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Dienstag ist OP

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31.08.2008
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Dienstag ist OP

„Fühl´mal“, sagte Esther. Jürgen tastete vorsichtig. „Du mußt schon stärker drücken, hier“, zeigte Esther ihm, wo fühlen sollte. Jürgen betastete beide Brüste.
„Sie sind gleich, da ist nichts“, sagte er, „das Drüsengewebe ist sehr angeschwollen. Sonst nichts.“ „Morgen gehe ich zum Arzt“, schloß Esther das Gespräch ab. Beide versuchten, einzuschlafen.

Schon am Vormittag rief Esther Jürgen im Büro an: „Jürgen, ich war bei Dr. Dammschneider, er meinte auch, da wäre etwas. Es ist so schrecklich!“
„Was hat er denn noch gesagt? Wie geht es weiter?“ fragte Jürgen.
„Er hat mir eine Überweisung in die Radiologie mitgegeben. Ich habe mir schon einen Termin besorgt, in der Klinik am Ottoberg.“
„Wann ist das?“
„Heute nachmittag“, antwortete sie.

Abends, als Jürgen nach Hause kam, hatte Esther die Untersuchung gerade hinter sich. „Der Radiologe sagt, da wäre ein Befund, der abzuklären wäre.“
Beide öffneten den Umschlag, aber was dort stand, war schwer verständlich. „Morgen gehe ich wieder zu Dr. Dammschneider, gegen 10.00 Uhr. Kommst Du mit?“
„Ja, ich komme dorthin. Aber ich glaube es immer noch nicht.“
„Aber wenn es doch auf dem Röntgenbild zu sehen ist?“

Dr. Dammschneider hatte eine aufgeräumte, vertrauenerweckende Miene aufgesetzt, als Esther und Jürgen sein Behandlungszimmer betraten. „Guten Tag, Sie haben Ihren Mann mitgebracht? Ja, das ist gut. Bitte…“, er wies mit der Hand auf die Stühle. „Sie haben den radiologischen Befund mitgebracht. Dann zeigen Sie mal her.“ Esther gab ihm den Umschlag. Dr. Dammschneider besah sich das Schreiben und guckte ernst. „Ja, wie ich gesagt habe. Das sollten sie sicherheitshalber entfernen lassen.“ Er nahm ein Büchlein vom Schreibtisch: „Wann wollen wir es machen? Dienstag hätte ich einen Termin frei. Auch Belegbetten sind frei. Sie sollten nicht zu lange warten. “
Esther sah Jürgen verzweifelt an. „Sind Sie sicher, daß es gemacht werden muß?“ fragte Jürgen nach.
„Ja, das ist sicherer. Denken Sie an die vielen Fälle, in denen bösartiger Krebs das Leben zerstört. Wir haben Glück, wir haben es früh erkannt. Wenn wir es jetzt herausnehmen, besteht kein Risiko; auch wenn es bösartig ist, ist es noch gut beherrschbar.“
„Wollen Sie sich nicht einmal die Röntgenbilder ansehen?“ fragte Jürgen.
„Nein, ich habe den Befund ja gelesen. Aber sehen Sie selbst…“ er nahm die Bilder heraus und zeigte sie den beiden, „hier haben wir den Knoten. Sehr klein. Kein Problem.“
„Und wie geht es weiter, wenn es bösartig ist?“, fragte Esther.
„Wir bekommen den Befund aus der Histologie. Dann sehen wir weiter. Vielleicht muß dann nachoperiert werden. Also, wie steht es? Sie sollten nicht zögern. Jeder Tag zählt.“ Esther nickte.
„Also gut. Ich trage sie für Dienstag um 10.00 Uhr hier ein. Sie sollten zur Vorbereitung morgens um 8.00 Uhr nüchtern in der Parkklinik erscheinen.“
Esther und Jürgen standen unschlüssig auf. „Auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen. Wird schon schiefgehen.“ Dr. Dammschneider grinste.

Abends kuschelte Esther sich an Jürgen. „Ich habe Angst“, flüsterte sie. Jürgen hielt sie fest. Er zweifelte noch an dem, was sie gerade erlebt hatten. „Mir ist das unheimlich. Ist Dir aufgefallen, daß er sich die Bilder gar nicht ansehen wollte? Das paßt doch nicht. Er muß sich doch ansehen, was er operieren will. Und dann das Abwarten des Befundes: wenn es wirklich bösartig ist, muß der histologische Befund gleich während der OP da sein, nicht erst ein paar Tage später. Zu dem Arzt mit seinen Belegbetten kannst Du nur gehen, wenn es harmlos ist. Und dann brauchst Du das Ganze überhaupt nicht.“
„Was sollen wir denn machen?“
„Ich weiß es noch nicht. Aber das machen wir nicht.“
„Ja, aber?“
„Ich habe einmal gehört: wenn es um einen ernsten Eingriff geht, frage immer drei Ärzte. Genau das sollten wir tun. Frage Dich mal, zu welchem Arzt Du Vertrauen hast. Den fragen wir als erstes.“
„Dr. Theissen, der bei Lores Geburt dabei war.“
„Den rufen wir morgen an.“
„Kannst Du das machen? Mir fällt das so schwer.“
„Ja, mach ich.“

„Hallo Dr. Theissen“, meldete sich Jürgen am Telefon. Als erstes mußte Jürgen erzählen, wie es den Kindern ginge, und seiner Frau. So kam Jürgen schnell auf das Problem.
„Es hat keinen Sinn, daß ich mir das anschaue, dafür gibt es Fachkliniken, die den ganzen Tag nichts anderes machen. Bei Ihnen in der Nähe ist die Uniklinik, da gehen Sie zu Prof. Mandelbrot. Der Mann ist ein Künstler, er hat sein Leben der weiblichen Brust verschrieben … wenn ich zwanzig Frauen, denen man hier im Städtischen die Brüste abschneiden will, zu ihm schicke, kommen neunzehn ohne Befund zurück. Fahren Sie bald, dann sind Sie Ihre Sorgen schnell los.“

Jürgen berichtete Esther von dem Ergebnis - natürlich zitierte er die Ausführungen nicht wörtlich - und sie machten einen Termin bei Prof. Mandelbrot für Montag – einen Tag vor dem Termin für die Operation bei Dr. Dammschneider, aber die hatten jetzt beide schon abgehakt. So geht es nicht, das war ihnen klar geworden. Aber wie? Und wenn es doch…? Die quälende Ungewißheit zehrte an ihren Nerven.

Schließlich saßen sie auf den Stühlen für wartende Patienten bei Prof. Mandelbrot. Es war nur ein Flur auf einer Station im Krankenhaus; ein Wartezimmer existierte nicht. So sahen sie den schlaksigen, hageren Mann fortgeschrittenen Alters ständig von einem Raum zu anderen laufen, Anweisungen erteilen, gestikulieren, lachen … dann war Esther dran. „Guten Tag, bitte machen Sie sich mal frei … und Sie wollen dabei sein? Ist mir auch recht … ja, schön…“ Prof. Mandelbrot tastete darauf los, ging in die Knie, schaute, strich mit deinen langen Fingern über Esthers Brüste, „ja, sehr schön…“, tastete, drückte, „ja, alles klar. Sie dürfen sich wieder anziehen.“
„Ist das alles? Was ist denn mit dem Knoten?“, fragte Esther. „Welcher Knoten? Sie haben keinen Knoten“, antwortete Mandelbrot.
„Aber der Befund. Da ist doch etwas auf dem Röntgenbild?“ Esther war ungläubig. Trieb der Mann einen Scherz? Hatte er den Befund gar nicht angesehen und fertigte sie einfach schnell ab?
„Ach so … das Röntgenbild. Warten Sie, das zeige ich Ihnen. Kommen Sie!“
Esther und Jürgen folgten ihm in einen anderen Raum, wo an einer langen Leuchttafel einige Röntgenbilder hingen. „Wo ist doch gleich der Umschlag? Ach ja … hier.“ Er nahm die Bilder heraus und hängte sie zielsicher an der Leuchttafel auf. „Sehen Sie … hier ist ihre rechte Brust. Hier ist alles okay. Bei den Strukturen achtet man auch auf die Symmetrie … sehen Sie, auf der linken Brust hier … den hellen Fleck? Das ist ihr Knoten. Die andere Brust hat ihn nicht…“ Esther und Jürgen wurde es unheimlich zumute. „Und jetzt passen Sie mal auf…“, Mandelbrots Augen blitzten schalkhaft auf, er nahm das Bild der linken Brust, drehte es blitzschnell um und hängte es wieder neben das andere, „sehen Sie den Knoten noch? Jetzt sind beide Brüste symmetrisch. Nur normales, gesundes Lymphgewebe … man sollte die Bilder richtig herum aufhängen, bevor man Befunde schreibt … so einfach ist das. Ja, das wäre dann alles.“ Die beiden kamen aus dem Staunen nicht heraus und waren immer noch etwas durcheinander, als sie aus dem Klinikgebäude heraus zum Parkplatz gingen.

 

Hallo Set,

diese Geschichte fällt bei mir komplett durch. Sie krankt an fehlender Authenzität, z.B. sind die meisten Dialoge hölzern und wirken aufgesetzt. Ich hatte teilweise auch das Empfinden, eine Kindergeschichte zu lesen, weil manche Absätze (gerade die drei ersten) so einfach gehalten sind; da ist keine Spannung oder Angst zu spüren, da sind keine Zwischentöne.
Solche Sätze wie:

Die quälende Ungewißheit zehrte an ihren Nerven.
darf es nicht geben, die Geschichte sollte so geschrieben sein, dass der Leser dies herausliest.

Die (eigentlich berechtigte) Kritik, dass manche Ärzte zuviel tun, um ihre Belegbetten aufzufüllen oder Diagnosen stellen, damit ihre Labore zu tun haben, geht in der Art, wie du die Geschichte schreibst, leider fast unter. Das liegt auch an unpassenden Sätzen wie:


„Auf Wiedersehen. Wird schon schiefgehen.“ Dr. Dammschneider grinste.

Der Mann ist ein Künstler, er hat sein Leben der weiblichen Brust verschrieben … wenn ich zwanzig Frauen, denen man hier im Städtischen die Brüste abschneiden will, zu ihm schicke, kommen neunzehn ohne Befund zurück. Fahren Sie bald, dann sind Sie Ihre Sorgen schnell los.“

„Und jetzt passen Sie mal auf…“, Mandelbrots Augen blitzten schalkhaft auf, er nahm das Bild der linken Brust, drehte es blitzschnell um und hängte es wieder neben das andere, „sehen Sie den Knoten noch? Jetzt sind beide Brüste symmetrisch. Nur normales, gesundes Lymphgewebe … man sollte die Bilder richtig herum aufhängen, bevor man Befunde schreibt … so einfach ist das. Ja, das wäre dann alles.“
[Kein Wort über die Fehldiagnose des Kollegen?]

Im Prinzip würde sich dieser Text eher für eine Satiregeschichte eignen, wenn man noch gut reinbuttert. Aber so wie er hier steht, ist er (jedenfalls für mich) sehr unausgegoren.

Viele Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Set,

noch 'ne Geschichte von Dir zu Weihnachten und dann auch noch so eine.
Allerdings muss ich Dir sagen, dass Du Dich dabei mE nicht nur vergaloppiert hast, da sind die Pferde ja komplett mit Dir durchgegangen.

Vor allem finde ich, dass die Prota und ihr Mann nicht richtig zum Tragen kommen, man erfährt so überhaupt nichts Persönliches über sie, sie bleiben total flach und blass. Aber am wenigsten gefallen mir die Dialoge der beiden, sowohl miteinander als auch mit den verschiedenen Ärzten.

Ich habe nun leider Erfahrung mit Brustkrebsvorsorge, da ich familiär belastet bin und somit sehr regelmäßig sowohl zum Frauenarzt als auch zum Mammographie-Screening muss. Aus diesem Grund sind die Dialoge mit den Ärzten für mich überhaupt nicht plausibel oder nachvollziehbar.

„Jürgen, ich war bei Dr. Dammschneider, er meinte auch, da wäre etwas. Es ist so schrecklich!“

Hierbei habe ich mir vorgestellt, wie ich nach einer solchen Diagnose meinen Mann anrufe und ihm das mitteile. Also die Wortwahl finde ich sehr konstruiert, die Gefühle, die man als Frau nach einem (wenn auch nur vermutlichen) Krebsbefund hat, kommen mE gar nicht rüber. Überhaupt scheinen die beiden recht kaltschnäuzig zu sein.

Auch würde ich diesem Dr. Dammschneider nach höchstens 2 Minuten davonlaufen und der Krebs-Experte Prof. Mandelbrot ist auch nicht viel besser:

„Guten Tag, bitte machen Sie sich mal frei … und Sie wollen dabei sein? Ist mir auch recht … ja, schön…“

Da kommt bestimt kein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patientin zustande. Kein Vorgespräch, um was es eigentlich geht, sondern gleich ausziehen, ach und der Mann darf dabei sein. Das ist doch eigentlich selbstverständlich, oder?

Natürlich sollte man bei Verdacht auf Brustkrebs rasch handeln, aber in Deiner KG wird ja alles über's Knie gebrochen. Außerdem nimmt man meines Wissens in solchen Fällen erst mal eine Gewebeprobe, jedenfalls wurde das in meinem Familien- und Bekanntenkreis so gehandhabt.

Auch, dass sich dann herausstellt, dass es doch kein krankhafter Befund ist, sondern der Radiologe bloß das Röntgenbild verkehrt herum angeschaut hat. April, April! Soviel Dilettantismus auf einem Haufen? Ich weiß nicht, ob Du das wirklich ernst meinst. Vielleicht hat Bernadette recht und die KG gehört eher in die satirische Ecke.

Also, wenn ich an meine Vorsorgeuntersuchungen denke, da nimmt sich mein Radiologe wirklich Zeit, um sich ein paar Minuten lang die Röntgenbilder mit mir anzusehen und sie vor allem mit denen der Vorjahre zu vergleichen und mir alles zu erklären. Ich wurde zum Glück nie schnell, schnell mit einem Befund abgespeist.

Bisher war ich ja immer sehr angetan von Deinen Geschichten, am besten war die Tulipa Hausse, auch die Ötzi-Geschichte von vorgestern war ok, aber Brustkrebs ist, glaub' ich, nicht wirklich Dein Thema.

Bis bald,
LG
Giraffe.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bernadette und Giraffe,

die Kritik nehme ich im Grundsatz an.

Zu Bernadette: die Aussagen, die Du unmöglich findest, sind leider dokumentarisch, also wörtlich zitiert. Das heißt natürlich nicht, daß sie deswegen eine gute Kg ausmachen. Es heißt nur, daß, wenn ich über Änderungen nachdenke, mir natürlich daran liegt, daß das dokumentarische bleibt und der Rest so verändert wird, daß das dokumentarische auch authentisch wirkt.

Der Satz: "man sollte die Bilder richtig herum aufhängen, bevor man Befunde schreibt" ist doch eine Kritik am Kollegen, die härter nicht sein kann - hier fehlt eigentlich nichts.

Giraffe:
"Vor allem finde ich, dass die Prota und ihr Mann nicht richtig zum Tragen kommen, man erfährt so überhaupt nichts Persönliches über sie, sie bleiben total flach und blass. Aber am wenigsten gefallen mir die Dialoge der beiden, sowohl miteinander als auch mit den verschiedenen Ärzten."

Recht hast Du! Ich weiß nur nicht, ob ich das ändern kann. Vielleicht bin ich noch nicht soweit, daß ich diese Geschichte schreiben kann.

Zum Medizinischen: Natürlich ist es richtig, was Du kommentierst; mir ist das auch bekannt. Ich hätte die Geschichte am liebsten unter "Historik" gepostet, war mir aber nicht sicher, ob diese Zustände innerhalb von 10 Jahren wirklich Geschichte geworden sind. Mit ein bißchen Kenntnis dessen, was bei ordentlicher medizinischer Versorgung ablaufen sollte, wird das alles noch zynischer; es wird vielleicht sogar eine Groteske. Es ist aber so passiert.

Die Prot. ist durch die seelische Betroffenheit eingeschränkt in der Lage, die ärztlichen Äußerungen zu bewerten. Auf sie wirken nun drei Ärzte ein, jeder nach seinem Naturell:

- der Kriminelle, der bereit ist, ohne entsprechende Indikation eine Patientin zu operieren, um "Geld zu machen",

- der ehrliche und mitfühlende Arzt, der trotz der Mißstände (s. seine Bemerkung über eine große Klinik in seiner Nähe) den Mut nicht verliert und pragmatisch hilft,

- und der Künstler, der in wenigen Minuten alles klärt, sich mit feiner Ironie äußert und weiterarbeitet.

Diesen dreien wollte ich einen angemessenen Rahmen geben, in dem sie so zur Geltung kommen, wie sie sind. Daß mir das nicht gelungen ist, will ich nicht bestreiten.

Danke für die Kritik,

Gruß Set

 

Hallo Set,

Es ist aber so passiert.

Das mag sein, laß ich aber nicht beim Genre Kurzgeschichte gelten, wenn dadurch evtl. Mängel erklärt werden. Es gilt, Deine Erfahrungen so zu verpacken, dass es eine interessante, lesenswerte Geschichte wird. Das ist mit dem Stoff zu schaffen, aber dann müssen die Protagonisten viel ausgefeilter daherkommen. Das schafft man ohne Dialoge, wenn es auch eine Herausforderung ist. Wichtig dabei ist eine gute Mischung aus Fiktion und real Erlebtem und das fällt einem Autor, der das erlebt hat, manchmal sehr schwer, aber da stehst du nicht alleine da.


Diesen dreien wollte ich einen angemessenen Rahmen geben, in dem sie so zur Geltung kommen, wie sie sind. Daß mir das nicht gelungen ist, will ich nicht bestreiten.

Mir fehlt der angemessene Rahmen mehr bei dem Pärchen. Die Unsicherheit, die Ängste und Zweifel müssten durch ihr Auftreten beschrieben werden, so wirken sie nur wie Statisten.

Leg den Text vielleicht ein paar Wochen zur Seite und geh dann nochmal dran.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Set,

deine Geschichte wirkt auf mich, als hätte ein Koch irgend eine Idee von einem Gericht gehabt, sich vorgestellt, wie es schmecken könnte, und dann wahllos Zutaten in einen Topf geschüttet und umgerührt.

Die Elemente in deinem Text passen nicht recht zusammen, die Personen sind wie Aliens, keine Menschen und nicht fassbar, ihre Interaktionen sind realitätsfern und der Handlungsstrang kommt daher wie an der Haaren herbeigezogen.

So, als wolltest du um alles in der Welt etwas niederschreiben, was in deinem Kopf herumgespukt hat, aber du hast nicht so richtig gewusst, wie man das nun zu Papier bringen könnte, und dabei kam dann dieser Text raus.

Schöne Grüße,

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo Yours,

für gewöhnlich überziehst Du ja reichlich mit Deiner Kritik, diesmal vielleicht etwas weniger.

Ich sagte es ja schon so ähnlich: es ist relativ leicht, sich einen stimmigen Plot auszudenken. Auch synthetische Charaktere kommen immer gut rüber, alle Vorurteile werden so bedient, daß man sie für authentisch hält.

Die Arbeit, reale Handlungsabläufe und reale Personen so zu formulieren, daß sie als authentisch empfunden werden, ist etwas härter.

Giraffe schreibt oben: Auch, dass sich dann herausstellt, dass es doch kein krankhafter Befund ist, sondern der Radiologe bloß das Röntgenbild verkehrt herum angeschaut hat. April, April! Soviel Dilettantismus auf einem Haufen?
Nun könnte ich natürlich Euren Empfehlungen nachgeben und die Handlung so abschwächen/abändern, daß keiner mehr denkt, ich würde ihm einen Bären aufbinden oder eine erfundene Satire/Groteske posten. Aber der Autor zählt ja auch noch und will nicht nur Erwartungen nach einer lieben, niemals grotesken Welt bedienen; er will authentisch die Groteske vermitteln; das ist das Schwierige.

Deine Deutung des Schaffensprozesses stimmt nicht, was stimmt, ist die Wirkung des Ergebnisses auf Dich. Die ist der Wirkung, die das Geschehen damals auf mich hatte, nicht unähnlich.
Ich folge mal dem Rat von Bernadette und denke eine Weile darüber nach. Vielleicht schaffe ich es ja noch, mich diesen Menschen anzunähern, die da in der Wirklichkeit herumspuken.

Gruß Set

 

Hallo Setnemides!

Ich sagte es ja schon so ähnlich: es ist relativ leicht, sich einen stimmigen Plot auszudenken. Auch synthetische Charaktere kommen immer gut rüber, alle Vorurteile werden so bedient, daß man sie für authentisch hält.
Nö, das stimmt nicht. Wer nur seine Vorurteile bestätigt sieht/liest, das ist für mich ein Mensch, der auch nur schwarz/weiß sehen kann. Und wer sich mit solchen Charakteren zufrieden gibt, der trinkt seine Cola auch ohne Kohlensäure.

Die Arbeit, reale Handlungsabläufe und reale Personen so zu formulieren, daß sie als authentisch empfunden werden, ist etwas härter.
Die Arbeit muss man sich halt machen, wenn man eine authentische Geschichte mit authentischen Figuren schreiben möchte.

Für mich funktioniert die Geschichte auch nicht - nicht nur wegen den Charakteren, ich frage mich, wie viele dumme Zufälle es gegeben hat, bis es so weit gekommen ist und dann auch noch mit so einem Ausgang.
Aber da die Geschichte in echt wohl so abgelaufen ist, muss es wohl diese dummen Zufälle gegeben haben.
Was der Geschichte fehlt, sind Feinheiten, die die Zufälle vielleicht schicksalhaft dastehen lassen würden.

Ist wohl das Beste, wenn du das Teil eine Weile liegen lässt und dann irgendwann rangehst, wenn du dann noch die Motivation dafür hast.

JoBlack

 

hallo Jo Black,

ich dachte immer, Asche auf dem Haupt wäre ein guter Schutz gegen Steinlawinen...

"Was der Geschichte fehlt, sind Feinheiten, die die Zufälle vielleicht schicksalhaft dastehen lassen würden."

Danke, das bringt mich vielleicht auf den richtigen Weg.

Gruß Set

 

die Geschichte sollte in Zeitschriften abgedruckt sein , die in den Wartezimmern der Aerzte aufliegen.
beste Gruesse///Onivido

 

hallo onivido,

so war die Geschichte eigentlich auch gedacht; manchmal möchte ich nicht nur unterhalten. Ich habe überlegt, ob ich einen Epilog dazuschreibe, z.B. "nach Angaben des Sachverständigenrates für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen sind jährlich 100.000 Brustoperationen unnötig. " und "90 % aller positiven Mammographiebefunde sind bei der Biopsie negativ."- Damit würde ich mich weit in ein Feld hineinwagen, das bei näherer Kenntnis zu komplex ist, um so einfach und plakativ dargestellt zu werden, z.B. sind die "unnötigen" Operationen, die da in die Schlagzeilen geraten sind, nur Biopsien, also vergleichsweise kleine Eingriffe zur Gewebeentnahme mit wahrscheinlich geringem Risiko und hohem Nutzen.-
Ich möchte diese allgemeinen Vorgänge nicht medizinisch beurteilen, das steht mir nicht zu und die Verantwortung dafür, jemanden hier in der einen oder anderen Richtung zu beeinflussen, kann ich gar nicht tragen.
Was ich mitteilen möchte ist aber: es gibt reichlich schwarze Schafe, wenn man auf ein solches trifft, sollte man sich nicht gleich bluffen lassen und sich zusätzlichen Rat holen, bevor man Entscheidungen trifft. Das gilt aber ganz allgemein.
Es ist also keine medizinische Geschichte, nur eine medizynische.

Gruß Set

 

Salve Set,

in der Tat hat sich im Selbstverständnis sowohl von Medizinern als auch Patienten in den letzten Jahren einiges getan.
Patienten waren früher viel eher ärztegläubig, verlangten geradezu nach den Halbgöttern in weiß - das passiert heutzutage leider auch noch viel zu oft. Ein Arzt, der signalisiert, dass er sich erst informieren oder mit einem Kollegen beraten muss, weil er etwas nicht weiß, gilt schnell als unfähig.

Umgekehrt suchten und suchen nicht wenige Ärzte und Pfleger diese Rolle, und können mit einem mündigen Patienten wenig bis gar nichts anfangen.

Meiner Meinung nach könnte die Geschichte durchaus glabwürdig rüberkommen, wenn die Handlung relativ eindeutig in die Achtziger verlegt wird, und die Personen in o.g. Konstellation stehen.

Außerdem wüde ich die Figuren stärker charakterisieren. Die Story an den Ärzten aufhängen funktioniert mE deswegen nicht, weil der Hauptkonflikt bei der Patientin liegt - als Leser will ich natürlich wissen, wie das mit der Brust weitergeht.

Wenn die Ärzte Dir so wichtig sind, könnten sie ja bei einem Kongress oder einem Medizinerstammtisch aufeinandertreffen. Dann haben sie die ganze Geschichte für sich, und ihre unterschiedlichen Charakteren können sich entfalten.

Wie auch immer, der Stoff hat Potential, nur die Umsetzung ... hm so lala.

Gruß und guten Rutsch, Pardus

 

hallo Pardus,

Du hast recht, was die zentrale Aussage angeht: wenn die Ärzte im Mittelpunkt stehen, muß man die Geschichte auch danach stricken. Die Patientin und ihr Partner sind in der Geschichte ohnehin zuwenig entwickelt.

Ärzte am Stammtisch oder auf einem Kongress funktionieren aber nur, wenn es um Auffassungsuntersschiede geht. Hier jedoch geht es um einen, der ohne Indikation operieren, das heißt: bewußt Körperverletzung begehen will, und eine Radiologie, die Kunstfehler begeht. Die würden sich unter Kollegen nie outen. Deshalb muß die Patientenerfahrung im Mittelpunkt stehen, nur dort wird das alles sichtbar.

Es hat diese Probleme immer gegeben, nur abwechselnd in verschiedenen Bereichen. Wie vielen Menschen wurden in den 60er Jahren bei der ersten Mandelentzündung die Mandeln herausgenommen?

Die Geschichte spielt in den 90er Jahren und ist hoffentlich, auch durch die bessere Information der Patienten, heute weniger bedeutsam. Gegenwärtig haben wir es mehr damit zu tun, daß die Defizite der klassischen Medizin bezüglich Interdisziplinarität, insbesondere in der Psychosomatik, ausgenutzt werden und die Patienten den neuen Heilsbringern den letzten Scheiß aus der Hand fressen, wenn er nur mit den Worten "ganzheitlich", "naturheilkundlich" oder "spirituell" garniert wird. Das wäre auch eine Geschichte wert.

Die gestalterischen Mängel haben etwas mit dem Verarbeitungsstand zu tun; danke für die Hinweise, aber erstmal werde ich die Geschichte ruhen lassen.

Gruß Set

 

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