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Du und ich
Wir treten ein in dein Reich, so lange schon von dir regiert. Was ich wahrnehme: Frühreife Körper auf der Tanzfläche entzücken verwelkte Gedanken.
-Dein Glas ist leer-
Der Bass lässt voll aufgedreht den Boden erbeben. Rhythmus ohne Gefühl. Dumpfe Klänge tönen.
-Deine Augen sind leer-
Langeweile eingedämmt durch das Warten vor den Toiletten
-Deine Haare sind feucht-
Neue Gerüche von alten Pflanzen durchdringen die Wände. Die Lautstärke lässt dich mich anschreien. Deine Erschöpfung ist sichtbar im Wellenbereich des Schwarzlichts. Zuckende Arme, Beine, Brüste, Hintern. Gaffende Neandertaler mit in die Socken gestopften Hosen.
-Deine Müdigkeit brüllt dich an-
Ich bring dich nach Hause.
Wir sitzen im Auto und du drehst am Radio. Bist noch nicht müde, erklärst du
feierlich. Willst noch auf eine andere Party. Solange geht das nun schon. Wir zwei, wir kleben aneinander. Ich versuche bei dir zu sein, schaffe es aber nicht. Jedes Wochenende rufst du mich an und sagst, du willst mich dabei haben.
Ich weiß, du brauchst eine Fahrerin.
Dann stehen wir vor diesem Haus. Das habe ich schon so oft erlebt. Was ich wahrnehme: Küsse werden ausgetauscht.
-Deine Stimme überschlägt sich-
Übermutige Langzeithelden trinken Absinth. Das scheint in Mode zu kommen. Du lässt dich nicht lange bitten. Dann bist du die Treppen hoch verschwunden mit irgendjemandem.
Ich warte, leise. Eine Zigarette täte jetzt ganz gut im flackernden Neonlicht. Schade nur, ich rauche nicht. Könnte heute damit anfangen, morgen wieder aufhören. Könnte dann immer sagen, wenn eine angeboten wird: „Nein Danke, ich habe aufgehört.“
Aber was würde das ändern?
Du torkelst die Treppe hinunter.
-Deine Augen schon halb geschlossen-
Ich eile zu dir und fange dich auf.
„Ich ruf dich an“ fliegt dir hinterher wie ein Wurfgeschoss.
Nun ist es genug, glaub mir.
Ich bring dich jetzt endlich nach Hause.
Dein Zimmer liegt vor uns beiden. Wir haben es geschafft. Du wendest dich ab von mir mit einem Zettel in der Hand. Eine weitere Nummer in deiner Sammlung.
Ich sehe aus dem Fenster für eine kleine Ewigkeit. Du fragst, ob ich noch bleibe.
Ich sehe dich an:
Du sitzt in diesem Stuhl, klein und gekauert ohne einen Hauch von Stolz.
Es scheint Jahre her zu sein, als du von Ehre gepredigt hast.
Pinke Kniestrümpfe wärmen nicht die kalten Füße.
Roter Lippenstift um deine Lippen verschmiert, wirkt wie eine Karikatur.
Du wisperst leise, weinst in dich hinein. Was ist aus deiner Anmut nur geworden?
Deine kleinen Strasssteine liegen um sich verstreut, glitzern auf sobald durch das Fenster die Strahlen der Scheinwerfer eines vorbeirauschenden Autos auf sie fallen.
Groteskes Funkeln verhöhnt dich kleines Kind.
„Der gewünschte Gesprächspartner antwortet nicht…“