Ein zu langes Nasenhaar fiel ihr zum ersten Mal an ihm auf. Sie klemmte die Augen zu einem dünnen Spalt zusammen; alles verschwamm leicht. Das Haar wurde dicker und wulstiger und bewegte sich, bis sie ihm den Wurm aus der Nase zog.
Igitt. So ganz kapier ich das auch nicht. Sie zieht ihm den Wurm aus der Nase?

Naja, das war so ein Bild für die Szene vorher, weil er so einsilbig geantwortet hat. Kommt bei dir wohl nicht an :shy:

Liebe Grüße
bernadette

 
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Hallo bernadette,

ich hab mir ja vorgenommen, alle Copys zu kommentieren – vielleicht als Strafe dafür, dass ich nicht mitgemacht habe. Dabei scheine ich immer kritischer zu werden, immer pingeliger, was eure Texte angeht. Nimm’s mir also nicht übel, wenn es später ziemlich ins Detail geht.

Zum allgemeinen Leseeindruck: Auch dein Text folgt anfänglich recht parallel der Vorlage, was erzählte Handlung und Intention angeht. Erst als die Jungen ins Spiel kommen, wechselst du die Perspektive. Jetzt kommt der bernadette-Teil. Den hast du dir schon ganz gut ausgedacht. Jetzt hast du dich auch eingeschrieben und es kommt Leben in die Handlung. Du löst dich von den einfachen und manchmal recht hölzernen Formulierungen des Anfangs. Und das zweideutige Ende verbindet dann die beiden Handlungsstränge wieder miteinander. Mir wird zwar das Prozedere, wie mit den Abiturarbeiten jetzt umgegangen werden soll, nicht ganz klar, ebenso wie im Dunkeln bleibt, was sich da im einzelnen eigentlich abgespielt hat. Aber das würde das Ganze vermutlich auch zusätzlich komplizieren.
Was mir ein wenig gefehlt hat, war das Innenleben deiner Protagonistin, das Unterschwellige, was in der Vorlage ständig mitschwingt. Und deine Iris verstehe ich wohl deshalb auch nicht immer.

Eine seiner Töchter bat ihn, sobald als möglich bei ihr vorbeizukommen.
Gegenüber von ihrer Wohnung fand Udo eine Parklücke.
„Es ist doch okay, wenn ich gleich gehe? Ich kann dir ja noch den Koffer hoch tragen.“
Iris strich Udo über das Haar. „Klar ist das in Ordnung. Wenn deine Tochter dich bittet.“
Er umschloss mit seinen Händen ihr Gesicht. „Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst, Iris. Du weißt schon, dass ich bin froh, dass wir uns gefunden haben?“
Sie lächelte ihn kurz an, schnappte ihren Koffer und lief beschwingt zum Hauseingang, ohne sich umzudrehen.

Klar ist das in Ordnung. Wenn deine Tochter dich bittet. Das scheint mir Ironie zu sein. Und auch das Folgende würde ich an Iris Stelle nur mit ironischer Distanz für wahr halten. Aber warum geht sie dann beschwingt nach oben? Das ist ein schneller innerer Wandel, auch wenn ich verstehe, dass sie dort wieder für sich und in ihrer eigenen Welt sein kann.

bernadette, du stellst im zweiten Teil deiner Geschichte den Diebstahl in den Mittelpunkt. Sprachlich gewinnt dein Text in dieser Sequenz. Inhaltlich scheint mir nicht immer klar nachvollziehbar, was da eigentlich passiert ist. Aber das möchtest du wohl auch im Dunkeln lassen.

Zu den Einzelheiten:

Es sind bei diesem langen Text viele:

Vielleicht war er durch die unzähligen Kreisverkehre, die sie die letzten fünf Tage in Frankreich durchfahren haben (hatten),
Vorzeitigkeit. Da hatte Anne49 schon drauf hingewiesen. Es gibt einige Stellen.

Sie fröstelte. Das Benzin war fast alle und Udo machte nicht den Eindruck, nach einer Tankstelle Ausschau zu halten.
... den Eindruck, als halte er nach einer Tankstelle …

Iris lächelte ihn kurz an und bemerkte danach erschrocken, dass ihre Mimik anderes zeigte, als sie fühlte.
Für mich eine etwas holprige Verkürzung.
.. dass ihre Miene etwas anderes ausdrückte, als das, was sie fühlte.


Wieso hängte sie sich an der Symbolik von Silvester fest? Es war ein Abend wie jeder andere gewesen, obwohl Udo mit ihr zusammen war. Sie hatte einfach zu viel erwartet. Sollte sich außer dem Jahr auch punktgenau ihre Beziehung wenden?
hängte sich fest ?

Ich würde den letzten Satz als Erklärung hinter den ersten setzen und noch mal über die Formulierung nachdenken.

„Das ist nicht ein (dein) Ernst? Du willst jetzt schon schlafen gehen?“ fragte sie ihn baff kurz nach halb eins.
Vorzeitigkeit: … hatte sie ihn baff gefragt. Es war halb eins.

Wieso sollte sie es am ersten Tag im Jahr auch anders sein?

Es war ihr erster gemeinsamer Urlaub nach gut einem halben Jahr engerer Freundschaft.
Altbackener Ausdruck.

Sie beobachtete Udo, wie er sich eine Strähne aus der Stirn nach hinten strich.
Wohin auch sonst?

Ein süßlicher Duft nach Hefe und Marzipan, aber nicht dumpf, sondern frisch und heimelig, lässt (ließ) für Momente kindliche Geborgenheit aufsteigen.
nicht dumpf, nicht säuerlich, nicht … Warum hätte der Duft dumpf sein sollen?
... Marzipan, frisch und heimelig, ...

Ich lebe in einer Beziehung? Iris war sich nicht sicher. Sie beobachtete Udo, wie er sich eine Strähne aus der Stirn nach hinten strich. Sein Friseur hatte ihn zu einem neuen Haarschnitt überredet, der ihm überraschend gut stand. Sein Profil hatte eine schöne Linie. Viele schätzten ihn auch auf Ende Dreißig, obwohl er im März fünfundvierzig wird.

Schau dir mal deine Satzkonstruktionen an. Sehr oft beginnen sie mit Subjekt und Prädikat.

Iris drehte sich zu Udo um, der gerade wieder anfuhr.
Ein zu langes Nasenhaar fiel ihr zum ersten Mal an ihm auf. Sie klemmte die Augen zu einem dünnen Spalt zusammen; alles verschwamm leicht. Das Haar wurde dicker und wulstiger und bewegte sich, bis sie ihm den Wurm aus der Nase zog.

Du willst ihre Reaktion auf seine Einsilbigkeit zeigen. Ich würde das stärker betonen:

Iris drehte sich zu ihm. Zum ersten Mal fiel ihr dieses lange Nasenhaar auf. Wenn sie die Augen zusammenkniff, verschwamm es leicht, wurde dicker und wulstiger. Sie schmunzelte: Wie die Würmer, die sie ihm aus der Nase ziehen musste.

Sie freute sich auf das Turmzimmer, mit der wunderschönen Aussicht über die Stadt und die kuschelige Wohnung. Aufs Alleinsein.

Sie freute sich auf das Turmzimmer, die wunderschöne Aussicht, die kuschelige Wohnung – aufs Alleinsein.

Ihr Reich, das sie recht spontan nach der Scheidung von ihrem Ersparten gekauft hat (hatte).

Wichtig war unter dem Strich, dass sie jemanden hatte, auf den sie sich verlassen konnte.
Da ist ein Lachanfall bis zum Weinen, Blödsinn machen, ein Orgasmus mehr oder weniger doch nichts dagegen. Das nahm sie als Fazit mit nach Hause.

Vorschlag
Lachen bis die Tränen kamen, miteinander blödeln. Was bedeutete dagegen der kurze Moment eines Orgasmus?

Malte nahm den allerletzten Zug und verzog trotz Rauch in den Augen keine Miene.

…Zug und verzog keine Miene, obwohl ihm der Rauch in die Augen stieg.

Die zwei Jungs klebten an der Steinmauer, die Kälte war ihnen egal, die sich durch die Jeans nach innen fraß.
…die Kälte, die sich durch die Jeans …fraß, war ihnen egal.

Wir müssten die nochmal schreiben.
noch mal

Für wie blöd hälst du mich eigentlich?

„Komm, gehen wir nachher einfach an (auf) die Silvesterfete von Jonas und gut ist“,

„Es ist doch okay, wenn ich gleich gehe? Ich kann dir ja noch den Koffer hoch tragen.“
hochtragen

Du weißt schon, dass ich bin froh, dass wir uns gefunden haben?“

Sie rannte die Treppe herunter und ein verschlafener Student öffnete die Tür.
Frag mal ernst offshore

Was ist (war) alles zerstört in ihrer geliebten Wohnung? Was haben (hatten) die geklaut?

Zu allem Übel hatten sie die Idee (gehabt), alle in der Küche auffindbaren Flüssigkeiten über die verteilten Sachen zu kippen.
Hier ist (war) schon wohl schon länger so eine Kinderbande unterwegs.

Sie war in ihrer Wut kurioserweise dankbar. Wieso ist (war) hier nichts passiert? In ihrem Aufruhr konnte und wollte (sie) nicht darüber nachdenken.


… Wieso aber war hier nichts passiert? Sie würde später darüber nachdenken.

... Öl und Sojasoße versauten Abitur(s)arbeiten.

Liebe Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe barnhelm, liebe maria,

vielen Dank für eure Kritiken. Ich habe jetzt erstmal nur den Rechtschreib- und Zeitenkram geändert, damit die anderen nicht auch noch darüber stolpern. Mehr dann zum Inhaltlichen/Formulierungen die nächsten Tage.

Mir ist klar, dass ich mir hier einiges anhören werden muss, ich kann ja meine Schreibe selber auch einschätzen. Es fehlt mir die Übung und ich habe mich natürlich beim Schreiben ein paar Mal gefragt, wieso ich mir das überhaupt angetan habe, mich zum Copywrite zu melden, weil ich mir die Zeit aus den Rippen schneiden musste. Aber ich finde es wichtig, wieder einmal über einen eigenen Text in den Dialog zu kommen, wenn er auch sehr verbesserungswürdig ist :shy:

Bitte nehmt kein Blatt vor den Mund, so wie ich dich maria.meerhaba kenne, habe ich eigentlich viel mehr Dresche erwartet. ;) Ich freue mich über jedes kritische Wort und werde trotzdem gut schlafen können.

Die Tage dann mehr,
liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey bernadette,


schön, von dir zu lesen; ich gehe gleich mal in den Text:


Bei dem Titel "Die Zeit der Brüche" wäre es natürlich toll gewesen, wenn du dich für eine Mathe-Prota und nicht für eine Deutsch-Prota entschieden hättest :).


Vielleicht war er ... nicht mehr so aufmerksam.
Das Benzin war fast alle ...
Kann man machen, klar, aber diese war-Konstruktionen wirken immer recht passiv auf mich. Die könntest du - gerade hier, gleich zu Beginn, wo ich möglichst schnell mitgerissen werden möchte - überdenken, lieber (starke) Verben setzen.
Z.B: Vielleicht mangelte es ihm an Aufmerksamkeit. Der Tank leerte sich ... Whatever
Nur mal so zum Überdenken.

Seine langen Finger umschlossen das Lenkrad angespannt. Wenn er ihre Brüste umfasste, fühlte es sich gut an.
umschlossen angespannt, umfasste ... Hm. Umständlich irgendwie und das zweite unsensibel - zudem würde ich den Bezug zu den Fingern belassen. Vielleicht: Seine langen Finger klammerten (krallten) sich ums Lenkrad. Wenn sie ihre Brüste berührten, fühlte es sich gut an.

Wie eine Dreizehnjährige ...
Finde ich nach dem "gevögelt" auch gewagt. Dann lieber wie ein Teenager, oder so.

Wie eine Dreizehnjährige war sie in ihrer Vorfreude im Turmzimmer ihrer Wohnung gesessen und hatte Tagträume, dass sie in ihren gemeinsamen Urlaubstagen einen Rausch erleben würden.
Das klingt so gar nicht nach Rausch und dem Gefühlschaos eines Teenagers. Zu abgeklärt und berichtend irgendwie (da du nun mal dieses "wie eine Dreizehnjährige" drin hast).
Vielleicht (irgendwie derart, zum Verdeutlichen): Rastlos wie ein Teenager war sie durch ihr Turmzimmer gerast, berauscht von wilden Sexfantasien und zärtlichen Berührungen, die sie in ihrem gemeinsamen Urlaub erleben würden.

Iris lächelte ihn kurz an und bemerkte danach erschrocken, dass ihre Mimik anderes zeigte, als sie sich fühlte.
Bin mir nicht sicher, ob das so geht. "anderes" ist ja Objekt, dann dieses Subjekt (sie fühlte); anderes ... sie fühlte. Wie Meister Yoda irgendwie :). Bin mir da aber nicht so sicher. Klingt an sich auch ungelenk für mich. Korrekter vielleicht: Iris lächelte und bemerkte, dass ihre Mimik anderes zeigte, als das, was sie fühlte.
Besser vielleicht: Iris lächelte und bemerkte, dass ihre Mimik etwas zeigte, das sie nicht fühlte.
Danach verstehe ich nicht - bemerkt sie es nicht gleichzeitig (um etwas bemerken zu können, muss ja schon ein Prozess stattgefunden haben), unmittelbar, währenddessen? Das klingt so nach Pause- so: nach dem Lächeln. Aber vielleicht wolltest du das auch - dieses setzen lassen.

Die Laune war ihr verloren gegangen. Wieso war ihr die Symbolik von Silvester so wichtig? Es war ein Abend wie jeder andere gewesen, obwohl Udo mit ihr zusammen war. Sie hatte einfach zu viel erwartet. Sollte sich außer dem Jahr auch punktgenau ihre Beziehung wenden?
Vier mal "war" in drei Sätzen. Das rockt irgendwie nicht und hält mich auf Distanz. Auch wegen dem verloren gegangen, der Symbolik, den Abend wie jeder andere, dem zusammen war ... Wirkt zu "berichtend", ich nehme das halt als Info zur Kenntnis, mehr nicht.
Vielleicht (zum Verdeutlichen): Was hatte sie erwartet? Der ganze Blödsinn (Hype), von wegen Neues Jahr. Ihre Laune war im Keller gewesen. Na und? Ein Abend wie jeder andere war das. Daran änderte auch Udo nichts.
Übrigens, grammatikalisch geschummelt (PQP), aber das machen viele Autoren so ;).

Das ist nicht ein Ernst? Du willst jetzt schon schlafen gehen?“[Komma] hatte sie ihn baff kurz nach halb eins gefragt.
Das finde ich zu übererklärend - könntest dem Leser schon mehr zutrauen, finde ich.
""Du willst jetzt schon schlafen gehen?“, hatte sie ihn kurz nach halb eins gefragt", würde mir schon reichen (dieses "jetzt" evtl. kursiv). Dann wüsste ich doch (allein schon wegen des Kontexts), was das mit ihr gemacht hat.


Ich muss hier leider abbrechen - die Zeit, uiuiui, ich muss mich beeilen jetzt :). Man(n) kann sich bei der Wortkriegerei echt verlieren ...

Ich schaue vielleicht heute Nacht, spätestens morgen wieder rein, bernadette, pappe den Rest dann unmittelbar unten an..


Gruß


hell


Weiter geht's, bernadette:


Wie schön ist es, in eine Bäckerei einzutreten: Ein süßlicher Duft nach Hefe und Marzipan, frisch und heimelig, lässt für Momente kindliche Geborgenheit aufsteigen.
Ich habe das nicht gleich kapiert. Diese ganze Bäckereikiste. Hat sie die Boulangerie jetzt betreten? Eben noch meinte Udo, er wolle heim, dann auf ein Mal die Bäckerei. Nein, sie sieht sie und stellt sich vor, dass sie eine betritt, nicht? Ich würde das deutlicher machen (oder ganz rausnehmen - ist vielleicht auch zu symbolisch hier, wirkt so angeklebt).
Vielleicht (irgendwie) derart: In ihrer Vorstellung betritt sie eine Bäckerei, die nach frischer Hefe und heimeligem Marzipan duftet, was sie an ihre Kindheit erinnert, an die Geborgenheit und Wärme.

Schräg gegenüber entdeckte sie das rotweiße Verkehrsschild mit der Aufschrift ‚Voie sans issue’, die Sackgasse. Es war ihr erster gemeinsamer Urlaub nach gut einem halben Jahr engerer Freundschaft. Konnte sie sagen: Ich lebe in einer Beziehung? Iris war sich nicht sicher. Sie beobachtete Udo, wie er sich eine Strähne aus der Stirn nach hinten strich. Überraschend gut stand ihm sein neuer Haarschnitt, zu dem ihn sein Friseur überredet hat. Sein Profil hatte eine schöne Linie. Viele schätzten ihn auch auf Ende Dreißig, obwohl er im März fünfundvierzig wird.

„Voie sans issue“, las sie laut vor. „Findest du nicht auch, dass das zu uns passt?“

Den ersten Satz würde ich rausnehmen und die "Sackgasse" nach der Leerzeile einfügen, denn mir ist das zu sprunghaft - von der Sackgasse zum Urlaub.
Dass sie sich nicht sicher ist , ist schon in der Frage, die sie sich stellt, verankert; könntest du also streichen, finde ich.

Udo zuckte mit den Schultern.
Als Französischlehrerin vergaß sie manchmal, dass Udo nicht alles verstehen konnte.
Brauchst du nicht, finde ich. Neben Deutsch wird sie Französisch unterrichten, aber die Info hat ja keinen Nutzen, verwirrt (später) eher. Man muss ja auch kein Französischlehrer sein, um das übersetzen zu können. Sie kann's, er nicht. Punkt.

Ich bin es nicht.“ Mit kräftiger, langsamer Stimme betonte sie jedes Wort.
„Was, Liebes?“
„Herrgottnochmal“, donnerte Iris los,“ich bin nicht zufrieden!“


Udo lächelte sie verständnisvoll an. „Ich kann mir das gut vorstellen, dass es für dich keine schöne Vorstellung ist, dass ich noch im Trennungsjahr bin. Dann noch die Mädchen.“

Iris sagte nichts mehr und starrte auf die Straße.
Je näher sie zur deutschen Grenze kamen, desto weißer wurde die Landschaft. Es musste schon richtig geschneit haben. Frische Flocken kamen vom Himmel und stürzten kalt wie ihre Gedanken frontal auf sie ein.

Wieso die vielen Leerzeilen? Könntest du alle streichen.
Udo ist echt ein stranger Typ, also ein Schnellchecker ist er definitiv nicht. Sensibel, empathisch? Keine Spur. Ist das echt seine Antwort? Dazu noch dieses verständnisvolle Lächeln (bei der sich zudem die Frage nach der Perspektive stellen lässt). Ich würde mir nochmals überlegen, ob du ihn wirklich so parieren lassen möchtest.

Ihr Reich, das sie recht spontan nach der (ihrer) Scheidung von ihrem Ersparten gekauft hatte.
Brauchst du das? Würde ich killen und die Scheidung klarer zuordnen, um möglichen Missverständnissen vorzubeugen.

Da war es fast egal, dass die nächsten Tage mit Abiturkorrekturen verplant waren.
...
Sie hatte fast ein schlechtes Gewissen, wie undankbar sie Udo gegenüber war. Er war zuvorkommend, hilfsbereit und intelligent. Durch seine sportliche Figur war Udo eine attraktive Erscheinung ...
Noch mal - exemplarisch: Ich will dir da nicht reinpfuschen, kannst das auch lassen, aber das plätschert halt so dahin, dieses: er war, es war, es war einmal.
Vorschlag (ganz spontan, zum Verdeutlichen):
Da spielte es keine Rolle, dass sie sich die nächsten Tage mit Abiturkorrekturen herumplagen (-schlagen) musste.
...
Sie hatte fast ein schlechtes Gewissen, wie undankbar sie sich Udo gegenüber zeigte. Er war zuvorkommend, hilfsbereit und intelligent. Seine sportliche Figur verlieh Udo ein attraktives Äußeres ...

So, genug Textkram für heute.


Ich finde es ganz pfiffig, dass du den Einbruch, den Hintergrund dazu, näher beleuchtest; pointiert zum Ende hin. Das Problem dabei, wie ich finde, ist, dass du deswegen das Thema verwässerst bzw. verlagerst, nein, dass ein neues hinzukommt. Da sind jetzt zwei Spannungsbögen, zwei Themenbereiche, wobei der zweite den ersten ..., ja, brechen lässt, finde ich. Wenn du den Udo gegen Ende nochmals auftauchen lassen würdest, einen Absatz widmen würdest, vielleicht gelänge dann eher, den Bogen zu halten - wieder aufzunehmen -, um ihn befriedigend aufzulösen (egal, ob durch Trennung oder nicht).
Sprachlich dürfte ein wenig mehr Pepp in den Text, finde ich. Der plätschert so ein wenig (zu) unaufgeregt dahin, was unter anderem an diesen "Es-war-(einmal)-Konstruktionen" liegt, wie ich finde.
Cool fände ich irgendwie, wenn Udo die Sache mit dem Einbruch gegen Ende aufdecken würde, um da noch einen Twist oder so reinzubringen.


Ja, bernadette, ich habe doch einiges bekrittelt, und du entscheidest, ob dir das eine oder andere nützlich erscheint, oder eben nicht. Ich glaube, wenn du den Text sprachlich etwas auffrischen, ihn weiter ausbauen würdest, um ausreichend Raum zu schaffen, um beide Themen besser ineinander verschmelzen lassen zu können, gäbe es wohl nichts mehr zu meckern für mich.
Kannst ja mal darüber nachdenken.


Danke fürs Hochladen


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe bernadette,

ich dachte mir schon, dass dich die Einbruchsgeschichte reizen würde. Und ich glaube, dass du alles aus der Perspektive Maltes erzählen könntest. Habe ich richtig gelesen, Malte ist mit Hanna, Udos Tochter liiert?
Da wäre ja die perfekte Linie vorhanden, um alle Teile zu verknüpfen und auch neu zu gewichten. Wenn jetzt Udo auch noch der Sport- und Chemielehrer an Iris' Gymnasium wäre, könnte er, wie hell vorschlägt, nochmals sehr wirkungsvoll gegen Ende auftreten :D.

Deine Iris kommt mir jünger, moderner vor, in dem Sinn, dass sie doch sehr abgebrüht mit dem Einbruch umgeht. Fast möchte ich behaupten, es ist ihr ganz recht, dass sie die anstrengende Korrektur gar nicht machen muss, so augenzwinkernd wie sie sich mit Tim verständigt.
Ich weiß nicht genau, ob sich die Regelung mit dem KM tatsächlich so leicht realisieren ließe. Es müssten zwar neue Themen erstellt werden, Termine eingehalten werden und und und ... Zentralabitur eben, eine heilige Kuh in BW.

Interessant finde ich deine Idee, dass der oder die Einbrecher noch alles Flüssige in der Wohnung ausgegossen haben. Kinderbanden bewegen sich eher unauffällig und hinterlassen so wenig Spuren wie möglich. Hier fühle ich mich eher an einen üblen, kindischen Pennälerstreich erinnert, der Hass vortäuschen soll, zu dem ja kein Anlass besteht. Das könnte in dem Konflikt zwischen Tim und Malte noch verdeutlicht werden, sozusagen als Facette zur Frage, was denn Freunschaft ausmacht.

Ja, das sind meine Assoziationen zu deiner Version. Du siehst, man kann den Faden noch eine Weile weiterspinnen.

Zur sprachlichen Gestaltung sage ich jetzt nichts (Deutschlehrerin hin oder her:D) Du hast dazu schon reichlich Rückmeldung erhalten.
Mir jedenfalls hat der zweite Teil - deine Geschichte - gefallen. Den Anfang hättest du getrost als Nebenstrang behandeln können.

Danke dafür, dass du diesen Text ausgewählt hast. War es das "badische Feeling "?

Herzlichst
wieselmaus

 

Hey bernadette ,
Ich schreib spontan beim Lesen mit:

„Sie wollte nicht an allem herumnörgeln, das wäre unfair. “
Sollte man nicht schreiben: Sie wollte nicht an allem herumnörgeln. Das wäre unfair.

„„Das ist nicht ein Ernst? Du willst jetzt schon schlafen gehen?“ hatte sie ihn baff kurz nach halb eins gefragt.“
gehen?“, hatte

„Verstehst du es nicht oder kapierst du es nicht?“
Wo liegt da der Unterschied?

„Schön“, gab Udo zur Antwort.
„Bist du zufrieden mit uns als Paar?“
„Ja.“
Uh, er ist von ihr genervt.

„Wir nehmen ein paar Sachen pro forma“
Pro forma passt nicht, auch wenn der Typ ein Gymnasiast ist. :)

„In ihr wurde alles ganz schwer und sie hatte den Drang, sich zu übergeben.“
Kannst du streichen.

„Ihr war klar, dass sie ungefähr ein Drittel auf keinen Fall komplett lesen konnte, zudem benutzten einige Tintenroller, so dass sich die Schrift durch die Flüssigkeit verflüchtigt hatte.
Sie musste das unverzüglich der Schulleitung melden.“
Interessante Geschichte. Also, das ist echt gut von der Spannung her.

Aaaalsoo,
die Geschichte fand ich toll. Vielleicht liegt es daran, dass sie mich an meine eigene Abiturzeit erinnert hat, die ja nur ein paar Monate zurückliegt. Ich vermisse meinen Deutschunterricht :(
Jedenfalls hat mir die Geschichte sehr gefallen. :D

LG,
alexei

 

Hallo bernadette,

einerseits finde ich Iris als Figur greifbar, klar herausgearbeitet, stringent in ihrem Handeln und in ihren Widersprüchen, dennoch fehlt etwas, die Gefühlsebene bleibt seltsam unbeseelt wie die Schwarzwaldlandschaft. So wie sie das Fehlen der Leidenschaft in ihrer Beziehung zu Udo hinnimmt, ihn zwar darauf anspricht, aber eher beiläufig, schüchtern beinahe, während der Fahrt, nimmt sie auch den Einbruch hin, zieht am Ende ihre Konsequenzen, trennt sich virtuell von Udo und macht weiter in ihrem eingeigelten Turmzimmerleben. Diese Ambivalenz kommt nicht richtig zum Tragen, obwohl sie so viel Potential bietet. Udo verblasst völlig als Figur, bekommt ganz wenig Kontur, scheint eher ein Spiegel für sie zu sein. Schwer vorstellbar, dass sie ihn liebte. Die Jungs kommen gut rüber, auch wenn die Dialoge nur teilweise fließen.

Insgesamt bist du zwar nahe am Ursprungs-Text, aber beleuchtest doch Stellen, die ich in der Vorlage nicht erkannt habe. Sprachlich könnte der Text an manchen Stellen Schliff vertragen, da spürt man nicht die letzte Intensivität und Dynamik, gerade am Anfang. Die Geschichte mag ich dennoch und freue mich, dass du dich an der Challenge beteiligt hast.

Textstellen:

Wenn er ihre Brüste umfasste, fühlte es sich gut an. Gevögelt jedoch hatte er sie nicht. Nicht ein einziges Mal.
das ist so eine Stelle, die sie charakterisiert, warum zeigt sie ihm nicht, dass sie ihn will?

„Das ist nicht ein Ernst?
dein ernst?

Wie schön ist es, in eine Bäckerei einzutreten: Ein süßlicher Duft nach Hefe und Marzipan, frisch und heimelig, lässt für Momente kindliche Geborgenheit aufsteigen.
schöne Stelle

„Verstehst du es nicht oder kapierst du es nicht?“
„Ich muss mich auf den Verkehr konzentrieren, Iris.“
„Wieso, du stehst doch? Dann versuche ich es auf Deutsch. Kannst du mir sagen, wie die letzten Tage für dich waren?“
„Schön“, gab Udo zur Antwort.
„Bist du zufrieden mit uns als Paar?“
„Ja.“
da steckt ziemlich viel zwischen den Zeilen

Das Haar wurde dicker und wulstiger, wie die Würmer, die sie ihm aus der Nase ziehen musste.
ist zwar eklig, das mit dem Nasenhaar, passt aber super

Frische Flocken kamen vom Himmel und stürzten kalt wie ihre Gedanken frontal auf sie ein.
schöner Vergleich

Aber sollte man nicht zwischendurch die Schwermut beiseite legen, albern und verrückt und gierig nach Sex sein?
und was macht sie dafür?

die Kappe des Hoody
des Hoodies

Jede Stufe der alten Treppe war wie eine Bekannte. Wenn sie Zeit hatte, machte sie es sich zum Spiel, herauszufinden, wo sie knarrten.
schöne Beobachtung

Als Iris abends nach dem Polizeibesuch und erstem Aufräumen Überblick über das Geschehen hatte
aufräumen hast du zwei Sätze zuvor schon

Udo schrieb mehrfach auf Whatsapp, dass er in dem Fall natürlich sofort kommen würde.
Iris antwortete auf keine Nachricht.
ich kapiere nicht, warum er nicht einfach vorbeikommt

Iris grinste Tim an. „Das bleibt auch unter uns.“
„Wenn Sie wüssten, was dieser Einbruch alles ausgelöst hat.“
„Ja“, sagte Iris nach einigen Sekunden, „es wird sich einiges ändern.“
und was ändert sich, wenn sie weiter in Lethargie versinkt?

Viele Grüße und einen super Start ins Wochenende
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Anne,

Dreizehnjährige träumen vom Vögeln? Echt?
Okay, jetzt 17.


Igitt. So ganz kapier ich das auch nicht. Sie zieht ihm den Wurm aus der Nase?
Wie gesagt: das Sprichwort Wurm aus der Nase ziehen ... wenn man einsilbig ist und der andere dauernd nachfragen muss.

Ansprechende Gesichtszüge ist mir persönlich etwas zu nichtssagend. Ich würd es wohl weglassen, in der attraktiven Erscheinung wäre das für mich bereits enthalten.
okay, gekauft.
Und per Whatsapp Schluss machen ist echt armselig, oder?
Ja, das ist noch so ein Ding, an dem ich rummache. Aber dann würde sich ein ganzer Teil des Textes ändern, da gehe ich noch schwanger mit, zumal auch noch jemand anders meinte, Udo sollte nochmal auftauchen, damit es rund wird.

Was mir noch aufgefallen ist, sind die Zeiten. Du rutschst mal ins Präsens, wo du doch eigentlich im Präteritum schreibst. Und dann verwendest du Perfekt an Stellen, wo Plusquamperfekt stehen müsste, weil das noch früher passiert ist
Ich hoffe, das habe ich soweit verbessert :shy:

Danke, dass du dich mit dem Text beschäftigt hast, liebe Anne. Das hat mich sehr gefreut.


Liebe barnhelm,

Du löst dich von den einfachen und manchmal recht hölzernen Formulierungen des Anfangs.
Kannst du mir da bitte zwei, drei Beispiele rausziehen, was dir besonders hölzern erschien?

Mir wird zwar das Prozedere, wie mit den Abiturarbeiten jetzt umgegangen werden soll, nicht ganz klar,
in den zwei Leistungsstufenjahren (bei G12) sammelt man ja Punkte fürs Abitur an. Die Idee war, den bisherigen Schnitt aller drei Halbjahre als Ersatznote für die Abiprüfung zu nehmen :Pfeif: wie auch wieselmaus anmerkte, wird das ein Riesengalama geben, weil das Kultusministerium eher einen weiteren Prüfimgstermin anberaumt anstatt diesem Vorschlag nachzugehen ... aber mei, dafür sind wir ja in einer fiktiven KG. Ich kann noch Seltsam als Rubrik nehmen, dann stimmt es jedenfalls für dieses Detail :D


Was mir ein wenig gefehlt hat, war das Innenleben deiner Protagonistin, das Unterschwellige, was in der Vorlage ständig mitschwingt. Und deine Iris verstehe ich wohl deshalb auch nicht immer.
das ist ein Punkt, den ich mir für eine weitere Bearbeitung aufschreibe. Jedoch lasse ich jetzt erstmal ein paar Wochen ins Land gehen, bevor ich den Text grundlegend ändere.


Klar ist das in Ordnung. Wenn deine Tochter dich bittet. Das scheint mir Ironie zu sein. Und auch das Folgende würde ich an Iris Stelle nur mit ironischer Distanz für wahr halten. Aber warum geht sie dann beschwingt nach oben? Das ist ein schneller innerer Wandel, auch wenn ich verstehe, dass sie dort wieder für sich und in ihrer eigenen Welt sein kann.
das beschwingt habe ich schon mal gestrichen

bernadette, du stellst im zweiten Teil deiner Geschichte den Diebstahl in den Mittelpunkt. Sprachlich gewinnt dein Text in dieser Sequenz. Inhaltlich scheint mir nicht immer klar nachvollziehbar, was da eigentlich passiert ist. Aber das möchtest du wohl auch im Dunkeln lassen.
Du meinst, ob Tim nun tatsächlich ...?

Sie beobachtete Udo, wie er sich eine Strähne aus der Stirn nach hinten strich.
Wohin auch sonst?
hinters Ohr z.B. so ist es einfach über den Kopf nach hinten

nicht dumpf, nicht säuerlich, nicht … Warum hätte der Duft dumpf sein sollen?
du hast recht, ist gestrichen.

Schau dir mal deine Satzkonstruktionen an. Sehr oft beginnen sie mit Subjekt und Prädikat.
Teilweise geändert. Insgesamt auch auf der To-Do-Liste für später.

Du willst ihre Reaktion auf seine Einsilbigkeit zeigen. Ich würde das stärker betonen:

Iris drehte sich zu ihm. Zum ersten Mal fiel ihr dieses lange Nasenhaar auf. Wenn sie die Augen zusammenkniff, verschwamm es leicht, wurde dicker und wulstiger. Sie schmunzelte: Wie die Würmer, die sie ihm aus der Nase ziehen musste.

Abgewandelt so genommen.


Sie freute sich auf das Turmzimmer, die wunderschöne Aussicht, die kuschelige Wohnung – aufs Alleinsein.
Danke, gekauft.

Vorschlag
Lachen bis die Tränen kamen, miteinander blödeln. Was bedeutete dagegen der kurze Moment eines Orgasmus?

…Zug und verzog keine Miene, obwohl ihm der Rauch in die Augen stieg.


beides gekauft


Frag mal ernst offshore
den lass' ich lieber mal in Ruhe, bis er seinen Text hochgestellt hat :D


Vielen Dank für die ausführlichen und zielgenauen Verbesserungsvorschläge, barhhelm. Einige, die schnell zu erledigen waren, habe ich sofort geändert. Bei den meisten war ich einverstanden :)


Liebe maria,

oh, warst du zahm :shy: Als ich deinen Namen unter der KG las, habe ich tatsächlich gedacht: Oweia, die maria macht mich jetzt rund :eek:
Aber das wäre auch in Ordnung gewesen, mein Alter macht mich souverän und langmütig :D


Seine langen Finger umschlossen das Lenkrad angespannt. Wenn er ihre Brüste umfasste, fühlte es sich gut an.

Diese zwei Sätze passen meiner Meinung nach nicht zusammen.

Du hast recht! Ich habe was dazwischengeklemmt.


„Am liebsten würde ich der Rimmele unser Deutsch-Abi klauen.“ Tims Stimme hatte keinerlei albernen Unterton.

Es ist eiskalt, die beiden frieren, kleben an einer Steinmauer und dann sagt Tim so was und es klang keineswegs wie eine Albernheit. Ich finde den zweiten Satz, die den Unterton erklärt, vollkommen unnötig. Es wäre anders, wenn er grinsen würde und du das zeigst, aber in dieser Situation wirkt es nicht wie ein Witz.

Ja, auch das habe ich gestrichen.

Hier ist es anders. Du behauptest, dass er sich in Rage redet, aber Rage sieht für mich anders aus, länger, durcheinander, aber das hier sind nur drei Sätze und das kommt mir dann doch irgendwie zu kurz für Rage.

Auch da bin ich dir gefolgt.

Tut mir leid, doch ich finde, der Dialog hat nicht die richtige Dynamik, die ich von zwei Vollidioten erwarte. Das kommt mir zu kurz vor, irgendwie schon falsch, als hättest du deine Figuren dazu gezwungen, so etwas zu reden. Andererseits gibst du den beiden Gaunern auch nicht gerade viel Details, sondern schränkst sie so wirklich in die Rolle von bedeutungslosen Randfiguren, die kurz über einen Verbrechen nachdenken und es dann lassen. Für mich kommt mir das doch zu wenig vor. Ich meine, am Anfang zeigst du uns sie noch, beschreibst sie an der Mauer, lässt sie frieren und dann kommt so ein Dialog, der keine Kraft besitzt.
Das, liebe maria, ist nun eine Herausforderung der besonderen Art für mich. Da müsste ich mich von jimmy coachen lassen oder mit Fliege mal eine Flasche zusammen leeren und nur über das Thema Dialog quatschen. Ich werde es versuchen - immer mit marias Zähnefletschen im Nacken.

Sie lacht hysterisch auf? Wieso? Ja, die Wohnung ist kaputt, aber lacht man bei so einem Schock? Erschreckt man sich nicht zuerst, beobachtet das Chaos, schluckt einen Stück Schock hinunter, um überhaupt so eine Reaktion zu zeigen? Hysterisches Auflachen kommt ja bei so einem Schock vielleicht vor, das kann ich nicht abstreiten, aber nicht ohne eine gewisse Vorarbeit. Deine Figur beginnt sofort zu lachen. Nein, sorry, ich hätte hier jetzt mehr erwartet. Dass sie vielleicht das Chaos beobachtet, etwas fühlt, sich bewegt, ein Schritt zurück, und nichts ändert sich und vielleicht dann, vielleicht irgendwann dann würde ich mit einem hysterischen Lachen klarkommen, aber so leider nicht. Das passiert viel zu plötzlich, wie aus dem Nichts, als würdest du plötzlich dem Leser eine Granate in die Hand drücken und den Pin ziehen und viel Glück wünschen.

Ich kann nur sagen: maria hat Recht. Aber das ist ein Part, den ich nicht mal so schnell wie ein RS-Fehler oder eine falsche Zeit geändert bekomme. Kommt auf die mittelfristige To-Do-Liste

Du ignorierst die Überleitungen, wechselst schlagartig von einer Szene in die Nächste und das funktioniert nicht, das baut nichts auf, das lässt nicht mitfühlen, die Figur bleibt auf Abstand, auf Distanz und du drückst mich als Leser weg, ich werde zu einem Zuseher, einem Niemand, der keinen Teil an deiner Geschichte hat.

Okay, dann im Winter, wenn bei mir so der Schnee meterhoch liegt und keiner was von mir will, dann werde ich die KG aufbauen, die Figur nahe holen, den Leser fesseln; Iris zum Kennenlernen anbieten ...

Die Geschichte ist wie die Vorlage und alles, was ich dort bemängelt habe, findet hier erneut Platz und deshalb weiß ich nicht, ob das jetzt an dir oder an der Vorlage liegt. Das Copywrite schränkt uns doch alle einigermaßen ein, so dass ich nicht wirklich weiß, wen ich beschuldigen soll.

Ich sehe nicht, dass das copywrite einschränkt. Im besten Falle ist es Inspiration, wenn man es umsetzen kann. Ich versuche, das zu verbessern, freier zu werden, interessanter im Wortlaut. Ich bin eingerostet, genauso komme ich mir vor, aber je mehr an mir rumreißen, desto besser läuft dann das Rad wieder (hoffe ich zumindest).

Es ist eine erweiterte Version von wieselmaus Geschichte, in der diesmal die Verbrecher zwar ein Gesicht bekommen, aber eines, mit dem ich nichts anfangen kann. Da hat meiner Meinung nach die wieselmaus das besser gemacht, indem sie überhaupt nicht auf ein Einbrecher eingegangen ist, denn die Figuren hier haben kaum einen richtigen Wert, sondern sind durch und durch Randfiguren mit einer geringen Bedeutung. Ohne sie würde die Geschichte durchaus funktionieren können und die beiden Spastis nehmen hier unnötig Platz ein. Finde ich halt.

Da bin ich überhaupt nicht mit dir einer Meinung. Ich versuchte, die zwei Handlungsstränge aufzubauen und aus der finalen Handlung heraus den zwei verschiedenen Gruppen dann dieses Vertrauen-Nicht-Vertrauen-Miteinander-Gegeneinander-Mißtrauens-Dingens auf den Weg zu geben. Vielleicht muss ich da fokkusierter werden.
Sorry, bernadette, aber für mich ist der Text einfach viel zu kalt an die Handlung gepresst und das funktioniert für mich nicht.
Das ist mal ein Satz, der einem ehrgeizig werden lassen muss.

Was ich auch noch loswerden möchte, obwohl ich ab diesem Punkt doch die verdammte Klappe halten sollte: Der Versuch „Sex sells“ scheitert hier.
Auch da möchte ich nachlegen.

Ach, ich weiß es nicht und ich hoffe, du nimmst mir das alles nicht übel. Vermutlich bin ich wieder einmal die einzige, die so eine dreckige Meinung hat.
Wieso entschuldigst du dich denn dauernd für deine Offenheit?
So oft, wie du das schon betont hast, könnte man damit ein Buch füllen. maria, die auf den Zahn fühlt
wäre mein Titel, du würdest ihn anders wählen: maria, die Zerfleischerin

Manchmal bist du schon penetrant, aber heute fand ich gut, dass du einfach deine Meinung gesagt hast, ohne dich dabei mehrfach zu wiederholen - auch maria lernt dazu. Gut, dass du hier bist.


Liebe Grüße vom herbstlichen Bodensee
isabel

Lieber hell,


schön, von dir zu lesen
ja, leider viel zu selten schreibe ich noch was, aber vielleicht bringt der Winter etwas Muse?

Bei dem Titel "Die Zeit der Brüche" wäre es natürlich toll gewesen, wenn du dich für eine Mathe-Prota und nicht für eine Deutsch-Prota entschieden hättest

Schöne Idee, klasse! Jedoch war ich so von meinen eigenen Abiturerinnerungen geprägt, dass ich mich auf das Deutsche eingeschossen habe (Mathe war bei mir mündlich. Mit 5 Punkten eingereicht, 12 geredet (man nehme das wortwörtlich: GEREDET bei Mathe, eine eigene Story)


Kann man machen, klar, aber diese war-Konstruktionen wirken immer recht passiv auf mich. Die könntest du - gerade hier, gleich zu Beginn, wo ich möglichst schnell mitgerissen werden möchte - überdenken, lieber (starke) Verben setzen.

Du kommst in deinem Kommentar immer wieder darauf zurück. Ich dachte nur für mich: Isa, wie weit weg bist du eigentlich noch vom Mittelmaß? Ja klar, hell, du hast recht und für mich steht das auf der To-do-Liste im Winter.

Das klingt so gar nicht nach Rausch und dem Gefühlschaos eines Teenagers. Zu abgeklärt und berichtend irgendwie (da du nun mal dieses "wie eine Dreizehnjährige" drin hast).
Vielleicht (irgendwie derart, zum Verdeutlichen): Rastlos wie ein Teenager war sie durch ihr Turmzimmer gerast, berauscht von wilden Sexfantasien und zärtlichen Berührungen, die sie in ihrem gemeinsamen Urlaub erleben würden.

Ein Autor zehrt natürlich auch von seinen eigenen Erfahrungen. Ich bin früher als Teenie tatsächlich stundenlang auf dem Kachelofen gelegen und habe mir wahnsinnig tolle Erlebnisse als Tagträume vorgestellt. Vielleicht wäre ich auch eine gute Regisseurin geworden, wer weiß. Jedenfalls kann ich mir kaum vorstellen, irgendwo rumzurasen, wenn ich vor mich hinträume.
Besser vielleicht: Iris lächelte und bemerkte, dass ihre Mimik etwas zeigte, das sie nicht fühlte.
Danach verstehe ich nicht - bemerkt sie es nicht gleichzeitig (um etwas bemerken zu können, muss ja schon ein Prozess stattgefunden haben), unmittelbar, währenddessen? Das klingt so nach Pause- so: nach dem Lächeln. Aber vielleicht wolltest du das auch - dieses setzen lassen.

Na, da hast du dich ja intensiv mit dem Satz auseinandergesetzt. Ich habe einen deiner Vorschläge angenommen.

Vier mal "war" in drei Sätzen.
Örks. Steht ja schon auf der Liste.


Das finde ich zu übererklärend - könntest dem Leser schon mehr zutrauen, finde ich.
""Du willst jetzt schon schlafen gehen?“, hatte sie ihn kurz nach halb eins gefragt", würde mir schon reichen (dieses "jetzt" evtl. kursiv). Dann wüsste ich doch (allein schon wegen des Kontexts), was das mit ihr gemacht hat.
Du hast recht, geändert.

Ich habe das nicht gleich kapiert. Diese ganze Bäckereikiste. Hat sie die Boulangerie jetzt betreten? Eben noch meinte Udo, er wolle heim, dann auf ein Mal die Bäckerei. Nein, sie sieht sie und stellt sich vor, dass sie eine betritt, nicht? Ich würde das deutlicher machen (oder ganz rausnehmen - ist vielleicht auch zu symbolisch hier, wirkt so angeklebt).
Vielleicht (irgendwie) derart: In ihrer Vorstellung betritt sie eine Bäckerei, die nach frischer Hefe und heimeligem Marzipan duftet, was sie an ihre Kindheit erinnert, an die Geborgenheit und Wärme.
Ich wollte so ein positives Gefühl reinbringen im Gegensatz, wie sie sich bei der Autofahrt fühlt.

Man muss ja auch kein Französischlehrer sein, um das übersetzen zu können. Sie kann's, er nicht. Punkt.
Ja, so einfach kann es sein.

Wieso die vielen Leerzeilen? Könntest du alle streichen.
Ja, ich mache wohl zuviel Absätze, wo andere sparen. Aber danke für den Hinweis.


Udo ist echt ein stranger Typ, also ein Schnellchecker ist er definitiv nicht. Sensibel, empathisch? Keine Spur. Ist das echt seine Antwort? Dazu noch dieses verständnisvolle Lächeln (bei der sich zudem die Frage nach der Perspektive stellen lässt). Ich würde mir nochmals überlegen, ob du ihn wirklich so parieren lassen möchtest.
Geändert in V1.0, das kann sich noch ändern.
Noch mal - exemplarisch: Ich will dir da nicht reinpfuschen, kannst das auch lassen, aber das plätschert halt so dahin, dieses: er war, es war, es war einmal.

Danke für das ganz intensiv deutlich machen: Das ist wohl ein Manko des Schreibstils. Versuche ich zu ändern.

Da sind jetzt zwei Spannungsbögen, zwei Themenbereiche, wobei der zweite den ersten ..., ja, brechen lässt, finde ich. Wenn du den Udo gegen Ende nochmals auftauchen lassen würdest, einen Absatz widmen würdest, vielleicht gelänge dann eher, den Bogen zu halten - wieder aufzunehmen -, um ihn befriedigend aufzulösen (egal, ob durch Trennung oder nicht).
Das lasse ich mir durch den Kopf gehen.
Sprachlich dürfte ein wenig mehr Pepp in den Text, finde ich. Der plätschert so ein wenig (zu) unaufgeregt dahin, was unter anderem an diesen "Es-war-(einmal)-Konstruktionen" liegt, wie ich finde.
Ja, mehr Pepp fände ich auch gut. Aber einerseits darüber nachdenken und andererseits schreiben ... du weißt schon.
Cool fände ich irgendwie, wenn Udo die Sache mit dem Einbruch gegen Ende aufdecken würde, um da noch einen Twist oder so reinzubringen.
Ach , das wäre auch noch eine verwertbare Idee.


Ja, bernadette, ich habe doch einiges bekrittelt, und du entscheidest, ob dir das eine oder andere nützlich erscheint, oder eben nicht. Ich glaube, wenn du den Text sprachlich etwas auffrischen, ihn weiter ausbauen würdest, um ausreichend Raum zu schaffen, um beide Themen besser ineinander verschmelzen lassen zu können, gäbe es wohl nichts mehr zu meckern für mich.
Kannst ja mal darüber nachdenken.

Das werde ich - garantiert! Vielen Dank, dass du dir soviel Mühe gegeben hast, das hat mich sehr gefreut.

Und wie sich die anderen Kommentatoren denken können, mache ich ein andermal weiter.

 

Schöne Geschichte,

zu der ich - denkwürdig genug - erst die anderen Kommentare gelesen hab und fürchtete (Stichwort: "Kinderbande"), wir wären tatsächlich wieder zu Zeiten des Oliver Twists angekommen (wenn auch - sehen wir mal von den Straßen ab - auf technisch höherem Niveau, ach nee, ist ja kein Aufzug in dem Turm), stattdessen fiel mir dann eine Anekdote zum neuen Ministerpräsidenten NRWs ein, dem als Lehrbeauftragter an der RWTH Aachen 2015 keineswegs durch Fremdeinwirkung Klausuren abhanden kamen.
Dieser gute Mensch von Aachen ließ sich nicht beirren und vergab Noten für die verschollenen Arbeiten - nach seinen eigenen Notizen und also beglückte Muttis Vertrauter auch jene Studenten für eine Arbeit, die sie nicht geschrieben hatten.

Auswandern werd ich nun nicht - einige Jahre Niedersachsen unter Massa Wulf verliefen auch nicht besser.

Die Welt ist halt im Großen wie im Kleinen (um)brüchig und hierorts geradezu ein Hort der Ruhe und Besinnlichkeit,

liebe bernadette,

und ich muss sagen, beide Versionen des copywrites sind buchstäblich das, was "copywrite" im ursprünglichen Sinne meint: "Werbetext" für den jeweils anderen.

Gleichwohl gibt's neben ein paar Flusen auch andere Kleinigkeiten aufzuzeigen.

Es wäre unfair, wenn
ich
an allem herumnörgeln würde.
Aber, wie man nicht nur im Pott, sondern am gesamten Niederrhein so sagt, wat mut, dat mut! Und's erste erinnert mich - obwohl einer, der nie einen Führerschein machen wird nach dem Motto, Deutschland habe genug Führer gehabt, gar nicht mitreden kann - an den dreijährigen Enkel, wenn was leer ist, "alle alle" zu sagen, was ja eigentlich die Umkehrung des unbestimmten Zahlwortes und eine Veralberung des Pronomens bedeutet (im Kisuaheli wird der Plural gelegentlich durch doppelte Singular ausgedrückt)
Das Benzin war fast alle und Udo machte nicht den Eindruck, als halte er nach einer Tankstelle Ausschau.
Der Tank war also fast "leer", wobei ich mich frag, wer ist da das Kind, die Lehrerin?

Erste Flüchtigkeiten

Diese schwielenlose[n] Hände mochte sie sehr.
„ Du willst jetzt schon schlafen gehen?“[,] hatte sie kurz nach halb eins gefragt.

Hier sollte der Konjunktuv durchgehalten werden ...
Wie schön wäre es, in eine Bäckerei einzutreten: Ein süßlicher Duft nach Hefe und Marzipan, frisch und heimelig, lässt für Momente kindliche Geborgenheit aufsteigen.
oder das Risiko (das ja gar keines ist) der Ellipse eingegangen werden, etwa "... und heimelig - Momente kindlicher Geborgenheit."

Er fühlte sich in sie ein, benahm sich zuvorkommend, half, wo es nötig war[,] und ließ seine Intelligenz spüren, ohne damit zu prahlen.
(der Relativsatz ist zu Ende und "und" führt den Hauptsatz mit seinen Aufzählungen fort)

… nee, Mist, wieso sollte ein Einbrecher Schulkram klauen.“
(Klingt nach mehr als einer bloßen Aussage oder auch nur nach einer einfachen Frage. Oder?!)

Hier will der Abschlusspunkt ausreißen

„Du bist so ein Waschlappen“. Tim verdrehte die Augen.

Hier nehm ich mal an, dass das Komma (ein "oder" würde es eigentlich ausgezeichnet vertreten) als Regieanweisung - "Pause" - dienen soll
Die Post könnte sie ansehen, oder auch nicht.

Hier mein ich, schnappte einmal die Fälle-Falle zu
Die Kante der Türe war zersplittert und ein Siegel der Polizei klebte vom Türrahmen über einen Teil des demolierten Holzes.
und zwar sollte m. E. der Dativ "vom Türrahmen" für den "Teil des demolierten Holzes" beibehalten werden, denn das Siegel der Polizei klebt über beidem, Rahmen wie Türblatt

„Ah, Frau Rimmele, das ist echt der Hammer mit hrer Wohnung.

Wie im Film kam ihr das alles vor. Hoffentlich wache ich gleich auf, dachte sich Iris.
Natürlich kann ich mir was denken, was natürlich auch ohne Reflexivpronomen sehr ähnlich, wenn nicht identisch sein wird. Warum das Reflexivpronomen?

Whatsapp,
Auch da darf ich eigentlich gar nicht mitreden: Whatsappen, ja, aber allemal "WhatsApp"

Malte und Tim waren gerade zusammen beim Zocken, ...
Sie "zockten" also einfach (womit auch da leidliche German Gerund wegfiele ...)

Malte starrte zu Tim.
"Starren" / "starr" hat viele Bedeutungen, mit den "Augen" starren löst sich oft durch die Vorsilbe zum Wortstamm (an/auf/herüber/hin ...), unter denen "zu" nicht gehört und dann noch durch ein Adverb etwa "hinüber" ergänzt werden muss. Also besser "starrte zu Tim hin(über) oder "anstarren", "auf Tim starren"

Un zu guter Letzt

Sie wohnen doch so[...]weit oben, nicht wahr?“
Soweit ich weiß, "soweit" nur als KOnjunktion zusammen. Als unbestimmträumliche Aussage immer auseinander. Und das ist zu 99 % der Fall ...

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hallo wieselmaus,

Und ich glaube, dass du alles aus der Perspektive Maltes erzählen könntest.
notiert für den Rundumschlag


Habe ich richtig gelesen, Malte ist mit Hanna, Udos Tochter liiert?
war es, ja.

Da wäre ja die perfekte Linie vorhanden, um alle Teile zu verknüpfen und auch neu zu gewichten. Wenn jetzt Udo auch noch der Sport- und Chemielehrer an Iris' Gymnasium wäre, könnte er, wie hell vorschlägt, nochmals sehr wirkungsvoll gegen Ende auftreten.

so ein Ansatz behalte ich mal im Hinterkopf, da schon noch die Variante in mir köchelt, den Udo nochmal auftauchen zu lassen

Ich weiß nicht genau, ob sich die Regelung mit dem KM tatsächlich so leicht realisieren ließe. Es müssten zwar neue Themen erstellt werden, Termine eingehalten werden und und und ... Zentralabitur eben, eine heilige Kuh in BW.

Ja, da gäbe es sicher einige Fragezeichen. Ich nehme mir jetzt einfach mal diese Variante heraus, nicht überall wird ja auch nach Vorgaben gehandelt ;)

Ja, das sind meine Assoziationen zu deiner Version. Du siehst, man kann den Faden noch eine Weile weiterspinnen.
Kommt vielleicht noch.

Mir jedenfalls hat der zweite Teil - deine Geschichte - gefallen. Den Anfang hättest du getrost als Nebenstrang behandeln können.
In dem Fall der erste nicht :D

Danke dafür, dass du diesen Text ausgewählt hast. War es das "badische Feeling "?
Mir ist bei deiner Version aufgefallen, dass ich den Part der Wohnung gegenüber dem der Beziehung etwas zu kodominant empfand. Nun habe ich wohl den gleichen Fehler mit Beziehung-Einbruch gemacht :lol:

Mit all euren Tipps werde ich da in den nächsten Wochen nochmal drangehen und eine stimmigere Lösung suchen.
Danke, liebe wieselmaus für deine Einschätzung und die Zeit, die du mir geschenkt hast.

 

Liebe bernadette,

mir fällt grad ein, ich hab auch noch was:

1. Schon die bisherigen Korrekturen haben deinem Text wirklich gut getan.;)

2. Du hast mich um ein paar Beispiele für mein Empfinden, dass mir der Text am Anfang etwas hölzern erschien, gebeten. (Einige habe ich schon benannt und sie haben sich durch deine Änderungen schon erledigt.) Einen Gesamteindruck punktgenau zu belegen, ist nicht immer ganz einfach. Ich versuche es mal mit zwei Beispielen:

Seine langen Finger umschlossen das Lenkrad angespannt.
Eine sehr starke und ungewohnte Betonung des Adverbs. Warum stellst du es ans Ende?

Gevögelt jedoch hatte er sie nicht.
Auch hier die starke Betonung auf ‚jedoch’. Warum nicht einfach: Doch gevögelt hatte er sie nicht.?

Liebe Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo alexei,


Pro forma passt nicht, auch wenn der Typ ein Gymnasiast ist. :)
hab ich rausgenommen

„Verstehst du es nicht oder kapierst du es nicht?“
Wo liegt da der Unterschied?
Verstehen=Sprache kapieren=inhaltliche Aussge

In ihr wurde alles ganz schwer und sie hatte den Drang, sich zu übergeben.“
Kannst du streichen.
Bei so Aussagen wäre es für mich immer noch hilfreich, wenn ein ... weil das und das und ich empfinde das so da stünde. Ich meine, ich überlege mir ja schon was dabei, wenn ich sowas schreibe und nur auf den Satz: Kannst du streichen hin kann ich nicht mitdenken, wieso du das eher nicht lesen willst.

Interessante Geschichte. Also, das ist echt gut von der Spannung her.
Immerhin scheint sie eine gewisse Spannung zu haben.
Jedenfalls hat mir die Geschichte sehr gefallen.
Lieben Dank für deinen Kommentar und das Lob :)

Liebe Isegrims,

die Iris braucht noch Fleisch an die Knochen, das lese ich nicht erst bei dir heraus:

einerseits finde ich Iris als Figur greifbar, klar herausgearbeitet, stringent in ihrem Handeln und in ihren Widersprüchen, dennoch fehlt etwas, die Gefühlsebene bleibt seltsam unbeseelt wie die Schwarzwaldlandschaft.

und folgend ist auch das ein Punkt, wo ich was einbauen sollte: Iris muss sich etwas mehr als Frau um Udo kümmern:
Aber sollte man nicht zwischendurch die Schwermut beiseite legen, albern und verrückt und gierig nach Sex sein?
und was macht sie dafür?

Nun zu einem grammatikalischen Punkt:


die Kappe des Hoody
des Hoodies
ich habe das extra vorher schon nachgesehen, weil ich das auch komisch fand. Jedoch: Wenn ein Fremdwort noch nicht eingedeutscht ist, wird auch beim Genetiv nichts verändert. Smily wäre für mich genauso ein fragliches Wort. Baby nicht, da würde ich des Babies schreiben.
Aber das ist auch eine Grauzone, bei der ich beide Varianten gelten lassen würde.

Udo schrieb mehrfach auf Whatsapp, dass er in dem Fall natürlich sofort kommen würde.
Iris antwortete auf keine Nachricht.
ich kapiere nicht, warum er nicht einfach vorbeikommt
es wird sich immer mehr dahin bewegen, dass Udo bei einer Überarbeitung nochmal kommt ;)
Sprachlich könnte der Text an manchen Stellen Schliff vertragen, da spürt man nicht die letzte Intensivität und Dynamik, gerade am Anfang.
Dazu habe ich ja euch, ich klopfe dann erst mal noch richtig rum, schleife dann ein wenig ab, zeige sie euch, ihr kommentiert weiter ... irgendwann wird es dann was werden.


Die Geschichte mag ich dennoch und freue mich, dass du dich an der Challenge beteiligt hast.
Ja, mir war das wirklich auch ein Bedürfnis, wieder mal einen Text zu schreiben, um näher an euch zu sein und nicht immer nur administrativ zu werkeln.

Dir einen besonderen Dank, du weißt schon, und ich freue mich dann auf weitere Hinweise bei V 2.0.

Hallo Ronnie,

Dass die beiden es nicht mit einander treiben, ist sozusagen der spannende Punkt des ersten Teiles. Passiert es noch oder bleibt es bei dieser unerfüllten Zweisamkeit und wo endet das? habe ich mich eine ganze Weile (gespannt) fragen können.
So habe ich das noch gar nicht gesehen, danke für diesen Hinweis. Kann bei einer Überarbeitung wichtig sein, dass ich das nicht rausnehme oder abschwäche.
Dann spielt die Sache noch in Freiburg (badische Heimatluft mit Tannenzäpfle und Münster), was mich (als Badenser) natürlich gefreut hat.
Und wie mich das freut, noch einen Süddeutschen hier zu finden, die sind eher dünn gestreut hier bei den Wortkriegern. :shy:

Sprachlich gut geschrieben, so etwas lese ich gerne.
Danke, das freut mich zu lesen.

Die Sache mit dem Einbruch kommt mir ein bisschen plump vor - aber es ist (wenn ich ein Auge zudrücke) so weit ok. Machen Schüler so etwas? -
Wer sagt denn, dass es Schüler waren? - das sind alles nur Mutmaßungen.

Auch dir ein Dankeschön fürs Lesen und dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, mir zu antworten.


Hallo Friedel,

als ich deinen Namen las, stellte ich mir schon vor, dass du en passant über einen Papst, der im dreizehnten Jahrhundert im Freiburger Münster über seine Schäfchen regierte, in Mittelhochdeutsch referieren würdest.
Aber nein, du hast dich sehr zurückhaltend mit deiner "Was-mir-dazu-grade-noch-einfällt"-Nebenbei-Geschichte gezeigt, so dass ich ohne Fragezeichen zu der eigentlichen Geschichte vordringen konnte.
So könnte es doch immer sein :shy:

Wat mut, dat mut!
Dieser Mut, jener Mut - würde ich mal übersetzen. Den habe ich nicht gebraucht, denn deine Korrekturen waren keine Flusen, sondern Tatsachen. Da gibt es nix zu kritteln.

Was ich sagen will, Friedel: Danke für deine Verbesserungen, die ich alle angenommen habe.

Euch allen liebe Grüße und einen herzlichsten Dank für eure Mühe
bernadette

 

Hallo bernadette,

nachdem ich gestern das Original gelesen habe, wage ich mich nun an deine Version.
Ich kenne nur die Version von heute, weiß also nicht, was du bisher überarbeitet hast. Die Kommentare habe ich auch nur flüchtig überflogen, vielleicht doppelt sich also einiges.

Also erstmal formal liest sich das für mich noch recht kantig. Da sind noch grobe Schnitzer drin, die sicherlich dem Zeitdruck des Copywrite geschuldet sind.
Ansonsten würde ich sagen, dass der text eine Entschlackung nötig hat. Zu beiden Aspekten habe ich einige Dinge markiert. Kauf, was dir einleuchtest, ignorier den rest.
Inhaltlich ... Hm, du bleibst ja sehr dicht bei der Vorlage, erweiterst sie in meinen Augen nur um ein Detail. Wie ich auch schon Wieselmaus geschrieben habe, bin ich da wahrscheinlich nicht der ideale Leser für. Mir fehlt hier irgendetwas, dass heraussticht. In Handlung oder den Protagonisten. Aber das ist wahrscheinlich ein Genre-Ding.

ich geh einfach mal durch den Text:

Es wäre unfair, wenn sie an allem herumnörgeln würde.
Einstiegssatz finde ich gelungen. Macht gleich den Spagat klar
Das Lichtsignal schaltete auf Rot und Udo bremste für Iris' Gemütslage viel zu abrupt.
Warum so hölzern, nicht einfach Ampel sagen?

Vielleicht mangelte es ihm durch die unzähligen Kreisverkehre, die sie die letzten fünf Tage in Frankreich durchfahren hatten, an Aufmerksamkeit.
Das find eich auch sehr sperrig. Das klingt für mich nach einer Formulierung, die eigentlich nur ausdrücken soll, dass sie in Frankreich gewesen sind. Und es stimmt für mich auch nicht. Er ist doch nicht aufmerksam oder? Was soll dann diese verquere Formulierung mit dem Vielleicht? Also der Satz kickt mich aus dem Text
Das leerte sich und Udo machte nicht den Eindruck, als halte er nach einer Tankstelle Ausschau.
fehlt da etwas? Oder ich kapiere es nicht
„ Du willst jetzt schon schlafen gehen?“, hatte sie kurz nach half eins gefragt.
b
Ein süßlicher Duft nach Hefe und Marzipan, frisch und heimelig, ließe für Momente kindliche Geborgenheit aufsteigen.
erster Teil gut, der zweite Teil ist sehr schräg angepapp.t. Würde da zwei Sätze draus machen für den Lesefluss
Urlaub nach gut einem halben Jahr enger Freundschaft. Konnte sie sagen: Ich lebe in einer Beziehung? Iris war sich nicht sicher. Sie beobachtete Udo, wie er sich eine Strähne aus der Stirn nach hinten strich.
Ieder so kompliziert ausgedrückt. Warum nicht direkter?
Konnte sie das eine Beziehung nennen?

oder etwas in der Art, was knackiger ist.

nach hinten ist redundant

Ein zu langes Nasenhaar fiel ihr zum ersten Mal an ihm auf. Sie klemmte die Augen zu einem dünnen Spalt zusammen; alles verschwamm leicht. Das Haar wurde dicker und wulstiger, wie die Würmer, die sie ihm aus der Nase ziehen musste.
Die Würmer sind für mich okay, geben aber in Verbindung mit dem Nasenhaar eine seltsame Kombination ab. Diese skeptische Beobachtung, dieses krampfhafte Suchen nach etwas, das ihr die Entscheidung leichter macht, das finde ich gut. Du könntest auch an von Haaren reden, die aus den Ohren wachsen, dann wären die Nasenwürmer nicht so irritierend
Mit kräftiger, langsamer Stimme betonte sie jedes Wort.
Wieder so umständlich.
Sie betonte jedes Wort.
Allerdings ist selbst das überflüssig.
donnerte Iris los,
wenn schon donnern, dann wenigstens das los weg. Obwohl donnern auch sehr ... naja, das sollte mehr aus dem Dialog kommen
Ich kann mir das gut vorstellen, dass es für dich keine schöne Vorstellung ist, dass ich noch im Trennungsjahr bin. Dann noch die Mädchen. Mir gefällt die Situation genauso wenig.“
auch wieder umständlich formuliert. das ist mir sehr für den Leser geschrieben. Also der erste Satz. die anderen beiden sind kurz und knackig
Iris sagte nichts mehr und starrte auf die Straße.
sehr gut. das sagt alles
wo es nötig war, und ließ seine Intelligenz spüren, ohne damit zu prahlen.
wie bitte?
Zumal ich hier
Manchmal vergaß sie, dass Udo nicht alles verstehen konnte.
„Verstehst du es nicht oder kapierst du es nicht?“
„Ich muss mich auf den Verkehr konzentrieren, Iris.“
den Eindruck hatte, dass er eher einfach gestrickt ist ...
Malte stutzte.
„Im Ernst, Tim?“
in die nächste Zeile setzen
Er redete leiser.“Sie lebt sicher alleine.“
Leerstelle
entwich ihr ein Laut, der an einen Schluckauf erinnerte. Da waren Spuren von Gewalt zu sehen. Die Kante der Türe war zersplittert und ein Siegel der Polizei klebte vom Türrahmen über einem Teil des demolierten Holzes.
unbedingt raus. Das ist eine Regieanweisung. Was sie sieht, kommt doch schön bildlich danach
Ein Zettel war mit Tesa an die Eingangsklinke geklebt. Melden Sie sich bei Ihrer Nachbar- WG im unteren Stock!
Geschmacksache, aber ich würde es abheben. Kursiv, Anführungsstriche, wenigstens eine Doppelpunkt.
Die ganzen Fotoalben und einzelne Fotokisten kippten die Einbrecher auf den Boden.
falsche Zeit
Kissen und stakste über die verteilten Flüssigkeiten vom halben Gewürzschrank
direkter: Pfützen
„ Was ist jetzt mit unserem Abi?“
Leerstelle zu viel

Ja, ich denke, hier ist noch ein bisschen was zu feilen.
Das Ende würd eich mir auch noch mal vornehmen. Das Gespräch zwischen den beiden, ich weiß nicht. Irgendwer hat vorgeschlagen ihre Antwort bei einem simplen ja zu belassen. Das fände ich auch stimmiger.

Wünsche dir eine schöne Woche :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey bernadette,

immer schwierig, zwei Geschichten in einer erzählen zu wollen, von daher haste Dir die Latte selbst sehr hoch gelegt. Auf der anderen Seite finde ich das Experiment aber auch spannend, und da die Stränge ja so dicht beieinander liegen, im Prinzip gegen Ende auch ineinandergreifen, denke ich, es muss doch verdammt nochmal möglich sein.
Vielleicht solltest Du die Perspektiven von Anfang an parallel führen. Bisschen Auto, bisschen die beiden Jungs, bisschen Auto, so wie sie in Echtzeit ja auch parallel verlaufen. Machst Du zwar auch, aber für mein Empfinden zu spät, weil man sich bis zur der Stelle schon auf die beiden eingeschworen hat.

Diese schwielenlosen Hände mochte sie sehr. Wenn er ihre Brüste umfasste, fühlte es sich gut an. Gevögelt jedoch hatte er sie nicht. Nicht ein einziges Mal.

Schön. Ich mag den Bruch.

Sie kramte sich eine Strickjacke vom Rücksitz.
„Ist dir zu kalt?“ Udo sah sie besorgt an.

Auch dieses Frieren, ist ein hübsches Motiv. Ich würde sie bis zum Ende hindurch immer wieder frieren und frösteln lassen.

Die Boulangerie auf ihrer Straßenseite sah nicht einladend aus. Keine frische Auslage, kein warmes Licht im Verkaufsraum. Wieso sollte es am ersten Tag im Jahr auch anders sein? Wie schön wäre es, in eine Bäckerei einzutreten: Ein süßlicher Duft nach Hefe und Marzipan, frisch und heimelig, ließe für Momente kindliche Geborgenheit aufsteigen.

Keine Ahnung, was mir der Absatz sagen will.

„Wieso, du stehst doch? Dann versuche ich es auf Deutsch. Kannst du mir sagen, wie die letzten Tage für dich waren?“
„Schön“, gab Udo zur Antwort.
„Bist du zufrieden mit uns als Paar?“
„Ja.“

Ja, hier blitzt eine ganz andere Iris auf, als in der Vorlage. Da frag ich mich aber schon, warum diese Iris, das alles hat mit sich machen lassen in den letzten Tagen.

„Ich bin es nicht.“ Mit kräftiger, langsamer Stimme betonte sie jedes Wort.
„Was, Liebes?“
„Herrgottnochmal“, donnerte Iris los,“ich bin nicht zufrieden!“

Ja. Definitiv. Eine ganz andere Iris :).

„Hätteste mal den Frisch gelesen, dann hätteste auf die Erörterung scheißen können.“ Malte nahm den allerletzten Zug und und verzog trotz Rauch in den Augen keine Miene.

Die Rimmele hat uns doch erzählt, dass sie nach Frankreich fährt.“
...
In Tim kam Bewegung. „Die ist doch geschieden. Ich weiß sogar, wo sie wohnt.“ Er redete leiser.“Sie lebt sicher alleine.“

Diese ganzen Infos, die braucht es echt nicht. Ich geh mal davon aus, dass man schon wissen kann, wo die Lehrer wohnen. ich wusste das von meinen auch, und ich bin in Berlin zur Schule gegangen. Die gehen dahin, kein Licht - Frau Rimmele nicht da. Dieses Übererklären wirkt sehr bemüht auf mich.

Sie zog sich die Schuhe aus, löschte das Licht im Wohnzimmer und legte sich auf das aufgeschüttelte Bett. Langsam verschwand die Übelkeit. Sie entspannte sich und überlegte die nächsten Schritte. Inmitten der Gedanken schlief sie ein, dabei wollte sie sich nur kurz ausruhen, ohne das Durcheinander im Wohnzimmer ansehen zu müssen.

Oh. Das nenne ich mal eine ungewöhnliche Reaktion.

Sie machte ein Foto von dem gesamten Chaos, das sie Udo mit dem Text schrieb: „Ja, das kann ich (nur zu) gut nachvollziehen mit dem Drunter und Drüber. Leider bist du grade nicht für mich da, du kannst dich nicht teilen. Deswegen möchte ich, dass du auch erstmal nicht mehr kommst.

Klingt für mich nicht echt, keine Ahnung warum. Foto und erster Satz dagegen gefallen mir echt gut.

Malte packte Tim an den Schultern. „Ich bin mit Hanna früh weg, vielleicht um ein Uhr. Endlich habe ich ihr gesagt, dass mich ihr Rumgezicke nervt. Danach bin ich heim, Tim. Die Nacht war noch lang.“

Fand ich total gut, wie die Kreise sich schließen. Die Welt ist ein Dorf, da haben wir es wieder :).

Jetzt, wo ich die Geschichte nochmal gelesen hab, ich glaub, ich würde sogar mit den beiden Jungen anfangen. Dann haste auch den Ringschluss zum Ende, und weil Udo ja praktisch ab der Halbzeit im Aus sitzt.
Was ich gut finde, sind die ganzen Beziehungen, die mit dem Einbruch im neuen Licht gesehen werden. Die Freundschaft der beiden Jungs (die könnte fast noch bisschen mehr Tiefe bekommen) und die der beiden Erwachsenen. Was mir gar nicht gefällt, ist die Verbrüderung von Tim und der Lehrerin am Ende. Ich sehe hier keinen Grund, kein Motiv, warum dies passieren sollte.
Dialoge - da haben gab es schon mehrere Hinweise drauf, spar ich mir. Nur soviel, nutze sie nicht vordergründig um Infos an den Leser zu bringen. Das geht nie gut.

Ich finde den Ansatz gut, ich finde auch, Du hast das Dilemma der Beziehung gut aufgefangen, es spiegelt hübsch die beiden aus der Vorlage, für mich kommt das hier genauso klar raus, wie bei wieselmaus. Für die eingeschobene Geschichte des Überfalls, da wünschte ich mir bisschen mehr Pep. Ich mein, die beiden sind ja jung und wild und chaotisch - so wirken die hier aber nicht auf mich. Eher schon recht abgebrüht. Aber die Idee und das Ineinandergeflechte finde ich wirklich hübsch, wenn es auch eine schwere Aufgabe ist. Um so mehr muss der Einbruch als eigene Geschichte tragen. Er ist der Auslöser, er ist das, worum sich alles dreht, was alles auslöst. Er ist das Herz der Geschichte. Und im Augenblick wirkt er auf mich eher wie eine Niere oder so. Ich mein, Du hast das schon gut beschrieben und ihm auch viele Zeilen gewidmet, aber das davor und danach der Jungs, da ginge noch was.

So viel von mir. Interessanter Text. Spannend sich darüber Gedanken zu machen, was, wie und wieso. Aber sind eben auch nur meine Ideen, weißt ja eh.

Ich habe das gern gelesen!
Liebe Grüße, Fliege

 

Lieber weltenläufer, liebe Fliege,

euch beiden ein herzliches Danke für das Lesen und Auseinandersetzen mit dem Text. Ich bin durch eure Anmerkungen, besonders durch deine, Fliege, richtig motiviert, das Ding nochmal in die Mangel zu nehmen. Bevor ich aber da nicht durch bin, möchte ich euch auch gar nicht auf eure einzelnen Hinweise antworten, sondern einfach nur sagen, dass ich mich gefreut habe, euch zu lesen :)

Bis bald,
bernadette

 
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Liebe bernadette

Ich habe Flieges Kommentar angelesen, wollte die Idee, die Perspektiven von Anfang an parallel zu führen, noch etwas radikalisieren und dir vorschlagen, dass du mit den beiden Jungs anfangen könntest. Dann habe ich gesehen, dass Fliege weiter unten in ihrem Kommentar genau dafür eintritt. Du hast also zwei Rückmeldungen, die das unabhängig voneinander ins Auge fassen. Nebst den Vorteilen, die Fliege genannt hat, denke ich auch, dass der Text spannungstechnisch davon profitieren würde. Dazu müsstest du aber, so mein zweiter Vorschlag, nicht so schnell deutlich machen, wie die beiden Geschichten zusammenhängen. Ich denke, da darfst du dem Leser auch etwas zumuten, ihn etwas zappeln lassen. Ich fand es auf alle Fälle schade, dass du zunächst die Abikorrekturen erwähnst und dann zu Malte und Tim wechselst. Da weiss ich als Leser ja schon, was (plus/minus) passieren wird, wie das zusammenhängt.

Was ich auch noch ein wenig vermisse, ist der Zusammenhang der beiden Teilgeschichten auf einer tieferen Ebene. Natürlich ist auf der Handlungsebene der Einbruch die Ursache für das was er „alles ausgelöst hat“. Aber in gewisser Weise hätte das auch ein Orkan getan, oder sonst ein Unglück, das Iris so in Bedrängnis bringt, dass Udo versagen kann. :) Vielleicht könntest du die Thematik – was so ein Ereignis alles auslösen kann – schon früher ins Spiel bringen, d.h. wenn sich Malte und Tim unterhalten. Da sagt Malte, dass er Iris eigentlich mag und dass es fies wäre. Na ja, ich weiss nicht, ob das jetzt ein Hauptmotiv ist, nicht in eine fremde Wohnung einzubrechen. Da wäre doch die Gelegenheit zu sagen: Ist dir klar, was das für Konsequenzen haben kann? Vielleicht fliegt am Ende jemand durch, der sonst bestanden hätte. Und was, wenn wir erwischt werden? Tim sagt, weisst du, was für Konsequenzen es hat, nichts zu tun?
Der Leser wird sich auch zu fragen beginnen, welche Konsequenzen ein solcher Einbruch haben könnte, und erhält am Ende eine sowohl überraschende als auch befriedigende Antwort. Und der Leser kann diesen Dialog auf die Beziehung zwischen Iris und Udo übertragen. Dann hätte man auf der thematischen Ebene diese Tun – Nichtstun – Frage, die in beiden Teilgeschichten mitschwingt, was die Sache stärker verzahnen würde. Nur als Anregung gemeint und als Analyse dessen, was mir noch etwas gefehlt hat, in der Gesamtstruktur.

Zum Stil. Ich glaube, deine Stärke ist auch ein wenig dein Handicap: Präzision.

Vielleicht mangelte es ihm durch die unzähligen Kreisverkehre, die sie die letzten fünf Tage in Frankreich durchfahren hatten, an Aufmerksamkeit.

„Vielleicht war er müde. Fünf Tage im Auto, Kreisel um Kreisel.“ So könnte man das auch schreiben. Das wäre dann aber etwas unpräzise: Müde sein ist viel allgemeiner als mangelnde Aufmerksamkeit. „Kreisel“ ist mehrdeutig, „Kreisverkehre“ nicht. Auch die eindeutige Kausalität „durch“ fällt hier weg. Aber der Preis, den du für diese Präzision bezahlst, ist hoch. „Kreisverkehr“ ist, na ja, ein ziemlich hässliches Wort, vor allem auch im Plural. Durch das „durch“ zwingst du dem Satz eine bestimmte Struktur auf, die schwerfällig zu werden droht, auch weil du „Aufmerksamkeit“ als Substantiv verwendest.

Ich kann mir das gut vorstellen, dass es für dich keine schöne Vorstellung ist, dass ich noch im Trennungsjahr bin.
Zweites Beispiel. Hier führt die Präzisierung (Was kann er sich weshalb vorstellen?) zu einem doppelten „dass“-Satz (plus: „vorstellen“ – „Vorstellung“.) Auch hier würde ich daran denken, die Logik (etwas) aufzubrechen:
„Ja, kann ich verstehen. Ist bestimmt keine schöne Vorstellung für dich, wenn ich …“
„Wenn du was?“
„Dass ich im Trennungsjahr bin.“
So was in der Art. Das Trennungsjahr liesse sich vielleicht auch ganz aus dem Dialog rausnehmen, das wirkt eh etwas erklärend.

Je näher sie zur deutschen Grenze kamen, desto weißer wurde die Landschaft. Es musste schon richtig geschneit haben. Frische Flocken kamen vom Himmel und stürzten kalt wie ihre Gedanken frontal auf sie ein.
Sie freute sich auf das Turmzimmer, die wunderschöne Aussicht, die kuschelige Wohnung - aufs Alleinsein. Ihr Reich, das sie nach der Scheidung gekauft hatte. Was sind schon fünf Treppen hoch ohne Aufzug, wenn man dann mit diesem Wohlgefühl belohnt wird?

Drittes Beispiel: Die Präzision führt dazu, dass du manchmal kausale Zusammenhänge explizit verdeutlichst, die der Leser selbst herstellt. Kannst du also weglassen und damit auch die relativ unpoetischen Einschübe „musste schon richtig“ und „man dann mit diesem“. (im zweiten Fall lässt sich noch ein "dagegen" einschieben: "Was sind dagegen schon fünf Treppen ..."

Ich hoffe, du kannst mit dieser „Diagnose“ etwas anfangen. Da ich vom akademischen Schreiben her komme, sind meine Sätze in ihrer ersten Formulierung oftmals logisch überdeterminiert, mit einem ganzen Haufen „denn“ und „weil“ und „also“ drin, die ich alle wieder rausstreichen muss. Das erklärt vielleicht meine Aufmerksamkeit, die ich diesem Aspekt gewidmet habe.
Interessant fand ich, dass die Malte-und-Tim-Passagen viel flüssiger daherkommen. Woran mag das liegen? Weil es sich dabei um einfachere Charaktere, schlichtere Gemüter handelt, und sich Präzision in der Darstellung ihrer Gedanken und Gefühle weniger aufdrängt?

Das ist mir noch aufgefallen:

Die Boulangerie auf ihrer Straßenseite sah nicht einladend aus. Keine frische Auslage, kein warmes Licht im Verkaufsraum. Wieso sollte es am ersten Tag im Jahr auch anders sein? Wie schön wäre es, in eine Bäckerei einzutreten: Ein süßlicher Duft nach Hefe und Marzipan, frisch und heimelig, ließe für Momente kindliche Geborgenheit aufsteigen.

Ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass Leser (auch) assoziativ auf einen Text reagieren, immer auch eine unbewusste Ebene angesprochen ist, die auf Schlüsselreize, Schlüsselwörter anspricht. Und diese unbewusste Ebene kennt keine Negation. Was ich auf komplizierte Weise ausdrücken möchte, ist, dass ich hier am Ende des Abschnitts durchaus verstehe, was du sagst (Die Boulangerie ist wenig einladend), aber sich in meinem Kopf das Bild einer einladenden Boulangerie festgesetzt hat. Ich denke, man sollte nie beschreiben, wie etwas nicht aussieht.

So. Ich find’s super, dass du dich der Geschichte noch mal widmen möchtest, denn da ist viel Substanz (in der Beziehung von Iris und Udo), und auch Schalk (der Einbruch, der sich als genau das erweist, was Iris in diesem Moment gebraucht hat) drin. Und die Idee, diese zwei Erzählstränge zu verknüpfen, finde ich nach wie vor spannend. Ich hab das trotz der angesprochenen Vorbehalte durchaus sehen und auch geniessen können, so dass ich den Text insgesamt gern gelesen habe.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe bernadette,

du hast schon an dem Text gearbeitet. Oder? Jedenfalls fühlt er sich für mich schon deutlich glatter an als beim ersten Mal, als ich ihn las. Leider finde ich trotzdem, du kannst ruhig noch ein bisschen weiter glätten. :) Ich spazier vielleicht nachher einfach mal durch den Text und schreib, was mir einfällt.

Aber erst mein Gesamtfazit. Ich hab ja den Ursprungstext gelesen, da weiß man nicht, wer den Einbruch verübt. Oder ich weiß es nur nicht mehr, aber dann war es nicht weiter wichtig.
Du machst hier eine Parallelgeschichte. Wenn man so will, sind es eigentlich drei kleine Geschichten oder Ereignisse, die miteinander verzahnt werden. Da ist die zerbrechende Beziehung zwischen Iris und Udo, da ist die zerbrechende Freundschaft zwischen Malte und Tim und die beendete Beziehung zwischen Udos Tochter Hanna und dem Malte, also auch zerbrochene Beziehung, die ja dann zur letztendlichen Ursache für den endgültigen Bruch zwischen Iris und Udo wird. Folgerichtig nennst du deine Geschichte auch "Zeit der Brüche". Und das fand ich als Thema und Idee und Copyumsetzung echt gelungen.
Aber so, wie du es jetzt machst, kommen die Parallelereignisse, also die Brüchigkeit zwischen Tim und Malte erstens so nachgeklappert, da ist man schon voll auf der einen Geschichte abgefahren und dann kommen erst Malte und Tim. Das wirkt, als wäre deren Brüchigkeit nicht so wichtig. Oder man denkt (zweitens) du wolltest nur den Grund für Bruch eins liefern, dabei ist Bruch zwei ja sich selbst Grund genug. Du müsstest die Brüchigkeit nur noch ein bisschen mehr betonen und herausarbeiten. Und dein Thema ist doch diese Brüchigkeit allüberall. Du siehst, ich habe Flieges und Peeperkorns Kommentare gelesen und ich finde, sie haben völlig recht. Das war von vorneherein auch das, was ich gedacht hatte. Ich muss sagen, ich bin eigentlich durch den Titel erst draufgekommen, was du da machst. Zeit der Brüche. Da steht nicht nur ein Bruch im Vordergrund, das sind mehrere Brüche. Und sogar ein Einbruch. :D Ich find den Titel echt klasse, also ich glaub, ich muss den auch in dem Titelfaden melden. Der ist einfach genial.
im Moment ist die Handlung verzahnt, aber eben momentan noch so, dass man als Leser gar nicht so recht rafft, dass es wirklich auf beide Brüche und die Folgen von Bruch 1 für alles andere ankommt. Von daher würde, um zu verdeutlichen, auch parallel beginnen lassen. Ich jedenfalls fände das eine sehr sehr coole Sache.

So und jetzt noch bisschen Detailkrams, ich weiß, ist bissel durcheinander und vieles wiederholt sich vielleicht, aber ich hab grad keine Lust und keine Zeit nachzuschauen, was schon genannt wurde. :)

Sein Profil hatte eine schöne Linie. Viele schätzten ihn auch auf Ende Dreißig, obwohl er im März fünfundvierzig wird.
wurde

Das Lichtsignal schaltete auf Rot und Udo bremste für Iris' Gemütslage viel zu abrupt. Vielleicht mangelte es ihm durch die unzähligen Kreisverkehre, die sie die letzten fünf Tage in Frankreich durchfahren hatten, an Aufmerksamkeit.
Das finde ich alles sehr umständlich und ja, fast formell. Wieso denn nicht Ampel, stattdessen Lichtsignal? Für Lichtsignale gint es bestimmt einen haufen Paragraphen. "Für Iris Gemütslage" kann weg, denn du schreibst ja aus ihrer Sicht, da wird das schon so sein, dass die Iris das auch in ihrer Gemütslage so empfindet. Ich weiß, du hast sowas im Hinterkopf, dass es der Verkehrslage vielleicht doch angemessen ist, so stark zu bremsen, aber diese Knappheit würde ich mir als Autor gönnen. Du bremst den Text nämlich auch abrupt durch solche Einsprengsel.
"Vielleicht mangelte es ihm durch die unzähligen Kreisverkehre, die sie die letzten fünf Tage in Frankreich durchfahren hatten, an Aufmerksamkeit." Auch kürzen, kommt mir auch sehr umständlich vor.

Frische Flocken kamen vom Himmel und stürzten kalt wie ihre Gedanken frontal auf sie ein.
Das find ich nicht gut. Ich finde es sogar unfreiwillig komisch, eine Stilblüte. Ich finde das Bild von kalten Gedanken, die wie Schneeflocken auf einen einstürzen wirklich unglücklich. Es ist eine komische Vermixung. Außerdem stimmt es inhaltlich auch nicht, weder sind ihre Gedanken kalt, im Gegenteil, die ist doch stinkig wie Hulle, dass sie da so einen Seichbruder vor sich hat, da dürften die Gedanken durchaus eine gewisse Temperatur annehmen. Und die Schneeflocken stürzen in deinem Satz kalt auf sie ein. Aber da ist eine Windschutzscheibe dazwischen, die Kälte der Flocken spürt sie also nicht. Ich weiß nicht, ich würde einfach dieses Schneetreiben beschreiben, kurz nur. Da stellt man schon eine Beziehung her zu Iris und ihrem Zustand.

Diese schwielenlosen Hände mochte sie sehr. Wenn er ihre Brüste umfasste, fühlte es sich gut an. Gevögelt jedoch hatte er sie nicht. Nicht ein einziges Mal.
Toll.


Die Laune war ihr verloren gegangen. Wieso wird dieses Silvester auch immer so zelebriert? Sollte sich außer dem Jahr auch punktgenau ihre Beziehung wenden? Nichts war Besonders, obwohl Udo mit ihr zusammen war. Sie hatte einfach zu viel erwartet. Nach dem verhaltenen Feuerwerk, das sie auf der Terrasse der Ferienwohnung beobachtet hatten, hatte Udo ausgiebig gegähnt. „Ich geh' ins Bett, Iris.“
„ Du willst jetzt schon schlafen gehen?“, hatte sie kurz nach halb eins gefragt.
„Ich muss morgen heimfahren, da will ich fit sein.“
Zuviel PQP und dadurch zuviel hatte und zuviel war. Ich würde immer gucken, dass ich bei einer Rückerinnerung recht frühzeitig ins Präteritum wechsele, wie man das hier jetzt am besten hinbekäme? Ich weiß es nicht, aber es fiel auf, dass es von Hilfsverben ein bisschen überquillt.
Aber der Reihe nach:
Die Laune war ihr verloren gegangen - Ist mir irgendwie zu allgemein. Und zu formell. Vielleicht besser in eine tatsächliche Erinnerung reingehen, wie du es dann ja auch gemacht hast. Aber dann brauchst du durch diese allgemeine Bemerkung nicht mehr einzuleiten, könntest sie also gleich streichen.
Wieso wird dieses Silvester auch immer so zelebriert? - Wenn es als Gedanke kenntlich wird, so richtig als erlebte Rede, dann wäre Präsens okay. Aber da das nur ein kurzer Gedanke ist, brichtb es aus meiner Sicht zeitmäßig heraus, wirkt weniger wie ein allgemeiner Gedanke, sondern eher wie ein Zeitfehler. Im Interesse der Glattheit würde ich Präteritum wählen.
Sollte sich außer dem Jahr auch punktgenau ihre Beziehung wenden? Auch so allgemein und so ein bisschen sehr akkurat: punktgenau zum Beispiel. Ist ja auch ein Gedanke, aber hat man den so formell, wenn man den Kerl grad auf den Prüfstand stellt? Ich weiß, die ist Deutschlehrerin, aber auch Deutschlehrer fluchen und Französischlehrer sagen merde oder sonstwas. Einfach bisschen mehr Schmackes reinhauen. Oder ganz streichen, denn im Satz danach wiederholst du das ja.
Nichts war Besonders, obwohl Udo mit ihr zusammen war. besonders
"Sie hatte einfach zu viel erwartet. Nach dem verhaltenen Feuerwerk, das sie auf der Terrasse der Ferienwohnung beobachtet hatten, hatte Udo ausgiebig gegähnt. „Ich geh' ins Bett, Iris.“
„ Du willst jetzt schon schlafen gehen?“, hatte sie kurz nach halb eins gefragt.
„Ich muss morgen heimfahren, da will ich fit sein.“
Also ich finde, da kann man schon präteritumsmäßig reingehen - vielleicht die Erinnerung sogar noch ein bisschen konkretisieren, dann spart man sich die allgemeinen Gedanken und die vielen hatte und war.

Die Boulangerie auf ihrer Straßenseite sah nicht einladend aus. Keine frische Auslage, kein warmes Licht im Verkaufsraum. Wieso sollte es am ersten Tag im Jahr auch anders sein? Wie schön wäre es, in eine Bäckerei einzutreten: Ein süßlicher Duft nach Hefe und Marzipan, frisch und heimelig, ließe für Momente kindliche Geborgenheit aufsteigen.
Irgendwer hat das schon angemerkt. Ich weiß nicht mehr wo das steht. Aber ich fand das auch nicht so glücklich, die Stelle steht so ein bisschen unvermittelt herum. Wenn sie mehr bedeuten soll, würde ich ihr den entsprechenden Platz einräumen. Ich finde den letzten Satz gut, da sehnt sie sich ja nach Geborgenheit und das ist ja auch das Gefühl, das sie bei diesem Udo sucht. Aber so mit dem Konjunktiv - und in der Kombination empfinde ich es nicht als ausgearbeitet genug. Keine Ahnung, kann da jetzt acuh kein Beispiel liefern. Aber sie vermisst ja was. Und genau das vermisst sie beim Anblick der Boulangerie. Die steht für was. Ich würd unbedingt übrigens schreiben, dass die B. kahl war. Aber nicht "nicht einladend". Du willst ja einen möglichst anschaulichen Eindruck für den Leser erzeugen, der soll ein Bild kriegen von der Bäckerei - und von Iris Bedürfnis. Und Bild und Eindruck kriegt man schwieriger dadurch, dass man sagt, wie etwas nicht ist. Das hat auch schon jemand anderes moniert, daran erinner ich mich. Ich wiederhole es trotzdem, weil ich es so wichtig finde.

Sie beobachtete Udo, wie er sich eine Strähne aus der Stirn nach hinten strich.
Ich weiß, ich bin grad konrinthenkackerisch. Darfst gerne bisschen auf mich schimpfen. Aber auch den Satz finde ich zu genau. Ich bleibe da hängen, wenn du schreibst: nach hinten. Sie beobachtet ja den ganzen Mann, seine Gestik und Mimik, sie checkt ihn doch gerade. Und entweder ist dann das "nach hinten" überflüssig, weil sie einfach nur den Gesamtudo beobachtet, oder speziell diese Bewegung, sich das Haar nach hinten zu streichen ist es, was jetzt in ihren Fokus fällt. Vielleicht, weil es affektiert wirkt oder so? Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass du darauf rauwillst, also würde ich das streichen.

Ich weiß nicht, ich glaube, muss ich meine Textkommentare mal einschränken, da ist auch viel viel Geschmackssache dabei. Ich bin jemand, die oft nicht weiß, was man eigentlich alles schreiben muss, damit der Leser sich die Stellen dazwischen, also die nicht geschriebenen, erschließen kann. ich mache da oft Fehler und bin zu genau oder auch viel zu ungenau. Mein persönliches Bestreben ist es jedoch, alles Unnötige wegzulassen, weil das oft so bremsend wirkt. Und alles, was da steht, muss auch einen wichtigen Stellenwert haben. Und vielleicht schieße ich da auch oft übers Ziel hinaus. Musst mal schauen, was du mit den Anmerkungen anfangen kannst.

Liebe bernadette, ich muss hier mal schließen, ich hab keine Zeit mehr und wollte eigentlich auch noch Friedel und Peregrina kommentieren. Ich hoffe, du kannst was mit den Anmerkungen anfangen. Also mein Fazit: Sehr gelungene Idee, toller Titel und ein hohes Potential von der Anlage her. Ich denke mir, dass deine Geschichte mit dieser Brüchigkeitsidee gewinnen könnte, wenn die stärker und deutlicher von Anfang an einfließen würde - eben auch durch die Struktur deines Aufbaus.

Ganz ganz lieben Gruß an dich von Novak

 

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