Dumpf
Ich weiß nicht so recht, ob das hier richtig gepostet ist, aber da es eher um Liebesangelegenheiten geht, hab ich mich einfach mal getraut Es ist eine zugegeben sehr melancholische Geschichte, die sehr kurz ist und eigentlich nur die innere Stimmung des Erzählers wiedergeben, der wahnsinnig verliebt ist, aber der nicht erhört wird. Dieser Erzähler ist auf dem Weg zu einer Party. Also, wer Happy Ends mag, sollte dies nicht lesen, auch wenn es nicht schlecht sondern nur ungewiss endet. Viel Spaß bei der Lektüre, olafson
Dumpf
Ich sitze.
Erschöpft durch unzählige Gedanken. Unablässig pulsieren sie durch mein Gehirn und quälen mein Herz. Ich denke nur an sie, kann nicht schlafen, geplagt durch Träume. Ich kann sie nicht kontrollieren - anders wenn ich wache. Doch die Kontrolle bringt Bewusstsein mit sich. Ich wünsche mir Schlaf - traumlos und tief. Aus diesem Kreislauf ist der Ausweg das abgestumpfte Warten auf Besserung.
Sinnlos?
Um mich sind fröhliche Menschen. Ich Lachen weckt mich aus meiner Stumpfheit.
Mir wird schlecht vor Ungewissheit. Ich betrachte meine Depression sachlich. Sie ist nichts als ein banales Gefühl im Bauch. Die Ursachen aber ziehen ihre Fäden wie ein weit verzweigtes Netz durch mein Bewusstein. Kein Entkommen.
Ich muss aussteigen. Langsam erhebe ich mich und gehe zur Tür. Das Spiegelbild in der Türverglasung lässt mich kalt. Als die Türen sich öffnen, verschwindet es und ich verlasse die U-Bahn. Ich laufe durch neonbeleuchtete Gänge entlang an Plakaten, die mir Dinge als Glück verkaufen wollen, was für ein Irrsinn.
Ich verlasse den Bahnhof. Wieder auf der Straße bläst mir eine Brise ins Gesicht, die den Frühling als Botschaft in sich trägt. Ich bleibe stehen und schließe die Augen. "Wieso machst Du es mir so schwer?" denke ich und gehe weiter.
Die Straße zieht sich machtvoll und lang zum Abendhimmel hin. Er ist dunkel blau - eine beruhigende und melancholische Farbe. Nach einiger Zeit des Gehens kann ich die Tür sehen. Noch einmal bleibe ich stehen und genieße die Einsamkeit ohne falsches Spiel, ohne die Notwendigkeit zu lächeln, was einen Überwindung kostet.
Ich gehe zu der Tür und klingele. Während ich warte kommt mir wieder dieses Gefühl von unbeteiligten Beobachten. Ich sehe meine Niedergeschlagenheit, meine unerwiderte Liebe als Gegenstand vor mir. Er schwebt in der Luft und ich bräuchte nur die Hand ausstrecken, um ihn zu berühren. Aber er berührt mich ohnehin. Kein Bedürfnis nach Kontakt, nur Neugierde.
Es summt. Ich drücke gegen die Tür und trete ein. "SALVE" begrüßt mich ein Mosaik im Treppenhaus und erinnert mich an die vielfältigen Einzelteile, aus denen das Leben, wie mit unsichtbaren Fäden zusammengehalten, besteht.
Die Holztreppe knarzt. Oben sehe ich meine Freundin in der Tür stehen. Sie ist nicht der Grund meiner Niedergeschlagenheit, eher der Ursprung von Freude. Eine Liebe verbindet uns auf geistiger Ebene. Ich gehe in die Tür und umarme sie. Dann lächle ich sie an, es tut weh.
"Wie geht's?" fragt sie.
"Gut!" antworte ich. Man sollte Freunde nicht anlügen, aber was hat es für einen Sinn, ihre Stimmung auch zu drücken?
"Laura kommt nicht" sagt sie.
"Ich weiß" sage ich und schließe die Tür.