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Ein Auszug der Sinne in vier Akten
1. Hand
Granate zerfetzt unschuldiges Leben. Rücken liegen trostlos im Schoss. Fläche winkt politisch klug, ruht auf missbrauchtem Buch, ausgestreckt ergreift sie andere. Schlag verbindet und verpflichtet, wird gebrochen, gnaden-, erbarmungs-, rücksichtslos. Schuh verwischt die Spuren, lässt im Dunkeln die Verfolger. Schrift verrät des Täters Wesen. Werk begeistert und lässt staunen. Zeichen schaffen Klarheit.
2. Auge
Aufschlag verwirrt die Sinne, lässt die Herzen erwärmen. Mass verlangt nach Übersicht, lässt Distanzen prüfend überwinden. Ringe zeugen von durchzechten Nächten. Schein der manchmal trügt, doch Wahrheit finden lässt. Winkel öffnet Möglichkeiten, rechtzeitiges Erkennen von tödlicher Bewegung. Wischerei zum Wohle der selbstbetrügenden Öffentlichkeit. Zwinkern lässt ein Lächeln enstehen, schelmisch Gesagtes relativieren. Zeugen erzählen von dem Grauen, ereifern sich in verzerrter Wahrheit, stumm Geheimnis in sich tragend.
3. Nase
Bären wandern hinter Glas, rastlos und stoisch auf immer gleichen Bahnen, bestaunt vom zahlenden Publikum. Beine brechen durch rechten Haken. Bluten aufgrund menschlichen Versagens. Flügel beben weiss vor Zorn. Bohrer dringen tief und fördern Nutzloses zutage. Stüber freundlich gemeint und falsch verstanden. Höhlen brennen beissend, Veilchenduft vermischt mit Weihrauch. Weis droht Schwarz mit Schach. Spitze zeigt Anflug von Unsicherheit, Eisberg droht am Horizont. Längen voraus in Sichtweite des Siegs.
4. Ohr
Würmer dringen ins Hirn, um in pfeifender Klangform den gespitzen Lippen wieder zu entfliehen. Schmaus erzeugt von tausend Chören. Läppchen verziert mit baumelndem Nippes. Hörer, die gute Kunde vermitteln. Sausen, verursacht durch Eintritt des Unfassbaren. Sessel mit selbstgefälligem Wirtschaftsführer. Feigen für die arbeitende Gesellschaft.
Epilog
Sinngemäss sind Sinne Erlebnisvermittler des Seins.