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Drei gesunde Möhrenschnipsel

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14.10.2003
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Drei gesunde Möhrenschnipsel

„Noch fünf Minuten. Hier, ich habe Feuer.“ Beate hielt die Flamme an Thomas’ Zigarette und zündete sich dann selbst eine an. „Sollen wir den Sekt schon mal aufmachen?“
„Ich gehe ihn holen.“
Thomas zog auf dem Weg zur Küche drei Mal an seiner Kippe. Und auch Beate rauchte hastig. Bloß nichts verschwenden. In wenigen Minuten würde alles anders sein. Sie hatten sich geschworen, im neuen Jahr nicht mehr zu rauchen. Und im darauf folgenden auch nicht. Nie wieder. Beate schauderte. Ob es wohl sehr schwer war? Was war, wenn Thomas es schaffte und sie nicht? Sie könnte nie wieder in den Spiegel gucken. Nein, sie würde es schaffen. Ganz sicher. Oder?
Thomas kam mit dem Sekt und zwei Gläsern zurück. Ohne Zigarette.
„Wieviel Uhr haben wir?“
„Achtundfünfzig.“
Schnell nahm sich Thomas eine Marlboro aus der Packung und zündete sie an.
„Ich habe den Sekt geholt, du machst ihn auf.“
Seufzend drückte Beate das letzte Rauchzeichen ihrer bis zum Filter heruntergebrannten Zigarette im Aschenbecher aus und griff sich die Sektflasche.
„Das ist gemein“, murrte sie.
„Aber gerecht!“ Thomas sog genüsslich grinsend den Rauch ein.

„Fünf, vier, drei“, leitete Beate den Countdown ein. „Zwei, eins…“
Thomas zog noch einmal an seiner Kippe.
„Null! Ein frohes neues Jahr, mein Schatz!“
Thomas drückte die Zigarette aus und nahm Beate in seine Arme.
„Auch dir ein frohes neues Jahr. Ab jetzt sind wir Nichtraucher.“
„Lass uns das feiern. Komm, wir gehen raus.“
Sie nahmen ihre Sektgläser und traten Arm in Arm vor die Haustüre. Seit Stunden schon waren vereinzelte Böllerschüsse zu hören gewesen, doch nun krachte und donnerte es unablässig von allen Seiten. Beate betrachtete verzückt die bunten, glitzernden Farbtupfer, die zur Erde hinabrieselten, zuckte aber immer wieder zusammen, wenn ein lauter Kracher in unmittelbarer Nähe explodierte. Als das Feuerwerk zwanzig Minuten später deutlich spärlicher wurde, gingen sie wieder hinein. Auf dem Wohnzimmertisch lag ein grob gezimmertes Holzkästchen, das Thomas gestern selbst gebaut hatte. Dort legten sie die beiden angebrochenen Zigarettenschachteln und das Feuerzeug hinein und nahmen es mit durch die Terrassentür in den Garten. An der alten Kastanie lehnte eine Schaufel. Thomas begann zu graben. Nach kürzester Zeit rann ihm der Schweiß in die Augen, während Beate bibbernd mit dem Minisarg in ihrer Hand neben ihm wartete.
„Der Boden ist steinhart. Alles gefroren“, presste er zwischen den Lippen hervor.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis er einen etwa zwanzig Zentimeter tiefen Quader ausgehoben hatte. Beate hatte sich in der Zwischenzeit ein zweites und ein drittes Glas Sekt geholt. Sie fror jetzt nicht mehr, aber die Lust auf eine Zigarette wuchs und wuchs. Das ging ihr immer so, wenn sie Alkohol trank. Wie schon unzählige Male zuvor schielte sie zu dem Holzkästchen hinüber, das sie unter der Kastanie abgestellt hatte. Sie biss die Zähne zusammen. Jetzt bloß nicht schwach werden, dachte sie. Eine Stunde war erst vergangen, seit sie Nichtraucherin wurde. Diese Zeitspanne machte ihr doch sonst nichts aus. Auf der Arbeit, wo sie für jede Zigarette nach draußen gehen musste, rauchte sie schließlich auch oft vier bis fünf Stunden nicht. Das ist Vergangenheit, bläute sie sich ein.

Thomas stellte seufzend die Schaufel beiseite.
„Puh, Nichtraucher zu sein ist ja echte Schwerstarbeit“, witzelte er.
Beate versuchte zu lächeln, bekam aber nur eine schiefe Grimasse hin.
„Na komm, lass uns das Gift begraben, hm?“, versuchte Thomas sie aufzumuntern.
Beate nahm das Kästchen, streichelte mit der freien Hand darüber und setzte es sanft in dem Erdloch ab. Beide legten eine weiße Lilie auf den Sarg, die Beate am Vormittag in einem Blumengeschäft gekauft hatte, und warfen je eine Handvoll Erde hinterher. Dann schaufelte Thomas das Loch zu. Als er fertig war, wachte Beate aus ihren trüben Gedanken auf. Sie stampfte mit dem Fuß auf die lockere Erde.
„Du machst uns das Leben nicht mehr zur Hölle!“, rief sie. Sie machte einen Satz auf den winzigen Erdhügel und sprang darauf herum.
„Bäh, bäh, bäh, wir brauchen dich nicht!“
Thomas lachte und nahm sie in die Arme.
„Ist ja schon gut“, murmelte er in ihr Ohr. „Komm, lass uns tanzen.“
Sie tanzten einen langsamen Blues auf dem kleinen Grab, während hier und da vereinzelte Feuerwerkskörper den Himmel erleuchteten.

*****

Beate zog den Bauch ein und besah sich vor dem Spiegel. Nein, diese Hose konnte sie unmöglich noch anziehen. Der Bauch war nicht das einzige Problem: Ihre Oberschenkel besaßen in etwa den Durchmesser einer Litfasssäule und die Jeans quetschte ihre Pobacken derart, dass sich lauter Wülste bildeten. Ich brauche dringend längere Pullover, dachte sie. Scheiß auf die derzeitige Mode.
Sie zog die Jeans aus und griff sich stattdessen die neue Baumwollhose, die weich fließend ihre Beine umhüllte. Wer nicht zu genau hinsah, konnte beinahe annehmen, dass nicht Fettgewebe sondern Luft die Hose so aufplusterte. Zumindest hoffte Beate das. Seit sie vor einem halben Jahr das Rauchen aufgegeben hatte, musste sie ständig neue Klamotten kaufen. Die ganze Ersparnis durch das Nichtrauchen floss in ihre Garderobe. Zwei Konfektionsgrößen hatte sie nun schon übersprungen und näherte sich mit rasender Geschwindigkeit Nummer drei. Bald passe ich nur noch in Omaklamotten. Ihre Augen schimmerten verräterisch feucht. Ein schneller Blick auf die Uhr, ein kurzer Fluch, dann schnappte sie sich im Laufschritt den Schlüssel, hastete zum Wagen und fuhr zur Arbeit.

„Ich kann mich einfach nicht entscheiden. Nehme ich heute das Jägergoulasch mit Nudeln oder die Currywurst mit Fritten?“ Catrin legte auf dem Weg zur Kantine nachdenklich die Stirn in Falten.
Beate musterte sie von Kopf bis Fuß. Die Welt war so ungerecht! Diese Frau konnte permanent essen und wurde und wurde nicht dick. Dabei war eine ihrer Schreibtischschubladen mit einer großen Auswahl Süßigkeiten gefüllt, die sie ständig in sich hineinstopfte und regelmäßig auffüllte. Beate könnte Gift und Galle spucken vor Neid. Als sie merkte, dass ihr Blick erwidert wurde, setzte sie ihr strahlendstes Lächeln auf.
„Du kannst es dir ja auch leisten, meine Liebe. Warte mal ab, in deinem Alter vor vier Jahren war ich auch so schlank wie du. Irgendwann rächt sich das“, säuselte sie.
Catrin grinste nur.

In der Kantine steuerte Beate direkt an der Schlange vor der Essensausgabe vorbei zum Salatbuffet. Sie wählte ein großes Salatblatt und drei Möhrenschnipsel, drapierte sie kunstvoll auf ihrem Teller und suchte sich schon einmal einen freien Tisch. Sie wartete auf ihrem Platz, bis die Kollegen mit den Warmspeisen zu ihr kamen.
“Wirst du davon denn satt?“ Catrin deutete auf Beates Teller und griff nach dem Salzstreuer für ihre Fritten.
„Natürlich, ich habe heute Morgen schon ein Müsli gegessen. Und in meinem Büro habe ich noch einen Apfel für den Nachmittag“, erwiderte Beate. „Außerdem ist mein Mittagessen ja so gesund“, flötete sie noch mit einem missbilligenden Blick auf Catrins Teller hinzu. Innerlich brodelte sie derart, dass sie Angst hatte, aus ihren Nasenflügeln würden Dampfwolken wie von Catrins Currywurst aufsteigen.

Als Beate von der Arbeit nach Hause kam, war Thomas noch nicht da. Frustriert rief sie nach ihrer Katze und setzte sich mit ihr auf das Sofa. Das Schnurren tröstete sie ein wenig. Kurz darauf hörte sie Thomas' Schlüssel im Haustürschloss. Sie sprang auf, lief zu ihm und warf sich in seine Arme.
„Ich bin fix und fertig“, schluchzte sie. „Ich mag mich nicht mehr.“
„Nanana, was ist denn los?“
„Ich bin eine fette Kuh, das ist los. Ich passe in nichts mehr hinein, selbst nicht in die zwei Hosenanzüge, die ich mir erst vor drei Monaten gekauft habe. Alle gucken mich so komisch an. So mitleidig. Ich will das nicht!“
„Na komm, wir setzen uns erst mal hin. Guck mal, du ernährst dich gesund, du machst zwei Mal pro Woche Sport, mehr kannst du doch nicht tun. Das ist einfach Veranlagung. Außerdem finde ich dich genauso prima, wie du bist. Warte hier, ich hole den Wein.“
Beate sah ihm nach, als er in Richtung Keller ging. Sie setzte sich wieder auf das Sofa. Insgeheim war ihr klar, dass sie beide zuviel tranken. Aber immerhin hatten sie doch das Rauchen aufgegeben, oder nicht? Und das war schließlich das größte Übel, das es gab. Ein Laster darf der Mensch haben, dachte sie.
Als Thomas mit dem Wein zurückkehrte, hatte Beate ihre Tränen getrocknet und konnte fast schon wieder lächeln.
„Na also“, meinte Thomas. „Soll ich den Cabernet Sauvignon oder den Merlot aufmachen?“
„Lass uns mit dem Merlot anfangen“, antwortete sie. „Sind eigentlich noch Chips da?“

 

Hallo katzano,

ich konnte deine Geschichte nach meinen eigenen vergeblichen Versuch im letzten Jahr ja wirklich gut nachvollziehen. Drei Monate als Nichtraucher haben mir neben höllischen Kopfschmerzen auch 12 Kilogramm zusätzlichen Gewichts eingebrockt.
Und solange man nicht die Kontrolle darüber behält, was man wirklich in sich stopft, solange wird es diese Nebenwirkungen geben. Und da sich auch der Stoffwechsel verändert muss man dazu noch nciht einmal mehr essen.

Dass deine Prots so viel Alkohol trinken, obwohl sie wissen, dass er die Lust auf eine Zigarette anhebt, mag für deren Unvernunft sprechen, ebenso, wie das Essverhalten, tagsüber Schonkost, abends Chips. Es wäre also das emotionale Loch zu finden, dass die Zigaretten gefüllt haben. Sonst muss es anstelle der Zigaretten mit Alternativen wie Essen gestopft werden.

Das alles hast du sehr amüsant aufgeschrieben. Eine hübsche Alltagsgeschichte über die Last mit der Sucht.

Lieben Gruß, sim

 

Wer sich zwingt, das Rauchen aufzugeben, geht sowieso schonmal falsch an die ganze Sache heran.
Handwerklich solide Geschichte, aber mir ist sie irgendwie zu alltäglich/banal. Was mir direkt aufgefallen ist: halbe Stunde für ein Loch? Selbst bei gefrorenem Boden ist das eine beachtliche Luschenleistung. Oder hat der dazu so eine Plastikschaufel für den Sandkasten? :D

 

:bounce:

Hach, ihr zwei macht mich glücklich! :)
Ich dachte schon, das Ding ist so schlecht, dass mir niemand ehrlich die Meinung sagen will. :shy:

Okay, zur Geschichte: Ursprünglich wollte ich eine Satire schreiben über den Gesundheitswahn und darüber, wie verlogen viele damit umgehen. Dann hat sich das Ding (wie so oft) mal wieder verselbständigt. Ich hatte eine reale Person vor Augen - und so kam es wahrscheinlich auch zu der eher alltäglichen Geschichte. Daher ist sie auch nicht in Satire sondern hier gelandet. Lakita und Horni hätten mir den Text zweifellos als nicht verzerrt genug um die Ohren gehauen (und hätten Recht damit gehabt).

Die Person, an die ich dachte, ist vor zwei oder drei Jahren diesem Gesundheitswahn verfallen. Ein bisschen auf den eigenen Körper zu achten, darauf zu horchen, was er braucht und so ist ja in Ordnung. Aber sie übertreibt. Vorher hat sie geraucht wie ein Schlot. Ob sie die letzten Kippen begraben hat, weiß ich allerdings nicht. ;) Die Geschichte mit den drei Möhrenschnipselchen und dem geträllerten "Hach, das ist ja soooo gesund!" ist allerdings wahr (*nerv*). Dass sie sich abends regelmäßig Alk in ziemlichen Mengen reinschüttet auch. Und sich dabei wundert, dass sie so auseinandergegangen ist. :susp: Das Mädel ist im Grunde sehr nett, aber in der Hinsicht ein wenig ... merkwürdig.

Mirko: Dass die Geschichte alltäglich und eher banal ist, ist sicher wahr. Ich bin einfach froh, überhaupt nochmal zu schreiben. Bis zur Challengegeschichte hatte ich eine ziemlich große Pause und keine richtigen Ideen. Jetzt bin ich einfach froh, wenn ich überhaupt irgendwas schreibe, um nicht aus der Übung zu kommen.
Zu dem Loch und der Dauer: Na ja, der Typ hat vorher zwei Kippen in nahezu einem Zug geraucht. Klar, dass der nicht vor Kraft und Kondition strotzt. :D

sim:

Dass deine Prots so viel Alkohol trinken, obwohl sie wissen, dass er die Lust auf eine Zigarette anhebt, mag für deren Unvernunft sprechen, ebenso, wie das Essverhalten, tagsüber Schonkost, abends Chips.
Klasse, mich freut, dass die Intention rüberkam. Das war ja die eigentliche Idee zu der Geschichte. Die Inkonsequenz im stillen Kämmerlein. Du hast sicher Recht damit, dass es sich um eine Ersatzhandlung handelt. Das kann ich auch gut nachvollziehen. Trotzdem bringe ich in diesem speziellen Fall kein rechtes Mitleid für die Person auf. Wer selbst den eigenen Ansichten permanent zuwiderhandelt, sollte andere nicht dauernd mit seinen überzogenen Vorstellungen nerven. Und das tut sie leider.


Euch beiden ganz lieben Dank für eure Kommentare!

 

Hoi Katzano

Gerade weil deine Geschichte so alltäglich, und so nebenbei auch gut geschrieben ist, hat sie mir sehr gut gefallen! Auch ich konnte mich in die Situation hineinversetzen. Ich befürchte, in derselben Lage, dass auch ich in ähnliche schräge Verhaltensmuster verfallen könnte. Darum lass ich’s mit dem Aufhören! ;)

Ich hätte mir die Geschichte mit entsprechender Ueberarbeitung auch gut als Satire vorstellen können. Der kleine Sarg wäre ja schon mal ein Anfang.
Schliesslich wurde deine letzte Satire in jener Rubrik auch mit offenen Armen empfangen.

Hat Spaß gemacht zu lesen!

Gruß Rolf

 

Hallo Rolf,

ein uneingeschränktes Lob, das tut gut. Danke!

Ja, an dem Minisarg kann man vielleicht noch erkennen, wo die Reise zuerst hingehen sollte. Dann floss die Geschichte aber so weiter aus mir heraus, wie sie jetzt hier steht. Na ja, in Sonstige hatte ich vorher noch keine Geschichte. Damit die Rubrik sich nicht vernachlässigt fühlt, bleibt sie jetzt hier. ;) Wobei: Ich habe auf kg.de bisher acht Geschichten gepostet - in acht verschiedenen Rubriken. Vielleicht sollte ich mich mal entscheiden. :hmm: :D

dass auch ich in ähnliche schräge Verhaltensmuster verfallen könnte. Darum lass ich’s mit dem Aufhören!
Geht mir genauso. :D

 

Hallo katzano

Thomas drückte die Zigarette aus und nahm sie in seine Arme.
:D Sorry, hier musste ich fett grinsen.
Zwar ist klar, dass er Beate in die Arme nimmt, .... aber so wie es da steht könnte man auch meinen, er nimmt die Zigarette in die Arme. Im Sinne von „Ach du liebste Kippe, die du meine letzte bist ... seufz ...“

Sie nahmen sich ihre Sektgläser und traten Arm in Arm vor die Haustüre
- sich – würde ich streichen. Ich finde es unnötig, und der Satz würde sich flüssiger lesen.

wenn ein lauter Kracher direkt neben ihr explodierte
Wenn du damit meintest, dass der/die Kracher wenige Zentimeter neben ihren Füßen explodierten, dann lass es so stehen.
Ansonsten würde ich eher etwas in der Richtung schreiben wie z.B.: „in unmittelbarer Nähe“. Statt „direkt neben“

„Der Boden ist steinhart. Alles gefroren“,
Wie gut ich das doch nachvollziehen kann beim lesen.
Eine meiner Ratten hat sich damals ihren Sterbezeitpunkt im Winter ausgesucht. Mein Vermieter hat mir, mitten in der Nacht geholfen ein Grab im Garten auszuheben. Es war arsch kalt, der Boden wie Beton, und die Taschenlampe hat mittendrin auch noch den Geist aufgegeben.
Da sehe ich Thomas und Beate wirklich bildlich vor mir, wie es ihnen ergeht.

@Mirko:

Was mir direkt aufgefallen ist: halbe Stunde für ein Loch?
:D Diese „Luschen“ gibt es tatsächlich auch im realen Leben. Wir haben nämlich auch gut eine halbe Stunde gebraucht.

Der Bauch war nicht das einzige Problem: Ihre Oberschenkel besaßen in etwa
Weiß ja nicht, aber den Doppelpunkt würde ich streichen. Der ist doch unnötig, oder?

Da ich auch immer gerne dazu lerne, eine Frage zu folgenden zwei Sätzen:
Kurz darauf hörte sie Thomas Schlüssel
Kurz darauf hörte sie Thomas Schlüssel im Haustürschloss
Einmal hast du bei Thomas einen Strich (keine Ahnung wie man den nennt) gemacht, und beim zweiten mal nicht.
War das Absicht? Und vor allem: Wie ist es denn nun korrekt?

Ich passe in nichts mehr hinein,
Wiederum eine Frage, damit ich dazulernen kann.
Schreibt man in diesem Fall „nichts“ nicht Groß?

Alle gucken mich so komisch an. So mitleidig. Ich will das nicht!“
-> Ich will das nicht!
Mich stört irgendwas an dieser Formulierung. Ich schätze, es könnte daran liegen, dass mir ein Wort wie „mehr“ oder „ertragen“ oder „kann“ fehlt:
Bsp: Ich kann das nicht mehr ertragen. – Ich will das nicht mehr ertragen. –Ich kann das nicht länger ertragen

Außerdem finde ich dich genauso prima, wie du bist.
Meiner Meinung nach würde es sich weniger holprig anhören wenn du schreiben würdest:
„Außerdem finde ich dich prima, genauso wie du bist.“

Es hat Spaß gemacht die Geschichte zu lesen. Der Schluss erschien mir jedoch zu abrupt, aber das ist Ansichtssache. Ich hätte gerne noch ein paar Sätze mehr gehabt um zu erfahren, ob Beate letztendlich wieder dem Nikotin verfallen ist um dünner zu werden, wie es Thomas mit dem Entzug geht, .....

Ein Kollege von mir wollte auch aufhören zu Rauchen. Der Wille war da, der Bauchumfang wurde zunehmend größer, ... und nach sechs Wochen wurde er Rückfällig. Dabei hat er es schon mal gut ca. 6 Jahre durchgehalten. Ich sollte ihm vielleicht mal deine Geschichte zum lesen geben, denn er hat sich die ganze auch ungesund nebenher ernährt.

Gruß
LoC

 

Hi Lady!

Danke schön fürs Lesen, Kritisieren und Loben! :)

Sorry, hier musste ich fett grinsen.
Ich auch, nachdem du mich mit der Nase drauf gestoßen hast. :D Kommt wahrscheinlich von der Betriebsblindheit beim Lesen eigener Texte. Ich habe es geändert, ebenso wie ich das "sich" gestrichen und aus "direkt neben ihr" ein "in unmittelbarer Nähe" gemacht habe. Danke!

Diese „Luschen“ gibt es tatsächlich auch im realen Leben. Wir haben nämlich auch gut eine halbe Stunde gebraucht.
Hey, genial! Sogar die Zeitangabe ist realistisch. @ Mirko: :p

Weiß ja nicht, aber den Doppelpunkt würde ich streichen. Der ist doch unnötig, oder?
Man könnte ihn streichen, ohne den Sinn zu verfälschen. Ich lasse ihn trotzdem mal stehen. Der Satz drückt in etwa aus: "Neben ihrem Bauch gab es noch mehrere weitere Probleme: X, Y und Z." Dem Satz folgt also eine Spezifizierung. Ich finde den Doppelpunkt da in Ordnung. Aber du hast schon recht, man könnte ihn auch weglassen.

Einmal hast du bei Thomas einen Strich (keine Ahnung wie man den nennt) gemacht, und beim zweiten mal nicht.
War das Absicht? Und vor allem: Wie ist es denn nun korrekt?
Zuerst habe ich einen Schreck bekommen. Hatte ich wirklich zweimal die gleiche Satzeinleitung geschrieben? Ich habe sie dann nicht gefunden, aber du meintest sicher einmal "Beate hielt die Flamme an Thomas’ Zigarette", was ja grammatikalisch dasselbe ist. Auf jeden Fall liest du sehr aufmerksam. Danke dafür! Denn hier war tatsächlich ein Fehler. Mit Apostroph (so heißt dieser komische Strich) ist es richtig. Würde Thomas Karl heißen, würde ein s an den Namen angehängt. Also: "Kurz darauf hörte sie Karls Schlüssel im Haustürschloss". Da der Name Thomas aber schon auf s endet und man nicht "Thomass" schreiben kann, wird ein Apostroph angehängt. Das dient dann als Auslassungszeichen. Also "Thomas' Hausschlüssel". Habe ich auch geändert.

Schreibt man in diesem Fall „nichts“ nicht Groß?
Nein, das bleibt klein. Wie bei "Ich habe mir nichts dabei gedacht" oder bei "ich kann mir nichts merken". *nachschlag*
Eine Regel hatte ich dazu bis gerade nicht parat, habe aber jetzt mal nachgeschlagen. So, wie es hier gebraucht wurde, ist es ein Indefinitpronomen. Das wird immer klein geschrieben. Als Nomen gibt es das Wort auch, aber im Grunde nur in zwei Bedeutungsformen: Einmal als absolutes Nichtsein ("das reine Nichts") bzw. als leer gedachter Raum ("sie war aus dem Nichts aufgetaucht") oder als verschwindend geringe Menge / Anzahl von etwas Bestimmten ("sie trug ein Nichts vom einem Bikini"). Ich hoffe, das hilft weiter und verwirrt nicht eher.

Mich stört irgendwas an dieser Formulierung. Ich schätze, es könnte daran liegen, dass mir ein Wort wie „mehr“ oder „ertragen“ oder „kann“ fehlt:
Bsp: Ich kann das nicht mehr ertragen. – Ich will das nicht mehr ertragen. –Ich kann das nicht länger ertragen
Hmm, deine Vorschläge klingen runder, ausformulierter. Aber ich habe versucht, diese wörtliche Rede möglichst authentisch hinzukriegen. Die Frau hockt auf dem Sofa, mit verquollenen Augen und schluchzt und stammelt vor sich hin. Gemeint ist ja: "Ich will das nicht, dass alle mich so komisch und mitleidig ansehen". Den Rest des Satzes hat sie zuvor schon gesagt. Ich denke, das geht als wörtliche Rede so durch. Ich lasse es erstmal stehen.

Meiner Meinung nach würde es sich weniger holprig anhören wenn du schreiben würdest:
„Außerdem finde ich dich prima, genauso wie du bist.“
Hmm, ja, geht auch. Ich habe nur den Eindruck, dass der Satz dadurch eine winzige Nuance einer anderen Bedeutung erhält. Zumindest liegt die Betonung dann anders. Ich lasse es mal - zumal wieder als wörtliche Rede (die reden halt so komisch ;) ) - stehen.

Es hat Spaß gemacht die Geschichte zu lesen.
Hach, das tut gut. Danke! :)
Dass du allerdings gerne noch etwas weitergelesen hättest ... Ich wollte halt mit der Pointe aufhören. Und niemandem die Absicht mit dem Rauchen aufzuhören vermiesen, indem ich Beate rückfällig werden lasse. ;) Nee, ich weiß auch nicht, ich hatte die Story so im Kopf und für mich war sie so komplett. Ich wollte halt die Diskrepanz zwischen eigenem Anspruch und tatsächlichem Verhalten zeigen.


Wenn du meinst, das Lesen dieser Geschichte würde deinem Kollegen helfen oder ihn trösten: Klar, zeig sie ihm ruhig. Würde mich freuen.
Ich glaube, den Fehler machen viele, wenn sie aufhören zu rauchen. Sie denken dann, dass sie ja schon genug unter dem Entzug leiden und sich dafür an anderer Stelle belohnen müssen. Nur dass der Schuss nach hinten losgeht und sie unglücklich macht. Ist dein Kollege die zusätzlichen Pfunde denn wieder losgeworden, als er wieder anfing zu rauchen?

Viele Grüße
Kerstin

 

Ist dein Kollege die zusätzlichen Pfunde denn wieder losgeworden, als er wieder anfing zu rauchen?
Nein. Er ernährt sich genau so ungesund wie immer. Daher wird das nie was werden mit dem Abnehmen. Zwar hat er behauptet, er hätte ein paar Pfund seither wieder abgenommen, aber sehen tut man davon nix.

Freut mich, daß du mit ein paar kleinen Vorschlägen von mir doch was anfangen konntest.
Lieben Dank auch für die Antworten auf meine Fragen, zwecks Weiterbildung in Grammatik.

Daß die Geschichte so aufhört wie du sie geschrieben hast, ist ja ok. Sie ist in sich ja stimmig und sagt alles aus, was du rüberbringen wolltest.
Es sollte von meiner Seite aus im Prinzip in die Richtung eines kleines Lobes gehen, da ich so vertieft war, mir alles bildlich vorgestellt habe beim lesen, und dann .... dann war plötzlich die Situation wie bei einer Fernsehserie. Man hat sich gerade in die Schauspieler reinversetzt, und wird nach 20 Minuten zurückgelassen mit dem Wissen, erst am nächsten Tag erfährt man evtl. mehr.

In diesem Sinne wünsch ich dir noch viele kraetive Ideen für weitere Geschichten.

 

Es sollte von meiner Seite aus im Prinzip in die Richtung eines kleines Lobes gehen, da ich so vertieft war, mir alles bildlich vorgestellt habe beim lesen,
:bounce: Danke!

In diesem Sinne wünsch ich dir noch viele kraetive Ideen für weitere Geschichten.
Das kann ich gut gebrauchen. Im Moment ist nämlich grad wieder Ebbe in meinem Hirn.

 

Hi,
die drei gesunden Möhrenschnipsel haben mir sehr gefallen. Ich lese sonst sehr ungern am Computer, da mir Deine beiden Protagonisten aber sofort ans Herz gewachsen sind, bin ich dran geblieben. Vor allen Beate finde ich sehr gut getroffen. Sie beginnt aus den Buchstaben aufzuerstehen, man kann sie sehen, mit ihr fühlen - sehr schön! Ein besseres Zeichen gibt es eigentlich nicht für eine gute Geschichte.
Klar, Schreiben ist Handwerk; und da gibt es immer Kanten, Ecken und Geraden, an denen gefeilt, geschnitten oder gehobelt werden kann, aber was soll's...

Herzliche Grüße
Benjamin A. Tomkins

 

Hallo katzano,

eine gut geschriebene Alltagsgeschichte ist dein Möhrenschnipseltext. Für meinen Geschmack bleibt sie etwas zu unentschieden zwischen Satire und Schilderung des normalen menschlichen Alltags: Entweder fehlt die Darstellung der Aussage durch Überspitzung oder das tiefgehende Aufzeigen der Probleme der Protagonisten. So hängt der Text etwas von der Zielsetzung her in der Luft, handwerklich aber in gewohnt guter Qualität geschrieben.

L G,

tschüß… Woltochinon

 

Oh, hier muss ich aber Abbitte leisten. :shy:

Hi bentom,

mit riesiger Verspätung mein Dank fürs Lesen und deinen Kommentar. Muss mir damals durchgeschlüpft sein.

Ich lese sonst sehr ungern am Computer, da mir Deine beiden Protagonisten aber sofort ans Herz gewachsen sind, bin ich dran geblieben.
Wow, was für ein Kompliment. Vielen Dank! :) *um drei Meter wachs*

Klar, Schreiben ist Handwerk; und da gibt es immer Kanten, Ecken und Geraden, an denen gefeilt, geschnitten oder gehobelt werden kann, aber was soll's...
Hier würden mich natürlich deine Verbesserungsvorschläge interessieren. Schade, dass ich das damals verpeilt habe und du vielleicht diese Antwort schon gar nicht mehr liest.


Hi Woltochinon,

Für meinen Geschmack bleibt sie etwas zu unentschieden zwischen Satire und Schilderung des normalen menschlichen Alltags
Wirklich erstaunlich, wie sehr genaue Leser und geübte Kritiker das Wesen von Geschichten ad hoc erfassen. Ich glaube, ich habe hier schon mal erwähnt, dass die Geschichte zunächst als Satire geplant war, aber dann doch eher Richtung Alltag driftete. Aber wofür haben wir die wunderschöne Rubrik Sonstige für Geschichten, die sich nicht eindeutig einem Genre zuordnen lassen? ;) So ist es halt eine Alltagsgeschichte mit satirischen Einflüssen oder eine dem alltäglichen Leben entliehene Satire ... Bei einem Wettbewerb mit genauer Genrevorgabe hätte sie sicher keine Chance, aber hier in dieser Rubrik lasse ich sie so stehen, denke ich.

handwerklich aber in gewohnt guter Qualität geschrieben.
Du glaubst gar nicht, wie gut mir ein solcher Kommentar immer noch tut. Ich habe noch sehr gut manche Kritiken aus der Anfangszeit in Erinnerung: "hölzerne Dialoge ... kein Leben ... berichtartiger Stil ..." Dann scheine ich ja wenigstens etwas dazugelernt zu haben. Danke! :)

Viele Grüße
Kerstin

 

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