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Doktor Regovars Sprechstunde. Lassen Sie sich behandeln!

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24.04.2003
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Doktor Regovars Sprechstunde. Lassen Sie sich behandeln!

"Okay Kleiner. Du hast eine Luftblase am Trommelfell sitzen und daher kommen die Schmerzen. Mit diesem Ding hier ..."
Doktor Regovar deutete auf eine Maschine, die entfernt an einen Kampfcyborg erinnerte und griff nach dem daran befestigten Schlauch.
"... werde ich dir diese Luft nun absaugen. Das tut ziemlich weh, aber hey: Indianer kennen schließlich keinen Schmerz. Anschließend bekommst du auch nen Lolli. Was ist, gehts los, kleiner Soldat?"
Das Kind begann zu weinen. Regovar griff rasch nach dem rechten Oberarm und bedeutete der Mutter, den anderen festzuhalten. Verunsichert kam sie der Bitte nach.
"Ich will nicht, Mama."
"Das geht ganz schnell Patrick. Keine Angst."
Regovar lachte.
"Kommt darauf an. Manchmal dauert es bis zu einer halben Minute. Dafür gibts dann aber auch zwei Lollies."
In hastiger Routine stopfte er das Mundstück des Schlauches in die Ohrmuschel des inzwischen brüllenden Jungens.
"Davon kannst du morgen deinen Freunden erzählen", stellte Regovar fest, und es wirkte ein wenig so, als hätte er ein gedankliches In der Hölle hinzugefügt.
Dann legte er den Schalter um.
Der sofort ertönende Lärm vermischte sich mit fürchterlichen Schreien. Regovar konzentrierte sich.

***

"Hören Sie, es tut mir wirklich Leid. Ich ..."
"Anzeigen werde ich Sie ... Sie Monster!"
Regovar wehrte ab.
"Nun werden Sie doch nicht gleich albern. Es gibt ..."
"Wie können Sie einem Kind nur so etwas antun?"
Der Arzt lachte.
"Bloß eine Verwechslung, nicht mehr. Ich dachte wirklich, das Gerät sei auf saugen eingestellt. In zwei bis drei Wochen kann er wieder ganz normal hören, und es sind sowieso Ferien. Da verpasst er nichts in der ..."
"Ich fasse es nicht."
Regovar griff in eine breite Glasschüssel und beförderte großmütig drei Fruchtlutscher aus ihr hervor.
"Und der kleine Mann bekommt sogar noch einen Booohooonuslolli."
Apathisch griff der Junge nach den Süßigkeiten.
"Nein, Patrick. Von diesem Mann nimmst du nichts an. Die Mama kauft dir gleich ganz viele ..."
Sie verschwanden in seiner Tasche.
"Kann wohl nicht gut hören, das Kind", witzelte Regovar und fing sich eine Ohrfeige ein.

***

"Wissen Sie, Andrea, ich frage mich schon seit Beginn meines Studiums, wieso es eigentlich nicht Hälse-, Nasen-, Ohrenarzt heißt."
Die Sprechstundenhilfe feilte sich gelangweilt die Fingernägel.
"Das war nicht nett, was Sie da vorhin mit dem Jungen gemacht haben. Man nennt Sie im Ort schon den Schlächter."
Regovar stand auf und griff nach seinem Bier.
"Ach, Unfug! Heutzutage wollen sie alle schmerzlos behandelt werden. Wir sind hier doch nicht bei den Homöopathen."
Andrea legte die Feile beiseite und kramte in ihrer Handtasche.
"Wie auch immer. Ich muss nach Hause."
Der Arzt zog die Stirn in Falten.
"Haben Sie schon die Listen sortiert?"
Wortlos schob Andrea eine Mappe über den Tisch. Regovar warf einen kurzen Blick auf die Beschriftung.
"Was ist mit den H8 Zusammenstellungen fürs dritte Quartal?"
Seine Angestellte gähnte.
"Die erledige ich am Montag. Brauchen Sie doch übers Wochenende eh nicht."
Regovar ließ die Mappe in einer Schublade verschwinden und nickte.
"Schönes Wochenende wünsche ich Ihnen."
Andrea schnappte nach der Jeansjacke am Garderobenständer, winkte kurz, und verließ die kleine Praxis.

Einige Minuten später war das Bier getrunken. Draußen fuhren lautstark die üblichen, minderbemittelten Jugendlichen mit ihren Rollern die Straße auf und ab. Wie er sie hasste. Gelegentlich, wenn ein LKW zu hören war, wünschte sich Regovar eine Kollision. Sollten sie verrecken, diese elenden Baggy-Gangster, mit ihren Pubertätspickeln und den brüchigen Stimmen.
Mit seinem Feuerzeug öffnete er eine zweite Flasche und nahm einige kräftige Schlücke, während er gedankenverloren durch den Flur schlenderte, nebenher einen kurzen Blick in das nun im Dunkeln liegende Wartezimmer warf. Neue Zeitschriften musste er bestellen. Im Grunde war das Andreas´ Aufgabe. Die Fleißigste war sie nun wirklich nicht.
Kopfschüttelnd betrat er den Behandlungsraum.
Ein wenig Blut war noch auf den Kacheln; getrocknet inzwischen.
Das Bier stellte Regovar neben einem Sammelsurium steriler Instrumente ab.
Dieser riesige Apparat, mit dem er regelmäßig vorzugsweise minderjährige Patienten zu quälen pflegte, hatte doch tatsächlich etwas Bedrohliches an sich. Behutsam fuhr Regovar mit seiner Hand über das kalte Metall. Als die Finger den Drehregler erreichten, hielt er inne und musste schmunzeln.
"Saugen und blasen. Alles Einstellungssache."
Sinnlos schraubte er ein neues Mundstück an den Schlauch, schaltete das Gerät ein, regulierte den Druck, und föhnte sich kichernd durch die Haare.
Dann hörte er ein lautes Klopfen.
Innerhalb eines Augenblickes war der provisorische Haartrockner wieder ausgestellt.
Mit geballten Fäusten stampfte Regovar in Richtung Praxistür. Das Klopfen war zwischenzeitlich zu einem unerträglichen Hämmern geworden.
"Verdammte Scheiße!"
Er riss die Tür auf und sah sich einer Frau gegenüberstehen, die er am liebsten auf der Stelle vergewaltigt hätte.
Regovars Zorn verflog und wich einem breiten Grinsen.
"Sie müssen mich behandeln", sagte die Fremde ohne jede Emotion in der Stimme.
Der Arzt stand kurze Zeit einfach nur da und gierte keuchend, bevor er entgegnete: "Eigentlich haben wir geschlossen."
Unruhig knetete er die schwitzigen Finger. - "Aber man könnte ja mal eine Ausnahme machen. Was haben wir denn für ein Wehwehchen?"
Wilde, schwarze Locken wurden zurückgeworfen. Mit dem Schritt einer Göttin betrat sie die Praxis und packte Regovar an den Eiern, was dieser mit einem unartikulierten Stöhnen kommentierte.
"Man sagt, du bist der Schlächter. Befriedige mich."
"Gern." - Er war nicht imstande, mehr als dieses eine, gekrächzte Wort hervorzubringen.
"Zeig mir ... die Maschine."
Ohne noch etwas hinzuzufügen, ging sie voraus.
"Oder ich zeig sie mir selbst. Folge mir!"
Dein Arsch ist wie eine perfekte Waage aus griffigem Fleisch. Links hoch, rechts runter, dann umgekehrt. Jawohl, Frau Domina-Oberkommandantin!
"Du solltest neue Zeitschriften bestellen", bemerkte die Göttin beiläufig, als sie am Wartezimmer vorbeikam.
"Ja, aber das ist nicht meine Aufgabe. Meine Sprechstundenhilfe muss eigentlich ..."
"Setzen!"
Die unbekannte Schönheit deutete auf den Stuhl im Behandlungsraum.
Regovars Beine bewegten sich automatisch.
Ich werde ferngesteuert ... ist das geil, ging es ihm durch den Kopf.
"Wolltest du nicht eigentlich behandelt werden?"
Sie lachte und riss sich das T-Shirt in zwei Teile.
"Gefallen dir meine Titten?"
Regovar sabberte Zustimmung.
"Setzen habe ich gesagt."
Der Arzt tat wie geheißen und massierte sanft die warmen Brüste, kniff voller Geilheit in die harten Nippel.
Regler wurden verstellt, Knöpfe gedrückt und Schalter umgelegt.
"Ich werde dir nun einen Teil des Hirns absaugen", stellte die Frau fest und es erklang ein kurzes Flump.
Plötzlich war Regovar gar nicht mehr so heiß. Eigentlich interessierte ihn die Frau überhaupt nicht mehr.
"Mit dem Lustzentrum beginne ich, und dann kommt die Nase dran. Da kann man ganz tolle Sachen an ..."
Er wehrte ab.
"Hey hey hey, Moooment mal, was wird das, wenns fertig ist?"
"In die Nase wird geblasen", ignorierte sie die Frage, und diesesmal machte es Schorsch.
Irgendwie war das nicht wirklich die Art von Vorstellung, die Regovar sich gewünscht hatte.
Es fühlte sich an, als würde eine Kolonne übergewichtiger Putzfrauen sämtliche Regionen seines Oberstübchens mit aggressivem Reiniger durchwischen und dabei "Im Wagen vor mir" trällern.
Ein Stück Hirn hing noch immer an dem übel riechenden Mundstück, das jetzt durch den Schlauch in seine Nasenhöhlen feuerte. Er verspürte einen salzigen Geschmack, als er reflexartig über die Lippen leckte und einen puddingartigen Klumpen in den Mund bekam.
"So Baby. Und bevor ich endlich kommen kann ... widmen wir uns dem Hals."
Erfolglos bemühte sich Regovar darum, dieses widerliche Stück Plastik oral verabreicht zu bekommen.
"Und jetzt, mein Schatz, wird es Kawumm machen!"
Das folgende Geräusch klang zumindest ähnlich.

***

"Morgen Andrea."
"Ich habe Augen im Hinterkopf. Warum starren Sie mir nicht auf den Arsch?"
Regovar zuckte mit den Schultern.
"Ist mir heute nicht nach."
Die Jacke landete auf dem Garderobenständer und es wurde in der Handtasche nach Nagellack gewühlt.
"Mich nehmen Sie nicht auf dem Arm. Heute morgen schon die Hände be ... Scheiße, wie sehen Sie denn aus?"
Der Arzt grinste breit aus einem zahnlosen, klaffenden Maul heraus.
"Man hat mich ins Gehirn gefickt, Andrea."
Ehe die junge Frau reagieren konnte, hatte Regovar sie auch schon an die Hand genommen.
"Kommen Sie, ich möchte Ihnen etwas zeigen."
Angeekelt ließ sie sich mitziehen.

"Sehen Sie mal, ich habe Puddinghirn gemacht."

Andrea kotzte auf angetrockneten Nasenschleim, gelbe, über den Boden verteilte Klumpen und zwei sanft aneinander liegende Ohren.

"Den Rest hat der Hals geschluckt."

Regovar zeigte ihr den grünlichen Belag auf seiner Zunge und würgte einen undefinierbaren Klumpen matschiger Konsistenz hoch.

"Das sollen mir die Homöopathen einmal nachmachen!"

 

Hy Cerberus,

Manchmal dauert es bis zu einer halben Minute. Dafür gibts dann aber auch zwei Lollies
;)

Bloß eine Verwechslung, nicht mehr. Ich dachte wirklich, das Gerät sei auf saugen eingestellt.
:D

Man sagt, du bist der Schlächter. Befriedige mich.
:lol:

OK, so weit ganz lustig. Ich schlage allerdings ein Verschieben nach Humor vor, denn als Horrorgeschichte reißt sie mich nicht vom Hocker. An einem gewissen Punkt fühlte ich mich sogar an eine Hollywoodfan-Geschichte erinnert, aufgrund der platten Charaktere und der unnatürlichen Dialoge.

Aber der Anfang ist lustig, ein guter Einstieg. Nur hätte ich dann noch ein wenig mehr erwartet.

Gruß
Bantam

 

Ja, die ersten zwei, drei Absätze sind wirklich gut und machen Spaß. Als die Frau dann reinkommt, geht es zu holter-di-polter. Domina, S/M, Absaugen, Nasenschleim, Gehirn, Lustzentrum, das geht alles zu fix, da wird bei keinem Motiv mal stehengeblieben und es aufgegriffen, es wird nur so stichwort-haft in den Raum geworfen.

Die Frau ist halt einfach da, und irgendwie übernatürlich und mächtig. Ist keineswegs in der Handlung oder Realität verankert, sondern einfach da, weil die Geschichte sie braucht. Und die komische Maschine genau so. Weiß nicht, fand das alles zu grotesk, ohne Raum oder eine inner-textliche Logik wirkt es auf mich nicht.

Gruß
Quinn

 

Hallo Cerberus!

Am Anfang dachte ich: Dr. House lässt grüßen, wobei ich den dann doch ein bisschen sympathischer finde. ;) Ich muss Quinn und Bantam aber zustimmen, der Anfang ist noch interessant, da musste ich mir die Ohren zuhalten weil ich sowas immer echt ekelhaft finde... Aber das Ende war nicht so prickelnd, ab der Stelle, an der diese Domina-Göttin kommt. Mit der konnte ich so gar nichts anfangen.

Er riss die Tür auf und sah sich einer Frau gegenüberstehen, die er am liebsten auf der Stelle vergewaltigt hätte.
Der Satz war für mich irgendwie der Tiefpunkt. Nicht weil er sie vergewaltigen wollte, das kann er ja wollen aber irgendwie klang mir das zu sehr nach: Ich muss unbedingt den Lesern zeigen wie unsympathisch dieser Typ ist! Nä, das geht gar nicht.
Ich werde ferngesteuert ... ist das geil, ging es ihm durch den Kopf.
Den fand ich aber gut. :D
Naja. Richtig eklig finden konnte ich diese Hirn-Absaug-Geschichte auch nicht, schon allein deshalb, weil ich nicht so richtig hinterher gekommen bin, was die Beschreibungen angeht. Ist aber wahrscheinlich besser so, sonst hätte ich es wahrscheinlich Andrea nachgetan... ;)

Liebe Grüße,
vom Strudel

 

Hallo Cerberus,

dies ist meine erste Geschichte in der Rubrik Horror, die ich gelesen habe. Aufmerksam geworden bin ich auf sie durch den Titel, der mich neugierig gemacht hat.
Ich fand deine Story unterhaltsam und wollte sie unbedingt zu Ende lesen, da ich gespannt auf das Ende war. So richtig gegruselt habe ich mich nicht, ich musste eher schmunzeln.

Gerne hätte ich mehr über die fremde Frau erfahren. Woher kennt sie den Arzt? Ist sie vielleicht eine ehemalige Patientin? Hat sie irgendein Motiv, ihn so zu „behandeln“?

Gelungen fand ich den letzten Abschnitt, der wirkt schön grotesk. Und den letzten Satz, der die Geschichte gut abschließt.

Viele Grüße
Cat

 

Hallo Cerberus,

jaja, die Ärzte...

Jedenfalls fand ich deine Geschichte ziemlich abgefahren, auch sehr sinnfrei, manchmal witzig, aber auch manchmal etwas zu bemüht und konstruiert (diese "Dame" ist ja einfach da und macht völlig ohne Logik irgendwelche Sachen mit einer äußert merkwürdigen Maschine), ich kann da kein richtiges Konzept erkennen, Horror ist es eigentlich auch nicht wirklich, mich würde aber interessieren, was deine Inspiration war.

Konnte nicht viel damit anfangen.

In diesem Sinne,
c

 

Flump... Also ich fands lustig und unterhaltsam.

angetrockneten Nasenschleim, gelbe, über den Boden verteilte Klumpen und zwei sanft aneinander liegende Ohren
Irgendwie habe ich gerade Assoziationen zu einem Beachburger :D

Hat Spaß gemacht!

Gruß! Salem

 

Hallo zusammen.

Hatte schon die Befürchtung, dass die Geschichte nicht so wirklich zündet. Tatsächlich muss ich zugeben, dass es keinen Sinn im eigentlichen Sinne gibt (was ein Wortspiel : D).
Das ganze sollte witziger Trash werden, wie eine Episode aus Geschichten aus der Gruft.

Aber vielleicht sollte ich der unbekannten Frau wirklich noch etwas mehr Hintergrund spendieren. Da habt ihr wohl recht.

Vielen Dank für eure Kommentare.

Hoffe, ich konnte euch zumindest ein wenig unterhalten.

Grüße

Cerberus

 

Hallo Cerberus,
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Besonders der Erste Teil ist spitze. Bei der "Vergewaltigung" duch die Frau fällt die Geschichte dann etwas ab: Da gehört eigentlich ein Höhepunkthin :D

Er wehrte ab.
"Hey hey hey, Moooment mal, was wird das, wenns fertig ist?"
"In die Nase wird geblasen", ignorierte sie die Frage, und diesesmal machte es Schorsch.
Irgendwie war das nicht wirklich die Art von Vorstellung, die Regovar sich gewünscht hatte.
Es fühlte sich an, als würde eine Kolonne übergewichtiger Putzfrauen sämtliche Regionen seines Oberstübchens mit aggressivem Reiniger durchwischen und dabei "Im Wagen vor mir" trällern
Vielleicht fällt dir da noch was zündendes ein
LG
Bernhard

 

hey
sorry, die geschichte hat mir nicht allzu gut gefallen. wie schon erwähnt taucht die frau einfach nur so auf und so. na ja wurd ja alles schon genannt. aber dafür find ich, das man solch eine pointe nicht erwartet. ich zumindest hab anfangs was andres erwartet.^ ^
nix für ungut ^^
nakio

 

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