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Durch die Orchidee gesagt
Ich denke, ich sollte mich Ihnen kurz vorstellen. Mein Name ist Hans Müller. Ja, ich weiß, was Sie jetzt gedacht haben. Doch vermutlich so etwas wie „Das klingt ja mal nach absolutem Durchschnitt“. Ich gebe Ihnen Recht; ich bin kein Dichter und kein Denker. Mein Leben läuft in geregelten Bahnen. Zumindest tat es das ... bis letzten Dienstag.
„Jeder hat etwas, bei dem er denkt, es macht ihn zu etwas Besonderem.“ Da gebe ich Ihnen ja Recht, aber ehrlich gesagt würde ich liebend gerne auf diese … das … Besondere verzichten.
Ich weiß nicht einmal, wie ich Ihnen das erzählen soll. Also … die Va… Nein. Das klänge zu sexistisch. Um es kurz und schmerzlos zu machen: Ich habe eine Freundin, und ihr Geschlechtsteil spricht zu mir.
Mein Finger strich sanft über ihren Bauchnabel, spielte in den kaum fühlbaren Rillen und setzte seinen Weg aufreizend langsam nach unten fort.
Ihre Beine zitterten leicht und ich hörte sie irgendwo weit über mir leicht seufzen. Ich spürte ihre Wärme noch bevor ich sie berührte; sah wie sie ihre Lippen spitzte - ganz so, als würde sie die meinen erwarten.
„Nicht schon wieder!“
Mein Blick wanderte hoch, doch konnte ich zwischen ihren Brüsten nur die Nasenspitze erkennen. Den Blick vermutlich halb erwartungsvoll, halb unkonzentriert durch geschlossene Augenlider an die Decke geheftet.
„Hast du etwas gesagt, Schatz?“
„Hm? Nein“. Ein lang gezogenes Stöhnen. „Worauf wartest du noch?“
Ich wanderte mit sanften Küssen ihren Bauch entlang, hin zu der Stelle, an der sie mich so gerne hat.
„Wag es ja nicht, wieder mit deinem Hundegeschlabbere anzufangen!“
Ich saß abrupt im Bett und fasste meine Freundin genau ins Auge, die sich nun ungeduldig räkelte.
„Was denn, Hans?“
„Ich … Ich kann heute nicht. Raue Lippen!“
Natürlich ist das eine furchtbare Notlüge gewesen, aber was hätten Sie denn gemacht? Würden Sie ein Eis essen können, das Ihnen sagt, in welchem Winkel Sie die Zunge am besten einzusetzen haben, damit das Eis auch genügend Spaß an der Sache hat?
Vielleicht ist das ein schlechter Vergleich, aber mir fällt gerade kein besserer ein. Nebenbei: Ich bin verzweifelt!
Meine Freundin liebt die 69er-Stellung – also dieses Umgedrehte, bei der man aufeinander liegt und sich gegenseitig … Ich denke, Sie wissen was ich meine!
Jedenfalls habe ich das jetzt erst einmal zurückgefahren. Ich kann einfach nicht, wenn man dauernd an mir herummäkelt!
Jetzt sagen Sie bloß nicht „Hey, Junge. Das ist doch perfekt! Du bekommst Gratis-Tipps frei Haus!“ Vielleicht würde ich ja ähnlich denken, wenn ihr mal ein positives Wort über die Lippen käme, aber ich höre ja immer nur „Tu dies nicht, tu das nicht. Und das erst recht nicht!“
Nicht einmal normaler Sex macht mir mehr Spaß.
Ihre Hände lagen auf meinen Schulterblättern und die Fingernägel krallten sich im Takt unserer Bewegungen in meine Haut. Der schnelle Atem an meinem Ohr sagte mir, dass sie in Fahrt war, dennoch konnte ich mich nicht konzentrieren. So gerne hätte ich meine Gedanken abschweifen lassen, doch ich konnte den Blick nicht abwenden; musste ihr ständig ins Gesicht sehen; musste die Bestätigung haben, dass es ihr gefiele.
Das ging solange gut, bis sich die Stimme wieder meldete.
„Hrnglsd!“
Sofort war ich von meiner Freundin herunter und starrte ihr zwischen die Beine, von wo inzwischen Geräusche erklangen, als würde jemand etwas Ekliges ausspucken.
„Danke!“
Ich konnte es nicht fassen.
„Was?“
„Hans?“
„Moment, Schatz.“
„Hans, ist alles in Ordnung?“
Der Störenfried schien sich inzwischen beruhigt zu haben und wechselte umgehend von Spucken zu Beleidigen.
„Mann, da war ja die Salatgurke von vorgestern angenehmer!“
„Salat…?“
Ich kann kaum noch neben meiner Freundin schlafen. Ständig warte ich darauf, dass neben mir diese Stimme ertönt und die Namen meiner Arbeitskollegen aufzählt. Oder Sportvereine.
Ja, ich habe bereits daran gedacht, sie darauf anzusprechen. Ich habe mir sogar schon einen Einstieg überlegt, aber irgendwie schreckte ich dann doch vor „Carla, deine Mumu spricht zu mir“ zurück. Und das wäre ja eh nur die grundsätzliche Variante; ganz zu schweigen von dem, was sie sagt.
Inzwischen habe ich also nicht mehr die Angst davor zu versagen, ich bekomme jeden Tag brühwarm vorgesetzt, dass ich ein „Schlaffi“ sei.
Ihre neueste Masche ist es, mich da unten anzupusten und in einer Gänsehaut zu baden.
Ich habe schon oft davon gehört, dass Männer zu 90% der Tageszeit an Sex denken. Fragen Sie mich bitte nicht, ob damit Wachzustand gemeint ist; ist bei mir ja inzwischen auch eh ziemlich gleich geworden. Aber eines muss ich bestreiten: Mir geht es nur um diese Vagina des Teufels. Ich habe nur noch kein Mittel gefunden, sie auszuschalten. Sollte ich Wachs nehmen? Mit Bondage sollen sich ja auch erstaunliche Resultate erzielen lassen. Oder reicht ein einfaches Pflaster? Vielleicht doch lieber Panzerband!
Ich habe jetzt doch den Namen eines Arbeitskollegen gehört: „Paul“.
Carla sagte, sie würde sich erst einmal bei ihm von mir erholen müssen. Zum Glück konnte ich mich noch dahingehend hinausreden, dass ich es nur mal mit alternativen Entwachsungsmitteln versuchen wollte, aber sie hörte mir gar nicht zu. Auch meine Beteuerung, dass ich sie liebe, aber unsere Beziehung schwer durch ihre Vagina gefährdet sei, schmetterte sie mit einem verachtenden Blick ab.
Wie dem auch sei; heute Nacht schlafe ich bestimmt besser als Paul.