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Dust & Dirt Inc.

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08.04.2010
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Dust & Dirt Inc.

Dust & Dirt Inc.

13:38 Uhr. Die nächsten auf der Auftragsliste waren Schmidts. Er tippte die Adresse ins Navi ein und ließ sich leiten. Das Auto parkte er in einer Seitenstrasse. Über sein Mobiltelefon rief er den Videostream der Überwachungskamera ab, welche die Firma versteckt gegenüber dem Eingang installiert hatte. Er überflog das Infoblatt. Frau Schmidt war Lehrerin und mindestens noch zwei Stunden in der Schule, Herr Schmidt Büroangestellter und kam erst mit der Linie 19 um 16:32 Uhr nach Hause. Die große Frage war, ob ihre Tochter im Teenageralter die Wohnung rechtzeitig genug verließ. Laut Telefonüberwachungs-
protokoll war sie verabredet. Trotz guter Vorbereitung warten, das gehörte zum Job. Die Kunst war zu wissen, ob es sich noch lohnte. Kurze Zeit später verließ sie das Haus. Ein Blick auf die Uhr, es würde reichen, nicht üppig, aber er war Profi.

Schnellen Schrittes, gerade noch langsam genug, um nicht aufzufallen, ging er zum Haus. Den dunklen Koffer trug er am rechten Arm, seine Arbeitsutensilien. Die Haustür des Mehrfamilienhauses war nicht richtig ins Schloss gefallen. Er konnte sie einfach aufdrücken. Unverhofft ein paar Sekunden gewonnen.

Schmidts wohnten in der zweiten Etage. Ein Türschloss mit Zylinder KESO 2000S Omega. Achtzehn Sekunden, dann war er drin. Sein Blick glitt durch den Gang. Die Wohnung sauber wie geleckt, so waren Schmidts. Erstes Zimmer links, das der Tochter, zweites Zimmer links, das Schafzimmer der Schmidts, sein erstes Ziel.

Seine Augen arbeiteten schnell und systematisch, verglichen die Skizze in seinem Kopf mit der Wirklichkeit. Alles war sehr, sehr ordentlich und reinlich, selbst beim zweiten Hinsehen. Sein Blick blieb am Chagall hängen, La Creation de L’hombre, nicht alarmgesichert, 70 auf 46 Zentimeter, Kunstdruck, so um die 25 Euro bei Kaufhof. Er grinste, musste fast losprusten. Der Rahmen war teurer. Mit dem Finger fuhr er über die obere Kante des Rahmens. Kein Krümelchen Staub blieb an seinem Finger haften. Alles so, wie erwartet.

Er öffnete seinen Koffer. Routiniert arbeiteten seine Hände, holten flink die silbergraue Staubdose heraus, stachen mit dem Spatel hinein, strichen über dem Rahmen und verteilten den Staub. Rasch glitt er mit dem Ionisator ein Haarbreit darüber, flüchtiges Staubwedeln genügte jetzt nicht mehr. Eine handvoll Staub unter jedes Bett geworfen, die Kabel des Weckers bestrichen, Steckdosen- und Lichtschalteroberkanten, Türrahmen. Aus einer Büchse nahm er ein paar Staubfusel der Größe M bis L und ließ sie hinter die Kommode fallen. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es trotz der verbleibenden vier Zimmer noch für die Deckenleuchte genügte, welche aus mehreren Spots bestand. Ein Niedervolt Schienensystem verband die einzelnen Leuchten und spannte sich dabei fast kunstvoll über die Zimmerdecke, so dass er wie eine Ballerina auf der hölzernen Bettkante balancieren musste. Aus einer Dose versprühte er zusätzlich feine Spinnweben und verband so die Spots. Auf dem Bettzeug hatte er dabei keinerlei Fußabdrücke hinterlassen. Das war Qualitätsarbeit.

Zufrieden blickte er auf sein Werk. Hier war es jetzt wieder staubig. „Ein Service Ihrer Dust & Dirt Inc.“, flüsterte er noch in den Raum.

 

Hallo pihalbe!

Ah! die kenn ich, das heißt, gesehen hab ich diese Typen noch nicht, aber die stauben regelmäßig meine Wohnung ein!

Kann man denen kündigen? Gibt’s da ein Formular? Und wer bestellt die überhaupt erst und wie finanzieren die ihre Kosten?
Fragen über Fragen. Aber dennoch eine schöne Geschichte mit überaschender Erklärung für die Agentenartige Tätigkeit des Protagonisten.

ob ihre Tochter im Teenageralter die Wohnung rechtzeitig genug verließ. Laut Telefonüberwachungsprotokoll war sie verabredet. Trotz guter Vorbereitung warten, das gehörte zum Job.
hinter "laut" ist eine unschöne Lücke.

Sein Finger fuhr über die obere Kante des Rahmens. Kein Krümelchen Staub blieb an ihm haften.
Wahrscheinlich am Finger, oder am Rahmen? Wird nicht ganz deutlich, worauf sich diese Aussage bezieht.
Routiniert arbeiteten seine Hände, holten flink die silbergraue Staubdose heraus, stachen mit dem Spatel hinein, strichen über dem Rahmen und verteilten ihn.
Auch hier ist unklar ausgedrückt (obwohl ich es ahne), was da verteilt wird. Der Rahmen?

Gruß

Asterix

 

Hi pihalbe,

herrlich, hat mir gut gefallen. Endlich weiß ich, wo der ganze Staub herkommt. Bisher hatte ich die Saharawinde im Verdacht, Fehleinschätzung! Aber der Kerl muss sich in Acht nehmen, wenn ich mal früher nach Hause komme, wäre ich glatt in der Lage, einen Mord zu begehen :D, wenn ich an die Jahre denke, die ich schon mit Staubwischen und saugen verplempert habe ...

Er grinste, musste fast losprusteten.

Da ist Dir aus Versehen ein Präteritum reingerutscht.

Ansonsten tadellos und die Idee astrein und sauber umgesetzt, wahrscheinlich zum Leidwesen Deines Protagonisten.

Weiter so, liebe Grüße
Giraffe :)

 

Hallo pihalbe,

eine kurzweilig unterhaltsame Kurzgeschichte für zwischendurch. Hab sie mit Neugierde gelesen, das amüsante Ende so nicht erwartet. Nette Idee. :)

Evtl. nimmt der Titel zu viel vorweg (obwohl ich ihn nicht schlecht finde). Zumindest deutet er bereits vor dem Lesen an, worum es inhaltlich geht, was für manche Leser vielleicht ein zu vorzeitiger Hinweis auf die Pointe sein könnte.

Viele Grüße
Michael

 

Danke für die Anmerkungen; freut mich, Euch unterhalten zu haben.

 

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