Toll, Katla ...
daß Du diese Anmerkungen zu Deinen eigenen Zweifeln darlegst. Du stellst mir Fragen, die ich mir auch schon gestellt habe und ich habe im Laufe meines Lebens Antworten finden können. Ich mag sie dir offenbaren.
wer aber kann wirklich vergeben?
Gott kann es, viele Menschen ebenso. Ich selbst spreche zu diesem Thema aus reiner christlicher Warte. Und als getaufter Mensch weiß ich genau, daß von mir Vergebung verlangt wird. Ich darf vergeben und ich darf um Vergebung bitten. Aber gerade als Mensch kann ich nicht alles und nicht jedem vergeben. Dazu gibt es eine höhere Instanz. Nur sie kann dann befrieden. So ist mein Glaube zu Deiner Frage. - Ich glaube, es steht mir sogar nicht zu alles und jedem (alles) zu vergeben. Wie kann ich soetwas glauben? Es ist dann ganz einfach, denn ich glaube ganz einfach daran und ich weiß genau, wenn ich vergeben und vergessen und verzeihen kann, dann geht es mir auch seelisch besser. Aus psychologischer Sicht werde ich dann in allem etwas wurschtiger und ich darf vergessen. (Nicht alles sollte man vergessen.)
Gehen wir von der Existenz eines Gottes aus: ist er nicht der eigentliche, wahre Schuldige?
Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Und ich habe sie mir ganz eindeutig beantworten können. Ich glaube nach wie vor, daß Gott etwas antun kann, allein durch Hinwendung. Die Taten die dem folgen und anrichten, hat aber der Gläubige zu verantworten. Aus dem Islamischen Glauben habe ich einmal vernommen, daß man sagt, Allah ist mächtig, Allah ist groß. Das glaube ich eben auch. Und seine Wunder und Geheimnisse kann ich jedenfalls nie ganz verstehen. Mein persönlicher Glaube nimmt an, daß der Schöpfungsgedanke gar nicht so wichtig für mich ist. Man hat es mir gesagt, es sei so. Na bitte. Mein persönlicher Glaube nimmt keinen tätlichen Gott an. Gott hat Macht über alle Dinge und uns Menschen aber er tut niemandem etwas an, weil er nicht handelt. Jedenfalls nicht so, daß ich mit Gewißheit annehmen könnte, das Eine oder Andere sei direkt aus Gottes Hand. Ich bleibe dann lieber weltlich und kümmere mich um naturwissenschaftliche Erklärungsversuche. Ihre Grenzen habe ich allerdings durch Glauben erkannt. Einen tätlichen Gott, der handelnd den Holocaust zuläßt oder sogar aktiv vollstreckt, und man darf annehmen, daß es Menschen gibt, die soetwas glauben, würde ich nicht anbeten sondern sogar bekämpfen. Auch das ist Menschen möglich. Viele Gottheiten gelten der Gegenwart als überwunden.
... gelten die Gebote nicht auch für ihn selbst?
Eine gute Frage. Ich mag sie verneinen. Gott kennt für sich selbst keine Gesetze und Gebote. Nur zum Schutz des Menschen hat er ihm Gebote (und nicht Gesetze) aufgegeben. Ich begreife Gott niemals ganz, genauso wenig wie ich mich selbst jemals ganz begreifen kann. Übrigens, Jesus von Nazareth sprach am Kreuz: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Wir Menschen urteilen ja auch selbst über andere und wissen hierbei genau, daß der zu Verurteilende keine Ahnung seines Tuns und Lassens hatte. Nur die anderen besahen es sich genauer. Man wünscht sich jetzt Klugheit und Weisheit, außerdem Gerechtigkeit bei dem Ermessen der Richter. Übrigens Pontius Pilatus hat diese Tugenden (Generaltugenden) besessen. Er sprach, er könne keine Schuld an ihm finden. Er gab aber dem Gesetz nach. Ein Richter muß es u. U. Es gibt aber auch Ermessensspielräume. Pontius Pilatus hat von ihnen dekadenter Weise keinen Gebrauch gemacht.
Er macht sich selbst an seinen Schöpfungen des Massenmordes schuldig
Ich wagte es niemals, so etwas zu behaupten. Gefragt habe ich mich das aber auch schon. Doch sicher, gerade das Alte Testament behauptet davon. Aber als Christ sehe ich mich von dem strengen Glauben an das Alte Testament entbunden. Ich interpretiere es lieber und lege es aus. Sollte Gott es vornehmen, nehmlich Seuchen und Krankheiten über die Menschheit zu bringen, um sie strafend zu märzen, wäre ich nicht bereit, zu ihm zu beten. Er hätte es nicht verdient. Und seine Drohungen, mich zu verwerfen, nur weil ich ihm diese Untaten nicht abnehme, würde ich ignorieren. Ich glaube aber auch nicht, daß Gott (ich meine nicht den, wie ich ihn will sondern den, der sich mir durch Eingabe und Erkenntnis offenbarte) so etwas tut. Ich habe, vielleicht auch durch die Lehre des Jesus von Nazareth keine Angst vor Gott. Er tat mir nichts an, sondern Kleinglaube tut mir etwas an. Auch der eigene. Übrigens Vergebung, auch die Vergebung durch sich selbst, versetzt hier bei Berge.
... seinen göttlich-menschlichen Sohn, sieht dessen Sterben zu.
Ungerührt? - Ich glaube nein. Übrigens, eine kleine Glaubenskrise, die mich in diesem Frühjahr schüttelte, ließ mich selber zweifeln. Mein Gottesbild habe ich Dir erklärt. Es ist keines. Ein Bildnis von ihm entspräche auch nur meinem Wunsche. Ich kann Gott nur durch andere Menschen, die von ihm zeugen, begreifen. Nur so weiß ich von seiner Existenz. Der Kleinglaube eines jeden Menschen läßt ja soclhe Fragen zu. Bewiesen ist mir allerdings durch die Kreuzigung des Jesus von Nazareth, daß sich etwas ereignete. Man spricht von einem Erdbeben. Verfinsterung der Sonne. Auch dieses Naturereignis will ich nicht als die Reaktion Gottes auffassen. Nach meinem Glauben ist er auch jetzt viel größer und mir ingänze unverständlich. Täter waren aber die Menschen und nicht Gott. Psychologisch mag ich mir manches erklären. Ich glaube, daß Naturkatastrophen Ankündigungen erfahren, z. B. durch Vorbeben. Und ich glaube, daß diese Katastrophen das Menschliche Verhalten beeiflussen. Sie wollen vielleicht lieber noch schnell ein Menschenopfer darbieten, um Gott zu beschwichtigen. Er nimmt es nicht an. Aber, entgültig gestorben ist sein einziger Sohn trotzt des Mordversuches eben auch nicht. Es gibt Zeugen, die glaubhaft versichern, daß sie Jesus einige Tage später begrüßten. Er lebte. Er war nicht geistig erschienen, sondern fleischlich. - Nun, ich will ihn lebend. Und ich glaube, niemand richtitete Jesus hin sondern es blieb bei einem barbarischen Versuch. Dieses gilt zumindest für die erste Kreuzigung. Was danach aus ihm wurde, weiß niemand, so glaube ich. Jesus hat aber allen Menschen vergeben. Deshalb ziehe ich mir die Schuldfrage an seinem Los auch gar nicht so rein.
Ein Gott erschafft Menschen, und läßt das "Böse" gewähren, läßt "Sünde" zu, auch in der Form von Mord, obendrein ein Bruch seines höchsten Gebots.
Ja, man kann das nicht begreifen. Gibt es ein höchstes Gebot? Auch darüber habe ich schon einmal nachgedacht. Eigentlich sind alle gleichwertig. Dennoch gibt es Rangfolgen. Das höchste ist demnach das Erste: Ich bin der Herr Dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir. Höchstes Gut ist aber auch das menschliche Leben. Niemand darf es zerstören, nicht einmal Gott. Ich glaube übrigens, Menschen sterben auch durch Gottesmacht ebenso durch Selbstzerstörung. Die mußte er zulassen, vielleicht auch nein. Jedenfalls, manchmal kann Gott doch einen mal ... Oft verfallen wir Menschen dann der Doppelmoral. Aber auch sie ist Menschenwerk. Sie liegt im Urteil des Menschen. Gott ist mit seinen Eingaben immer eindeutig.
Für mich wirken kriegerische Engel in ihrer Schuldlosigkeit älter als der Gott, der sie geschaffen haben soll.
Engel nehmen gestalt an. Es ist wundersam. Es sind vielleicht nur Trugbilder, die uns verklärte Menschenwesen mit Flügeln zeichnen. Es gibt aber Menschen, die von sich aus eine Engelsrolle übernehmen. Es gibt Menschen, die werden durch ihr menschliches Wirken und ihre Taten von anderen als Menschen gesehen. Kriegerische Engel? Ja, sie sind von mir unerwünscht, weil ich Krieg hasse. Übrigens habe ich Jesus von Nazareth so verstanden, daß er prophetisch sagte: ich bringe das Schwert unter die Menschen und viele werden es in meinem Namen ergreifen. Menschen tun es also von sich aus. Niemand kann sie vielleicht daran hindern. Gefordert ist es aber auch von niemanden. Es ist nur Anmaßung; so will ich glauben.
Und anders als der Gott nicht aus sich selbst heraus an Manipulation interessiert.
Gott ist nicht an Manipulation interessiert. Er verlangt nur Hinwendung und natürlich auch Gehorsam.
Ich habe Deinen Engel gesehen, wie er mit übereinandergeschlagenen Beinen abseits des Geschehens sitzend aus seinen schwarzen Augen das Drama lange beobachtet. Was ihn dann rührt, ist unerklärlich.
Vielleicht ein innerer Auftrag; eine innere Berufung. Er hat das Verlangen, dem Unrecht das Gröbste zu nehmen, indem er Hoffnung und Auferstehung zuläßt. Was ihn rührt, ist wirklich unerklärlich, genauso wie die Auferstehung mit Bestimmtheit nicht zu erklären ist. Sie ist aber Menschen auch medizienisch möglich. Doch darum geht es hier nicht. Vielmehr geht es auch um die Überwindung der Kleingläubigkeit bei diesen Fragen. Der Herr ist erstanden! Das ist die wahre frohe Botschaft. Freut euch!
Bis heute ist mir übrigens ein Rätsel, warum die Botschaft des Christentums "Liebe" sein soll.
Auch dieses ist eine sehr gute Frage. Ich hatte vor einigen Jahren diesbezüglich eine umwälzende Glaubenskrise. Ich hatte in der heiligen Schrift erfahren, daß Jesus von Nazareth die ausschließliche Hingabe zur reinen Liebe selbst in seiner Predigt verworfen hat. Er spricht: Wer nicht hassen kann wie ich, kann nicht mein Jünger sein. Das heißt, Jesus schließt für sich selbst den Hass nicht aus. Er beweist es uns mit kollerischen Ausbrüchen in Synagogen, wo er Marktstände umwarf. Und Jesus flucht auch. Nur die reine Haßentfaltung ist Jesus gleichermaßen fremd. Vielleicht zwingt er die Menschen auch so in die reine Vernuft, sofern sie ihm folgen.
Abgesehen davon, bin ich heilfroh, daß dieses Jahr der Sommer auf ein Wochenende fiel.

Mysterium!
Ich hoffe, ich konnte dir erfreuliches mitteilen.
Herzliche Grüße von joasch