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Ein deutscher Mänätscher
Maik Meyer schaute nervös auf seine Armbanduhr. Mit stetem Gleichmut kreiste der Sekundenzeiger um die Mittelachse und zog dabei unablässig jedes Mal den Minutenzeiger ein Stück mit.
„Ich werde es kaum schaffen“, stöhnte er in sich hinein, vom Termindruck gehetzt. Fast bösartig war ihm der Stau erschienen, die Masse rollender Blechgefäße auf ihrem Weg zwischen Start und Irgendwo. Warum hatte man ihn auch zu dieser Stunde, zur Rasch-Auer, gezwungen, den Termin am Ährport wahr zu nehmen?
Da war das kurze Brieffinck, vom Hähd der Forß-Grub wie gewohnt überzogen. Im Laufschritt hatte er das Gebäude verlassen. Natürlich war es sein Fehler, dass er seinen Wagen heute Morgen beim Kahr-Wosch abgegeben hatte. So musste er ihn noch auslösen. Dabei hatte es einige Probleme gegeben. Seine Krädit-Kart wurde am Point-off-Sähl erst nach mehreren Versuchen akzeptiert.
„Teim is Manni“ war der Lieblingsspruch des Leitwolfs. Die Einteilung der knappen Riehsorssen oblag dem Geschick des einzelnen Tiem-Mämbers. Das wurde von einem Äckaunt-Mänätscher wie ihm erwartet.
Er hatte sein Fahrzeug im Parkhaus abgeworfen und drängte sich im Dschocking-Stil durch die behäbige Masse Mensch hindurch zum Törminell Tu.
Maik war mit dem Mänätschinck-Deiräktär des Trähd änd Sähl-Offiss der Milk änd Fuhd-Kampanie verabredet. Dieses Unternehmen war ein bedeutsamer Kastammer seines Arbeitgebers, deshalb ihm Pi-Dschi Schulz, der in seiner Kindheit schlicht Paul-Günter gerufen wurde, ans Herz gelegt hatte, diesen wichtigen Mann unbedingt am Flughafen gebührend in Empfang zu nehmen.
Gustl Vierhuber wirkte in seinem Erscheinungsbild jedoch nicht wie der Macher einer groß gewordenen oberbayerischen Verbandsmolkerei.
Auf seiner Hast zum Informäschen-Kaunter stolperte Maik mit vull Spied über ein paar ausgestreckte Füße. Ein unrasiertes Gesicht grinste ihn vom Fußboden her an, die nicht studiosgesteilte Hand streckte sich ihm entgegen: „Hast ´mal ´nen Euro?“
Maik zwängte sich kommentarlos an dem zeitlos seiner Beschäftigung nachgehenden Mann vorbei und vernahm aus dessen Mund den ihm geltenden Wunsch: „... fack ju!“.
Die hübsche Blonde am Kaunter des Näschänäl Kärriers wies ihm den Weg zum Geht vor, gleich hinter dem Snäckpoint links, durch die Schopping-Moohl hindurch.
Mit hängender Zunge erreichte er das Ähreiwel-Geht und parkte sich in der dort wartenden Menge ein. Smarte Büssineß-Piepel standen einträchtig neben aufgeregt hin und her trippelnden jungen Göhrlies, auf ihren weltreisenden Nachwuchs wartende Großeltern oder munter das Durcheinander verstärkende Kleinkinder, die ihren heimkehrenden Dähd begrüßen wollten.
„El-E-i-tsch fifftien-feiv from Mjunick sixtie Minits läther“ verkündete eine sympathische Frauenstimme über den Lautsprecher.
Maik Meyer stampfte unwillkürlich mit dem Fuß auf die klinisch reinen Fliesen. Da setzte er sich diesem fürchterlichen Stress aus, riskierte auf der Fahrt seine Gesundheit, trieb den Puls gefährlich in die Höhe und erreichte mit hängender Zunge und mit einem Ganzkörperschweißfilm überzogen das Tahrdschet, nur um zu hören, dass andere offensichtlich wenig von Terminvereinbarungen hielten. Dschasst-in-Teim galt anscheinend nicht für die Fluggesellschaft.
Warum hatte er sich eigentlich dieser Belastung ausgesetzt? Oder, wie gut hätte er diese Stunde noch an seinem Schreibtisch nutzvoll verbringen können, selbst wenn es nur für Kliehr-Däsk gewesen wäre?
So war er gezwungen, ganze sechzig Minuten ohne jede sinnvolle Aktivität am Flughafen zu verbringen. Eine ganze Stunde seines wertvollen und vollverplanten Lebens zu vergeuden. Dreitausendsechshundert kostbare Sekunden, die in seinem Teim-Skeduhl nicht vorgeplant waren.
Märi – ihre Großtante nannte sie bösartiger weise immer noch „meine kleine Maria“ – hatte in ihrer Funktion als Ässistenz ein Mieting-Ruhm am Ährport reserviert, eben für genau diese ein Stunde, die jetzt nutzlos verstreichen sollte.
Dort wollte Maik dem Repriesentittiff des Kastammers kurz ein paar Tscharts präsentieren, in dem das Vorrkahst für die Huhlsähl-Äktschen dargestellt war. Selbst der Biemer war nicht vergessen.
Er wühlte aus seiner Jackentasche das Mohbeil-Fohn hervor und versuchte sein Offiss zu erreichen. Schließlich war im Anschluss an diese kurze Introdaktschen ein kleiner Brahnsch geplant. Nichts großes. Ein paar Snäcks, Sohftdrings oder alternativ etwas Koffie. Das lockert auf, gibt Gelegenheit zu einem Smohltohck. Außerdem war es genau das richtige Wohrm-Ap, bevor Maiks Hähd-off-Diepartmänd zur kleinen Gesellschaft stieß, um den gewünschten Diehl beim Besuch einer Naidshoh einzutüten.
Man hatte ihn nicht gefragt, ob er nicht viel lieber den Abend vor dem TieWie verbringen würde, etwas Fahst-Fuhd vor sich und mit halbem Auge dem Fuhtbohlmätsch folgend.
Statt dessen verbrachte er die zweiten acht Stunden seines Arbeitstages in Gegenwart von
Mänätschinck-Deiräktär Gustl Vierhuber. Zudem war es für ihn, Maik, eine besondere Anstrengung, diesem Mann ein ausgewogener Kommunikationspartner zu sein.
Mit dessen breiten oberbayerischen Dialekt hatte Maik seine Probleme.
Warum sprach dieser Mensch nicht ein ebenso akzentfreies Hochdeutsch wie er?