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Dundich als Tierfreund

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02.06.2005
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Dundich als Tierfreund

Herr Dundich hatte einen Hund.
Herr Dundich hatte auch ein Handelshaus. Beide liebte er sehr. Zu gleichen Teilen. Als aber die Konjunktur stieg, verfiel Herr Dundich so sehr dem Geschäftlichen, dass er schließlich darauf vergaß, dem Hund sein Fressen zu geben. Da bellte der Hund.
Nun liebte Herr Dundich zwar Hunde, aber das Bellen, das liebte er gar nicht. Daher nahm er seinen Liebling, hob ihn hoch und warf ihn durchs Fenster auf die Straße. Das arme Tier fiel unglücklich und brach sich ein Bein.
Die hundelosen Tage, die nun folgten, waren freudlose Tage für Herrn Dundich. Er ging zu einem Tierhändler. Hunde, sagte der Tierhändler, sind sehr rar jetzt. Eigentlich habe ich nur einen einzigen und der ist nicht ganz in Ordnung. Er hinkt. Und Herr Dundich kaufte seinen eigenen Hund.
Die Geschäfte gingen auch weiterhin gut und das war gar nicht gut für den Hund. Er brach sich wieder ein Bein.
Auch diesmal fand ihn Herr Dundich beim Tierhändler wieder. Er nahm ihn mit nach Haus und beschloss, von nun an geduldiger zu sein.
Aber größer als alle Vorsätze war zu jener Zeit die Konjunktur. Als der Hund diesmal auf die Straße fiel, war jedoch Gott der Herr ihm gnädig. Er ließ ihn nicht etwa ein drittes Bein brechen, sondern, und das kürzt die Geschichte ungemein, den Hals.
Heute habe ich nur einen toten Hund für sie, sagte der Tierhändler.
Bellt er? fragte Herr Dundich.
Tote Hunde bellen nie.
Gut, dann nehme ich ihn, sagte Herr Dundich und trug den Kadaver nach Hause.
Doch schon am nächsten Tag erschien er wieder beim Tierhändler.
Hat er gebellt? fragte der vorsichtig.
Nein, sagte Herr Dundich, aber er riecht nicht gut.
Das hätte ich Ihnen gleich sagen können. Das ist bei allen toten Hunden so. Es kommt von der Wärme, und weil sie tot sind. Ich lege sie immer aufs Eis. Lebendige Hunde brauchen die Wärme, aber die toten können damit nichts anfangen. Ist das nicht seltsam?
Am gleichen Abend flog etwas Großes, Schwarzes auf die Straße vor dem schönen, stolzen Haus des vielbeschäftigten Herrn Dundich. Es kamen die Fliegen und sogar ein Rabe fand sich ein.
Herr Dundich aber ist jetzt sehr einsam.

 

Eine schöne Geschichte Dundich. Ich hab sie mit einem leichten Schmunzeln gelesen :).

Ich möchte deine Geschichte gar nicht analysieren und nach stilistischen Rechtschreibfehlern oder so kann ich nicht suchen, weil ich meine eigene Sprache hab und so hast du sie. Das machen dann die Profis :).

Lebendige Hunde brauchen die Wärme, aber die toten können damit nichts anfangen.

Der Satz formuliert deine Intention, weil er von seiner Logik her nur aus der Geschichte zu erschließen ist. Ich finde deine Intention gelungen, denn sie drückt Stärke aus. Der Hund war eigentlich schon von Anfang an metaphorisch tot für mich, weil er sich für das Einzige, was ihn ausmacht nämlich das Bellen, einen Mordversuch seines Herrchens einhandelt. Der Hund ist nur eine Schachfigur in einem Spiel der Titanen um ihn herum, in dem er gebraucht wird, als stummer Diener, der einen Platz füllt, der sonst leer wäre aber ob er dabei glücklich ist oder ob er es überhaupt überleben kann, danach wird nicht gefragt.

Ich würde sagen, wenn ich in so einer Lage, wie der Hund wäre, dann würde ich versuchen Streuner zu werden.

Viel mehr möcht ich eigentlich gar nicht zu der Geschichte sagen, ich find sie gelungen und ich verstehe, das Gefühl das sie ausdrückt :).

Carpe Noctem, ~tfa

 

Hallo Dundich,

Dein Geschichte gefiel mir. Schön rübergebracht, das Bild eines Menschen, der zu sehr auf das Finanzielle ausgerichtet ist, weshalb er andere vernachlässigt und im Endeffekt sich unwohl fühlt. So etwas kommt im Alltag viel zu häufig vor, und Leute wie dein Prot sind arme, bemitleidenswerte Gestalten.


Gruß,
A.v.M.

 

Den Namen find ich toll.
Und die Geschichte selbst eigentlich auch.
lg
mög

 

Nachdenkenswert!

:read:
Eine Geschichte mit Inhalt. Bereits dies scheint selten geworden zu sein - leider!
Das Verhältnis von einem zum anderen Lebewesen (Mensch, Tier, Pflanze) ---
Ver-Bindung oder Bindungslosigkeit, incl. einer ausgeprägten Oberflächen-Zeit ("cool" und ohne Skrupel; extrem verpackt mit dem Schein, dem "Ausgleich", in Form tropfender, schmalzender, klitschiger, widerlich süßlicher Wort-Satz-Geraspelei) von Mensch zu Mensch beginnend, das ins Verhalten zu anderer Erdenbewohner übergleitet.

Gefühl und Gefühllosigkeit -
Verantwortung und Verantwortungslosigkeit -
Achtung und Mißachtung -

Weit mehr an Worten birgt die Sprache - für ein Pro und ein Kontra.
Wie bevorzugt wird Inhalt und Wort vertauscht, um dann irgendwann die beliebte Ausrede zu kredenzen: bin ein Sucher ... u.a.!?

Eine Frage, die kaum in den Kommentaren die Antwort findet:
Wieviele sehen hinter dieser Geschichte etwas mehr, als die Beschreibung erzählt - von einem vermeintlichen Herrn und seinem Hund?

:hmm:

Pardon! Bin nur etwas ausgerutscht.

Chaotische Grüße
Strubbel

 

Immer noch aktuell!?

Diese Geschichte habe ich 1957 verfasst. Damals war ich 24. Heute, mit 72, muss ich erkennen, dass sie an Aktualität kaum verloren hat. Außer vielleicht, dass die Konjunktur der "Wirtschaftswunderzeit" vorbei ist.
Danke die positiven Stellungnahmen zu meiner Geschichte!

 

<grübel>

Scheint einiges "auf dem Kopf zu stehen" in der sogenannten Jetztzeit. Viele "Alte" sind jung oder jung geblieben und viele "Junge" sind alt oder ...

Chaotische Grüße
Strubbel

 

Klar, Strubbel. Wir sind alle der festen Überzeugung, da geht's um einen der mit Hunden herumschmeißt. *gg*

mög

 
Zuletzt bearbeitet:

;-) Verräterisch - die Spätzündung!
:read:

06.06.2005, 16:51
mög
Mitglied Beiträge: 33


Den Namen find ich toll.
Und die Geschichte selbst eigentlich auch.
lg
mög


"toll"? ...

:dozey:


Chaotische Grüße
Strubbel

 

toll - okay, gut hätt's auch getan.

"Spätzündung" ?

lg
mög

 

Strubbel schrieb:
:read:
Eine Geschichte mit Inhalt. Bereits dies scheint selten geworden zu sein - leider!
Dundich schrieb:
Diese Geschichte habe ich 1957 verfasst.
(!!!)

Schon bemerkenswert. Seit der Zeit ist ja alles nur noch schlimmer geworden.

 
Zuletzt bearbeitet:

siehe - nachdenkenswert!!!

:read:
"Eine Frage, die kaum in den Kommentaren die Antwort findet:
Wieviele sehen hinter dieser Geschichte etwas mehr, als die Beschreibung erzählt - von einem vermeintlichen Herrn und seinem Hund? "

Ja, ja, ja - das Denken, Nachdenken ist eine Sache für sich; ähnlich dem Mit-, Ein-, Nachfühlen. Wer kann es noch oder wer meint nur, dies zu können? Wie schaut es aus mit der ganz einfachen Logik? Welch Unterschied: EQ-IQ zur Bauernschläue? Wieviele verwechseln bevorzugt eigene Fähigkeiten mit den Talenten anderer? Wo liegen die Gegebenheiten, die Substanzen, die Grundlagen und wo schwirren Wunsch, Traum, Fatamorgana oder das neidvolle Treiben? Ein Grundübel unserer sogenannten Jetztzeit???

Klar - "...bin ja kein schlechter Mensch." Wo sitzen denn die Maßstäbe? Wer mißt - der Betroffene immer selbst, an seiner grundeigener Meßlatte?
Alles nett glatt gefugt und eingeschwemmt?

Verzeiht mir das wiederholte Ausrutschen, bitte! Verflixt vermörtelt, dieses
Fugengebinde und zugleich glitschig. Sollte mich den Maurern zuwenden, nicht bei den Heimwerkern der hinteren Reihe fummeln.


Chaotische Grüße
Strubbel
;)

 

Friedvolle Grüße

Na so was - da klickt man einen Link mit, angesichts des Benutzernamens, selten dämlichem Titel an, bereitet sich schon darauf vor, echten Trash zu lesen zu bekommen, und findet eine Perle.

Die Geschichte ist gut. Sie ist klasse. Nicht orignell, nicht unbedingt zeitgemäß, aber sehr gut und aktuell.

Dass der Hund nicht für einen Hund steht, sondern für das gesamte Privatleben des Herrn Dundich sollte wohl klar sein. Manche opfern dem Kapital ihr ganzes Privatleben, nur um später festzustellen, das Geld nicht glücklich macht. Das ist weder neu, noch originell.

Was mich begeistert ist die Art, wie das Ganze erzählt wird. Hier passt einfach alles. Es ist eine Kurzgeschichte im besten Sinne, genau auf das Westenliche beschränkt, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Die Aussage kommt punktgenau herüber, und davon können die meisten hier mal was lernen.

Kane

 
Zuletzt bearbeitet:

???

Golio schrieb:
Naja, Botschaft hin oder her. Mir persönlich gefällt diese Geschichte kaum. Nicht, weil ich ein böser Mensch bin und mit dem Hundewerfer sympathisiere, aber was ist denn so besonders daran, dass ein geiziger Kapitalist Geld sogar über die Liebe zu seinem eigenen Hund stellt?

:read:

Wie leichtfertig schmeißt Du mit Deinem begrenzten Kapital der Worte so unsozial durch die Satzlandschaften? "Vergeudung" oder "ohne Bedeutung" - könnte es ein Vorbeigehender mutmaßen! "Was ist es?", schreibt das Rätsel.

 
Zuletzt bearbeitet:

Golio schrieb:
Ach ja... sorry, dass ich die Mitglieder wieder mit meiner ignoranten Art belästigen muss, aber gehört die Geschichte nicht unter Gesellschaft statt unter Seltsam? - Egal, ist ja auch nur eine Kleinigkeit.

Lieben Gruß an alle!


:read:

Hallo Golio,

stimmt, leider nur zum Teil. Bereits dieses kann etliches verändern, d.h. eine weitaus andere Situation schaffen!
Ähnlich das Thema "Kapitalist". Letzteres betreffend: Kapital, ist weder gut noch böse! Ein Teil des Kapitals der Schreiberlinge sind Worte und die Tippfingerchen, z.b.; Talente (incl. Unfähigkeiten oder anderes Kapital der Individuen - ohne ihren Geldbeutel) stehen auf einer weiteren Buchhaltungsseite. Eine andere Richtung davon, stellt die Frage, wo der Unterschied liegt - bei gemeintem "Geld/Talente-Streben" des ärmlichen oder mittelgliedrigen oder des reichen Teils der Bevölkerung? Wohin werden die Ausreden oder Einreden für die einzelnen Gruppen geschoben? Was steckt in der Substanz wirklich dahinter und was entpuppt sich weitaus anders, wenn der Radfahrer fliegen kann?

Dass bewertete Erzählung beim Thema Gesellschaft anzusiedeln ist, stellt den stimmigen Teil Deiner Aussage dar. Was widerspricht der Einreihung in die Rubrik "Seltsam"?
1. Alle Kurzgeschichten und Serien sind Erzählungen in, aus, mit und für eine
oder die Gesellschaft.
2. Folglich sind ebenso all die anderen Abteilungen ebenso passend eingegliedert (Satire, Krimi, usw...), wie hier diese Geschichte unter der Hauptüberschrift "Seltsam".
3. Ist es nicht eine seltsame Gesellschaft oder besitzen (wären wir wieder beim "verfluchten" und trotzdem meist "gierig erstrebten" Kapital) die Menschenarten gesellschaftliche Seltsamkeiten?

Überschaubar für Dich, Golio? Habe mich angestrengt eine Punkte-Ordnung einzuhalten, ebenso eine Logik-Folge. :cool:
Könnte es öfters sein, dass der eine oder andere nicht sein wirkliches, mitgegebenes Kapital einsetzt, sondern auf fremden Leitern etwas erklimmen will, das nicht an seinem Kirschbaum wächst? Vieleicht ist dies das kapitalistische Problem, weches alle Reihen betrifft!? Die Ausnahmen sind selten zu übersehen.

Wer wird denn, auf einer deutlichen Kurzgeschichte-Seite, einer ebenso deut(sch)lichen Sprachkultur, ein denglisches Wortgeflecht einschummeln, Golio?
Darf ich Dir behilflich sein, beim Suchen in Vokabel-Säckchen?
"stylish" (nett, wenigstens ohne "c") = stilgerecht, stilvoll, stilecht, elegant, kultiviert, edel, vornehm, hehr, erhaben, fein, imposant, nobel, erlaucht, köstlich, formvollendet, würdig, hochherzig, edelmütig, ausgesucht, ritterlich, erlesen, verfeinert, köstlich, raffiniert, würdevoll, sinnig, wertvoll, ausgewählt, ausgesucht, ironisch, außergewöhnlich, dezent, differenziert, sonderlich, absonderlich, sonderbar usw..
Mag es Dir gegönnt sein, ab und zu an das Verkaspern zu denken, zumal Du Kindgerechtes erwähnst. :schiel:

Verzeih`, daß ich Dich nicht ignorierte, sondern Dein selbstbeschriebenes Ignorantentum beachtete; andersweitig - für den lieblich schmeichelnden Gruß nicht den Gleichstellungsgedanken hege!

<seltsam schmunzelnd>

Chaotische Grüße
Strubbel

 

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